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dente gar nicht daran, hier als Minister zu allen literarischen Mei­nungsäußerungen in der Partei Stellung zu nehmen. Aber der Parteitag in Magdeburg wird ein Ergebnis zeitigen, das der Sozialdemokratischen Partei und dem Vaterland nügen wird( Lebhafte Zustimmung bei den Sozialdemokraten.)

Mit besonderer Entrüstung hat Graf Garnier von der Auf. lösung der Gutsbezirte gesprochen. Wir haben in der Tar mit diesem feudalen mittelalterlichen Gerümpel in fürzester Zert aufgeräumt.( Große Unruhe rechts.) Ja, bilden Sie sich denn ein, daß ich Sie mit Sammethandschuhen anfassen werde? Dazu tenne ich Sie viel zu gut.( Lebhafter Beifall bei den Soz.) Von Land­gemeinden und Bauernverbänden habe ich gerade in dieser Sache viele Dantschreiben bekommen. Die Klagen des Grafen Garnier über die Polizei nehme ich nicht sehr ernst. Früher haben die Herren Konservativen von der Polizei nur nichts gemerkt Jetzt sind auch sie gelegentlich Objekt der Polizei und spucen die staat: liche Macht, von der sie früher nur Ruznießer waren.( Sehr gut! bei den Soz.) Graf Garnier hat mich eindringlich ermahnt, die alte Kultur im deutschen Often zu wahren. Wenn er damit die rück fichtslose unterbrüdung, die absolute Herrschaft der Gutsbesiger, die Untertänigteit der Landarbeiter und die Landflucht der Bauern meint, dann danke ich für diese elte Kultur!( Ein Deutschynationaler ruft: Das wagen Sie zu sagen? Schallende Heiterfeit.) Der Minister spricht weiter.

Zu Beginn der Dienstagssigung hatte Abg. Jürgenson namens der sozialdemokratischen Fraktion die Erklärung abgegeben, daß sie im Einvernehmen mit dem Vorstand des Deutschen Land­arbeiterverbandes alle Anträge über die Lohnper­hältnisse der Forstarbeiter ablehnen wird, da es Aufgabe der Tarifvertragspartner fei, die notwendigen Aenderungen der tariflichen Bestimmungen herbeizuführen.

Bayern entschuldigt sich. Der preußische Gesandte geht zurüd.

Der Amtliche Preußische Pressedienst teilt mit: Der bayerische Gesandte in Berlin Dr. v. Preger erschien am Montag nachmittag bei dem preußischen Ministerpräsidenten Dr. Braun. Der Gesandte sprach dem Ministerpräsidenten das Be­dauern der bayerischen Regierung über den bekannten Münchener Vorfall und über die für die Kritik gewählte Form aus. Der preußische Gesandte in München , Dr. Dent, verläßt heute, Dienstag, Berlin , um sich wieder auf seinen Münchener Poffen zu begeben.

Bestellte Arbeit.

3m Lande wird deutschnationale Entrüftung fabriziert. Wir haben gestern bereits auf die fünstliche Aufregung hingewiesen, die in gewissen Organen der Rechtspresse vorgespiegelt wird. Gegenstand dieser künstlichen Mache sind Aeußerungen, die in einer Sonderausgabe des linkssozialistischen Klassentamps" stehen und sich mit dem Wehrprogramm beschäftigen. Sie sollen angeblich den ,, Landesverrat" zum Prinzip erheben.

Die trampfhaften Bemühungen, eine Landesverratspsychose her­vorzurufen oder vorzuspiegeln, gehen auf die Pressestelle der Hugenberg Partei zurüd. Vor uns liegen die offiziellen Mitteilungen der Deutschnationalen Bolts par tei", als deren Herausgeber und Schriftleiter die Pressestelle der Deutschnationalen Partei, Berlin - Reichstag , zeichnet. Die Ausgabe Dom 5. Februar bringt einen Aufsatz mit den Titel ,, Parole: Landes­verrat! Von Hans Brosius." Fußnote besonders angewiesen:

Der Artikel wird durch folgende

Wir bitten dringend um fofortige Aufnahme dieses Artikels, der für die weitere politische Entwicklung von entscheidender Be­deutung sein wird.( Belege erbeten an: Pressestelle der Deutsch­ nationalen Volkspartei , Berlin N 7, Friedrich- Ebert- Str. 29.) NW

Damit ist für jedermann klar zu erkennen, was ohnehin nahelag, daß die reichsverbändlerische 3itatverwendung feinen anderen Zwed hat, als politische Bedeutung" zu gewinnen. Der persönliche Appell an Groener, Hindenburg und die Führer der bürgerlichen Koalitionsparteien war nicht einmal mehr nötig. Man hätte es auch so gemerkt, daß die Hugenberg - Leute sich bei den Koalitionsverhandlungen mausig machen wollen.

Das Landesverratsgefchrei zieht aber nicht mehr. Man muß sich schon andere Parolen heraussuchen, als diese. Im übrigen zeigen die Beschlüsse unserer Parteitage jedem, der sehen will, welche Stellung die Sozialdemokratie zum Staate einnimmt. Auch der Magdeburger Parteitag wird diese Stellungnahme unterstreichen. Bis dahin mag Hugenberg warten.

Das Urteil im Erdelyi- Prozeß. Lebenslängliche Zuchthausstrafe verkündet.

3m Gaffenmordprozeß Erdelni wurde heufe morgen das Urteil verkündet. Bela Erdelyi wurde zu lebens­länglichem Zuchthaus verurteilt.

Nach monatelangen Verhandlungen ist der Budapester Gatten­mordprozeß gegen Erdelyi, der in der Gesellschaft der ungarischen Hauptstadt jahrelang eine große Rolle spielte, zu Ende gegangen. Erdelyi war mit der Sängerin Anny Forgacz verheiratet. Er befand sich in Milstedt( Deutschösterreich) mit feiner Frau zur Kur und soll diese von einer Anhöhe in der Nähe des Dertchens, der sogenannten Kanzel", heruntergestoßen haben. Die Verlegungen der Künstlerin waren nicht schwer, doch mußte sie sich zu Bett legen. Einem Arzte gegenüber sagte sie aus, sie hätte das bestimmte Gefühl gehabt, durch ihren Mann in die Tiefe geschleudert worden zu sein. Nach längerem Bitten gab der Milstetter Arzt Er­delni 15 Tabletten Veronal, um seine Schlaflosigkeit und Nervosität zu bannen. Wenige Tage darauf war Frau Erdelyi tot. Das Gericht nimmt an, daß Erdelni seiner Frau die starke Dosis Beronal eingeflößt und sie dann mit einem Schal erwürgt hat. Frau Erdelyi hatte dem Arzt gegenüber immer ihre Ab­neigung gegenüber starten Medikamenten betont. Erdelyi hatte nach der Ansicht des Staatsanwalts und der Sachverständigen den Schal vorher in Wasser gelegt, um ihn dann als Strid zum Erwürgen feiner Ehefrau zu benutzen. Frau Erdelyis Gesundheitszustand war am Tage vor ihrem Tode vom Arzt als friedigend befunden worden.

Das Schweigen um, 3mmertreu"

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Zurückhaltende Aussagen und neue Anklagen.

Die Verteidigung bemüht sich, durch endloses Befragen der| bei den Gastwirten und Geschäftsleuten in der Gegend den schlech Zeugen die Behauptung des Eröffnungsbeschlusses zu erschüttern, testen Ruf haben. Sie gingen in die Geschäfte, bettellen, stänkerten daß die Angeklagten am Tatort anwesend waren. Es soll auch und belästigten das Publikum. 3euge: Das tann man grund nicht richtig sein, daß sie auf der Straße eine Menschenmenge zusätzlich nicht sagen. Wenn sie betrunken sind und in Schlägereien jammengelockt hatten der zur Last gelegte Landfriedensbruch geraten, sind sie allerdings auch nicht die besten.( Heiterkeit.) Vor­fann also, so meint die Verteidigung, nicht aufrechterhalten werden. fißender: Und was ist mit Immertreu"? 3euge: Ich bin Man verlangt von den jungen Zimmergesellen, daß sie sich an jede erst seit einem halben Jahr in dem Revier und habe über Immer­Einzelheit mit größter Genauigkeit erinnern. Wie immer bei treu" noch nicht viel erfahren. Gelegentlich habe ich den Namen Schlägereien, war dies aber vollkommen unmöglich. So erklärt ez gehört und von einigen Beamten Mitteilungen er­sich, daß die Zimmergesellen jetzt manches von dem, was sie früher halten, die aber vertraulich sind, so daß ich darüber ausgesagt haben, nicht aufrecht erhalten können. Der Wortführer teine Angaben machen darf. Rechtsanwalt Dr. Frey: Der Zeuge der Angeklagten ist der zweite Immertreu"-Borsitzende Leib. Er hat gefagt, daß die Zimmerleute ihm nur angegeben hätten, fie feien straft die Zeugen Lügen und führt dabei regelrechtes Theater auf in und vor dem Lokal angerempelt und belästigt worden. Heute Die Verteidigung erklärt mit erhobener Stimme, sie würde durch behaupten fie aber, sie seien halb tot geschlagen worden. Befragung von Zeugen den Nachweis für die Unwahrheit der Aus- trupps von Jmmertreu" hätten sie bedroht, aus dem Lokal heraus. sagen führen und muß erleben, daß die Angeklagten sie auf den gezogen, mit Eisenstangen geschlagen und ihnen entsegliche Ber­Leim geführt haben. Man hält dem Altgesellen Ulmer feine letzungen zugefügt. Wie erklärt sich der Zeuge diesen Widerspruch? frühere Aussage vor und es stellt sich heraus, daß das, was er 3euge: Herr Rechtsanwalt, Sie vergeffen, daß noch eine zweite laut Erklärung und selbst des Borsitzenden gesagt haben soll, über- Schlägerei gewesen ist. Rechtsanwalt Dr. Frey: Auch von dem haupt nicht in dem Protokoll steht. Wer kennt schließlich die ersten Borfall behauptet man das jetzt. Staatsanwaltschaftsrat Aften. Die Verhandlung droht sich ins Uferlose zu verlieren. 3immermann: Da ist ja Schulnies niedergeschlagen worden. Rechtsanwalt Dr. Frey: Das alles hat man Ihnen aber nicht erzählt? 3euge: Nein,

Der zweite Verhandlungstag.

Bei unvermindert startem Andrange des Publikums wurde heute früh die Verhandlung gegn die neun ,, 3mmertreu"-Leute im fleinen Schwurgerichtssaal durch Amtsgerichtsrat Sponer fort. gesezt. Dank der starten Bewachung und der Schuhmaßregeln im Gerichtsgebäude und im Saal, sowie in der ganzen Umgebung des Kriminalgerichts sind bisher keine Störungen und Zusammenstöße vorgekommen, auch auf der Straße herrscht heute feinerlei Menschen­ansammlung.

Amtsgerichtsrat Sponer teilte mit, daß gestern nach Schluß der Verhandlung der vernommene Klosterkeller"-Wirt Bach an das Gericht herangetreten sei und sich dahin geäußert hätte: Er tönne nicht mehr aussagen, weil er Bedenken geschäft­nicht mehr aussagen, weil er Bedenfen geschäft licher Art habe. Der Vorsitzende fügte zu dieser Bemerkung hinzu: Das ganze Gericht hat bis jetzt den Eindruck gewonnen, daß fämtliche Zeugen mit der Wahrheit zurückhalten. Ich glaube, daß die Verteidigung denselben Eindruck gewonnen haben wird.( 3u stimmung aus der Berteidigerbank. Große Bewegung.) Darauf wurde die Zeugenvernehmung fortgesetzt und als erster Zeuge des heutigen Tages

Polizeihauptmann Rottmann

sich die Straßenschlachten abgespielt haben, aufgerufen. Hauptmann der Borsteher des Reviers am Schlesischen Bahnhof , in dessen Bezirk Rottmann befundete: Ich bin etwa um 11 Uhr an den Ort des ersten Zusammenstoßes, der schon vorüber war, gerufen worden. In dem Lokal Breslauer Str. 1 waren 20 bis 25 Zimmerleute. Auf der Straße war eine größere Menschenmenge, die ich im Gegensatz zu denen in ,, Kluft" befindlichen Zimmerleuten als 3ivilisten" be­Beichnen möchte. Die Zivilisten waren sehr aufgeregt. Das Ganze machte einen betruntenen Einbrud. Es war Sonnabend geströmt. Spuren einer Schlägerei waren nicht zu finden. Es waren und die Leute waren aus verschiedenen Lokalen der Umgegend heraus­standen einige Leute, die hineinschimpften und auf Befragen be weder Tote, noch Verwundete auf der Straße. Vor dem Zunftiokal haupteten, daß die Straßenpassanten aus dem Lokal heraus von den

3immerleuten überfallen worden seien. Mehr war aber nicht heraus zubekommen. Die Zivilisten wichen allen Fragen aus, weil sie mit der Polizei nichts zu tun haben wollten. Nur ein Mann machte nähere Angaben. Er sagte aus, er sei von einem Zimmermann ge= schlagen worden. Er bezeichnete mir auch diesen Zimmermann, namens Benz, den ich zum Revier schaffen ließ, sagte dem Angeber dann aber, daß er auch mit müsse. Da wollte er mit einemmal nichts mehr gesagt haben. Ich ließ ihn aber auch zum Revier schaffen. Ich ging dann in das Lofalder 3immerleute. Diese wollten überhaupt nichts jagen. Sie murmelten etwas, daß fie Zimmerleute war, daß ich erst durch einen Polizeibeamten erfuhr, angerempelt worden seien. Bezeichnend für die Stimmung der daß ein Zimmermann schwer verletzt worden sei und von seinen ich nicht. Mir hatte man davon nichts gesagt. Ich ließ den Mann, Kameraden im Lotal verborgen gehalten werde, ob absichtlich, weiß Schulnies, der eine Verlegung am Munde hatte, im Auto ins Krankenhaus schaffen. Es war von den Zimmerleuten auch nicht herauszubekommen, wer geschlagen hatte. Unsere Gegend ist nicht die beste. Die 3 immerleute stehen in teinem schlechten Ruf. Sie machten an dem Abend auf mich einen nüchternen Ein­druck, während die Leute auf der Straße teilweise angetrunken waren. Borsigender: Gestern ist gesagt worden, daß die Zimmerleute

Das Martyrium einer Frau. Zwischen den Mühlsteinen der Instanzen.

Das Martyrium der Heimarbeiterin S. 3erfällt in zwei Abschnitte. Der eine enthält die Tragödie der Ehefrau; der zweite die Seelenqualen der Mutter.

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Die Zimmerleute waren durchaus verstockt.

Ich habe auch den Wirt gefragt, aber nur nebenbei. Der Mann machte einen hilflosen Eindruck. Ich habe ihn aufgefordert, auf die Bimmergefellen einzuwirken, sich ruhig zu verhalten, da es dicke Luft zu sein scheine. Der nächste Zeuge, der Zimmergeselle Benz. gab eine wesentlich andere Darstellung dieses Vorganges. Als er turze Zeit im Lokal saß, tamen sieben bis acht Herren herein, die er wegen ihrer feierlichen Kleidung für Hochzeitsgäste hielt. Er schlief dann ein, weil er den ganzen Tag gearbeitet hatte und wachte erst auf, als ihm ein Stuhlbein an den Kopf flog. Er hörte von draußen Hilfe" schreien und sah dann, wie auf der Straße ungefähr 15 bis 20 Mann die Fensterscheiben einschlugen und vier seiner Kameraden verprügelten. Als einer auf einen Kameraden mit einer Eisenstange losschlug, sprang er dazu und schlug den Angreifer mit der flachen Hand nieder. Auch auf ihn wurde sofori mit Billardstöcken und Eisenstangen losgegangen und als einer schoß, rüdte er aus und holte Polizei. Bei diesem Tumult erfaßte er die Angeklagten Leib, Biergat und Las. Las rief ihm zu: Wenn ich einen Revolver hätte, würde ich Dich niederschießen.

Ein anderer rief mitten im Getümmel:

" Ruft doch den Ring" an."

Der Zeuge bezeichnet Leib als denjenigen, der mit der Eisenstance losgeschlagen hatte. Von den weiteren Vorfällen weiß er nicht, da er mit auf die Polizeiwache gegangen war. Der Angeklagte Leib springt auf und ruft: Der Zeuge Benz hat in allem grch gelogen. Es ist doch erwiesen, daß beim ersten Male weder Fen­fter eingeschlagen, noch Schüsse abgegeben wurden. Gegen Leute wie Sie, Herr Benz, nehme ich feine Stange, sondern er­ledige ich vier auf einmal mit der flachen Hand, Gerade Sie fingen an zu schlagen, als ich dem Altgesellen Ulmer gegenüberstand und die Aufgeregten beruhigen wollte. Als ich nah der Adresse des Messerstechers Schulnies fragte, stand ich euch fün­

zehn Leuten ohne Waffe gegenüber und da war dieser Zeuge der erste, der eine Stange schwang mit den Worten: Hier hast du die Antwort!" Der Zeuge schildert dann, daß ein Altgeselle ihn mit einem Brief an den Vorsitzenden gesandt hatte. Dieser Brief lautete: Als Altgeselle der Zimmerleute bitte ich Euch, die Feindselig. teiten einzustellen. Ich habe bei den schwarzen Zimmer­leuten" nachgeforscht, feiner wollte Euch etwas tun. Es muß also eine Verwechslung gewesen sein. Allerdings gibt es hier noch eine Zunft mit blauen Schlipsen. Wenn Ihr wollt, tann ich Euch eventuell darüber Aufklärung verfchaffen. Darauf antwortete der ich, daß von unserer Seite alle Feindseligkeiten eingestellt sind." erste Borsigende von Immertreu" wie folgt: Hiermit bestätige Der Vorsitzende bemerkt, daß anschließend an diese Verhandlungen zwischen den beiden Parteien wohl auch

ein Waffenftillstand in bezug auf die Aussagen vor Gericht ab­gefchloffen sein müßte.

Anders wäre das ständige Nichtwissen der Zeugen vor Gericht nicht zu erklären. Benz bestreitet, daß irgendwelche Vereinbarungen vor dem Sigungssaal getroffen worden sind. Während dieser Ver­nehmungen stand Rechtsanwalt Frey auf und teilte dem Gericht mit, daß Malchin im Krankenhaus gestorben ist.

diejenige der Mutter. Wirklichkeit wird hier zum Film; die Heimarbeiterin gerät zwischen die Mühlsteine der Instanzen. Der Bater holte den Jungen heimlich von der Mutter aus der Schule. Die Bedauernswerte erreichte am 15. Oftober 1926, daß das Kind ihr zugesprochen wurde. Der Vater gab es nicht heraus. nicht heraus. In Begleitung einer Freundin lauerte es die Mutter in Treptow auf, als es von der Freundin des Mannes aus der Schule geholt wurde, riß es an sich und eilte mit ihm auf der Straßenbahn davon. Dem Bater gelang es aber beim Landgericht eine neue Verfügung zu seinen Gunsten durchzusehen. Jezt gab die Mutter das Kind nicht heraus. Sie brachte es zu ihrem Bruder nach außerhalb. Dieser versteckte es bei seiner Schwester; von hier fam es zu einer Freundin der Schwester und geriet von da in die Hände des Baters, der den Gerichtsvollzieher in Bewegung gesetzt hatte. Die Mutter wurde zum Offenbarungseid geladen; sie erschien nicht. Sie wurde vorgeführt und mußte den Aufenthalt ihres Kindes angeben: es befinde sich bei ihrem Bater, sagte sie. In Wirklichkeit war es beim Bruder. Sie hatte falsch ge schworen. Sie sagte später, fie habe geglaubt, der Knabe befinde sich beim Bater, da sie mit dem Bruder verabredet hatte, sobald Gefahr im Verzug sein würde, ihn dahin zu bringen.

Eine der üblichen Kriegsehen. Das Ende des Völkerschlachtens wurde aber für die Frau der Anfang ihrer Lebens tragödie. Sie folgte dem Mann nach Berlin . Daß er da zu trinken begann, war noch halb so schlimm; unerträglich wurden seine Mißhandlungen. Er schlug sein Weib, als sie mit ihrem zweiten Kinde schwanger ging, in einer Weise ,. daß ihn der Arzt mit Zuchthaus drohte; er mißhandelte es bis aufs Blut kurz nach der Entbindung. Als er es einmal gar zu toll trieb, verließ die Frau mit den beiden Kleinen das Haus; der Mann holte sie zurück. Im Jahre 1920 schaffte er sich eine Geliebte an eine verheiratete und mehrfach vorbestrafte Frau. Jetzt wollte er von seiner eigenen nichts mehr wissen; er verfagte ihr selbst das Wirtschaftsgeld: sie möge sich auf der Straße welches verdienen. Dann zog er ganz zu der fremden Frau, die ihm ein Kind gebar. Die Heimarbeiterin, die schon seit Monaten sich und die Kinder durch ihrer Hände Arbeit ernährte, reichte die Ehescheidungstlage ein. Der Mann verweigerte seine Unterschrift zum Armenatteft. So mußte die Klage ruhen. Mehr Erfolg hatte die Frau in der Unterhaltsflage, 5 Mart pro Woche sollte er für sie, 8 Mart für die Kinder zahlen; das tat er nur ein Jahr lang, bis zum 1. Sep­tember 1925. Im August desselben Jahres reichte aber der Mann die Ehescheidungstlage ein. Die Frau ersuchte das Gericht um Stellung eines Anwalts wieder hintertrieb der Mann das Armen recht. Sie wurde in ihrer Abwesenheit geschieden, die Schuldverheiratet, also gewissermaßen Bigami ft. ihr zugesprochen. Beim Kammergericht erwirkte der Bater eine einstweilige Verfügung, durch die er den älteren Sohn bei sich behalten durfte. Damit beginnt der zweite Teil der Tragödie,

Erbelni zeigte während der Berhandlung eine 3nnische So mußte die Klage ruhen. Mehr Erfolg hatte die Frau in der Ruhe und nahm auch das Urteil ruhig auf.

Wetterbericht der öffentlichen Wetterdienststelle Berlin und Um­gegend.( Nachor. verb.) Beitweise wolkig oder nebelig. Fort­Bauerno falt. Schwache Luftbewegung. Für Deutschland : Im Nordosten wieder Aufheiterung und Verschärfung des Frostes. An der Nordseeküste nur gelinber Frost, sonst überall Fortdauer der herrschenden Kälte. In Mittel- und Norddeutschland Bewölkungs­zunahme.

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So stand sie vor Gericht megen fahrlässigen Faljch. eibes und wegen Kindesentführung. Der Mann hatte fofort nach der Chefcheidung, am 25. September 1926, feine Ge liebte geheiratet. Frau S. hatte aber beim Landgericht die Wieder einsehung ihres Ehescheidungsverfahrens in den früheren Stand be­antragt, ließ sich von dem abschlägigen Bescheid nicht irremachen, und feste fich beim Reichsgericht durch. Das Urteil des Landgerichts war fomit nichtig, ihre Ehe nicht geschieden; fie galt noch immer als die Frau des Mannes, jener war aber bereits mit einer anderen Frau

Das Gericht verurteilte Frau S. wegen fahrlässigen Falscheides und Kindesentführung zu einem Monat Gefängnis unter 3ubilligung einer Bewährungsfrist.