Morgenausgabe
46. Jahrgang
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Vorwärts
Berliner Boltsblatt
Sonntag
6. Januar 1929
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Militärregierung in Jugoslawien ? Die Woche des Spartakus.
Die parlamentarischen Bemühungen des Königs gescheitert.
Belgrad . 5. Januar. grader Garnisou, General Sinponfisch, den Chef des GeDie fönigliche Kauzlet hat heute abend folgende Mit- neralstabes, General Kolofotowitsch, den früheren Kriegsminister tellung ausgegeben: Nach dem Rüdtřit der Regierung hat der Hadzisch und noch mehrere frühere Minister und bekannte Politiker. König auf Borschlag des Stupschüinapräsidenten mit den Vertretern General Sivpowitsch wird als zufünftiger Ministerpräsident aller Parlamentsparteien und-gruppen beraten. Die Beratungen genannt haben erwiefen, daß unter den parlamentarischen Gruppen entgegengefeßte Auffaffungen über die Cöfung der gegenwärtigen Krije bestehen. Diese Meluungsverschiedenheiten treten fogat in der Beurteilung der Frage der Staatsorgauiiation bernor. Aus diesem Grunde besteht teine möglich felf einer irgendwie gearteten parlamentarischen £ äfung der Krise unter Wahrung der unbedingten af rechterhaltung der nationalen Einheit des Staates Kroaten
fordern- Gerben verwerfen. Bor ber Ausgabe des Rommuniqués murde gemeldet: Die tentokratische Kraftion vermarf einstimmig die von Mat schet, dem Führer der trnatischen Bauernpartei, aufgestellten Blane über die Reugestaltung des Staates. Dagegen wurde gefordert, daß man auch meiterhin mit grem in Fühlung bleibe und daß nach einer neuen Basis für eine Einigung gesucht merde Auch die Rabifalen, die ebenfalls vormittags zu einer Sigung Nach der Berlaufbarung dieses seltsamen Sommuniqués ver- zufammentraten, verwarfen bie Borschläge der froatischen Führer. 2bg. Watschef wurde abermals nom König empfangen. fammelten fich beim Ministerpräsidenten zahlreiche Abgeordnete, die über diese plötzliche Wendung in der Regierungsfrise quhet- Matschet hat dem Rönig die Bildung einer neutralen Regie ordentlich crregt waren. Man ermartet jeden Augenblid die rung norgeichiogen, die sich des Bertrauens des Königs erfreue und Bilbung einer außerhalb des Barlaments gebildeten Militar- andererfeits durch ihre Zusammenfegung die Garantie bafür biete, regierung, die nadh am Sonnabend dem fönig den Cid lelften daß die Umgestaltung des Staates in der Art erfolgreich zur Durch foll. Später empfing der König den kommandeur der Bet- führung gelange, mie fie maifchet befürmorte.
P
Die Verfolgung der Weißruffen.
Vom polnischen Regierungsblatt aufgeklärt.
Tb. L. Marichau, 3 Januar.
Das Legionarblatt Glos Braman"( Stimme der Wahrheit), dos sich rühmt, Pilsudsfi nahezustehen, midmet hen von seinem Bosten
und Frieden var der fommunistischen Gefahr, von der er eine übar. triebene Borstellung hatte, au sichern.
Someit die Enthüllungen des„ Glos Braman. Die Regierung
Berlin , 5. bis 11. Januar 1919.
Im November 1918 maren die Fesseln der Militärzensur gefallen. Die Breffe mar frei. Neugründungen schossen aus Dem Boden. Alsbald entstand die Freiheit" als Zentral. organ der Unabhängigen und die ,, Rote Fahne", das Sprach rohr des Spartatusbundes. So wie die bürgerlichen Barteien hatten auch alle Richtungen, die damals in der Ar beiterbewegung vorhanden waren, ihre publizistische Vera tretung.
Auf dem allgemeinen Arbeiter und Soldatenfongres hatte sich gezeigt, daß die gewaltige Mehrheit der Arbeiter schaft zu der zu der Richtung stand, Richtung stand, die damals nom Bormarts" vertreten wurde. Die späteren Wahlen zur Nationalversammling haben dieses Ergebnis bestätigt. Daß der Bormärts" unter solchen Umständen die schmersten Kämpfe um seine Meinungsfreiheit zu führen hatte, erscheint aus der Perspektive der Gegenwart gerade zu unverständlich. Nur aus der grenzenlosen Verwirrung der damaligen Zeit läßt sich diese Tatsache erflären.
Am 5. Januar 1919, morgens einem Sonntag wurde der Borwärts" von linksradikalen Buschisien be feßt. Das mar der dritte Anschlag, der auf die Freiheit der Redaktion verübt worden war. Beim ersten waren schmer bewaffnete Matrosen in die Redaktionsräume einge dmungen und hatten die Unterstellung des Blattes unter ihre 3enjur nerlangt. Beim zmeiten war das Haus vorüber gehend besetzt und erst nach umständlichen Verhandlungen geräumt morden. Unzufrieden mit dieser Räumung hatte die Rote Fahnet fofort einen dritten Anschlag angekündigt. der ein endgültiges Ergebnis schaffen sollte. Die Besetzung am 5. Januar mar also feine lieberraschung...
Anlaß zum Januarputsch gab der Umstand, daß der dem Sportalusbund zuneigende Polizeipräsident Eichhorn ent lassen worden war, jich aber gemeigert hatte. Jeinen Plab zu räumen Die Urlachen lagen tiefer, Auf dem Neujahrsfongreß des Spartalusbundes, auf dem sich zugleich die Stonftituierung der KPD. nollzog. mar der Beschluß gefaßt wor entgegen dem überwältigenden Mehrheitswillen der Ar den, die ahlen zur Nationalversammlung,
grudgetretenen Auftigminister Meniatomica einan Nachruf, der bat fich durch die Umbelegung des Justiaportefeuilles nicht im ge beiter und Soldatenräte mit Gewalt zu verhindern. Die einen höchft intereffanten Bid hinter die Stuliffen tun läßt. Menisto- ringften geändert. Die Ridschliffe auf die politischen. Berhältnile erften Wahlen zu einem Parlament der Republif, bei denen
in Bolen stellen sich von selbst ein.
Etmas anderes verlangt aber noch Ermahnung. Glos Bramon" gibt zu, daß die Berurteilung non hunderten mei meiß nullifer Bleudo- Kommmiften zumindest, fagen wir, der politischen und juristischen Berechtignug entbehrt und
nur dazu bestimmt, Herrn Megiztowicz und feiner lieben Familie Ruhe und Sicherheit zu, verschaffen.
mica nestrat im Robinett Piljubiti bie Ronferpatinen, an benen bem Maridholl jehr viel gelegen ist, was aber nicht den Beifall ber fich rabital gebärenden Regionäre befigt. Der Rüdtritt des Ministers hai rum ihrem Organ den Mund geöffnet und es legt los: Serr Menfatomicg mar mir feinem Titel nach Minister. In Wirt. fchleit erledigte ber Bizeminifter or( fein gegenwärtiger Radh falger) alle Arbeiten, während der Minister felbst weder Initiative mph Intereffe zeigte Seine Teilnahme an der Regierung hat daher feinerlei Bajultate gebracht, zumal er teine eigenen Anfichten befaß ein in dem berüchtigten Hromada Brage, der nichts anderes smd fich überdies auch nicht durch besondere politische Loyalität her- als bestellte Polizeiarbeit mar, find 150, in einem anderen Brozeß portat. Men gtowicz besaß im Stabinett buchstäblich nicht die gegegen Beißruffen abermals 120 Menschen zu vieljährigen ringste Bedeutung und erfreute sich meder des Bertrauens stnds her Wertschägung her übrigen Minister. Das einzige, was er getan bat, mor, daß er den Minifter für Agrarreform beeinflußte, bei der Aufstellung der Güter, bie parzelliert werden sollten, Diejenigen seiner( Mensztowicz) persönlichen Freunde zu schonen, Ferner hat er eine Reihe pseudo- tommunistischer Prozesse in ben Dftgebieten angeftrengt, die
Polen nur gehadet und die weißrussische Bevölkerung beunruhigt haben. Allgemein herrsche die Ueberzeugung, daß Mensztowicz diese Brazeffe mur zu dem 3med angestrengt hat, um sich selbst, deffen Güter m ben Ditgebieten gelagen find, und seiner Familie Ruhe
Der Reparationsagent Parter Gilbert ist hier ein. getroffen, um mit Schatjefretär Mellon über die Reparationsfrage zu beraten.
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3uchthausstrafen verurteilt worden, und in der nächsten Woche beginnt abermals ein Prozeß gegen 135 Weißruffen, deren Ber. brechen auf Grund der angeblichen Hromada Bergehen fonftruiert morden sind. Hier müßte der neue Justizminister, müßte die polnische Regierung eingreifen, mill sie nicht die Borwürfe, die ihr eigenes Organ gegen Meylatomics erhoben hat, auf sich fizen lassen.
Mit Recht erhebt daher der sozialistische Robotnit" die Farde rung nach Revision des Hromada- Prozesses. Hunderte Menschen ( genauer: nahezu 500), zum persönlichen Schuß eines Ministers und seiner Familie auf Jahrzehnte zu schmerster Sträflingsarbeit ver dammt, marten barauf und malt ihnen die gesamte öffentliche Meinung.
erzeugt. bie sicher sehr Balb zufammenbrechen müffen, falls nicht das Rompromis, zu bem bie Sachverständigen fatalermeise ge langen müßten, mefentlich bescheidener fet als die Hoffmingen, die der Reparationsagent mit feinem Optimismus gemedt habe.
Rundfunkbandit ermittelt.
Ein Rotfrontführer a's Täter festgestellt.
Der Berliner Kriminalpolizei ist es gelungen, in der Aufflärung ber gegen ben Bormäarts Rebatteur Schwarz am 6. Oftober verübten Entführung zu einem norläufigen Ergebnis au tommen. Als einer ber Täter ist Alfred Scherlinien aus der Dresdener Straße festgestellt worden. Er ist Führer einer Kameradschaft des Raten Fronttämpferbundes. Der Ueberfall war angesichts des drohenden Zusammenbruchs des Boltsbegehrens gegen den Banzerfreuzer A verübt worden, um an Stelle von Schwarz einen Kommunisten durch den Rundfunk in legter Stunde eine Propagandarede halten zu lassen.
Paris , 5. Januar. ( Eigenbericht.) Der Bericht bes Generalagenten Barter Gilbert wird in ber franzöfifchen Bresse noch immer lebhaft tommen tiert Die„ Bolonté" fudt am Sonnabend etwas Bernunft in bie Debatte zu bringen und erklärt, man dürfe von Deutschland nicht zu viel erwarten und müffe immer bedenken, daß eine zu starte Belastung der deutschen Wirtschaft den Konturrenzfampf nur verschärfen müsse. Deutschland habe bisher nur mit Hilfe der amerikanischen Anleihen feien Berpflichtungen nachkommen tännen. Es werde in Zukunft nur mit den Ueber: Es ist bezeichnend für die Zustände in der Sommunistis schüssen feiner Handels und Zahlungsbilanz zahlen müssen. Ein ft. meilen aber habe es folche Ueberschüsse nicht( chen Bartei, boß einer ber Täter aus. hem Kreise seiner Barter Gilbert habe in Frankreich gefährliche 31lufionen eigenen Leute der Bolizei überliefert worden ist,
alle. zum erstenmal auch die Frauen. ein vollfomunen gleiches Wahlrecht besaßen, nicht stattfinden zu lassen und mit Gemalt ihr eigenes Regiment aufzurichten, das war bas Ziel der jungen Kommunistischen Partei..
Bergebens hatte Rosa Buremburg auf bei Gründungsparteitag vor diesem verhängnisvollen Beschluß gemarni. Paschinengewehre gegen allge meines Wahlrecht", fo batte fie in den Saal gerufen. ,, bas ist eine schlechte Parole!" Aber der Wahn finn mar auf seinem Wege nicht aufzuhalten. Rofa Luren burg unterlag. Daß fie menige Tage später fiel, als Opfer einer Bolitif, die sie selber gar nicht gewollt hatte, macht ihr Schicksal besonders tragisch.
Erst aus der Erinnerung an die Borgänge auf dem
Gründungsparteltag der Kommunistischen Partei wird die Belegung des„ Bormäris" am 5. Januar verständlich. Der „ Borwärts" war für die Freiheit der Presse, des Bereinsund Bersammlungswesens, für das allgemeine, gleiche Wahl recht. für die fonstituierende Nationalversammlung ber deutschen Republit. Die Kommunisten aber maren gegen alles das Obwohl sie wissen mußten, daß fie innerhalb ber fozialistisch gesinnten Arbeiterschaft vom Gesamtvolf gar nicht zu reden! nur eine leine Minderheit darstellten. griffen fie nach der Macht. Das fonnten fie natürlich nicht mit der Demokratie, fondern nur gegen fic, durch Gemalt und Unterdrüdung.
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Die Umwandlung des Kaiserreichs in eine demokratische Republik hat den Arbeitern nicht alles gebracht und fonnte ihnen nicht alles bringen, was sie erftreben. Gleichwohl war fie das merden jelbst Kommunisten heute im stillen zu geben müssen ein Stüd Revolution und ein gemaltiger Fortschritt. Diejenigen, die sich diesem Fortschritt wider feßten und die neuen politischen Freiheitsrechte wieder gemaltsam beseitigen mollten, handelten in Wirklich feit nicht revolutionar sondern fon terrenolutionär.
Beim Spartatusputsch und seiner Niederwerfimg standen teineswegs bewaffnete Maffen einander gegenüber. Auf beiden Seiten gab es nur wenige Tausend Kom battanten. Hätte damals wirklich eine revolutionäre Situation" im Sinne der Kommunisten bestanden, so wären die schmachen Truppen von zweifelhafter Herkunft und frag mürbiser Disiplin, die die damals fast chimächtine Pentral regierung aufbringen fonnte, in dem ungeheuren Berlin verschmunden wie ein Wassertropfen auf einer glühenden Blatte. Aber die todesmutige Bejazung des BorwärtsGebäudes stand im ungeheuren Berlin allein.
Die bewaffnete Auseinanderseßung fonnte vermieden werben, wenn die Butschiften sich bereit erklärten, die be