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Dienstag S. Februar i929
Unterhaltung und ÄNissen
Beilage des Vorwärts
9nge Stramm: S)ßT t/lli f S dl FCI  
Es gibt Tag«, da es des Morgens nicht hell werdnl will. Die Straßen sind grau und schmutzig, und in den Bureaus brennt das Licht bis gegen Mittag.... Man ist auch genau so müde, als wenn es schon Abend wäre.... Fräulein Lotte Müller sah von ihrer Schreibmaschine auf. Sie fröstelte.... Immer zog es etwas am Fenster, an dem sie saß, und doch war es der angenehmste Platz in dem Bureau.... Man konnte in die Fenster der Hinterhauswohnungen sehen... im Sommer standen manchmal Blumentöpfe auf den Fensterbrettern, ein Kinder- köpschen tauchte irgendwo dahinter auf und lächelte... Händchen streckten sich aus... ein Stückchen Himmel sah man auch über den Mauern, manchmal war er blau und strahlend... verheißungsvoll. Alles war Erlebnis im Einerlei der täglichen Arbeit. Fräulein Müller seufzte.... Bitte, schreiben Sie, Fräuleins klang die Stimme de» Ehef» neben ihr:In Erledigung Ihres Auftrages vom...* Wie gejagt eilten die Mädchenfmger über di«- Maschine. Das Telephon tlingelle. Das Mädchen nahm den Hörer ab und reicht« ihn gleich darauf dem Chef: Eine Dame wünscht Sie zu sprechen. Herr Heymann!' Stellen Sie die Derbindung um nach meinem Prioatkontor! sagte der Mann gelassen, war abet schon an der Tür... hinter ihm tauchte das Gesicht des Laufjungen auf in breitem Grinsen.... Man müßte den Bengel ohrfeigen, dachte das Mädchen und de- neidete chn doch im Augenblick um sein Lachenkönnen.... Am Nachmittag sagte der Chef: Sie können heute eine Stunde früher gehen, Fräulein Müller, ich muß zu einer Besprechung fort!" Freute sich das Mädchen darüber?... Sie dacht« nur: E» ist gack, da hast du mal Zeit, den seidenen Jumper zu waschen, der am Sonntag Kaffeeflecke bekommen hat... und Strümpfe sind auch soviel zum Stopfen da. seitdem Mutter abends bei dem Lampenlicht so schlecht sehen kann... Und doch ging sie viel langsamer als sonst auf dem Heimweg, ein kleiner Funke brannte seltsam in ihr: Du hast ja noch Zeit... Mutter wartet ja noch nicht mit dem Esten... In der Königstraße blieb sie sogar vor dem Schaufenster eines Tilderhändlers stehen, ganz versunken in eine köstliche Winterland- schaft... Das gibt es also, dachte sie, solch« Reinheit des Schnees, solchen Märchenwald, solche Berge... wo gibt es das?... Wann?... Für wen?... Fremd und gefährlich stieg es plötzlich in ihr auf... Wie Erwachen war das: Es ist ja alles nicht nur Traum und Sehnsucht einer anderen Welt... es ist immer neben dir... jeden Tag... jede Stunde... Sie schaute auf: Sah Menschen, Autos... Koffer darauf ge- türmt, Schneeschuhe... Rodelschlitten  ---- Irgendwo schmiegen sich Dörfer in Täler, stürzt Master von Felsen... die Eisenbahn hastet vorbei... ein Hund bellt... Hüttenrauch über Dächern und eine Abendglock« läutet.., Du aber sitzt an deiner Maschine... Schluchzen brannte dem Mädchen im Hast«... sie lief wie gejagt ziellos durch Straßen, die sie kaum erkannt«... fliehen... nur fliehen vor den hohen, lastenden Häusern, die den Himmel ver- dunkelten, vor aller Mühsal, die um sie war... warum?... Ein Auto fuhr hart an ihr vorbei, hell erleuchtet... Ein« fremde Frau im Pelzmantel saß darin, neigte sich zu dem Manne an ihrer Seite und lachte... Das Mädchen streckt« di« Hände aus und starrte dem Auto nach... Haß war in ihr und doch Sehnen: So sein wie du!... Und dieser Gedanke überflutete alles andere. Etwas riß hart an ihrer Schulter, sie taumelte jäh zurück... eine Bremse knirschte... ein Fluch... Menschen starrten sie an,. eine ihr bekannte Stimme erweckte sie: Na... na... Fräulein Müller, was machen Sie für Dumm- hellen, lausen direkt in ein Auto hinein, wenn ich Sie nicht zurück- gerissen hätte...!" -»Atz_
Das Mädchen starrte den Sprecher an und erkannte Hans Hey- mann, ihren Chef. Da denke ich. Sie sitzen mit ihrem Schatz irgendwo in einem Eafö und freuen sich ihrer Freiheit, statt dessen laufen Sie einsam, wie geistesabwesend hier durch die Straßen... Na... trösten wir uns gemeinsam," setzte der Mann hinzu.Ich habe eben meine Frau zum Bahnhof gebracht, natürlich zum Wintersport nach Schierke  ... Die Frauen wollen sich immer amüsieren... da muß man sich eben als Mann auch schadlos halten.. Trinken wir erst einmal zusammen eine Taste Kaffee auf ihren Schreck!" Lotte Müller hatte von den ganzen Worten nurFreiheit" v«r. standen undSchatz" und dachte: Was hat das mit dir zu wn? und muhte plötzlich doch an den letzten Sonntag denken... Da war sie mll Willi durch den Tiergarten gelaufen... Sie kannten sich ja schon so lange, der Willi und die Lotte... Er hatte große, derbe Hände, aber ein gutes Gesicht, und letzten Sonntag hatte er so stark und hosfnungsfroh von seiner Zukunft gesprochen. und etwas von Lotte war auch darin vorgekommen... und eigentlich waren sie doch sehr glücklich gewesen zusammen... Jetzt saß sie in einem Cafö diesem fremden Mann gegenüber, der ihr Ches war und d«r auf einmal ganz anders als sonst zu ihr sprach... Er rückte seinen Stuhl etwas näher zu ihr, und feine Worte wurden wärmer:Haben Sie eigentlich schon ihren Urlaub gehabt, Fräulein Müller... Sie sehen sehr abgespannt aus... Sie sollten mal auch ein bißchen hinaus in Schneeluft und Winterfrische!" Jetzt lächelt« Lotte Müller wirklich... Der Kellner brachte zwei Glas Portwein. Prosit" sagte der Mann, hob sein Glas und sah dem Mädchen tief in die Augen.Trinken wir mal auf solche kleine Winter- reise... aus..." Die letzten Worte waren nur ein Flüstern... Da stand das Mädchen jäh von ihrem Stuhle auf, sie hielt das Glas in der erhobenen Hand und starrte den Mann an... was sprach er denn?... ... trinken wir auf solche klein« Winterreste..." und sie setzte in Gedanken mechanisch hinzu:... trinken wir auf den Pelzmantel... auf das Auto... Dar ihren Augen tanzten Flammen... Jetzt ist der Augenblick da... Mädchen... jetzt greife zu... jetzt... Aber wie dunkle Glocken tönte es in der Tiefe: Ist da« denn das Glück?... Sie sah die Frau dieses Manne« im D-Zug in» Poster ge­schmiegt... aber war sie denn glücklich?... Konnte sie e» denn sein, da ihr Mann hier saß, einem fremden Mädchen gegenüber, und solche Worte sprach?... Nein." sagte sie,nein" und dachte plötzlich hilfesuchend und warm überflutet: Willi... lieber, guter Junge!... Nein!" sagt« sie noch einmal ganz laut und wollt« ihr Glas niedersetzen... Da stieß ein« Dame, die an ihrem Tisch vorbei- ging, an ihren Arm, so daß sie den Wein oerschüttete auf das weiße Tischtuch... Entsetzt stammelte sie Worte der Entschuldigung... Sie kann doch gar nichts dafür... dacht« der Mann und sah der eleganten Frau nach, die rasch verschwand und von irgend woher kam ihm der Gedanke: Warum bitten immer die Menschen um Entschuldigung, denen das Leben am meisten schuldig geblieben ist? Noch einmal sah er das Mädchen an... ein wenig wärmer noch, aber doch ein wenig verständnislos... Ich muß gehen," stammelle das Mädchen verwirrt,meine Mutter wartet mit dem Esten auf mich." Sie knöpfte sich schon ihren Mantel zu. Bielen Dank noch, Herr Heymann, ober entschuldigen Sie... leben Sie wohl!" Er streckte ihr die Hand hin und wußte nichts zu jagen... Das Mädchen ergriff die Hand flüchtig und ging wie fliehend, und dennoch war ihr scllsam leicht ums Herz...
Jßiebesfrühling im Winterwald
Mitten fan Winter, wenn Schnee und Eis die Felder bedecken und der Sturm über sie hinbraust, beginnt für die Tiere des Waldes dis Paarungszeit. Selbst der listige Fuchs und dos mißtrauische Wiefel werden unvorsichtig und setzen sich im Liebesrausch der Ge- fahr aus, vom Menschen belauscht und erlegt zu werden. Gerade zu dieser Zell   hat der Jäger Gelegenheit, selbst das schauest« Wild. dos vorsichtigste Raubtier zu beobachten. In eisiger Winternacht erblickt man am Rande des Woldes«in« Fuchssähe, die einen Augenblick zurückäugt, um dann in lautlosem Jagen übers Feld zu rasen. Hinter ihr läuft ein männlicher Fuchs, der sie zu er- haschen sucht: ihm folgen meist noch zwei andere Füchse, einer hinter dem arideren laufend, und sober bemüht sich, den anderen zu überholen. Weiter geht die Jagd über den Schnee, über Wiesen und oareiste Bäche, durch Wald und Feld, bis ein Rüde nach dem anderen ermattet zurückbleibt, so daß die rückäugigc Fähe schließ- lich nur noch einen Bewerber sieht. Dann endlich hat die oerliebte Jagd ein Ende. Wenn das Pärchen dann endlich zu Bau kriecht, ist der Morgen nicht mehr fern. Sehr treu ist der Fuchs seiner Fähe jedoch nicht: er läßt sich nach vollzogener Hochzeit gewöhn- lich erst dann wieder sehen, wenn die Jungen schon den Bau be- laben. Mancher Reinecke ist während seiner Miimezeit das Opfer seiner Liebcsleidenschaft geworden, denn wenn er in seiner Er- regung der Spur eines Weibchens folgt, vergißt er oft. daß Pulver und Blei aus seinen schönen Winterpelz lauern. Auch in unseren kleinen Waldraubtieren, im Edel- und Steinmarder. Iltis und Mesel erwacht bei strenger Kälte der Liebestrieb. Besondere und eigenartige- Gerüche, die um diese Zell von ihren Körpern aus- gehen, machen di« Geschlechter aufeinander aufmerksam. Meist kommt es zu erbitterten Kämpsen. bevor die Pärchen sich finden. weil es im Vergleich zur Zahl der männlichen Tier« viel zu wenig Weibchen gibt. Den Sieg trägt der ousdauevdst« und kräftigste Bewerber davon, dem es gelingt, di« Nebenbuhler von dem be- gehrten Weibchen solang« fernzuhalten, bis sie die Rutzlosigkell ihres Bemühen» einsehen. Derselben Gefahr, die dem oerliebten Fuchs droht, ist auch der Marder ausgesetzt: sein Wintorpelz ist so schön, daß mancher Jäger di« gut« Gelegenheit benützl. die um diese Zell besonders erregten und deshalb weniger vorsichtigen Tier« abzuschießen. Im winterlichen Wald feiern auch Keller und Bache   Hochzeit. Selbst alte Einzelgänger, die da» ganz« Jahr über obskll» vom
anderen Schwarzwild leben, kommen wieder zum Rudel und ver- suchen, sich ein« Bache zu erobern. Ohne harten Kampf geht es auch bei den Schwarzkllteln nicht ob. In hochgradiger, immer wachsender Erregung bekämpfen sich die Eber, sie bringen sich mit ihren Hauern bös« Wunden bei, so daß oft viel Blut fließt, bevor der glückliche Sieger seine Dache heimführen kann. Während ihrer Rauschzeit bieten die Wildschweine gewöhnlich nicht den urwüchsig- kraftvollen Anblick wie im Herbst, wo ihnen der Tisch so reichlich gedeckt war, daß die Schwarte feister und feister wurde. Hoch oben in den Alpen  , im Reich des ewigen Schnees, erlebt auch der Gamsbock seinen Liebesfrichling. Wenn der Föhn warm und er- schlaffend weht oder gar Regen sällt, ist dem Bock die verliebt« Stimmung verdorben: sobald aber die echt« Hochgebirgskälle oiv bricht, packt dos Gcmspärchcn die Liebesleidenfchaft. Ein stark erregender Dust, der um diese Zell   einer hinter denKrickeln" der Gemse liegenden Drüse entströmt, und den sogar der Mensch auf weite Entfernung hin wahrnimmt, lockt die Tier« zueinander. Haben sie sich endlich gefunden, dann jagt der Lock in sausendem Lauf hinter der Geis über die Schneefelder, daß der Pulverschnee stäubt. Wenn der Januar seinem Ende.zugeht, in mllden Wintern wohl auch schon etwas früher, gibt es Hasenhochzell im Feld. Schvn einige Zell vorher fängt der Rammler an. unruhig zu werden. Unablässig streift er herum und sucht die Häsinnen. Das aber ist nicht so einfach, denn es streichen noch viele verliebte Hasen- Männchen umher, die einander von den Weibchen abzudrängen versuchen. Während der Paavungszell erwacht aber auch in dem sonst so sanften Meister Lampe der Kampfesmut. Wer ihn bei der Werbung stören will, bekommt es ernstlich mll ihm zu tun. Mit seinen Pfoten teilt er Ohrseigen aus, trästize Schlage, die man dem kleinen äagstlichsn Hasen gar nicht zutrauen sollt«. Nicht fetten wird der Nebenbuhler ernstlich verletzt, und wenn der Sieger den Kampsplatz verläßt, bedecken dicke Büschet ausgerissener Hosen- wolle den Baden. Wswellen wird der Sieger aber bitter«nt- täuscht, denn während er in heißem Kampf lag, hat sich da» Weib- chen mit einem Dritten getröstet. Di« Häsin hat überhaupt«in weiträumiges Herz, was ihr freilich auch van der Natur erlaubt ist, da sie schon nach etwa sechs Wochen ihrer Mullerpstichten wieder'' ledig ist. Erst wenn sie viermal Hochzeit gejeiert hat, sind die Liebessreuden stir das Jahr zu End«, aber dam, ist sie auch zur Stammutter einer ganzen Legion von Hasen geworden-
Nach' einem allen Volksglauben sollen am 25. Januar, am Mittwintertag, die gel Hochzeit halten. So hübsch dieser Glaube an die winterliche Bogelhochzeit auch ist, stimmt er mit der Wirk- lichkeit doch nicht recht überein, denn nur sehr wenige unter unseren Vögeln schreiten mitten im Winter zur Paarung. Der bekannteste Wiillerbrüter ist der Kreuzschnabel, der als richtigerZigeuner- vogel" sein Weibchen sucht, wenn er gerade reichlich im Futtcr sitzt. Da er sich von Nadelholzsamen nährt, fällt dieser Zeitpunkt in die Mitte des Winters. Auch die Wasseranrsel, wenn sie in der Nähe forellenreicher Gewässer nistet, feiert im Winter Hochzeit. Sie brütet im Januar, wenn die im Spätherbst und Dezember gelaichten Forellen, die der Amsel liebstes Futter sind, aus den Eiern schlüpfen. Um den Februar regt sich auch in einigen unserer Raubvögel der Liebestnieb, und Ende Februar, oft noch bei arger Kälte, beginnt die Rcihzeit der Wild- oder Stockenten. Daß man die Paarungswochen der WildentenReihzeit" nennt, Hot seinen Grund in der Gewohnheit der Erpel, die einer hinter den anderen gereiht, der Ente nachfliegen. Die Erpel sind überhaupt besonders liebestoll, begnügen sich auch keineswegs mit einem Weibchen und »erfolgen die Eillen sehr hartnäckig. Trotz Kälte und Wintersnot erwacht auch in manchen Fischen in dieser Zeit der Paarungstrieb. Im Dezember, oft auch schon früher, beginnt für dies« Fische ein völlig verändertes Wesen. Zu- nächst vergeht ihnen der Appetit, gleichzeitig verlieren sie ihre charakteristische Kampflust, selbst die Scheu vor dem Menschen ver- mindert sich, so daß man Forellen während ihrer Laichzeit bis- wellen mit der Hand sangen kann. Auch die Blaufelchen wie über- Haupt alle dem Lachs verwandten Fische äußern zur Zell   der gegenseitigen Annäherung nicht die mindeste Freßlust. Die Paarung geht dann in ganz eigenartiger Weife vor sich. Die Pärchen springen, dicht aneinander gedrängt, meterhoch aus dem Wasser heraus und geben gleichzeitig Rogen und Milch von sich. Carl Voigt, der be- kannte Zoologe, der diesen Vorgang am Reueickurger See beobach- tete, fügt hinzu, daß das blitzschnelle Emporschießen der silber- glänzenden Tier« besonders in mondhellen Nächten ein höchst eigen- tümliches Schaufpiei bietet. M. A. von Lütgendorff.
Womödien im S&oo Bei den mehr oder weniger freundschaftlichen Beziehungen, die sich zwischen den Besuchern und den Tieren im Zoo entwickeln, ist es nicht immer derHerr der Schöpfung", der feinem Namen Ehre macht. Er läßt es nicht selten an Verständnis für das Wesen des vierfüßigcn Bnrders" fehlen, und so bedarf er dringend der Aus- klnrung, die ihm die neuen vortresilichen Tierbücher bieten. Dazu gehört auch das soeben bei E. Haberland in Leipzig   er- schienen« WerkErlebnisse mit wilden Tieren" von Dr. Alexander Sokolowsty, das aus einer reichen Erfahrung hauptsächlich im Hogenbecksehen Tierpark und im Hamburger Zoologischen Garten ent standen ist. Der Lersasser erzählt so manche Komödie, die er im Zoo zwischen Tier und Mensch beobachtet hat. Besonders umlagert ist ja stets das Gehege der Giraffen, und an einembilligen Sonntag" standen viele Besucher eng nneinaudergedrückt vor dem hohen Gitter, hinter dem die imposairten Geschöpfe majestätisch dahinwandelten. Daninter befand sich auch eine gut gekleidete Dame in mittleren Jahren, die nach der damaligen Mode auf ihrem Hut einen kleinenbotanischen Garten" mitsührte. Die eine Giraffe liebäugelte schon längere Zeit mit der Augenweide, die ihr der Hill bot: sie beugt« ihren langen Hals über das Gitter und beschaute sich die verlockende Pslanzenpracht. Di« Zuschauer guckten bewundernd empor und priesen das schöne Auge des Tieres: sie hatten aber nicht mit seiner langen Zunge gerechnet: diese schlüpfte plötzlich aus dem Maule, faßte geschickt den Blumenstrauß aus dem Hut der Dame und hob mit diesen zugleich ihren falschen Zopf in die 5iöhc. An komischen Szenen fehlt es auch nicht bei den Lachas, die ja die Eigenart haben, zu spucken. Gar mancher, der sie neckt, erhält eine gehörige Ladung ins Gesicht, und es geschieht diesen Störenfneden ganz recht. Leid tun kann einem aber ein Liebespaar, das nichts Böses ahnt und, dem Gehege zu nahe gekommen, plötzlich mit einer abkühlenden Dusche überschüttet wird. Eine kluge Art» sich für er- litten« Unbilden zu rächen, hatte ein riesiger Bärenpovian im Ham­burger Zoo herausgesunden. In seinem Käfig besaud sich ein kleines Wasscrbassin, in das der Affe, wenn er geneckt wurde, oft- mals hineinpatschte, so daß das ZLasser nach allen Seiten heraus- spritzte. Die Zuschauer stoben dann kreischend auseinander. Dos hatte sich der Pavian wohl gemerkt und sprang mit kühnem Sprung, wenn er geneckt wurde, in das Wasser hinein, so daß seine Störer jedesmal ausgiebig naß wurden. Ein prächtiger Makace im Berliner  Zoo, namens Julius, genoß die besondere Gunst des Publikums, das dem Affen allerlei Leckerbissen brachte und es dabei auch an Neckereien nicht fehlen ließ. Das bracht« Julius in begreifliche Wut: er zeigte sein surelstbares Gebiß, rüttelte an den Gittcrstäben und schleuderte seinen Widersachern Sand ins Gesicht. Die Ruhestörer aber riefen immer weiterJulius", und schließlich war für den Assen di« flleckerei so eng mit der Namennenirung verbunden, daß er jeden Besucher, derJulius" rief, eine gehörige Portion Sand ins Gesicht warf. Ahnungslose, denen geraten wurde, den Namen des Asien   zu nisen, erlebten dadurch manch böse Ucbcrraschung.
As« Gehirn- eine S&eHung Der berühmte englische   Anatom Sir Arthur Keith   hat kür. stich ftt einem Bortrag über die Ergebnisse der modernsten Gehirn- sorschung«inen eigenartigen Vergleich durchgeführt, um die'Arbeit dieses am höchsten entwickelten menschlichen Organs zu veran­schaulichen. Er verglich die Organisation des Gehirns im mensch­lichen Organismus mit dem Apparat einer modernen Zeitung.Ver setzen wir uns in eine Zeiwngsrednktlon." sagte er.Nachrichten aus den verschiedensten Gegenden strömen hier zusammen und ge- langen ihrem Inhalt nach in einzelne Abteilungen, die der aus- wältigen Politik, der Innenpolittk, 5)andel, Sport, Mode usw. ge- widmet sind. Während der Zeit, in der die Nachrichten hinlaufen, und der Zeit, in der sie in den Händen der Drucker zumAusdruck" gelangen, wird viele redaktionelle Arbeit geleistet. Die Nachrichten können all sein oder uninteressant oder gefährlich: sie werden ge prüft, in di« rechte Fonn gebracht und eingerichtet. Ein Teil der Redaktion leitet die ganze Arbeit der Zeitung und bereitet Stoff für später« Ausgaben vor. Die Organisation des menschliche» Ge­hirns ist ganz äijnlichcr Art. Der wichtigste Vorgang im Laufe der Entwicklung des tierischen Gehirns war der, daß die redaktionelle Tätigkeit nicht weiter ausgebildet wurde. Erst im menschlichen Ge- Hirn hat die«igenllicheRedaktion der Nachrichten" eingesetzt. Ws die Meldungen, die dem Gehirn von ollen Seiten zuströmten, immer zahlreicher und verschiedenartiger wurden, da wurde»e geistige Arbeit der Redaktion ausgebildet. Bei den niederen Säugetieren war die Gehirnsubstanz fast nur eingerichtet für di« Krä.ec, die die Ncul)richtc» aufnahmen und sie in der Druckerei verbreiteten. Aber als das Gehirn im Laufe der Entwicklung eine immer höher« Orga- miatton erhielt, da wurde die Redattionsardeit immer wichtiger.