Einzelbild herunterladen
 
  

Brandstifter aus Verzweiflung.

Um Unterkunft im Zuchthaus zu finden.

Bor dem Schmurgericht III hatte sich der 60 Jahre alte Arbeiter Mar Gerlach wegen Brandstiftung zu verantworten. Gerlach war vor Jahren von demselben Gericht wegen des gleichen Deliftes verurteilt worden; damals gab er an, daß er sich an feinen Birtsleuten, mit denen er wegen seiner Angetrunkenheit ständig in Streit lebte, rächen wollte. Nachdem er im vergangenen Sommer feine Strafe verbüßt hatte. nahm ihn sein Wirt zmar mieser auf, aber sehr bald begann der Krach von neuem. Anfang Juli verschloß der Wirt vor Gerlach die Tür, so daß er fein Obdad hatte. Nachdem er sich drei Tage herumgetrieben hatte, ging er vor feine Wohnung und zündete auf der Treppe Decken und Lumpen on. Er ftetite fich selbst der Polizei und begründete feine Tat wieder damit, daß er sich an seinem Wirt rächen wollte, außerdem ist es im Buchthaus am besten, ba bat man feine feste Untertunft. Der Sachverständige, Prof. Stroud, bezeichnete die Brandstiftung als Berzweiflungstat eines geiftig gefunden Menschen. Das Gericht verurteilte den Angeklagten gemäß dem Antrag des Staatsanwalts zu 2 Jahren 3ucht haus und 5 Jahren Ehrverlust.

Ein Mann, der sich bis zu feinem 60. Lebensjahr nur geringe Bergehen hat zu Schulden tommen laffen, begeht eine Brandstiftung Raum aus dem Gefängnis entfaffen, eine zweite! Ob man hier Legten Endes doch nicht mit einem Berbrechen zu tun hat, das durch gewiffe greifenhafte Veränderungen im Organismus des Menschen bedingt ist? Wichtiger als das, erscheint das andere. Ein Sechzig jähriger, den sein Birt vor die Tür gesezt hat, ohne Dach über dem

Ein unangenehmer Mitbürger.

Beschimpft die Republik   und den Landrat.

Der 56 Jahre alte Zigarrenhändler Bruno Meyer aus der Landsberger Allee   ist ein unruhiger, zappliger und lauter Mensch Im August vorigen Jahres war er damit beschäftigt, in Honow   auf feinem Grundstück zu bauen, trotzdem er feine bau. polizeiliche Erlaubnis hatte. Als der Landjäger ihn dabei beobachtete und ihn fragte, ob er die Erlaubnis zum Ansiedeln habe, verneinte das der Zigarrenhändler, geriet dann in eine furchtbare Er­regung und nannte, weil er die Erlaubnis zum Bauen noch nicht erhalten hatte, den Landrat eine Schlafmüze. Darauf beschimpfte Mener die gegenwärtige Staatseinrichtung, die er als eine Schieber. republi? bezeichnete, die nur durch Meineid und Hochverrat ent­strafen gefüllt werden, randalierte er weiter. Dieser Vorfall fand vor standen sei. Die Kassen seien leer und sollten nun durch Polizei­dem erweiterten Schöffengericht Lichtenberg   sein gerichtliches Rachspiel, vor dem fich Meyer wegen öffentlicher Be feibigung und Bergebens gegen das Republit igusgeleg zu verantworten hatte. Der Angeklagte benahm sich auch in der Berhandlung sehr eigenartig. Für seine Beschimpfung Schieberrepubli? wollte er den Wahrheitsbeweis antreten dadurch, daß er eine Reihe von rechtsgerichteten 3eitungen vors legen wollte, was das Gericht aber ablehnte. In höhnischer Form sprach der Sigarrenhändler weiter von dem Republitschuhgefeß, das er Maultorb und Anebelgeleg nannte. Begen dieser ungehörigen Aeußerung wurde er fofort in eine Ordnungsstrafe von 30 Mark genommen. Im übrigen verurteilte ihn das Gericht wegen des Ber­gehens gegen das Republitschuhgefeß an Stelle einer Gefängnisstrafe Don einem Monat zu 210 Mart Geldstrafe. Wegen der öffentlichen Beleidigung erhielt er 75 Mart Geldstrafe.

Kopf, meldet fich im Asyl für Obdachloje, um hier Unterkunft zu Miserable Ferngasleitung in Duisburg  .

finden. Er ist aber noch bei seinem Birt gemeldet, wo auch seine Sachen stehen. Er hat also noch eine Wohnung und wird deshalb zur Uebernachtung im Asyl nicht zugelassen. Jegt padt ihn die Berzweiflung, und er legt Feuer an. Was soll aber das Zuchthaus für den alten Mann? Wäre ihm mit einer Stelle in einem Alters. heim nicht besser geholfen? Man wird der Begnadigungsinstanz- eine Berufung gibt es ja in diesem Falle nicht- den Alten mit gutem Gewissen zur Strafmilderung empfehlen dürfen. Es war eine Verzweiflungstat.

Wie man 30000 Mart los wird. Ein leichtsinniger Hausbesitzer.

Ganz besonders leichtgläubig war ein Raufmann nab Hausbesiger in einem westlichen Borort, der Schwind­lern in die Hände fiel.

"

Bor   längerer Zeit sprach ihn eines Tages auf der Straße ein Mann an und fragte nach der nächsten Wettannahmestelle Der Kaufmann begleitete ihn, um ihm den Weg zu zeigen, und im Laufe des Gespräches stellte sich der Fremde als Jodei kreuz" vor. Es gelang ihm, den Kaufmann zum Wetten zu veranlassen, und tatsächlich wurde auch ein ansehnlicher Geminn erzielt. Auch ein zweitesmal war der Tip des vermeintlichen Jodeis gut Dann wettete der Kaufmann nicht mehr selbst, sondern gab dem neuen Belannten, an dessen Echtheit er nicht zweifelte, auf Tips größere Botfchüffe Bon dieser Zeit an war der Jadet me vom Erdboden verschwunden. Weil nun der Kaufmann den Bunich hegte, quf der Rennbahn im Grunewald einmal nach dem Ver­schwundenen zu forschen, begab er sich hinaus. Hier näherte sich ihm ein Herr, der sich Futtermeister Floring" nannte. Dann famen zu dem wetiluftigen Raufmann zwei angebliche Franzosen, die sich als Rennreiter de Claire" und Rennstallbefizer Berpug" ausgaben. Sie erzählten, daß fie von Kreuz auch be schwindelt worden seien, jezt aber seine Spur gefunden hatten und ihn anzeigen würden. Der Kaufmann, dem ja auch an der Ent­larpung lag, gab für den guten 3med Geld her. Ban den ,, Fran­30fen" jab und hörte er nichts mehr. Das Theater ging aber noch weiter. Zwei Deutsche   tauchten mit demselben Märchen auf und erhielten wiederum ansehnliche Beträge, und den Beschluß machte noch ein Franzose". Nach und nach hatte der Kaufmann un gefähr 30 000 mart eingebüßt, bis er sich, freilich etwas spät entschloß, einem Freunde von seinen Erfahrungen zu erzählen. Der Freund ging zur Kriminalpolizei und erstattete Anzeige. Einen Jofej Kreuz gibt es ebensowenig wie einen Futtermeister Floring, und auch die anderen Namen haben sich als fingiert herausgestellt. Leichtfertiger und törichter mit seinem Gelde umzugehen, ist wphl schwer möglich. Fast wäre man versucht, in diesem Fall geradezu von einer Verführung zum Betrug zu sprechen.

Von geheimer Feindseligkeit.

Mit ihren Vortrag Bon der geheimen Feindseligkeit. zwischen Mann und Frau" rührte die befamte Psychoanalytikerin Frau Dr. Horney an Triebfräfte im Menschen, deren Borhanden­fein taum bezweifelt werden kann, aber über deren Ursprung meit­gehende unflare Borstellungen herrschen.

Frau Dr. Horney führte als Beweis dieser Feindseligkeit be fammte Erscheinungen aus dem Alltag an. 3. B. fah fie in einer übertriebenen Aengstlichkeit um den Liebespartner nichts anderes als eine Feindseligkeit. Man ist ihm feindlich gegenüber eingestellt, Deswegen sieht man ihn auch immer als von der ganzen Umwelt bedroht. Die Referentin bezeichnet sowohl diefes Beispiel als auch die anderen als geheime Feindseligkeit, da es ein Kriterium dieser Symptome ist; daß der ausführende Teil sie nicht bewußt aus einem Haßgefühl heraus unternimmt, im Gegenteil mit dem Bewußtsein handelt, aus Liebe sich so verhalten zu müssen. Diese Feindseligkeits­erscheinungen treten auch bei fattisch gefunden Menschen auf, sie sind mehr als Konflikte, die durch das Zusammenleben bedingt werden. Schon bei den Primitiven müssen diese Urtriebe vorhanden gewesen fein. Eine Erklärung für diese Erscheinung jah Frau Dr. Horney in der falschen Beurteilung des Seruellen. Bei aller Aufklärung, bei aller Loslösung von den herkömmlichen Borurteilen hat man dem Serualleben gegenüber ein tiejinnerliches Schuldgefühl, man empfindet es als etwas Tierisches und gleichzeitig Schmuziges. Außer dem Schuldgefühl stellte die Rednerin noch das Angstgefühl als andere Komponente für die geheime Feindseligkeit zwischen den Geschlechtern fest. Man hat Angst npr dem Liebespartner, Angst Dor jeiner Ueberlegenheit. Frau Dr. Hornen glaubt, wenn man eine bewußte Trennung von Segualität einerseits und Angst und Schuldempfinden andererseits durchführt, zu einer Ueberwindung des Haffes zwischen den Geschlechtern tommen zu fönnen. Die Ueberwindung dieser geheimen Feindseligkeit würde eine Bereiche­rung des ganzen Lebens bedeuten. Die moderne Jucentbewegung fuch nach einer bewußt veränderten Stellungnahme gegenüber erotischen Fragen. Sie glaubt in einer Sachlichfeit-ye formen einer inneren Freiheit gefunden zu haben. Generationen gehören dazu, um die feelischen Phänomen, die fich tomplizierend zwischen die Geschlechter stellen, zu beseitigen, aber die Beseitigung ist lohnend. Der Vortrag war vom Deutschen   Monistenbund veranstaltet; man hätte sich teine beffere Referentin zu diesem Thema wünschen fönnen.

Hilft Biochemie? Das Bezirksamt Wedding  ( Gesundheitsamt) veran ftaltet am heutigen Dienstag, abenbs 8 Uhr, in der Schulaula ber 53. Bollsschule, Ditender Str. 39/40, einen öffentlichen Bortrag über bas Thema: Besen und Bert der Biochemie. Bortragenber ift Dr. med. Balter Littmiş. Nach dem Bortrag findet eine Frage beantwortung ftatt. Der Eintritt ist für jedermann frei

Ein neuer Gasrohrbruch, der vierte in verhältnis mäßig furzer Zeit, wurde am Sonntag abend. im Stadtteil Wanheimerort gemeldet. Dort nahmen Bassanten an der Ede Martus. und Nikolaistraße Gasgeruch gewahr. Sie benachrich tigten die zuständigen Stellen, und diese stellten im Beisein von Ber­tretern der Ruhrgas- 2.- G. zwei fleine Risse in der dort liegenden Ferngasleitung fest. Die Polizeiverwaltung teilt dazu mit. daß die Ruhrgas A. G. sofort mit den erforderlichen Abdich tungsarbeiten begonnen habe. Personen sind nicht zu Schaden ge­tommien.

G

FUNK UND­

AM ABEND

Dienstag, 22. Januar.

Berlin  .

16.00 Stunde mit Büchern: Kriegs- Bekenntnis. Romane. 16.30 Klaviervorträge. 1. J. S. Bach: Präludiam and Fuge, do- wall 2. R. Schumann: Marsch d- moll, aus den Bunten Blätters", p. 30. 3. G. P. Moore: Legende tzigane( Carl Robert Blum, Flügen. Anschließend: Unterhaltungsmusik der Kapelle Thilo Runze

18.30 Dr. Kurt Zielenziger: Köpfe der modernen Wirtschaft. I.: In Deutschland  . 19.00 Gg. Curt Hennig: Gewerkschaften und öffentliche Meinung. 19.30 Hans- Bredow- Schule. Rechtswissenschaft: Oberreichsanwalt&. D. Prof Dr. Ludwig Ebermayer  , Leipzig  : Arzt und Patient in Gesetz und Recht­sprechung. II.: Die rechtliche Natur des Aerztevertrages. 20.00 Felix Hollaender  : Lessing  , der Mensch. Anschließend: Sende- Spiele. Zum 200. Geburtstag Lessings: Minna von Baru. helm oder ,, Das Soldatenglück". Ein Lustspiel in 3 Aufzügen van G. E. Lessing  . Anschließend: Presse- Umschau des Drahtlosen Dienstes.

Königswusterhausen.

16.00 Ob.- Stud. Dir. Dr. Reiske: Lessing  .

16.30 Uebertragung des Nachmittagskonzertes Leipzig  .

17.30 Dr. Arthur Berger: Wie der Hund Gehilfe des Menschen wurde. 18.00 Dr. Richard H. Stein: Neuere Hausmusik für Klavier( III.): England Amerika  .

18.30 Lektor Claude Grander, Gertrud van Eyseren: Französisch für Anfänger. 18.35 Prof. Dr. Freyer: Was ist Soziologie( III.). 19.20 Vizepräsident Mendrzyk: ,, Das unbekannte Hinterpommern". 20.00 Uebertragung von Berlin  . 22.45-23.15 Bildfunkversuche.

-S

Wefferbericht der öffentlichen Wetterdienststelle Berlin   u Um­gegend.( Nachdr. verb.) Troden und noch ziemlich helter, nachts wieder falt, Tagestemperaturen über Null, Südostwinde. Für Deutschland  : Im Besten stärker bewölft, Temperaturen meist über Null, im Osten sehr falte Nacht, heiter und troden.

Berantwortl, für die Rebaftion: Bolfgang Schwarz, Berlin  ; Anzeigen: 2. Slade, Berlin  . Berlag: Borwärts Berlag G. m. b. S., Berlin  . Drud: Borwärts Such bruderet und Berlagsanstalt Paul Singer& Co.. Berlin   EW 68, Linbenstraße 3. Bierzu i Beilage.

Was sagt der Bär?

JOSETTI

Bahn frei für

KON

NON

JOSETTI JUNO

den Rodelsport! Jmmer größer wird die Zahl der Wintersportler, aber noch schneller wächst der Kreis der Raucher, die sich bekennen zu

Josetti Juno

Berlins meistgerauchter 48 Cigarette