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Nr. 7» 46. Iahrgang Sonnabend, S. Ianuar �929
Das Eis< Aber nicht alle(Seen um Hat der Frost«st einmal richtig eingesetzt und einige Tag« an, gehalten, so will der Berliner   auch einmal über seine großen Seen spazieren. Dann gesällt es den SchlittschuhlSusern nicht mehr, auf Kunsteisbahnen ihren Sport zu betreiben, denn es ist eben sehr viel schöner, über die glatte Spiegelfläche eines Sees dahinzusausen, als aus den kümmerlichen Kunsteisbohnen. Nach den bestehenden Verordnungen kann weder die Polizei noch irgend eine andere Behörde den Eislauf auf den Berliner   Ge- wässern verbieten oder gestatten. Jeder kann die Eisslächen a u s eigene Gefahr benutzen. Lediglich dort, wo Eisflächen v e r- pachtet werden zum Betrieb« einer Eisbahn, übernimmt das Wasserbauamt die Verpflichtung, die Beschaffenheit der Bahn fort- laufend zu überprüfen. Di« Beobachtung der Eisflächen ist feit Hanuar 1SS8 durch eine Polizeiverordnung den Wasserbau- ä m t e r n übertragen. Eine Freigabe von Seen für den Wintersport außerhalb der verpachteten Stellen erfolgt nicht mehr. Jeder Eis- löufer muß also selbst Vorsicht üben und die Stellen, die er für seinen Sport benutzen will, prüfen. Da die Schiffahrt nach Möglichkeit auf allen Gewässern aufrecht erhalten werden soll und die Fahrrinne durch Eisbrecher offen bleibt, muß der Eisläufer be- sonders darauf achten, nicht in die Nähe der Fahrrinne zu kommen. Der Wellenschlag und die Schraubenbewegungen reißen das Eis auf beiden Seiten der Fahrrinn« auf und machen es unbetretbar. Auch ist dos Eis nicht überall gleichmäßig stark. Dünne Stellen sind innner an Brückenpseilern und Dampferanlege- stellen zu finden. Die eingerammten Holzpfähle sind Wärme- speicher, die die Stärk« der Eisdeck« beeinflussen. Auch an Stellen, die Gegenströmung haben, friert dos Wasser nicht so schnell. Auf dem Müggelsee ist z.B. das Rahnsdorfer Gemünde «ine gefährliche Stelle für Eislauf«. Auch auf Angel- loch er, die ja weichin kenntlich gemocht sind, und auf die, die sich die Bogel offenhalten, muß der Eisläufer achten. In den einzelnen Bezirken sind in den letzten Iahren eine Reih« Kunsteisbahnen ent- standen. Darüber hinaus haben die Bezirke klein« Teiche, die in chren Parks angelegt sind, für den Wintersport freigegeben. So kann in Spandau   auf dem Festungsgraben, in Tempelhof  «ruf dem Teich im Kleinen Part, auf dem Dorsteich in Lichtenrade  und auf dem Planschbecken im Deutschen Ring Eislauf getrieben werden. Im Bezirk Köpenick ist seit gestern«in Teil d« Müggelsees rmd der Fraueskog freigegeben worden. 2m Bezirk L i ch t« n b e r g ist der große Rummelsbvrger See für die Ausübung von Wintersport   ungeeignet. Der Seeg   rund ist morastig, corßevdem muß schon sehr starker Frost herrschen, wenn sich der See mit einer genügend starken Eisdecke bedecken soll. Im Freibad Wannsee   ist eine künstlich« Eisbahn auf dem Badestrand im Betrieb, im übrigen sind die hopelseen bisher an kotner. Stelle so stark zugefroren, daß Pe fietreldar sind. T...;."7 Im Bezirk R ei n.ick« nd o r s besteht eine Eisbahn am SchSf«- fee und im Bezirk W«i ß e n f« e fäll ein« k ü n st ll che E i s h'a h n im Laufe dieses Monais auf dem Sportplatz Rennbahn geschaffen werden. Schneeflörungen überall. Durch den anhaltenden Schneefall der letzten Tage sind in g a n z Thüringen   Schneeverwehungen eingetreten, die starke B« r- kehrsstörungen verursachen. Seit Iahren ist ein Schneefall in diesem Ausmaße in Thüringen   nicht beobachtet worden. Die Landstraße zwischen Erfurt   und Gotha  , die meterhoch v«. weht war, ist noch nicht wieder gänzlich vom Schnee freigemacht. Die Aufahrtstrotzen»an Gotha   und Arnstadt   aus nach dem
ragt schon. Berlin   sind sicher genug. Thllring« Wald sind durch Schneemassen blockiert. Zahlreiche Autos, auch Poftpersonenkraftwogen und Postbestellautos, blieben im Schnee stecken und mußten herousgeschausÄt werden. Der Frühzug zwischen Ilmenau   und Siütz-rbach blieb im Schnee st ecken Die Post teilt mit, daß sie dort, wo der Kraftdienst nach den Landorten behindert ist. einen Behelfsdienst mit Schlitten einrichtet. Aus den Höhen des Thüringer Waldes  ist der Schneebruch in den Wäldern sehr stark. Auch in Nord- thüringen zwischen Nordhausen   und Sondershausen   und aus dem Eichsfeld behindern breite Schneebänke den Berkehr. Di« Züge über den Thüringer Wald   auf den großen Strecken hatten bisher nur geringe Verspätungen, da die Reichsbahnverwaltung für Frei- hallung der Linien sorgt. Der Schneepflug ist hier in ununt«- brochener Tätigkeit. Auch ist ein scharfer Üeberwachungzdienst an den Weichen getroffen. Auch aus dem Sud- und Westharz werden starte Schnee. verwehungen gemeldet. Das Gebiet um St. Andreosberg und Braunlage  , das an sich ein« Schneehöhe von einem Met« auf- weist, ist in einem bisher kaum gekannten Maß« durch Schns« verweht. Durch starkes Schneetreiben sind auch im östlichen Riesen- g e b i r g e große Verkehrsstörungen hervorgerufen worden. Aus den Landstraßen finden sich stellenweise Schneewächten b i? zu Meter Höh«. Die im Kreise Landeshut   verkehrenden Postautomobile sind in den Schneemaflen steckengeblieben, ebenso liegen zahlreiche Last, und Personenkraftwagen aus freier Strecke fest. Der Auw- und Fuhrwerksvrekehr aus den Landstraßen ruht insolgedesien fast völlig. Der Eisenbahnverkehr leidet unt« erheb- lichen Verspätungen. Schüler im Schneesturm erfroren. Bei ein« Kommtour, die zwei Primaner an» Leipzig  , Horst Laux und Heinz Friedemann, im Riesengeb-irge unternahmen, v« r- irrten sie sich im Nebel. Nach langem Kamp� mit Sturm und Schnee verließen den Schüler Laux dre Kräfte. Obwohl sich sein Begleller sehr um ihn bemühte, und schließlich auch eine Rettungskolonne herbeirief, war er nicht mehr zu retten. Er war lm Schnee erfroren. Der Tot«, d« der einzige Sohn«in« Wllw« ist, wurde nach Hain   gebracht.
Hart besiraste Zechprellereien. Lange Gefängnishafi. Dem Kaufmann Julius L. war es als Sohn eine« bekannten Mener Industriellen auch nicht an der Wiege gesungen morden, daß er einige seiner besten Jahre im Gefängnis««bringen sollte. Währeich der Wiener Inflationszeit wurde er Direktor des L». bensmitteivcrforgungsamts und kam später«ach Deutschland  , um die hiesige �Instätiöu rint gurertl Geschick für sich auszunutzen. Er lernte den Inhaber der Weinfinna B. kennen, die damals in Schwierig- leiten wak. und erhielt den Auftrag mit einem holländischen Geldmann BerhandlunAen zur Sanienrng anzuknüpfen. L. tat, als ob er die Provision für dieses Geschäft schon in der Tasche hätte und machte auf seinen Reisen in ganz Deutschland   Schulden über Schul- den uud hinterließ uberall unbezahlte Rechnungen, bis ihn ein Hotelier anzeigte. In Berlin   war er vom Schöffengericht wegen einiger Betrüge- reien zu neun Monate» Gefängnis verurteill worden. Den mitleidigen Leichtfuß hatten ein paar engagementswse Schau- spiele rinnen, die er in einem Lokal kennengelernt hatte, ge- dauert. Da er selbst kein Bargeld bei sich hatte, pumpte er Panier und Kellner um Summen an, die er den Damen übergab und gab
Soldat Surren. Cornau   von Georg von der Vriag. Copyright 1927 by J. M. Spaeth Verlag, Berliv. Wir kommen zu den Zelten. Gefreiter Oelrichs. unser neuer Gruppenführer, erwartet uns mit sorgenvollem Ge- ficht. Er ist ein kleines Männchen, von dem die Soldaten behaupten, er sei aus Versehen Gefreiter geworden. Sie achten ihn nicht, weil er nicht durchgreift, sondern im Gegen- teil alle möglichen Arbeiten, die seine Gruppe liegen läßt, selber in Ordnung bringt. Sein faltiges Gesicht blickt dann vorwurfsvoll, aber sein kleiner, zwirnsfadenschmaler Mund bleibt geschlossen. Jetzt steht er also da. krummbeinig und mit der dicken Schützenschnur an der Schulter und flüstert:Beinahe tot- geschossen hat er ench. Du hättest um uns geweint, Alter," sagt Albering und stellt sein Gewehr in die Pyramide.Und um den alten ekligen Albering eine Träne zerdrückt hättest du nicht?' Macht euch fertig," sagt der Gefreite und setzt sein Geh- Werkzeug in Bewegung,wir sind schon die letzten. Wir ergreifen Tabaksbeutel und Pfeife und folgen ihm rasch aus dem Feldwetze, der zum Walde führt und sich dreht und wendet. Nahe einer Hütte, die wie eine schiefe Mütze aus einem Obstgarten aufragt, erreichen wir das Ende der Kompanie, schließen uns an, lassen schleierhaft zarte Tabaks- wölken nach rechts wehen und nabern uns dem Rand des großen Waldes, jetzt hören wir Musik, sobald der Pfeifen- rauch sich emporhebt: fliegt er zur Seite, so ist es, als hätten wir uns getäuscht. Nein, wirklick. jetzt kört man sie deutlich. mit Gedröhne und wie ein Karussell. Ich suche Klees' Kopf in der Kolonne und sehe, daß er seinem Nebenmann etwas mitteilt. Bestimmt sagt er: Das ist die Wiener Kapelle! Sie ist es: die Kompanie ruht am Waldrande hart neben kleinen, hellgrün ausgeschosienen Tannen, raucht und spitzt die Ohren. Ich suche Klees und gehe von Gruppe zu Gruppe. ohne ikn zu finden. Bei den Leuten, die sich um Eisen ge- lagert haben, bleibe ich stehen. Eisen weiß ein Mittel gegen den Mückenstich, und er teilt es uni ständlich mit. Dabei wendet er sich fast ausschließlich an Lurtsebam, der seiner- i seits da? Hemd abgestreift hat. nach Läusen sucht und für da? Mittel gegen den Muckenstich keine Spur von Interesse»
zeigt. Es ist auch ganz albern, dies Mittel, denn«s besagt so viel, daß man jeden frischen nur bei solchen ist es an- wendbar Mückenstich mit der Zigarette ausbrennen muß. Das Ergebnis ist eine durchlöcherte Hand. Hayn  , der um Eisens Gunst buhlt, fragt: .Kann man es auch mit dem Streichholz machen?" Lurtjebam sagt, indem er aussteht: Sie kriegen das Lausen von der Musik, die kleinen Tiere, und mir geht es nicht anders." Er legt den Rock wegen der Mücken um feine knochigen Schultern und strebt dem Dickicht zu. Indessen treibt die fröhliche Musik irgendwo drinnen im Walde ihr Wesen. Der ganze Wald scheint aus seinem Herzen heraus zu singen und ein grünes Jägerlied zu jubeln. Manchmal fällt er wohl ein wenig in Grübelei, aber es ist eine solche, die unter Lächeln geschieht und von kurzer Dauer ist, denn sogleich stolziert wieder ein hoher Klang einher, der die regungslosen Wipfel zu beschwören scheint. Mitunter ist es, als krähten tausend Hähne im Takt. Es gehl wie ein Erwachen durch den Raum, viele der Soldaten suhlen, es. Manche dehnen sich und gähnen, ob- wohl sie durchaus nicht müde sind: andere haben feurige Backen und schlagen sich gegenseitig mit Gelächter die Mücken tot. Dort aber sehe ich Albering, der sich abseits in hohes nerdorrtes Gras gelegt hat, das ihn kaum verdeckt. Es sind auch jene ganz jungen Tannen neben ihm, und ich fühle jetzt deutlich, daß ich nicht Klees sondern ihn suchte. Er scheint finster. Warum blieb ich nicht neben ihm? Wir kamen doch zusammen an! Es ist, als habe er mich fortgeschickt und nun zurückgerufen. Mitunter laufe ich herum, ohne es zu wissen. Und nun kann ich nicht mehr bei Albering bleiben, meine Beine wollen wieder vorwärts. Ich hebe den Fuß. um fort- zugehen, da aber spuckt er seinen Grashalm zur Seite und fordert mich zum Bleiben auf. , Wir gehen zugleich," murmelt er mit zufammengezoge- nen Brauen. Zugleich." antworte ich traurig. Wir erheben uns. um den anderen zu folgen, und mein Kamerad flüstert, da die Musik plötzlich verstummt: Sie hälts Maul." Wir sind die letzten, die zu den gefällten Stämmen ge- langen und lassen uns Zeit, einen passenden auszusuchen. Ich habe mich bereits für eine glatte Buche ensschieden, Al- bering aber scheint nicht einverstanden, er schlendert umher und bückt sich. Ich sitze indessen und.zerschlage die Mücken auf meiner Hand.
als Sicherheft Schecks, die sich als ungedeckt«wiesen. Außer- dem hatten ihn einige Hoteliers wegen Zechprellerei verklagt. Gegen das lirtsil legte L. Berufung ein, da ihm die Strafe zu hoch erschien. In der erneuten Verhandlung vor der Strafkammer klagte er in bewegten Tönen, daß er seft länger als VA Iahren von einem Gefängnis ins andere wandere, da ihn jede Stadt wegen der jeweili- gen Missetaten gesondert verurteile. Rechtsanwalt Siegfried Aron wies als fein Verteidiger darauf hin, daß Bergmann für seine Millioneubetrügereien 3 Jahre Gefängnis erhalten hafte, während L., der aus unverantwortlichem Leichtsinn, ab« nicht aus betrügerisch« Absicht gehandelt hafte, für den relativ geringen Schaden jetzt schon mit 2% Jahren Gefängnis gebüßt Höfte. Das Gericht konnte den Wunsch des Angeklagten nach einer Gesamt strafe aus juristischen Gründen nicht erfüllen, setzte aber das Urteil auf 6 Monate Gefängnis herab. Durch diese besonderen Umstände ist L. in der Tat für wenige tausend Mark genau so hart bestraft worden wie Bergmann für seinen Millionenbetrug.
Llm die Freigelassenen. Erklärung der Zustizpressestelle. Di« seltsame und unerwartete Freilossimg der an der Schlacht am Schlesischen Bahnhof   beteiligten Mitglieder des Vereins .Immer fest" veranlaßt die Iu st iz pr«ss-st elle zu folgen­der Erklärung: Gestern wurden dem Vernehmungsrichftr im Polizeipräsidium. Amtsg«ichtsrat Pieper, uicht 2l, sondern nur neun von den zehn Personen vorgeführt, die unter der Beschuldigung, an der Schlägerei in d« Breslau  « Straße teilgenommen zu haben, von der Polizei festgenommen worden sind. Nach den bisherigen Ermittlungen Hai sich nicht der dringend« Verdacht ergeben, daß die Gewalltätigkeit.-n absichtlich vorb«eitet morden feien, in daß die Tat der meisten Ve teiligten vorläufig als einlache gemeinschaftliche Körperverletzung cd« Beihilfe dazu anzusehen ist. Nur einer der Beschuldigten, d« durch besonder« Tatumstände belostet war. ist in Haft behalten worden. Selbstverständlich ist jeder der Beschuldigten«ingehend vemvmmsit worden und die Entscheidungen des D«nehmungsrichters sind noch eingehender Prüfung der Sachloge, insbesondere auch des Akten- inhalts, getroffeu worden. Danach ist der Richter zu der lieb«. Zeugung gekommen, daß bei acht Beschuldigten weder Fluchtverdacht noch Verdunkelungsgefahr vorlag und ss daher an einer gesetzlichen Grundlage für die Verhaftung fehlte. Amtsgerichtsrat Piep« ist mehrere Jahr« als Strafrichter im Kriminalgericht beschäftigt ge­wesen und seit dem 1. Januar 1929 mit dem Amt de? Bernehmungs- richters im Polizeipräsidium betraut worden." Auch nach dieser Erklärung ist man nicht klüger geworden. Man«fährt immer noch nicht, ob die Freigelassenen an dem Krawall beteiligt waren oder nicht, ab sie nur bloße Zuschauer gewesen sind, oder ob sie tötigen Anteil an der Affäre genommen hoben. Auf jeden Fall wirkt diese Hewilichtuer« in einer Angelegenheft, die die Berliner   Oeffentlichkeit so stark be- schäftigte, etwas befremdend. Dasim Interesse der IlnterfuchuTtg" ist nur ein dürftiger Deckmantel, der die Konturen der Dinge, die man verhüllen möchte, ziemlich deutlich ahnen läßt. Offenheft töte hier vor allem not. » . Von anderer Hefte wird zu der Angelegenheit noch mitgeteilt: Die Berliner   Staatsanwaltschaft ist bisher mit.dg? Affäre überhaupt noch nicht befaßt worden, die Akten sind ihr von der Polizei noch gar nicht übermittelt worden, und deswegen ist«s auch der Anklagebehörde zur Zeit unmöglich, gegen Frei- lassungen durch den Vernehmungsrichter zu protestieren. Di« Staatsanwaltschaft kann höchstens, wenn ihr die Vernechmungs» Protokolle und die Ergebnisse der polizeilichen Enniftlungen vor. liegen, von sich aus erneut den Erlaß von Haftbefehlen beantrogen.
El» tebensmüd«. Auf dem Abort des Bahnhofs Lichter» s e I d e- W e st halt« ficb ein Mann in Arbeitskleidung erhängt. Es handelt sich um«inen 46 Jahre alten Arbeiter Julius Eichhorn aus der Potsdamer Str. 8 in Zehlcndorf.
Die Musik hat von neuem begonnen. Ich höre sie etwas ferner, weniger heiter, weniger klar und schließe die Augen Das Gedröhne der Karussellorgeln fällt mir ein, das einst manchen Sommerfonntag unsere ganze Stadt erfüllte die Müdigkeit und Traurigkeit der Heimkehr vom Festplatz. der Abend mit Honigkuchenauflage, das Zubettliegen bei offenem Fenster und immer noch klang fernes Orgel- spiel, das die nächtliche Stadt rätselhaft wach und in Sltem hielt. Da schlief ich lange nicht. Nehmen wir deine Buche." sagt mein Kamerad, und wir laden sie auf die Schulter. Er geht vorn, und der Stamm legt sich an sein rotes Ohr. Dort sehen wir die Kompanie. mitten in der Ebene, und es ist, als bewege sie sich nicht. Ich versuche, mit Albering gleichen Schritt zu haltew Dann fällt mir plötzlich wieder das große weiße Segel ein, der Mann mit der behaarten Hand und Lisa, die sie ergreift. Ich empfinde Qual und denke: Wie kann sie es tun! Wie kann sie Gefallen daran finden! Wie kann sie sich so weit vergessen! .Halte Takt!" sagt Albering und drückt sich den Stamm nahe ans Ohr. wie um daran zu lauschen. Ich gebe, mir Mühe, und mir kommen gut vorwärts. Immer noch im gleichen Abstand von uns sehe ich die Kompanie, scheinbar regungslos wie vorhin, nur etwas auseinandergezogen, weil sie in ein« Wegschleif« gelangt ist. Mein rechtes Ohr wird von der Buche zugedrückt, w't dem linken höre ich die Musik, nun schon schwach und wie das Gesumm einer Mücke, die sich anschickt, sich aufs Ohrläppchen zu setzen. Hier ist das Boot, denke ich, dort das Ufer, und vom Ufer her dröhnt die Karussslorgel. Weit entfernt ist sie. hinter Bäumen, kaum zu hören doch das leise Gleiten de? weißen Segelbootes wird von ihr umhüllt wie von einer Sommerwolke, die auch im Wasserspiegel glitzert. Eine Hand hängt über Bord, die Flut rinnt mit leisem Surren durch ihre kleinen gelösten Finger, und eine Männerstimme tönt vom Steuer her: O schöne Fahrt!" Weich wie Butter war das gesagt und das ö wie Likör. Die ferne Orgel erhob sich in diesem Augenblick wie Lob. Geh doch im Takt!" ruft Alberina ärgerlich. Selber! sage ich böse,selber geh im Takt!" Halt!" befiehlt Albering, und wir stehen. »Abwerfen!" befiehlt er, und wir werfen den Stamm!»» Gras. (Fvrssetzunq folgt.)