Die Reaktion un Von Kur Der Zeitgeist war zu ollen Zeiten etwas, das zu bekämpfen des Schweißes der Erbpächter aller Tugend wert war. Nicht nur heute, da man republikanische Geistesfreiheit verdächtigt, zersetzende Ten- denzen in den Strom der Zeit zu gießen. Zu ollen Zeiten hat eine neue Generation versucht, au» Perioden des Rückstands die dumpsige Luft verstaubter und antiquierter Schicklichkeitsbegrifs« hinauszu- lasten. Und immer wieder war eine Reaktion geschäftig, weinerlich auf ihre Zeit zu sehen und ob einer vermeinllichen Sittenentartung den Untergang der Notion zu beklagen. Wie gesagt, das ist nicht nur heute so, daß eine reaktionäre Geisteswelt mit dem ätzenden Gift ihres Moralinfläschchens auf Theater, Literatur und alle andere Kunst einer neuen Generation auszuschütten versucht, daß sie mit der Waffe des Gotteslästerungsparagraphen«ine göttliche Idee klein- bürgerlich und mittelalterlich verteidigen zu müssen glaubt.... Und da ist es nicht uninteressant, auf ein« kleine Denkschrift an den Reichs- tag des Norddeutschen Bundes hinzuweisen, die sich emgehend mit der damaligen öffentlichen Sittenlosigkeit besaßt. Wie, fragt man sich, Sittenlosigkeit im Jahre des Heils 18 6 3, also zu einer Zeit, da fürstliche und königliche Gnadensonne über dem Volk leuchtete und dieses weder von dem zersetzenden Geist des Judentums noch republikanischer Freiheitsträum« angekränkelt war? Dieses Schriftchen ist ausgefertigt von dem Zentrolausichuß für die inner« Mission der deutschen evangelischen Kirche, und viel« erlauchte Geister haben sie unterschrieben, als da sind Staatsminister, General- leutnants. Hofprediger und Geheime Oberfinanzräte. Also daß auch alles wahr sein mutz, was darin geschrieben steht. Die Petition beginnt mit der bedauernden Feststellung,„daß Mächte der Sittenlosigkeit im deutschen Volk Raum gewinnen, durch welche sein unschätzbares Erbe, das Heiligtum der Familie, in Gefahr steht, geschädigt zu werden". Und weiter lesen wir,„daß Norddeutschland noch«in reiches Capital edlen und reinen Familien- lebens beherberge, daß dieses Capital aber bedenklich geschmälert werde, wenn sich die berufenen(!) sittlichen Kräfte nicht zu ener- gischer Gegenwehr ermannen". So schrieb man in königlicher Zeit vor 63 Jahren, und man kann nicht sagen, daß wir es heute in irgendeinem reaktionären Blättchen anders lesen. Also muß man mit der Laxheit eines modernen Menschen schließen, war immer eine Verdorbenheit oder es war niemals eine Derdorbenheit, oder aber, was mir wahrscheinlicher dünkt, sie ist da, wie sie uns von dem Sündenfall mitgegeben ist, als freudigster Nährstoff der Reaktion. Auch in der vorliegenden Eingabe bemächtigt sie sich recht inten- sio der Einrichtung der Prostitution, die hier die gerecht« Ber- dammnis erleidet, dann aber wird der Moraltübel mit kühnem Schwung über den Varietes,„den glänzendsten Stätten der Lieder- lichkeit", entleert. Gleichzeitig verzeichnen wir aber mit innerer
l> die Sittlichkeit. Freytag. Genugtuung, daß auch damals der Bürger über die Moralbchlltung seitens der Polizei und anderer höchst tugendstrenger Institute nicht sehr erbaut war, denn die Denkschrift klagt bitter, daß die Polizei in dieser Beziehung sehr wenig Unterstützung und Anerkennung beim Publica fände. Wir aber stehen nicht an, dem damaligen immerhin in der Devocheit vor einer hohen Obrigkeit erzogenen Publica unsere Anerkennung auszusprechen. Auch das Theater ist der Denkschrift ein Dorn im Auge, und was sie über die entsittlichende Wirkung der Berliner Theater zu berichten weiß, ist uns nichts Neues, denn die Druckerschwärze serviert es uns Zeitgenossen aus dem Munde volksrettender und-beglückender Blätter alle Tage. Bis m die genaue Formulierung hinein geht die Aehnlichkeit des Textes, und es wäre schade, sich die Wiedergabe zu versagen, selbst auf die Gesohr hin. das soeben in einem Plädoyer, in einer Eingabe, in einem völkischen Leitartikel gelesen zu haben. Es heißt da also,„daß es alltäglich— 1869— geworden sei, daß die Heillgtümcr der Sitt- lichkeit gegen die der pikanten Unterhaltung völlig oerschwinden» ja daß es keine Seltenheit mehr sei, daß die Heiligtümer der Sittlich- keit wie der Religion verhöhnt werden.(Im königlichen Jahr 1869.) Und— ich zitiere noch immer die Denkschrift des republikanischen Jahres 1869— weiter sei diejenige Ofsenbachsche Operette, die mit frivoler Lust den Ehebruch feiere, auf einer Bühne mehr als 220mol zur Aufführung gekommen". Sonderzüg« mutzten abgelösten werden, um den auswärtigen Eiferern der Unsittlichkeit den Besuch dieses Stückes zu ermöglichen. Das war also damals, als nach der Mei- nung aller wahrhaften Patrioten die gute alte Zeit war. Da wir aber immer noch recht zahlreich beieinander sind, scheint das böse Beispiel Offenbachs zur Nachahmung nur wenig gereizt zu haben. Auch die Togespresse, vor allem solche, die„vorzugsweise in den arbeitenden Schichten Berlicks gelesen wird", bekommt ihr Teil, da sie„einer unsauberen Literatur verdächtig sei, die von einer gewissenlosen Spekulation produziert und verbreitet wird". Daß ebenfalls die Bergnügungs- und Genußsucht der unteren Stände gegeißelt wird, vervollständigt nur das Bild, daß nur die Zeiten sich ändern, aber die Menschen nur wenig. Und daß die Reaktion zu allen Zeiten geschäftig war, den Geist«inzufangen und die vitalsten Bedürfnisse des Menschen, seinen Hunger nach Erkennt- nis und sein Ausleben im Menschtum— der Erotik— zu unterdrücken. Das zeigt diese kleine Schrift, und nicht nur dies«, sondern die einer Menschheitsgeschichte. Und auch ein kleiner Trost liegt darin— auch für die Moralschwangeren—, wir sind nicht schlechter. aber auch nicht besser. Was sich zeigt, daß unser Kampf gegen die Kulturreattion noch nicht beendet ist, daß er immer wieder auflebt— der Kampf gegen die Unduldsamkeit, die der Ausdruck ist— innerer Schwäch«.
Einbrecher als Gefchästsinhaber. Er verkaufte sein« Beute im eigeneu Laden. An drei verschiedenen Stellen begannen heut« früh die Verhandlungen gegen berüchtigte Ein. und Ausbrecher, denen ganze Serien von Geschäft», und wohnnngseinbrüchen zur Last gelegt werden. Die interessanteste Persönlichkeit ist der Zvjährige Kaufmann Erich Arnoldt, einer der gefährlichsten Einbrecher Berlins in den letzten Jahrzehnten. Arnold: hatte sich heute, zusammen mit feinen Einbrecherspießgesellen, dem Dreher H a n u j k y und dem Techniker B e h r e ns wegen inehrerer Juwelendiebstälste, bei denen G oldwarengef chäft« ausgeplündert wurden, zu verantworten. Alle drei Angeklagten sind schon schwer vorbestraft. Der Angeklagte Arnoldt ist ein schmächtiger, blonder Mann, der in den Zwischen- pausen von einem Einbruch zum anderen als Gentleman in Luxus- lokalen sich bewegte. Er benutzte auch einen adligen Namen, der schließlich zu seiner Festnahme in Breslau führte, nachdem er mit den beiden anderen Mitangeklagten einen Einbruch in ein Juwelen- gcfchöft in Dresden verübt hatte. Dort mußten die Einbrecher aber ohne Beute abziehen. Hanufty hatte dos �Künstlerpech", beim Ausräumen des Schaufensters mit seiner Hand an die Scheibe zu geraten, wodurch die Alarmsignale in Bewegung gefetzt wurden. Mitungektagt sind ine Hehler Arnvldts, der Uhrmacher Aron Waletzti, der schon wegen Hehlerei mit Zuchthaus vorbestraft ist. fein polnischer Landsmann Joel Altmann und die Juweliere Max Biermann und Josef Link. Gegen die zwei Hehler wurde das Verfahren ab/ brennt. Auch«in weiblicher Anhang der nauptongekiagten mußte ruf der Anklagebank erfchehren, darunter die Bardame Moria Gries«!, die schon wegen Begünstigung Arnoldt? und wegen Diebstahls und Hehlerei vorbestraft ist. Arnoldt hatte bis 1927 ein Domenkonfektions- und Wäschegeschäst am Bayerischen Platz betrieben und die Vevmutung geht dahin, daß er dort das Diebesgut aus seinen eigenen Einbrüchen zum Verkauf ge- bracht hat. Dos Geschäft wurde eines Nachts gänzlich ausge- raubt, vermutlich von dem Geschäftsteilhaber Arnoldts, der auch ein Einbrecher ist. UÄ >er seinen Lebenslauf verweigerte Arnoldt jede Angabe. Dagegen war er geständig, mit den anderen zusammen die Einbrüche in zwei Juwelcngefchäften Berlins , nämlich in der Bismarckstraße und der Kantftraße sowie einen Geschäflseinbruch in Schö-nederg verübt zu haben und er gab auch den nächtlichen Besuch in Dresden zu. Die Deut« habe er zu Woletzki gebracht. der«in Zigarren- und Zigarettengeschäft betrieb, aber in einem Hinterzimrner eine Ankauf sstell« für Juwelen und Gold fachen hotte. Der Einbrecherbande Arnoldts legte die Krimi- nalpolizer noch ein« groß« Füll« von Einbrüchen zur Last, jedoch sind die Ermittelungen noch nicht abgeschlossen, nur in einem Fall« ist bereits nachträglich gegen Arnoldt Anklage erhoben worden. Das Urteil wird erst am Mittwoch gefällt werden. Dem Großen Schöffengericht Berlin- Mitte wurde der Ein- und Ausbrecher Friedrich Wilhelm B e r g e m a n n, der in seinen Kreisen den Spitznamen„Dr. M a b u s e" sührt. aus dem Zuchthaus in Brandenburg zur Aburteilung vorgeführt. Bergemann batte erst im Dezember vom Schöffengericht Charlottenburg drei Jahre Zuchthaus erhalten und Hot sich jetzt wegen neun weiterer größerer Einbrüche zu verantworten. Er verbüßte in Brandenburg eine länger« Zuchthausstraf« und verstand es, sich auf ganz eigen- ortig« Weise„Urlaub" zu verschaffen. Er ließ sich nämlich van Mit- gefangenen rn eine zum Transport bestimmt« Kiste einnageln und als Gepäckgut aufgeben. Bis zu feiner neuen Festnahme im Herbst 1928 hat er Einbrüche in Unzahl verübt. Bergemann wird noch eine Rundreise durch halb Deutschland antreten müsien, da er von verschiedenen Staatsanwaltschaften oerfolgt wird. Heute war Berge- mann in vollem Umfang« geständig, und er erhielt von Amtsgerichts- rat Wartenberger eins weitere Strafe von drei Iahren Zucht- haus, fünf Iahren Ehrverlust und Stellung unter Polizeiaufsicht zudiktiert. Bor dem Schwurgericht I begann die Verhandlung gegen einen ebenfalls vielfach vorbestraften Einbrecher gefährlichster Sorte, den Schlosser Walter Müller. Dieser wurde, als er nach einem Gefchästseinbruch in Moabit nachts zwei vollgepacktc Koffer weg- schaffen wollte, von einem Schupowachtmeister angehalten. Er zog einen Revolver und schoß aus den Beamten, zum Glück ohne zu treffen. Müller, der von Rechtsanwalt.Harry Pinkus verteidigt wird, hat sich wegen versuchten Totschlages unter schwersten Bedin- gungen und schweren Diebstahls zu verantworten. Der Staatsanwalt beantragte gegen Müller 1 Jahre Zuchthaus, 3 Jahre Ehrverlust und Stellung unter Polizeiaufsicht.
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„Bauernrevolution" im Bachsaal. Konzert des Berliner Schnbert-Ehors. Der Berliner Schubertchor gibt Sonntag nachmittag sein Konzert im drchtbefetztcn Bachsaal. Die erste Hälft« des Programms, das mit Männerchören von Schubert beginnt— womit sonst könnte und sollt« es wohl beginnen?—, endet mit gemischten Chören von Orlando di Lasso . Also Musik der näheren und ferneren Vergangenheit. von Arbeitern gesungen, sehr gut gesungen, wie wir kaum hinzuzufügen brauchen, Vollmusik aus dem großen Besitz der All- gemeinheit. Die zweite Hälfte, unmittelbar in die Gegenwart vor- stoßend, bringt, was erst in dieser Gegenwart zu entstehen beginnt: Arbeitermusik. Nicht von einem Arbeiter, doch für die Welt des Arbeiters, aus seinem Gefühl, seinen Borftellungen geschaffen. Hanns E i s l e r heißt der Komponist, er kommt aus dem Lager des radikalen Fortschritts. Man hat einen Teil dieser neuen Sachen übrigens schon einmal gehört: in einem Konzert der Internationalen Gesellschast für neue Musik kennzeichnenderweise, im Meistersaal, im engsten Kreise der Fachwelt: auch damals trat die Sängerin Margot Hinnenberg- Lefebre dafür ein.„Die Idee", stand damals im„Borwärts, „ist neu, die Idee. Alltag der Borstadt, des Hinterhauses, der Kleinen, Armen und Gedrückten unmittetdar in Lyrik umzusetzen. Hier ist ein neuer Wille, hier ist vielleicht etwas Neues im Werden: nennen wir es versuchsweise: Proletarische Romantik." Nun also erklingt diese proletarische Romantik vor dem Publikum, das ihr— und dem sie zukommt;.Leitungsausschnitt«" nennt es der Kam- ponift,»er zugleich sein eigener Textdichter ist. Aber Stärkeres, Singenderes als in diesen Sologesängen gibt er in den Chorstücken, deren Uraufführung wir erleben. Da ist«in Lied der Arbeitslosen „Kleine Anfrage". „Wenn du kein« Arbelt hast, darfst du stempeln gehen. Wenn du kein« Wohnung hast, geh spazieren. Wenn du nichts zu fressen hast, freu dich, wie's den andern schmeckt. Wenn du nicht gesund bleibst, werde einfach krank.. Roch nie sind wohl solch« Worte, ist solch«in Text, Hunderttausenden aus der Seele gedichtet, in solch« Musik gesetzt, solcherart gesungen worden. Nie sind Dichter. Musiker, Sänger, Hörer sozusagen sich so einig gewesen. Sie sind es hier, weil die Sprach« des Musikers jeden überzeugt. Trotzdem, dessen zwingende Kraft stammt hier au» dem Wort— jedenfalls mehr aus dem Wort als eigentlich aus der Musik. Aber da ist das letzte Stück des Programms:„Bauern- r e v o l u t t o n". Verse aus dem 16. Jahrhundert, ohne Zweifel in den Zeiten des Bauernkrieges entstanden. Bauernrevolution, Bauernkrieg— nicht Landbundrevolte. Diese» Chorstück,«cht und stark inspiriert, ist ein ganz großer Wurf, und der Männerchor, von Karl R a n t l. dem Chovdirektor der Republitoper, mit Zklem- pererschem Fanatismus geführt, bringt es zu unerhörter Wirkung. Der Bachsaal tobt._ k. p.
„Die Nacht vor dem Beil." Alfred Wolfensteins Uraufführung am Erfurter Siadttheaier Dos Zeittheater hat seinen ersten entscheidenden Sieg auch in der Provinz errungen. Wer Zeuge des jubelnden Beifalles war. mit dem dos Erfurter Publikum das Wolfe nstemsche Tendenzdrama gegen die Todesstrafe aufnahm, der weiß, daß da, heutig« Drama die Pflicht hat. seine Stoffe aus der Zeit zu nehmen. Wolfenstein greift die Sinnlosigkeit der Todesstrafe an und plädiert für ihre Beseitigung. Dieses Drama, in einem Moment auf die Bretter gebracht, wo im Reich-tag die Linksparteien für die Abschaffung dieser mittelalterüchen Ueberveste der Folter plädieren, hat doppelten Wert. Die letzten acht Stunden eines zum Tode Berurteilten werden geschildert. Iank, der Mörder, wartet auf sein« Hinrichtung. Unten an der Gefängnismauer stehen die Angehörigen seiner Opfer, um der Hinrichtung des Feindes beizuwohven. Der Loh« des Richters.
der das Urteil gesprochen hat, kommt zufällig am Gefängnis vorbei. Er wird Zeuge der Lebensbeicht« des Mörders. Verhungert und erfroren hatte Iank in einem Ballsoal um etwas Brot und Be- schästigung gebeten. Mit Hunden hotte man ihn au» dem Saal gehetzt. Da kam der Zorn über ihn ob dieser Erniedrigung, er zündete das Ballhaus an und fünf Menschen kamen in den Flammen um. Di« sozialen Verhältnisse haben ihn zum Mörder gemocht. Abel erkennt, daß Recht und Gerechtigkeit zweierlei sind. Er ver- sucht, der Gerechtigkeit zum Siege zu verhelfen. Vergeblich bittet er seinen Aater, den Richter, um Gnade für den Verurteilten einzu- kommen, erfolglos sucht er den Iustizminister zum Eingreisen zu bewegen. Di« letzte Hoffnung bleibt der Scharsrichter. Er hält ihm dos Schändliche seines Berufes vor. Als er auf kein« Gegenliebe stößt, versucht er mit vorgehaltener Pistole, den Henker an der Ausübung seines Berufes zu hindern. Di« Gehilfen des Henkers entreißen ihm die Waffe. Die Zeit ist verstrichen, die Uhr schlägt fünf, der Mörder wird hingerichtet. Abel ober weiß, daß«r von nun den Sinn seines Lebens im Kampf für die Gerechtigkeit zu sehen hat, die gebietet, daß Mord nicht wieder mit Mord geröcht wird. Das Publikum stand im Bann der Dichtung und jeierte den Dichter stürmisch, der immer wieder mit dem Intendanten Maisch, der für«ine ausgezeichnete Aufführung gesorgt hotte, vor di« Rampe muht«. W. B. „Durch Nacht zum Licht." Ein Werbefilm der Bergarbeiterorgonisation. Die Arbeiterbewegung beginnt sich mehr und mehr des mäch- tigsten modernen Werbe- und Leronschaulichungsmittel», des Filmes, zu bedienen. Alle ihre mannigsochen Zweige haben schon Versuche auf diesem Gebiet« gemacht. Der Verband der Bergbouindustriearbeiter Deutschlands hat jetzt aus Anlaß seines vierzigjährigen Bestehens den Schicksalswcg der deutschen Bergarbeiter im Bilde geschildert und das mächtige Anwachsen seiner Organischion an der Gegenüberstellung von einst und jetzt darstellen lassen. Als der Film in mächtigen Akkorden am Sonntag mittag im„E a p i t o l" ausklang und die Massen- aufzüge und Massenversammlungen der Bergarbeiter im Film aufs eindruckoollste die vorwärtsdrängende Kraft der Bewegung demon- strierte, da erscholl lauter Beifall. Der Film hatte gezündet! Ein Propagandasilin, der gewerkschaftliche Ziele und gewerk- schastlichen Ausstieg verdeutlichen will, ist natürlich nicht mit den Maßstäben eines Unterhaltungsfilmes zu messen. Trotzdem braucht auch er nicht langweilig zu sein. Unser Film bringt— ganz ab- gesehen von seiner hervorragenden kulturellen Bedeutung— in der Fassung des Regisseurs Friedrich Schultz« eine Meng« in- teressanter Bilder aus dein Leben der Organisation und der Bergarbeiter selbst. Freilich, die Arbeit unter Tag wird nicht geboten: die Unternehmer haben das nicht zugelassen. Aber das Land der schwarzen Diamanten mit seinem dichten Gefüge von eisernen Masten. Schornsteinen, Berg- und Förderwerten, dieses Herz der deutschen Industrie, ersteht höchst lebendig vor unseren Augen. Das ungeheure Wachstum des Bergbaues und in seinem Gefolge di« Berstlaoung der Arbeiter, ihre Not. die Maßregelung der ersten Organisatoren und dann das Emporschnellen der Bewegung noch der Audienz der Kaiserdelegierten im Jahre 1889, Rückschläge und langsamer organischer Ausstieg der Bewegung bis weit über die 233 333 Mitglieder hinaus— wahrlich, das ist spannend genug. Der Film ist in Form eines Bortrages des Derbandsvorsttzneden Husemam, aufgebaut. Wäre der Tonfilm schon ausgebaut, so könnt« der Text durch das tönende Wort ersetzt werden. Geschickt gemachte Trickzeichnungen setzen nüchterne Zahlen in Bildform um und helfen sie besser einprägen. Troll aller Freud« am Erreichter. die den Film erfüllt, zeigt die Entwicklungskurve deutlich, wie' noch zu tun ist, um die Bergarbeiter ans Ziel zu bringen. «mkovf' I