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3*r. 29» 46. Iohfgsng*J|i# Sreiiaß. iB.MmMti929

Gtadthaushatt 1929. Oer Gtadtkämmerer legt ihn den Stadtverordnete« vor.

Di« Bervner Dtadtvsrordnetevvlirfammlung trat Astern in die Beratung des S t a d t h o u s h o l t p l a n e s für �29 ein. Den vom Magistrat aufgestellten Entwurf legte der �tadtkämmerer mit einer erläuternden Rede vor. die wie 'r es bei Äömmererreden alljährlich erleben. diePflicht zur Sparsamkeit� stark betonte. Aufs neue wies er auf die Schwierig. jkiten hin. die für Berlin infolge der ungerechten Regelung Finanzausgleichs entstehen. Nur durch B e s ch r ä n> u" g der Ausgaben auf das Rotwendigste ist es "glich gewesen, in dem chaushaltplan das Gleichgewicht zwischen Annahmen und Ausgaben herzustellen. Nachdrücklich wandt« der �tadtkämmerer stch gegen die sinn- und gewissenlosen «Haupt un gen, die über Berlin ? Schuldenlost in f�r rechtsstehenden Presse verbreitet worden Ii n d. Die Schulden pro Kopf der Bevölkerung sind für die Stadt Berlin tatsächlich geringer als der Durchschnitt für all« Städte mit '«hr als 30000 Einwohnern. Gestern nahmen die Redner der Fraktionen noch nicht das Wort zum tzaushastplan. Sie werden das 'n der nächsten Sitzung tun. s Alk«rster Stelle der Tagesordnung stand eine Debatte über die Grippe in Berlin . Kommunisten und Demokraten hauen Anfragen dazu«inge- '>cht. Sil der Begründung warf die kommunistische Stadtverordnete /rou kfossmann-Gwinner dem t)auptgesundhciisamt Unfähiokeit bei fr«r Bekampiung der Grippe vor, der Stadtmedizinolrot verfolge die Erkrankungen»on einem Winierturori aus. Es fei ein Skandal, daß b>e Grippe sine io motze Ausdehnung angenommen 1)01, aber bei der "niShigkeit der städtischen Verwaltung sei das flicht melier verwunderlich Nachdem der Stadtverordnete Merten l-öern.) die Angriffe der Vorrednerin gegen die Stcidtvertuaitung Zuriickaewiefen hatte, nahm sofort Obsrbürgcrn,eistec Döst das Wart, Um mit grotzer Entschiedenheit die Anwürfe der kommunistiichen Redncrin gegen die Stadtverwaltung zurückzuweisen. Die Kom. niunisten wützten offenbar nicht, welche Matznahmen das Haupt» llefundheitsamt zur Bekämpfung der Grippmkrantungen bereits er. Lnffen hatte, ehe sie an die Formulierung ihrer Anträge dachten. Der Oberbürgermeister protestierte dagegen, daß fsrau hoff. mann-Äwinoer d'e Stodtverwolkung vor der oefamten Oeffenl- ßchfeit als unfähig hingestellt habe. Dann wies Swdlmehtzinalrat Prof. Dr. v. DrigalfN an Hand eines umfangreichen Materials nach» datz das Hauptgesundheitsamt genug Erklärungen über den Stand der Grippeerkrankungen heraus» gegeben hätte. Bei der vorherrschenden Witterung seien Cr» kältungskrankhe'ten nicht zu vermeiden. Durch schreiende Ueber. lchriften w den Leitungen und irreführende Artikel sei der Um» fang der Erkrankungen maßlos übertrieben worden, denn der Gefuiidhest-fkavd der SerLner Vevölkerung fei nicht schlechter, nl« der in anderen Städten. DZr Tts.dtmedizwa?rai beoegneie dann der Fordenma' der kanvnu- niststchs« Rednerin nach Vergrößerung de? Bettenbestande.s in den Krankenhäusern mit der Auszählung der getrostenen Maßnahmen. Sit seien m Zahlendarf. m Spandau , in Hobrechtsielde-Bvch, im Krankenhaus Mxchit und in Eharloüestbunj eine große Anzahl Betten neu beschafft worden und außerdem fmd zehn Not.panillons bereit, die feden Augenblick zur Auinahm« van Grippekranken dienen konnten. Insgesamt seien etwa 1000 neue Kranken stellen eingerichtet. Die Hürzunahme von Schulen als Krankenanstalten hoffe»an umgehen zu können, man halte sie aber als letzte Reserve in Bereitschaft. Die Berstopfung der Krankenhäuser, erklärte der Stadtwedi.zinalrat, sei dadurch hervoroerusen. daß sehr viele leicht Erkrankt« ausgenommen wurden, so dag viele Krankenhäuser melden, sie seien fast' nur mifßctchtfranfcn* überfüllt. Natürlich laste auch in vielen Fällen die Wahnungsnot eine Hauspstege der Erkrankten nicht rotsam erscheinen. Den Optimismus der Sochver»

ständigen, die mit einem Starkerwerden der Gripp« nicht rechnen. teilte der Stadtmodizinalrat nicht. Er betonte, daß in solchen Fällen Vorsicht immer angebracht sei und erklärte schließlich, daß die Stadt- Verwaltung glaube. mit ausreichenden Maßnahmen gegen M« Grippe grflflek zn sein. Ein unbedingtes Schutzmittel sei leider noch nicht gesunden, dach nehmen in der neueren Zeit solch« Erkrankungen lang« nickst, mehr den epidemischen Charakter an wie früher, als die Stadt Berlin in gefunuheitlicher Beziehung noch nicht so gerüstet war.(Lebhafter Beifall im Hause.) Für die sozialdemokratische Fraktion sprach Genosse Strieder: Ohne sich einer Uebertreibuna schuldig zu machen, müsje man feststellen, daß die Grippe in Berlin durchaus noch nicht ab- geklaut ist. Allerdings ist der Grad der Erkrankung nicht so ernst wie früher, aber die Zah! der Erkrankungen gibt zu denken. Er- sreulicherweise sind die Todesfälle gering, st« sind aber kein Maß stob. Der Ansturm ans die Krankenhäuser sei in vielen Fällen nicht zn bewölllgen, die Bettennot ist nicht abzustreiten, sie ist aber in Berlin ein st ä n d i g e r Z u st a n d. der nur durch«in grvßzüglge» Srankenhemsbauprogramm beseitigt werden kann. Di« Zahl der vorhandenen Betten in den Krankenhäusern muß in einem bestimmten Verhältnis zur Be- nölkcrungszifser stehen, dieses richtige Verhältnis ist aber in Berlin noch nicht erreicht. Im Augenblick ist zu erwägen, wie Unterkunft für die Kranken zu bejchoffen ist. Genosse Strieder behauptet«, datz durch Engerstellen der Betten in den einzelnen Krankenhaus- sälen und durch Hinzunahme von Reserveräumen die Bettenzahl um etwa 10 Proz. zu steigern sei. Der Redner forderte die Einsetzung einer Kommission, die im Einvernehmen mit den Stadt- ärztcn die Krankenhäufer daraufhin zu prüfen hätte. Die Ein- richtung von Schulen als Krankenanstalten hielt der Redner nicht für angängig: zu fordern sei, daß planmätzig in ruhigen Zeiten bestimmte städtische Gebäude für die behelfsmäßige Aufnahme von kranken vorbereitet werden.(Bravo bei den Soz.) In der weiteren Aussprach« sprachen von den Demokraten Freu Münder lich. Stadtverordneter Döring(Dnat.), Psitzner für die Wirifchaftspartei und Dr. Faltenberg(D. Vp.). der meinte, anfangs hätte das Hauptgefundheitsamt mit einer gewissen Sorglosigkeit den Grippeerkrankungsn gegenübergestanden. Die erneuten'Angriffe der Kommunistin Hosfmann-Gwlnner aus die Hauptgesundheitsverwal» tung oeranlatzten den Stadtmedlzinalral nochmals mit besonderem Nachdruck zu betonen, daß einem ziemlich plötzlich eintr«tendcn Er, eignis die ivtadtverwaltunq gut gerüstet gegenüberstand. Angesichts der vorgeschrittenen Zeit, stellte die Versammlung die Verabschiedung des Wohnungsbauprogramms ISN bis 1932 zurück und nahm zunächst die Bede des Kämmerers zur Cinbrlnguna des Etats entgegen. Der Kämmerer Dr. Lang« führt« aus: Der Haushalt hat sich oegenüber dem des Vorfahres nicht sehr wesentlich verändert, und konnte das auch nicht angesichts der Notwendigkeit,«in« M e h r- b e l a st u n g der Berliner Mrtschast und Bevölkerung durch neue oder erhöhte Steuern zu vermelden Auch m diesem Jahre mutzten deshalb die Ausgaben auf das Aeutzersts eingeschränkt worden, da die Lage de? Wirtschaft kein« Mehreinnahmen erwarten läßt und die Hoffnungen auf eine Aenderung de? Fitwza», gleich« im lebten Söhre wieder enttäuscht worden sind. Der Gefawthau?- hast schließt in Einnahm« und Ansgabo mlk{12 Milliarde« gegenüber 1,17 Milliarden im Vorjahr ob. Davon entfallen auf den ordentlichen Haushast 921 Millionen(Vorjahr 831 Millionen), auf den außerordentlichen Haushalt(Anleihehaushalt) 134 Millionen (Vorfahr 273 Millionen). Die Steigerung der tatsächlichen lausen, den Ausgaben ohne Erstattungen gegenüber dem Vorjahr beträgt 41 Millionen oder 6 Proz. Das ist wenig angesichts der Entwicklung der Stadt, die im abgelaufenen Jahre wieder um 90000 Ein- wohner durch Zuzug gewachsen ist. Dieses Anwachsen bedingt eine Mehrbelastung aus allen Gebieten, z. B. durch Bauten

Soldat Surren. 5Boi»an voa Georg von der'Dring. CapyriLbt 1927 hy J. M. Spe-ath Verlag, Berlin (Schluß.) Eine lange Zeit verfolgen wir den Weg, der uns zur Stochodbrücke führen soll. Wortlos gehen wir, der Berg- mann mit zusammengebissenen Zähnen, und setzen Schritt vqr Schritt mit unseren drei Beinen. Weit vor uns sehen wir den Glatzköpfigen, der sich zwei Bauernhüttcn nähert, die links und rechts an der Straße liegen. Auch etwas wie ein Brunnenorm ist zu erkennen. Wir hoffen auf Wasser und Brot. Schritt für Schritt und nach langer Zeit nähern wir uns den Hütten. Zwischen ihnen, mitten auf dem Feld- wege, steht«in d'cker österreichischer Feldgendarm, die Hände auf dem Nucken. Er dient zur Sicherung des Schlachtfeldes, darum wohl den beiden Schlacht- bummlern. daß sie drüben geblieben sind! Wir biegen links zum Brunnen, und ich untersuche das Wasser: es ist weiß wie Milch. Drüben an der Hinterwand der Hütte stehen fünf oder sechs ungarische Husaren in ihren bunten Uniformen. Sie sind sämtlich sehr blaß, als sollten sie wider Wullen in einem Zirkus auftreren, oder als hätten sie zuviel von diesem milchigen Wasser genossen. In der Tat! Auf meine Frage. ob man es trinken kann, nicken sie und nicken eifrig, so daß wir nickt länger mehr zöaern. Es schmeckt nach Seife, ober wir stillen unseren Durst, saufen einen halben Eimer leer. Jetzt muß ich essen." flüstert der Bergmann und schnauft von der Anstrengung,stell mich eben ans Stakst und geh, Kamerad!" Ich tue es. trete ins gegenüberliegende Haus, schlage an eine Tür und öffne sie. Das erste, was ich erblicke, ist das Lämpchen vorm Heiligenbild sowie ein« Wiege, die mitten im Zimmer von der Decke hängt und an vier Stricken hin und herichwingt bis an das Lämpchen lchwingt und zurückkehrt an eine ausgestreckte Hand. Diese Hand hebt sich und gehört einer jungen Frau. Sie stößt

einen gellenden Schrei aus, vereinigt beide Hände vor ihren Augen und weint über irgend etwas. Ein junger Bauer im blauen Hemd, der am Fenster gesessen hat. kommt auf seinen lautlosen Bastschuhen zur Tür. Warum weint sie? bedeute ich ihm doch er anii wortet nicht, geht an einen Schrank und schneidet Brot ab. Der Frau sind indessen die Hände vom Gesicht ge- glitten, sie steht ein wenig krumm da. wimmert, starrt mit großen entsetzten Auge auf meinen bluidurchtränkten Aermel, meine zerrissene Uniform, auf mein Gesicht und wimmert leise fort, indessen die Wiege langsam ausschwingt und das Kindchen zu schreien beginnt. Schwing doch, Mutter! Schwing doch, Mutter? scheint sein eigensinniges Stimmche» zu fordern. Worauf di« Frau ihre Hand hebt und den Strick ergreift. Dos Kind schweigt die Hand schwingt. Aber die jungen verwirrten Augen weichen nicht von mir. Der Bauer gibt mir Brot, ein Stück weißes und ein Stück schwarzes und deutet furchtsam durchs Fester auf den Feld» gendarm. Die Mutter aber hast mich mit ihren Augen fest. schwingt die Wiege und wimmert. Langsam gehe ich hinaus. Wir brechen das Brot, essen im Gehen und überholen dabei den Glatzköpfigen, der sich neben den Weg. und mit dem Gesicht abgewandt, niedergesetzt hat und erbricht. Bald danack sind mir an der hölzernen Stochodbrücke. Eben ruckt ein Regiment Infanterie erhitzt und laut herüber. Wir sehen es vorbeiziehen. Kompanie auf Kom- panie, lauter beklommene und schwitzende Gesichter. So- dann setzen mir uns um Ufer nieder; der Bergmann stiert bekümmert auf sein geknicktes Bein ich ziehe meine Pa- tronen aus den Taschen. Rahmen nach Rahmen, und werfe sie ins Wasser. Ich hatte gehofft, im Feldlazarett Kameraden aus msiner Morporalschaft anzuireffen. fand aber niemand. Erst svat am Abend kam einer, Julius Lurtjebam. Er war am Morgen zum ersten Zug kommandiert gewesen und dort während der Beschießung verschüttet worden. Die erste Russenwelle hatte die Ueberlebenden. die sich mit ihren ver- sandeten Gewehren aus den Grabentrümmern erhoben. sofort umzingelt. Da man kein Entkommen für möglich hielt. warf man die Hände hoch. Bloß Lurtjebam durchlief die Russenkette wie ein Hirsch bei der Treibjagd. Er vertraute

von Schule«. Fürsorgeitellen. durch Erweiterung der Verwaltungs­stellen. der Arankenanstolten usw. Diese Entwicklung, die auch von «mm Zuzug von wirtschaftlichen Betrieben von auswärts begleitet ist, hat die Einstellung vieler Kreise draußen im Lande gegen d>e Reichshauptstabt nach verstärkt. Berlin bekommt da? in der Gesetze gebung sehr fühlbar zu spüren, vor ollem beim Finanzausgleich, Allein bei der Einkommen- und Körperschastssteuer fliehen durch die jetzige Unerträgliche Regelung der Verteilung mit der sogenannten relativen Garantie nicht weniger als ZZ Millionen des Ber­ liner Aufkommens an ander« Gemeinden. Ebenso unmöglich ist die Verteilung der Kraftsahrzeugsteuer. Das Berliner Aufkommen ist in drei Jahren von etwa 12 auf 22 bis 24 Millionen gewachsen, der Anteil der Stadt nur von 2.1 aus etwa 2,3 Millionen. Durch die Entscheidung des preußischen Volkswohlsahrtsministers wurden jährlich 5 0 Millionen Hauszins st euer für Bauzwecke, die Berlin ausgebracht hat, in anderen Ge­meindenverbaut. Mik den entzogenen 50 Millionen Mark Hansztasstener könnte die Stadt zu de« sonst nur möglichen 24 000 Mahnungen jährlich 10 000 Mahnungen mehr sioanzieren. Statt dessen ist sie gezwungen, durch Zusatzbaupragramme sich jetzt und für die nächsten 20 bis 30 Safere mit schweren Verpflichtungen aller Art z» belasten. Die Durchsührung von Zusatzbauprogrammen ist eine reine Finanzfrage, di« durch die Schwierigkeit der Mittel- beschaffung außerordentlich erschwert ist. zumal da die Stadt für diesen Zweck keine Ausländsanleihen ausnehmen darf. Im Haushalt für die Tiefbauverwaltung sind diesmal für Straßenbauten 20 Millionen Mark eingesetzt, also 14 Mil­lionen Mark mehr als im Vorjahr«. Daneben betragen die Mittel für die Straßenunterhaltung rund 12 Millionen Mark und die Mittel für Brückenbaiiten rund 17 Millionen Mark, zusammen also für Straßen und Brücken 49 Millionen Mark. Gleichwohl decken auch diese Kosten nur das Notwendigste. Der lausend« Bedarf der gesamten Wohlfahrt einschließlich des Gesundheitswesens umfaßt 228 Millionen Mark. Das bedeutet im Vergleich zu deni Anteil an der Einkommensteuer und Körper- schaftssteiler, datz dieser Anteil nicht einmal die Hälfte des Wobt sohrtsbedarfs deckt. Beim Schulwesen ist dem traurigen Zustand, in dem sich ein Teil der alten Schulen befindet, dadurch Rechnung getragen. daß für Instandsetzungen und Verbesserungen höhere Mittel als' im Vorjahre eingesetzt worden sind. Dagegen find die Mittel für Schulneubauten erheblich herabgesetzt worden, und zwar für Bolks» und Mittelschulen auf 4,7 Millionen Mark, für höher« und Fach­schulen aus 4,5 Millionen Mark. Allerdings ist dabei zu berück- sichtigen, daß von den in den Vorjahren bewilliglen Mitteln noch erhebliche Betröge nickst verbaut sind. Auf dem Gebiet« des Ge- Lnndheitvwesens behandelte der Kämmerer das Problem er Bettcnnot und kam im Zusammenhang damit ans den Bericht des Reparationsagenten zu sprechen. 'Ans den Schwierigkeiten des Anleihemarkte« im In- und Aus­lände ergibt sich die Notwendigkeit einer möglichsten Einschrän» kung de» außerordentlichen Haushalts. Selbst voa den eingestellten Beträgen wird nur das Unumgängliche verausgabt werden können, um die schwebende Schuld nickt übermäßig anwachsen zu lassen. Die gesamten Schulden der Stadt stellen nur die Hälfte des reinen Finanz- und Werksvermögens ohne Berücksichtigung de� Verwaltungsvermögens dar. Die Vermögenslage der Stadl Ist also durchaus gesund. mährend die Finanzlage wegen der Einschränkung der Einnahmen durch den Finanzansgleich usw. in der laufenden Verwaltung größte Beschränkung auserlegt. In dem Zusammenhange erklärt der Kämmerer«ine Reihe von mißverstandenen oder irrtümlichen Mit- teilungen, die im Lairfe der letzten Monat« gelegentlich erschienen sind. Er zerstört insbesondere die gelegentlich aufgestellt« Behaup­tung. daß Berlin auf den Kopf d«r Bevölkerung den höchsten Hchuldeustand habe, und beweist vielmehr, daß dieser Schulden» stand unter dem Durchschnitt aller Städte über 50000 Einwohner liegt Er betont, welch« Schädigung durch diese Irrtümer und durch Uebertteibungen in der Oesfentlick> keit sowohl im Inland« wie im Ausland« entstehen können, und weist darauf hin. daß er immer bereit gewesen ist, mit oller Offenheit und Klarheit über die Finanzwirtschaft Auskunst zu geben, die«r voll und ganz verantworte. Es wird erwartet, daß der weitere Ausbau der Ver-- i«hrsuntern«hmungen und der E l« k t r i z i t ä t s werk« demnächst durch eigen« Anleihen der Gesellschaften finan­ziert werden wird. Die großen Betriebe der Stadt haben

l seiner verzwickten Figur und sprang langbeinig durchs Korn. Wirklich ließ ein Russe, der fein Gewehr auf ihn ange» schlagen hatte, dasselbe wieder sinken und brachte statt eines Blattjchusses nur«in heiseres Gelächter heraus, welches zu sagen schien: Lal cm lopen! Soweit schilderte es Lurtjebam. Die Derschüttung hatte ihm das Gehör zerschlagen, er war taub wie ein« Grammo» phonplatto, was ihn aber nicht zu stören schien. Im Gegen--- teil er machte sich ein Spiel daraus, jedes Wart falsch zu verstehen. Einmal fragte er einen finsternen ungarischen Graubart, der uns Deutsche beschuldigte, den Feind durch­gelassen zu haben ob er ein Findelkind sei? Am folgenden Tage gingen wir bis zu einer Station, wo uns ein Lazarettzug erwartete, und saßen dort Feldwebel Bloibooms rosige Glatze von einer Bahr« herscheinen. Lurtjebam sagte zu mir:Der Alte hat sich wegen der franza- rtfchen Krankheit operieren lassen und läßt nun all« von der Vierten zu sich rufen, weil er divers« Weine bei sich hat. Ich Hab' einen Trinkbecher komm mit!" Ich ließ ihn geh�t. stieg in den Zug und kroch vor Heimweh ins Gepäcknetz. Die ganzen folgenden Stunden rangierte der Zug und kam erst bei Dunkelheit ins Fahren. Bald nach Mitternacht wachte ich auf. wir hielten auf einer großen leeren Station. es mußt« wohl Kowel sein. Man schlief weiter, wurde aber nack) einer Weile durch den Ruf: Aussteigen! wieder geweckt. Wir glaubten, es sei ein Irrtum, stiegen aber nach einigem Zaudern doch aus. Die Nacht war kalt, und der Bahnhof durch zwei Lampen spärlich beleuchtet. Das Aussteigen nahm eine geraume Zeit in Anspruch. denn die mit Beinschüssen mußten gestützt und gehoben wer» den. Endlich, als wir nach vielem Gestöhne eine leidliche Marschkolonne gebildet hatten, ward losmarschiert, jchwei- gend. verbissen, unter Anstrengung und Schmerzen. Die Kolonne bewegte sich sehr langsam durcß den weitläufigen Dahnhof, stolperte über unbeleuchtete Schienen, bog um Ecken, gelangte neben dunkle Schuppen. Nirgends ein Mensch, ein Laut, außer den Verwundeten und ihren müh� seligen Schritten. Mitten in diesem trostlosen Marsch aber erscholl des tauben Lurtjebam sieghafte Stimme, welche fragte:Ob die Stadt gezeigt werden soll?">- Die Stadt wurde aber nicht gezeigt. Zmet Tage später passierte unser Zug die deutsche Grenze..