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Waldenburgs Anleiheaffäre.

Keine Hoffnung auf Rettung des Geldes.

Wie bereits gemeldet, ist durch den Oberpräsidenten der Pro­oinz Niederschlesien   das Disziplinarverfahren gegen den Oberbürgermeister von Waldenburg, Dr. Wiesener, anhängig gemacht worden, nachdem die von der Stadtverordnetenversammlung gewählte Untersuchungsfommission über ihre Tätigkeit bei dem Bankier Rathte und amtlichen Stellen in Berlin   Bericht erstattet hat. Danach dürfte der Betrag von 1,25 millionen für die Stadt Waldenburg restlos verloren sein, da die Unter­juchungsfommiffion teine Möglichkeiten sieht, von dem Bankhaus Rathte größere Teile der hingegebenen Summe wieder zurück zuerhalten. Die Untersuchungsfommission hat sich nun auch an das Ministerium des Innern gewandt und dort angefragt, ob die For derung von 700 000 m., die der Banfier Rathte als angebliche

Ein wahres Wort.

Deutsche Volkspartei Stresemann  

( auf der Angestelltentagung der D.B): " Deran, heran:- Aus Honoratioren fann man feine Partei machen!"

Sicherheit der Stadt Waldenburg zebiert hate und die aus seinen Forderungen an den Verband der öffentlichen Feuerversicherungs­anstalten stammte, realisierbar sein wird.

Das Minifterium hat nunmehr jedoch der Untersuchungs­tommission mitgeteilt, daß es zu feinem Bedauern der schmer bedrängten Stadt Baldenburg   in dieser Angelegenheit eine Hilfe leisten tonne. Nach dem Gutachten aller Sachverstän digen sei die Forderung Rathtes vollkommen haltlos, und die Stadt Waldenburg müffe mindestens diesen Anspruch in Höhe von 700 000 m. als verloren betrachten.

Inzwischen haben die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft in dem Verfahren gegen Rathke, Reichmann und Genossen begonnen. Es sind eine Anzahl Zeugen bereits vernommen worden. Die Staatsanwaltschaft will jezt durch Banksachverständige einen Status des Rathfejchen Unternehmens feststellen und ferner prüfen laffen, in welcher Weise der Bankverkehr zwischen Rathte und der Stadt Waldenburg sich abgewidelt hat, bzw. wohin die von Rathke durch den Berkauf der Obligationen erzielten Summen geflossen sind.

Rundfunk und Tonfilm.

Die neuen Formen der Musikverbreitung.

Franz Schrefer, der Leiter der Staatlichen Hochschule für Musif, sendet uns sein neues Wert. Doch nicht auf dem türzesten Wege. Er fährt nach Breslau   und dirigiert seine Kleine Suite für Kammerorchester", die er dem dortigen Sender gewidmet hat. Wir, die Berliner  , haben den ,, Singenden Teufel" bekommen; die Bres lauer diese Suite, so sind die Gaben gerecht verteilt. Ob das Orchester der Schlesischen Harmonie gut spielt, gut flingt, es war nicht leicht zu entscheiden; denn Nebengeräusch in verschwenderischer Fülle lag es an Berlin  , Breslau   oder dem Wetter

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trübte leider den Eindruck und das Urteil über diese grundsätzlich höchst bedeut­fame Sendung. Nämlich, es handelt sich um ein Wert, oder sei es auch nur ein Werkchen, ausdrücklich für den Rundfunk und sein Bedürfnis geschaffen.

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Eine fleine Suite, sechs Säße in alten Formen, gemeinverständ: lichen, übrigens nicht schmermiegenden Inhalts, mit sicherer Könner­Ichaft geschrieben, es versteht sich bei diesem Komponisten von selbst. Wieso und warum Rundfunkmusit? Zunächst ist es eine tech­nische Frage. Nicht alle Instrumente unseres Orchesters tommen durch das Mikrophon wie sonst zur Geltung. Auf die Instrumente, die sich hier erfahrungsgemäß nicht durchseßen, wie zum Beispiel die tiefen Bässe, hat Schrefer verzichtet. Sie spielen nicht, man hört sie nicht, die Sache scheint sehr einfach. Sie ist es nicht. Alle Musit, die wir haben, ist für die Aufführung in geschlossenen Räumen ge­dacht und instrumentiert, wie sie gedacht ist. Aber Saal- und Rund­funtakustik sind zweierlei. Sache der Musikertechnik ist es, fidh den Bedingungen der Rundfunkatustit anzupassen. Inzwischen arbeitet die Rundfunktechnik daran, ihre eigenen Mängel zu überwinden. Bielleicht merden mir in ein paar Jahren technisch präparierte Rund­funtmusik haben, aber eine Rundfunkapparatur mit ideal aus: geglichener Konzertsaalatustit. Dann mird man eben Schreters Kleine Suite, menn es lohnt, für den verbesserten Konzerirundfunt um­inftrumentieren.

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Aesthetisch betrachtet, hat der Rundfunk anders als der Film feine neue Kunstmöglichkeit geschaffen und kann keine hervorbringen, die nicht ohne ihn zu verwirklichen wäre. Neue Möglichkeiten? Sie liegen wesentlich im Gesellschaftlichen; sie drücken sich in der Tatsache aus, daß der überwundene Raum nun im Effekt als Ort des Musikgeschehens ausgeschaltet, daß zugleich mit aller räumlichen Trennung auch alle räumliche Bindung aufgehoben ist; in der Unsichtbarkeit, Unfühlbarkeit, unwahrnehmbarkeit der Ausführenden für die Empfangenden und aller Empfangenden unter: einander, also gerade im Fehlen jeglichen räumlich- förperlichen Kon tattes; und in der unabsehbar verfließenden Bielheit unverbundener

Teilnehmer; in der äußersten Ungemeinschaftlichkeit einer bis an die

Grenzen der Nichtegistenz anonymen Millionenhörerschaft.

Eine Menschenmaffe, an Kopfzahl unendlich für unsere Bor­stellung, die das Bild dieser Millien nicht mehr zu realisieren ver mag, empfängt die Rundfunksendung; doch die trifft jeben einzelnen - eben in seinem Einzelbasein, in seiner Häuslichkeit gemeinhin, in privater foliertheit, trifft ihn nicht als Glied der Zufallsgemein­schaft, zu der jene million eben nicht zusammengeschlossen ist. Alle traditionellen Begriffe und Begriffsverbindungen der Musik gemeinschaft werden hier illusorisch. Eine Opernvorstellung, ein Konzert, das sind raumgebundene gesellschaftliche Ereignisse: es ist unfinnig, deren Form in der Ungesellschaftlichteit, Unräumlichkeit des

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" Goeben erschienen" von Ed. Bourdet.

Pariser   Literaten in den Kammerspielen".

Rundfunks ansiedeln zu wollen. Weiter: 3mischen jedem Stück Musik und den Mitteln seiner Berwirklichung, dem Raum, in dem es erflingt, und der Hörerzahl, die er faßt, bestehen in jedem Fall notwendige Beziehungen, die nicht ungestraft ignoriert werden. Zum großen Orchester einer Sinfonie gehört das große Bublifum eines großen Saales; zur Kammermusik sollte allemal Intimität der Bedingungen gehören, unter denen musiziert wird. Aber Monstre­chor oder Lautengeklimper, 3artheit eines Schumann- Liedes oder Nibelungenfoloffalität: eins ist dem Rundfunk so gemäß mie das andere und alles gewissermaßen gieich ungemäß. Tausend Sänger oder vier Streichinstrumente: zu der( realen oder, jittiven) Million con Einzelhörern treten sie als Quantität in feine Art von Relation, die Klangmaffe an sich erlangt nicht den ihr sonst zukommenden repräsentativen Charakter.

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Rundfunkmusik ist Hausmusit; so wird sie sein müssen. Haus­musif für alle richtiger für jeden. Also wie? Mufit für alle und jeden gibt es nicht, heute weniger denn je. Aber nie gab es früher Gelegenheit, an einer Stelle, von einem Buntte aus Musik für alle und jeden zu machen. Heute haben wir die Gelegenheit, werden mir die Musif bekommen? Hier ist dem Rundfunt eine unerhörte, eine wahrhaft unlösbare Aufgabe ermachsen. Eine Aufgabe trotz­dem; Sache der Musiker ist es, sie zu verstehen.

Schlagertonfilm im Tauenhien- Palast.

Ich füsse Ihre Hand, Madame." Ritterlich- verliebi beugt sich der befracte Kavalier über die verführerische Damenhand, die sich ihm zum Ruß reicht, beim Settsouper selbstverständlich, und der Zufall irgendeines perfehlten Rendezvous hat das Baar  zusammengefügt Gibt es einen deutschen   Spielfilm, gar einen Harry- Liedtke  - Film, in dem das nicht vorkommt? Ich füsse Ihre Hand, Madame", jeder tönnte mit gleichem Recht so genannt sein. Diesen hat die Tobis rund um den Schlager gedreht, nach dem er heißt. Gleichgültig im übrigen, um was es sich dreht. Marlene Dietrich   liebt den Liedtke als Grafen Lersfi; dann verachtet sie ihn, weil er nur ein Kellner ist; dann verachtet er fic, als sie ihn, der doch ein veritabler Graf ist, um Berzeihung bittet. Aber Harry Liedtke  , nicht ganz so aristokratisch aussehend wie sein Kellnerkollege Twardowski, findet immerhin Gelegenheit, für den Kellnerstand eine freundliche Gefte einzulegen; das ist hübsch von ihm, daß er dem Sozialgefühl der Zeit solcher Art Rechnung trägt. Er fann es fió) leisten, Graf bleibt Graf, Ravalier bleibt Rapalier, neulich in der Philharmonie haben wir's erlebt, der Film weiß, mas er seinem

Bublifum schuldig ist.

Ein Film, banal, fonventionell, hundermal gesehen. Doch das Besondere: plöglich, mittendrin, bricht das Orchester ab; mir sehen und hören Harry Liedtke   Klavier spielen, mir sehen und hören ihn singen Ich füsse Ihre Hand, Madame". Wir sehen hören wir ihn auch, in der Tat? Um die Wahrheit zu sagen, es flingt abscheu­

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lich, diese gefilmte Menschenstimme, hölzern, leblos, unwahrscheinlich, und daran ist nicht der Sänger schuld. Redender, singender Tonbild. film? Bielleicht in Zukunft einmal. Einstweilen ist Tonfilm eine berauftommende Art der Musikvervielfältigung und-verbreitung. Die Komponisten werden gut daran tun, sich beizeiten ihrer Rechte zu versichern.

Klaus Pringsheim  .

Lockruf des Goldes  ." A

Alhambra.

Jack London   ist so start, so urmüchsig und so prall von Leben, daß er auch in der üblichen Berfilmung noch feine Forcen behält. Für den, der den Roman aus der ersten Zeit Klondykes nicht lenni. ist der Film ein padendes Bild aus einer rauhen Zeit, in der die Fauft regiert, aber auch echte Kameradschaft und eine naive Lebens­freude gedeihen. Jack Londons Goldgräbergeschichte ist freilich

Nur in Paris   ist es möglich, daß die Verwalter von hohen Literaturpreisen, also die Creme der Akademiter und Kritifer, ganz forrupt und jeder Schiebung zugänglich find. Nur in Paris   ist es möglich, daß Literaturverleger mit Dichtern wie mit alten Hosen handeln. Nur in Paris   ist es möglich, daß der Berleger der Dichter. gattin empfiehlt, sie möge sich zur glücklichen Ehe die Dreiecks noch etwas ganz anderes. Aber auch so bleibt in der Regie aus dem Federhalter faugen tann, endlich zu neuer Inspiration ge. Gunnings der Kontrast einer großen Natur und primitiver fangen. Nur in Baris ist es möglich, daß die Dichtersgattin ftand haft bleibt, jeden Ghebrechreiz übermindet und allein zu ihrem legitimen Herrn hält.

Geschworene Feinde des Proletariats" Ergänzung beforgen. So soll auch der Gatte, der gar nichts mehr

Die neue Mostauer Gewerkschaftslinie.

Der Hauptstratege der Moskauer Gewerkschaftszentrale in Deutschland   ist seit dem Ruhrkampf ein gewisser Paul Merter, der während dieses Kampfes die Schaffung von Kampfleitun= gen" gegen die drei Metallarbeiterverbände, insbesondere gegen den Deutschen Metallarbeiterverband   betrieben und die flassen­bewußten Unorganisierten" dazu herangezogen hat. Bergeblich sucht dieser P. M. in der Roten Fahne" die Feststel­lungen in der Mittwochnummer des Vorwärts" mit der Ueber­

schrift: Die Reformisten spalten", zu entfräften.

In Wirklichkeit bestätigt er die Spaltungspläne der KPD  gegen die Gewerkschaften. Darum werden die Kommunisten und alle revolutionären Arbeiter auch die Arbeitermassen mobilisieren, damit sie vor den Berbandshäusern usw., den Festungen dieser Berräter an den proletarischen Klasseninteressen, demonstrieren, deren arbeiter feindliche Handlungen beobachten und fontrollieren, um sie vor den Massen rücksichtslos zu enthüllen. Die fozialimverialistischen Führer der Verbände sind geschworene Feinde des Proletariats, find ein Teil der herrschenden Ausbeuterklasse und werden als folche von den kommunisten behandelt."

Die Gewerkschaftsführer, die zu einer Zeit den Kampf mit dem Unternehmertum und damit zugleich mit Polizei und Justiz auf nahmen, als noch Befennermut und Opferwilligkeit dazu gehörten, die unter dem Ausnahmegesetz die Trümmer ihrer Gewert schaften wieder zu neuem Bau fügten, die sich mit Gehältern be gnügen mußten, die die KPD  . ihrem leßten Soldschreiber nicht an­zubieten wagte, wenn er ihr nicht davonlaufen soll, diese Gewerk schaftsführer, die den Grundstod der heutigen Gewerkschaftsbewe gung schufen und an ihrem Ausbau auch nicht ganz unbeteiligt gewesen sein sollen, find fo fagt dieser Merfer

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geschworene Feinde des Proletariats". Die ,, Rote Fahne   brudt auch dies. Obendrein seien diese Führer der Gewerkschaften ein Teil der herrschenden Ausbeuter­flaffe. Benigstens murden fie ,, Don den kommunisten als folche behandelt. Mehr fann Mostau von seinen Beuten in Deutschland   wirtlich nicht verlangen!

Die Herren Kommunisten vom Schlage bes B. M. müssen aber nun schon geftatten, daß die geschworenen Feinde des Prole. tariats" bie Mostauer Freunde" des Proletariats aus ihren Reihen entfernen, damit sie ihre in der RBD. erprobten Kräfte im Schimpfen bei den tlaffenbemußten Unorganisierten zur Geltung bringen tönnen. Die Gemertschaften werden dafür sorgen, daß diese Helden die deutschen   Gemertschaften nicht spalten, selbst wenn fie Splitter losreißen, um daraus ,, parallele Massenorganisationen" Bu machen,

Da es sich also nur um eine pariserische Burleste handelt, fann man in den Berliner Kammerspielen" ganz beruhigt sein. Man darf sich amüsieren und gleichzeitig entrüsten und stolz rühmen, daß man nur französische Berrottung vor sich hat. Man hat das Stück in Paris   ein Jahr lang gespielt. Es war ein großer Erfolg, und manches wahr wäre, doch man nahm das Ganze nicht sehr ernst. man amüsierte sich nur. Man dachte, daß an der Satire schon In den Berliner   ,, Kammerspielen" sah man einen Schwant, der mit allzu ernsten und großartigen Mitteln aufgedonnert wird. Aus einem liebenswürdigen Geschäftemacher mit Büchern wurde durch die pompöse Darstellung Hermann Balentins ein Großschieber, der jedes Format sprengte. Das war zuviel des Guten. In Paris  sieht man als Arbeitszimmer des Dichterlings, um deffentwillen die Komödie aufgeführt wird, einen hübschen und spießigen Raum. Auf der deutschen Bühne sieht man statt deffen eine Art Ministerbureau, und die Bibliothet, die an den Wänden steht, enthält mächtige Riesenwälzer, und der Dichterling macht Großaufnahme vor seinem Publikum. Das ist alles zu reich, das paßt alles nicht in die etwas stickige Atmosphäre, die gespürt werden soll. Die französische Ko­mödie hat einen famosen ersten Aft, in dem der ganze Berleger­und Literatenschwindel leicht aufgestochert wird. In Berlin   ameri fanisiert man dieses bißchen Bariser Hochstapelei. Herr Roma­nowity spielt übrigens den asthmatischen Dichter sehr ergöglich, sehr blond, zunächst sehr ungeschickt und dann sehr geriffen. Da dieser stille Komiter immer sehr verschlossen herumgeht, wirken seine Er­plosionen desto lustiger. Frau Ne her und Herr Riemann fins, meist zu nedisch, immer etwas auf scharfen Aphorismus erpicht Sie möchten plaudern, doch sie grübeln nur. Irgendwie hatte der Regiffeur die Atzente zu start auf jede Szene und auf jedes Bort gebrückt. Die meisten Partien der Komödie langweilten, während fie in Paris  , wo wir das Stüd sahen, angenehm unterhielten.

Mar Hochdorf.

Der Bilderaustausch zwischen Berlin   und Leningrad  , von dessen Blanung hier berichtet wurde, scheint vorläufig daran zu scheitern, daß die Gegengabe von Gärtners Panorama Don Berlin" von den Ruffen nicht für gleichwertig erflärt mirb. Sie verlangen einen Kaufpreis Don 60 000 Mart für das Panorama.

Ausflellungschronit. Eine Ausstellung neuer Gemälde von Mar giebermann wird Sonntag, mittags 12 Uhr, bei Bruno Caffirer, Berlin   B35, Derflingeritr. 15, eröffnet. Die Ausstellung zeigt einen be beutenden Ausschnitt aus der Brobuftion der legten beiben Rahre: Garten Bilber, Borträts, Baftelle, Seichnungen und eine Serie neuer Borträtrabierungen.

Menschen mit der Berderbtheit des tapitalistischen San Franzista, die Luft an wilden Szenen, in denen Körpertraft und Treuherzigkeit obfiegen, Raufen und Spielleidenschaft. Milion Sills ist der frische Naturbursch, der treue Freund und die Spielernatur, der mit den in Clondyke verdienten Millionen ein Börsenspiel zu San Franzisko eröffnet. Wie er dabei in die Neze einer Kokette und ihrer Freunde gerät, aber das ihm abgenommene Geld mit dem Revolver wieder holt, ist in großgemachten Szenen virtuos dar­Mit ihren wilden Angewohnheiten wird freilich ein etwas billiger gestellt. Um den Helden, der alle Eigenschaften dieses Typus her­vorragend verkörpert, sind eine Menge interessanter Kerle gruppiert. Ulf im Salon getrieben. Die Abkehr vom Golde, dessen Lockruf auch der Held erliegt, wird nur angedeutet: wenn er zu seiner Alondyfeliebe zurüdfehrt. Doris en nou ist eine nach amerita­nischem Rezept sehr verfüßte blonde Schönheit. Die tokette Fran­ziskanerin wird von Jane Winton   sehr teß montiert. Brachtvoll sind die kapitalistischen   Gauner verkörpert: der vornehme Bieder­mann wie der Geriffene, der in seiner Verschlagenheit, Gemeinheit und Geldgier geradezu als ein Symbol Mammons wirft.

Ellinor Bahrdt.

Schwechten- Gaal.

D.

Ellinor Bahrdt, Klamt- Schülerin, Deutschrussin, debütierte im Schmechtensaal. Farbenreiche Kompofitionen, sicher gebaut und flug gegliedert. Eine tristallklare, spiegelreine Kunst, deren Fläche von Schaumwellen nicht bewegt wird, und die der geheimnisvollen Tiefen entbehrt. Zur legten, höchsten Bollendung fehlt noch die von innen leuchtende Wärme des Temperaments und jenes im Intellekt nicht faßbare, rätselhafte Element, das im tiefsten Grunde jedes ganz großen Kunstwertes lebt. Hier regiert der Verstand einen wundervoll durchgearbeiteten Körper, der sich feinem gewollten Ausdrud versagt und jedes rhythmische Detail rein herausbringt. Gleichsam im Kampf und Ringen den Raum gliedert( Bille). Hilfloses, ziellofes Suchen, Tasten, efstatisches Aufstreben zum Licht, qualpoller Zusammenbruch( Bahn"). Leifes, fanftes Streichen der Hände mit schwingendem Streifen des Oberförpers, austlingend in große, umfangende Schwünge( ,, Dämmern"). Beichtes, beschwingtes Laufen, wuchtige Drehsprünge, virtuose Handhabung des Schleiers ( Hell"). Alles in allem ein Kunstverstand von so hoher Qualität, ein Kunstmollen von solcher Reinheit und ernster Redlichkeit, ein technisches Können pon so sicherer Beherrschung aller Kunstmittel, daß Ellinor Bahrdt in ihrer Glanzleistung, der Valse triste, ein der schönsten und vollkommensten Schöpfungen des modernen Zanzes zustande bringt. J.S.