Einzelbild herunterladen
 
nnb daß vorher Agenten der deutschen   Gesandtschaft da? Gepäck Hammerstein's durchsucht und die Briefschaften beschlagnahmt hätten. Der Minister stellte diesen Behauptungen ein formelles Dementi entgegen und erklärte, die deutsche   Gesandtschaft habe thatsächlich die Auslieferung Hammerstein's verlangt, welcher als Flüchtling unter dem angenomnienen Namen Wilhelm Herbert in Athen   lebte. Die griechische   Regierung habe diese Forderung abgelehnt, habe sich aber in der Ev wägung. daß der Ausenthalt Hammerstein's in Athen  gefährlich sei. entschlossen, denselben auszuweisen. Diese Ent scheidung sei Hammerstein 7 Uhr morgens und nicht mitten in der Nacht in Gegenwart des deutschen   Konsuls mitgetheilt worden. Der Konsul habe sich Hammerstein gegenüber bereit erklärt, ihn sofort in Schutz zu nehmen, wenn er wirklich Herbert heiße, und habe ihn ersucht, seinen Paß vorzu weisen. Als Hammerstein dies verweigerte, entfernte sich der deutsche Konsul, ohne das Gepäck angerührt zu haben. Hammerstein wurde dann dem Polizeipräfekten vorgeführt und von diesem aufgefordert, noch am selben Tage auf einem der drei aus dem Piräus   abgehenden Schiffe abzureisen; von diesen ging eins nach Alexandrien  , die beiden anderen nach Ca tania und Brindisi  . Hammerstein wählte das letztere Schiff und hat sich demnach freiwillig auf einein Dampfer unter italie- nischer Flagge eingeschifft. Er wurde bis zum Schiff von griel chischen Polizeibeamten begleitet, welche beauftragt waren, sich seiner Abreise zu versichern. Gewalt ist nicht gegen ihn angewendet worden. Der Minister des Auswärtigen ist der Meinung, daß Griechenland   nur sein ihm zukommendes gutes Recht, von welchem die Großmächte oftmals Gebrauch machten, angewendet habe, und ist erstaunt, daß wegen eines so einfachen Vorfalles, welcher ganz wahrheitswidrig entstellt worden, so viel Lärm gemacht wurde. Der Minister Skuzes scheint nicht unterrichtet zu sein, worüber denn eigentlich deutsche Zeitungen ein Befremden geäußert haben. In der ersten Meldung des offiziösen Wolff'schen Telegraphen-Burcaus hieß es, Hammerstein sei als Anarchist auf Betreiben des deutschen   Gesandten von der griechischen Regierung ausgewiesen worden. Das hätte weder der griechischen Regierung noch dem deutschen Ge sandten Ehre gemacht. War jene Meldung wahrheits- widrig, so liegt die Schuld an dem offiziösen Bureau, das sie in die Welt hinausgeschickt hatte. Gegen das Verhalten der griechischen Regierung, wie es Herr Skuzes in der obigen Mittheilung geschildert hat, läßt sich dagegen sicher nichts einwenden. Die griechische ZeitungEphemeris  " theilt mit, Freiherr v. Hammerstein habe noch mehrere Tage vor seiner unfrei willigen Abreise von Athen   den M i n i st e r p r ä s i d e n ten Delyannis um ein Interview gebeten.Der Minister- Präsident entsprach dem Ersuchen und äußerte sich in dem �nter view eingehend über den ganzen wirthschaftlichen Mechanismus Griechenlands   und über die Finanzfrage. Auch sonst be- wies der Ministerpräsident dem angeblichen Dr. Herbert großes Entgegenkommen. Frhr. v. Hammerstein hatte sich mit der Bemerkung eingeführt, daß es sein Wunsch sei, die politische Organisation in allen Einzelheiten kennen zu lernen." Auch Griechisch hat er zu lernen begonnen und schien deshalb die Absicht gehabt zu haben, sich in Athen  ganz häuslich niederzulassen. Die Stempelfälschnug des Freiherrn von Hammerstein DemBerliner Tageblatt' wird geschrieben: Ihre Mittheilung ,n Nr. 1. daß Freiherr   v. Hammerstein nicht nur die Unter- schritt eines Mitgliedes des Kreuzzeitungs-Komitees(des Grafen Fnick von Finckenstein), sondern auch die Beglaubigung des Amtsvorstehers gefälscht und mit einem gefälschten Stempel ver« sehen hat. ist zutreffend. Freiherr v. H. hat die Feststellung dieser Thatsache sehr erleichtert. Er hat' nämlich den Stempel einschließlich der Rechnung des Graveurs, bei dem er ihn hatte anfertigen lassen, in seinem Schreibtische in der Köniagrätzer- straße liegen lassen. Auch hat Herr v. H. bei den Unterschriften sich nicht einmal die Mühe genommen, seine Handschrift zu ver- stellen. Ucberraschend. DieKonservative Korrespondenz" schreibt: Die Nachricht von der Ergreifung des Freiherrn  v. Hammerstein hat, wie wir gegenüber erfundenen Mit- theilluigen, wonach dieselbe im konservativen Lager Bestürzung hervorgerufen habe, senstellen müssen, in den maßgebenden konservativen Kreisen lebhafte Genugthuung gefunden"(sie!). Die Pointe dieses Scherzes steckt in dem Wort:maßgegenden". Freilich, da bleibt das Räthsel: wer sind diemaßgebenden" konservativen Kreise? Baurath Schwechten» der Verfasser der berühmlen Kaineel- Inschrift, erhält nun von derPost" des Königs Stumm und desarbeitslosen" Gaffron das ehrende Zeugniß der Geistesverwandtschaft. Sie bezeichnet heute die Berliner   Stadtverordneten auch als Kameele, frerlich zitirt sie nicht den verdienstvollen Baurath, sondern den Kladderadatsch" als den verdienstvollen Urheber der Berühmt- heit der Stadlverordneten-Kameele. Das Witzblatt soll sich nach derPost" durch diese Bezeichnung allgemeinen Beifall erworben haben. Gleich darauf erklärt sie, daß derKladderadatsch" tief gesunken ist. Es geht doch nichts über eine gute Redaktion. umgekehrt die Betrachtung des ruhigen Fortschritts der exakten Wissenschaft die armen Teufel zur Einsicht bringen können, die leider auch aus Arbeiterkreisen immer wieder dem spiritistischen Humbng zum Opfer fallen?.r. Theakev« Wer vou Gerhart Hauptmann's   Florian Geyer   ein Drama mit lebendigem historischen Hintergrund, mit machtvoller Hervorkehrung der sozialen Momente des Bauernkrieges erwartete, der wurde durch die gestrige Premiere im Deutschen   Theater herbe enttäuscht. Gewiß brachte das Vorspiel, welches dieHartnäckig- leit des Adels und der Geistlichkeit gegenüber den zwölf Artikeln, den Bauernfordcrungen schilderte, gewiß brachten die drei ersten Akte, die von der Wurmstichigkeit, von der Zwietracht im Lager der Bauern zur Glanzzeit der Bewegung«in anschauliches Bild gaben, eine Fülle von frappirenden Skizzen; aber wenn der Vorhang fiel, so fragte sich auch mancher be- geisterte Anhänger Hauplmann's: Ist diese, in ihrem Geräusch fast ermüdend wirkende Fülle der Gesichte vom Dichter derWeber"? Draniatische Lebendigkeit und rnuster- haste Charakteristik der Handelnden brachte der vierte Akt, der den völligen Niedergang der Bewegung vor- sührte und den kühnen Entschluß des Helden, brav dem Tod in der letzten Feldschlacht entgegen zu gehen. Das war ganz Gerhart Hauptmann  . Das Resultat war. daß ein treffliches Heldenschauspiel am Publikum vorüberzog; aber ein soziales Drama gab uns Haupt- mann nicht. Doub Berlin  , das in voller Pracht im Thealer an- wesend war, nahm das Stück getheilt auf; der rasende Hervorruf der Hauptmann-Gemeinde, dem der Dichter einige Male Folge leistete, vermochte den recht lebhaften Widerspruch nicht zu über- töne». Die Darstellung litt an mancherlei, vielfach kaum zu ent- schuldigenden Mängeln. Emannel Reicher, der den Geyer Die Ereignisse in Transvaal  . Wesentliche Ver änderungen der Sachlage, die wir in dem gestrigen Artikel geschildert haben, sind nicht gemeldet worden. Die Re gierung des Präsidenten Krüger ist demnach vollkommen Herr der Situation, der Freibeuter Ja meson ist ge- sängen und erwartet sein Gericht.   Nach neueren Mel- düngen soll nun auch die zweite Räuberbande der Chartered Company  , die in Transvaal   einfiel, von den Buren ent- weder aufgerieben oder gesangen worden sein. Inzwischen spielt der Telegraph unaufhörlich zwischen den Diplomaten der verschiedenen Mächte, die wieder ihre Kunststückchen aufführen. Es ist ganz unverkenn- bar, daß das Eingreisen des deutschen   Kaisers durch sein bekanntes, von keinem Minister gegen- gezeichnetes Telegramm, die Angelegenheit komplizirt. England sucht das natürlich für sich auszunutzen und den Groll, den es sich durch seine kaum noch zweifelhafte Rolle bei dem Jamesson'schen Raubzuge zugezogen hat, gegen Deutschland   zu wenden, indem es ihm vorwirft, den Staats- vertrag vom 27. Februar 1884 zwischen England und dem Transvaal   verletzt zu haben. Nun verpflichtete sich zwar die Burenrepublik in dem Artikel 4 dieses Vertrages,keinen Vertrag abzuschließen und keine Verpflichtung einzugehen mit irgend einem Staate oder Volke, mit Ai nähme des Orange-Freistaates, noch mit irgend einem Eingeborenenstamm im Osten oder Westen der Republik  , bevor der Vertrag oder die Verpflichtung die Genehmigung der Königin von England innerhalb sechs Monaten ge- funden hat", aber damit gab sie unzweifelhaft ihre Sou veränität nicht auf, räumte England keinerlei weitergehende Hoheitsrechte ein. Ferner ist nicht einzusehen, welche Rechte" Englands durch eine private Aeußerung des deutschen   Kaisers, und nur um eine solche handelt es sich doch hier, verletzt werden könnten. Das ist auch in England selbstverständlich bekannt, wird aber absichtlich verschwiegen, um durch ein großartiges Geschrei die Aufmerksamkeit von dem Hauptpunkte ab- zutenken. Zweifellos ist, daß die Angelegenheit mit dem Siege der Buren über Janieson nicht abgeschlossen ist, sondern erst recht eigentlich beginnt. DieFrankfurter Zeitung  " will aus zuverlässiger Quelle erfahren haben, ... daß die Transvaal  -Regierung den Standpunkt vertritt, daß durch den kriegerischen Einfall der englischen Kolonialtruppe in die Republik der Vertrag mit England von 1884 gebrochen sei und nicht mehr zu recht bestehe. Das Verhältniß der Republik   zu England müßte nengeregelt werben, damit die Freiheit und Selbständigkeit der Republik   auch von London   aus nicht mehr angeziveifelt wird und die üiternationalen Beziehungen der Re- publik zu aiideren Mächten keinen Widerspruch mehr erfahren. Kenner der Verhältnisse meinen, daß die letzten Ereignisse eine Aenderung der Parteiverkältnisse in der Kapkolonie   herbeiführen und daß aus der aus Engländern und Holländern bestehenden Partei, welche die Verwandlung Südafrikas   in ein Reich an- strebte, die holländischen Elemente ausscheiden, wodurch die Macht und der Einfluß Cecil Rhades stark vermindert würde. Was das Verhalten der deutschen   Reichsregierung betrifft, so meldet dieKöln  . Zeitnng" aus Berlin  : Gegenüber der gestrige» Mittheilung des englischen Parlaments- Mitgliedes Sir Ashmeed Barlett, daß deutsche   Matrosen in der Delagoa-Bai gelandet seien, erfahren wir, daß es sich nicht um eine Thatsache, sondern um einen unausgeführt gebliebene», weil unnöthigen, Plan handelt. Angesichts des ins Trans- vaal- Gebiet hineinverpflanzten Ausruhrs hatte allerdings die deutsche Regierung die erforderlichen Anordnungen getroffen. um im Augenblick der Gefahr mit allein Nachdruck den letzten Zufluchtsort der dortigen Deutschen  , das kaiserliche Konsulat, zu schützen. Insbesondere war auch die Landung von Marine- soldaten und die Fahrt derselben nach Prätoria zunächst von dem in der Delagoa-Bai liegenden KreuzerSeeadler" in Aus- sicht genommen, und ebenso war dem in Dar-es-Salaam   liegen- den KreuzerCondor  " gleich nach Eintreffen der ersten Nachricht vom Einbruch bewaffneter Banden in Transvaal   der Befehl zu- gegangen, nach der Delagoa-Bai zu fahren. Nach neueren Nach- richten scheint es indessen Präsident Krüger gelungen zu sei», jede Gefahr für die Deutschen   und sonstige friedliche Einwohner von Transvaal   zu beseitigen. Eine AitSschiffung und Landung von Marinesoldaten ist dadurch überslüfsig ge- worden. Der Flibusticrzug des von der englischen Kolonial- gesellschaft angeworbenen Gesindels aller Nationen hat eine ausgezeichnete Wirkung gehabt, an welche die Urheber sicher nicht gedacht haben: er hat, weil sich zu gunsten der Buren deutsche und französische   Sympathien zusammen fanden, in Frankreich   wesentlich dazu beigetragen, die traurigen Folgen der deutschen   Kriegsjubiläums- oder Jubiläumskriegs-Feiern zu mildern und eine für das Verhältniß beider Länder günstigere Stimmung wieder herbeizuführen. Um diese Wirkung genügend zu würdigen, muß man sich vergegen- wältigen, wie tief diese sechs Monate langen Kriegs- und Siegesfeiern in Frankreich   verstimmt und erbittert haben. gab, war nicht der Held, den sich Hauptmann geträumt haben mochte. Eine eingehende Würdigung des Schauspiels werden wir am Dienstag bringen. Eine unerhörte Skandalszene rief der dramatisch wirkungs- vollste letzte Akt im Publikum hervor. Während die sing- und weintrunkene Ritter die gefangenen Bauern mit der Hundepeitsche traktirten gaben einige Herren, darunter der be- kannte Alberti ihren Widerwillen in so rüpelhafter Weise kund, daß sie aus dem Hause expedirt wurden. Der Skandal hatte eine Unterbrechung des Spiels zur Folge. S. Theatcr-Chrouik. Königl. Schauspiele. 5. bis 13. Januar 1896. Opernhaus: Sonntag, S. Häusel und Grctel. Phan- tasten im Bremer   Rathskellcr. Kroll's Theater, nach- mittags VeS Uhr: Der Troubadour. Montag, 6.: Tannhäuser  . Anfang 7 Uhr Dienstag, 7.: Carmen. Mittwoch. 8.: Fra Diavolo. Phantasten im Bremer RathSkeller. Anfang 7 Uhr. Donnerstag. S.: Die Afrikanerin. Anfang 7 Uhr. Freitag, 10.: Eünfte Sinfonie der königlichen Kapelle. Anfang 7�/2 Uhr. onnabend, 11.: Die Hugenotten. Köniatn Margarethe Fräul. Mary Howe, aus New-Jork, als Gast. Anfang 7 Uhr. Sonntag, 12.: Jvanhoe. Kroll's Theater. Nachmittags VeS Uhr: Die Tochter des Regiments. Slavische Brautwerbung. Montag, 13.: Lohengrin.  (Lohengrin  : Herr Emil Götze  , kgl. Kainmeftänger, als Gast.) Anfang 7 Uhr. Schauspiel- haus: Sonntag, S.: DaS Hnngerloos. Anfang 7'/i Uhr. Kroll'S Theater, Anfang 7 Uhr: Uriel Acosia, Montag, den 6.: König Ottokars Glück und Ende. Dienstag, 7.: Emilia Galotti.  (Hr. Friedrich Haase  , als Gast.) Mittwoch, 8.: Das Hnngerloos. Donnerstag, 9.: Das Buch Hieb. Neu ein- stndirt: Die Noyalisten.(Herr Friedrich Haase  , als Gast.) Freitag. 10.: Der Störenfried.(Herr Friedrich Haase  , als Gast.) Sonnabend, 11.: Das Hungerloos. Sonntag. 12.: Doktor Klaus. Kroll's Theater: AbendS 7 Uhr: Vafaniasena. Montag, 13.: Das Hnngerloos. Dienstag, 14.: Zum 50jährigen Jubiläum des Herrn Friedr. Haase: Der KönigsUeutenaiit, als Abschieds­rolle in Berlin.   Im Deutschen Theater wird in nächster Boche Gerhart Hanptmann's neues Bühnenspiel aus Bei dieser Gelegenheit und da jetzt die offiziellen Be- Ziehungen zwischen dem deutschen   Militärreich und der süd- afrikanischen Burenrepublik, die gar keine Soldaten hat, erfreulicher Weise warme geworden sind, möchten wir anregen, ob es nicht zweckmäßig wäre, eine Deputation deutscher Offiziere nach Transvaal   zu schicken, damit sie untersuchen, wie es diesen Buren 1881 möglich war, als einfache Milizsoldatcn die wohlgedrillten englische,, Truppen aus unangreifbar geglaubten Stellungen heraus- zutreiben und bis zur Vernichtung zu schlagen. Unsere Militärbehörden gelangen dann vielleicht zu einer ge- rechteren und sachgemäßeren Beurtheilung des Miliz- s y st e m s. *>* Deutsches Reich. Vom Prinzen Leopold schreibt dasBerliner Tageblatt": lieber den Konflikt des Kaisers niit dem Prinzen Friedrich Leopold kursiren, wie schon in unserer Morgenausgabe erwähnt. in Potsdam   tolle Gerüchte. Die Stellungnahme des Publikums ist im allgemeinen dem Prinzen wenig günstig. Zwischen dem letzteren und seiner Gemahlin soll es unmittelbar nach dem Un­fall, welchen die letztere erlitten hatte, zu einem heftigen Auftritt gekommen sein. Der Kaiserin, die bald daraus auf Schloß Glienicke   eintraf, wurde der Bescheid, daß ihre Schwester sie nicht empfangen könne. Seitens der Kaiserin sei nun der Kaiser telephonisch herbeigerufen worden, der mit seinem Adjutanten sofort vom Neuen Palais   nach Potsdam   hinüber ritt. Das. was über die Begegnung des Kaisers mit dem Prinzen verlautet, ist so abenteuerlich, daß es sich der Wiedergabe entzieht. That- sacke ist, daß bald darauf eine aus Potsdam   sofort requirirte Ehrenwache aus Schloß Glienicke eintraf und bis jetzt dort ver- blieben ist. In Potsdam   verlautet, die Zurückgezogenheit des Prinzen, der seither nicht sichtbar geworden ist, werde sich auf insgesammt vierzehn Tage erstrecken. Der Stadtkommandant von Potsdam   zieht täglich Erkundigungen über das Befinden Sr. königlichen Hoheit ein." DieKreuz-Zeitung  ". das Blatt, mit dem gewisse Hofkreise stets die besten Beziehungen ausrecht erhalten haben, schreibt: Im Abschluß an die Nichtanwesenheit Ihrer königlichen Hoheiten des Prinzen und der Prinzessin Friedrich Leopold   bei der Neujahrsfeier im hiesigen königlichen Schlosse werden in verschiedenen Zeitungen Gerüchte über angebliche Vorkommnisse verbreitet, über die wir etwas Zuverlässiges bisher nicht fest- zustellen vermochten und auf deren Wiedergabe wir deshalb vor- läufig verzichten." Neber das WaldenburgerGrubenun glück werden noch folgende Einzelheiten berichtet: Der an den von der Heydt- Schacht sich anschließende Wrangel- Schacht wird in fünf Sohlen abgebaut, die übereinander gelegen sind, und zwar in Abständen von je 50 Meter. Auf der tiefsten Sohle liegt die Unglücksstälte. Als unniiltelbare Ursache der Explosion ist ent» weder ei» im allerletzten Augenblick der Schicht abgefeuerter Sprengschuß oder Fahrlässigkeit anzunehmen. Für den Spreng- schuß sprechen die Annahmen der Beamten des Werkes, anderer- seils ist aber in der Nähe des Unglücksortes eine Sicherheitslaw.pe mit abgeschraubtem Deckel gesunden worden. Die wenigen Ge- retteten hatte» nur das Aufblitzen der riesigen Gasflammen von weitem gesehen, waren vom Luftdruck hingeworfen worden und eilten dann mit blutenden Köpfen und angesengten Haaren >um Schacht, um diesen eher zu erreichen als der giftige und er- stickende Nachschwaden. Am Nachmittage meldete sich noch ein als todt verzeichneter Hauer, der mit zwei Löchern im Kopse und einigen Schrammen davongekommen und von der Grube nach Haus geeilt war. Die Explosion erfolgte, als die etwas über fünfzig Köpfe zählende Belegschaft ihre Geräthschaften zusammen- packte und die Jacken auzvg, um die Ausfahrt anzutreten. Drei Mann, die einige Augenblicke früher Feierabend gemacht hatten, befanden sich schon im Schacht und brachten die erste Kunde des Unglücks nach oben. Sofort begann unter Führung des Steigers Krügel die zum Schichtwechsel angetretene neue Be- legschaft die Rettungsarbeilen. Mulhig fuhren die Braven ein. Leicht konnten ja dem ersten Schlage andere folgen. Diese Ge- fahr ging aber glücklicherweise vorüber, jedoch wirkten die Nach- schwaden so lungenlähmend, daß es im ersten Augenblicke nur möglich war, die wenigen, bis in die Nähe des Schachtes ge- langten Verunglückten zu bergen. Die Bergleute sahen m>d hörten ihre Kameraden im letzten Todeskamps aufzucken unb aufschreien, konnten aber keine Hilfe bringen. Immer wieder gingen neue Mannschaften in die Tiefe und nach und nach besserten sich d»e Luslverhältuisse. Die an die Oberfläche gebrachten Körper wurden in bereitstehende Schlitten gelegt und nach dem Knappschaftslazareth zu Waldenburg   geschafft. Die noch lebenden Bergleute sind meist bis zur Unkenntlichkeit ent» tellt, da ihre Gesichter von der fürchterlichen Flammenwirkung geschwärzt und geschwollen sind. Wären diese Leute nicht schon völlig zur Ausfahrt angekleidet gewesen, so würden schwere Verbrennungen der Oberkörper noch hinzugetreten sein, so aber sind fast ausschließlich die Hände und der Kops mit Brandwunden bedeckt. Mit wenige» Ausnahmen sind die Ver» unglückten ältere Leute, fast durchweg Familienvater. Von der Gewalt des Schlages kündet der Zustand der Strecke aus drei» hundert Meter Länge. Die Baumstämme, die die Decke tragen. lud geknickt und weithin geschleudert; die zum Fördern bereit- dem Bauernkriege: Florian Geyer   fünf Mal wiederholt und zwar außer Sonntag Abend, noch am Dienstag, Mittwoch, Freitag und nächstsolgenden Sonntag Abend. Am Montag wird Romeo und Julia   gegeben, Donnerstag kommt Die Jüdin von Toledo, Sonnabend Weh dem, der lügt zur Aufführung. Als Nachmittagsvorstellung sind für heute Sonntag Der Talisman, für nächstsolgenden Sonntag Die Jüdin von Toledo angesetzt. Der Spielplan des Lessing-Theaters hat Tit die nächste Woche dem LustspielComteffe Guckerl" alle Abende eingeräumt. Als Nachmittagsvorstellung kommt heute Madame Sans- Göns,' am nächsten Sonntag in neuer Ein» studirung Oskar Blumeuthal's Lustspiel Der Probepfeil zur Aufführung.   Das Berliner   Theater zeigt den nächsten Mittwoch die erste Aufführung von Sardou's Fedora mit Frl. Pospischil in der Titelrolle an. Das Schauspiel wird Donnerstag und nächsten Sonntag Abend wiederholt. Heute wird abends Der Verschwender und nachmittags zu volkstyüm- lichen Preisen Hasemann's Töchter gegeben. Am Montag wird Des Meeres und der Liebe Wellen mit Herrn Heding vom Raimund-Theater in Wien   als Gast in der Rolle des Leander zur Aufführung gelangen. Dienstag und Sonnabend finde» Wiederholungen vonFaust"(Anfang 7 Uhr) und Freitag als 13. Abonnements-Vorstellung eine solche vom Ver- chwender statt. Sonnabend Nachmittag geht zum letzten Male Prinzessin Goldhaar in Szene und für nächsten Sonntag Nachmittag ist Kabale und Liebe angesetzt. Bruder Martin bleibt auch in der ganzen nächsten Woche aus dem Spielplan deZ Neuen Theaters. Bisson's Lustspiel: Der Herr Direktor soll Sonnabend, 11. Januar, mit Herrn Tewel« in der Titelrolle zum ersten Male in Szene gehen. Im Sch iller  -Theater kommt NachmittagDer Traum ein Leben", abends das Volksstück Der Meineidbauer von Auzengruber zur Aufführung. Montag wird Der Traum«in Leben, Freitag: Das Kälhchen vo» Heilbronn   noch einmal wiederholt. Dienstag wird zum ersten Male Der Widerspenstigen Zähmung gegeben, Mittwoch, Donnerstag und Sonnabend wird die Vorstellung wiederholt. Im Rathhause indet morgen keine Veranstaltung statt, nächsten Sonntag ist Theodor Fontane  -Abend. Im Friedrich-Wilhelm­lädtischen Theater bleibt das Schauspiel Gefallene Engel aus dem Spielplan,