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Nathan Asch

Uebertragung aus dem Amerikanischen von Hermynia Zur Mühlen . Copyright by RUtten& Loening, Frankfurt a. M,

(8. oorticßun-g.) Er träumte non einer Dachkammer in der Stadt, irgendwo ganz doch oben, von wo ans er die ganze Stadt, das ganze Leben über- blicken kann. Dort wird er Hausen und die Menschen besingen, die sich unten in den Straßen drängen, die gewaltigen Bauten der unteren Stadt, die Schlote von Jersey. Er wird nicht von diesen Dingen abhängig und daher ihr Herr sein. Er wird singen das Lied des Tempos, der Energie, ein Lied, durch das AutoHupen und dos Tacken des Tickers klingen, der dumpfe Schlag des Boxhondschuhs, des Schlägers, der einen Ball, des Polizist»nstockes, der den Schädel eines lärmenden Besofsenen trifft. Besingen die Rowdys, die einen zu früh getragenen Stroh- Hut mit Steinen bewerfen. Die wollüstigen Tänze in den Broad- way>Kabaretts, die obszönen Tänze in den Negerkneipen von Har- lcm. Die Tees in den eleganten Hotels der Fünften Avenue. Den seltsamen Anblick, den die Sünder bieten, wenn sie am Sonntag zur Kirche gehen und entsühnt und tugendhaft wieder herauskommen. Den Tanz des Geschlechts, den Tanz des Geldes, den Tanz des Lebens. Aus seinem Gedicht wird das ganze New Dork brüllen, schreien,, in ihm wird es leben. Cr lachte. Dos New V�rk, das er besingt, wird ihn vernichten. Es gestattet nicht, daß einer anders ist als die anderen. Es erlaubt alles im Geheimen, nichts öffentlich. Er wird der Feind aller sein: der Feind der irischen Polizisten, der jüdschen Schneider, der eng- lijchen Bankiers, der Huren oller Nationen und der Seelsorger aller Völker. Er wird sie stören. Und sie werden ihn unterdrücken. Er wird zu einem Kompromiß gezwungen werden. Er sehnte sich nach Erfolg, Anerkennung. Er wollte bestaunt und bewundert werden, ermutigt, vergöttert. Die Menschen sollen vor ihm das Knie beugen. Er ist ein Prophet, der ihnen ihr Schick- sol kündet, den Weg, der in die Zukunft führt. Aber er kann nichts tun, kann sich nicht auslehnen, darf nicht brüllen. Sie werden ihn mit törick�ten Gesichtern und dummem Grinsen betrachten. Für sie wird er etwas Ausgefallenes, ein Sonderling sein.Seht den Kerl an/ werden sie sprechen.Ist der nicht wunderlich. Er dürfte so ein bolschewistischer Narr sein. Glaubt bestimmt an die freie Liebe, und was dein ist, ist mein, aber was mein ist, gehört nur mir. Ein Verrückter. Makler ver­achtet sexuelle Fesseln. Demoralisiert die Jugend. Verdammter Ausländer. Geh dorthin zurück, woher du gekommen bist!" Graue Schatten kamen vom Süden gegangen: die Scheuer- frauen, die in der unteren Stadt die Bureaus geputzt hatten. Eine nach der anderen verschwand in den unteren Oefsnungen der Miet- kasernen. Der Milchzug kam dröhnend angefahren, mit lautem Lärm wurden die Kannen in Lastwagen geladen, die fortratterten. Es begann zu dämmern. Hinter den Geschäftsgebäuden erglühte purpurn der Himmel, die Farbe verblaßte langsam zu einem zarten Rosa. Die erste Fähre, die Stadt mit den großen leuchtenden Augen absuchend, brüllte im Dock, einige Passagiere stiegen an Land und zerstreuten sich in den Straßen. Ein Lastauto keuchte. In einer Imbißstube flammte ein Licht auf: der Besitzer trat vor die Tür, um die Müllkiste fortzutragen. Mehr Licht. Der Himmel wurde heller. Die Wasser des Hudson verwandelten sich von schwarz in blau. Ein Schlepper kam gezogen, weißer Schaum gischtete rings um ihn auf. Irgendwo weinte ein Kind. Ein Laden wurde geöffnet, dann ein zweiter. Die Fähre nach Jersey fuhr ab. Der Lärm wurde lauter,«in dumpfes Hämmern erfüllte die Luft. Das Kind weinte noch immer. Ein Telephon klingelte. Eine Tür ging auf, eine Hausfrau, den Kopf in ein Tuch gehüllt, watschelte in das nächste Geschäft. Einen Augenblick später kam sie mit einem Paket unter dem Arm wieder heraus. In einem Zim- mer, dos auf den Hudson blickte, umarmten ein Mann und eine Frau einander zum letztenmal. Auf der Straße erschienen Men- schen. Eine Autodroschke roste vorüber. Noch ein Lastauto. Ein« Straßenbahn. Arbeiter mit klappernden Schaufeln kamen gegangen. Durch den feinen Nebel schien die Sonne, rot, heiß, schmelzend. Die Stahlriesen glichen ungeheuren Schatten. Noch mehr Leute, noch mehr Lärm. Ratternde Lastautos. Brüllende Sirenen. Ein laute? Lachen. Ein weinendes Kind. Eine Weckeruhr. Noch eine und noch eine. Mehr Licht, mehr Leute, mehr Fährboote. Heiße, trockene, staubige Luft. Spielende Kinder. Die nahe Untergrund- bahn verschlang schwarze, bisweilen rötlich und grün getönte Massen, spie andere aus. Die Docks wurden geöffnet. Ein Briefträger kam mit seiner Tasche. Die Imbißstuben füllten sich. Die Luft war heller, aber schwüler. Hinter den Fenstern oerlosch«» die Lichter, und die Fenster wurden schwarz. Lärm, Menschen, Licht: die Stadt war erwacht. Marc stand auf und schritt langsam heim. Er hatte einen Entschluß gefaßt, fort... nach Paris .... 5. E st her Thomas. Alles ekelte sie, ekelte sie maßlos. Warum können denn die Laute nicht sauber sein? Wenn sie etwas tun, weshalb tun sie es nicht auf saubere Art? Nicht zersließend, alles zeigend, was sie haben. Ihre Begierden, ihre enttäuschten Hofsnungen, ihre Erwar- tungen. Sie zeigen ja alles der Welt. Gehen nackt umher, zeigen alles, was sie haben. Nicht etwa, daß die Menschen sie interessieren. Es geht sie gar nichts an, was die anderen tun. Das ist deren Angelegenheit. Ist die Welt, in der die anderen leben, sie können in ihrer Welt tun, was ihnen behag», was ihnen einfällt. Nein, sie ekelt das Be- nehmen der Leute, wenn sie einen Mißerfolg in ihrer Welt erleben. Da laufen sie herum und lasten jeden merken, daß ihre Welt zu- sammengebrochen ist. Sie glauben, darin einen Trost zu finden. Sie gehen umher und zeigen ihr« schmutzige Unterwäsche. Di« Menschen aber müßten sauder sein, sauber erscheinen. Abgeklärt und sauber;-sie dürften sich nichts anmerken lassen. Sie erinnerte sich an die eigene Familie, als sie noch jung ge- w,j«n war, nicht hotte arbeiten müssen und mit der Mutter und der unverheirateten Schwester der Mutter gelebt Hatto. Si� hatten in einer kleinen Stadt gelebt. Waren�zwar nicht reich, aber bemittelt und allgemein geachtet gewesen. Sie hatten all« zusammengelebt. Di« Menschen hatten zu ihnen aufgeblickt. Nie war ein Mitgkied ihrer Fa«tke in etwas Schmutziges oerwickelt gewesen.

Dann aber hatte der Bruder des verstorbenen Baters eine Verbesserung der Nähmaschine erfunden. Und sie hotten ihr ganzes Geld hineingesteckt. Hatten dies getan, weil die Familie ehrbar war und ihr deshalb nichts zustoßen konnte. Auch viele Geschäftsleute und Bekannte hatten ihr Geld m die Erfindung ge- steckt. Die Aussichten waren glänzend. Sie würden all« reich werden. Und dann war die Gesellschaft verkracht. Irgend jemand hatte betrogen. Sie blieben ohne einen Cent zurück. Sie und die Be- kannten und ine Geschäftsleute, deren Achtung sie immer genossen hatten. Was tat ihr Onkel? Lief er herum und jammert« über sein Unglück? Lud er die Schuld anderen auf? Verließ er die Familie in ihrer Schande? Nein, eines Abends, als sie olle beim Este» waren, ging er ins obere Stockwerk und erschoß sich. Und alle fuhren fort, die Familie zu achten. Jetzt ist die Firma Glymmer und Read in Konkurs gegangen und die Leute rennen herum wie Hühner, denen' man die Köpfe ab- geschnitten hat, verlieren das Gleichgewicht, die Selbstbeherrschung, die Manieren. Wissen nicht, was anfangen, kümmern sich nicht da- rum, was die anderen von ihnen denken, welchen Eindruck sie auf die anderen machen. Nein, sie rennen herum und verbergen ihre Schwäche nicht. Das ekelt sie. Es ist beschämend, mit derartigen Menschen zu tun zu hoben. Mit Menschen, die nicht ahnen, was Selbstbeherr- schung bedeutet, was es heißt, allgemein geachtet zu sein. Menschen, die sich nicht vor dem.Erwischtwerden schützen können, dürfen nicht stehlen. Menschen, die nicht unbefangen bleiben können, wenn man sie bei einer Lüg« ertappt, dürfen nicht lügen. Menschen, die das Leben nicht meistern können, wenn es versagt, dürfen nicht leben. Sie saß an ihrem Schreibtisch im Bureau der Angestellten,

beobachtete die Menschen, die die Fastung verloren hatten und sich benahmen, als wären sie auf einem sinkenden Schiff, die töricht und sinnlos handelten. Zorn übermannte sie, Zorn und ein großes Mitleid mit sich selbst, die gezwungen war, mit diesen Menschen zusammenzuarbeiten, sie zu sehen, bisweilen sogar mit ihnen zu sprechen. Sic war groß und mager und tadellos sauber. Das war der erste Eindruck, den sie erweckte: die vollkommene Sauberkeit. Bei den Kleidern angefangen bis ins Innere ihres Herzens, war sie sauber und rein. Schneeweiß. Sie paßte nicht in dos wilde Durch- einander des Bureaus und sie haßte es. Haßte das Zusammensein mit diesen Menschen, haßte ihren Anblick, haßte den Gedanken, daß jemand hereinkommen und glauben könnte, daß sie hierher gehört. zu diesem leichtsinnigen, verrückten Mob. Sie liebte es, abseits zu stehen, unberührt von dem, was sich ringsum ereignete, unbefchmutzt von der Berührung der Welt. Dos kreisende Leben durfte sie nicht berühren, ihr nicht nahe kommen. Sie wollte allein sein, ganz allein. Sie fühlte auch ein Recht auf diese Einsamkeit, hatte sie sich dach nie in die Angelegenheiten anderer gemischt, war nie über die Handlungen anderer empört gewesen. Nur keine Berührung mit den Menschen. Sie will sauber bleiben: hat ihr Leben selbst ge- wählt, hat das Recht, so zu leben, wie es ihr paßt. Vor langer Zeit war sie ins Bureau gekommen, hatte hier ge- arbeitet, war hier geblieben, ja sogar unentbehrlich geworden. Auch im Bureau war sie einsam: sie hatte sich mit niemandem angefreun- det, niemand hatte gewagt, mit ihr zu plaudern. Sie war geachtet und gefürchtet. Trat jemand aus sie zu, so sah sie ihn mit einen« dermaßen geraden und reinen Blick an, daß er fühlte, sie sei nicht seinesgleichen, stehe hoch über ihm, sei ein Mensch, dessen Leben unvergleichlich reiner war jals das der anderen, unbeschmutzt von der Berührung der Welt. Diese Achtung, die sie zu erwecken verstand, hatte ihr die Ar- beit im Bureau erleichtert. Sie fühlte sich nie als Teil der Firma, schien unentwegt zu sagen: Ja, ich bin hier, weil ich muß. Aber wenngleich mein Körper unter euch weilt, so befindet sich dennoch mein Geist in höheren Regionen, bei schöneren und besseren Dingen, die euch hier unten völlig fremd sind/ So hatte sie immer gelebt. Jetzt war sie vierzig Jahre all und fühlte sich befriedigt. Ihr ganzes Leben war eine Rache gegen das Glück, das sie aus ihrer Umgebung in den Mahlstrom der Tagesarbeit geschleudert hatte. Sie schien dos Glück zu verlachen, ihm zu sogen: Ja, du hast mich hierhergeschleudert, aber meine Gedanken konntest du nicht erniedrigen. Die gehören mir und stehen turmhoch über dir, so hoch, daß du sie einmal verstehen würdest, teille ich sie dir mit/(Fortsetzung folgt.)

WAS DER TAG BRINGT.

Paul Jean Barras . Als Graf Paul Jean Francois Nicolas Barras, zu Zeiten der gefürchtetst« Machthaber der Französischen Revolution, am 2S. Januar 1829 auf seinem Landgut Chaillot bei Paris verstarb, dachte niemand mehr an ihn. Er, der dem ältesten Adel Frankreichs entstammte, bediente sich des dritten Standes, um in den Konveill gewählt zu werden. 2lls Abgeordneter stimmte er für den Tod des Königs. Die jeweilige» Häupter der Revoluttonsparteien benützten ihn als williges Werkzeug, die Flammen der Volksempörung mit Kartätschen und Kanonen niederzuschlagen. Am 13. Vendennaire (5. Oktober 1795), wo die royalistischen Sektionen sich gegen den Konvent empörten, übertrug ihm dieser den Oberbefehl über die bewaffnete Macht. Barras, der es immer verstand, die Talente, Tugenden und Schwächen anderer zu benutzen, war so klug, die Vollziehung des heiklen Auftrages dem jungen Bonaparte zu übertrage» und sich mit dem Namen und mit der Berichterstottting zu begnügen. Wegen seiner Zuverlässigkeit als Scherge, der die Person eines Robespierre dem Henker überlieferte, nahm man ihn mit'in das Direktorium hinein, wo sein Tun jedoch von so großer Selbstsucht, Gier nach Gewinn, Schwäche und Anmaßung gekennzeichnet war, daß es Napoleon ein Leichtes war, seinen be- rühmten Handstreich am 18. Brumairc(9. November 1799) auszu- führen: er hatte dos Volk auf seiner Seite. Bonarparte nahm keine Rücksicht auf seinen einsttgen Gönner, er verbannte ihn aus Frank-

vieostas, 39. Januar. B c r Ij n. 1I.U0 u. 14. Ou Odeon- biw. Columbia-Platten. 12.30 Die Viertelstunde für den Landwirt. 15.30 Alice Schaidt, Wien ;An indischen Berste,> holen". 16.00 Stunde mit Büchern. Memoiren lebender Politiker. Naumann, Pomcard. Herriot , Scheidemann . Alexander Kerenski , Seeckl, Kemal Pascha, Harry Graf Keßler , Gustav Landauer , Hercier. Qeon Mehlis, Trotxki, Hermann Müller . Am Mikrophon: Harry Graf Keßler . 16.30 Unterhaltunssmusik, ausgeführt von Hanusheinrich Dransmanns Titania. Orchester. 18.10 Adele Briedland:Das Wunder"(Werbevortrag der Occulla-Qesellschaft). 18.40 Dr. Max Roscher: Deutschland in der Weltwirtschaft. 19.00 Pro. Dr. I. Jastrow; Das Entstehen der Weltwirtschaft und das Hinein­wachsen Deutschlands ". 19.30 Ministerialdirektor i. R. Dr.-Im. Craeraer: Draht- und Punk-Telegraphie über Land und Meer". 20.00 Abendunterhaltung. 21.00 Ercd Antonie Angeimayer. Szenen ans einem unveröffentlichten Drama. 21 JO Der Journalist spricht.(Redner wird durch Rundfunk bekanntgegeben.) Anschließend: Presse-Umschau des Drahtlosen Dienstes. Königs Wusterhausen . 12.00 EranzOsisch für Schaler. 12.25 Dr. Rensch und Stud.-Rat Dr. Leeke: Biologische und vOlkerkundHche Beobachtungen auf den Sundainseln. 15.00 Jugendbasteistunde: Bau von Flugmodellen. 15.40 Alice Fliegel-Bodenstedt; Erwachen der sozialen Franendiehtung. 16.00 Friedrich Sachtleben; Berufe im Holzgewerbe.\ 16.30 Uebertragung des Nachmittagskonzertes Leipzig . 17.30 Dr. Artur Berger : Der Silberfachs und seine Zucht. 18.00 Dr. Richard H. Stein: Moderne Hausmuanc für Klavier. 18.30 Französisch für Anfinge:. 18.55 Prof. Dr. Freyer: Was ist Soziologie? 30,00 Sonderveranetaliung lür den Deutschlandsender. Violinkonzerte mit Be- gleitung eines Kammerorchesters. Dirigent: Paul Häfer: Prof. Gustav Havemann . Violine. J. Joh. Sab. Bach; Violinkonzert g-moll. Moderato Largo Presto. 2. W. A. Mozart : Violinkonzert D-Dur. Allegro- Andante cantabile Rondo. 3. Fr. Schubert; Rondo A-Dur. 21.00 Dr. Richard Stein: Natioitalhymnen der Völker(M). 22.45 23-15 Bfldftmkvcrsrrchc.

reich. Erst nach Napoleons Sturz in den IlX) Tagen Ludwigs XVlII. erhielt Barras die Erlaubnis zur Rückkehr. Zeitgenössische Geschicht- schreiber schildern Barras als das einflußreichste Mitglied der Revolutionsregierung, obschon er kein« staatsmännische noch mik- tärische Befähigung besaß. Er war ein korrupter, fittenloser Mensch, dem sein Wohlleben über alles ging, der allen Wohlgefallen heuchelte, alle täuschte und all« verriet. F. N. Wieder ein Diebstahl. Dieser Tage hat die italjenyche Regierung das römische Volks haus der faschistischen IirstituttonD o p o- La vo r o" (nach der Arbeit) als Sitz überwiesen. Bei der Gelegenheit erfährt man auch, daß dieser Bau und das umliegende Grundstück durch Konfiskation in Besitz des Staates gekommen ist. Dieses Haus haben die Maurer Roms in ihren freien Stunden selbst gebaut, nach­dem ein Parteigenosse 100 000 Lire für die Errichtung eines Volks- Hauses gegeben hatte. Es war ein schöner, würdiger Bau, mit Wand­gemälden namhafter Künstler geschmückt. Da die Sozialdemokratische Partei in Italien nicht rechtsfähig war, gehörte es einer Aktien- gejellschast von Genossen. Der Faschismus hat sich nicht um die Rechtstitel gekümmert, hat einfach konfisziert. Und da, wo die italienischen Parteigenossen mehrere Parteitage abgehalten, wo sie Giaeomo Matteottis wenige Tage nach seiner Ermordung in ttesster Erschütterung und Ehrfurcht gedacht haben, wird jetzt die Rotte der Schwarzhemden Haufen. Di« Stätte der Arbeiter wird denen gehören, die aus Kosten der Arbeiter leben und die sogar die kargen Stunden des Proletariersnach der Arbeit" mit ihrem ver- blöd«»den Mummenschanz ausfüllen wollen. Vielleicht wär's b-sier gewesen, man hätte es verbrannt, wie die meisten Volkshäuser in der Poebene . Aber dem zur Regierung gekommenen Faschismus liegt das Stehlen mehr. Analphabetentum im Sowjetstaat. In Moskau tagt jetzt der zweite Kongreß der Gesellschaft Fort mit dem Analphabetentum", um den weiteren Kampf um die Hebung der Volksbildung zu beraten und zu organisieren. Der Sowjetpräsident K a l l n i n begrüßt in den offiziösen Iswestija" den Kongreß in einem Artikel, der folgendes ausführt: in den zwei Jahren, die seit dem ersten Kongreß der Gesellschaft verflossen sind, sei zwar manches Beachientswerte erreicht worden, aber streng genommen, habe die Gesellschaft noch nicht einmal die grundlegende Arbeit hinsichtlich der Verbreitung der Schriftstücke unter den Volksmasien geleistet.Das Analphabetentum in seiner gröbsten Form", schreibt der Sowjetpräsident,besteht noch sogar in den Bezirken um die Hauptstädte. Im Moskauer Gouvernement gibt es frellich nur 1 bis 2 Proz. Analphabeten, aber in einigen der nationalen Sowjetrepubliken besteht die Bevölkerung noch min- bestens zur Hälfte aus Personen, die weder lesen noch schreiben können/ Dieser Hinweis bezieht sich auf die von asiattschen Dolksstämmen bewohnten Landesteile. Kalinin ist der Meinung, daß der Kongreß jetzt vor allem feststellen müsse, welche Fehler der bisherigen Auf- klärungskampagne zu beseitigen sind, um bessere und schnellere Resultate zu erzielen. Nächstenliebe. Eine Dame vom Verein für Nächstenlieb« besuchte das Ge- fängnis. Der alte Mann in der Einzelzelle tat chr schrecklich leid. Sie versuchte ihn zu trösten: Mauern machen nicht Gefängniii« und Gitter oerriegeln nicht den Weg zur Freiheit, zur wahren Freiheit!" Da erwiderte der alle Mann: Dem, muß ick wall hypnotisiert worden sein. Frollein... 1" (Aus de«.Wahne» Jacobs