Tir. 5* 46. Jahrgang
1. Beilage des Vorwärts
Donnerstag. 3. Januar 4929
Sm vergangenen Monat wurden die Verhandlungen zwischen dem Luftschiffbau Zeppelin und dem Reich bzw. der Internationalen Studiengefellschaft zur Cr- forfchung der Arktis über die iBerettftellung des„Graf Zeppelin * für die Polarflüg« der Studiengefellschaft zum Abschluß gebracht, fetzt hoben in Berlin neue wichtige Besprechungen be- gönnen, die die Weiterentwicklung des Luftschiffbaus Zeppelin und die Vorbereitungen für die Schaffung eines regelmäßigen Luft. fchiffverkehrs betreffen. Zunächst handelt es sich darum, daß eine Verkehrsgesellschaft gegründet werden soll, die das nächste zu erbauende Luftschiff, also den L. Z. 128, bestellt, um mit diesem neuen auf Grund der Er- fohrungen der diesjährigen Ameritafahrten entsprechend abgeän- derten und verbesierten Zeppelintyp einen regelmäßigen Transatlantik-Derkehr in Angriff zu nehmen. Daneben beabsichtigt der Luftschiffbau den ihm gehörenden Flugplatz Staaken an die Stadt Berlin zu verkaufen, aller. dings nur das Gelände selbst und möglicherweise das Werk II, in dem die Werft der Lufthansa untergebracht ist, während das Werk l. die Zeppelinhall« mit den Nebenbauten, die an ein Filmuniernehmen verpochtet sind, im Besitz des Luftschiffbaues bleiben soll. Die Stadt Berlin ist bekanntlich, wie dies Oberbürgermeister Büß bei dem Empfang des„GrafcitLeppelin" in Staaken zum Ausdruck gebrocht hat, ari diesem Gelände insofern interessiert, als sich hier möglicher» weise die Pläne für einen großen lvelkwstschifshasen verwirklichen lassen. Unbeschadet von diesem Prosekt gehen natürlich auch die von Friedrichshafen aus ausgestellten Pläne weiter,«inen reuou Lustschiffhafcn in der in meteorologischer Hinsicht besonders günstigen badischen Rheinebcne zu schaffen. Auf jeden Fall würden die aus dem Verkauf von Staaken erzielten Mittel den Luftschiffbau in den Stand versetzen, schon jetzt mit den Arbeiten für den 2. Z. 128 zu beginnen, damit das Luftschiff, wie beabsichtigt, bereits im Jahre lZZÜ in Dienst gestellt werden kann. Für die Montage der großen Gitterringe und des ganzen Lnftschisfkörpers ist allerdings die Fertigstellung der profektierten neuen Werfthalle mit Friedrichshofen eine notwendige Voraussetzung. Es steht jetzt fest, daß die Luftschiff- werft auf dem alten bisherigen Gelände in Friedrichshofen erhalten bleibt. Es wird auch weiterhin genügen, weil ja die neuen Luft- schiffe nicht mehr länger als der„Graf Zeppelin*, vielmehr nur dicker werden, so daß also keine Schwierigkeiten bei den Aufstiegs- und Landungsmanövern zu erwarten wären. Voraussichtlich wird man die neue IVerfthallc. die die bisher größte. ün der. jetzt, der„Graf ZeppAin' ücgt. ganz wesentlZch, sowohl in der Spannweit«, wie in der Höhe überfressen wird, an der Stelle einer der beiden alten Zeppelinhallen errichten, die fetzt zwischen dem Derwaltungsgebäude und der großen Halle in Friedrichshafen liegen und der Fabrikation und der Montag« dienen. Die. Mittel für die neue Werftbolle werden sowohl vom N e i ch. wie vom Freistaat Württemberg zur Verfügung oestellt, und der Bau soll so beschleunigt werden, daß die Fertig- lrellung noch im Laus« des kommeirden Jahres erfolgen kann, damit dann unverzüglich mit der Montage des neuen Luftschiffs begonnen werden kann. In diesem Zusammenhang ist es von Interesse, daß parallel mit den Berhondlungen über die Schaffung einer Luftfchiff-Ver- kehrsgesellschaft auch tn der Fliegerei die Bildung einer Transatlantik-Ünftverkehrsgesellschaft vorbereitet
wird. An diesem Unternehmen werde» sich, wie wir zuverlässtg erfahren, neben dem R e, ch die Deutsch « Lufthansa und die Schisfahrlsgesellfchast« n beteiligen. Für den Vorstand dieses neuen Unternehmens, in dem alle beteiligten Interessentreise gebührend vertreten und berücksichtigt fein werden, nennt man bisher die Nameu zweier besonders aussichtsreicher Kandidaten, und zwar des Freiherrn v. H ü n e f e l d und des ehemaligen Uboot- kommandanten M 0 r a h t, der zurzeit bei der Lusthansa tätig ist. -1929 Welireise des„Graf Zeppelin". Neue Wersthalle in Friedrichshasen. Kurz vor dem Jahresende hat Dr. Ecken er sich über seine Pläne für das Jahr 1b2S geäußert. Danach ist nach Abschluß der von der DVL. geforderten weiteren Derfuchsiahrten voraussichtlich im März wieder mit einer großen Reife des Luftschisses zu rechnen, die eventuell über dos Mittelmeer nach Aegypten und Pa- l ä st i v a führen soll. Die englische Regierung hat bereits den Anker- mafl in Port Said für eine eventuelle Zwischenlandung des „Graf Zeppelin * zur Verfügung gestellt. Die große Weltreise, die Dr. Eckener bekanntlich seit langer Zest geplant hat. wird dann vor- aussichtlich im Hochsommer dieses Jahres angetreten werden. Sie fall quer über Sibirien , dessen Hochgebirge am Südende des Baikolsees passiert werden, zunächst nach Tokio führen, wo, voraussichtlich durch Lieferungen von Amerika her. ein Brenngas- und Brenn» st 0 f f l a g e r«ingerichtet wird. Von Tokio aus geht die Fahrt dann voraussichtlich über San Diego (Kalifornien ) und Lake- hurst nach Friedrichshafen zurück. Alle Vorbereitungen für diese größte Fahrt, die ein Luftschiff bisher>e unternommen hat, werden schon jetzt getroffen, insbesondere auch hinsichtlich der Wetter- beratung und des Studiums der meteorologischen Verhältnisse im fernen Osten. Dr. Eckener mtll auf die Weltreise ein« Reihe von Passagieren und vor allen Dingen große Wengen Post mitnehmen. Daneben schweben die Verhandlungen mit der Werstleitung über die Gestaltung des bis zum Jahr« 1930 zu bauenden neuen Zeppelin- luftfchiffes, das den„Graf Zeppelin* nicht nur an Größe, sondern' vielleicht auch hinsichtlich der Zahl der einzubauenden Motoren er- heblich übertreffen soll. Ein« definitive Entscheidung hinsichtlich der Maschinenanlage ist noch nicht gefallen, doch ist u. a. der Plan auf- getaucht, den neuen Zeppelin mit zehn Motoren an Stell« der bis- herigen fünf auszurüsten. Voraussichtlich im nächsten Monat wird mit dem AbrißderaltensogenanntenRingbauhalle w Friedrichshofen begonnen werden, die zwischen dem DerwaÜungs- gebäude und der mittleren der drei Hallen liegt. An ihrer Stell« wird die neu« große Werfthalle errichtet, die SO Meter breit- 46 Meier hoch und 260 Meter lang sein wird.
Lebhafter Aeujahrsverkehr. Die neue Verkehrs A-G. beförderte 7 Millionen Fahrgäste Der letzte Tag im Iah«, der gleichzeitig für Straßenbahn, Waag und SchnelLxchn der letzt« Tag der Selbständig- keit war, und der erst« Tag der neuen Derk«hrs»A.-G. haben besonders hohe Berkehrcergebnisse zu verzeichnen. Gegenüber dem vorjährigen Silvester und Neujahr ist im Durchschnitt eine zehnprozentige eoteigeiung festzustellen. Bemerkenz- wert ist, daß zum erstenmal die A b 0 a g sogar mehr Passa- giere befördert« als die Schnellbahn. Insgesamt wurde die Straßenbahn Silvester und Neujahr von 4* Millionen Fahrgästen benutzt, von denen Z Millionen Silvester und ln der Nacht von Siloester zum Neujahr gezählt wurden. Vi Million
am Neujahrstvge selbst. Di« Schnellbahn wurde von 1,37 Millionen Fahrgästen benutzt. Hiervon kommen auf Silvester 970 000, auf den Neujahrstag 400 000. Der Omnibusverkehr, der im ganzen 1,42 Millionen betrug, verteilte sich derart, daß am Silvester 900 000 Fahrgäste, am Neujahrstage S20 000 Fahrgäste feit-�stellt werden konnten. Insgesamt such van allen drei Bahnen rund 7 Millionen Personen befördert worden. Die Reichsbahn zählte am 1. Januar rund 1 Million beförderte Personen aus den Stadt-, Ring, und Borortbahnen. Für den Silvesterverkehr sind auf allen Strecken in der?tacht zum 1. Januar Sonderzüge gefahren worden, die von etwa 2Ä>000Per° sonen benutzt wurden._ Die Waldenburger Affäre. Bor der Derhafirmg zweier Berliner Fmanzsente. Waldenburg, 2. Januar. Der von der Stadtverordnetenversammlung zur Prüfung der Vorgänge bei der Aufnahm« der Stadtanleihe und dem Berkauf der Obligationen eingesetzte Untersuchungsausschuß hat heute den Beschluß gefaßt. Strafanzeige gegen den Berliner Bankier Rathke und den Geldvermittler Reich- mann zu erstatten. Vom Magistrat ist eine Deputation zur Ber - liner Staatsanwaltschaft entsandt worden, um die sofortig« VerHeft tung der Genannten herbeizuführen. Ferner hat der Unterfuchungs- ausfchuß beschlossen, die Ergebnisse seiner bisherigen Feststellungen der Waldenburger Staatsanwaltschaft zuzustellen, damit diese gegebenenfalls die notwendigen Matznahmen zur Klärung in straf' rechtlicher Beziehung gegenüber dem Oberbürgermeister Dr. Wiesner und dem Bankdirektvr Pingal von der Stadtbank ergreifen könne.
Giraßenunglück in Neukölln. Drei Personen vom Autobus überfahren. In der Berliner Straße zu Neukölln ereignet« sich gestern abend ein schwere» Straßenunglück, bei dem eine Person ge- tötet wurde und zwei weiter« schwer« Verletzungen davontrugen. An der Kreuzung Berliner - Ecke Anzengruberstraße wollten die Zljöhrige Frau Ida Knau.j aus der Werraftraße 1 und ihre ZOjährige Schwester Eise Mühlenbeck aus Loosen i. W.. die in Berlin zu Besuch weilt, sowie deren siebenjähriges Töchterchen Erika den Fahrdamm noch vor einem herannahenden Autobus der Linie 4 überqueren. Di« Frauen hatten aber die Entfernung unter- schätzt, wurden mit dem Kinde von dem Autobus erfaßt und über fahren. Der Führer des Wagens hatte noch versucht, mit oller Macht zu bremsen, doch konnte er sein schweres Gefährt auf dem vereisten Fahrdamm nicht rechtzeitig zum Halten bringen und«in Unglück nicht mehr verhindern. Die Verunglückten wurden durch die alarmierte Feuerwehr t» das Urbankrankenhmts gebrocht, wo Frau Mühlenbeck gleich nach ihrer Einlieferung gestorben ist. Die Verletzungen der Frau K n a u t und des Kindes sind gleichfalls schwer. aber nicht lebensgefährlich. Nach Zeugenaussagen soll den Führer des Autobus keine Schuld an dem Unfall treffen.
Oer Spaziergänger auf Strümpfen. Ein sonderbarer Selbstmörder an der Oberspree. Am Dienstogmorgen um 8 Uhr beobachteten Angestellte des „Strandschloß* am Müggelsee, wie ein junger Mensch im Mter von etwa 17 Jahren, nur mit Htrnö bekleidet, am Schilt am Ufer entlang�ing. Ungefähr 50 Meter weiter holte er seine Sachen, die er im«schilf verborgen hatte, und zog sich an. Die Stiefel fehlten ihm. Cr kam nun cchne Stiefel zum„Strondfchloß* am Müggelsee. destellte sich ein« Brühe, bezahlte und entfernte sich, nur auf Strümpfen, in der Richtung Köpenick . Am Mttwochvornrittog um 10 Uhr kam derselbe junge Mann, wiederum nur mit Strümpfen, in dasselbe Lokal. Da nuinnehr dem Inhaber die Sache nützt g« Heuer vorkam, rief er die Polizei an. Ein Wachtmeister kam und
Soldat Surren. Ä�oract« von Georg von der Vrittg.. Copyright 1927 by J.M. Speeth Verlag. Barlin. Lurtjebam ergeht es ähnlich wie Pfeiffer. Der unrecht- mäßig angeeignete Schlaf im Kornfeld war kurz, die Müd-.a- keit macht ihm den Natten schlaff, fo daß von Zeit zu Zeit sein Adamsapfel in der Halsbinde verfchwindet.� Ihm, Lurt- jebam, aber ist es nicht gegeben, stehend zu schlafen. Er er- mannt stch und beobachtet eine Weile drüben im dünnen Grase sechs oder sieben Rebhühner, die sich ducken, langsam weiterrücken und dann und wann Umschau halten, wobei sie wie kleine Likörflaschm aussehen. Sodann aber ruhtet er seine Gedanken nach innen und durchlebt die D sion: Das nackte Weib. In allen Stellungen erscheint ihm das Phantom, sogar mit den Beinen an den Schultern und den Armen an den Hüsten, am Ende mÜ dem Kopf auf dem Nabel und dem Busen auf dem Gesäß. Der Mund Lurtjebams öffnet sich manchmal zu einem unhörbar gehauchten Lachen,� und zwischen den wenigen Bartbaaren semer Oberlippe glänzen kleine Schweißtropfen wie Diamanten. Bei besonders ge- lungenen Bildern aber wackeln die großen Ohrmuscheln des Soldaten, und die kleine Birke bebt. So trifft sie der Pfarrer, Tielbürger hat ihn zuerst erblickt, er geht ihm ein paar Slftr'tte entgegen und macht seine Meldung. Der Pfarrer nickt slü-bstg und tritt zu den Soldaten. Seine schmalen Backen sind über dem schwarzen Bart gerötet, und er saql rasch:..Guten Tag. Kamecadenl Ich bin gekommen, ein wenm nach Ihnen zu sehen.* Die beiden erwägen fast zugleich erblicken einen Offizier mit einem silbernen Kreuz vor der Brust und reiß-n die Augen auf. Das ist der Pkarm� denkt Lurtjebam. und eine Weile darauf denkt es auch Pfeiffer. Sie nehmen die Hacken zusammen. Der Pfarrer beeilt sich zu sagen:.Stehen Sie doch bequem, bitte—* Cr reibt sich die Hände, um herauszubekommen, was er sagen soll Er will in dieser Lage leidenschaftlich nur eins: trösten! Das Strafererziercn nach der Predigt, hat ihn sm- pört, und er hat dem Leutnant gegenüber mit seiner Meinung nicht hinterm Perge gehalten. Mit diesen zweien allerdings ist die Sache eine andere, denn sie haben sich im Dienste vcr-
gangen. Wohl, er weiß, sie habeo aeschanzt die ganze Nacht, haben Balken geschleppt, unglaublich schwere Balken, wie man sie in den Dörfern an der Straße liegen sieht, und stundenweit. Er weiß das alles, weiß, daß sie müde waren und nur aus Müdigkeit den Gottesdienst versäumt baben. Oder aus anderen Gründen?— Er reibt die Hände, die so spiegelblank sind, mehr und mehr, unterläßt plötzlich das Reiben und fragt:„Ist einer von Ihnen nicht Protestant? Vielleicht katholisch? Jude?* „Nein. Herr Pastor,* entgegnet Lurtjebam.„wir sind Christen. * „Um so besser,* lächelt der Geistliche.„Sie waren also beide recht müde vom Balkentragen und Schanzen?* Bei dem Wort„Balkentragen* glänzt Lurtjebams Ge- ficht in unbezähmbarer Heiterkeit auf. und er schaut Pfeiffer an. Dieser lächelt zurück, erst etwas beschämt wie ein Er- tappter, dann, als«r Lurtjebams Unbefangenheit sieht, hemmungslos und mit nassen Augen, selig in der Erinnerung an den Stangenbetrug. Lurtjebam aber, welcher bemerkt, daß der Pfarrer ihn befremdet betrachtet, beeist sich, seinem Gesicht einen tiefen Ernst zu verleihen, und antwortet sachlich: . Das eben nicht, Herr Pastor. Wir hasten ziemlich leichte Balken.* „Hatten Stangen,* nickt Pfeiffer eifrig, immer noch mst strahlendem Gesicht.„Bohnenstangen, von den dünnen.* „Aha,* macht der Pfarrer,.cha hasten Sie ja«in wenig Glück diese Nacbt. Immerhin haben Sie am Laufgraben ge- baut, wie ich höre.* „Einen Meter tief,* nickt Lurtjebam. als ob er sich selber bemitleide. „Aber mehr als einen halben Meter haben w i r nicht gemacht,* berichtigt Max mit Bedauern.„Kaum einen halben Meter.* Lurtjebam bestätigt es erschüttert und klagt:„Fast weniger als nichts haben wir gemacht— es wurde nämlich viel geschossen.* Mieder nickt der Pfarrer. „Ja. ja.* sagt er.„ein harter Gegner.* „Und e'ner hat ein Ohr abgeschossen bekommen?* erzähll Max.„Und es war kaum noch dran!* Er ist redselig ge- worden, findet das Gespräch unterhaltsam und kramt aus. Der Pfarrer folgt seiner Erzählung mit großer Aufmerk- samkest und sagt dann: JDas Ohr wird wieder anheilen, und Sie werden Ihren Kameraden wiederhaben. Der Krieg
braucht jeden.* Er.sieht nach der Uhr und teilt beiden mit: „Ich werde versuchen, Ihren Herrn Kompanieführer zu über- zeugen, daß es besser ist, Sie jetzt loszulassen.* Mar, der eben eine aus seinem Nacken auslaufende Laus zerdrückt hat. meint bescheiden:„Wenn er uns bloß sitzen ließe, so wäre das schon viel wert.* Und er macht eine Bewegung, als ob er sich kurzerhand hinsetzen wird. Tielbürger schreitet ein und meldet:„Das Niedersetzen sowie Niederlegen ist verboten, Herr Pastor!* „Schon gut,* antwortet der Pfarrer unwillig. Als er aber Pfeiffers Augenzwinkern bemerkt, das auf das fachliche Holzgesicht des Unteroffiziers hinspielt, fühst er jäh, daß er hier nicht am Platze ist. Er verabschiedet sich kurz und ent- fernt sich ebenso schnell, wie er gekommen ist. Man sieht, wie der Philipp ihm das kleine schwarze Pferd bringt, wie er hin- aufsteigt, sich zurechtsetzt und das Dorf verläßt. Hinterm Ziehbrunnen reitet er Galopp. Eifersucht. Ich reinige mein Gewehr und detzke an meine Bricfa. Eine ganze Woche lang war die Post ausgeblieben, und ich haste schon angefangen, ungeduldig zu werden. Der heutige Tag aber hat mir vier Briefe beschert, drei von Lisa, eine? von der Muster. Lisas Briefe sind alle in derselben Woche geschrieben, der erste noch in Berlin , die beiden anderen in meiner Heimatstadt, und zwar in dem großen weißen Hause mit den Zinnen am Giebel. Dies ist das Haus, wo meine Muster wohnt, und wo ich ein Kind gewesen bin. Hinterm Hause steht der Birnbaum mit seinen blanken Blättern, der einzige, den wir haben, alt, doch jedes Jahr noch voll mm Früchten. Hinterm Hofplatz liegt die Werkstatt, über und über mit Efeu bedeckt, welcher das Dach zerstört, indem seine Ranken nach innen durchwachsen. Und hinter der Werkstatt erhebt sich schon die rote Vackstoinkrrche mst dem weißen Zifferblatt. Dort ist Lisa jetzt: dre Frau Oberst hat ihr die Erlaubnis gegeben, hinzureisen. Ich kann mir keinen lieberen Gedanken denken, als daß Lisa bei meiner Mutter ist. Bei ihr ist sie sozusagen im Hafsn. Ich sehe sie in unserem Sofa sitzen, eine Tasse mit Krieg s- kaffee vor sich. Sie trägt vielleicht ihr schwarzes Kleid mit den schwarzen Kugelknöpfen, die»om Hals hinunterlaufen bis auf den Gürtd. Wie ein Reitkleid sieht es aus. (Fortsetzung folgt.) j