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' OonnerSiag 17. 3anuor 1929

Unterhaltung unö ÄAissen

Beilage des Vorwärts

Werner Alling: SpilM fWl �fOOl*

Cf? war spät am Abend. Ich kam aus lustiger Gesellschaft von Amvekken herüber und wallte nach Sorgau, um den letzten Zug zu erreichen. Die Höhe lag schon hinter mir. In den Klstnerhäusern, die zum Vorwerk gehören, waren die Lichter längst verlöscht. -.h ging schnell voran. Der Diertelmond hing wie eine blutige Sichel über dem Moorwald. In den Gräben jlossen mi chige Nebel. Wer in sie hineingerät, den ersticken sie. dachte ich und hielt mich mehr auf der Mitte des Weges. Dort, wo das niedrige Gebüsch abschneidet und die alten Erlen und Weiden wie verkrüppelte Riesen im Morast knien, die ihre hundertfältigen Arme in grauser Angst emporstrecken, trat plötzlich ein Mann an meine Seite. Er war ebenso unversehens da, wie vorher niemand neben mir gewesen war. Die Nebel hätten ihn aus den schwarzen Moorlachen herausgesogen. Der Stoff des schäbigen ?lnzugs zog graue Schleierfäden noch sich Der Mann dämpfte. So- weit ich im Zwi elicht sein blast es Gesicht erkennen konnte, glänzte es feucht von Schweiß. Seine Brust arbeitet« schnell, g'eichwohl fragte er mich mit etwas heiserer, aber ganz ruhiger Stimme:»Sie gehen nach Sorgou?' Ich nickte, während ich meinen Schritt möglichst unauffällig beschleunigte. Er hielt sich an meiner Seite und meinte kurz: �sch gehe mit." Es schien mir nicht ratsam, diese aufgezwungene Begleitung auszuschlagen, zumal die Augen des Mannes mich aus halbgs. fchlostesten Lidern belauerten. Seine ganze Haltung hätte etwas ochleichend-Bedroh iches. Ich überlegte, daß ich mein ganzes Geld, mit dem ich bis zum Monatsende leben muhte, bei mir trug, außer» dem einen guten Anzug und den neuen, noch nicht einmal ab- aezah'ten Mantel. Ich schätzte die Aussichten eines Äampfes ab. Er wär nicht oiel kleiner alZ ich, aber schlanker. Seine Bewegungen verrieten Ärast und Gewandtheit. Immerhin traute ich mir zu. mit ihm fertig zu werden, wenn mcht der Mantel mich gehindert hätte. Ich zog chn also mit kurzem Ruck aus. wobei ich murmelt«, mir wäre zu heiß. »Das trifft sich gut," sagte er trocken, nahm mir das Lleidungs- stück ohne Umstände aus der Hand und schlüpfte hinein..Mir ist nämlich kalt." Bevor ich noch protestieren tonnte im Augenblick hatte mich diese unerhörte Frechheil geradezu gelähmt, faßte er mich bei- nah« freundschaftlich am Ann und flüstert« mir zu:Wenn's nicht schief geht, kriegen sie ihn bestimmt wieder...." Die ironische Urberlegenheit sin Ton ärgarte mich zwar, aber sie beruhigte mich zug'eich selksämerwelse. Ueberdies hatte ex sich nun selbst in den Nachteil gesetzt, den ich anfangs sür mich gefürchtet haste. Mein Legleiter neigte sich mir zu. hob sein« Hände wi« zur Unterstützung seiner Rede und rief mit völlig veränderter höher Stimme:Wer, Herr Pfarrer, Sie wollen wir doch nicht km Ernst -inreken, daß der Herr Jesus mit einem Brot fünftausend arme Teufel sattmachen, konnte." Er lochte ein herzerfrischend ungläu- biges Gelächter� dem� immeMn einiger RMekt beigemischt war! Sosort antwortete er sich selbst im tiefen gütigen Predigerton: 'y£ßn Evangelium darf man nicht zweifeln, jünger Mann. Tausend Jahre sind vor i h m wie ein Tag, weshalb sollen nicht fünftausend hungrige Menschen vor ihm wie eine Seele sein, die sein Wort speist und tränkt. Denn das Wort Gottes ist Brat...."

Hier wurde der.junge Mann", der doch eben noch der Pfarrer gewesen war, hitzig. Seine Stimme überschlug sich fast. In den Pausen, da ihm vor Eiser die Worte ausgingen, lauschte der neu- trale Drille, näm'.ich der, der neben mir ging und die beiden an- deren so wunderbar in einen lheologischen Streit verwickelte, in die geisternde Nacht. Seine Züge spannten sich raubüerhaft. Mir wurde wirklich Angst vor ihm. Aber schon rief er in der Rolle des jungen Gläubigen:.Brot ist Brot, Herr Pfarrer. Und der Segen, der einige tausend Hungerleider satt gemächt hätte, ist noch nicht gesprochen worden...." .Aber... ober..." begütigte der geislliche Herr. Hinter un» vernahm ich Schritte, die aber noch fern zu sein schienen. Da bllnkte uns auch schon vän vorn ein trübes, durch den Nebel gsdampstss Licht entgegen. Der Mann schob seinen Arm unter meinen, preßte ihn wie in einen Schraubstock und zischt« mir ins Ohr: seinen Laut, Kerl!" Und rief auch schon fröhlich:.Kein Aber. Herr Pfarrer! Aipch«n Wunder will gemächt fem, von selbst geht nichts in der Welt. Brat ist nun einmal..." Da war das Licht schräg vor uns. Zwei Gestalten hoben sich aus dem Dunkel. Ich erkannte deutlich zwei Gendatmen am über- gehängten Gewehr. Mit der Rechten krallte sich mein Beg'eiter an mkr fest, daß ich iäst schreien mutzte. Die Linke aber reckte er pathe. tisch gegen den Himmel, und zwar genau in dem Moment, als das Licht schwach über uns hinwegkröch. Mit starker Stimme orgelte der Pfarrer, als habe er die ganze Gemeinde vor sich:»Wahrlich. junger Mensch, Gott ist weit von dir gewichen. Es ist finster in deiner Seele. Wer nur nach irdischer Nährung trachtet, der ver» dirbt sich den Magen für die himmlische Kbst... Der würdige Herr fing an. geräuschvoll uüd gar gewaltig zu husten. Am Beben des Körpxrs spürte ich, daß mein Begleiter ein angestautes ungeheuerliches Lachen auf diese Weise«ntliw und wurde beinahe von seiner Heilerkeit angesteckt, obwohl mir kalte Schauer über den Rücken liefest: Er setzte das sonderbar« Zwiegespräch mit einiger Schonung seiner wanÄlungssähigen Stimme fort und gab mich frei. So kamen wir unangefochten am Krug vorüber, wo alles längst im Schlafe lag. Endlich kroch das Moor hinter uns. Das Gebüsch trat ausein- ander. Ejnige Lichter zeigten Dorf und Bahnhof an. Die Litanei veiftummt«. Der Mmm schöpfte tief Atem, ging noch einige Schritte schweigend an meiner Seite, wie in Gedanken, dann glitt er mit katzenärtiger Gewandtheit aus dem Mantel, warf ihn mir zu und sprang in den Acker. Di« Nacht hatte chn äugen» blicklich Versitzungen. Ich. zog die Uhr. Wir hasten den Erlenwald bt unglweblich kurzer Zkit durchquert. Der Zug war erst in einer halben Stunde fällig. Ich verlangsamte die Eastgart und grübelte, ob ich nicht doch auf Gefahr des Lebens hin die Gendarmen hätte anrufen sollen. Zugleich erfüllte mich die Tatsache, den Hütern des Gesetzes, wenn Wch.Mzmungene�aßen, einen Streich. gespielt zu haben, mit höchst unmoralischem Qtoltzl'.'i'-V-a;, V*ii Wer jeneii Unbekaitte war, habe ich nie erfahren. Habe mich auch nie darum bekümmert. Daß er aber mindestens einig« Se- msstsr Theologie hinter sich hatte, daraus möchte ich meinen Kopf verwetten: so gewaltig hatte er Gottes Wort gepredigt und so un» gläubig darüber gelacht.

W.emchen unter der Sahara

Me seltsamsten Städte der Welt befinden sich, der Oefsentsichkett meist unbekannt, unter dem Wüstensande der Sahara , in einer un- lruchtdaren Gegend, über der die Todeegluten der Sonne zittern. Unverständlich ist«s, wie Menscheu dazu gekommen sind, hier in dieser oon anderen Völkern gemiedenen Wüstenei Städte und Dörfer anzufiedetn."Nur lue Tatsache, daß diese menschlichen Anstedlungen, zu den«» sogar die französische Distriitshauptstadt Mustnata gehört. schon seit rund 2000 Iahren bestehen und bewohnt sind, läßt es erklärlich erscheinen, daß heute noch Ist. Meter unter dem Bode» der -Sahara solch« Stadt« bestehen. Es sind hauptsächlich.«>« der Forschungsreisende Ernst oon Hesio- Wartegg berichtet, berberisch« und jüdische Stämme, die auf so seltsame Weise Ihr Dasein fristen, dabei aber wohl und munter sind. Er erzählt, wie«r in der tunesischen Wüste von dem Fort der französischen Militärverwaltung aus in der ganzen Umgebung mit d«m Fernrohr eine Menge oon tiefen Kralern erblickte, die ähnlich aussahen, wie die gewaltigen Krater des Mondes. Aber der fianzö» fische Kapttän Muqel, der Gouverneur, dieses Gebietes, klärte ihn darüber auf, daß die Krater keine Aehnlichkett mit den Mond- bildungen haben und nicht vulkanischen Ursprungs seien, sondern die Eingänge zu seiner Bezirkshauptstadt Matmata. Außer dieser Stadt gibt es noch ander« wie Had«sch, Tschensdi, Douriat und Ghermesia. Die Stadf ist nicht nach aufwärts gebaut wie ander« Städte, sondern nach abwärts, und zwar drei brs vier Stockwerke tief. Unter der Erde befinden sich alle Häuser, in denen die Menschen wohnen, das Rachaus, die Schulen, Kaufläden. Gatteshäuser, Versammlung s- hallen und alles, was zu«ner Stadt gehört. Es sind richtige Troolodyten. st« hier in diesen Höhlen wohnen. In die Städte hinab kommt man aus schrägen, unterirdischen Gängen, die bis 10 Meter tief unter den Wüstensand führen. Ä« herrscht auch Teilung der Familien, denn jede einzelne Familie hat ihr eigenes Wohrrloch, das auf dem untersten Boden der mehr- siSckigen unterirstschen Häuser liegt, während die oberen Stockwerk« Zlrb«ttsräum« und Vorratskammern sind. Don der Einfachheit der Lebensverhältnisse kann man sich ketne Vorstellung machen. E» gibt weder Betten noch Möbel, nach Treppen, die aps den Kratern an die Oberwelt führen. Ernige primitiv« Stufen ermöglichen den Aus- s-rg. Auch Werkzeuge sind wenig vorhanden. Trotzdem gibt es hler Goldschmiede, Silberarbeiter, Schmiede und Sattler. Die Frauen machen auf primitivsten Spinnrocken Kleider und verfertigen aus 3«der Sandalen, so daß in den unterirdischen Städten alles für den Bedarf der Menschen Notwendige hergestellt wird. Vi�le Menschen wohnen auch in den langen Bergketten, die durch die Wülte Sahara hind'irchgehcn. Roch der Schilderung von Heise- Wartegg ist märt nur ein großer Teil nok> Tunis , sondern auch von der algeriichen Wüste von derartigen unterirdischen Städten und Dörfer unterhöhlt. Er hat selbst eine große Anzahl dieser Dörfer und Städte kennengelernt. Wenn man auf viel« hundert Kilometer

die unbevälterte und unfruchtbare Wüste Sahara daliege» sieht oder über sie hinwegreite!, kommt man nicht auf den Gedanken, daß sie unter dem glühenden Sand geschäftiges Leben und Treiben birgt, Menschen mit Sorgen und Mühen, mit frohen und trüben Stunden. Männer und Frauen, die ihrem Tagewerk nachgehe» und zu ihrem Gott « beten, die Werktage und Feiertage kennen, dabei aber ein« Bedürfnislosigkeit aufweisen, wie wir sie tn unserem Erdteil gar nicht begreissn können. Da Lust und Sonne in diese Wüsten abgründ« nicht hinein- Dien können und wohl in den meisten Wohnhöhlen Feuchtigkeit chen wird, da sie sich mehr als 10 Meter tief unter der Erde befinden, so kann man nicht begreifen, warum hier nicht die schlimmsten Krankheiten und Epidemien herrschen, durch die dies« unterirdischen Städte und Dörfer längst hätten entoölkert sein müssen. Es scheint aber, als ob die menschliche Natur oon einer Anpasiungs- sähigkett ist, von der wir uns noch keine Vorstellung machen können. Jedenfalls ist auch das beschauliche und aufregungslose DaseM, das diese modernen Troglodyten führen, dazu angetan, die Menschen im Kampf« gegen Arankheitskeime zu stärken.

Steich ohne Strafen China , das«OO-Millionsn-Reich, w dem unter st» schweren Erschütterungen sich setzt auch allmählich Deformen vorbereiten, ist in seiner Gesantthett doch immer noch der Hart uralter Tradition. Den Grund für diese Erstarrung sucht der Heidelberger Soziologe Prof. Emil Loderer. der durch mehrjährigen Aufenthalt Ostasien kennengelernt hat und zusammen init semer Frau Emy Qederer- Geister ttn Verlag der Frankfurter Societäts-Druckerei«in tief- gründiges Buch Ustipan-Europa, Wandlungen im ferne» Osten" er- scheinen läßt, in dem Mangel an Staatlichkeit in europäischem Sinne. Bis auf den heutigen Tag fehlen in der Wirtschast und im tag- lichen Leben Ehmas jene organisierenden Einrichtungen, die einen allgegenwärtigen Staat erst möglich machen. So gibt es in China merkwürdigerweise noch keine richtigen Straßen. jS-s gibt ein System von Karrenwsgen, auf denen man sich mühsam genug be- wegt," schreibt Loderer,ein Netz von Kanälen, das aber in erster Linie als System von Handelswegen aus- und aurgebaut ist. Es- rodezu«ine groteske Illustration dieser Tatsach« ist der Umstand, daß In allen Dörfern die Straße privates Eigentum ist. Die Einzel­nen müssen, wenn sie an der Straße liegen, einen Teil ihres Ackers. ihres Feldes, vn die Strohe abtreten. Jeder will dabei so billig als möglich wegkommen. Insbesondere iehlen daher im Doric die Querverb-inidungen fast vollkommen. Man muh eine lang« Strecke lausen, um auf der anderen Seite durch eine Querverbindung die Streck« wieder zurückzufinden.

Die Straßen sind eben nicht planmäßig angelegt, die öffentlich« Hand fehlt, der Gedanke kommt gar nicht auf, daß der Verkehr ein öffentliches Interesse wäre, und daß man daher Grundstücke be- schlognohmen könnte, um ein solches Straßenfystsm aufzubauen. In den Städten gibt es freilich auch in China ein Straßennetz. Die Straße in freier Flur aber wird von den benachbarten Landwirten als Ausbeutung sgolnet betrachtet. Sic nehmen von ihr den Humus Meg, benutzen sie als Gewinnungsstötte für Erde und Steine und so wetter. Oft verwandeln sich die Straßen im Frühjahr m reißende Ströme, so daß die Dörfer wochenlang von jeder Verbindung ab» geschnitten sind. China besitzt zwar 2000 Meilen.kaiserliche Straßen", eigens zur Verbindung der Hauptstadt mtt den Provin. zen bestimmt, aber auch diese stich überwiegend bloß Karrenwege. Die chinesischen Lesörderungsmittel, robuste Karren mit massive» Rädern und Sänften, deuten daraus hin. daß dies« Straßen auch in den Glanzepochen der chinesischen Geschichte nicht viel, mehr waren. als einfache Loichweg«. Di« Ritschah ist die neuere Erfindung eines Missionars. Der Gedanke, daß hier die öffentliche Hand das Recht und die Pflicht hätte, einzugreifen, kommt den Chinesen nicht. Sie sind ein Volk von Prioalleuton. d. h. sie leben in ihrer privat«? Sphäre, in ihrer Famtlle und kn ihren Dörfern. Di« Einwohner des Dorfes gehören zusammen, wie sie auch in gxoßem Maßstabe verwandtschaftlich zusammenhängen. Die Vorstellung, als ob das Dorf die Zelle des Staates wäre, sin Glied einer viel größeren Ge> meinschast wie es in Japan der Fall ist, würde jedem chinesischen Bauern verstiegen, zum mindesten unverständlich erscheinen. Jedes Dorf ist also sür sich. Ein alles chinesisches Sprichwort sagt:.Darf soll nicht von Dorf wissen." Daher ist es gar nicht so wichtig, gute Aommunitotionsmittel zu besitzen. Man wünscht ja nickst einmal großen Bertehr."_ Sin Quälgeist der tlienschheit Einer der schlimmsten, wenn auch nicht gefährlichst«» Quäl- gerster. die die modernen Menschen plagen, ist die Migräne, von der nur wenige Frauen ganz verschont bleiben, die aber auch viele Männer packt. Man bezeichnet alle möglichen Arten des Kops« schmerzes als Migräne, aber die eigentlich« Krankheit, der dieser Name zukommt, zeigt em festumschriebenes Bild, das in der Leip- ziger.Illustrierten Zeitung" gezeichnet wird. Es ist ein halbsetttger Kopfschmerz, der zu den sogenannte» Neurosen zähll und in bestimmten Zetträumen auftritt. Die Er­scheinungen haben bald einen mehr krampf-, bald einen mehr lahrnungsartigen Charakter. Nervöse und Blutarme gehören am häufigste ii zu den Opfern, die sich die Migräne sucht Aber auch schwer« Sorgen und geistig« Ueberanstrengungsn können solch« Zu­stände hervorrufen. Seelische Aufregungen, AusschwÄfungen. vor allem aber Stofftvechfelstörungen durch fehlerhafte Ernährung und schlechte Verdauung bringe» den Aufall zum Ausbruch. Dieser kündet sich schon vorher an. zuerst oft durch kalte Füße, dann durch Unlustgefükste aller Art, durch Verstimmung und erhöhte Reizbarkeit. Män hat' keinen Appetit mehr, empfindet Uebelkett, der Maqen ist ausgetrieben die'Leber' druckempsindktth. Die schmerzende Gesichts­hälfte. meist die linke, ist entweder sehr rot oder sehr blaß. Das einseitige Kopfweh schwillt.zu einer immer größeren Heftigkett an und erreicht schließlich«ine Höhe, bei der man glaubt, das eine Auge werde aus seiner Höhle herausgepreßt, der ganze Schädel gesprengt. Die Pulse klopfen dröhnend an die Schläfen: jeder Lichtreiz, das leiseste Geräusch, selbst das eigen« Wort, wird zur Qual. Schwerstes Uebelset» verbindet sich mtt maßlosem Erbrechen, bis nach völliger Entleerung des Magens nur noch ein grausiges Würgen folgt. Das Toben des Schmerzes endet schließlich in einem Zustand völliWr Er­schöpfung. bis der erlösend« Schlaf naht und beim schmerzfreie» Erwache» neuer Lebensmut einzieht. Das Trauerspiel ist zu Ende. setzt aber nach Wochen oder Monaten wieder mit der gleich«» Heftigkett«w und pflegt erst im Aller ganz zu verschwinden. Es gibt unzählige Mittel, die den Anfall bereits in seinen An- sängen besesiigen oder zum mindesten abdämpfen können Aber ynt solchen augenblicklichen Hilfemttteln kann man natürlich nicht die tiefere» Gründe der Krankheit aus der Well schaffen. Diese sind wohl zum großen Teil In unserer falsche» Ernährung zu suchen, b« der die wichtigen Pttamine nicht berücksichtigt werden. Sodann wirken natürlich Kullurschädon verschiedenster Art mtt, und dte chesto Heilung von der Migräne wird eine sehr gesunde und natürliche Lebensweise sei», die alle Gebote der modernen Hygiene befolgt.

Kreislauf im Wleermosser Das Jod kommt in der Natur sowohl in Mineralien, als auch in Pflanzen und Tieren vor, doch steht das Vorkommen des Jods m de» verschiedenen Lebewesen und Gesteinen rn einem ganz eigen- artigen Zusammenhang, indem besonders im Meerwasssr das Zu- stände kommen und die Wanderung des Jods oon Organismus zu Organismus gewissermaßen einen in sich abgeschlossenen Kreislauf bildet. Das Meer erhäll feinen Iodgshall zum Teil aus den ihm .zuströmenden Flüssen, die das aus verwitterndem Eruptiogestein frei werdend« Jod mtt sich schwemmen, zum anderen Teil jedoch, ro« die in den.Naturwissenschaften" besprochenen jüngsten Unter« suchungen des norwegischen Forschers Lunde erwiesen, aus der Uratmofphäve", die sich bildete, als einst die Erde erstarrte. Dieser ansehnlich« Iodgshall des Meerwassers sammelt sich min in ver- schiedenen Meerespslanzen, und zwar in manchem Organismen des sog. Pstonzen-P lantcms, den pflanzlichen Kleinlebewesen und niedrig:« Pflanzenarten, in sehr großen Mengen an, ist in ihnen aber nicht frei, sondern stets in organischer Bindung enchallen. Do dos pflanzliche Plankton des Mesrwassers die Hauptnahrung der tierischen Kleinwell des Meeres bildet, wandert nunmehr das Jod zunächst in die Kleinüere über, von diesen aber, die den wirbel - losen Tieren wie auch den Wirbeltieren, hie im Meere leben, zpr Nahrung dienen, auch in diese zahlreichen Tiersormen Der Iod- gehall dieser Tiere ist allerdings sehr schwankend und verhüll sich besonders be! den einzelnen Arten der höheren Tiere ziemlich ver- schieden. Gehen nun diese jodhaltigen Tier« allmählich zugrunde, so wird das in ihnen enthaltene Jod zum Test wieder frei und geht jetzt in die Sedimente über, d. h. in jene Ablagerungen der Erde, die durch die Einwirkung des Wassers zustand« kommen und In die aus ihnen entstehenden Gesteine. Wmn in kommenden Erdperioden diese Sedimente jedoch ge- hoben werden und die Gestein« verwittern, wird auch das Jod wieder frei und wandert, wie eingangs erwähnt, durch die ins Meer mündenden Flüsse abermals dem Wasser des Ozeans zu, wo der Kreislauf von neuem beginnt.