Kreiiag Ii, Januar 1929
Unterhaltung und AAssen
Beilage des Vorwärts
ermiWoferichter: �üÜrMSCiwr Orientalisches Tagebuch in Staniolpapier
Ein« KatteKhachtek Habs ich. d* axA feö ÄVichnachbn als ÄSHschstull« fflf�feraücht lffuf ihrem Deckel ziehen Kamele. Nedmnen lagern unter der AabrUrnark« und i» dsr Mitte fliehen Wüst« uich Gelobtes Land Zusammen. Und wo noch der Preis zu lesen ist, fühlt sie sich am Wirigsten an... Inwendig Regen englische? Garn, Steck�rdeln und FadenzShler. Kenner ahnen den Orient. Und nur stieß diese Landschaft ei» Sehnsucht aus, die»ach tLrkischem Honig schmeckte.--— Der Dampfer fuhr Sichtehohn. Und chxh in de» Dollbürten de: Pilger kochten die Wogen. Mein Rochbar im Zwischendeck träumte sede Nacht von einer Büfettdame und fuhr mir mit der Hand ms Gesicht. An der Käß« feines Eheringes erwachte ich.. Hinter den Kabinentüren und in Rettungsbooten nähten alle!» stehend« Damen ihren Relsebe'awltschasten die Hosenknöpfe an. Im Speifesaal stand tön elektrisches Klavier. Am Sonntag. morgen würde es mit einem Astnrfuch überzogen, und der Postor Sielt davor seine Predigt. Es war Samstagabend und draußen rmddelte das Meer der Lorsokratiker. Ich warf zehn Pfennig ein— aber der Mechanismus stvettte. Wn Morgen sprach der Postor mit«thohten Blutdruck zu seiner Gemeinde: „... Und voll heiligen Zorne? werf« ich d!« Frag« auf Gr schlug mit der Faust auf den War, die Walze erinnerte sich meines Einwurfes und sieh„Wer hat den Käs an den Bahnhof gerollt...7* in alter DolkÄiedweise ertönen. Am sllll, wo Moses im Binfentord gefunden winde, sonne« sich statt Krokodile— Serien von Tanzgirl». Gegenüber Legt ein Restaurant. Die Oberkellner waren ehedem Eunuchen— und bei diesem Anblick weinen sie Salz in das Süßwasi«, Die Pyramiden gehören näher an dte Stadt gebaut. Meiner Reisebegteiterin Franzi war in der. Handtasche der Lippenstift ge- schmolzen. Lntialkohoßker tranken im Angesicht der Königsgräber vier Maß englisches Bier und durch ihr« Lodenjacken tauten die llmrisie der Hosenträger. England und Hitze haben über Aegypten eine Didatur errichtet, die selbst auf Ansichtskarte» u»beschreib- <ch ist. Auf einem Kamel reiten zehn Semester vorüber.„Gib ihm Saferes...!* ruft Heidelberg dem Treiber zn und schon sehe ich di« Sphinx Salamander reib«!. Wen» die Dsitanee am größten, ftt die Heinmt am nächsten...! Bor Sonnenuntergang schließt sich mir vor der Cheops ein« Danrs an. Ihr Busen wogt wie bei Windstärke tL.. Das Gemüt. scheint zelunerfchwer not Waldemar Dönsels beladen, Ihr In» wendige? muß zwischen zwei imaginäre Trambahnwägsn gequetscht sajn. Jetzt öffnet si« den Mund:»Furchtbar, dieser Sand... dieser Staub.. J Sagen St« nicht auch...? Di« Pyramidea ver. bvtdL..1* Und sie sang mitten in der Düste dU ersten zwei Strophen oon„Deutschland über alles...* Hörbar strömte Luft durch ihr» Bronchien— und ich überlegte, beim Berschönerungs- nerein Dorf Gizeh <«. V> die Anschaffung von Staubsaugern zu h-eantragen. Moses Blum und Söhne sieht man schweigend seinem Schicksal danken, daß es ihn nicht schon vor fünf Jahrtausenden«n diese Stell« geworfen So!. Damals hätte er mit de« Kindern Israels den Reubem Eheops errichten mllsien— heute leitet er den Aufbau der Eommandftossslkschaft unter Eeschäftsmrfsicht. Bon der Plattform der höchsten Pyramide ertönt ma Plwnschem Mzem: �Glück, Glück. Glück... Last« lue Sorgen zu Haus.. S Leise werden derw Reiten di» Brieftaschen von dam Gte�unges. aus den Röcke» der sphinxberauichten Oberlehrer gezogen. Und eine Reisegesellschaft rauft sich um einen Haufen Kamelmtst. der, im heimatlichen Rachtkästchen verwahrt, noch ruch Jahren alle Reise- andenken an Frische der Erimlerüng übertreffen soll.— Weit nLaufwärts klebte an einem ArabejAorf«in Lilnanaden» stand. Kokaobraun starrte eine Woe mit drei Zentner Lebendgewicht heraus. Bielleicht hatte sie noch nte Deutsche in Wickelgamaschen gesehen. Zäh zog sich mit ihr eine Dersiändignng hivt Plötzlich schreit sie:.De » seld's fa aa Boy«n— und i bin von Ingo!« stadt.. Bor dreißig Jahren haste sie auf dem Münchener Oktober,
fest einem türkischen Fetierfresier Müschen Grasboden und ZeVwand ihre Ehre hingegeben. Orientalisches gab es damals in München nur auf Kaffeetosien aufgebrannt zu sehen. Und sie folgte ihm nach Stambul . Alexandrien und den Nil hinauf. Er verfchwemd wieder spurlos nach Europa , und sie blieb bei den Limonaden zurück. Jetzt sieht sie jeden Weißen mit jenen oktoberfcsttichen Lücken an— aber kein Grasboden mW heute mehr zu ihren Füßen grüne», Jedes Reisebuch warnt vor dem Besuche de» Fischmarktes von Kairo — in Damenbegleitung. Alle konfiszierten Stellen, aus 1001 Nacht muffen hier Plastik geworden sein. Dieses Eldorado deutscher Staatsanwälte mußte durchschnüffelt werden. Lengsilich nahm ich einen Dragoman an die Seite. Mein« Franzi prickelte wie ein frifchgeöffnetes Sodawasser...Sie zufrieden er zufrieden— sei» Haus, good Hau»— tea Wimet kost five PUster... und Sie zufrieden— er zufrieden in feine Haus...1 So tatec «siantmg... groß mit zwei Augen machen...1' Die Liebesgasien. de? ganzen Erde verengten sich zu einer einzige».„Ob es' nicht doch zu saftig würde— für eine Dw».. stutzte meine Begleiterin am Torbogen. „Gommen Sie... Sie zufrieden,'er zufrieden...N Wir gingen unbewußt auf de» Zehenspitzen. Wir schwitzte« vor Er» Wartung. Durch die Wände tropfte silberne Musik. Eine Frauen- hcmd schlug«ine Gardin« zurück. Und wir sahen— durch Glüh. birnen beleuchtet— die„Flucht nach Aegeypten' als Krippe auf» gestellt. Der Esel nickte ausgezogen mit dem Kopf, die Gipsschlange wedelte— und im Vordergrund war ein Rasierspiegel zum Toten Meer umgearbeitet. Alles einen Meter Zwanzig lang und siebzig Zentimeter breit. Dazu«ine Spieldose mit der Lorelei.. J Am Morgen starrt« ich zur„Flucht aus Aegypten�... Da, Gelobte Laich schlägt die Augen auf... Hosianna.. J Pro Stück Orange fünfundzwanzig Pfennig... Peveotl Es riecht nach Mischen Feiertagen und Filmzelluloid.. J Die Besucher von Ben Hur suchen nach ihren Sjel&m. «So wundervoll wi« im Kstro...1* „Oragotnan. welche» Weg ist Christus gegangen...? Und wo hat er zuletzt geschlafen...1' „Hier die Via Dolaroja und dort der Oelberg...N .Ach. wo— ich mein« doch den Filmstar Christus... Was. Sie kennen nicht den glänzenden Schauspiel«:-- 1 Das war dach Jerusalem , wo gedreht wurde.. Ein amerikanisches MBxhenpenstoinrt vergißt« de» heiligen Brunnen den Five o' dock urtt) schläft auf Rosen von Ierichom. Thevlozieprosessoren lassen sich von mohammedanischen Fremden» fühvern durch das Leiden Christi geleiten. Und m lltazarech suchen zwei Dresdnerinnen in der Wertstätte Josephs die Hobelspäne und den Lehrbuben. Drei Bayer» nertorffen in Kanaan . Und das Wunder der Hochzeit wäre ihnen gleich gewaltig erschienen, wenn der Herr hier Wein in Wasser nermavÄslt hast«. Moses Reisebureau verbrauchte für den Zug durch die Wust« vierzig Jahre.— Cook schaukelt die Sache heute in etlichen Stunden. Christas ist auferstanden— und das Gelobte Land hat die. Tempelszene mit den fliegenden Händlern vergesse». Dafür sitzt England an der Kasi« und grinst. Und der Orient ist ein« Dattelschachtes. Und türkischer Honig klebt... Bald wird alles Mferanen Luna-Park heißen... Streichelt die KamÄe, solange sie warm find. Und wenn die Sahara vom Konzern zoologischer Garten- bescher als Streusand für die Raubtisrareagen ausgekauft ist, wird gute Wüst« teuer. Leise spitzt der Orient sein« Rache. Wie Dte-slifte.. J In einem arabische» Cafe ging mir der Vakschisch au». Da umringten ein Dutzend M-slins meine Begleiterin und streichelten ihr revanchelüstern hvs Stella an die Götzens Antwort adressiert wird. Und der Orient hat sich C?irspa gegenüber schadlos gehalten. Seitdem aber fühlt diese Dame ihre Äpzelld lädiert— und im nächsten Jahr will st» wieder zum PreiselbeorpfÜicke» gehe»— tief te den Bayerisches Wald hinein...>üläd j«' ariit. j*
SprackmerkwürdigkeHm
Gegenüber der Buntheit der orientalischen Sprachen mit ihren alten ehrwürdigen Liter atardentmatern scheinen die europäischen Sprachen wenig Interessantes zu bieten. Tatsächlich aber findet man gerade bei den Sprachen Europas «n» Fülle von Problemen und merkwürdigen Tatsachen- Fünf gang verschiedene Sprachstämme und ein« für sich stehend« Sprache, außerdem noch ein« alte bis jetzt unentzifferte Sprach« sind in dem kleinen Europa vertreten! Schon die bloße Aufzahlung aller Sprachen würde einen längeren Zsrtitel füllen. Ich führe deshalb hier mir einige besonders interessante.Merkwürdigkeiten* vor. We schon ein Blick auf eine Sprachentarte zeigt, ist die Eprachennüschung ungeheuer groß: es gibt nur sehr wenige Sprachen, die«in zufammenhänzendes Sprachgebiet bilden viel häufiger ist eine Attaeinanderreißung durch andere dazwrfchenge» schoben« Sprachen oder die Verzettelung in viele kleinere Sprach» tnsel»(man beachte d« vielen deutscheu Sprachinseln in Ost- und Süd- josteuropa). Ferner ist bemerkenswete, daß es mft Ausnahme Por tugals und Wbantens kauten«urvpäsfchen Staat gibt, der nicht fast recht zahlreich«) anderssprachige Minderheiten hat. bTirf Hein in Europa am meisten verbreiteten indo-germa- »i scheu Sprachstamm sei hier angeführt, daß wir in Griechen- lond die einzige Sprach« Europa » haben, in der für die Schrift- spräche an einer toten Sprache, nämlich der über 2000 Jahr« alten tlassilche» griechischen Sprach«, festgchalten wird. Das betrifft hauplsächfich den. Worte und Fopmenschatz. denn die Laut» stich auch hier neugriechisch Das ist also annähernd so, als würde«in -auf spanische Weis« ausgesprochene» Latein tU Schriftsprache Vpa- Äten« fein. Die neugriechische Volkssprache hat während der flawi- scheu lleberslutung m der Bölkerwandenmgszeit viele slawische Kehlnswörter«ijgenomweu und die Snmrmfii nmmnfocht Die
herrschenden Kreis« Griechenlands dagegen bleiben kramphast bei der Sprache Ptatos stehen. Um diese Sprachenjrag« sind in Griechen land scho-n heftige Kämpfe geführt wojsden: der Streit dauert je- doch noch immer an.— Aus der großen Reih« der cais dem Volts- lateiu we-'tergebWeten romanischen Sprachm heb« ich das alter- tLmsiche Sardiitlsch« heraus, dessen einer Diateft. das Logu- dsresisch«, noch heute ojtes lateinisches K vor e und i als k bewahrt hat.(linfere höheren Schulen holten noch heute zum Test au der für das klassische und nachklafsische Latein falschen Aussprach« des c<d. h.: k) vor e, i und ac als r fest.) Der zweit« Sprach stamm in Europa ist der finnisch- ugrische. zu dem Ungarisch, Fumtsch. Estnisch, Lappisch(im Norden Norwegens , Schwedens und Finnlands ), Tscheremisstsch und«ine Reihe anderer Sprachen im Norden Rußland » fowi« auch in entfernterer Linie das Samojedisch « in Rordostrußlanb gehören. Während man früher meist sprackKch« Verwandtschaft zwischen dem indogeumanlich«! und semitisch Su Sxruchsftm-.m annahm, weil beite «in grommalisches GÄchlecht haben, den?- man heute mft viel mehr Wahm'chemsichtait an ekns Verwandtschaft k& IndoJ»manischen mö dem Ftanisch-uarischen. Das Finnische nun ist besonders interesscmt und sehr wichng für di« indogermanische Sprachwiffenschast, zeigt e» uns doch noch germanische LehnswSner in ihren alten vollen Formen, wie sie uns in keiner germanischen Sprach« überliefert find, sondern nur sprachrvisimfchastlick erschlossen werden;«» ha»- del: sich um Lehnswörter, die vor oder um Beginn unftrer Z-ftt» vechnung aus benachbarten g-rmaftischen Dialekten übernommen und unverändert oder wemg verändert bis heute Erhalten wurden. Es ist wenig bekannt, daß es außer dem Türkischen im engere» Sinne sOsmanli-Türkis ch), da» in Konstanttnopel und Umgegend imft hier und da ta de» früh« zur Türkei gehörenden(Se&etes
gesprochen wird, noch in Rußland erre ganze Anzak� von Türk- sprachen gÄ>t, von denen das Baskirische mit lü Millionen Sprechern, da« TichtuvaschÄche und das Krimtürkische di« wich- tigsten such Dies« Sprachgebiet« bilden eigen« Sowjetrepubliken innerhalb des Verbandes der Sowfetanion. Es dürft« überraschen, daß auch der mongolische Sprachstamm in Europa vertreten ist. tiämüch durch das Kalmückisch«. Zlu» der eigentlichen Heimat in Mfttelasien ist«in„Häuflein Kalmücken weft nach Westen verschlagen worden, es firil etwa 123000, die westlich von der unteren Wolga bei Astrachan leben. In de». Pyrenäen wind eine mit keinem uns bekannten Sprach- stamm in Zusammenhang stehende Sprache gesprochen, das Bas- tische Es ist die Fortsetzung der allen Sprach« der iberischen Ureinwohner in Spanien , die uns leider meist nur durch Eigen- namen bekannt ist. Es gibt heute noch etwa 000000 Basken. In- teressant ist d>e Pluralendmig k, di« mir an Finnisch-ugrischen und auch im Armunifchen wiedersniden. Interessanter noch ist die Art der Zahlenbildung. So heißt 2 bifga), 3 hiru(r), 4 Lauft). 10 (h)amar, 20(li)ogei, dann 30 hogei eta(und) hamar, 40 berro- gei, 30 berrogei eta hamar, 60 birurogei, 70 hirurog« eta hamar, 80 lant'ogei, 90 laurogei eta hamar. Ma« steht 40, 60 und SO sind hurch Multiplikation von 2, 3, 4 mit 20 gebildet, bei den darauffolgenden Zehnern wird einfach 10 addiert. Wen er- innert das nicht an das französische sobeante-dix. quatre-vingt, quatre-�-ftigt�fix. Im Altfranzösifchen mar feie Zwanzigeoz�lnng noch viel ausgedelmier, man zählte bis dix-huit-viagts. Än All- prvoenzialifchen kommt qnatre-vint vor. Di« Zwanzigerzählung findet man übrigens noch bei anderen Völker» vor, auch im Deut- fchsn haben mir einige dazu gehörend« Ausdrücke: Siiege(20 Stück), Schock. Großhundert(120). Die romanische Sprachwisienschaft nimmt nun einen Zusammenhang des Französischen hiermit an; durch den Handel mll den ftiormanr.cn wäre das Großhundert den Fran- zosen bekannt und dann, als weiter ausgeführte Zwanzigerzählung nachgeahmt morden. Di« DeThäitnisss im BaSkifchen scheinen den Sprachforschern de» Romanischen gang unbekannt zu fem, trotzdem hier wirklich«in klares Vorbild für französisch quatre-vingt usw. vorliegt, wogegen«5 in den germanischen Dialekten durchaus daran mangelt. Ich persönlich neige deshalb mekn dazu, allen iberischen . d. h.«llbaskffchen Einfluß mrf di« frmtzösischen Zalllen auzunehinen. Das alle Etruskische m Aalten, von dem wir eine Meng« aklecküngs nur kleinerer Inschriften tute zwei größer« Texte auf den berühmten Agramer Viumienbüteen besitzen, ist bisher trotz alten darauf oerwalteten Scharfsirms noch unentziffert. Nach n«ioren Keilschrdftsnnden scheint es inft dem alten Lydischen in Kleinasien ztrsannneuzichängen. Hoffentlich gelingt«s durch weitere Kellschrist- ftute««telich, das Rätsel des Etruskifchen zu lösen. fts-rch der semüischc Sprachstamm ist in Europa vertreten, näm- sich durch das Maltesisch« auf der Lnfol Malla. ein arabischer Direkt, der viel« italienisch! Wörter aufgenomn«n hat. Wieder verfchwmteen ist das Arabische aus Spanten, wo es zur Zell der Maurenhevrfchäfk vöm achten Iahrchnteert bis 1492 blühte,� Ve- tzsuteitee Erzeugnisse der arabischen Literamr wurh«, in Spanien versaßt. Di« glänzendste Literatur cpachs des jüdische« Mittelalters war ebenfalls in Spanten. Nach dem Jahr« 1000 etwa wurde Übrigens der größte Teil der hebräischen Bücher des Mittelalters und der Neuzeit, also das sog um ante jüdische Schrifttum, in Eft- ropa abgefaßt. Erich Pagel. IVte SpMemien enMehen Die Manschheit ist zu allen Zeiten von schweren Seuchen, heim- gesucht worden und sie stand diesen..GeifÄn Gottes* lange Zell machtlos und verstönhnislos gegenüber. Erst der modernen Hngiene ist 63 gsglückr, gewiss« Gesetze in deip Werden und VeogehsN der Epidemien aufzuzeigen, deren Kenntnis für uns von großer Wichtig- teit ist. besonder» jetzt, da die Grippe wieder einen Jeuchenaxtegen Charakter anzunehmen droht. Der HyMemker der Breslauor Umversttät, Prof. Karl Praus» nttz, weftt kn einem Aufsatz der.Umschau über»e Fortschritte in Wissenschaft und Technik" auf diese jüngsten Erkenntnisse hin, die vesonhers durch den Ttemerluch gewonnen worden sdrd. Man toh- cchjete bei dner grc&ertn Anzahl von Mäusen, dt» in etr.AN Käsig gehalten wurden, die Entwicklwrg einer künstlich unter ihnen her« »orgsrufsne« Seuche. Es zeigte sich, daß dte Seuche fcheftrhar sr» losch, nachdem st« ein« Zeitlang gewütet hotte Tatsächlich aber befand sich die Levölkerunz de» Kä'igz in öftrem anderen Zustand als vor dem Begian der Krankheit. Die Tiere blieben well« in- fiziai, denn es fanden sich unter ihnen„Dauerausscheider� von Bakterien. Doch war nach dem ersten großen Angriff der Seuche eine Art Gleichgewicht zwischen der Devölterung v.nb den Krankheft»- «rregern hergestellt. Dies Gleichgewicht wurde gestört, wenn frisch«. mchi durchseuchte Individuen hinzukomen. Mm, verm'itete zunächst. daß das Wiederaufflockern ber Epidemie durch die stärkere„Viru- lenz*' der Bakterien hervorgerufen wurde; es zeigte sich aber dann. daß das erregende Moment in der„Infektionsdosis" lag. d. h. in der Zahl der Bakterien, die in dm Korper gelangen. Es ist bei den meisten Erregern«ine sogenannte„kritische Dosis* nötig, tun überhaupt die Krankheit auebrechen zu lassen. Die Menge der vor- handenm Ballerten beeinflußt dm Verlauf der S euch eue»twicklung beim Tier wie beim Menschen. Je mehr Personen erkranken, desto mehr Krankheitekeim« werden ausgeschieden, und desto wahrschein- licher ist es, daß die bisher Gesunken eine zur Erkrankung hin- reichende Vokterimzahl onfnehmm. Dabei spiell allerdings die Mderstandskraft des Einzelwesens eme wichtige Rolle. Die„kritische Dosis* ist bei dm TterM durch- au» nicht stets die gleichst sondern es gibt stet» Indivftmen, die das Pielsach« der nentwlan kritischen Dosts, die bei der Mehrzahl tvd- sich wirkt, anstandslos vertragen. Es ist nun im Tierversuch gelungen, die durchschnitillch« Wiberstarrdskraft durch geeignete Maß- nachmm zu erhöhen, ja, sogar ganze sstasfen von erblich erhöhtcr WcherstandÄkraft heranzuzsichten. Diese inKiprduelle Widerstand?» traft des el;�elnsn gegen die Krankheit kann auch durch ungunstige EwflÄse herabgesetzt werdm, so durch Hunger, ungenügende Cr» nährung, lleberanstrenguNg, Abkühlung usw.; selbst die Wohn- Verhältnisse faltet ins Gewicht. Es ergibt sich dar au? für den Mmschsn, Jtaß zur Sekännjfuna der Infeküonskrankheiten die Schaffung günstiger hygienischer Lebensbedtngungm«ine der wich- tigstm Mohregeln darfirift. Gute Ernährung, gesund- Wohnung, Sauberkeit und Körperpflege, Licht und Luft, maßvoUe körperliche Betätigung''. Aach d« künstliche Schutzimpfung, tri« jetzt in immer größerem Maßstab durchgeführt wich, bringt viel Segen, wta so aitaerersmts die natürliche Infektion durch die Krankiteft dem, der di« Seuche überstand«! hat,«rhsbliche Lorteile bietet.