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fich im Baufe der letzten Jahre erfreulich weiterentwickelt. Die Ein­nahmen aus ihnen für den Haushalt haben sich entsprechend den höheren Umsätzen gesteigert, jedoch mußte bei der Bemessung der Anfäße aus dem Gewinn der Gesellschaften auf die Tatsache Rück­ficht genommen werden, daß die Unternehmungen sich in einer ftarten Entwicklung befinden. Bei den Steuereinnahmen find große Veränderungen gegenüber dem Vorjahr nicht eingetreten. Bei der durch den Finanzausgleich und die sonstigen Umstände gegebenen Finanzlage war der

Haushaltsausgleich außerordentlich schwer

und nur dadurch möglich, daß die Ausgaben des gesamten Haus­halts wieder auf das Notwendigste beschränkt wurden. Wir werden

im nächsten Jahre auch bei der Bewilligung neuer Ausgaben äußerste Zurückhaltung üben müssen und sparen, wo es nur immer geht. Dann werden wir auch über diese schwere Zeit hinweg­tommen.( Beifall im Hause.)

Die Aussprache über die Kämmererrebe findet am Donners: tag und Freitag nächster Woche statt. In der Debatte über die Beseitigung eines Teiles der

Weil er Sozialdemokrat ist...

.. eignet sich ein Lehrer nicht zum Auslandsdienst.

Wiederholt haben wir über das Verbot der Gründung einer republikanischen Schülervereinigung an der Körner­Oberrealschule in der Steglitzer Straße geschrieben. Wir haben auch berichtet, daß es der Oberschulrat Dr. Schepp vom Pro vinzialschulfollegium war, der im Einvernehmen mit dem Leiter der Anstalt, Oberstudiendirektor Dr. Greif, dieses Berbot aussprach, ohne dem Provinzialschulkollegium von der ganzen An gelegenheit auch nur eine Mitteilung zu machen.

Oberschulrat Dr. Schepp ist ein ganz unbeschriebenes Blatt. Wie wir unserem in Mühlhausen   in Thüringen   er­scheinenden Parteiblatt entnehmen, fand Anfang dieses Monats vor Kleingartenkolonie am Südrande des Tempelhofer   Feldes dem dortigen Großen Schöffengericht ein Beleidigungsprozeß statt, in dessen Mittelpunkt Herr Schepp stand. Der verantwortliche Re­zur notwendig gewordenen Erweiterung des Flugplatzes brachte die dakteur des in Langensalza   herausgegebenen Lehrergewertschafts­sozialdemokratische Frattion einen Zusagantrag ein, organs, Der Volkslehrer", Dr. Helmut v. Bracken aus Braun­in dem verlangt wird, daß der Magistrat passendes Ersaßgeschweig," war angefiagt, den Oberschulrat Dr. Schepp vom Pro­lande beschafft und für eine Entschädigung der Klein gärtner sorgt. Genosse Robinson gab zu, daß die Stadt auf Grund vinzialschulkollegium Berlin   beleidigt zu haben. Hier die Bar­der Verträge die Möglichkeit hat, den Kleingärtnern monatlich zu geschichte: Der bei der Neuköllner   weltlichen Rütli- Schule anges fündigen. Als unbillig empfinden wir aber, daß die Vorlage nichts stellte Lehrer Frizz Weigelt hatte sich um einen Lehrerposten in über eine Entschädigung der gekündigten Kleingärtner vorsieht. Des- Chile beworben. Das Auswärtige Amt richtete eine Anfrage an das halb habe unsere Fraftion den vorerwähnten Antrag eingebracht. Provinzialschulkollegium über die Eignung Beigelts. Schepp ant Die sozialdemokratische Fraktion werde der Vorlage zustimmortete verneinend. Weigelt erhielt daraufhin den Auslands­men. Nach weiteren Reden eines Vertreters der Kommunisten und posten nicht. Der Volkslehrer" griff mun Schepp scharf an und Der Deutschnationalen stimmte die Bersammlung der Borlage und deutete darauf hin, daß für seine Stellungnahme politische Gesichts­bem lozialdemokratischen Zusazantrag zu. Beschlossen wurde dann ferner noch der Ankauf des Gutes Damsdorf zur Durchführung von punkte maßgebend gewesen wären, weil Weigelt Sozial gärtnerischen Siedlungen. demokrat sei. Dr. v. Brocken nahm für sich in Anspruch, nach § 193 StGB. in Wahrung berechtigter Interessen gehandelt zu

Es bleibt weiter falt!

Gestern nachmittag trat in Berlin   ein ziemlich erhebliches An­fteigen der Temperaturen in Erscheinung. Waren noch in der Nacht vom Mittwoch zum Donnerstag minus 11 Grad in der Innen­ffadt und minus 13 bezw. minus 14 Grad in den Außenbezirken zu verzeichnen, so stiegen die Temperaturen mittags auf minus 7 und um 14 Uhr sogar auf minus 5% Grad. In den Abendstunden machte sich wieder ein Rüdgang der Temperatur bemert­bar; um 21 Uhr wurden bereits wieder minus 8 Grad gemessen. Nachts zeigte das Thermometer wieder minus 10 Grad an. Aehnlich wird sich der Temperaturwechsel heute vollziehen; mit einem Nach­lassen der Kälteperiode ist aber keineswegs zu rechnen, vielleicht eher noch mit einer Verschärfung.

Die starken Scheefälle in der Provinz und auch im Ausland haben zu weiteren empfindlichen Störungen im Eisen­bahnverkehr geführt. Eine Refordverspätung hatte der D- Bug 18 auf der Strecke Oslo- Stockholm- Saßniz- Berlin zu verzeichnen. Der Zug traf mit 242 Minuten Verspätung auf dem Stettiner Bahnhof ein. Die Ursache dieser Berzögerung lag nach einer Meldung aus Saßnig darin, daß die Fähre mit dem Schweden­zug im Eise stecken geblieben war und erst durch Eisbrecher wieder flottgemacht werden konnte. Ebenso liefen mehrere D- Züge auf dem Anhalter, Schlesischen und Potsdamer Bahnhof mit erheblichen Berspätungen ein.

Beim Rodeln am Grunewaldsee ereigneten sich gestern turz nach cinander zwei schwere Unfälle. Die 11jährige Schülerin Inge Wanke aus der Manteuffelstraße 66 erlitt einen Beinbruch und die 17jährige Corby Gadinger aus der Ringstraße in Stege lig einen Oberschenkelbruch. Beide Mädchen mußten ins Krantenhaus gebracht werden.

Wieder Doppelfelbstmord.

Die Tragödie eines Ruinierten.

Das Gerücht von einem Mord und Selbstmord war geffern im Zentrum der Stadt verbreitet. Die polizeilichen Ermittlungen ergaben jedoch bald, daß ein doppelter Selbstmord vorliegt.

In dem Hause Alexanderstraße 35 betrieb der 60 Jahre alte Kaufmann Jakob Pahlmann eine fleine Wachsfabrik. Seine Frau lebt in München  , die Wirtschaft führte die 35 Jahre alte Stütze Joharma. Meier. Pahimann befand sich augenscheinlich in geschäftlichen Schwierigkeiten. Bor einigen Tagen machte er eine Reise nach München  , von der er erst jetzt zurückkehrte. Donnerstag gegen Mittag wurden Mitbewohner auf Pahlmanns Behausung aufmerksam, von der aus sich ein Gasgeruch durch das Haus verbreitete. Polizei und Feuerwehr, die sie benachrichtigten, fanden den Kaufmann und seine wirtschafterin tot auf. Bahlmann, der sich erfchoffen hatte, lag auf dem Bett. Johanna Meier Iniete vor dem Bett und lag mit dem Gesicht auf der Leiche. Sie hat ohne Zweifel die Gas hähne geöffnet, nachdem sie ge­fehen hatte, daß P. sich den tödlichen Schuß beigebracht hatte. Bahlmann, bei dem gerade ein Geschäftsfreund Einlaß begehrt hatte, hinterließ Abschiedsbriefe. Aus ihnen geht hervor, daß er seinen Verpflichtungen nicht mehr nachkommen fonnte und feinen Ausweg mehr sah. Er behauptet, daß er von einem Kon­furrenten betrogen und ruiniert worden sei. Die beiden Leichen wurden beschlagnahmt und nach dem Schauhaus gebracht.

Berkehrsstörung bei der Untergrundbahn. Infolge Automatenschadens im Umformerwert Senefelder­plaz trat gestern bald nach 17 Uhr auf der Untergrunde bahnstrecke Spittelmarft- Nordring eine Betriebs­störung ein. Der ganze Berkehr wurde lahm gelegt, während die vom Westen fommenden Züge am Bahnhof Spittelmarkt um­kehren mußten. Nach Behebung des Schadens im Umformerwerk konnte nach mehr als halbstündiger Unterbrechung der Berkehr furz nach 6 Uhr abends wieder in vollem Umfange bis Nordring auf: genommen werden. Im Verlauf der Unterbrechung fam es auf dem Untergrundbahnhof Spittelmarkt зи unliebsamen Szenen, da eine Anzahl von Fahrgästen, die das Aushängeschild mit der Ankündigung der Betriebsstörung auf der Nordstrecke nicht beachtet hatten, gegen die Entwertung ihrer Fahrtarten an der Sperre lebhaft protestierten.

Der Wochenendzug ins Riefengebirge fällt aus.

Der für den fommenden Sonnabend- Sonntag, den 19. und 20. Sanuar vorgesehene billige Wochenend- Sonderzug nach dem Riefen und Isergebirge   muß wie die Reichsbahndirektion Berlin  mitteilt wegen nicht ausreichender Belegung ausfallen. Die bereits gelösten Fahrkarten werden bei den Ausgabestellen, wo sie gelöst wurden, gegen Erftattung des Fahrpreises zurüdgenommen.

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haben. Die Angelegenheit sei für die gesamte Lehrergewerkschaft von Bedeutung. Ueber das Berliner   Provinzialschulfollegium feien ihm schon viele Klagen aus lintsgerichteten Lehrerkreisen gegangen. gegangen. Beigelt fei dem Provinzialschulfollegium als Sozial demotrat und Freigewerkschafter bekannt, und es läge nicht fert, bei der Stellungnahme bes Oberschulrats gegen Weigelt ein vielleicht unbewußtes Eingehen auf diesen Umstand zu vermuten, um so mehr, als die Prüfungszeugnisse Weigelts auf Sehr gut lauteten -Oberschulrat Dr. Schepp, ein früherer freisinniger Abgeord neter, der jetzt zur Deutschen Volkspartei   gehört, gab zu, daß et der Sozialdemokratie nicht günstig gegenüberstehe und gegen fie Artikel geschrieben habe. Aber bei feiner Bewertung der Eignung Weigelts für den Auslandsdienst habe er feine politischen Gesichts puntte berücksichtigt, sondern nur das Urteil, das er auf Grund von Revisionen der Weigeltschen Klasse gehabt habe. Demgegenüber fagte der Schulrat der Rütli- Schule aus, daß bei der Wertung der Gesamtpersönlichkeit Weigelts und seiner Leistungen dieser sehr wohl auch für den Auslandsdienst in Frage kommen könne. Der Ange flagte Dr. v. Bracken wurde freigesprochen.

Interessant ist, daß in dem Prozeß weiterhin zur Erwähnung tam, daß Oberschufrat Schepp von der Redaktion einer rechtsgerich teten Zeitung das Angebot erhielt, sie im Kampf gegen die weltlichen Schulen zu unterstützen. Hoffentlich wird das Ministerium für Wissenschaft, Kunst und Bolfsbildung Ber antaffung nehmen, sich um die Eignung des Oberschulrats Schepp zu seinem so höchst verantwortlichen Dienst im Sinne der Ver tiefung des republikanischen Staatsgebankens genau zu fümmern.

Nationalsozialistische Feme  .

Sie verhaftet" auf der Straße.

Nach einer bei der Politischen   Abteilung des Polizei. präsidiums Berlin   erstatteten Anzeige sind skandalöse an mittelalterliche Eigenjuftiz erinne: nde Zustände bei der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiter partei aufgedeckt worden.

Die Gauleitung hatte einen Sonderdienst zur Bearbeitung von Verfehlungen eingerichtet, die innerhalb der Partei durch Partei­angehörige begangen wurden, und sie hatte für diesen Dienst u. a. einen ehemaligen Kriminalbeamten namens Loeffner aufgenom: men, der wegen Körperverletzung und Freiheitsberaubung aus dem Dienst entlassen worden war. Loeffner hat nun gemeinsam mit dem Kassierer der NSDAP  . am 9. d. M. einen wegen geringfügiger Unterschlagungen von der Partei verfolgten jungen 18jährigen Men schen turzerhand in der Rosenthaler Straße fest genommen. Einem Freunde des Festgenommenen hatten sie den Eindruck vermittelt, daß sie Kriminalbeamte seien. Mit einem Auto, deſſen Führer sich gleichfalls als Kriminaliſt aufipielte, wurde der Festgenommene zum Gaubureau der NSDAP.   in der Berliner Straße 77 transportiert und dort bis zum nächsten Morgen unter Bewachung festgehalten. jungen Mann einzuschüchtern, lud der mit der Bewachung Beauftragte, ein Nationalsozialist, vor seinen Augen eine Mehre lade pistole. Später hielten sich in dem Zimmer abwechselnd Angehörige der NSDAP  . auf, um zu verhindern, daß der junge Mamm die Räume verließ. Am nächsten Morgen nahm Loeffner zwei Protokolle mit dem Beschuldigten  " in der bei der Polizei üblichen Form auf und übergab sie seinem Gauführer, dem

Um den

Benzinsee in der Sybelstraße. Gefährliche Straßenüberschwemmung durch Benzin.

In der Sybelstraße in Charlottenburg   stürzte gestern nachmittag ein Benzintankwagen um, fo daß sich mehrere tausend Cifer Benzin auf die Straße ergoffen und den Fahrdamm im weitem Umfange überschwemmten. Der Führer des Lantwagens mußte einer plöglich von rechts auftauchenden Autodroschke ausweichen. Das schwere Gefährt tam

auf dem glatten Fahrdamm aber ins Schleudern, prallte gegen die Bordschwelle des Bürgersteiges und tippte um. Dabei wurden mehrere Bentile an den Zuleitungsverschlüssen abgerissen und das Benzin ergoß sich in einem starten Strahi auf den Damm. Da die in der Nähe der Unfallstelle gelegenen Gullys völlig vereist waren, stauten sich die ausströmenden Benzinmengen und bildeten einen fast 50 meter langen und mehrere Meter breiten See. Die Feuerwehr rückte auf den Alarm ,, Benzin. überschwemmung- Besonderes mit zwei Löschzügen Der Straßenabschnitt wurde sofort für den gesamten Fußgänger- und Straßenverkehr gesperrt. Nach einiger Zeit wurde eine Fuhre Sand mit einem Lastauto herangeführt und der Benzinsee zugeschüttet. Die Absperrung dauerte faft zwei Stunden. Der umgestürzte Tankwagen wurde durch Binden wieder aufgerichtet und abgeschleppt.

an.

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Erregung in Duisburg  . Neuer Bruch der Ferngasleitung.

In der Nacht zum Donnerstag wurde abermals eine schadhafte Stelle in der Ferngasleitung der Ruhrgas A.-G. entdeckt, die sich in der Straße am Kaltweg, etwa fünfzig Meter von be­wohnten Siedlungen entfernt, befindet. Troß dieser Entfernung sind die Anwohner aufgefordert worden, die Häuser zu ver­lassen. In der Stadt Duisburg   hat sich eine begreifliche Erregung der Bevölkerung bemächtigt, und es tursieren Ge­rüchte, daß die Staatsanwaltschaft beabsichtigt, ein zu greifen bzw. die Ferngasleitung, soweit sie im Stadtgebiet Duis burg liegt, zu beschlagnahmen. Die schadhafte Stelle befindet sich wieder an einer Schweißnaht.

Ginfrecherjagd über Dächer.

Eine Einbrecherjagd über die Dächer beschäftigte gestern nach mittag Schußpolizei und Kriminalpolizei bes 192. Polizeirevilers in Steglig. Auf dem Hause Körnerstraße 38 hatien gegen 1hr Leute Einbrecher bemerkt, die Polizei benachrichtigt, die

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Abgeordneten Dr. Goebbels  . Dieser machte dem jungen Mann in Gegenwart seines Privatjefretärs und Geschäftsführers Wilfe Vorhaltungen. Der junge Mann mußte sich schriftlich verpflichten, über das mit ihm Geschehene nicht zu sprechen und durfte erst dann das Gaubureau verlassen. Als die Polizei von diesem Sachverhalt Kenntnis hatte, nahm sie in dem Wohnraum, der dem mit der Ueberwachung betraut gewesenen Nationalsozialisten von der NSDAP  . zur Verfügung gestellt worden ist, eine Durchsuchung Dor, bei der zwei geladene Mehrlade pistolen vorgefun den und beschlagnahmt und ebenso die Durchschläge der mit dem jungen Mann aufgenommenen Protokolle die Originale befinden ficher fich angeblich im Besize des Abgeordneten Dr. Goebbels  gestellt wurden. Gegen sämtliche beteiligten Bersonen ist ein Ver fahren wegen Amtsanmaßung, Freiheitsberaue hung, Nötigung und Bedrohung sowie wegen Beihilfe zu diesen strafbaren Handlungen eingeleitet worden. Auch sind alle Bes teiligten mit Ausnahme des burch seine Immunität geschützten 2 geordneten vorläufig fest genommen worden. Es ist zu hoffen, daß gegen die saubere Clique von Femefaschisten, die sich auf so un verfrorene betrügerische Weise Amtshandlungen anmaßt, mit aller Schärfe vorgegangen wird.

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Im Interesse der Aufklärung der Sache wird der Kraftwagen führer, der drei Personen von der Rosenthaler Straße nach dem Wilhelmplatz in Charlottenburg   gefahren hat, und dem persönlich der Borfall verdächtig vorfam, gebeten, sich unverzüglich bei der Abe teilung I A des Polizeipräsidiums Berlin  , Zimmer 342, zu melden.

auch in furzer Zeit anrückte und auf dem Hause zwet Leute hinter dem Schornstein beobachtete. Auf das Anrufen der Polizeibeamten reagierten die Einbrecher nicht, sondern ergriffen mit zpei Säden, in denen sich gestohlenes Gut befand, die Flucht über weitere Dächer. Die Beamten schossen auf die fliehenden Ein brecher, die zum Schluß auf dem Hause Ferbachstraße 17 in Steglitz  in eine offenstehende Dachlute sprangen. das gestohlene Gut, 3mei Säde mit Zinkblech, zurückließen und, wie die Schneespuren ergaben, durch das Haus über die Treppe ins Freie flüch teten. Der Vorfall hatte eine große Menschenmenge angelockt, die die Verbrecherjagd auf den Dächern verfolgte.

Zuchthaus für einen Schabernack. Gericht und Staatsanwalt bedauern, nicht anders urteilen zu dürfen.

Das Schöffengericht III in& iel hat gestern den zwanzigjährigen Goldschmiedelehrling Wilhelm M. aus kiel  wegen vorsätzlicher Körperverletzung zu einem Jahr Zuchthaus verurteilt.

Dem bisher völlig unbestraften Angeklagten, der nicht den Eins drud macht, als wäre er im Besiz großer Geisteskräfte, wird vor geworfen, am 12. September 1928 in die Frühstücsmilch des Goldschmiedegesellen Stender goldhaltiges 3yantali ge­goffen zu haben. Zyantali enthält Blausäure und ist darum starf giftig. Der Gefelle hat nach dem ersten Schluck die Bergiftung der Milch bemerkt. Außer Uebelkeit und starten Kopfschmer zen hat er weitere Folgen nicht gespürt. Der angeklagte Lehrling bestreitet jede Schuld. Er hat sich aber durch auffällige aufnahme wurde lediglich festgestellt, daß er sich für eine Minute Rebensarten nach der Tat verdächtig gemacht. In der Beweis allein in der Werkstatt befunden hat. Andere Personen sind nie allein in der Werkstatt gewesen und famen darum nach Ansicht des Gerichtes für die Tat nicht in Frage. Ebensowenig war aus den ganzen Umständen anzunehmen, daß der Gefelle etwa selbst in selbst. mörderischer Absicht das Gift in die Milch getan habe. Ein Motiv dafür, daß der Lehrling. Masch der Täter sein könne, konnte nicht festgestellt werden.

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Das Schöffengericht hat auf Grund der wenigen Indizien das obige Urteil gesprochen. Es hat ausdrücklich festgestellt, daß es sich sicher nur um einen Schabernad und einen Dummen jungenftretch handele. Dem Angeklagten ist aus seiner vier­jährigen Lehrzeit die G. fährlichkeit des Giftes bekannt gewesen, wie er selbst zugibt Die Berurteilung erfolgte auf Grund des§ 229 des Strafgesetzbuches. Der fennt teine mildernd.n Umstände und sieht für die vorsätzliche Belbringung von Gift mur Zuchthausstrafen vor. Das Gericht bedauerte, nicht anders urteilen zu tönnen und verwies den jungen Menschen auf den Gnadenweg.