Gegend des Schlesischen Bahnhofes verhaßt. Besonders unangenehm fielen sie auf den Rummelplägen auf.
Verhandlungsbeginn.
Der Prozeß begann heute früh unter außerordentlich startem Andrange des Publikums im Kleinen Schwurgerichtssaal in Moabit . Die Angeklagten waren turz vor Beginn der Sizung, soweit sie in Haft sind, auf die Anklagebant geführt worden. Nur zmei befanden sich auf freiem Fuß, der eine, weil er meniger belastet erscheint, der andere, meil er wegen Krankheit entlassen worden war. Der größte Teil der Angeklagten besteht aus großen, fräftigen Männern, teilweise vierschrötigen Gestalten. Sie sind
vorwiegend Geschäftsführer und Kellner
in Gastwirtschaften. Beim Zeugenaufruf stellte sich heraus, daß die Straßenschlacht" noch ein zweites Todesopfer erfordert hat; der als Zeuge geladen gewesene 3immergeselle Henri Sorge ist an den erlittenen Berlegungen ebenfalls inzwischen verstorben. Von den neun Angeklagten sind sieben, die auch sämtlich vorbestraft sind, Mitglieder des Vereins Immertreu". Der Hauptangelagte, Geschäftsführer Adolf Leib, hat mehrere Borstrafen wegen Diebstahls und Körperverlegung, die aber in der Höchftstrafe nur 9 Monate Gefängnis ausmachen. Der Angeklagte Kellner Robert 2 as hat wegen Rückfalldiebstahls 1 Jahr Gefängnis und 3 Jahre Ehrverlust aufzuweisen. Am schwersten vorbestraft ist der Geschäftsführer Bruno Steinte, der ein längeres Strafregister mit hohen Strafen wegen Einbruchsdiebstahls und Zuhälterei hat. Typisch ist aber für sämtliche Immertreu"-Leute, daß sie in den legten Jahren fast sämtlich nur noch wegen gewerbsmäßigen Glücksspiels, teilweise in Berbindung mit Betrug, mit dem Strafgesetzbuch
in Ronflift gekommen sind.
Der, 3mmertreu-" Borfigende erzählt.
Sodann begann die Bernehmung des ersten Angeklagten, des Geschäftsführers Adolf Leib. Er gab an, daß er bis zum November vorigen Jahres Vorsitzender des Vereins Immertreu" gewesen jei und führte dann aus: An jenem Tage war von unserem Berein ein Vereinsfollege beerdigt worden. Ich hatte mit der Bannerkommission nach einer kleinen Nachfeier die Vereinsfahne abgeliefert. Einige Freunde von mir begleiteten mich in das Lokal von Höhn in der Madaistraße, wo wir von den guten und schlechten Eigenschaften, oder eigentlich nur von den guten Eigen schaften des verstorbenen Kollegen sprachen und einige Glas Bier tranken. Gegen 10 Uhr betrat der Klosterkellerwirt Bach das Lofal und erzählte mir von den Vorgängen am Tage vorher, die fich im Klosterfeller abgespielt hatten. Dort war ein gewiffer Malchin , ein Sollege von uns, von einem Hamburger Zimmermann mit dem Messer gestochen worden und ins Krankenhaus gekommen. Er bat mich, mitzukommen und den Messerstecher, der sich in dem Lokal von Nabur aufhalten sollte, festzustellen. Ich tat ihm den Gefallen. Wir drei gingen ins Lotal, bestellten ein Glas Bier, und Bach jagte:„ Da ist der Messerstecher." Schulnieß wollte sich inzwischen nach hinten drücken. Ich trat an ihn heran und bat ihn, hinauszukommen, um eine Sache zu erledigen. Mich hat nur menfch. liches Mitgefühl dabei geleitet. Der Gestochene war mein persönlicher Freund, und ich wollte, daß die Krankenhausfosten von dem Messerstecher bezahlt würden. Mich leiteten bei dem Vorgehen keine Rache gelüfte. Der Messerstecher wußte nicht, wer mir waren, er hielt uns wohl für Beamte und fam mit. An der Tür riß er sich aber los. Sämtliche 3immerleute, es maren 70 bis 80 Mann, brangen auf uns ein und schlugen auf uns los. Wenn die Anflage annimmt, daß wir mit Waffen hingefommen sind, so ist das eine Lüge. Wir haben uns nur gegen die Uebermacht gewehrt. Die Zimmerleute haben mit Beilen, Wegten und Anotenstöden auf uns losgeschlagen. Die meisten Angeklagten haben Berlegungen am Hinterkopf oder Messerstiche im Rücken davon getragen. Das ist ein Beweis, daß wir auf der Flucht waren. Ich irat nochmals an den Altgesellen heran und bat, für Ruhe zu sorgen. Da stürzten 15 bis 16 3immerleute auf mich los, und ich mußte in das gegenüberliegende Lokal von Rauhut flüchten. Inzwischen hatten sich vor diesem Lokal große Menschenmengen angesammelt, die voller Empörung waren über die Rohheit der Zimmerleute. Die Sache wäre aber für uns erledigt gewesen, denn es war ja nichts Schlimmes passiert. Da hörten wir aber plöglich bei der Menge auf der Straße einen großen Radau. Die Zimmerleute hatten befreundete Maurergesellen um Hilfe angerufen, und diese stürmten mit hoch erhobenen Beilen und Messern an und schlugen auf das Publikum ein. Ich wollte gerade nach Hause gehen, da wurde die Jalousie hochgezogen und die Zimmerleute stürzten heraus. Ich bestreite, daß ich das getan habe, was mir die Anklage zur Laft legt, und menn ich es getan habe, so ist es nur in der Abwehr geschehen."
Borf.: Nun erzählen Sie uns etwas über den Verein Immertreu". Angefl. Leib: Der Sportklub Immertreu" wurde 1921 gegründet mit der Absicht, unseren Kollegen Arbeit nachzuweisen.
Die Gastwirte in den Cofalen, in denen es heiß hergeht, hatten zu unserer Arbeitskraft besonderes Vertrauen.
Der Berein„ Immertreu" veranstaltete Vergnügungen, Weihnachtsbescherungen und sorgte für ein gutes und anständiges Begräbnis der Mitglieder. Es ist nicht wahr, daß der Verein„ Immertreu" sich zusammengetan hat, um Gaunerstückchen auszuführen.
Mir
haben 60-65 Mitglieder und haben unseren Leuten zum größten Teil Arbeit nachgewiesen. Es find noch 30 in fester Stellung. 2ller dings sind verschiedene infolge der furchtbaren Angriffe in der Bresse geflogen und jekt arbeitslos. Die Polizei wußte von unserem Bestehen und es hat sich nichts hinter verschlossenen Türen abgespielt. Der Berteidiger überreicht dem Gericht die Statuten und es wurden einzelne Teile daraus verlesen. So heißt es u. a., daß der Verein die Förderung der Freundschaft und Geselligkeit er:
strebe. Besondere Ehrenpflicht sei es für das Vereinsmitglied, an Beerdigungen teilzunehmen. Absichtliches Wegbleiben werde mit Ausschluß bestraft. Jedes Mitglied habe sich so zu verhalten, mit Ausschluß bestraft. Jedes Mitglied habe sich so zu verhalten, mie es der Ehre und Würde des Vereins entsprähe. Es werden ch Strafen für Berstöße gegen die Bereinsfagungen festgesetzt und es heißt bann: ,, bei Strafen von 8 Wochen lang erfolgt Ausschluß". Angeflagter: Der Verein hat mindestens 30 Ge fchäftsleute als Mitglieder, Inhaber von Konfektionsgeschäften und Gastwirtschaften. Nach der Bresse sollen diese jezt ausgeschieden sein. Das ist nicht wahr. Alle halten jetzt gerade fest zum Berein. Es ist auch nicht wahr, daß wir nur Borbestrafte cuf genommen haben. Allerdings haben wir Vorbestraften uns im Berein zusammengefühlt. Borsigenber: Wie sind die Be ziehungen von Immertreu" zu den anderen Bereinen,& B. ,, Morden"? Angeflagter: Die Bereine sind zusammen im Ring Groß- Berlin"
gefchloffen
und entsenden Deputationen, die aber weiter nichts zu tun haben, ols zu sorgen, daß die Vereine nicht an demselben Tag Bälle abhalten. Außerdem wird gesorgt, daß die Ringvereine mit ihren Banzern an Beerdigungen von Bereinsmitgliedern teilnehmen.
Eine blutige Sonntagnacht.
Todesopfer und Schwerverletzte.
Die Nacht zum Sonntag weist selbst für Berlin auffallend viele 3ujammenstöße auf, die in mehreren Fällen einen sehr ernsten Ausgang nahmen.
und diesen gelang es, die Streitenden zu trennen. Unverlegt geblieben ist Riefer. Richard Karsche, der drei Hammerschläge auf den Ropf bekommen hatte, wurde besinnungslos in das Augusta- Hospital geschafft.
Außerdem wurden bei anderen Schlägereien in verschie= denen Stadtgegenden mehrere Personen schmer verlegt. Bluttat eines Geistesfranken.
der Bolliner Straße spielte sich eine zweite Bluttat Außer dem schon furz mitgeteilten Eifersuchtsdrama in in der Willibald legis Straße 20 ab. Hier wohnten im Erdgeschoß Tür an Tür ein 51 Jahre alter Kaufmann Karl Schuster, der aus Schlesien stammt und im selben Hause ein Lebensmittelgeschäft betreibt, und ein 62 Jahre alter aus Magde burg gebürtiger Schloffer Karl Bertram. Zwischen den beiden Große Aufregung verursachte am Sonntag ein Geistestranter Familien bestand schon seit längerer Zeit arge Feindschaft. In der in der Eisenbahnstraße. In dem Hause Nr. 31 wohnt ein Nacht zum Sonntag suchte Schuster ein Lokal in der Kopischstraße 66 Jahre alter Droschtenchauffeur Bernhard Forath. Im Nach auf, um ein Glas Bier zu trinken. Als er dort seinen Gegner barhause Nr. 32 wohnt bei seiner Mutter ein 38 Jahre alter AnBertram figen sah, entfernte er sich bald wieder, um in feine Woh streicher Baul Ehrhardt, der vor Jahren schon einmal in einer nung zurückzukehren. Bertram ging aber noch vor ihm weg und Irrenanstalt untergebracht war. Gestern abend um 8 Uhr verließ erklärte, daß er seine Frau herüberholen wolle. Benige Minuten, Ehrhardt seine Wohnung, und Nachbarn sahen, daß er auf dem Flur nachdem die Männer weggegangen waren, stürzte Frau Schuster zwei Schußzwaffen lud, eine Drenjepistole und einen Trommelschreiend in das Lotal, man habe ihren Mann erstochen. Man fand revolver. Woher er diese Waffen besaß, konnte noch nicht feſtden Kaufmann im Hausflur mit einer schweren Stichwunde in der gestellt werden. Bor seinem Wohnhause stand nun der Chauffeur Schulter, die Lunge war getroffen. Der Verlegte starb schon Forath mit seiner Droschte. Er hatte schon den Führersiz beſtiegen. Beim Anfahren gab es einen leichten Knall. Da griff der Geistes wurde, gibt an, daß er Schufter im Hausflur getroffen und daß trante zur Drenjepistole, gab auf den ahnungslosen Mann vier der Kaufmann mit dem Spazierftod auf ihn eingeschlagen habe. Schüffe ab und traf ihn je einmal in Brust und Bauch und zweimal In der Notwehr will der Schlosser das Messer gezogen und seinem in den linken Unterarm. Ehrhardt blieb mitten auf der Straße Angreifer den Stich beigebracht haben. Bertram wurde feststehen, als ob nichts vorgefallen wäre. Die entfeßten Zeugen benachrichtigten die Polizei, und außer dem Ueberfallkommando ergenommen. schienen drei Beamte des 108. Reviers. Nun feuerte Ehrhardt auf die Beamten mit beiden Waffen und gab im ganzen neun Schüffe ab. Dem Bolizeimachtmeister Wiedeniritt vom Bolizeiamt Kreuzberg drang eine Kugel durch Mantel und Rock und brachte ihm an der linken Hüfte eine leichte Druckstelle bei. Ein anderes Geschoß durchschlug den rechten Aermelaufschlag. Einem 44 Jahre alten Bassanten drang eine Kugel durch den Mantelkragen, ohne ihn selbst zu treffen. Den Beamten blieb nichts anderes übrig, als ebenfalls von der Schußwaffe Gebrauch zu machen. Drei Schüsse trafen Ehrhardt so schwer, daß er zusammenbrach und nach dem Krankenhaus Bethanien gebracht werden mußte Ebenso der schwerverletzte Chauffeur.
auf dem Wege nach der Rettungsstelle. Bertram, der vernommen
Mit Hammer und Beil murde am Sonntag nach mittag gegen 2 Uhr eine wüste Schlägerei in der Scharn horststraße 5 ausgetragen. In diesem Hause wohnt im Keller des Quergebäudes der Arbeiter May Nord. Bei ihm zu Besuch war sein Freund Reinhold Riefer aus der Neuen Hochstraße 40. Gegen 2 Uhr erschienen unerwartet die Brüder Mag und Richard Karsche, die in der Pflugstraße 30 wohnen. Sie forderten Eintritt, und als ihnen das verweigert wurde, begannen sie mit Beilen, die sie mitgebracht hatten, die Tür einzuschlagen. Nord bewaffnete fich mit einem Hammer, um den Angriff abzuwehren. Er öffnete die Tür, und die Gegner fielen übereinander her. Hausbewohner, die den Kampfestärm hörten, riefen Polizeibeamte vom 4. Revier herbei,
Sugenberg und der„ Klaffenkampf".
Die„ baterlandslofe" Gozialdemokratie. Der Sozialdemokratische Pressedienst" schreibt:
Die Berliner Rechtspreffe zitiert mit dem größten Aufwand tünstlicher Aufregung aus der Zeitschrift Klassenkampf " Artikeltünstlicher Aufregung aus der Zeitschrift Klassenfampf" Artikel stellen und einzelne Säße über das Wehrproblem, aus denen die„ Baterlandslofigkeit" der Sozialdemokratischen Bartei und ihre Vorliebe für den Landesverrat bewiesen werden fall. Die Rechtspresse ist auf diese Zeitschrift offenbar erst aufmerksam gemacht worden durch die scharfe Bolemit, die der Borwärts" in der letzten Seit gegen sie geführt hat. Dem Kenner ist es nichts Neues, daß vereinzelt im Reiche, besonders in einigen Orten Westfachsens, Anfichten vertreten werden, die sich mit dem Programm der Partei und ihrer praktischen Politik nur schmer vereinbaren lassen. ihrer praktischen Politik nur schmer vereinbaren laffen. Diese Ansichten beweisen nichts für die Haltung der Gesamtpartei. Sie beweisen mur, daß die Sozialdemokratie als eine große, die verschiedensten Schichten der Arbeiterschaft um. faffende Partei ihren Mitgliedern eine weitgehende Mei. nungsfreiheit gewährt und damit flüger handelt als es der undulofamer und daher in zahllose Setten zersplitternde Kommunis. mus iſt.
Wie die Sozialdemokratische Partei als solche zu den im Klassen fampf" aufgeworfenen Broblemen steht, werden diejenigen, die es noch nicht wissen, in einigen Wochen durch den Magdeburger Bartei tag erfahren.
Die Hüter der Justiz.
Wie sie die Justiz beschimpfen.
Noch par der Urteilfällung in der Disziplinarsache Kölling Hoffmann bezeichnete der Nationalsozialist Rube im Breußi schen Landtag den Großen Disziplinargerichtshof für richterliche Beamte als
eine zusammengeflicte Gesellschaft schwarzrotgoldener Couleurs, die Andersdenkende verurteilt,
Die fälteste Nacht.
Eingefrorene Wafferleitungen- Rohrbrüche. Anscheinend hat die Rältemelle ihren Höhepunft überschritten so daß mit einem allmählichen Nachlaffen des Frofte. zu rechnen ist. Berlin hatte in der Nacht vom Sonnabend jam Sonntag im Inneren der Stadt 20 Grad Kälte zu verzeichnen, während in den Außenbezirken 23 Grad gemessen wurden. Damit dürfte Berlin seinen tältesten Tag feit vielen Jahren gehabt haben. In den Nachmittagsstunden des Sonntags war ein Nachlassen des Frostes zu verzeichnen, so daß gegen abend nur 12 Grab Kälte herrschten. Infolge der großen Kälte der letzten Nacht sind in vielen Häusern die Wasserleitungen eingefroren, so daß es verschiedentlich viele Stunden dauerte, bis Lie Bewohner Wasser erhalten fonnten. Die Feuerwehr wurde im Laufe des Sonntagnachmittag verschiedentlich zur Hilfeleistung bri Wasserrohrbrüchen herbeigerufen, woraus geschlossen wi, daß in den nächsten Tagen mit Taumetter zu redynen ist.
Kälte und Sturm über Italien .
Aus Triest und Fiume wird ein neuer Rälteeir
10 Grad Rälte. Bei dem herrschenden heftigen Nordostwinb bruch gemeldet. In beiden Städten verzeichnete man Sonnaben wird dieser Tag als der fälteste dieses Winters bezeichnet, do hofft man, daß die Kälte nicht mehr lange dauern wird. In Bened a find die Lagunen teilweise zugefroren. Die Gump gegen trägt eine 30 Zentimeter dide Eisschicht. In Ubine zeigte bas Thermometer 17 Grad unter Null. Wie aus Rom gemeldet wird, nimmt die Kälte auch in Süd- und Mittelitalien ständig zu. Aus Neapel werden 7 Grad Kälte gemeldet. Auf dem Besun ist viel Neuschnee gefallen. Die vielen Brunnen Roms tragen mächtige Eiszapfen, die auch in der Mittagssonne nicht geschmolzen find. Infolge der großen Kälte sind die Wafferleitungsrohre an vielen Stellen gebrochen.
Sommerwetter auf 3sland.
Im fraffen Gegensatz dazu herrscht nach Meldungen aus Reykjavik auf Island Sommerwetter. Der Schnee liegt nur im Bergland und im nördlichen Teil der Insel. In Reykjavik hat es nur einmal so start gefroren, daß der kleine Binnensee zugefroren ist. Den ganzen Winter über tonnten im süd
Das amtliche Stenogramm verzeichnet nach diesen Worten leblichen Teil der Insel die Feldarbeiten fortgesetzt werden. hafte Bustimmung bei der Nationalsozialistischen Arbeiter.
partei und rechts". In der Tat waren nicht nur die National
sozialisten, sondern auch die Deutschnationalen über diesen Ausfall begeistert, hatte doch der deutschnationale Abgeordnete utaifo. wit wenige Wochen vorher fast wörtlich die gleichen Ausdrücke gegen den Disziplinarhof für nichtrichterliche Beamte angewendet.
O
Auf der gleichen Linie liegt auch das Verhalten der deutsch nationalen Presse. Nach der Verfündung des Urteils gegen Kölling und Hoffmann, wurden von rechter Seite die schärfsten Angriffe gegen den Disziplinarhof und namentlich gegen seinen Vorfizenden, den Kammergerichtspräsidenten Tigges, erhoben. Als der Amtliche Preußische Pressedienst bekannt gab, daß gegen die presse dies zu einer neuen Berleumbung, indem sie abfichtlich die Urheber dieser Angriffe vorgegangen würde, benügte die RechtsNotiz mißverstehend- behauptet, daß gegen Tigges ein Berfahren eingeleitet jei!
Natürlich richtet sich das Berfahren gegen die Rechtspreffe, und in erster Linie gegen einen Haupturheber der Treibereien, den schon aus früheren Affären her fattsam bekannten Stahlhelmanwalt Schaper in Magdeburg , den Verteidiger Köllings und Hoffmanns. Er hat gegen den Disziplinarhof in ziemlich eindeutiger Form den Borwurf der Rechtsbeugung erhoben. In einer anderen Aeußerung ber Rechtspreise, deren Urheber noch nicht befannt ist, wird sogar behauptet, Rammergerichtspräsident Tigges habe sich deshalb gegen Kölling und Hoffmann eingestellt, um seine Brauchbarkeit für den Bosten des Reichsgerichtspräsidenten als Nachfolger Simons zu erweisen.
Das ist die Sprache der Deutsch nationalen Partei und ihrer Bresse gegen Urteile und Richter, die ihr nicht passen; das ist die Berdächtigungsmethode der Leute, die fortwährend die Sozialdemokratie beschuldigen, das Ansehen der Justiz in der Deffentlichkeit zu schmälern!
Die Beute der Bankräuber.
Ein Aufruf der Kriminalpolizei.
Zu dem großen Banteinbruch in der Kleiststraße erscheint heute ein Aufruf der Kriminalpolizei an den AnschlagEs werden nach einer kurzen Schilderung über säulen. die Ausführung des Einbruches verschiedene Fragen an das. Bublifum gerichtet. Wer hat verdächtige Leute in dem Hause ausund eingehen sehen? Wem sind in der Nacht zum 27. Januar ver
dächtige Personen mit Handtaschen oder anderem Gepäck in der Schmudſtüde zum Kauf angeboten worden oder wo find sie in einer Gegend, wo der Raub geschah, aufgefallen? Wo sind wertvolle Goldschmelze zum Einschmelzen abgegeben worden? Nach dem bicher bekanntgewordenen Inhalt der ausgeplünderten Safes wird die Kriminalpolizei nunmehr Listen anfertigen lassen, die allen Pfandleihern, Juwelieren und Schmelzen zugeleitet werden. Auch die großen ausländischen Handelspläge für Juwelen, wie Amsterdam usw. werden mit solchen Listen versehen werden.
Bisher haben sich etwa 80 Safeinhaber gemeldet und den Inhalt angegeben. Einige der martantesten Stücke feien erwähnt. Gestohlen wurden ein Goldgeschmeide, ein Geschent des Sultans von Sansibar , Weißgold, handgehammerte Arbeit, ein Diabem in Platin, 20 Zentimeter lang und 6 3entimeter hoch mit zwölf großen Brillanten, die beweglich in Tropfenform gefcßt find, eine 39 Bentimeter lange Brillantriviere mit fiebzehn in Platin gefaßten Brillanten, von denen einige über drei a rat groß find. Terthandschriften Richard Wagners zu der Oper Tristan und Isolde" usw. Der reale Wert der entwendeten Softbarkeiten läßt sich auch nicht annähernd beziffern. Es dürfte fich aber die Beute der Verbrecher auf viele Millionen belaufen.