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Beilage

Mittwoch, 9. Januar 1929

Zum Staatsstreich in Jugoslavien  :

zei in Bel

Der Abend

Spalausgabe des Vorwärt

Politische Polizei   in Belgrad  

Das Erlebnis eines deutschen   Journalisten JAW SAGE

er zurüd.

" F

Alexanders Diftatur ist vorläufig Tatsache. Die| er wolle mich nicht empfangen; ich solle auf den Chef selbst warten.[ hier sein." Gut, ich werde hier sein." Meine Papiere behielt politische Polizei wird alle Hände voll zu tun haben. Daß sie selbst unter normalen Umständen ihre Tätigkeit bei­nahe ruffisch ausübte, zeigt das folgende Belgrader   Erlebnis eines Mitarbeiters des Borwärts". Im Anschluß an den Salzburger Juristentag im September fuhr ich nach Belgrad  . Den Balkan fennen zu lernen, war seit langem mein Wunsch gewesen.

"

Ich forderte energisch, den Bertreter sprechen zu dürfen. Schließlich durfte ich hinein. Am Schreibtisch saß ein junger Mensch im grauen Anzug mit undurchdringlichem Geficht gleich einem buddhistischen Gott. ,, Sie wünschen?" fragte er mich auf Deutsch  . Ich erklärte ihm, ich wolle meinen Paß haben und gehen dürfen. Sie müssen auf den Chef warten." Wonn kommt der Chef?"" Um vier Uhr." Also muß ich noch 1% Stunde warten?" Ja." Rönnte Mein erster Besuch in Belgrad   galt dem führenden jugoslawischen ich nicht gehen und wiederkommen?" Rein." ,, Also bin ich hier Sozialisten Topalowitsch, den ich von früher her famte. Ich bei Ihnen verhaftet?" Achselzuden. Geftatten Sie, daß ich den traf ihn in einem Restaurant neben der Belgrader   Arbeiterfammer. lettischen Generalkonsul anrufe?" Erneutes Achselzuden. Es ist Er erzählte mir unter anderem, daß er den ganzen Morgen damit mir unverständlich, daß Sie einen Fremden, der Ihr Land besucht, zugebracht habe, beim Ministerium fich für einen Genossen aus dem derart behandeln." Schweigen. Wenn Sie wüßten, mit wem Sie Banat   zu verwenden, der, von der politischen Polizei als Rom   zu tun haben, würden Sie nicht zu derartigen Maßnahmen greifen." munist verhaftet. aus Jugoslawien   ausgewiefen merden sollte. Ich entnahm meiner Brieftasche meine Redaktionsfarten, den Ich erfuhr auch sonst manches Interessante über die jugoslawischen Bostausweis, daß ich berechtigt bin, in Deutschland   dringende Berhältnisse und verabschiedete mich von Topalowitsch in der Absicht, Pressegefpräche zu führen, meine Mitgliedstarte pom mich nach furzer Mittagsruhe im Hotel zu dem früheren Sozial- Reichsverband deutscher Presse", meine Reichstags­revolutionär Machin, dem Borjizenden der einzigen demokratischen Berichterstatter farte, eine Empfehlung deutscher   amt. russischen   Emigrantenorganisation in Jugoslawien  , Semgor", zu licher Behörden u. a. m. Der Gehilfe des Polizeichefs jah begeben. sich die Papiere der Reihe nach aufmerksam an. Ich saß während des im tiefen Ledersessel und machte meiner Empörung Luft. ,, Sollte etwa mein Paß bei Ihnen Zweifel über meine Person erwedt haben. Hier der Bermert, daß ich seit 1921 in Berlin   lebe. weder ist der Baß gefälscht, noch bin ich kommunistischer Emissär."

Der Agent der politischen Polizei.

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Eben hatte ich im Hotel meinen Türschlüssel in Empfang ge­nommen und den Fahrstuhl betreten, als der Portier mir zuries, ein Herr wolle mich sprechen. Ich fehrte ins Vestibül zurück und stieß hier auf einen Mann, der mir einfach meinen Tür­schlüssel aus der Hand nahm, ihn dem Hotelangestellten übergab und mich aufforderte, ihm zur Polizei zu folgen. In der Hand hielt er meinen Baß. Es war ein lettländischer Auslandspaß, der, eben erst in Berlin   erneuert, feine polizeiliche Anmeldung auswies. Db ich nicht ebenso gut auch eine halbe Stunde später selbst den Weg in das Polizeipräsidium finden könnte? Eigentlich beabsichtigte ich, vorher ein Mittagsschläfchen zu halten. Der Beamte sette das übliche undurchdringliche Gesicht auf, das Agenten der politischen Polizei in der ganzen Welt fennzeichnet, und sagte turz angebunden: Sie müssen sofort mitfommen." An der Straßenede vor dem Café des Hotels follten wir auf irgend jemand marten auf einen zweiten Bolizeiagenten natürlich, der den anderen Eingang zum Hotel besetzt hielt. Die Zeit nußte der Beamte für ein erstes Berhör: Wozu sind Sie eigentlich hierhergekommen?" ,, Wozu? Zu meinem Vergnügen." So, nur zu Ihrem Vergnügen? Wo haben Sie in Rußland   gelebt?" die Unterhaltung wurde in russischer Sprache geführt. In Moskau  ." Nur in Moskau  ?" ,, Ja. Aber jagen Sie, werden mir noch lange hier warten? Denn erstens wollte ich noch mein übliches Mittagsschläfchen halten, und zweitens sollte ich um 3 Uhr im Semgor" sein." Sie tommen noch zeitig gemug." Der andere Beamte erschien noch immer nicht. Mein Schußgeist entfernte fich für einen Augenblid, tam zurück, und nun konnten wir den Weg zur politischen Polizei antreten.

Frage und Antwortspiel.

,, Kennen Sie Trojfi?" Trojfi? Nein." Ich meinte nur den im Ausland lebenden Schriftsteller Troßfi." Nein, auch den fenne ich nicht." Nun begriff ich, was gespielt wurde man hielt mich für einen Bolschewisten. Ob ich ledig sei, woher ich fäme, ob ich lange hier zu bleiben gebenfe, womit ich mich beschäftige, men ich in Belgrad   von Bekannten habe all dem stand ich wohlwollend Antwort, erzählte, daß ich aus Salzburg   fäme, mir hier Gefängnis und Gerichtswesen ansehen, das russische Emigrantenleben tennen fernen wolle, daß ich auch gute Empfehlungen mit hätte, seit Jahren in Berlin   lebe usw., usw.

Mein Polizeimann taute allmählich auf, begann auch von sich Verschiedenes zu erzählen, u. a., daß er, von Hause aus Serbe, in Saratom( Rußland  ) geboren, doch schon in jungen Jahren nach Belgrad   zurückgekehrt sei das war selbstredend geflunkert.

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Als wir im Polizeipräsidium anlangten, waren wir eigentlich schon gute Freunde. Einen Augenblid," jagte er ,,, fofort erstatte ich dem Chef der politischen Polizei Meldung. Ihr Paß erhält den Bermert, und Sie können gehen." Aber im nächsten Augenblic fam er wieder, ganz unglücklich: der Chef sei schon fort, er würde ihn fuchen, ich folle unterdessen warten. Die Uhr war% 42. ,, Wie lange soll ich warten?" ,, um drei wird der Chef hier sein." ,, Ueber eine Stunde? Geht es nicht früher?" Sofort, ich laufe schon, viel leicht finde ich ihn auch früher."

3ch muß warten.

In einem ganz fleinen Raum, an dessen Tür ein verdächtig aussehender Beamter jaß, las an einem Tisch ein Mann in einem Buche, auf einer Bant schlief ein anderer. Ich saß und dachte über meine Lage nach. Was sollte das alles bedeuten? Weshalb durfte ich nicht gehen und später den Chef der Polizei aufsuchen? War ich verhaftet? Ich bat, den diensttuenden Beamten sprechen zu dürfen. Er speiste eben zu Mittag. Ich wartete geduldig: ob er noch nicht mit seinem Mittagessen fertig sei? Endlich erschien er: Ich möchte wissen, weshalb ich hier size?" Er fönne nichts dafür, ich müffe auf den Chef der politischen Polizei warten. Db ich verhaftet set? In solchem Falle miniche ich, den lettischen General­fonful anläuten zu dürfen. Dies könne er nicht erlauben; ich müsse eben warten. Während ich also martete, erschien der Genosse, den ich am Morgen bei Topalowitsch gesehen hatte. Er teilte bem am Tisch jizenden Manne mit, die Polizei würde ihn angeblich als Richt. jugoslawen auf Verfügung des Ministeriums über die Grenze ab­fchieben. Nun wußte ich, daß es fich um den verhafteten Genoffen handelte, von dem Topalowitsch mir am Morgen erzählt hatte. Bevor sein Abgefandter ging, sagte ich ihm mit Nachdrud: Teilen Sie dem Genossen Topalowitsch für jeden Fall mit, daß Sie mich hier gesehen haben und ich nicht fort darf."

Der Chef fommt noch immer nicht.

Um 43 Uhr erschien der Gehilfe des Chefs. Ich merkte, daß ihm mein Baß hineingebracht wurde. ,, Run werde ich wieder gehen dürfen," dachte ich. Als fich aber nichts rührte. bat ich, beim Gehilfen des Chefs angemeldet zu werden. Ich erhielt den Bescheid,

Es war nur ein Mißverständnis.

Der Gehilfe des Chefs hatte unterdes alle Dokumente durch studiert und war in tiefe Nachdenklichkeit versunken. Sie können ruhig die Verantwortung übernehmen, mich zu entfaffen," er munterte ich ihn. Er griff zum Hörer, legte ihn zurüd, ftügte seinen Kopf in die Hand, sah sich noch einmal meine Papiere an, 80g schließlich die Uhr und erklärte: Jegt ist die Uhr

zog

Ich begab mich direkt zum Vorsitzenden des ,, Semgor", mit dem ich mich bereits von Salzburg   aus in Verbindung gesetzt hatte, und wurde von ihm mit der üblichen russischen Freundlichkeit wie ein alter Bekannter begrüßt. ,, Sie fommen gerade zur rechten Zeit. Heute abend findet bei uns anläßlich des russischen Professorenton­gresses eine fleine Zusammenkunft statt. Der Direktor der politischen Abteilung des Ministeriums des Auswärtigen, Polimano­mitsch, erwartet Sie bereits und wird sich freuen, Sie bei dieser Gelegenheit persönlich fennenzulernen. Auch der Minister für Bolfsbildung wird anwesend sein." Alles sehr schön, ich war aber eben erst verhaftet." ,, Nami?"

Ich schilderte ihm den Hergang der ganzen Angelegenheit, er machte ein erstauntes Gesicht, täutete sofort Topalowitsch an, er­zählte ihm die Sache wieder und versprach, sofort den Chef der politischen Polizei anzurufen und das Mißverständ­nis aufzuklären. Auch Topalowitsch wollte es tun.

Um 4 Uhr begab ich mich zum Polizeipräsidium und bat, mich dem Chef der politischen Polizei zu melden. Ich wurde aber nicht zu ihm, sondern zu seinem Gehilfen geführt. Hier erhielt ich meinen Baß mit dem entsprechenden Vermerk, auch meine Papiere wieder und konnte gehen. Der Chef der politischen Polizei, der so große Sehnsucht nach mir hatte, spürte nun nicht mehr das Bedürfnis, mich zu sehen. Auch kein Wort der Entschuldi= gung fand er, obgleich er nun wußte, mit wem er zu tun habe und daß ich Mitglied des Reichsverbandes der deutschen   Presse bin. Dies mein stärkstes jugoslawisches Erlebnis. Nach langer Zeit hatte ich mich wieder einmal einer blinden und stupiden Gewalt gegenübergesehen. Auch die Erklärung dafür erhielt ich von einer gewiffen Seite: in der Belgrader   politischen Polizei haben ver­schiedene ehemalige Beamte der zaristischen Ochrana  festen Fuß gefaßt. Nach der Proklamierung der Diktatur dürften

5 Minuten vor drei. Um 4 Uhr müssen Sie wieder diese Herren vollauf zu tun bekommen...

Ein Tag in der Hauptstadt

Gemisch von Mitteleuropa  , Balkan   und Türkei  

sich beim Portier holen mußte, fam fein Fremder ins Ministerium hinein. Man ist vorsichtig in Belgrad  , was ja auch die spezielle Baßkontrolle der Ausländer beweist, obwohl sie doch an der Grenze schon ihren Baß einsehen lassen müssen.

Herrlich ist die alte zerfallene Türkenfestung des Kalimeg dan am Donaustrom, der hier nach Aufnahme der Save viele Kilometer breit ist, so daß man das gegenüberliegende Pantschowa mit freiem Auge faum erkennt. Dahinter breitet sich unabsehbar die Tiefebene des Banats  , jetzt Bojwodina genannt, mit ihrem außerordentlich fruchtbaren Boden und ihren vielen deutschen Sied lungen. Der große Park von Topschider ist die Lunge Belgrads  . Als wir eine ansteigende Straße zur deutschen Gesandtschaft hinaufgingen, überholten wir eine malerische Gestalt, die würdevoll dahinschritt: ein Latar älteren Jahrganges in meißem Mantel mit russischer Fellmüze, sicherlich ein hoher Offizier der weißgardisti­schen Wrangel Truppen, deren Reste nach den Kämpfen gegen die Bolschemisten in der Krim   teils nach Polen   flüchteten, zum größten Teil aber in Jugoslawien   eine Stätte fanden.

Eine Nachtfahrt von Agram  - Zagreb  , der im Bahnhofsviertel| brachte einen auch wieder hinunter. Ohne Erlaubniskarte, die man vollkommen europäisch anmutenden Hauptstadt Kroatiens  , brachte uns nach Belgrad  . Gleich hinter Semlin, als der Zug der großen Savebrüde zurollte, tam ein Gendarm, der uns die Bässe abnahm. Gegen Abgabe der anderen Hälfte eines grünen Bettels, der auf den Paß geklebt wurde, sollten wir auf dem Belgrader Bahnhof die Bässe zurückerhalten. Kaum erschienen unsere Koffer am Ausgang, als sich eine ganze Schar zerlumpter und ungewasche ner Gesellen auf unsere Sachen stürzte. Der amtliche Träger, dem wir sie übergaben, mußte sich mit Ellbogenstößen und Fußtritten der rabiaten Konkurrenz entledigen. Nachher versicherte man uns, daß unsere Sachen bei diesen armen Teufeln aus Mazedonien  und Albanien   ebenso sicher aufgehoben gewesen wären, was wir aber nicht versucht haben. Am Schiebefenster der Polizei wachtstube hatte ich ziemlich lange zu warten, bevor ein Polizist mit frisch ver­bundener Hand erschien. Er sagte kurz und unhöflich, ich folle in zwei Stunden wiederkommen. Erst als ich ihm das Empfehlungs: schreiben der südslawischen Gesandtschaft in Berlin   vorhielt, gab er brummend die Pässe heraus. Es war nur noch ein zweiter Paß­anwärter da, der kam aber aus Italien   oder wollte dahin; die Sache schien sich in die Länge zu ziehen und statt auf ihre Erledigung zu warten, zogen wir in die Stadt ein. Es war noch früh am Morgen, und als wir uns auf deutsch   und tschechisch nach der Makensiova ob die Straße etwa nach Mackensen so heißt, habe ich vergessen festzustellen durchgefragt hatten, wo die Arbeiterkammer und die Parteizentrale ist, trafen wir zunächst nur die Aufwartefrau an und gingen in das nächste Kaffeehaus. Es machte einen sehr be­scheidenen Eindruck. Tischtücher sind auch in den Kaffees von Alt­österreich, woher ja der Kaffee und die Kaffeehäuser seit der Türken­belagerung Wiens   1683 fidh über das ganze Abendland verbreitet haben, nicht Mode.

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Zwischen Europa   und Asien  .

Belgrad   ist ja bekannt als ein Gemisch mit Mitteleuropa  , Bal­fan und Türkei  . Die jahrhundertlange Türkenherrschaft hat sich nicht nur in die Gebräuche, sondern vielfach auch in die Gesichter tief eingeprägt. Was uns aber am meisten auffiel, war die ungeheure Zahl von Zigeunern bis zu den fleinsten Kindern herunter, die überall in der Stadt, auch auf der Hauptstraße Te rafia massenhaft zu treffen sind. Vom hellen Braun bis zum tiefen Schwarz zeigen sie die Züge eines nordostindischen Bergvoltes und ihre eigenen Sprachen sollen ja auch daher stammen. Biele Bauern vom Lande mit der grauen oder schwarzen Schaffellmütze, langen Haaren und groben Weidern ziehen mit ihren Fuhrwerken über die holprigen Straßen, deren Razenkopfpflaster unzählige Löcher zeigt. Eine recht altertümliche Elektrische durchzieht verschiedene Straßen. Die Hauptverkehrsadern sind ganz europäisch, aber wie man davon abweicht, sieht man mur fleine Häuser, unter denen zweiftödige schon bedeutend hervorragen. Es waren jedoch überall mehrgeschossige Neubauten im Gange.

Die größten Hotels zeigen in ihren Namen Moskwa und Petrograd   die starte Bedeutung des Ruffentums in der neueren Geschichte Serbiens  , auch nach den Hauptstädten der Ententestaaten find große Hotels benannt. Der Speisesaal des Hotels London  " ist uns durch seine unglaubliche Nüchternheit, die vollkommen fahlen Wände und die auf jedem Tisch bereitliegenden hartge­fochten Eier im Gedächtnis geblieben.

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Im Außenminifterium, wo ich den Pressechef auffuchte, verfah Militär den Dienst, begleitete einen im Fahrstuhl hinauf und

Gestern Kirche, heute Arbeiterheim.

Den Abend verbrachten wir auf Einladung leitender Genossen mit ihnen im Arbeiterheim, unweit der Arbeiterkammer  , die inzwischen ihren prächtigen Neubau vollendet hat. Das Ar­beterheim ist eine frühere Kirche, hoch und weiß getüncht, mit ge­maltigen Fenstern. Musit spielte, die meisten Tische waren besetzt, und auch als plöglich von der Dede eine ganz nette. Portion Kalk­puz auf die Musiker herunterfiel, zogen sie in eine andere Ecke, die fröhliche Stimmung wurde aber nicht zerstört. Da saßen mir, Professor Divic und Gollmayer sprachen deutsch   mit uns, hat doch Divic längere Zeit in Deutschland   studiert, und sie machten auch den Dolmetscher gegenüber Ilic und Mencinski und all den anderen, wenn unser tschechischer und polnischer Wortschatz einmal nicht ausreichte. Freilich mußten wir die Waffen streden, als nach den gebratenen Fleischstückchen, die man von dem Eisenstänglein berabißt, auf das sie aufgespießt sind, ein höllisch papriziertes Ra­gout von Lunge, Herz usw. aufmarschierte. Dagegen find die ganz jungen Zwiebeln, die mit ihrem grünen Lauch aufgetragen werden, eine milde und anregende Speise, auf die der herrliche frische Quark und erst der billige und ausgezeichnete rote Wein wunderbar schmecken. Was unsere Genossen allerdings von den Löhnen und der Arbeitslosigkeit im Südflawenreich erzählten, war ebensowenig geeignet, uns fröhlich zu stimmen wie das, was sie über die Stärke der Partei berichten mußten. Besaß sie doch damals feinen einzigen Abgeordneten in de Stuptschina, selbst in Belgrad  nur ein fleines Wochenblatt, und bei den Wahlen seither ist es ihr ja auch nur in Marburg- Maribor  , dem ehemals füdsteirischen In­buſtriegebiet, gelungen, in der Person des Genoffen Betejan den einzigen Sozialdemokraten in die Stuptschina zu bringen, die nun durch den Staatsstreich beseitigt ist. Spaltung und Zwietracht haben die sozialistische Bewegung in Südslawien schwer geschädigt, vielleicht wird jezt die gemeinsame Not unter der Militärdiktatur sie wieder zusammenführen.

Spät abends fuhren wir nach zweitägigem Aufenthalt von Bel­grab ab, stiegen am frühen Morgen bei empfindlicher Kälte in Slamonisch- Brod auf die Schmalspurbahn um und waren am näch­ften Mittag in. Gerajemo, der einzig schönen Hauptstadt Bosniens  . Richard Bernstein,