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Sonnabend
12. Janug 1929
Unterhaltung und Wissen
Beilage des Vorwärts
Karl Leopard: Friedr. Schlegel H. Regis: Die Börsenspekulanten
gestorben am 12. Januar 1829
Es gibt leine Grenzen, teine Endlichteit, es gibt nur absolute Freiheit, ein Gejet, das der Willkür, und nur ein völlig freies, ungebundenes Schaffen für den Dichter: fo formulierte Friedrich Schleger an der programmatischen Zeitschrift ,, Athenäum die Theorie der romantik und forderte weiter, daß die Kunst aufgehe im Leben und das Leben in der Kunst!
In der Literaturgeschichte nehmen die Brüder Schlegel die Nach folgeschaft Leffings und Herders ein, ohne jedoch deren gedankliche, philosophische Tiefe und überzeugungsstarfe Bahrhaftigkeit zu befizen. Sie sind Kritifer gewesen, Aestheten, Anreger, Ueberfeßer, thes retische Führer der romantischen Schule, Berkünder des Hellenismus, des Klaffizismus und der Romantit.
Dichter war weder August Wilhelm Schlegel gewesen, der am bekanntesten ist als Nachdichter und Ueberseger Shakespeares, Dantes und Calderons, als Begründer der Zeitschrift Athenäum" und als flarer, organisatorisch führender Kopf der Romantifer, noch Friedrich Schlegel , der jüngere Bruder, der reicher an Wissen war, aber nicht formvoll genug, der philosophischer veranlagt war, aber ohne jede Disziplin des Philosophen, und der leidenschaftlicher war, ohne jedoch reicher an Gefühl zu sein.
Haben Sie vielleicht auch Obligationen der tripolitanischen Eisenbahnen gekauft?"
,, Nein!" versetzte der andere im ruhigsten Ton der Welt. ,, Diese Eisenbahnvaleurs find start heruntergegangen. Ihre Baisse dauert an.
Herr Rogue, der Untersuchungsrichter, beschäftigt sich eifrig mit I Sie tennen mich sehr schlecht! Die Expedition ist in Border Pflege feinat Nägel, als der Angeklagte hereingeführt wurde: bereitung. Ich ermangelte nicht, die mir anvertrauten Depots in diese Beschäftigung sollte dazu dienen, eine Aufregung zu bemänteln. Schaganweisungen anzulegen." Er war tatsächlich erregt mehr als femals während seiner ganzen Karriere. Kein Wunder! Bisher in einem Provinzneft amtierend, hatte Herr Rogne nur Leute zu verhören gehabt, die Hühnerdiebstähle begangen, im bezechten Zustand etwas ungehöriges angestellt, sich geprügelt oder die Nachfruhe gestört hatten. Und min war ihm das Glück in ganz unerhörter Weise günstig gewesen! Einer seiner Rettern war Deputierter geworden, und da hatte man sich im Mini fterium des vergessenen Heren Rogne erinnert. Ganz in der Stille, im Handumdrehen, war er Untersuchungsrichter in Paris geworden! Nun er das erste Afterbünde in der Hand hielt und den ersten Angeklagten vor sich hintreten sah, lastete die Bürde seines Richteramts ganz besonders schmer auf seinen Schultern. Der vor ihm Erschienene, eine Börsengröße, war ein Mann, der ein lururiöses Leben geführt hatte. Noch gestern hatten vor ihm alle Bekannten ihre Hüte tief gezogen.
Herr Rogne ließ endlich seine Ragelfeile fallen, rüdte den Klemmer zurecht, strich durch seinen Bart, blidte auf und fragte in dem schroffften Ton, der ihm im Augenblick zu Gebote stand.
Seßen Sie sich! Sie find Herr Celestin, Moufflette, 54 Jahre, Banfier wohnhaft in der Rue de Châteaudun Nr. 57! Stimmt das? Schön. Ich danke!"
Herr Moufflette erwiderte mit lächelnder Miene, als befände er sich in einem Salon:
Friedrich Schlegel schrieb den mehr epischen Roman Lucinde , die Geschichte einer freien Liebe, damals ein Wagnis, dafür auch betämpft, bejubelt von den Gegnern, und von den eigenen Freunden verhimmelt und gelobt: heute hat diefer langweilige Roman, dem jede Gestaltung fehlt, jede Phantafie und jede innere Kraft, nur noch cinen literarhistorischen Bert. Es sind mehr die Bekenntnisse eines Mannes, der in freier Liebe mit einer hochgebildeten Frau, der Tochter Moses Mendelssohns, lebte, als dichterische Gestaltung eines Erlebnisses. Oft frivol, leichtfertig, geschmacklos und ohne den sitt. lichen Reiz. So blieb dieser bichterische Versuch eine vergessene Angelegenheit des Literaten Friedrich Schlegel ! Dasselbe Schicksal ernehmste gestalten werden." lebte sein in Weimar unter Goethe aufgeführtes und vom Publikum mehr belachtes als beweintes Trauerspiel ,, Alarcos"! Bergeffen wir es weiter, damit sich fein zeitgenössischer Regisseur des durchgefallenen Trauerspiels erinnert und heute aufführt!
Bon bleibendem Wert jedoch ist heute noch sein unvergessenes Pritisches und sprachvergleichend bedeutendes Wert Ueber die Sprache und Weisheit der Indier". Damit wurde Friedrich Schlegel der Bahnbrecher des Sanskritstudiums. Ebenso bedeutend ist fein weiteres Hauptmer? Borlesungen über die Ge schichte der Literatur, die vor allem die Geschichte der Literatur cis eine missenschaftliche Disziplin einführte und aus der Literaturgeschichte eine Wissenschaft machte. Hier auf diesem Gebiete liegen die wesentlichsten Attribute seiner Bedeutsamkeit und die Merkmale jeines reichen könnens. Sobald Friedrich Schlegel , ebenso sein älterer Bruder Auguft Wilhelm, glaubte, schöpferischer Dichter zu sein, enttäuschte er seine Freunde und schadete seinem Rufe. Als Kritiker, Sprachforscher, Literarhiftorifer, Aesthetiker jedoch gab er gedankenreiche Berke, die heute noch Fundgruben für Forscher und Historiker darstellen.
Friedrich von Schlegel wurde am 10. März 1772 in Hannover geboren, wurde erst taufmännischer Lehrling, besuchte dann die Göttinger Universität, studierte Philologie, besonders bas griechische Altertum, wollte der Binkelmann der Literaturgeschichte werden, ging dann nách Jena zu seinem Bruder, mit ihm die Zeitschrift Athenäum rebigierend, bann nach Dresden , Paris , Bien. Erat 1809 zum Statholizismus über, frömmelte, verleugnete manches, mas er vor Jahren tönend und phrasenreich verkündet hatte, wurde Regationsrat unter Metternich, tehrte 1827 nach Dresden zurüd, hielt hier Borlesungen über Philologie der Geschichte, versuchte alle Ronfeffionen aufzulösen und sie in den Schoß der alleinfelig. machenden fatholischen Kirche zurüdzuführen. Dann starb er am 12. Januar 1829.
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Gläserne Edelsteine
Der Wunsch, fünftliche Edelsteine herzustellen, hat vor Jahr taufenden zur Herstellung des Glajes geführt. Vor der Erfindung der Glaspfeife, die etwa um die Zeit von Chrifti Geburt fällt, gab es noch feine Trinkgläser, sondern man erzeugte schön gefärbte Glas flüffe, die als Schmud verwendet wurden. Bei den legten Ausgra. bungen zu Ur in Chaldäa und überhaupt im babylonischen und ägyptischen Kulturtreis hat man folche Stüde festgestellt, die zweifel los als Rachahmung von Edelsteinen gedacht waren. Man schrieb diesen fünstlichen Edelsteinen dieselbe Wunderwirtung zu wie den natürlid; en, und so ist die Glasmacherkunft noch bis ins 19. Jahr hundert hinein aufs engste mit den magischen Künften verknüpft, die die Alchimie zu ergründen suchte. Auf diesen interessanten und bisher noch zu wenig beachteten Zusammenhang macht Ludwig F. Fuchs in einem Auffaz des„ kunft. wanderers aufmerksam, in dem er die„ Erfindung des Goldruhins durch den Alchimisten Johann Kundelbehandelt. Man machte feinen Unterschied zwischen fünftlichen und echten Steinen und schrieb auch den Edelsteinen aus Glas übernatürliche Wirkungen zu, trug fie als Talisman gegen den bösen Blick und zum Schuß vor Zauberei, benuzte sie für die Heilkunst. Diese Verwendung des Edelsteines in der Medizin war noch im 17., ja im 18. Jahrhundert so verbreitet, daß die Apotheken die reinsten Juwelierläden waren. Die Glasmacher bestrebten sich, alle möglichen Edelsteine im Glas nachzuahmen. So ist die Erfindung des Kristallglases auf den Wunsch zurückzuführen, den Bergkristall zu erfezen, aus dem damals die tunstvollsten Gefäße geschnitten wurden.
Vuch die Herstellung des Goldrubinglases, die Kundel einen fo großen Ruf verschaffte, konnte mur dadurch als etwas so Wunder james erscheinen, weil man diesen neuen Stoff mit dem Stubin gleich fezte. Blutrotes Glas, das durch Zuiak von Kupfer hergestellt wurde, war ja schon den Alten bekannt. Die mittelalterlichen Alchi m'sten, die aleich eifrig nach der Erzeugung von Gold, Rubinen und der roten Tinktur strebten, verwendeten auch Glas zur Erreichung ihrer Zwede. Berschiedenen Glasmachern und Chemitern war es schon gelungen, eine rubinenartiae Maffe herzustellen. 2ber Kundel war der erfte, dem es glückte, größere Mennen diefes Goldrnhins" In gleichmäßiger Farbe zu erzeugen. Man glaubte daß dieser künstliche Rubin all die geheimnisvollen und löstlichen Eigenschaften für Leib und Seele in fich trace mie her natürliche, und diese Kunst trug mit dazu bei, daß der große Kurfürft Kundel in feinen Dienst nahm, domit er nun für ihn Gmache. Aus dieser Gleitfekuna des Gothrub nglafes mit den Rubin erklären fich auch die besonders Post buren und stonen Formen, die man den Goldrubingläsern gab. Man begehrte diele Gräfer fo fehr, meil fie der darin aufbewahrten iiffiq feit Beilfame Kräfte mitteilen fofften, die mit der Zeit immer stärker wurden Fahrifen, die nicht imftande waren, das Rubinolas zu er zeugen. brachten in ihren Gräfern mentaftens eine Rubinfchlanne an, nämlich Fören aus Rubinalas in der Form der Schlange. dem Simmbild der Gesundheit, durch die dem Trant die wunderbare Birtung verlieben merben folite
Ich freue mich ungemein, Ihre Bekanntschaft zu machen. Mährend meiner schon langjährigen Tätigkeit bin ich öfters in Berührung mit manchem Ihrer Herren Kollegen gekommen. Ich mage zu hoffen, daß sich auch unsere Beziehungen auf das ange
Herrn Rogne brachte diese Unbefangenheit aus dem Konzept. Haben Sie noch feinen Anmalt?" fragte er furg. ,, Rein!" entgegnete der andere, sein Lächeln beibehaltend. Ich glaube, das ist überflüssig. Wenn wir uns einige Augenblice unterhalten haben, werden Sie, deffen bin ich sicher, die Haltlosigkeit der gegen mich erhobenen Vorwürfe einsehen und die Einstellung des Berfahrens verfügen.
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,, Gestatten Sie! Ihr Fall liegt schlimm gemeg. Die Antlage fußt auf Verstöße gegen das Gefeß über die Gesellschaften, Bertrauens brüche, Irreführungen, betrügerische Handlungen werden Ihnen zur Last gelegt."
Was bemeift das? Der anständigfte Mensch fann angeflagt werden." Bor so viel Sicherheit verlor Herr Rogne ein menig den Kopf. Er braufte auf:
Schließlich behaupten Sie auch noch, daß Ihre Sozietät zur Gewinnung von Radium am Nordpol ein ernst zu nehmendes Geschäft iſt?!"
Behaupte ich natürlich. Es wird sich Ihrer Kenntnis nicht entziehen, daß Radium ein ebenso seltenes wie tostbares Metall ist. Die betanntesten Fundstätten erschöpfen fich. Ich wollte nach neuen fahnden Ein mir befreundeter Ingenieuer hatte Radium im Norden Grönlands entdeckt. Das Unternehmen war so lodend, daß die Substribenten zur Emission in Maffe herbeiftrömten."
Und das Gelb der Dummtöpfe das unterliegt feinem 3meifel- floß in Ihre Tasche!"
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Herr Rogne erblaßte. Er entfann sich plöglich, daß die ganze Mitgift seiner Frau in Obligationen dieser Art angelegt war. Einen Augenblick vergaß er seine Rolle als Vernehmender und Richter. Er sah nur: sein Ruin stand bevor.
Er wandte sich zu dem Schreiber, der schattenhaft, distret, dasaß: ,, Wollen Sie mir einen Gefallen tun? Ich brauche ein Buch Sie werden es in der Bibliothek finden bas den dritten Band der Basilicorum" von Heimbach ! Wir warten!"
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Als der Schreiber fich entfernt hatte, beugte fich Herr Rogne, zu dem Bankier und fragte ängstlich:
Die Papiere der tripolitanischen Bahnen finfen, meinen Sie?" ,, Gewiß! Wenn Sie welche haben, verkaufen Sie, so lange, es noch Zeit ist!"
werden!"
Ja. Aber vertaufen ist nicht alles es muß wiedergefouft Herr Moufflette blinzelte verständnisvoll und sagte leise: ,, Sie möchten, daß ich Ihnen einen Rat gebe?", Nun, nicht gerade einen Rat einen leisen Wink!" Wissen Sie, daß es gar nicht so leicht ist, einen Bint diefer Art zu geben?!"
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Run, mein fieber Herr Moufflette! Wir stehen uns jest nicht mehr als Angeklagter und Untersuchungsrichter gegenüber. Ich hoffe, wie Sie eben ganz richtig sagten, in ebenso gute Bezienungen zu Ihnen zu treten wie meine Kollegen. Ich zeigte mich zuerst etwas Schroff. Das verlangt das Metier. Entschuldigen Sie!"
,, Auch Sie, lieber Herr, sind mir außerordentlich sympathisch, und es wäre bedauerlich, wenn wir wegen der unbedeutenden Ajfäre, die mich hierherführt, nicht auf eine Basis des Verstehens gelangen würden."
Wir werden uns verstehen! Die sichersten Papiere sind?" Rein Zweifel, daß ich in gutem Glauben gehandelt habe! Einstellung, des Verfahrens ist unerläßlich!"
Ich fange an, es zu glauben. Die sichersten Papiere?". „ Dante! Nach dieser freundlichen Zusage habe ich. rur noch das Recht, mich Ihnen als Freund zu erweisen... Sie münsch ten? Ach ja, die Papiere!. Nichts einfacher! Ich bitte un eine Schreibgelegenheit!"
,, Nehmen Sie auf meinem Stuhl Play! Da tönnen Sie beffer schreiben!"
Herr Moufflette ließ sich nicht zweimal bitten. Er setzte sich in den Stuhl des Untersuchungsrichters, nahm die Feber und notferte mit schönen Schriftzügen: hafenattien Agadier, 6% Proz, erft. läffige Anlage große 3ufuit. In fünf Jahren Verdoppelung des Kapitals. Obligationen Las Palmas , 5% Broz. großzügige Bananenexploitation. Rautschulsozietät notiert 297 Francs, rüdzahlbar mit 500 Betchiliminen..." Der über die Tafel fich beugende Herr Rogne rieb fich inzwischen die Hände.
Autoriteste Uebertragung von 5. A.
Frieren und Erfrieren
fann die Beobachtung machen, daß es auch in unseren Breiter Beute gibt, die sich durch niedrige Temperatur nicht abschreden laffen, ihr gewohntes faltes Bad zu nehmen.
Wie friert man eigentlich? Das Gefühl selbst ist natürlich
Eine ungewöhnlich flabile Betterlage bringt Binterfreuden| gebung von Berlin , das Seengebiet der Reichshauptstadt, durchstreift, aller Art mit sich; aber jebe Medaille hat ihre Kehrseite, und wer sich im Freien aufhält, spürt ble befannten und unvermeidlichen Wirkungen der Kälte an sich, die sich ihm, je nach Veranlagung und Fettanjah, bemerkbar machen. Zunächst tritt eine gefunde Rötung der Haut ein, die jedoch bei stärker werdender Kälte nach läßt; die Haut wird dann blaurot, und schließlich zeigt sich das Slappern vor Froft, das Arm, Bein- und Raumustein befällt. Nur durch lebhafte Bewegung fann man diese Wirtungen aus schalten, und wer Wintersport treibt, friert auch dann nicht, wenn das Quecksilber sehr tief unter dem Nullpunkt steht. Es ist erstaun lich, wieviel Kälte der Mensch ertragen hann. In den Berichten mancher Bolarfahrer finden sich Angaben, bei denen uns im marmen Bimmer ein Kälteschauer über den Rüden läuft. Nanfen berichtet häufig von Temperaturen von 30-40 Grad unter Null, und einmal verzeichnet er, daß er und feine Begleiter sich bei minus 50 Grab Celfius fehr wohl befanden". Aber man braucht gar nicht bis in die Arktis zu gehen; auch bei uns hat man anläßlich von Ballonaufstiegen sehr niedrige Temperaturen gut überstanden. Die Meteorologen Süring und Gerson, die im Jahre 1901 bei einer Reford fahrt eine Höhe von mehr als 10000 Meter erreichten, machten eine Kälte von 40 Gnad unter Rull ohne Schaden durch. Es ist übrigens nicht die absolute Kälte, die zum Tod des Erfrierens führt; fondern es spielen einige andere Umstände eine wesentlich wichtigere Rolle dabei. Ermüdete und erschöpfte Menschen oder folche, die unter der Einwirkung des Alkohols siehen, fönnen bei niedrigen Temperaturen erfrieren, während träftige und gesunde Berfonen auch durch sehr tiefe Temperaturen nicht den geringsten Schaden erleiben. Das Maffensterben der großen Armee auf dem Rüdmarsch von Mostau ist hauptsächlich auf die völlige Erschöpfung der auf fluchtartigem Rückzug befindlichen Golbaten zurückzuführen gewefen.
Wirksamen Schutz gegen die Kälte und ihre Folgen gewährt natürlich die Abhärtung. Es gibt im Norden des amerikanischen Kontinents Indianerstänne, deren Angehörige felbft im härtesten Winter beinahe nacht gehen. Gleichwohl frieren diese Menschen nicht im geringsten. Sie haben nämlich in ihrer Jugend eine Abhärtungskur durchgemacht, die an Nachdrud nichts zu wünschen übrig ließ. Als Knaben müssen sich die Indianer gegenseitig mit Ruten peitschen, bis die Haut ganz rot ist, und dann in dem eis falten Wasser der halbzugefrorenen Flüsse baben; menn sie größer. geworden sind, müssen sie selbst in den tältesten Nächten nur notdürftig bekleidet, im Freien schlafen. Die Schwächeren überstehen diese Abhärtungstur natürlich nicht, fie sterben an Stätte. Abhärtung durch Baden im Winter wird übrigens nicht nur bei den tanabischen Indianern geübt; mer an talten Winteringen die Um
jedermann vertraut; weniger bekannt ist jedoch, wie die äußere Kälte durch den Körper nach innen gemeldet wird. Die Gefühls. werkzeuge bes Körpers find noch lange nicht völlig erforscht. Man weiß langft, daß einige Körperteile Brust, Rafenflügel, Vorderbesonders empfindlich gegen Kälte sind; aber seite der Arme erst in neuerer Zeit hat man die wichtige Entdeckung gemacht, daß es für die Empfindungen von Kälte und Wärme verschiedene Dr. gane in der Haut gibt. Es gibt Kälte und Wärme" punkte, folche, die nur Kälteempfindungen, und solche, die mur Bärnies empfindungen geben. Wenn man mit einer ganz kalten Nadelfpige feinen eigenen Körper abtastet, kann man sie ziemlich leicht auffinden und ihre Berteilung feststellen. Auf jeden Quadratzenti meter der Haut kommen durchschnittlich 6 bis 23 Kältepunkte, gegenüber höchstens 3 Bärmepunkten. Die Kältepunkte find also viel zahlreicher vorhanden, auf dem ganzen Körper vielleicht 230.000 gegenüber 30 000 Wärmepunkten. Diese Kältepunkte geben dem hirn und Rückenmark Nachricht, daß der Körper friert und infolge. deffen der Wärmeaustausch zwischen außen und innen anders geregelt werden müsse. Danach richtet sich, natürlich unbewußt, der Blutkreislauf. Wird die Kälte jedoch zu arg, dann versagen die Gefäße in der äußeren Haut allmählich den Dienst; es entsteht die rotblaue Färbung infolge der Blutstauung, einzelne Teile der Außenhaut, ja, ganze Gliedmaßen erfrieren; es bilden sich Frostbeulen und andere unangenehme Erscheinungen, die als örtliche Erfrierungen zusammengefaßt werden, und unter Umständen, die schon angedeutet wurden, kann die Kälte einen Menschen töten.
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Ein vorgeschichtlicher Walfisch. Ein merkwürdiges Mißver ständnis hat zu einer wissenschaftlich bedeutsamen Feststellung ge führt. Vor einiger Zeit entdeckten Arbeiter. als sie an der Küste von Kistinge bei Halmsstadt in Schweden einen Graben aushoben, ein mächtiges Gebilde, das sie für ein in alter. Zeit verfuntenes Schiff hielten. Die nähere Untersuchung dieses seltsamen Gegenstandes ergab jedoch, daß es sich um die Ueberreste eines riesigen Grönlandwales handelte, den man nunmehr allmählich vollständig ans Tageslicht fördern wird. Bis jegt wurde ein gewaltiger Kinn backen ausgegraben, der eine Länge von nahezu 1% Meter aufweist.
Im Lauf der wissenschaftlichen Untersuchung hat man feststellen tönnen, daß dieser Walfisch vor mindestens 5000 Jahren, also um das Ende der Eiszeit, gelebt hat