Morgenausgabe
Tr. 17
A9.
Bideali
-46. Jahrgang.
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Der Bermits eridjeint madjextig U zweimal, Sonntags und Montags einmal, bie Abenbausgaben für Berlin unb im Sanbel mit bem Titel Der Abend, Jauftrierte Beilagen Bal und Zeit unb Rinderfreund". Fernez Unterhaltung und Biffen. Frauen timme. Lecnit. Blid in bie Bücherwelt" und Jugend- Borwärts
Freitag
11 Januar 1929
Groß- Berlin 10 Pf. Auswärts 15 Pf.
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Redaktion und Berlag: Berlin SB 68, Lindenstraße 3 Fernfprecher: Dönhoff 292-297 Telegramm- Abr.: Sozialdemokrat Berita
Vorwärts- Verlag G. m. b..
Die Sachverständigen ernannt.
Nur die Amerikaner fehlen noch.
Baris, 10. Januar.
Ueber die Nachmittagsfihung der Reparationsfommiffion wurde mitgetellt: Die Reparationsfommiffion hat im Laufe ihrer heutigen Sigung unter dem Borjih Chaisals einer Einladung der Unterzeichner des Genser Beschlusses vom 16. September 1928 über die Einjehung eines Sachverständigenausschusses zur Ausarbeitung der Vorschläge für eine völlige und endgültige Regelung der Reparationsfrage folgend, als Mitglieder dieses Ausschusses ernannt: für Belgien Francqi and Gutt, für Frankreich Moreau und Barmentier, für Großbritannien Jofiah Stamp und Cord Revelftote, für Jtalien Pirell und Suvich, für Japan Kengo
Banfionto: Bani ber Arbetter, Angestelltex und Beamten Wallstr. 65. Diskonto- Gesellschaft, Depofitentaffe Lindenstr. 8
Pazifistischer Sozialismus!
Zur Debatte über das Webrprogramm.
In feinem Auffah über mehrhaften Sozialis
Mori und Tekashi Afi. Die deutschen Sachverständigen find mus" im ,, Borwärts" vom 3 Januar schrieb Genose Furt bereits von der deutschen Regierung ernannt. mängler u. a. folgende Säße:
In Uebereinstimmung mit der deutschen Regierung wird die Kommiffion die amerikanischen Staatsangehörigen als mit. glieder des Ausschusses ernennen, sobald man die vorgefehenen Schrifte unternommen haben wird.
Die Kommission hat gleichzeitig von der Demiffion Gutt- Belgien als, Hilfsdelegierter Belgien und derjenigen Barmentiers- Frankreich als Mitglied des Transferausschusses Renntnis genommen. Diefe Demisston mar notwendig, damit die Genannten als unabhängige Sachverständige gelten fonnten.
Sozialistischer Angriff.
Paris , 10. Januar. ( Eigenbericht.)
In der Stammer begann am Donnerstagnachmittag nor poll. bejegtem Haufe die langermariete usprache über die all gemeine Bolitit der Regierung, von der angesichts der geldloffenen Oppofition per infen bas Schiafal des Stabinetts abhängt. Die Sigung wurde durch eine Ansprache des Präsidenten Buffon eingeleitet Buiffon, der nun bereits zum vierten Buifion eingeleitet. Buiffon, der nun bereits zum vierten mal zum Präsidenten gewählt ist, wies auf die bedeutsamen Ereignisse der kommenden Seffion hin. Vor allem stehe die end. gültige Siquidation des rieges bevor. Um fo uner. törter feien die gegenwärtig von verschiebenen Seiten gegen das
Barlament erhobenen Angriffe. Der wahre 3med diefer mit ner gifteten Waffen geführten Kampagne sei die Erschütterung gegen die felt fechs Jahrzehnten bestehende republikanische In ftitution.
Die Rammer, fo führte der Sozialist Frossard aus, sei Ende Dezember auseinandergegangen unter dem Einbrud einer schweren politischen Krila, bie sich feitbem noch erheblich verschärft habe. Eine Alärung fei bringend notmendig; denn es fei Zeit, daß die Kammer fich endlich einmal über ihr politisches Bollen und über ihre Mehrheitsverhältnisse Blar merbe. Die Roalition ber nationalen Einheit fel endgültig abgetan, aber auch Das neue Minffterium ber republifanischen Eintracht habe teine Eriftensberechtigung.
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Der rabitale Abgeordnete Béon Maner marf her Regierung vor, fie laffe bas republikanische Regime von ben Barteien der Rechten betampfen. Boincaré verteidigte sich energisch gegen diesen Bor murf und erinnerte an die Rolle, die er bereits zur Zeit bes Boulangismus bei der Berteidigung der Republif gespielt habe. Der Kommumist Cachin erhob Auflagen gegen einzelne Maßnahmen des franzöfifchen Rapitalismus und fritisierte scharf das Betttüften. A
Caillaug verlegt.
Das Automobil des Cenators Caillaug, in dem fich außer Caillaug der Magenführer und ein Diener befanden, ftieß heute auf ber Straße non Chartres nach Paris in der Nähe von Courville mit einem nichtfaroffierten Verfuchsmagen zusammen, der in der Richtung nach Le Mans fuhr. Die beiden Magenführer hatten fich infolge des zebligen Betters nicht rechtzeitig bemertt und torden, obmobi fie fich auszumeichen verfuchten, auf der mit Glatt tis babecten Straße den Zusammenstoß nicht mehr verhindern. Caillaug murde im Geficht verlegt. Er murde, nachdem ihm ein Rotnerbond angelegt worden mar, in eine Klinit nach Chartres gebracht.
problems.
um
Hier verlautet, daß hinter dem Schleier der türkischen Banden bereits türkische Truppen gegen die syrische Grenze aufmarschiert sind, um bei der ersten passenden Gelegenheit die Grenze zu überschreiten. Zuverlässigen Meldungen zufolge hat der Ober. tommmiffar Bonfot Instruktionen aus Baris mitgebracht, die auf die Bermeidung triegerischer Berwidlungen mit der Türtei um jeden Breis lauten. Er wird sich wahrscheinlich in furzer Zeit person. lich zu einer Inspektionsreise in das Grenzgebiet begeben und dann als französischer Interhändler nach Angora gehen, mo Frankreichs Bolitif der Aufrechterhaltung des Friedens durch eine englische Demarche unterstüßt merben mird.
Benn der entschiedenste Bazifismus darin besteht, die Ser
trümmerung der legten Pistole zu fordern, ohne nach den rechten oder den linken Nachbarn der Nation zu schauen, dann ist die Annahme solcher Richtlinien allerdings die Abkehr von einem Pazifismus, von dem ich hoffe, daß er nie in der Partei vorhanden war, denn mit solchem Bekenntnis dürfte teine Partei die Mitres antwortung für die Leitung eines Staates übernehmen, der von anderen, wohl nicht unerheblich bewaffneten Ländern rings um geben ist."
So sehr dieser Pazifismus in der Debatte über das Wehrprogramm verurteilt wird es gibt ihn, und ich will perfuchen, einige Bemerkungen zur Begründung dieser Anschauung vorzutragen.
Auf die ethische Seite der Kriegsgegnerschaft braucht hier nicht eingegangen zu werden; so viele billige Wize man barüber auch macht, so feßt sich doch die moralische Berurtei lung des Krieges immer mehr durch. Dagegen ist einiges über die politische und militärische Seite der Sache zu sagen. wobei ich um der Klarheit der Distuffion millen die mili tärische Frage als Kriegsteilnehmer voranstellen möchte. es mur eines geringen Anlaffes bebarf, um ben usoni offener Es wird in den Richtlinien zum Wehrprogramm von der Feindseligkeiten heraufzubefchmören. In der türkischen Deffentlich. Berteidigung des Landes im Sinne eines Schutzes des feit wird alles getan, unt gegen hie Politif in ber fyrischen Grenz helmatlichen Territoriums ausgegangen. Das ist eine überfrage von feiten Frankreichs Stimmung au machen und der Man lebte Borstellung, weil ein friegerischer Angriff sich nicht mehr bafsmacht politische Schwierigkeiten zu bereiten. Die Nachrichter auf die Berlegung der Grenzen zu Lande beschräntt, sonüber die in Konstantinopel entdeckte mysteriöse Berschwödern weil für den modernen Krieg der gesamte Luftraum runs, deren Fäden angeblich in Syrien zusammenlaufen und einbezogen wird. Dabei ist zu beachten, daß der wichtigers beren Biel die Beseitigung der türkischen Republit fein soll, fallen Teil der Entwicklung der modernen Luftfahrt in die Zeit in das gleiche Kapitel fünftlich aufgebauschter Belanglofigteiten zum nach dem Weltkriege fällt. Irgendeine nennenswerte Ent 3wede politischer Treibereien Die Absicht der Türkei mit fernung auf dem europäischen Kontinent gibt es für die Fluge talien im Hintergrund geht nach Erweiterung zeuge nicht mehr; einmal nicht, weil sich davernd die Geihrer Grenze auf Kosten Syriens bis Aleganbrette und Aleppo fchwindigkeit steigert( gegenwärtiger Weltrekord: 612 Kilysowie auf die Aufrollung des( prisgen Mandats. meter in der Stunde), dann, weil dauernd der Aktionsradius der Flugzeuge bei gleichzeitiger Bergrößerung der Nuzlaſt erhöht wird. Man muß sich also von der überlieferten Borftellung los machen, als ob man sich an den Grenzen eines Landes aufstellen und mit einer bescheidenen, nur für die Berteidigung bestimmten Wehrmacht das eigene Land vor dem Einbruch der Kriegsfurie bewahren fönnte. Eine Partei, die ihr Wehrprogramm auf die überholte Vorstellung eines Landesschußes aufbaute, stünde auf der Höhe etwa einer Tertilarbeitergewerkschaft, die in ihren Forderungen heute vom Handwebstuhl ausginge. Eine ganze Reihe militärifcher Fachleute( ich nenne Generaloberst Hans v. Seedt, Lord Thomson of Cardington, ehemaliger englischer Luftfahrt minister, und Brigadegeneral Groves, Leiter des Luftfahrt technischen Dienstes) haben nach dem Abschluß der letzter englischen Manöver nachdrücklich darauf aufmerksam ge macht, daß der bisherige Begriff der Landesperteidigung im Sinne eines Schutzes des Zerritoriums aufgelöst sei und daß aus militärtechnischen Gründen nur noch eine Abwehr in Betracht fomme, nämlich mit einer gleichgroßen Macht im Lande des Angreifers die gleichen Berwüstungen anzu richten, die er im angegriffenen Lande veranstaltet. Selbstverständlich bringt jede neue Angriffsmethode eine neue Ab mehr auf; davon lebt ja die Rüstungsindustrie in allen Ländern; aber die Abwehr ist technisch an die Entwicklung des Angriffs gebunden, und das ergibt bei der modernen Entwicklung der Luftfahrt, daß nicht mehr von einer großen Angriffs und fleinen Berteidigungsmacht gesprochen metben tann. Die erste Forderung, die nach der pazifistischen Anfchauung( aber auch nach der Ansicht der Militärs, die hier mit den Pazifisten vor manchen Politikern die gleiche Einficht in die Entwicklung der Technik voraushaben) um der Klarheit willen erhoben werden muß, ist, daß man aus dem Befenntnis zur Landesverteidigung auch die militärischen Schlußfolgerungen
Die Preffe ist überflüssig.
Wo die Dittatur regiert.
Belgrad , 10 Januar Dem neuen Regime find vor allem zwei ausgesprochene Bartel. blätter zum Opfer gefallen, nämlich das offiziöse Organ der radi talen Bartel, Samuprama", und das Organ der Demokratischen Bartel, Odjet. Die belden Zeitungen lassen heute in den übrigen Blättern mitteilen, daß sie zu erscheinen aufgehört hätten, nachdem es ela parteipolitisches Leben nicht mehr gebe
Folgenschwere Kundgebung gegen Bewäfferungsanlagen.
Ojata, 9. Januar
Anlaßlich einer Auseinandersetzung über die Bemässerung tam es vor dem Regierungsgebäude in Gifu gu fdymeren Ausschreitungen. Die Polizei schritt ein. Gin Rampf entspann fich. im Berlauf dessen 40 Personen getötet oder verlegt wurden. Aus Turuga wurden Truppen entsandt. Es handelt sich um Bemässe landwirtschaftliches Gebiet betreffen und gegen die von den Dorfbewohnern Brotesttunbgebungen veranstaltet wurden.
Türkisch- französische Schwierigkeiten. mungsarbeiten im Tale des Flusses Sainnikowa, bie ein großes zieht. Wenn sich also die Sozialdemokratie im Sinne des
Um das Syrien Mandat. Italien im Hintergrund. Beirut , im Januar.( Eigenberid.) Die Rüdfehr bes prishen Dbertommiffars Bonsoi auf seinen Boften ist in außerordentlicher Gile und mehrere Tage vor dem ursprünglich festgelegten Termin erfolgt. Der Grund bafür liegt weniger in der immerpolitischen Bage Syriens , die trog der bereits zur täglichen Gemohnheit geworbenen Auseinander fegungen zwischen der Regierung und der nationalistischen Oppofition Peinerlei Beränderung zum Schlimmeren aufweist. Bonfots Reise ift burch die madhende Spannung zwifchen grantreich und der Türtel beschleunigt worden, die fich gerade in den Tagen bes Angorobefuches des italienischen Unterstaatsfeiretärs Grandi fo auffallend verschärft hat.
An der fyrisch- türfischen Grenze ist der Bandentrieg in seliem Sange Die Situation hat sich derart zugefpist, daß
Taufe mit Menschenblut. Ostafrifonische Regerfitten.
In einigen Teile des von den Maffai bemnguten Gebietes haben fich Unruhen ereignet, wie fie regelmäßig bort misbertehren. Rach. dem eine Reihe von jungen Männern bas ter bes Kriegers erreicht hatte, fuchten sie ihre Tapferteit nach altem Herlommen durch die Taufe mit Menschenblut zu beweisen. Dabei murben mehrere Angehörige des Stomanes getötet. Polizei ist in die Gegend entfandt morben.
Mairobi liegt im südlichen Teil des früher deutschen, jett britischen Ditafritas
Genossen Furtwängler bei ihrer Stellungnahme zur Wehr frage von der Mitperantwortung für die Leitung eines Staates, der von gerüsteten möchten umgeben ist, leiten laffen foll, so muß fie meit über den heutigen Stand der Rüstung in Deutschland hinausgehen. Es wäre unverantwortlich, bas deutsche Bolt in dem Glauben zu erhalten, es sei durch eine Wehrmacht gegen Ueberfälle gesichert, während die Rüstung nicht entfernt ausreicht, um dem Angriff eines Landes, gefchweige denn einer Ländergruppe zu begegnen. Die Verantwortlichkeit einer großen Bartei erfordert es, wenn sie sich in der Behrfrage pofitio entscheidet, aus Gründen der militärischen Selbſterhaltung des Staates a uf 311rüften. Someit man die Parteidiskussion übersehen fann, hat bisher allein unser Kieler Parteiblatt diese Schlußfolgerung gezogen.
Bir Pazifisten betrachten es als politisch nain und mili tärisch töricht, menn mon bas Befenntnis zur Reichswehr