Kampfbeschluß des Kongresses.
Sofia , 30. Januar. ( Eigenbericht.) Der Kongreß der mazedonischen Emigrantenorganisation in Bulgarien , qus deren Reihen sich die 3mro" refrufiert, faßte Ent. schließungen an den Böllerbund und die Großmächte, in denen es heißt, daß die mazedonische Freiheitsbewegung unverändert an dem einzigen ihr zur Verfügung stehenden Mittel der Selbsthilfedem revolutionären Kampf in Serbisch- und Griechisch- Mazedonienfesthalten würde. Die in diesen Teilen Mazedoniens mit großer Brutalität forcierte Eat nationalisierung erkläre sich hauptfächlich daraus, daß der Völkerbund der mazedonischen Frage teinerlei Augenmert fchente.
Allgemein mar erwartet worden, daß der kongreß nach den blutigen Auseinandersetzungen in den letzten Monaten einen ffürmischen Berlauf nehmen würde. Es blieb jedoch bei einer nächtlichen Schießerei zwischen Delegierten ver. fchiedener Richtung, wobei zwei Beteiligte verlegt wurden. Man rechnet schon mit neuen omifadighiaftionen in Südferbien, zumal der aus den Bruderkämpfen fiegreich hervorgegangene 3 man Michailow beweisen will, daß die Imro nach wie vor ungeschwächt dasteht.
Roch feine Enthüllungen.- Einheitsformel wird gesucht. Paris , 30. Januar. ( Eigenbericht.)
In parlamentarischen Kreisen läßt sich eine gewisse Enttäu. schung über die Elsaß - Rede Poincarés nicht verbergen. Man versprach sich vor allem etwas von den angekündigten Enthüllungen über den Autonomismus. Statt dessen ging der
Miniſterpräsident an dem eigentlichen Problem vorüber. Niemand
fonnte tatsächlich erwarten, daß Poincaré die Autonomisten einfach als eine Schar von Aufgeregten" bezeichnete, und alsdann in breiter Ausführlichkeit die Entwicklung der elfäffischen Schoto= ladenfabrikation, den Ausbau des Hafens von Straßburg und andere wirtschaftliche Dinge darlegen werde, um das Unrecht der Elsässer dadurch ins rechte Licht zu stellen. Wenn auch mit Bestimmtheit anzunehmen ist, daß der zweite Teil der Rede am Donnerstag die erwarteten Enthüllungen und die Loslösungsbestrebungen der Autonomisten in reichlicher Fülle bringen wird, so fann doch nach dieser ersten Probe wieder das Unvermögen Poincarés ermessen werden, ein politisches Problem anders als unter dem Standpunkt der juristischen und Verwaltungsordnung überhaupt zu begreifen. Für ihn besteht die Bolitit einfach aus dem Gegensaß zwischen Anhängern und Geg nern der Staatsordnung. Alles deutet darauf hin, daß ihm das Barlament diesmal in dieser Auffassungsweise nicht folgen wird.
Man rechnet damit, daß die Debatte noch in dieser Woche mit der Annahme einer Sympathietunbgebung für das Elsaß unter Zurüdweisung der autonomistischen Bewegung durch die Kammer ihr Ende findet. Man bemüht sich zurzeit eine Ein heitsformel aufzustellen, der auch die Sozialisten beitreten tönnen.
Chamberlain und Afghanistan . Für England bleibt es bei der Abdanfung Amanullahs Condon, 30. Januar. ( Eigenbericht.) Chamberlain teilte im Unterhaus am Mittwoch mit, daß die britische Regierung feinerlei Absicht habe sich in die inneren Verhandlungen Afghanistans zur Unterstützung der einen oder anderen. der fich bekämpfenden Parteien einzu mischen. König Amanullah habe," so fuhr Chamberlain fort, Die britische Regierung von seiner Abdantung in Stenntnis gefeßt. Sie werde daher nicht in der Lage sein, die Regierung Amanullahs als bie regtmäßige bie regtmäßige Regierung fghanistans zu betrachten, bis sich gezeigt habe, daß Amanullah tatsächlich von der Bevölkerung Afghanistans als ihr König betrachtet werde."
Liberale und Klerifale gegen Arbeiterpartei.
Brüssel , 30. Januar. ( Eigenbericht.) Eine Reichskonferenz belgischer katholischer Organisationen yat beschlossen, bei den nächsten Wahlen die fiberalen Kandidaten mög. lichst zu schonen und den ganzen Rampf gegen die Arbeiterpartei zu richten. Das ist die Anfündigung einer ge. meinsamen Gesamtfront gegen die Sozialdemokratie im nächsten Wahlkampf.
sts Lage eines Diktators.sia
:„ Nachdem ich meiner Artillerie das Maul gestopft habe, fann ich mich wieder beruhigt auf die Bajonette meiner Infanterie setzen."
Die Reichsbahn hat Sorgen.
Eine Rede von Dr. Dorpmüller.
Der Generaldirektor der Deutschen Reichsbahngesellschaft, Dr. Dorpmüller, gab gestern eingehende Erklärungen über die gegenwärtige Lage und die fünftige Entmidlung der deut. fchen Reichsbahngefellschaft ab. Die Ausführungen dienten offenbar dem Zweck, der durch die letzte Tariserhöhung im Herbst erregten Deffentlichkeit die Schwierigkeiten flarzulegen, mit denen die Deutsche Reichsbahngesellschaft in den kommenden Jahren zu rechnen hat.
Die Einnahmen der Reichsbahn haben sich seit 1925 gut entwickelt. Nach einer vorübergehenden Sentung von 4,66 auf 4,54 Milliarden im Jahre 1926 stiegen sie im folgenden Jahre auf 5,03 Milliarden und werden sich voraussichtlich für 1928 weiterhin auf 5,14 Milliarden erhöhen. Insgesamt ist also von 1925 bis 1928 eine Steigerung von 10 Proz. eingetreten. Da aber die Ausgaben in gleichem Schritt mit den Einnahmen gewachsen find, ist das Berhältnis der Ausgaben zu den Einnahmen mit 82 Broz gleich. geblieben.
Die durch die Rationalisierung gegebenen Möglichkeiten hält der Reichsbantpräsident für nahezu ausgeschöpft. Die Ein. führung der durchgehenden Güterzagbremse hat jährlich eine Ersparnis von annähernd 96 Millionen gebracht. Die Verbesserung der Lokomotivwirtschaft erspart 79,5 Millionen im Jahr und auf dem verhältnismäßig fleinen Gebiet der Wärmewirtschaft fonnten Jähr. lich 14 Millionen Mart erspart werden. Weitere Ersparnismöglich teiten liegen in der Zusammenlegung der Wertstätten und Reichs, bahndirektionen, obwohl hier durch die speziellen Landes- und Kommunafintereffen größere Hemmungen bestehen.
Ueber die Auswirkungen der legten Tariferhöhung teilte der Rebner mit, daß im Personenverkehr die erwarteten Wire fungen eingetreten feien, indem eine starte Auswanderung nach der zweiten Klasse stattgefunden habe. Bollkommen unflar sei dagegen noch die Entwicklung im Gütervertehr geblieben, da diese durch die Stillegung an der Ruhr äußerst ungünstig beeinflußt war. So blieb die Dezembereinnahme 1928 um 17,5 Millionen hinter dem Borjahr zurüd. Große Sorgen macht der Reichsbahn die Steigerung der Pensionstast eine Folge der verfehlten Berfonalabbaupoliti der Reichsbahn die zurzeit 471 Millionen beträgt und nach Be rechnung von Sachverständigen ihren Höhepunkt 1946 mit 595 Millionen erreicht.
Scharf wandte sich der Redner gegen die zunehmende Konfurrenz des Autoperfehrs, wobei er betonte, daß die Reichsbahn auf die Einheit bezogen durch die Verkehrssteuer etwa 9 bis 20fach so hoch belastet sei als das Auto durch die Umjazsteuer. Während die Reichsbahn gezwungen sei, ihre Anlagen selbst zu unter halten, besorgten dies für den Autoverkehr die Gemeinden und Gemeindeverbände.
Die schwere Periode der nächsten fünf Jahre glaubt die Reichsbahn dann überwinden zu können, wenn sie bald langfristige Anleihen zu erträglichen Bedingungen bekommt, die Laften aus dem Dames- Plan erleichtert werden, der Wettbewerb mit den anderen Berkehrsmitteln unter gleichen Lasten und gleichen Rechten( Kon3effionen) freigegeben wird.
leber die wirtschaftlichen Ausführungen des Redners dürfte noch einiges zu sagen sein.
Die fommunale Neugliederung.
Eine Dentschrift des Städtetages.
fehrseinrichtungen und wirtschaftlichen Werfen, dienen. Den städtifchen Aufgaben muß der finanzielle Zaftenausgleich entsprechen Eine der wichtigsten Aufgaben ist das Siedlungsproblem; die aufgelockerte Großstadt bietet ebenso günstige Lebensbedingungen mie die tieinere Stadt. Die Massensiedlung in Industriegebieten muß finnvoll gestaltet werden. Wehnliche Probleme bestehen für die Mittelstadt . Die Großstäbte wollen feine Bureaufratifie rung ihrer Berwaltung; tatsächlich besteht auch heute noch selbst in den größten Städten eine meitgehende Mitarbeit des Bürgers an der gesamten Verwaltung in Deputationen und Ausschüssen. Die Mitarbeit zu erhalten und vor allem auch der Bürgerschaft der Außenbezirke der großen Städte einen ausreichenden Einfluß quf die Entwicklung der Stadt zu sichern, sind die Städte mit Erfolg bemüht.
Den gruntfäglichen Standpunkt der großen und mittleren Städte| Kranfenanfteiten, fultraflen Einrichtungen nerfchiedener Art, Ber zu den Ein- und Umgemeindungsfragen legte, am, Mittmochabend der Präsident des Städtetages, Dr. Mufert, im Städtehaus dar, wobei er die Denkschrift des preußischen Städtetages zu diesem wobei er die Dentschrift des preußischen Städtetages zu diesem Broblem überreichte. Die Dentschrift ist gleichzeitig den Reichs und Staatsministerien und den beteiligten Brovinzial- und Botalbehörben zugegangen. Präsident Dr. Mulert faßte die Grund gebanken der Dentschrift etwa in folgenden Ausführungen zusammen: Der preußische Minister des Innern Grzesinsti hat fürzlich sich zu dem Gedanfen der Selbstverwaltung befannt und erklärt, daß es nicht auf eine Einschräntung, sondern vielmehr auf eine Aus dehnung und Stärkung der Selbstverwaltung anfäme. Die Städte begrüßen dieses Ministerwort und werben helfen, es in die Tat umzulegen. Auch die Landgemeinden und Bandfreise müssen er tennen, daß das Deutschland von 1929 ein anderes ist als das von 1871. Ea wohnten 1925 in Landgemeinden 35,6 Braz. der Be. pölferung( 1871; 63,9 Proz.), in Landstädten 10,8 Bros.( 1871: 12,4 Broz.), in Kleinstädten 13,1 Broz.( 1871: 11,2 Broz.), in Mittelstädten 13,7 Broz.( 1871: 7,7 Broz.). in Großstädten 26,8 Proz ( 1871: 4,8 Broz.). Dreje Zahlen geben die
Entwidlung eines Agrarftaates zum Industriestaat wieder. Das noch einigermaßen erträgliche Verhältnis der Be völkerungsdichte von 30 bis 35 Einwohnern auf ein Hettar mird in den meisten der größeren Städte weit übertroffen. Auch die Ber waltungsreform braucht starte Kommunen. Die Regierung will Staatsaufgaben dezentralisieren; die Gemeinden wollen gern an den allgemeinen Staatsaufgaben mitarbeiten. Dazu müssen fie leistungsallgemeinen Staatsaufgaben mitarbeiten. Dazu müssen sie leistungsbie Bermaltung neu aufgebaut werden soll, darf sie sich nicht müh fam der wirtschaftlichen Situation anpaffen, fie muß vorarbeiten und für Jahrzehnte voraussehen. Wirtschaftliche Entwicklung darf durch Kreisgrenzen nicht behindert werden.
Besprechungen zur Regierungsumbildung. Der Reichs tanzler hatte am Mittwoch im Zusammenhang mit den Be ſtrebungen zur Stabilisierung des Reichslabineits mit dem preußischenfähig sein, finanziell und verwaltungsmäßig organisatorisch. Wenn Ministerpräsidenten Otto Braun eine Unterredung. Außerdem handelte er über die Frage der Regierungsumbildung mit per: schiedenen Bertretern der bürgerlichen Frattionen. Wie aus Sentrumsfreisen verlautet, herrscht beim Zentrum nach wie vor die Auffassung, daß eine sofortige Umbildung der Reichsregierung erforderlich sei, auch dann, wenn eine gleichzeitige Erweiterung der Regierung in Breußen im Augenbiid nicht zu ermöglichen märe.
Die Sozialdemokratische Reichstagsfraktion bestimmte zum Be richterstatter über die Tätigkeit der Fration auf dem Parteitag in Magdeburg den Abg. Rudolf Breitscheid .
Diplomatenschub. Der Reichspräsident hat den Gesandten Dr. Roland Köster im Auswärtigen Amt zum deutschen Gesandten in Oslo ( an Stelle des verstorbenen Dr. Wallroth), den Vertreter Deutschlands in Griechenland , Gesandten Dr. Renner, zum deutschen Gesandten in Helsingfors ( an Stelle des verstorbenen Dr. Hauschild) und den Vertreter Deutschlands in Albanien , Dr. von Kardorff, zum deutschen Gesandten in Athen ernannt. Außerdem wurde der Generalkonsul Dr. Roh zum deutschen Generalfonful in Prätoria ernannt.
Primos Repreffalien. Der ehemalige Führer der Konservativen Bartei, Sanchez Guerra, wurde bei seiner Landung in Balencia fofort perhaftet
Die rumänische kammer hat den Kellogg Patt ein stimmig ratifiziert.
Miljukoff, der Außenminister der Kerenssi- Regierung, erhält opn Bulgarien zu feinem 70. Geburtstag eine Ehrengabe von 270 000 Lema( 8100 Mart). Miljutoff war früher Geschichtsbozent an der bulgarischen Hochschule.
Sur Thermonesfälschung stellen wir berichtigend fest, daß Geor gien vor seiner Eroberung durch die sowjetrussische Armee nicht eine nationaldemokratische, sondern eine jozialbemotratische Regierung gehabt hat und daß deren Mitglieder mit der Tscherwonez jagung aights au tum hoben,
Während die Städte in diesen Fragen mit der Staatsregierung einig gehen, beſteht ein gewiffer Gegenfak in bezug auf die and treise. Selbstverständlich haben auch die Städte ein Interesse an leistungefähigen Landfreifen. Kreisgrenzen, die vor hundert Jahren gezogen find, halten im 20. Jahrhundert nicht mehr stand. Die Kreise besigen mehr Landflächen als ihre Bewohner benötigen, während die benachbarte Stadt an Raummangel erstiat. Es geht
nicht um tote Grenzsteine, sondern um lebendige Menschen. Daß die Landwirtschaft am Rande und auf dem Gebiete der Stadt schlechter gedeihe als im Landkreise, wird niemand glauben, der agrarpolitisch und betriebswirtschaftlich dent. Die Städte sind mit dem Grundfah der Staatsregierung einverstanden, daß das Ausfcheiden einer Stadt aus dem Landkreise nach dem Grundsatz des allgemeinen Wohls" zu treffen ist, aber fie sind der Auffassung, daß diese Voraussetzung regelmäßig, dann erfüllt ist, wenn die Stadt fiber 25 000 Einwohner hat. Ein Gesek ist dazu nicht nötig. Die Rompetenz- Kompetenz der Landkreise würde den Grundgedanken der Selbstverwaltung widersprechen. Selbstverwaltung beruht auf Frei heit und Freiwilligkeit.
Mulert wandte sich schließlich den
Forderungen der Städte
zu: Höchstleistungen der Städte find nötig zur Sicherung der deutschen Zukunft. Das Maß der Kultur und der Entwicklungs möglichkeiten eines Boltes wird durch seine Städte bestimmt. Stadt und Land find schiajatsverbunden. Die Städte mollen Landwirt fchaft und Sandgewerbe fördern, sie sind ihr Absatzgebiet. Und sie find zugleich die wirtschaftlichen und fulturellen Mittelpunkte des e umgebenden jiachen Landes, bem jie miederum mit Schulen,
Graczynski lenft ein.
Wojewodschaftsrat DOG. doch zugelassen. Kattowih, 30. Januar.
Die Erklärung des Regierungsvertreters in der Finanzfommission des Schlesischen Sejm, daß der Wojewodschaftsrat nicht 3usammentreten fönne, weil gegen die Wahl Einspruch eingelegt marden ist, hat bei Politikern Bestürzung hervorgerufen. Der Wojewode Dr. Graczy niti erflärte, daß der Wojewodschaftsrat durchaus nicht aufgelöst fei, vielmehr in den nächsten Tagen zusammentreten werde. Gegen die Wahl des Wojewod schaftsrats hätten nur einige Abgeordneten der Regierungs. partei Einspruch erhoben. Weiter soll sich der Wojewode dahin geäußert haben, daß der Regierungsvertreter, der die betreffende Erflärung abgab, dazu nicht berechtigt gewesen wäre. Anscheinend handelt es sich um ein Einlenfungsmanöver, da man taum annehmen fann, daß die Erklärung des Regierungspertreters auf eigene Fauft abgegeben worden ist. Der Wojewodfchaftsrat foll am 4. februar zusammentreten.
Trokkis fünftiger Aufenthalt.
Kowno , 30. Januar.( TU.) Wie aus Moskau gemeldet wird, hat Trogki den Wunsch ausgesprochen, nach Deutschland überzufiebeln. Die Reichsregierung merde der Einreise Trogtis teine Schwierig. teiten bereiten, wenn Trogti als einfacher Ausländer in Deutsch land leben und sich den deutschen Gesehen unterwerfen wolle. Trotzki beabsichtige, in einer Provinz stadt Deutschlands Aufenthalt zu nehmen und sich einer Kur zu unterziehen; er werde feinen Diplomatenpaß erhalten, sondern mit einem gewöhnlichen Sowjetpaß die Grenze überschreiten.
Oder die Türfei?