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einigermaßen wieder herzustellen. Der energische Teil der Ge­foppten etma 50 schob dann mit einem Beamten zur nächst gelegenen Reviermache, dort wurde ein Protokoll aufgenommen und die nun Hoffnungslosen behielten sich die Erstattung der Betrugs anzeige vor. Ob sich nun die Staatsanwaltschaft der Sache an nehmen wird und kann, da sich die ominöse Briefschreiberin per­mutlich nicht in die Höhle des Lömen begeben wird, bleibt abzu­

marten.

um

War das Ganze ein Ra che att einer feindlichen Schwester der Wiener Gastin, oder ein Retlametrid, auf diesem recht ungewöhnlichen Wege" Eintrittsfarten zu ver: faufen? Die Arbeit der Briefschreiberin muß übrigens auch eine recht aufreibende gewesen sein, denn sämtliche Billett doug im ganzen flatterten 200 Stüd an männliche und eine große Zahl an weibliche Kandidaten hinaus maren hand schriftlich verfaßt. Reiner der Genarrten fonnte also nur im entferntesten annehmen, daß es sich hier um eine Massenfabrika­tion und um einen Massenschwindel übelster Art handelt.

Ein Racheaft?

Die Briefe, die die Polizei in Verwahrung genommen hat, Seigen faft übereinstimmend eine ausgeschriebene Damenhand: chrift, die nach Ansicht eines Graphologen darauf hindeutet, daß die Schreiberin beruflich dauernd mit Tinte und Feder umgeht, daß fie wahrscheinlich in einem Bureau angestellt ist. Wahrscheinlich sind jämtliche Schreiben in irgendeinem Vervielfältigungsbureau her gestellt worden.

Wie die Wiener Dirigentin, die infolge der gestrigen Aufregung nach ihrer Angabe heute noch sehr leidend ist und das Bett hüten muß, zu der Angelegenheit mitteilt, hat sie den starten Berdacht, daß es sich um einen Rache aft von neidischen Kollegen oder einer ihr nahestehenden Seite handelt. Dieser Ver dacht wird von ihr besonders durch die Tatsache gestützt, daß bereits in Wien   vor ihrer Reise nach Berlin   in einem Artitel eines Wiener Blattes Stimmung gegen fie gemacht worden sei. Diesen Artikel hätte die Zeitung dann auch berichtigen müffen. Sie gibt weiter an, daß man gestern Abend im Künstlerzimmer bereits davon gesprochen habe, daß die Störung beabsichtigt worden sei und ein Herr mill die Bemerkung eines Besuchers gehört haben: Die Störung ist uns ja gelungen." Als besonders eigenartig und auffallend wird es auch von Frau Mayer bezeichnet, daß es sich bei denjenigen Besuchern, die auf Grund der mysteriösen Heirats enzeige und der Briefe in das Konzert gekommen sind, hauptsächlich um junge Herren im Alter von etwa 20 bis 21 Jahre gehandelt hat, während nach ihrer Meinung auf eine derartige Anzeige auch ältere Herren geantwortet haben müßten. Nach den Angaben von Frau Mayer und ihres Impresarios find für das Konzert in der Philharmonie seitens der Konzertdirektion und den Veranstaltern felbft etwa 1000 Freifarten an Bekannte und Angehörige der Orchestermitglieder verteilt worden, wie dies bei ersten Auftreten von Künstlern üblich ist. Berkauft feien regulär nur etwa für 300 Mart Konzerttarten. Frau Mayer weist den Berdacht, daß sie selbst an diesem Krach nicht ganz unschuldig jei, meit von sich und erklärt, daß ihre Künstlerehre durch den ganzen Borfall jehr erheblich angegriffen sei.

Die Konzertdirektion Wolf u. Sachs, die lediglich bas Konzert für die Kosten der Dirigentin veranstaltet hat, erklärt, daß fie ebenfalls an der restlosen Aufklärung der Angelegenheit ein sehr großes Interesse habe. Hier hält man allerdings auch nicht für aus geschlossen, daß es fich bei der Angelegenheit um einen Reflametrid handelt und äußert in dieser Hinsicht sehr erhebliche Stepsis gegen Frau Mayer. Uebrigens foll es gelegentlich eines tener Konzerts bereits gleichfalls zu eigenartigen 3mischen­fällen gekommen sein, über die man allerdings in Berlin   feine genaueren Angaben machen kann. Es sind aber die Berichte aus Wien   inzwischen angefordert worden.

Und die Moral...

Poincaré   darf bleiben.

74 Stimmen Mehrheit mit Hilfe der Rechten.

Paris  , 12, Januar.( Eigenbericht.) tam es zu lebhaften Zumulten, wobei die Linte die Inter= Die große Kammerdebatte über die allgemeine Politik der Re- nationale und die Rechte die Marseillaise   fang. Dem gierung endete in der vergangenen Nacht um 2 Uhr mit der Ab- unbeschreiblichen Lärm, der diese Szene begleitete, tonnie Rammer­lehnung des von den Radikalen gegen Poincaré   eingebrachten Miß- präsident Bouisson mur dadurch ein Ende machen, daß er den Hut frauensvotums und der Annahme eines von dem Alterspräsidenten   aufsetzte und den Sigungsfaal verließ. Nach einer Unterbrechung von 20 Minuten wurde die Sigung wieder aufgenommen und zu­Sybille eingereichten Vertrauensantrags. Das Mißtrauensvotum wurde mit 317 gegen 253 Stimmen abgelehnt, das Bertrauensvotum nächst über die Priorität der radikalsozialistischen Tagesordnung ab­mit 325 gegen 251 Stimmen angenommen, Für das Mißtrauens- gestimmt. votum stimmten die Antragsteller, die Sozialisten und kommunisten. Stürme in der Nachtfitzung.

Paris  , 12. Januar.

Bei Beginn der Nachtsizung erhielt zunächst Grumbach das Bort, der den elsässischen Unterstaatssekretär Oberkirch   angriff. Dieser habe erklärt, seine Bartei sei eine entschlossene Gegnerin der Zaiengele gebung und würde die Achtung der bem Eljaz gegebenen Bersprechen verlangen. In dem Augenblid, in dem der Ministerpräsident an eine breitere Mehrheit appelliere, habe man das Recht, zu sagen, daß eine derartige Sprache eines Rabinetismitgliedes die Haltung der Linksparteien beeinflussen fönne. Der Führer der radikalsozialistischen Partei, Dalladier. betonte, die Bartei stelle sich bei der beginnenden Schlacht einig und start gegen die Regierung. Der Grund für diese Einheit liege in dem Gefühl der Unsicherheit und des Unbehagens, die eine starte und homogene Regierung verlange. Auf seine Kritik an den Kongregationsartifeln 70 und 71 erflärte Boincaré, alle Faffungen dieser Artikel stammten vom Außenministerium. Der tommunistische Abgeordnete Dortot tam besonders auf die augenblicklich an verschiedenen Orten herrschenden Streits zu sprechen und stellte fest, daß sich bei dem Streit im Gard- Revier bie Truppen geweigert hätten, die Rolle als Streitbrecher zu übernehmen. Der sozialistische Abgeordnete Bra de begründete die sozialistische Haltung. Zu einem Zwischenfall fam es, als der elfäffische Abgeordnete Walther im Namen seiner elfäffifchen Freunde erklärte, er werde gegen die Regierung ftimmen, weil er die Regierungspolitik im Eljak mißbillige. Er habe die fefte Ueber zeugung, daß. Die Regierung niemals die elfässische Frage lösen werde, da sie sich weigere, die im Kolmarer Prozeß Berurteilten zu amnestieren. Die elsässischen Abgeordneten meigerten sich, sich über Patriotismus belehren zu lassen. Die Haltung der Regie­rung stehe in Widerspruch mit den Wünschen und dem Willen der effäffischen Bevölkerung. Zu stürmischen Auftritten, die die Unter­brechung der Sizung um 23.15 Uhr zur Folge hatten, tam es, als der sozialistische Abgeordnete Bincent Auriol den Deputierten der Marin- Gruppe, Paul Reynaud  , wegen Aeußerungen in einer Bersammlung angriff. Da dieser ohne Wortmeldung und entgegen dem Berbot des Rammerpräsidenten zu sprechen begann,

standen. Die Unterzeichnung des vorgeschlagenen Protokolls würde eine große moralische Bedeutung für die sowjetruffischen Be­siehungen behalten.

Rote Fahne über den Krieg gegen U.S.G.R.

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Die ,, Rote Fahne", der die Antwort Mostaus an Warschau   noch nicht vorlag, tommentiert bie polnische Note mit der Uleber­schrift: Krieg gegen die Sowjetunion   offen auf der Tagesord: nung"(!), meint, fie stelle an zynischer Heuchelei alles bisher Dage wesene weit in den Schatten" und zitiert als Eideshelfer für ihre Ueberzeugung bürgerliche Rechtsblätter, die gegen die polnische Note polemifieren nicht aus Sowjetfreundschaft, sondern aus Polen  : Was so eine nach Liebe schmachtende, mit irdischen Gütern reich feindschaft. Benn in einem Augenblic, wo die Somjetregierung gesegnete Frau für einen Aufruhr in der Viermillionenstadt der= ursachen fann! Es ist ein Zeichen der Verworrenheit, daß sich eine Hundertschaft erwachsener, im Bollbesiz ihrer geistigen Kräfte befind­licher Männer auf solche plumpe Art hineinlegen läßt. Eigentlich müßte sich ein vernünftig Dentender doch über die etwas außer gewöhnliche Art des Rendezvousplaßes einige Gebanten gemacht

haben. Und dann weiß doch schließlich jeder, daß bei derartigen Angeboten eine größere Anzahl pon Kandidaten sich einzufinden pflegt. Wie sollte da im Rahmen einer Konzertveranstaltung das erste Anknüpfen der zarten Bande erfolgen? Die Pause in einem Konzert erftredt sich höchstenfalls auf eine Biertelstunde. Bielleicht stellten sich die Herren Kandidaten so eine Art Barabe vor. Reiche, alleinseinsmüde Damen find, wie es scheint, fehr begehrte Artikel, aber mer die Richtige schnappt, fann bei guter Gelegenheit feinen Dalles austurieren lassen. Diesmal gings aber, wie so oft, daneben!

Betrugsanzeige gegen Unbekannt.

Bon den Herren haben 27 bei der Kriminalpolizei des 104. Reviers eine Betrugsanzeige gegen unbetannt erstattet. Die Kriminalpolizei hat die Ermittlungen zur Feststellung der Urheberin des groben Unfugs aufgenommen.

Der Stadthaushalt für 1929.

Der Entwurf des Stadthaushaltsplans für 1929 ist jetzt vom Magistrat fertiggestellt und geht nun den Stadtverordneten zu. Er schließt in Einnahme und Ausgabe mit 1 120 968 620 Mark ab. In der nächsten Stadtberordnetensitung, die am 17. Januar um 16% Uhr stattfindet, wird der Stadt­fämmerer den Entwurf borlegen und in längerer Rebe begründen. Voraussichtlich werden dann die Frak tionen erst in der darauffolgenden Sigung sich äußern.

Moskau   befriedigt.

Auch Rumänien   foll dem Friedenspaft beitreten. Die Sowjetregierung veröffentlicht ihre Antwort an Polen  wegen einer befonderen Unterzeichnung des Kriegsverzichts vertrages  . Sie erklärt, die grundfähliche Bereitschaft Bolens zur Annahme des Sowjetangebots mit Befriedigung auf zunehmen. Sie erinnert dabei daran, daß die Sowjetregierung Bolen und den baltischen Ländern seinerzeit die gleichzeitige pro­portionale Serabfehung der Streitkräfte vorgeschlagen und nach Ablehnung dieses Antrages die Unterzeichnung eines Nicht­angriffpaties angeboten habe. Die Sowjetregierung lege dem Bel­fritt anderer Offstaaten zu dem Polen   vorgeschlagenen Sonder­otofo feine Hindernisse in den Weg; sie habe sich an Ha en allein nur deshalb gewandt, weil die anderen baltischen taaten den Kriegsverzichtvertrag ihres Wiffens noch nicht unter. rieben giffen. Wenn Rumänien   dazu bereit fei, dem Sonder­3.ofotol beizutreten, fo fei die Sowietregierung damit einver­

ihrer Befriedigung über die polnische Haltung Ausdruck gibt, das Berliner   Organ der Sowjetregierung derartige Schimpfereien auf einen Staat von sich gibt, mit dem sie freundliche Beziehungen zu pflegen bemüht ist, so beweist das nur, daß die Berliner   Sowjet­botschaft keinerlei Einfluß auf das Berliner   Organ Stalins besitzt.

Der abgestellte Graetz.

Dem Rundfunk, daß Sie das erfahren. Ist dies das höchste Erdenglück: Die kleinen Kinder zu bewahren Vor Infektion mit Politik. Verhüte Gott  , daß eine Seele Mal negativ zu Wilhelm steht! Noch wird ihr zwar nicht gleich die Kehle Jedoch der Strom wird abgedreht. Es hat Berlin   ein Kindermädchen, Das filtert erst das Mikrophon. Kein Ton, menn Sprecher Keckes predjen Das ist Herrn Knöpfkes guter Ton. O Graetz, lies künftig nur aus Stücken, Die nicht von Politik beleckt sind. Sonst lassen sie den Wecker ticken, Obgleich sie nicht grad aufgemeckt sind.

Hans Bauer.

Der Ausbruch des Calbuco.

Die Bultantätigkeit in Chile  .

Buenos Aires  , 12. Januar. Die Eruptionen des hilenischen Bulfans Cal. buco dauern mit voller Gewalt an. Der Aschenregen fällt bis weit auf argentinisches Gebiet. Die chilenische Regierung ließ die be. drohten Ortschaften und Häfen mit Hilfe der Kriegsmarine räumen. Verluste an Menschenleben scheinen nicht zu beklagen zu fein. Dagegen ist das Kulturland in unmittelbarer Umgebung des Bulfans, aber auch bis zu 100 kilometer im Umkreis von Aschen­regen bedeckt. Biele Touristen strömen herbei, um das grandiose Naturschauspiel des feuerspeienden Vulkans zu beobachten.

Das Parlamentsbureau abgebaut.

Ronfequenz der Diffatur in Südflawien. Belgrad  , 11. Januar.

Der frühere Präsident der Stupichtina, Michaelowitsch, hat im Einvernehmen mit dem Ministerpräsidenten mit der Liquidierung des Berwaltungsapparates der Stupichting begonnen. Die jüngeren Beamten der Stupschtina werden den einzelnen Ministerien zugeteilt, während die älteren Beamten penfioniert werden.

Seitdem vor drei Tagen die Gruppe der nationalen Linken, d. h. die Fraktion Loucheur, beschlossen hatte, einmütig für das Kabinett einzutreten, dem ihr Führer an­gehört, war an einem Sieg Poincarés nicht zu zweifeln. Denn gerade diese Gruppe, die etwa 50 Abgeordnete zählt, bildet in der franzöfifchen Kammer das Zunglein an der Wage, eine Rolle, die sie übrigens bereits in der vorigen Depu tiertentammer ſpielte. Indessen ist die Mehrheit für die Re­gierung um etwa 25 Stimmen größer gewefen als man ge rechnet hatte.

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Es ist aber fein Zweifel daran, daß das Kabinett mit der Abstimmung von heute nacht nur eine Schonfrist von wenigen Monaten erhalten hat. Gegen eine so starke Minder­heit der Linken und mit unsicheren Kantonisten in den eigenen noch Reihen kann man auf die Dauer in Frankreich  nicht regieren. weniger als in irgendeinem anderen Land Die Krise ist zwar vermieden, aber nur vertagt. Es ist offenfundig, daß Poincaré   diese Schonfrist lediglich im Hinblick auf die bevorstehenden internationalen Berhand­Iungen erhalten hat. Er selber hat in seiner Rede, die zur Beantwortung von Interpellationen gehalten wurde, die vor­nehmlich innerpolitischen Charakter trugen, das außenpolitische Argument auffallend start unter­strichen. So wie er in den legten Jahren die Opposition durch den Hinweis auf die Gefährdung der Währung dauernd in Schach   hielt, so nüßt er jetzt die kommenden Re tionsverhandlungen aus, um jeine Mehrheit zu­sammenzuhalten. Die Linke hatte das Kabinett angegriffen, um Poincaré   zu veranlassen, sich von der Marin­Gruppe zu trennen, aber die Radikalen hatten durch­blicken lassen, daß sich ihre Opposition weder gegen die Person Poincarés noch gegen die Außenpolitik der Regie­rung richte, zumal sie von Briand   geleitet werde. Poincaré  aber hat unter Hinweis feiner Solidarität mit Briand   die absolute Notwendigkeit der Bermeidung einer Krise im Inter­effe der auswärtigen Politik betont. Damit hat er einen um fo leichteren Sieg erfochten, als ja die Außenpolitik Briands von den Linksparteien viel aufrichtiger unterstützt wird als von dem rechten Flügel seiner eigenen Mehrheit.

Der schadhafte Kamin.

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Bier Menschen durch Kohlenorydgas vergiffet.

Ciebenmerda, 12. Januar.

Ein Unglüd, dem vier Menschenleben zum Opfer fielen, ereignete fich Freitag nacht in Brestewitz. Im Anwesen des Landwirts Brösgen   fanden am späten Vormittag Nachbarn, denen das Brüllen des hungernden und unversorgten Biehes auffiel, die ganze Familie durch Kohlenoxydgase vergiftet vor. Der 74 Jahre alte Besizer, dessen 20 Jahre alte Enteltochter, deren Mann und ein zweijähriges Kind waren bereits to t. Die über 70 Jahre alte Großmutter tam hoffnungslos ins Kranken­haus. Es besteht teine Aussicht, die Frau am Leben zu erhalten. Schadhaftigkeit des Kamins soll die Ursache des furchtbaren Un­glüds sein.

Maffenentlaffungen bei den Mauserwerken. Oberndorf  , 12. Januar.

Wie der Schwarzwälder Bote" meldet, ist bei den Mauser= werken in Oberndorf   mit größeren Entlassungen zu rech­nen; es wird non der Entlassung von einigen hundert Ar­beitern gesprochen.

Beinahe gelyncht!

Szenen aus dem Bürgerkrieg, Januar 1919.

Die Rote Fahne" beginnt nun auch, sich mit den Ereignissen vor zehn Jahren zu beschäftigen. Daß es dabei nicht ohne die ärg­ften Entstellungen der Wahrheit abgeht, versteht sich von selbst. Immerhin muß auch die Rote Fahne" zugeben, daß es damals unter den Führern der Spartatusbewegung schwere Differenzen gegeben hat und daß die Bewegung scheitern mußte, weil es überhaupt an Führung fehlte. Und vor dieser topflosen Bewegung hätte die Regierung, die die erdrüdende Mehrheit der Arbeiter und Soldatenräte des ganzen Reiches hinter sich hatte, widerstandslos fapitulieren jollen? Die Folgen einer solchen Kapi­tulation wären doch für Deutschland   unausdenkbar gewesen und den Arbeitern wären sie am schlechtesten bekommen!

Richtig ist, daß von den eilig zusammengerafften Truppen, die der Regierung zur Verfügung standen, Greueltaten begangen wurden, die niemand entschuldigen kann. Niemand? Das ist viel­leicht etwas zuviel gesagt. Denn einiges, was geeignet ist, die scheuß­lichen Borgänge von damals wenigstens zu erklären, wenn auch nicht zu entschuldigen, ist heute in der Roten Fahne" selbst zu lesen. Da schildert ein Mann, der sich Fred Mariner" nennt, was sich im Januar vor dem Mosse- Haus ereignet hat:

Zerfeßte Leitungsdrähte der Straßenbahn, zertrümmerte Glocken der Straßenbeleuchtung, fingerhoher Mörtel auf den Bürgersteigen deutete den Vorübergehenden die Heftigkeit les hier stattgefundenen Kampfes an. Sie blieben stehen. Gruppen sammelten sich, wurden immer größer. Diskussionen entstanden. Regierungsagenten mischten sich unter fie. Heßten gegen Spar­tatus. Berbreiteten Fugblätter niedrigster gemeinster Art. Karl Liebknecht   wurde als Wahnsinniger dargestellt!

Wir nahmen unsere Gewehre. Gingen zu diesen Grupper. Sprachen mit den Leuten, und

mancher Regierungsagent mußte bald das Hafenpanier er­greifen, wenn er nicht gelyncht werden wollte.

Für Heze gegen Spartatus war in unserer Nähe tein Boden. Wer sich erlaubte, mit dem wahnwißigen Treiben der Spar­takusleute nicht einverstanden zu sein, war Regierungsagent" und vogelfrei. Nur durch Davonlaufen fonnte er sich dem Schidial, gelyncht, das heißt ermordet zu werben, entziehen.... Ja, so geht es eben in einem Bürgerkrieg zu!