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1. Beilage zum Vorwärts  " Berliner Volksblatt.

Nr. 5.

Dienstag, den 7. Januar 1896.

13. Jahrg.

Die Arbeiterschaft Leipzigs  und das geplante Attentat auf das fächsische Landtags- Wahlrecht. Aus Leipzig   wird uns von einem dortigen Parteigenoffen geschrieben: Der Aufforderung des Agitationskomitees folgend, pilgerten froß des Sprühregens am Sonntag, den 5. Januar mittags, Tausende nach Stötterib, um dort in der auf dem Areal der Ullrich'schen Brauerei errichteten Festhalle den Worten unseres greifen Genossen Wilhelm Liebknecht   über das beabsichtigte Attentat auf das sächsische Landtags- Wahlrecht zösischen Sozialdemokratie und Perier mußte Anfang 1895 ab- Gendarmerie und der sonstigen Polizei das Volk schon im Sinne zu lauschen. In der 1800 Quadratmeter Bodenfläche umfassenden Halle, aus der fast sämmtliche Tische und Bänke entfernt worden waren, standen Kopf an Kopf gedrängt die Zuhörer, beneidet von den Taufenden, die draußen harrten und keinen Platz mehr in der Halle finden konnten. Es mögen gegen 15 000 per sonen an dieser Versammlung theilgenommen haben, und selbst Liebknecht konnte erklären, daß er noch nie eine der artige Versammlung im geschlossenen Raume gesehen habe. Als Liebknecht die Tribüne um 3 Uhr bestieg, wurde er von brausenden Hochrufen empfangen, und auf mertfam lauschte man seinen Ausführungen, die, wie er begann, eine Fortsetzung der Rede waren, die er vor drei Monaten im Pantheon  in Leipzig   nicht vollenden konnte, weil ihm der überwachende Beamte das Wort entzog. Damit die Versammlung nicht etwa durch vorzeitigen Schluß resultatlos verlaufe, brachte Redner folgende Resolution zur Abstimmung:

" Die heute, am 5. Januar 1896 in der Festhalle in Stötterik tagende Boltsversammlung erklärt: Der schamlose Angriff der liberalen und konservativen Voltsfeinde auf das Landtags- Wahlrecht ist ein schlecht verhüllter Staatsstreich.

Tie Versammlung protestirt mit aller Energie gegen den gemeinschädlichen Versuch, dem werkthätigen Volte sein einziges politisches Recht mit frevler Hand zu rauben.

Wenn die Umstürzler von oben den Geldfack zum Regulator des sächsischen Wahlrechts erheben, so führen sie damit den ersten offenen Streich gegen das allgemeine gleiche, geheime und direkte Wahlrecht überhaupt, das eine Nothwendigkeit ist für jede öffent liche Körperschaft.

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Mo

unterschiebe man den Arbeitern. Wir hätten die Diktatur schon fönnten eben nicht den Kampf gegen den Kapitalismus bestehen, längst, nämlich die des Geldsacks, der Polizei und des Säbels. Es liegt ebensowenig wie die Wilden mit Pfeil und Bogen den Kampf im Wesen des Kapitalismus, daß er im Befiz der Arbeitsmittel gegen das Achtmillimeter Gewehr. nicht nur zur ausbeutenden, sondern auch zur herrschenden Klasse Das sächsische Wahlrecht stammt im wesentlichen aus dem wird. Die Arbeitsmittel würden in immer weniger Hände ge- Jahre 1848, als in Deutschland   sich das Volk nach der Februar bracht und das Bolt werde der Knechtung und Ausbeutung aus- revolution erhob. Als aber 1849 nach dem Dresdener Maiaufstande geliefert. Die herrschenden Klassen suchten ihre Macht mit allen die Reaktion in Sachsen   siegte, wurde mit dem Vereinsrecht auch Mitteln aufrecht zu erhalten, wie man in Frankreich   gesehen habe. das Wahlrecht aufgehoben und ein Wahlrecht dekretirt, das das Erst versuchte man das im Wege der Gesetzgebung, und Volt von der Wahl ausschloß. Das währte bis zur Beendigung da dies nicht ging, mit der nackten Gewalt. Das Bürgerthum des 1866er Krieges, 100 Bismarck  , um feine Pläne wählte zum Bräsidenten Casimir Perier  , um die Sozialdemokratie ausführen zu können, das allgemeine Wahlrecht gab. Bismarc zu bekämpfen. Der Kampf mißlang infolge der Taktik der fran- glaubte, daß bei entsprechendem Auftreten der Landräthe, der danken. Der neue Präsident faun den Kampf nicht fortführen, der Regierung wählen werde. Darin hat er sich gewaltig ge weil inzwischen der Sozialismus an Einfluß so gewonnen hat, täuscht. Das allgemeine Wahlrecht ist in der Hand des Volts daß der Kampf aussichtslos ist. Aehnlich mit bezug auf die eine Waffe geworden, um den Feind zu zerschmettern und die Kette reaktionären Bestrebungen steht es in Deutschland  . Nachdem zu zerbrechen. Als Bismarck   das allgemeine Wahlrecht gegeben die Umsturzvorlage gefallen, suchte man mit dem gemeinen Recht hatte, mußte auch in Sachsen   eine Aenderung eintreten. Es tam auszukommen und wollte in den Einzel- Landtagen, um von wenn auch nicht das gleiche allgemeine, so doch direkte Landtags= dort her die schlechten Vereinsgefeze noch zu verschlechtern, um Wahlrecht, das zwar kein allgemeines ist, aber doch genügte, das allgemeine Wahlrecht angreifen, und diesen Angriff um eine Anzahl unserer Genoffen in den Landtag zu bringen. dann auf das Reichstags Wahlrecht auszudehnen. Mit Sie, daß dann 100 000 Wähler aufhören werden, Sozial­recht stellten die Genossen im sächsischen Landtag unserm demokraten zu sein? Mit Blut und Eisen läßt sich ein Programm entsprechend den Antrag auf Einführung des Staatswesen nicht aufrecht erhalten. In England und Ungarn  allgemeinen Wahlrechts. Die Antwort war der Beschluß, das errang sich das Volk gegen die Gewalt seine Rechte, jetzige Landtags- Wahlrecht zu verschlechtern. Wie erklärt sich die Gewalt mußte nachgeben. Was wird in Sachsen   werden? das? Das allgemeine Reichstags- Wahlrecht zu beseitigen, was Die Reaktion muß auf die Berantwortung, die sie sich man so sehnlichst wünscht, hieße zur Tagesordnung über zwei durch die Beseitigung des Wahlrechts aufladet, aufmerksam Millionen Reichstagswähler übergehen. Der Reichstag   werde dieses gemacht werden, daß das Volk, das 25 Jahre das Wahlrecht Wahlrecht nicht beseitigen und ein solches Verlangen zu stellen, gehabt hat, sich nicht mit einem Federstrich dieses Recht rauben würde auch ein kühner Mann sich scheuen. Darum versucht man läßt. Das ist unsere Liebe zum Vaterland, daß wir die Schäden es erst im kleinen und hat als Versuchsfeld Sachsen   erforen, um, darin aufdecken und zu bessern suchen. Für die Herren, die ums das sächsische Volt als Vivisektionsthier benutzend, das für Sachsen Vaterlandslosigkeit vorwerfen, für die hat das Baterland Liebes­geltende Wahlrecht zu beseitigen. Wie man das zu begründen gaben in Milliarden, aber was hat das Volk? versucht, ist verfehlt. Unsere Genossen haben im Landtag nur ist sein Recht? Mit dem heutigen Vereins- und Versammlungsrecht Gutes gewirkt. Durch unsere Genossen sind die Lasten nicht ver- fann die Polizei machen was sie will. Die Preßfreiheit mehrt worden und die nothwendige Verwaltung des Landes ist nicht ist so, daß man feine Kritik üben fann, ohne Gefängnißstrafen einen Tag aufgehalten worden. Aber es ist ein frischer Hauch durch sie zu gewärtigen. Nur ein Recht haben wir, das Wahlrecht, hineingekommen. Was früher ein Sumpf war, ist ein Teich ge- alle anderen Rechte" haben für uns nicht den Werth, wie worden, in dem die faulen Karpfen von den Hechten gejagt dieses, und mit ihm können wir alle erobern. Man sagt, wir werden. Durch die Bewegung, die wir hineinbrachten, ist das baben zwei oder drei Millionen Bajonette. Auf Bajonetten läßt Gewässer klar geworden. Früher, als sich die Sozialdemokratie fich aber nicht sitzen. Nimmt man uns das Wahlrecht, so ist nicht an den Landtags- Wahlen betheiligte, wurde ein Landtags- der Staat unser Feind, den wir gezwungen find zu bekämpfen. Abgeordneter mit 20 und 30 Stimmen gewählt, jetzt wählt man Der Staat ist aber nicht das Volt. Das Volt muß daher seine in Maffe. E3 ist denn auch nur der Haß gegen Stimme er heben, die Regierung muß sehen, daß sie die Auf den Schlag der Reaktion der proletarische Gegenschlag, das Wahlrecht, der die Gegner leitet? Man will das Volt Maffen des Voltes gegen sich hat, daß das Volk nicht gewillt ist, die Propaganda in allen Schichten der Bevölkerung, die kalt stumm machen, die Ruhe des Kirchhofs und die des sich das Wahlrecht nehmen zu lassen. Das Bolt muß sich blütige, wuchtige, zielfichere Demonstration der Maffen. Zuchthauses soll herrschen, keiner soll aussprechen können, was organisiren und Protest erheben. Die Sozialdemokratie hat große Dann wird den Herrschenden sinnenfällig flar werden, daß ihm am Herzen liegt. Das Wahlrecht ist aber das wichtigste Recht Fortschritte gemacht, aber sie darf mit keinem Erfolg zufrieden hinter der Sozialdemokratie die Mehrheit der politisch Denkenden des Volkes. Wir stehen in Deutschland   am Scheide wege. Man fein, fie muß immer vorwärts schreiten. Es muß die schwarze in Sachsen   steht. will uns auf den Weg der gewaltsamen Revolution und der Masse, der dichte Haufen der Ungebildeten gewonnen werden, die Auf die Herrschenden allein fällt die Verantwortung, wird Gewalt drängen. Bismard hat es in seinem Hamburger Blatte der Sozialdemokratie noch fern stehen und jetzt noch vielfach für Die schimpfliche Wahlentrechtung Gesez." mit zynischer Offenbeit erklärt, was wir schon lange wußten: die Reaktion stimmen. Redner schließt mit den Worten: Ich Unter brausendem Jubel erhob sich ein Wald von Händen. man sollte die Sozialdemokratie aufreizen, vor die Acht habe hunderte von Regierungen, Dußende von Liebknecht   führte nun unter anderem etwa folgendes aus: millimeter treiben und niederschießen, und die Diktatur Thronen fallen feben, aber noch kein Volt. Bis zum Jahre 1848 feien alle bürgerlichen Parteien freifinnig des Säbels einfegen. Nun, die Sozialdemokratie ist jetzt so start Bölker und Parteien können nur fallen, wenn sie sich selbst auf­gewesen. Aus dem ehemaligen dritten Stand der französischen   wie nie, wir werden aber nicht tämpfen mit den Waffen, die geben. Also, auf zum Kampf! Und kein Ausruhen, tein Revolution habe sich aber sehr bald neben der Bourgeoisie das uns die Gegner in die Hand drücken wollen, sondern mit unseren af fenstillstand, bis der Sieg errungen ist. Proletariat herausgebildet, in dem sie bald ihren bittersten Feind eigenen Waffen, nämlich denen des Geistes, denen der Agitation. Nach der mit großer Begeisterung aufgenommenen Rede efannte; nach der Junischlacht habe das Bürgerthum mit dem Wir lassen uns nicht provoziren." Es werde deshalb versucht, wurde noch einmal formell über die Resolution abgestimmt und Liberalismus gebrochen und sei in Frankreich   unter Bonaparte, die Verfaffung zu ändern; das fei auch eine Revolution und durch Gegenprobe festgestellt, daß die Annahme einstimmig war. in Deutschland   unter Bismarck   geschlossen gegen das Proletariat zwar eine von oben. Auf diejenigen falle dann die Zur Durchführung einer planmäßigen Agitation und zur Aus­aufgetreten. Der Klassenkampf sei bisher noch nicht überall Verantwortung hierfür, die ihn heraufbeschworen haben. arbeitung einer Petition wurde eine fünfgliedrige Kommission in Deutschland   flar in Erscheinung getreten, aber in Sachsen   habe Der andere Weg sei der der friedlichen Entwickelung. gewählt und die Versammlung mit einem Hoch auf das all. man das Land, wo die Gegenfäße zwischen dem Proletariat und Ihn bahnt das allgemeine Wahlrecht. Der Vorwurf, gemeine gleiche Wahlrecht geschlossen. den übrigen Klassen sich am schärfften herausgebildet hätten und daß wir die Gewalt wollen, sei hinfällig; mer fordere no infolge deffen das Klaffenbewußtsein vollständig zum Durch bruch gekommen sei. In Sachsen   hätten sich alle Reaktionäre zu einer Ordnungs" Partei vereinigt und in feinem Lande feien die einstigen Liberalen reaktionärer als in Sachfen. Wie bei der Umsturzvorlage, fo fei auch bei der Verschlechterung des Wahlechtes nicht das Junkerthum, das noch glaube, auf der Etraße mit dem Säbel mit der großen Masse fertig zu werden, sondern das Bürgerthum die treibende Kraft gewesen. Ein Mann, der auch zu den liberalen Parteien gerechnet wird, Herr Єchill, fagte im fächsischen Landtage: Bei dem jetzigen Wahl recht sind wir in der Gefahr, zu der Diktatur des Proletariats zu kommen!" Ein unzutreffenderes Wort als dieses sei nie ge­braucht worden, denn gerade das, was die Reaktion wolle,

Mit allen ihr zu Gebote stehenden Mitteln muß und wird die klaffenbewußte Arbeiterschaft Sachsens   die Umtriebe der Wahlrechtsverschlechterer bekämpfen.

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Clotilde.

( Nachdruck verboten.)

Roman aus der Gegenwart von H. W. M. von Walthausen.

Nach allem, was er gehört und herausgefühlt, war er in der That sehr bestürzt, denn die Gerüchte über Gift und Raubmord tamen der Wahrheit immer näher. Seine Lage wurde eine verzweifelt ernste und gefährliche. Obgleich er spät zum Mittagessen tam es schmeckt ihm nicht, er tonnte nur wenig effen. Obgleich er daran gewöhnt war, Mittagsruhe zu halten er fonnte nicht schlafen. Er sann auf Vorsichtsmaßregeln für den Fall, daß die That entdeckt würde. Er erwog es, ob es nicht gerathen wäre, den angeblich vor­gekommenen Cholerafall zu benutzen, sein Haus, das doch besinfizirtj werden mußte, zu verlassen, dabei außer Lands zu entfliehen und seine Verpflichtungen mit einem Male von fich abzuschütteln. Doch das ging nicht.

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Da öffnete fich leise die Thür und herein trat Georgine. Sie hatte von den Marktweibern, die ihr immer Geflügel und Gemüse ins Haus brachten, allerhand anhören müssen. Das wollte sie ihrem Manne in ihrer Besorgniß mittheilen. Bei Tische, in Gegenwart Clotilden's, war fein Wort davon gesprochen worden. Jetzt waren sie allein.

" Hast Du denn schon gehört, was sich die Leute auf offenen Markte in die Ohren raunen?" begann Georgine. Ich weiß alles es steht schlecht."

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Brambach blickte ängstlich seiner Frau in die umflorten Augen. Dabei fiel ihm auf, daß diese einen neuen Hals­schmuck trug, an dem ein Medaillon zu hängen schien, welches unter dem Kleid verborgen war.

"

Du trägst jetzt eine goldene Rette im Hause?" " Jmmer, Tag und Nacht werde ich sie tragen, es ist ein Amulett daran, sich nur!"

Und Georgine griff in ihren Busen und zog ein Meister stück der Goldschmiedekunst hervor. Es war ein Medaillon, bas zeigte auf beiden Seiten Nacht und Morgen" von Thorwaldsen  , in getriebenem Golde, mit Edelsteinen besetzt, ausgeführt, eigentlich aber nur die Hülle für ein Flacon bildete.

Wozu dies?"

Ich habe mich für das äußerste vorbereitet." " Gift? Georgine, sollte es dahin kommen?"

Ansellor Wehlan vor der

den Straßenkampf, wenn er den Stimmzettel in der Hand habe? Die französischen   Genossen hätten auch eingesehen, daß sich ein Aufstand nicht ausführen laffe gegen die Majorität, deshalb be folgten sie die Lattif ber deutschen   Sozialdemokratie und kaiserlichen Disziplinarkammer. benutzten die Rechte, die ihnen das Gesetz an die Hand Das Nachspiel zu dem Prozeß Leift findet, nachdem die giebt. Die politische Entwickelung sei durch sei durch die öfono- Angelegenheit mehrfach vertagt worden ist, nunmehr heute, Dienstag, mische Entwickelung bedingt. Ja, wenn man den Kapitalismus vor der kaiserlichen Disziplinarkammer zu Potsdam   statt. zurückrevidiren könnte, wenn man wieder Handwerker und Zünfte Auf der Antlagebant erscheint Assessor Wehlan( nicht Wehlau  ), schaffen könnte, dann wäre es ja möglich, den Niedergang welcher beschuldigt wird, die ihm obliegenden Pflichten als des Handwerks aufzuhalten und einen Bürgerstand zu schaffen. Reichsbeamter verletzt, bezw. durch sein Berhalten der Achtung, Tie Antisemiten und sonstige Schwindler, die den Mittel- die sein Beruf erfordert, sich nicht würdig gezeigt zu haben. stand erhalten wollten, hätten keine Ahnung von der Die gegenwärtige Sache weicht jedoch insofern von der Affäre ökonomischen Entwicklung. Die Handwerker und Kleinbauern Leist ab, als Wehlan nicht eines unzüchtigen Verbrechens be

" Früher oder später doch. Ich that das Eine, ich habe auch" den Muth für das andere und bin dadurch ruhiger." Du haft recht. Auch ich werde mir ein Beruhigungs­Instrument zulegen."

von

"

" Ich habe auch daran gedacht."

Wie?"

"

Georgine war ebenso neugierig als ehrerbietig ein. getreten. Mit einer tiefen Verbeugung hatte sie sich den beiden Damen vorgestellt und dann gefragt: Womit kann ich den gnädigen Frauen dienen?"

Die beiden hohen Gestalten hatten sich in ihrer ganzen Länge gezeigt, gnädig genickt, und beim Niedersehen fast " Wenn mein Mittel versagen sollte, so mußt Du mich jedes Stück ihrer kostbaren Garderobe betastet, um es zur meinen Verfolgern befreien, hie mit" Betrachtung zu empfehlen. Was ist das?"

"

Georgine zog ein Etuis aus ihrer Tasche das eine große Bigarrenspitze zu enthalten schien, in Wahr­aber einen äußerst feinen doppelläufigen Taschen­revolver barg.

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Gut", sagte Brambach, indem er erst zitternd, dann wohlgefällig das Rabinetstück betrachtete und dann in seine Tasche steckte, nun tomme, was da will. Auch ich bin jetzt ruhiger. Ruhig und dreist wollen wir nun jedem uns gegenüber stellen und gefaßt sein auf alles, was ein­treten mag.

Da fam mit geheimnißvoller Miene Clotilde, an fündigend: Mama, zwei vornehme Damen find da, sie wollen Dich sprechen."

" Geh, Georgine, ich muß ebenfalls fort," sagte Brambach. Wer kann das sein?" fragte Georgine. Abgegeben haben sie diese Karten," sagte Clotilde und las: Gräfin Kläry, Vorsitzende des Cäcilien- Vereins. Ehrendame des Verbandes der Samariterinnen. der Samariterinnen. Frau Ely von Bergkuhn, geborene Comtesse Kläry."

Gieb mir schnell meinen Sammtfragen," sagte Georgine, das ist eine Bekannte Blanka's." Mit diesen Worten eilte Georgine fort.

" Papa, Du gehst doch heute mit mir spazieren?" " Nein, Kind, heute muß ich in den Halben­Sechfer- Klub."

"

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Der Halbe- Sechser- Klub? Was ist denn das?" " Das ist der Name einer Vereinigung, die jeden Tag Ühr an einem Stammtisch zusammenkommt." " Da begleite ich Dich ein Stüd." Nun, so tomm!"

Gräfin Kläry war eine ausgeprägt aristokratische Er­scheinung, an der alle Toilettenkünfte vereinigt glänzten. Sie hatte noch jugendliche, aber sehr energische Büge und sah ihrer Tochter sehr ähnlich, nur daß die Mutter schöner als die Tochter war.

Die letztere zeigte augenscheinlich, daß unter innerem Rummer ihr Aeußeres leide. Doch wußte Frau von Berg­fuhn ihre bleichen Büge burch eine gewinnende Freundlich. keit zu beleben.

Die Gräfin Kläry begann nicht ohne ein gewisses Pathos sich ihrer Mission zu entledigen in folgenden Worten: Wir kommen im Auftrage des Cäcilien- Vereins, dessen hohe Protektorin Ihre Majestät die Königin ist. Sie haben gehört, der Zweigverein, der Verband der Samariterinnen zur Pflege und Unterstützung der im Felde verwundeten Krieger hat einen Bazar eröffnet. Der Ertrag desselben soll dazu beitragen, die Wunden zu heilen, welche der italienisch- französische Krieg geschlagen Bur Empfehlung und Darreichung der schönen, reichlich loffenen Gaben bedürfen wir repräsentabler distinguirter Persönlichkeiten, welche durch ihre Erscheinung imponiren und eine gewisse Zug­kraft ausüben. Sie sind uns längst bekannt als solche, aber erst durch die heutige Zeitung erfahren wir, daß Sie Frau Kommerzienräthin sind. Wir ersuchen Sie daher, Mitglied des Cäcilien- Vereins zu werden. Vor allem aber richten wir die Bitte an Sie, sich der ehrenvollen Mühe zu unters ziehen, beim Verkauf der Liebesgaben im Bazar mits zuwirken. Durch den Bericht in der Zeitung, welcher den Besuch des Königs in Ihrem Hause verherrlicht, sind Sie im Munde aller, Ihr Name wird heute in der ganzen Residenz genannt, er wird ein gewaltiger Zugpunkt werden und dem Liebeswerke neue Gönner und Gaben zu fennen lernen führen. Jeder wird Sie sehen und

Clotilde sprang voraus, um Hut und Mantel zulegen, und war doch mit Brambach zugleich auf Straße.

an

der

wollen. Sie selbst werden zur Unterstützung des schönen,