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Nr. 6346. Jahrgang

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1. Beilage des Vorwärts

Bimmerleute in Not."

Die Billardstöcke der Zylinderleute.- 3mmertreus beschriebene Blätter.

Bei der weiteren Beweisaufnahme im Immertreu- Prozeß wurde nommen, der am Sonnabend in dem Lofal von Rauhut aushilft, auch der Maurer Seidler vernommen, der zu den Berin dem sich die Immertreu"-Beute nach der ersten Schlägerei ver­prügelten gehörte. Er ist aus der Herberge aus der Höchften fammelt hatten und wohin auch nach der Anklage in Autodroschten Etraße mit drei anderen mitgegangen, weil es hieß. man folle Staatsanwalt: Können Sie auf Ihren Eid nehmen, daß Sie die Hilfe gefonunen sein soll. Der Zeuge erinnert sich an nichts. den Zimmerleuten tommen, es sei aber nicht gefagt worden, meshalb. niemanden non den Angeklagten im Lokal gesehen haben? 3euge: Ich war an dem Abend anständig duhn und bin mitgegangen. Nein, ich fenne niemanden. Ich habe auch nicht wahrgenommen, ( Heiterfeit.) Unterwegs wurde gefagt, daß die Zimmerleute in Nat daß um Hilfe telphoniert worden ist. Belastet wurden die An­scien. Ich habe feinen Snippel mitgehabt. Von den anderen weiß geflagten Frante, Bietrzat, Losund 2eib. Las joll einem ich es nicht. Borf.: Als sie dann überfallen wurden und Dresche Beugen zugerufen haben: Cuch Saubande werden wir weiter Rache betamen, was haben Sie da gesagt? Zeuge: Da habe ich gar schwören. Ein Zeuge Krause schildert sehr drastisch, wie er zur nichts mehr gefagt.( Heiterfeit.) Borj.: Wieviel Mann gingen Tür hinausging und seinen Leuten zurief, fie follten feinen Schlag auf Sie los? 3euge: Wohl 100 Mann. So genau habe ich sie mehr tum, erst müsse er wissen, was gespielt würde. Er rief zu Leib nicht gezählt. Einige hatten 3ylinderhüte. Wir gingen zu hinüber: Seid ihr Bieh oder Mensch? Sagt mir gefälligst, was ihr zwei und zwei getrennt. Als nächster Zeuge erschien der 19jährige wollt. Angefl. Leib: Die Aussagen dieses Zeugen sind für mich Zimmergeselle Friedrich Huber, der inzwischen vom Gericht das von besonderer Wichtigkeit, denn er hat mich nicht mit einer Waffe Fahrgeld erhalten hatte und von Hamburg eingetroffen war. Als gesehen und zu einer Zeit, wo ich noch den Zeugen Benz geschlagen er den Eid leisten soll, erklärte er: Ich habe ja noch gar nichts haben soll, hat er sich noch unit mir unterhalten. Ich danke Ihnen gefagt. Borf.: Bir fönnen Sie auch nachher vereidigen. Trotzdem für Ihre Entlastung, Herr Beuge. Zeuge Krause: Dafür tann ich müssen Sie die Wahrheit jagen. 3euge: Selbstverständlich, aber nichts, ich muß sagen, was ich weiß. Borf. Sie haben ganz recht, erst will ich noch meinen Spruch tun.( heiterfeit.) Ich habe in dem aber mas sagt der Zeuge Benz zu Ihrer Aussage? Benz: Ich Lotal gesessen, als acht Leute hereintamen, die wie Barone aus­tamm nichts widerrufen. Alle die jungen Zeugen, die nacheinander fahen. Zum Teil hatten fie 3nlinderhüte, Smoking und Ladschuhe. vernommen werden, werden von der Verteidigung in ein idarjes Neben mir saß Schuinies, hinten in der Ede am Christbaum. Berhör wegen der präzisen Zeitangaben genommen. Immer wieder Da kommt einer von den Herren( der Zeuge weist auf den An- beschweren sich die Zeugen darüber. Einer rief dem Rechtsanwalt geklagten Leib) und sagt zu Schulnies: Sie gehen raus, Sie werden Fyrey zu: Nehmen Sie sich doch den Schmug aus den verhaftet. Er wurde zur Tür befördert und bekam einen Schlag Ohren, ich habe ja alles schon einmal gesagt. Der Vorsitzende gab auf den Kopf und wurde auf die Straße hinausgestoßen. Im Nu ihm einen Verweis und drohte ihm mit drei Tagen Haft. Darauf war die Schlägerei im Gange. Drinnen und draußen. forang der Zeuge Krause auf und tam seinem Kameraden zu Hilfe. Krauje:

Die acht Herren waren ein bißchen ausgestopit mit Blerjeideln, Billardflöden und Eisenstangen.

Auf die Frage, woher er das wisse, erklärte der Zeuge, daß er es schon im Lokal gesehen habe, daß ein Billardstod benutzt wurde, einen Stod habe er selbst nachher im Lofal vom Boden aufgehoben. Auf der Straße hatten die Herren dann Bierseidel, Billardstöcke und Gummitnüppel, auch Eisenstangen in der Hand. Aus der Luft können die doch nicht gekommen sein, auch auf der Straße tönnen fie fie nicht gefunden haben.

Auf Antrag eines Verteidigers wird trog beftigem Widerspruch des Staatsampalts der Haftbefehl gegen den Ange flagten Höhne aufgehoben, da der Verdacht der Ver­duntelung nicht mehr bestehe. Der nächste Zeuge war der Zimmer: gefelle Anton Behr. Er befundete, daß er, nachdem die erste Schlägerei vorbei war, ohne Ahnung, von den Borgängen von ber Langen Straße her auf dem Wege nach unserer ehrbaren Herberge" mar; mit einem Male hörte er rufen: Hurra, da ist wieder einer, baltet ihn fest, schlagt ihn tot! Etma 15 bis 16 Mann feien über ibn hergefallen und hätten ihn zu Boden geschlagen. Ich bin dann na Hause gefahren, habe die Zimmermannstluft ausgezogen und habe in Zivil mich unter die Menge gegenüber dem Zunftiotal ge nuscht. Die Vorgänge habe ich von dort beobachtet. Die Angeflogten Leib und Laserfenneid mit Bestimmt beit wieder. Sie haben sich an den Schlägereien beteiligt. Nach meiteren Zwischenfragen erklärt der Zeuge: Ich möchte das Gericht noch auf einen besonderen Umstand aufmerksam machen. Bar Be ginn der Schlägereien war ein Auto mit acht Mann nor unserer früheren Herberge vorgefahren und hatte sich erkundigt, ob das die Herberge der Hamburger Zimmerleute sei. Die ehemalige Herbergsnutter fragie, was sie wollten, und da wurde ihr geant mortet, daß sie fünf bis sechs Mann zur Arbeit brauchten. Sie mies die Herren nach der Breslauer Straße 1. Zu diesen Angaben mird der Zeuge Bach, der Wirt vom Klosterkeller", aufgerufen. Er gibt an, daß er sich erst in der alten Herberge der Zimmerleute er. hundigt habe, behauptet aber, daß in seinem Auto nur die beiden Mitglieder des Bereins Norden gewesen seien. Der Zeuge sucht dann zu rechtfertigen, welches Intereffe er an der Ermittlung des Weafferstechers gehabt habe.

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Die Herren Berteidiger nehmen einen einfachen Zimmermann, der nicht so akademisch gebildet ist wie sie, in ein derartiges Arenzverhör, daß man ganz verwirrt wird. Ein anderer Zeuge erklärt furz darauf, daß er bald genug habe und die Aussage weiter verweigern wird.

in Kellner, bei dem der Angeklagte Pietrzak den fraglichen bend verbracht hatte, erzählte, daß Bietrzaf eine Zeche von 30 M. gemacht hatte. Bori: Wie tommt diese Summe zusammen? 3euge: Der Angeklagte trant nur Kognat, und der kostet bei mir pro Glas 25 B. Bori: Das wären ja 80 Rognafs, das fann ja feinen Mensch trinken.( 3m Saale herricht eine so große Heiterfeit, daß der Vorsitzende erst sehr energisch Ruhe fordern muß.) 3euge: Allerdings hat der Angefgate für mehrere andere mitbezahlt, er ging ungefähr um 11 Uhr von mir weg.

Unter allgemeiner Spannung wurde der erste Borsitzende des Bereins, mmertreu", der Kelner Alfred Füllert, als Zeuge aufgerufen. Borf.: Was ist am nächsten Tage über die Beteiligung der Mitglieder an der Schlägerei gesprochen worden? 3euge: Es wurde mir gejagt, daß man, nur den Messerstecher verhaften faffen wollte. Ich bekam dann einen Brief von dem Altgefellen, wir möchten die Feindseligkeiten einstellen. Unser Verein hat nie gegen die Zimmerleute eine Feindschaft gehabt. Reibereien habe es mit Rimmerleuten, die mit Messern in die Lofale eindringen wollten, öfter gegeben, der Verein habe aber Schlägereien immer auf diplomatischem Wege" zu vermeiden gewußt. Bors.: Ist das richtig, daß ein bedrängter Verein den Ring" anruft und daß dann die anderen Vereine zu Hilfe eilen? Beuge: Der Ring" bat damit gar nichts zu tun. Ich habe mich erfundigt, und es ist an jenem Tage kein Verein angerufen worden. Berteidiger: Welchen Zwed verfolgt Ihr Berein? Zeuge: Sport und Gesellig feit zu pflegen.

Unsere Kollegen sind nicht unbeschriebene Blätter. Wir wollen fie von dem Wege des Berbrechens fernhalten.

Wo mir arbeiten, haben wir in den Lokalen für Ruhe und Ordnung 3 forgen und nie etwas mit der Polizei zu tun gehabt. Unser höchstes Ziel ist es, die Mitglieder wieder zu einem ordent lichen Reben zu führen. Borf.: Wird nun ein Mitglied, Ich kenne wie Wilhelm feine Parteien, sondern nur Gäste. das sich wieder strafbar macht, ausgeschlossen? Seuge: Nein, Die Zimmerleute machen gute Sechen, aber mit dem Berein" dari heute ist es schwer, im Leben durchzukommen. So find viele Wit ich es auch nicht verderben. Weiterhin wurde ein Zeuge verglieder, die in heimlichen Spielfius gearbeitet haben, bestraft worden.

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Der Aufruhr der

Achiefen Calm

Roman einer Revolution. Don Gerhart Herrmann Mostar

.Recht jeschicht en! Ammer von unsen Harzog brauchen mer das nich zu verlangen. For unfen Herzog fenn'n mer illuminiern!"

Hier trat Dehlte so nahe ans Fenster, daß man ihn fast gesehen hätte. Denn jetzt glitt das Gespräch zur dritten Bekanntmachung über: zu einer Aufforderung an die Bür gerschaft, als Ausdrud des Dankes an den Herzog für die Einberufung einer Bolfsvertretung zum 31. Juli heute, am 20. Juli, die Stadt zu illuminieren. Und diese Aufforderung war Dehltes eigentliches Berf. Die hatte er denn auch mit feinem Namen unterzeichnet.

Seine flinten Augen blidten die Straße auf und ab: richtig, es war einhalb acht Uhr, es wurde dämmrig, in den Fenstern begannen die Kergen feierlich aufzuflammen, und auch die Redenden von unten begaben sich in ihre Häuser, um zu illuminieren. Den Abnotaten hielt es nicht im Zim mer. Er stedte feinerfeits feine zwei Dugend Kerzen an und ging binunter und durch die Straßen, um die Sumination, feine Sllumination. au genießen. Mußte ihm die Regierung nicht dankbar fein? Hotte. nicht er eigentlich den Herzog ge rettet vor ähnlichen Erlebnissen wie die des Preußenfönigs? 9, es würde sich schon eine Gelegenheit finden, dem Ministe­rium das begreiflich zu machen.

Dehlles Hände rieben in einem unwahrscheinlichen Tempo, er ging eigentlich nicht, er schwebte, wie ein licht spendender Engel So fowebie er über die ebenfalls illu minierten Brüdenbögen hinweg auf den Markt hier aber stuzte er mit Füßen und Händen. Hier war ein Loch im Licht, ein schwarzes, störendes Loch. Dort, an der Kirche, hatte einer noch nicht illuminiert. Es war der Lohgarbar.

Calm

Infamer Jude, bachte der Advokat und schritt im

gleichen Moment mit verbindlichem Lächeln auf das Haus zu, entschlossen, einzutreten und den Besizer mit größter Höf­lichkeit an seine patriotische Pflicht zu gemahnen.

Aber er pochte vergeblich. Calm war nicht zu Haus. War gewiß am Schloßberg, wo er fich einsam zu ergehen pflegte. Mißmutig ging Dehlte weiter, die Breite Straße entlang. Die hellte sein Gesicht wieder auf. Dort strahlte Haus bei Haus. Der Bötchermeister Knicphade hatte fogar ein Faß aus Lichtern angebrannt.

Blöglich lauschte Dehlte gequält auf einen fernher drin= genden mirren Lärm. Er ging dem Geräusch nach, das die feftliche Stille empfindlich störte. Es tam von der Waldauer Buderfabrit, die gleich hinter der Stadt jenfelt des schmalen Angers breit im Dunkeln lastete. Nur Stallaternen schwelten aus den Verschlägen, die von den Arbeitern bewohnt wurden. Das schmutzige Bolt hatte natürlich wieder nicht illuminiert. Dehlke ging hinüber.

Vor dem Lor der Fabri! drängten sich murrende, schmale Arbeiter und freischende Arbeiterinnen, die Arme kampf­bereit in die Hüften gestemunt. Die Gruppe umfreifte in engem Bogen die vorhin verurteilte Frau Hampel, die stumm und blaß neben dem Wachtmeister Kühne stand.

,, Schämen Se sich denn niche?" schrieen die Weiber. Anne schwangere Frau ins Jefängnis zu bringen!" Der Wachtmeister zuckte die fetten Achseln. Befehl ist Befeht! Stehlt dach niche!"

Stehlen?" freischte es zurüd. Ihr Fett fönn'n mer doch nich fressen, wenn mer hunger han!"

Um cerr Sweejroschenbrot!"

Dehlle, von Natur alles andere als tapfer, war heute niel zu fehr von Würde geschwellt, un an eine Gefahr für feine Berson überhaupt zu denken. Er trat an den Bacht­meister heran.

Sie wollen die Frau verhaften?"

Ich muß es jo, Harr Dehlte. Ich habe Se doch nich verurteilt." Dehlke zuckte die Achseln gegen den Kreis. Der Herr Wachtmeister tann nicht anders handeln. Er wandte sich an die Verhaftete, die immer stumm stand und zitterte, in geflicten, schmuddligen Kleidern, eine trüb ins Jubelhell chlotternde, zerzauste Fahne der Armut. Ich will Ihnen gern helfen, wenn Sie Berufung einlegen wollen. Aber nor läufig müssen Sie gehen.-Ich will Ihnen umsonst helfen!"

Donnerstag. 7. Februar 1929

Deshalb können wir sie doch nicht ausschließen. Bors.: Wie halten Sie es mit den Zuhältern? 3 euge: Ueber diese Sache zu sprechen, ist heute schwer. Wenn jemand eine Frau liebt, tann ich ihm doch nicht verbieten, mit ihr zusammenzuleben. Das gehört auch in das Reich der Fabel, daß dabei soviel zu verdienen ist. Ich habe feinen Anlaß, die Mitglieder danach zu fragen.

Nach einigen meiteren Fragen an den Zeugen wurde er vereidigt und entlassen. Damit waren die bisher geladenen Zeugen fämtlich vernommen. Das Gericht entschied sich dahin, daß alle 3 eugen zu dereidigen seien und daß mur der 3immer­mann Schulnies und der Klosterfeller" Wirt Bach den entlassen. Heute, Donnerstag, nach Bernehmung der letzten un bereidigt bleiben. Die bisher vernommenen Zeugen mur­pier 3eugen, sollen die Plädoyers beginnen.

Absturz eines Berliner Freiballons. Die vier Zufaffen schwer verletzt.

Hamburg , 6. Februar.( Eigenbericht.) In der Nähe des schleswig - holsteinischen Dorfes Bennede er­eignete fidh am Mittwoch nachmittag ein schredliches Frei­ballon- Unglüd. Der Ballon der Deutschen Luftfahrtgesellschaft Graf Zeppelin, der am Bormittag mit vier Mann Bejahung in Berlin gestartet war, wurde zerrissen aufgefunden. Die vier Jufaffen entdeckte man blutübersträmt in Baumäften hängend. Sie halfen schmere Berletzungen davongetragen. Führer des verunglüften Ballons war ein Polizeihauptmann Oge, der auf der Fahrt die Prüfung als Freiballonführer ablegen wollte.

Gerüchte über den Bankraub. Keine Berhaftung.

Die Untersuchung, die die Kriminalpolizei zur Aufklärung des großen Bankraubes am Wittenbergplatz führt, haben zu den ver­schiedenartigsten Vermutungen Anlaß gegeben. Die Gerüchte, die van Berhaftungen sprechen, find in der Tat nur Gerüchte. Bisher ist niemand verhaftet worden. Unter den vielen ver­schiabenen Spuren, die verfolgt werden, war es wichtig, gewiſſe Differenzen in den Zeitangaben durch Bernehmung einzelner Ber­fonen zu klären. Zu diesen Zeugen gehört u. a. auch der Pförtner des Hauses. Da durch seine Befundungen noch nicht alle Wider­fprüche geklärt waren, so mußte er über Nacht auf dem Balizei­präsidium bleiben. Boraussichtlich aber werden die Vernehmungen bis zum Mittwochabend abgeschlossen sein und der Pförtner wieder enffaffen werden. Im Anschluß daran werden Arbeiter befragt mer­den, die im Hause und auf der Straße zu der kritischen Zeit mit Reparaturen beschäftigt waren.

Zur Feuersicherheit im Theater.

Eine Erklärung des Polizeipräsidenten. Der Polizeipräsident teilt mit:

In der Berliner Presse sind anf Grund von Ausführungen in der kommunalpolitischen Pressekonferenz Mitteilungen über die Feuersicherheit in den Berliner Theatern erschienen, die geeignet sind, die Bevölkerung auf höchste zu beunruhigen und den Eindruck hervorzurufen, als ob der Polzeipräsident es an der nötigen Umfsicht und Energie für die Schaffung feuersicherer Zustände in den Berliner Theatern habe fehlen laffen. Demgegenüber muß der Bolizeipräsident mit allem Rachdruck darauf hinweisen, daß die in der Presse erschienenen Darstellungen der Verhältnisse in den Berliner Theatern tatsächlich undrechtlich unzutreffend find. Seit vielen Jahren hat der Polizeipräsident syste­mattich alle Maßnahmen getroffen, die zur Siche­rung der Bevölkerung notwendig find. Bei allen diesen Sicherheitsforderungen hat er den wirtschaftlichen Interessen der Unternehmer nur dann Rechnung getragen, wenn die an erster Stelle stehende Sicherheit der Benölferung in feiner Weise beeinflußt wurde. Was die bevorstehende Schließung des Admirals

fezte er nach einiger Ueberwindung, hingerissen von sich selbst, hinzu.

Die Menge beruhigte sich brummend. Das war ja ein Advokat, der mußte das verstehen. Nur ein eima achtzehn­jähriges, mirrhaariges Mädchen mit breitem, fuochigem Körper trat schnell aus dem Kreis und faßte die Frau um die Hüfte. Ich lasse meine Schwester nich ins Jefängnis. Nee, nee, ich laffe fe niche! Ich jehe zu Stniephacken! Zu Kniephacen jehe iche!" schrie sie hysterisch.

Kniephate? Wie kam diese Arbeiterin zu dem Böttcher­meister Kniephacke? Dehlte jah sie wohlwollend an: sie war non fremdartigem, südländischem Typ mit dunklem Haar und großen, schwarzen Augen, und die Erregung stand ihr gut. Herr Kniephace tann Ihnen gar gar nichts helfen, Fräulein. Vertrauen Sie sich ruhig mir an." Leise flüsterte er dem Wachtmeister zu: Geben Sie bitte nicht durch die Straßen. Gehen Sie hinten herum. Es könnte die Feſt­

freude stören. Sie verstehen!"

..Ich jehe zu Kniephace! Kniephacke muß helfen!" schrie mieder die Achtzehnjährige. Sie wußte selbst nicht, warum fie glaubte, daß Kniephacke helfen könnte. Sie war zwei- dreimal mit ihm nachts drüben im Krumbholz zusammen gewesen, er hatte ihr nachher etwas Geld gegeben alle Mädchen von der Zuckerfabrik hielten es so mit den Bernburger Bürgers­föhnen. Mehr bestand nicht zwischen ihnen.

Ach, laß dach, Luise!" jagte die Frau müde und refi­gniert. Sie folgte bem Wachtmeister mit dem schweren, müh famen Gang der Schwangeren. Die Masse troch murrend ins Tor zurüd. Das Mädchen blieb railos stehen. Dehlte trat neben fie. Wir müssen zunächst mal die Bestätigung einer Hebamme haben, daß Ihre Schwefter fchwanger ist."

Aber das sieht mer doch, gab fie verblüfft aurüd. Dehlte zuckte die Achseln. Das Gericht braucht Unter­lagen. Er sah um sich: niemand mehr war in der Nähe. Seine Hunde begannen wieder, sich zu reiben. Run, wir werben bas fchon machen, mein kind. Wir werden morgen meiter darüber reben, nicht wahr? Es foll Sie nichts fosten. feines... Er fegte ihr den Arm um bie Taille.

Aber sie stieß ihm berb nor die Brust, so daß er stolperte und rüdwärts ins naffe Gras fiel. Nee, nee!" schrie sie ihn an. Ich sehe doch fimper zu Kniephacken! Ich meeß schonn, was Sie wollen, Sie alles Schwein! Ich jahe zu Kniephacke! Sie lief davon, mit schnellen, breiten Schritten, er hörte ihre Bantoffeln im Dunkeln verklappern...( Fortsegung folgt.)