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Sonnabend 2. Februar-1929
Unterhaltung unö jJUissen
Vellage des Vorwärts
Sinti Slaulsky: JßßMChßt S)CUlllllt
In ssiner Unterhaltungsbeilage vom IS- Januar bringt der Lorwärls"' einen Abriß des Wirkens des treuen Hausgeistes der Familie Marx  , Helene Demuth  . Der Verfasser ist ein Dichter, Herbert Eulenberg  , und darf als solcher das Vorrecht dichterischer Lizenzen sür sich in Anspruch nehmen. Sie beleben unzweifelhast die Darstellung. Da aber mancher Leser dos Ganze nicht als ein Gemisch von Dichtung und Wahrheit, sondern als eine streng histo- rische Darstellung betrachten könnte, erscheint es mir nicht über- flüssig, eine Trennung der Dichtung von der Wahrheit vorzunehmen. Unter den heute Lebenden bin ich ja neben Eduard Bernstein   wohl der einzig« Sozialdemokrat deutscher   Zunge, der unser Lenchen per- sönlich gekannt hat. Vor allem überrascht mich der Dialekt, den Eulenberg Lenchen Demuth   reden läßt. Ich bin mit den deutschen Mundarten nicht vertraut genug, um erkennen zu können, wo der Dialekt gesprochen wird, den der Dichter unserem Lenchen in den Mund legt. Sicher aber weiß ich. daß sie diesen Dialekt zu der Zeit, wo ich sie kennen- lernte(1881), nicht sprach. In St. Wendel   geboren, in der Rheinprovinz  , dicht an der Grenze der Pfalz  , mag sie ursprünglich moselsränkisch oder pfälzisch gesprochen haben. In der Familie Marx   legte sie diesen Dialekt ab. Ich hörte sie in London   das gleiche Hochdeutsch reden, wie die übrigen Mitglieder der Familie, der sie als Gleichberechtigte und Gleichgcachtete angehörte. In der sie auch, wie jedes der anderen, ihren Spitznamen trug, den Eulenberg nicht erwähnt. Sie wurde gewöhnlich Nim oder Nimmy gerufen. Ebensogut wie schriftdeutsch sprach sie in England auch englisch  . Keineswegs aber auch nur einen Anklang des von Eulenberg ihr zugeschriebenen Dialekts. Mit Recht betont Culenberg die rührende Hingabe Rimmys an die �Familie Marx  . Bei der Art, diese Hingabe zu Mustrieren, rst er allerdings weniger glücklich. So wenn er schreibt: Sie stopfte und flickte, was ausbesierungsbedürftig im Hause war, bi» aus die seidene Schnur an dem Einglas, das Marx   auf der Straße trug." Mir fehlt das dichterische DermSgen, um herausfinden zu kön> nen, wie so ein dünnes Schnürchen gestopft und geflickt werden kann. Wir müssen Eulenberg zustimmen, wenn er berichtet:Sie zog die Kinder von Karl und Jenny Marx   auf, als ob es ihre eigenen gewesen wären', indes über die Kinder selbst läßt er seiner Phantasie die Zügel schießen. Es ist nicht richtig, daß das dritte Kind von Karl Marx  . Edgar,der einzige Knabe war'. Zu diesem, der 1847 geboren wurde und 18öö starb, gesellte sich 1849 noch ein weiterer, Fawkes Heinrich, der zwei Jahr« alt starb. Nicht minder irrt Eulenberg, wenn er Eleanor, genannt Tussy, das jüngste Kind der Familie alsdas schwächste Wesen unter den leider meist schwächlichen Kindern von Jenny und Marx  ' bezeichnet. Sie war vielmehr das robusteste unter ihnen, außerordentlich kräftig und orbestsföhig. Sie würde vielleicht heute noch leben, wenn sie nicht aus Verzweiflung über ihren unwürdigen Lebensgefährten ihrem Leben freiwillig ein Ende gemocht hätte. Ein ganz falsches Bild von der geistigen Verfassung des Hauses Marx erhält man, wenn man über Lenchen liest: Sie war die einzig«, die ob und zu noch durch ein rheinisches Witzchen und Dönchcn ein Lachen aus dem blasien Gesicht ihrer Herrin hervorrufen konnten, die leider von oll ihren Sorgen früh gealtert und oerwelkt war."» Tatsache ist, daß sich die Familie Marx   nie unterkriegen ließ. In den ersten Hungersahren des Londoner Exils muß allerdings trotz aller Tapferkeit, die Stimmung im Hause nichts weniger als rosig gewesen fein. Aber im allgemeinen wurde mir von den ver- schiedensten Mitgliedern und Freunden der Familie übereinstimmend versichert,� daß selten irgendwo eine solche Heiterkeit, eine solche Neigung, zu lachen, zu finden war, wie dort. Namentlich Karl (Mohr) und seine Frau konnten bei dem geringsten Anlaß ein fröhliches Gelächter anstimmen. Ueber ihre Mutter schrieb einmal Eleanor Marx   an Wilhelm Liebknecht  : Und nun noch«in Wort vom Mütterchen. S>« starb monate- lang und erduldete olle entsetzlichen Qualen, welche die Krebs- krankheit mit sich bringt. Und doch hatte ihr guter Humor, ihr unerschöpflicher Witz, den Du sa kennst, sie keinen Augenblick ver- lassen. Sie erkundigte sich ungeduldig, wie ein K nd, nach dem Ergebnis der damaligen Wahlen in Deutschland  (1881), und wie jubelte sie über die Siege! Bis zu ihrem Tod war' sie heiter und suchte durch Scherze unsere Furcht um sie zu zerstreuen. Ja. sie die so lurchtbar litt sie scherzte, sie lachte sie lachte uns alle und den Arzt aus, weil wir so ernsthast waren." Lenchen war also nicht die einzige, die ein Lachen bei ihr ab und zu noch hervorrufen tonnte. Und Frau Marx   war auch keines- wegsfrüh gealtert und verwelkt". Ich lernte sie im März 188i kennen, sie war damals 67 Jahr« alt und schwerkrank, trotzdem fand ich sie für Ihr Alter merkwürdig gut auesehend. Ihre Augen waren keineswegsvom vrelen Weinen matt und glanzlos geworden", son- dern leuchteten noch in großer F-'sche. Doch das alles sind ja nicht so m.-.-ge Details. Was mich unangenehm in dem Bild Eulenbergs berührt, ist die Unters chätzung der Leistungen Nimmy», zu der es oerführen kann. Denn er spricht wohl mit größter Achtung von ihrer Selbstlosigkeit und mütterlichen Sorgfalt, aber von einem spricht er nicht, von ihrer Intelligenz. Sie war keineswegs jenesfromm gebliebene rheinische Gemüt". o's das Eulenberg sie erscheinen läßt, sondern nahm an dem Geistes- leben im Hause Marx regen Anteil und war befähigt, verständnisvoll daran teilzunehmen. Nicht an seinen Theorien, wohl ober an seiner Politik Und Marx   verschmähte es keineswegs, ihren Rat auch m ernsten Dingen einzuholen, ebenso wie den seiner Frau. Nur ein Beispiel Wie das ganze Haus Marz   liebte auch Nimmy Ferdinand Lasialle nicht. Sie mißtraute chm in besonders hohem Maße. Als Marx   daran ging, ihm 1838 sein Manuskript zur Kritik der politischen Oekonomie" zu senden, damit er es einem deutschen Verleger übergebe, sagte sie. wie sie mir selbst erzählt« und wie mir von anderer Seite bestätigt wurde: .Le'' Marx, ich warne. Sie. ihm da, Manuskript anzuver- trauen. Er wird es nicht einem Verleger übermitteln, sondern die Ideen, die er darin findet selbst als die seinen veröffentlichen." Marx   hatte größeres Zutrauen zu Lossalle und folgte nicht dem Rat. Aber der Vorfall zeigt, daß sich Nimmy nicht bloß ums Kochen. Waschen. Flicken und Kinderpflegen lümmene. Bezeichnend ist es auch, daß Marx   gern mit ihr Schach spielte und manch« Partie an sie verlor.
Dieselbe verständnisvolle Freundin, die sie für Marx   gewesen, wurde sie nach desien Tode sür Engels. Man bekommt ein« ganz irrige Vorstellung, wenn man über das Verhältnis der beiden nach dem Tode der Frau Marx   liest: Häufig kam jetzt zu Lenchens Freude Friedrich Engels  , der fianz nach London   übergesiedelt war, den einsamen Marx zu b«- uchcn. Und das fürsorglich« Mädchen suchte es dann den beiden so behaglich wie möglich zu machen, wenn sie auch im Traum nicht dachte, die herrliche, entschwundene Herrin, die mit den klugen Männern hin und her geredet hatte, ersetzen zu können." Engels war schon 1870 nach London   übergesiedelt und seitdem war kaum ein Tag oergangen, an dem sich nicht die beiden Freunde gesehen hätten. Es kann also keine Rede davon sein, daß Engels nun. nach Jennys Tode, häufiger kam, den einsamen Freund zu besuchen. An der Häufigkeit ihres Bertehr» änderte sich gar nichts. Und mit denklugen Männern hin und her zu reden", war für das fürsorgliche Mädchen" gar nichts Besonderes. Und ebenso erweckt es einen falschen Eindruck, wenn es von Nimmy nach Marx   Tode heißt, daß sievon Engels unterstützt, sorgenlos einzig dem Andenken der beiden geliebten Menschen lebte". In Wirklichkeit bedurfte damals Engels mehr Nimmys Unter- stützung, als sie der seinen. Engels war Witwer. Nach dem Tod« seiner Frau hatte deren Nichte ihm die Wirtschast geführt. Die hatte aber kurz vor Marx Tode geheiratet und Engels   brauchte nun ein« klug« Leiterin seines Haushalts dringend notwendig. Als solche trat Helene Demuth   in sein Haus ein. Sie hatte dort mehr zu tun, alseinzig dem Andenken der beiden geliebten Men- schen zu leben". Sie war dort tätig, nicht nur als Wirtschafterin, sondern auch als Freundin, von allen geliebt und geehrt, die Engels  besuchten. Und das waren nicht wenige, denn gerade damals begann ein neuer Aufschwung des internationalen Sozialismus, den Marx leider nicht mehr erleben sollte, ein Aufschwung, durch den das Engelsfche Haus ein Zentrum wurde. In dem sich marxistisch denkende Sozialisten aller Länder trafen. Keiner schied ohne größte Achtung und Sympathie für die ebenso kluge wie tapfere, selbstlose und energische Frau. Keiner von ihnen wäre auf den Gedanken gekom- men, den Eulenberg Engels zuschreibt und mit dem er seine Dar- stellung schließt: Wie sonderbar, daß da« Proletariat Marx, diesem kühnsten Vorkämpfer, in diesem gefügigen Mädchen ein« Stütze gegeben hat." Nicht die Gefügigkeit gehörte unter die bezeichnenden Eigen. schaften Helene Demuths. trotz ihres Namens. Sie war wohl«in»
fach und bescheiden, dabei aber eine ebenso selbständig denkende wie selbständig handelnde Persönlichkest und ihre Hingabe an die Familie Marx   und dann an das Cngelsch« Hau-«ntsprang überzeugter Hoch- achtung vor menschlicher Größe, unendlichem Mitgefühl mit mensch- lichem Leid, nicht blinder Unterwürfigkeit. Marx' Freundin Demuth war nicht eine gefügig-frommc Haus- sklavin, die über Küche und Kinderstube nicht hinaussah. Es war nicht paradox, wenn sie demkühnsten Vorkämpfer des Prolelarials" eine Stütze wurde. Nur ein Punkt in ihrem Dasein scheint in Widerspruch zu der Hochachtung und Gleichberechtigung zu stehen, deren sie sich erfreute. Dieser Punkt harrt heute noch der Ausklärung. Helene Demuth  hatte einen Sohn, Friedrich(Freddy). Er wohnte nicht bei der Mutter, besuchte sie öfter, aber nur in der Küche wenigsten», seitdem sie bei Engels wohnte Nie tauchte er in Engels Zimmer auf. Ich hörte von ihm. bekam ihn jedoch nie zu Gesicht. Nimmy sprach mit Engels Freunden nie über ihn, uin so mehr wurde über ihn gemunkelt. Auf die verschiedensten Väter wurde geraten, so auf Wilhelm Wolff  , dem Marx   den ersten Boich des Kapital widmete, ja. auf Marx   selbst. Seine Töchter hoben letzteres stets bestritten und es ist auch durchaus unwahrscheinlich. In den, Verhältnis zwischen Frau Marx   und Nimmy änderte das Kind nicht da» mindest«. Wäre Jenny Marx   hochsinnig genug gewesen, trotz der Eheirrung Helene im Hause weiterhin zu behalten, dann hätte sie gewiß auch Wert darauf gelegt, daß das Kind ebenfalls im Hause blieb. Und Marx  , der jede» seiner Kinder aufs zärtlichst« liebte, und aufs sorgsamste erzog, hätte e» unter diesen Umständen nicht übers Herz gebracht, den einzigen Sohn, der ihm heranwuchs, in der Art Rousfeaus zu behandeln. Wenn von Freddy so wenig Wesens ge- macht wurde, so läßt das darauf schließen, daß sein Vater weder im Hause Marx   selbst noch auch nur bei einem der Freund« des Hauses gesucht wurde. Er wird ein für die Familie uninteressanter Fremder gewesen sein. Für Marx  ' Töchter aber blieb Freddy ein lieber Gefährt«. Als Tusiy von ihrem Lebensgefährten Aveling schnöde verraten wurde. da war der einfache Arbeiter Freddy der einzige, dem sie ihr Leid offenbarte. Die erschütternden Briese, die si« ihm 1897 schrieb, gel«,: den besten Aufschluß über die Motive, die sie im Frühjahr 1898 zu chrer unseligen Tat trieben. Freddy war in seiner Art ebenso be- scheiden, ebenso tüchtig und treu, wie seine Mutter. Was aus ihm geworden ist, weiß ich nicht. In der sozialistischen  Bewegung Englands trat er nicht hervor. Aber er könnte, wenn er noch leben sollte, manchen wichtigen Aufschluß über die Marxsche Famiii« geben. Ein Glück, daß Herbert Eulenberg   nichts von der Existenz Freddy Demuth  « wußte, die bis heute von einem geheimnisvollen Schleier umwoben wird. Was olle» wüßte er uns nicht über ihn zu erzähleni
Alfred ffirehm als TolksMldiier
SEum heutigen 100. Geburtstage
Ueber die Bedeutung von BrehmsT i e r l e b e n" als natur­wissenschaftliches Bildungsmittel unseres Volkes noch etwas zu sagen, hieße nach dem alten WoneEulen nach Athen tragen", etwas, was jeder weiß, von neuem behaupten. Kein anderes Kulturvolk kann bis heute diesem Werke etwas Ebenbürtiges an die Seite stellen, und der Bildungs. und Erziehungssegen, der von demTierleben" seit seinem ersten Erscheine»(18ö9) ausging, wird nunmehr, da es viel« billige Ausgaben davon gibt, noch viel weiter und viel tiefer wirken. Brehm hat sich ganz bewußt als Volksbildner, d. h. als Vorkämpfer für Verbreitung wahren Wissens gefühlt. Das kommt nirgends klarer zum Ausdruck als in jenen Sätzcn, die er seinem eigentlich von mir wieder auegegrabenen Berichte über Grün- dung und Anlage des Berliner   Aquariums(1869) vorange- stellt hat. In d«m von der Brehm-Gesellschaft kürzlich herausge- gebenen Gedenkbuch« zum hundertsten Geburtstag des Forschers (Brehm-Buch") Hab« ich die Gründungsgeschichte ausführlich dar- gestellt. An dieser Stelle will ich Brehms für die damalige Zeit recht kühnes Bekenntnis zur Naturwissenschaft und zum Volke mit- teilen. Verallgemeinerung des Wilsens", beginnt es, Bildung eines selbständigen Urteils auf Grund eigener Anschauung sind die Ziel«, die unsere Zeit vor allen anderen verfolgt, um zur Erfüllung ihres Wahl- und Wohtspruchs:Natürliche Anschauung der Dinge" zu gelangen. Mit diesem Wahlspruch treten die Borge- schrittenen unserer Tag« den Rückständigen gegenüber; in seinem Sinn« kämpfen st« gegen Wahn und Verdummung und«robern sich, wenn auch langsam, so doch stetig eins nach dem anderen der von dieser bisher beherrschten Gebiete. Natürliche Anschauung der Dinge ist die Triebfeder geweien aller Umwälzungen, die die neuere Geschichte zu verzeichnen gehabt hat. Natürliche Anschauung der Dinge eint oder scheidet die Völker, wirft morsche Tron« um, zer- reißt vergilbt« Pergamente und bricht richtend den Stab über die Verirrungcn verdammungswütiger Piasfen und anderer Dunkel­männer ähnlichen Gelichters. Natürliche Anschauung der Dinge macht die Wissenschast uich mit ihr den Menschen frei von Schul- zwang und durch da» Alter geheiligter Satzung." Das Berliner   Aquarium, fährt der Renthendorfer Psarrerssohn fort, trage Uesen Wahlspruch der Zeit, wenn auch unsichtbar, an seiner Eingangspforte.Denn es will dazu beitragen helfen, das Wissen auf einem Gebiete zu verallgemeinern, das in Berlin   zwar niemals vernachlässigt, aber doch auch niemals volkstümlich gemocht worden ist. Es will versuchen, durch eigene Anschauung und dazu-
gegebene Erläuterung zu belehren und innerhalb seines Bereichs die Aufklärung zu fördern." Kein Vernünftiger wird in Abrede stellen wollen, daß solche» Streben«in durchaus zeitgemäßes ist... Die Naturwissenschaft in ihrem vollen Umfange ist es, die unsere Zeit regiert, und gleichwohl wird si« noch heutigentags in unseren Schulen mit einer Leichtfertig- keit behandelt, daß man zur Erklärung beinahe einen Widerwillen der Lehrer oder der die Lehrer Beherrschend«» annehmen möchte. Wir entsremden uns, je älter wir werden, ipimer mehr der Natur, vergessen mit den Iahren der tierischen Gespielen unserer Jugend und gelangen keineswegs immer dahin, zu erkennen, daß die Freude unseres Kindes am Tier, an der Pflanze, am Gestein, ein berechtigtes Streben desselben ist, mit den Erzeugnissen unserer Heimat, der Erde, vertraut zu werden. Solcher Entfremdung hofft auch das Berliner   Aquarium steuern zu helfen.. Ich wiederhol«, das ist für die damalige Zeit ein recht kühnes Bekenntnis. Wie ernst es Brehm mit dieser seiner Anschauung war. bezeugt auch die Einleitung zur ersten Auflage seiner Tierlebens, die imBrehm-Buch" noch dem Manuskript wiedergegeben ist. Sie zeigt uns, wie der Forscher damals ganz in den Gedankengängen Darwins lebte, dessenEntstehung der Arten" 18S9 erschienen war. desienAbstammung des Menschen" aber erst 1871 an die Oeffent- lichkelt trat. Brehm verspottet in diesen Sätzen das. was Hoeckel nachmgls denanthropozentrischen Aberglauben" nannte, iene auf die Bibel sich stützende Anschauung, daß der Mensch auf Erden etwas ganz Besonderes fei. So mögen denn zum Gedenktage Alfred Brehms auch dies« seine Worte, die in den späteren Ausgaben merk- würdigerweise feblen, hier wieder eine Stätte sinden. In jedem Menschen", schreibt Brehm,lebt das Bewußtsein seiner Würde. Unser Gefühl sträubt sich gegen den Gedanken, daß es auf unserer Erde außer uns noch Wesen geben könne, die als unsere Verwandten ang«s«Ken werden dürfen. Wir bevölkern sogar die fernen Wetten, die als«terne zu uns herniederscheinen, mit Ge- stalten unserer Phantasie, die uns im Wesentlichen gleichen, oder be­anspruchen diese Wetten zum Aufenthalle von uns geschiedener Erdenbürger. In uns selbst glauben wir ein Wesen zu erkennen. das außerhalb jeden Verbandes mst anderen steht. SogarNatur- fors-ber" bemühen sich, derartige Ansichten zu verfechten." Das zeigt den ganzen, zeigt den wahren Brehm, der den aller- meistenNawrwisienfchoftlern" in der Erkenntnis der Wahrheit, in d«rnatürlichen Anschauung der Dinge" und den Folgerungen dar- aus well vorangeeitt war.- Dr. Adolf Heilborn  .
so. xuftchnai: SSwei Sreimdc Zwei Freunde gingen den Weg, der ihnen von früher Jugend her vertraut war. Plötzlich bog der ein« ab und schritt querfeldein. ..Wo willst du hin?" fragte der oroer«. Dort bewegt sich etwas, das aussteht wie ein Mensch." Das ist der Wind in den Ackerfurchen oder«in paar Halm« vom vorigen Herbst." Der Abwegige ging wester und kam zu dem Punkt, den er meinte. Dort beugte er sich nieder und betrachtet« den Erdboden. Der Freund wartete«Ine Zeit. Als der andere nicht wiederkam, wurde er begierig, zu erfahren, was dort wohl liegen mochte. Cr begab sich auch an i«n« Stelle. Da erblickt« er«ine tote Frau und ein schlafendes Sind. Ergriffen von diesem Anblick frag« er:Was mag hier geschehen sein?"
Die Frau hat das Kind zu? Well gebracht und ist gestorben. weil kein« Hilfe kam. Die Erde ist schwarz von ihrem Blut. Wir wolle» die Mutter begraben und da« Kind mst uns nehmen, damit es nicht auch zugrunde geht." Hie begruben die Mutter in der Ackererde. Während der erste mit dem Kind« im Arm den Heimweg antrat, nef der andere erbittert:Welcher Dost hat dies oerschuldet?" Der Gott der Liebe und de» Tode  »." Dieser Gott ist ein scheußliches Ungeheuer. Er tötet, wie wenn man Disteln köpft. Ich werde es ihm heimzahlen mst Tod." Der Freund betrachtete das schlafend« Kind in seinem Arm und sagte: ..Ich werde« ihm heimzahlen mst Liebe." Sie gingen schweigend nebeneinander nach Hause. Sie trennten sich, ohne«inander ins Gesicht zu sehen. Eine Wand war zwischen ihnen ausgerichtet, die unübersteigbar schien...-