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BERLIN Sonnabend 26. Januar 1929

Der Abend

Ericheint täglich außer Sonntag& Fugleich Abendausgabe des Vorwärts". Bezugspreis beide Ausgaben 85 Pf. pro Woche, 3,60 M. pro Monat. Redaktion und Erpedition: Berlin SW 68, Lindenstr.3

Spätausgabe des Vorwärts

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10.Pf.

Nr. 44

B.22 46. Jahrgang.

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Die ,, Grüne Woche "

Eröffnung der Ausstellung für Landwirte und Siedler.

In den drei Ausstellungshallen am Kaiser- 1 damm herrscht jetzt die Grüne Woche " jene Ausstellung für den Bedarf der Landwirtschaft, die alljährlich um diese Zeit aus Anlaß der Landwirtschaftlichen Woche wiederzukehren pflegt. Beranstalter ist, wie immer, das Ausstellungs-, Mejse­und Fremdenverkehrsamt der Stadt Berlin .

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Die Grüne Woche " wurde heute vormittag eröffnet. Im Empfangsraum der alten Autohalle fanden sich die Vertreter der Reichs- und Staatsregierung, der Stadt Berlin und die Vertreter der landwirtschaftlichen Organisationen ein. Nach dem Vortrag des Krönungsmarsches von Meyerbeer begrüßte der Leiter der Aus­stellung, von Safe, im Auftrage des Ausstellungs- und Messe­amtes der Stadt Berlin die Festgäste. Der Reichsminister für Er­nährung und Landwirtschaft, Dietrich, sprach seine Anerkennung darüber aus, daß es gelungen sei, die Ausstellung ,, Grüne Woche " wieder einmal in der Reichshauptstadt aufzubauen. Die Ausstellung foll erreichen, daß Land- und Stadtvoll einander näher tommen. Der preußische Staatsminister für Landwirtschaft, Domänen und Forsten, Dr. Steiger, sprach den gleichen Wunsch aus, daß es der Ausstellung, gelingen möge, die Stadt- und Landbevölkerung Davon zu überzeugen, daß fie nur in gemeinsamer Arbeit den Not­stand beseitigen könne. Oberbürgermeister Dr. Böß wies darauf hin, daß Berlin als größte Stadt Deutschlands und damit als größter Berbraucher landwirtschaftlicher Erzeugnisse sich darüber freue, daß die ,, Grüne Woche " in Berlin aufgebaut wurde. Berlin hat aber auch außerdem noch sehr starkes Interesse an dieser Aus­stellung, denn es ist der größte Gutsbesizer und der größte Forstbefizer im Reiche. Die Stadt Berlin hat in den letzten Jahren versucht, die Landwirtschaft zu fördern und Ver­fuche im Havelländischen Luch haben erfreuliche Ergebnisse gezeitigt. Der Borsigende des Reichslandbundes, Dr. Schiele, der zugleich Vorsitzender des Arbeitsausschusses der 4. Grünen Woche ist, sprach seine Anerkennung darüber aus, daß die Reichsregierung den Plan einer landwirtschaftlichen Ausstellung unterstützt habe. Zum Ab­schluß sprach dann noch der Präsident des Preußischen Landesjagd­verbandes, Held, der lobend hervorhob, daß bei dieser Aus­stellung auch die Jagd- und Forstwirtschaft gebührend berücksichtigt worden sei.

Die Hallen find bis auf den letzten Blaz mit den Geräten und Produktionsmitteln gefüllt, die der Landwirt, der Gärtner und auch der Siedler bedarf. Es gibt dazu noch jene Sonderabteilungen, die sich mit der Forstkultur, mit der Fischerei, mit der Geflügel- und Hundezucht beschäftigen. So träht im Mitteltraft, zwischen der zweiten und dritten Halle, prächtiges Federvieh eine endlose Hymne an das gute Kraftfutter. Ein ganzes Feld von großen Käfigen bedeckt die Halle und läßt nur fnappe Gänge für die Bassanten frei. Beim Betreten der Halle 1 fallen hinter dem blumengeschmüdten Ehrenhof zunächst die Stände der Deutschen Landwirtschaftsgesell­ schaft für die Provinz Brandenburg und Berlin ins Auge. Weiter­hin im Mittelschiff der Halle hat die Industrie Aufstellung ge­funden. So die Düngeindustrie, die in geschlossener Form einen Einblick in diesen, für unsere Landwirtschaft so wichtigen Industrie­zweig gibt. Weiterhin zeigt die Industrie in dieser Halle alles, was für eine rationelle Milchwirtschaft von Wert und Nuzen ist. Neben den verschiedensten Ausführungsformen von Grünfutterfilos find Maschinen und Einrichtungen für die Milchwirtschaft und Kühl­anlagen für alle praktisch vorkommenden Betriebsbedingungen in mannigfacher Form ausgestellt. Besonders zahlreich find in diesem Jahre auch die für den Ackerbau erforderlichen landwirtschaft­lichen Maschinen wie Dreschmaschinen, Drillmaschinen und Ernte­maschinen der verschiedensten Art vertreten. Ueberall macht sich die Zeittendenz, eine Vereinfachung in der Bedienung herbei­zuführen, um die Leistungsfähigkeit im Intereffe einer rationellen Betriebsführung zu erhöhen, geltend.

Auf der Galerie der Halle 2 hat die Elektrowirtschaft eine Zusammenstellung aller für' den Landwirt und die ländliche Hausfrau wichtigen und neuzeitlichen Errungenschaften zur Schau gestellt. Die wirtschaftliche Ausnußung des elektrischen Stromes wird durch den Betrieb von Geräten und maschinellen Anlagen, durch Filmvorführungen und statistische Darstellungen gezeigt. Hier stehen große und kleine Brutschränke, die je nach Größe der Farm, für die sie gebraucht werden sollen, bis zu 16 000 Eiern aufnehmen fönnen; dort Apparate für die Aufzucht von Küfen. Eine besondere Abteilung dieser Schau ist der Hauswirtschaft gewidmet. Im Erd­geschoß dieser Halle nimmt zunächst die Abteilung Gartenbau , die ebenso wie alle anderen Sonderausstellungen in einen Industrie­teil und eine belehrende Schau gegliedert ist, einen breiten Raum ( Fortsetzung auf der 2. Seite.)

60 Millionen Anleihe für Berlin .

Anleiheverhandlungen mit New Hort schweben.

Das Nachrichtenamt des Berliner Magistrats teilt mit:

Aus New York ist gemeldet worden, daß Anleiheverhand­lungen zwischen dem Bankhaus Dillon Read und der Ber­ liner städtischen Elettrizitätswerte.- G.( Bewag) vor dem Abschluß ständen, und zwar soll es sich um eine 6% prozentige

Deutschland unterbreitet worden. Gilbert habe kurz vor seiner Abreise bemerkt, er wisse nicht, was nun hinsicht lich des Vorsizes geschehen werde.

Anleihe auf 30 Jahre handeln. Richtig iff, daß derartige Anleihe Rüstungsindustrie versorgt Bolivien.

verhandlungen schweben, daß jedoch eine Entscheidung des Aufsichstrats noch nicht vorliegt, sondern erft Anfang nächster Woche fallen wird. Eine Bürgschaft der Stadt für diese Anleihe ist nicht vorgesehen.

Die BEWAG. braucht Mittel zur Erweiterung ihres Betriebes. Die Ansprüche der Industrie an die Lieferung von Straft steigen andauernd, so daß ein umfangreicher Ausbau nötig wird. Zunächst muß das Kabelnet verstärkt werden, damit den Ansprüchen genügt werden kann. Der Bau eines neuen Kraftwerkes ist eine Frage späterer Zeit.

Amerika lehnt Vorsitz ab.

Der Präsident dagegen.

New York , 26. Januar. Parker Gilbert ist nach Paris abgereift. Vor seiner Abreise besprach er mit Owen Young die Lage der Ent­schädigungszahlungen und benachrichtigte die beteiligten europäischen Regierungen davon, daß Young den Vorsit im Sachverständigenausschuß zu übernehmen ablehne. Parker Gilbert ist beauftragt, die Gründe dieser Ab­lehnung den europäischen Kabinetten persönlich dar. zulegen. Präsident Coolidge hat nicht gewünscht, daß Young den Vorsitz übernehme.

Es verlautet, daß Coolidge befürchtet, wenn Young den Vorsitz führt, so würde dies bei einer Herabsehung der deutschen Schuld entsprechende Forderungen der Alliierten auf Herabsehung ihrer Schulden an Amerika zur Folge haben. Der Vorschlag, einem Amerikaner den Vorsitz der Sachverständigenkonferenz zu übertragen, sei hier von Parker Gilbert im Auftrage der Alliierten und

Der Pfarrer ins Gefängnis Sprengstoffattentat in Thüringen

Berichte 2. Seite

Chile verbietet Durchfuhr- UGA. die Ausfuhr.

Washington, 26. Januar. Jm Staatsdepartement wurde bekanntgegeben, das die chilenische Regierung die Durchfuhr von Waffen nach Bolivien und Paraguay verboten habe.

Von seiten des Staatsdepartements wurde dieser Mitteilung hinzugefügt, daß aus den Vereinigten Staaten teine Waffen und keine Munition nach Bolivien geliefert werden und daß man es bedauern würde, wenn die Waffentransporte aus Europa , die Pressemeldungen zufolge von Vickers und den Skoda­Werken kämen, fortgesetzt würden.

Rheinland und Reparation.

Gleichzeitige Verhandlungen.

London , 26. Januar.

Im Unterhaus stellte Oberst Wedgwood die Frage, ob die Regierung der Schaffung eines Feststellungs- und Vergleichsausschusses für das Rheinland unter den gegenwärtigen Verhältnissen irgendwelche Bedeutung beilege und welche Haltung sie in dieser Angelegen heit bei der nächsten Genfer Tagung einzunehmen ge­bente. Unterstaatssekretär Locker Lampson erwiderte, die britische Regierung und die übrigen beteiligten Re­gierungen hätten den Wunsch, die zwischen ihnen noch gierungen hätten den Wunsch, die zwischen ihnen noch schwebenden Fragen zu liquidieren. Die wichtigsten dieser Fragen beträfen die Regelung des Reparations­problems und die Räumung des von den alliierten Trup­pen noch besetzten deutschen Gebietes. Auf die Lösung dieser Fragen ziele der Genfer Beschluß vom 16. Septem ber 1928 ab, der die Schaffung eines Sachverständigen ausschusses und des Feststellungs and Vergleichsans schusses vorsche. Die britische Regierung werde alles in ihren Kräften stehende tun, damit man auf diesem Wege zu einer restlosen Verständigung gelange und diese störenden Fragen endgültig geregelt würden. Oberst

Klub der Ehemaligen-

Diese Ahnengalerie" abgedankler Monarchen aus den letzlen 20 Jahren zeigt von links nach rechts den letzten Sultan der Türkei , den Griechenkönig Georg, Herrn Manuel von Portugal , Wilhelm den Redseligen, zur Abwechslung die ehrgeizige Zita von Oesterreich- Ungarn, den letzten Perserschah neben dem kindlichen letzten Kaiser von China , und endlich den Zar der Bulgaren " Ferdinand neben Amanullah, dem Afghanen. Eine reichlich gemischte Reihe, die wieder einmal das alte Wort von dem Ende weltlicher Herrlichkeit bestätigt.