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Ar. 65 46. Jahrgang

1. Beilage des VorwSris

Freitag- S. Februar 4929

Lampel in Not. Erziehungsdebatte in der Stadtverordnetenversammlung.

Vier Stunden wurde gestern in der Stadtverordneten- Versammlung üder die Frag« einer Reform der Für- sorgeerziehung geredet Ein Antrag der Kommunisten machte Reformoorschiäge und ein« Anfrage der Kommunisten wies hier auf die von Lampe ! in seinem BuchJungen inNof veröffent­lichten Anstaltsschildcrungen. Herr Lampel. dessen Buch den Kam- niunisten als Bsweismatcrial hatte dienen sollen, tam diesmal selber in Nor. Unsere Genossin Todenhagen entwarf von ihm und seinem wechseloollen Werdegang ein Bild, das vernichtend wirken inuhte. Ihm wird unter anderem nachgesagt, daß er in den ersten Iahren noch der Revolution eine eigenartige politische Angeber, und Enthüllertiitigteit betrieben habe. Wider Erwarten blieb derEntrüstungssturm' au», den man zu Lampels Verteidigung aus den Reihen der Kommunisten erwartet l-atte. Sie scheinen schon gewußt zu haben, daß mit ihrem Freund Lampel nicht alles stimmte. Uebngens rückten auch zwei Rednerinnen der Kommunisten merklich von Lampel ad. Die Kommunistin Frau R 0 s e n t h a l nannte sein Buch ein journalistisches Mach- werk, mit dem Gev» oerdient werden sollte. Daß«s des Lampel- Buches nicht erst bedurfte, das Landesjugendamt zu Verbesserungen in der Fürsorgeerziehung auszurufen, stellte Stadträtin Genossin Wcyl fest. * In einer Anfrage nahmen bi« Kommunisten Bezug auf das Lampetfch« Buch »Zuagev tu Ttol", das die Erlebnisse von Fürsorgezöglingen behandelt, und stellten sest, daß daringrauenhoste Auslände(n der städtischen Anstalt Struveshof ' geschildert wurden, und fragten, ob dem Magistrat der Inhalt des Buches bekannt fei und was er zu tun gedenkt, um die genannten schweren Mißstände abzuändern. Verbunden mit der Anfrage ist die zweite Beratung eines kommunistischen Antrages. der Reformen in der Fürsorgeerziehung oerlangt und außerdem eine Vorlage betreffend der Beteiligung des Staates an den Kosten der Fürsorgeerziehung. Frau Iossmann- Gwinner be- gründet« die Anfrage. Sie konnte es nicht über sich gewinnen,«ine sachliche Begründung zu geben, spickte vielmehr ihre Rede mit den bei den Kommunisten bekannten und immer wiederkehrenden An- griffen gegen di« Sozialdemokraten, insbesondere unsere Genossin Stadträtin Weyl, die Dezernentin für die Iugendsürsorg«. Roch einstündiger Redezeit kam Genossin Stidträtin Wey! als Mo- gistratsvertreterin zum Wort: Es bedurfte nicht der Anregungen der Kommunisten und Lampel, Buch, um di« städtische Verwaltung oorwört» zu treiben. Die früheren, nicht gerade erbaulichen Zustände tu den Erziehung»- anstatt«» sind längst beseitigt, soweit e» sich um städtisch« Anstalten handelte: soweit es staatliche Anstalten waren, sind die Jugendlichen der Stadt Berlin längst zurückgezogen. Die von Lampel geschil­derten Revolten sind in den- kirchlicher Verwaltung unterstehenden Erziehungsheime» vorgelommen. Das frühere System der Der-.. schickung gefährdeter Jugendlicher ist abgelöst durch die Methode, in. Fürsorgeerziehung nur jene Gefährdeten zu bringen, d> e s« d e r anderen Erziehung spotten. Leider sind viel« der Jugendlichen bereits sexuell belastet und von denjenigen, die nach einer Flucht wieder ergriffen werden, erweisen sich zwei Drittel ak» geschlechtskronk. Die Verantwortung für diese Jugend- lichen zu übernehmen fei sehr schwer. vi« Lampelschea Behauptungen seien sehr vorfichkig auszu­nehmen. diedichterische Freiheit' geht sehr«ettl Zu bedauern ist nur. daß im Buch alle Namen der Beteiligten genannt wurden, was nicht gerad« fördertich für ihr ferneres Fortkommen sein dürste. Festgestellt ist. daß bei den Revolten der Einfluß Außen- stehender matzgebend war und daß vieles, im Lichte der Für-

sorgeerziehung gesehen, anders aussieht. Zu bedauern ist. daß man Jugendliche, die im Ähralter stehen, solange sesthallen müsse, bis sie ausgelernt haben. Manche könnte» nach wenigen Monaten schon wieder entlassen werden. Es liegt nicht in der Absicht der städtischen Verwaltung, die Jungen als Lohndrücker in der Land- Virtschoft zu verwenden wie Frau Hofsmaim- Gwinner behauptet Hot. doch mußte festgestellt werden, daß die Jugendlichen durchaus arbeiten wollten. Genossin Weyl verwahrt« sich dagegen, daß die städtischen Er» ziehungsanstatten als Zuchthäuser und Folteranstatten bezeichnet wurden. Wenn man auch nicht die Hälfte von dem, wa» gegen die städtischen Anstalten vorgebracht wurde, ol» wahr gellen lassen darf, ist der Verwaltung jede ehrliche Bewegung von außen her angenehm. sBeifall.) Stadtverordneter Vrosesior Dr. hildebraudl(Dem.) bezeichnete das Lampelsche Buch als ein« Tendenzschrist, in der er sich als Feind jeglicher Fürsorgeerziehung, auch einer Erziehung im Sinn« kommunistischer Vorschläge, erwiesen habe. Weil Lampel kein Erzieher ist. hat er He Uebertreibnngen der Jungen nicht er­kannt. Der Redner erklärt« schließtich, daß Lampel selbst betont habe, Struweshof sei eine sehr gut geleitete An- st alt. und er begreife nicht, woraus die Kommunisten«in« Heß« gegen dies« Anstalt herleiten könnten! Für die sozialdemokratische Fraktion begann tvenossia Todenhagen mit der Feststellung, daß die Kommunistin Hossmann- Gwinner von Lampet und dieser von den Kommunisten abgerückt sei. Lampel sagt,«r habe mit seinen Enthüllungen gar nicht Struweshof gemeint, aber die Kommunisten nehmen sie zum Anlaß einer An- frage. Was ist denn nun richtig? Mit Lampel haben sich schon viele Behörden und Personen beschäftigen müssen, und was da heraus- gekommen ist, war vernichtend für Lampel. Die Rednerin führt dann über LampelsLebenslaus nach der Revolution Einzelheiten an. denen folgendes.zu entnehmen ist: 1919 war er Kommandeur eines TJanzerauto» der Regierungstruppen, 1920 großer Revolutionär, im solgenden Jahre Redakteur an der Thüringischen Landeszeitung', schließlich wütender Anlibolschewlst. Er trat bei der thüringischen Landespolizei ein, war strammer Repu- blikaner, Bekämpfer der Orgesch, Entdecker von vermeintlichen Wasfenlagern, die er in Massen fand! Schließlich wandelte sich Lampel in einen Spitzel für die Orgesch und in einen Kronzeugen rechtsradikaler Organisationen gegen die Republik . Er trat bei Reichsbehörden gegen dasrote Thüringen ' auf, wußte vonRoten Armeen' z» berichten und erreichte totsächlich«in Eingreifen des Reiches in Thüringen . Er ist als reis für den j öl bezeichnet worden, und ein medizinisches Gutachten stellt Der- anlagungen nach 8 175 fest und spricht von hochgradiger geistiger Minderwertigkeit. Und das sind die Kronzeugen der Kam- mumsten! Der Buch- und Dramenschreiber Lampel ist in seinen Erzeugnisien am Problem der Fürsorgeerziehung uordeigegongen. und zwar deshalb, well er vom Sruehungswesep und seinen Problemen keine blasse Ahnung hat. Für uns ist für die zu be- treuenden Jugendlichen das Beste gerade gut genug. Genossin Todenhagen trat für einen Antrag der sozialdemv» krotischen Fraktion ein, der ein Programm sur ein« Reihe Maßnahmen zur Reform der Fürsorgeerziehung bringt. Bei Lampel ist das Jugendamt der Stadt Berlin hinein- gefallen, in Zukunst wird man sich die Leute, die die städtischen Anstalten besuchen wollen, sehr genau ansehen müsien Am Schluß ihrer Ausführungen würdigt« Genossin Todenhagen die schwere Arbeit der Erzieher, die durch solche Aktionen, wie sie di« Kommunisten unternehmen, schwer leiden. Die nächst« Rednerin, Frau Rosenthal von der kommunistischen Fraktion, polemisiert ausschließlich gegen di« Sozialdemokratie. Die Debatte wurde um 9 Uhr vertagt.

Explosion bei Osram. Em gefährliches Wasserstofflager. Bei der Osramgesellschofl in der Ehren bergfkraße 9 er» eignete sich geslern nachmittag eine Explosion, durch die erheblicher Sachschaden angerichtet wurde. Arbeiter sind dabei wie durch ein Wunder nicht zu Schaden gekommen. Aus dem Lagerplatz der Firma Osram in der Ehrenbergstraße befindet sich u. a. ein großer Fachwerkschuppen, in dem standig etwa 120 bis 150 gefüllte Wasser st ofsslaschen lagen. In dem Vorraum des Schuppens waren gegen 15 Uhr Arbeiter mit dem Umfüllen der Flaschen, di« 40 Liter sasien, beschäftigt. Plötzlich erfolgte eine heftig« Detonation. Eine Wasserstoff- slasche war explodiert und eine meterlang« Stich- flamme schoß durch den Raum. Die Belegschaft erkonnte sofort die große Gefahr und verließ fluchtartig das brennende G«- bäud«. Es gelang allen, sich rechtzeitig in Sicherheit zu bringen. Die Werkfeuerwehr trat sofort in Tätigkeit, konnte ober allein de« gefährlichen Brandes nicht Herr werden. Auf den Alarm Besonderes' eilte die Feuerwehr unter Leitung de» Ober- brgnddirektors G e m p p mit mehreren Löschzügen an. W» die Wehren an der Brandstelle eintrafen, ertönten im Innern des brennenden Gebäudes 10 bis 12 heftige Explosionen. Durch den gewaltigen Luftdruck wurden eine Anzahl Fensterscheiben der Fabrikanlogen sowie der benachbarten Wohnhäuser in der Beymestraße zertrümmmert und die Bewohner in groß« Susregung versetzt. Zur Bekämpfung de» Brande» mußten sechs Schlauchleitungen großen Kalibers in Tätigkeit gesetzt werden. Ein angrenzen- de» Lagerhau», das eine Zeitlang stark gefährdet war und schon etwas in Mitleidenschaft gezogen war, tonnte gerettet werden. Unschuldslämmer in Moabii. Wie der Verteidiger die Immertrea-Leute sieht. Der.Lmmertteu'.Prvzeß konnte gestern noch nicht zu Ende geführt werden. Als erster Verteidiger der angeklagtenJnrmertreu"- Leute erhielt Rechtsanwalt Dr. Alsberg das Wort. Der Staats­anwalt. führte er aus, habe für die Zimmerleute nur Eritschuldi- gungsgründe, an dem VereinImmertreu' hat er dagegen kein gutes Haar gelassen. Wir müssen uns ober von der Idee ablösen, daß hier darüber zu entscheiden ist, ob die Mitglieder vonImmer- treu' ihr ganzes Leben lang belastet erscheinen, weil sie früher einmal nicht immer eine reine Weste gehabt haben. Es ist un- sinnig, anzunehmen.daß in dem Verein gewissermaßen Verbrechen ausgebrütet werden, und daß man«nischlossen ist, für eine einem Mitglied angetanen« Unbill geschlossen Rache'zu üben. Im VereinImmertreu' herrscht eine kleinbürgerliche RomaMik vor. Bei ber Verlesung der V o r st r a f e n hat sich er­geben. daßsiezumTeilweitzurückliegen, und daß es sich zum Teil um Bagatellsachen handelt. E» ist unvevständ- lich, daß die Statsonwaltschast die Methode der Polizei, die an Stelle der Konfrontation mit dem Guckloch arbeitete, nicht zurück- gewiesen hat. Das Bild hat sich hier im Saale ganz anders ge­staltet, als der StaatsanwaU es geschildert hat, Es kann keine Rede von einer Strafexpcdition'sein. Wenn Man die Ansicht gehabt hotte, Schulnies zu lierprügeln. dann hatte man nicht so töricht ge» handelt, wie das hier geschehen sein soll. Man hat gefragt, warum der Berein sich nicht an die Polizei gewendet hätte, um Schirime» zur Strafe zu bringen. Die Organisation der Zimmerleute hätte schon gesorgt, daß niemand den Rainen des Messerstechers erfahrt. und sie hätte ihn schleunigst aus Berlin weggeschickt. Der Ver­teidiger wandte sich dann gegen die Stvasantrage. Dem Haupt- angeklagten Leib sei überhaupt keine strosbare Handlung nach- gewiesen worden. Die Begründung de» Landfriedenbruchs habe sich der Staatsanwalt sehr leicht gemacht. Es seien keine Gewalttätig- ketten init vereinten Kräften verübt worden, sondern es hätten sich nur Schlägereien, wie sie in jener Gegend an der Tagesordnung seien, abgespielt. Die Angeklagten müßten daher freigesprochen

Roiham einet Kevolulüw. Uom CeeltAtt HetcntAntt M-ostat

Oehlte stand auf und säuberte sich umständlich. Das ist nun das Volk, dos man befreien soll! dachte er. tief in seinem Idealismus gekränkt. Auf den gleichen Hinterpfaden, die er vorhin dem Wachtmeister anempfohlen hatte, ging er langsam zur Stadt zurück. Vielleicht würde er am Schloßberg den Lohgerber Calm treffen, mit dem wollte er wegen der Illu» mination sprechen, um wenigstens diese Störung zu be- seitigen. Abraham Calm war allerdings am Schloßberg gewesen. Er hatte seinem Groll gegen den Herzog nachgesonnen. Und der Stunde mit dem Dresdener Kapellmeister, die sein Denken wirr aufgeweckt hatte und ihn nicht mehr losließ seither. Zu seinen Füßen leuchtete die Stadt. Sein Haus leuchtete nicht mit... Bitter lächelnd sah er, daß auch alle Wohnungen der Juden illuminiert waren. Der Juden, die ihn seit jenem Vorkommnis auf der Straße, seit jenem Dekret Kerstens zu schneiden begannen. Abraham Calm vereinsamte... Liebespärchen girrten auf den dunklen Wegen. Einmal glaubte er das laute Lachen des jungen Dellendahl, die kichernde Antwort Sarahs zu erkennen. Er erhob sich nicht. Nur seine Stirn zuckte qualvoll. Bis der Wachtmeister Kühne mit der verhafteten Frau an ihm vorbeikam..Lehn Se doch een bißchen rascher!' fuhr Kühne sie gerade an. Die Frau versuchte mühsam den Gang ihres schweren, schwangeren Leibes zu beschleunigen. Ealm hatte gehört und gesehen er stand plötzlich auf und ging vor den beiden her, sehr langsam, so daß auch sie den Schritt oerhalten mußten, und ohne ein Wort zu sagen. Der Wachtmeister duldete ihn anfangs. Dann wurde ihm das Schweigen unheimlich.Iehn Se Jyrer Wejel" sagte er barsch. Calms Stirn arbeitete. Es war ihm ganz gleich, was diese Frau getan hatte. Es stand für ihn fest, daß ihr Unrecht geschah. So einer blassen, kraftlosen, hochschwangeren Frau.

deren Brüste in der Dürre der Armut gewelkt waren, geschah Unrecht, und wenn sie noch so viel gestohlen hätte. Das Ge- recht! gkeitsgefühl seiner Rasse brannte in ihm auf. Der Wachtmeister blieb stehen und sah Calm mit blassem Gesicht drohend an.Sie sollen Ihrer Weje sehn, sa'e ich Sie!' Das hier sin oo meine Weese. Harr Wachtmeester.' Seine Hand deutete auf den Boden, ober er sprach nach vorn, wie in die Ferne hinein.Ich tue derfor zahlen de Steiern. Aber nich, damit daß mer druff seht ins Iefängnis." Dunkel fügte er hinzu, der Satz rang sich schwer los aus seinem ein- samen Denken:Wäje. wo ich for zahle, sehn in de Freiheit.' Er war ruhig weiter gegangen, mit ihm auch die stumme Frau-, der Wachtmeister mußte wohl oder übel nachlaufen. Ietz wirds mich awwer zu bunt! Ich wär Sie verhaften!' Sein Gesicht war rot vor Wut. Sie Saujude Siel' Er stieß Calm vor die Brust. Calm zitterte vor Angst, wie immer bei körperlichen Auseinandersetzungen. Aber heute mußte er sie überwinden, die Angst, das wußte er. Heute kam es drauf an. Sie hatten den Schloßberg fast erklommen. Die illumi- nierte Schloßstraße schimmerte schon hinter den Bäumen. Dort war das Gefängnis. Vom Wege zweigte eine breite, steile Schneise ab, glatt von feinem Sand. Abraham Calm warf sich plötzlich mit dem ganzen gespannten Körper schräg gegen die Brust des fetten Polizisten. Der verlor das Gleichgewicht und rollte die Schneise hinunter. Drunten, am User des Flusses, nahm sich ein Liebespärchen seiner an, dem er vor die Füße gerollt war. Calm führte die Frau schnell den Berg hinauf in die er» leuchtete Straße. Sie folgt ihm wortlos, mit der zermürbten Resigniertheit eines geprügelten Hundes. Vor dem Gefängnis standen Kniephacke und Luise: viele Bürger baten sich um die beiden gesammelt. Männer mit em- pörten Gesichtern, die das fklockernde Licht der Kerzen aus den Fenstern aufschimmern und wieder oersinken ließ im Un- heimlichen. Luise lief auf die Schwester zu.Wo is'n Kihne?' Mir missen machen schnell, daß'» mer wechkommn', sagte Calm. Jtihnen Hamme ich runnerjeschmissn an Schloß- parch. Awwer er wird jleich Widder hier sind.' Kniephacke drückte Calm fest die Hand.Das kann anne beese Sache sor Sie warn. Harr Calm. Awwer' er sah zu den anderen umwir stehn zu S«, wahr?' Iehn mer doche', bat Luise. Man immer ruhich! Mir sin oo noch da!" sagte Illmer breit. Er trat auf Calm zu und gab ihm ebenfalls die Hand.

Einer nach dem andern von den Bürgern tat ihm nach. Der Lohgerber ließ es sich wortlos gefallen, rot von Scham und Glück. Vom Schloßberg her stampften Schritte, In etwas de- formierter Uniform japste Kühne heran. Aber noch ehe er etwas sagen konnte, packte ihn Illmer am Uniformtuch der Brust, hob ihn mit einer Hand, trug ihn auf die andere Seite der Straße und stellte ihn zärtlich aufs Pflaster..Lehn Se nach Hause, Kihne. Weichen Se man der Jewalt. Mehr könn'n Se nich tun. Oder...?' Kühne hatte sich schyn getrollt. Der Schmied kam zurück:Was han mer nu von an Harzog, der an Parlament inberuft, un daderbei läßt« sowas passiernl' Er weeß es doch niche!' entschuldigte Menge. Er Hais awwer zu wissen! Dadrumme erleichten mtK* so!' Der Witzbold wies auf die Fenster. Man lachte. Calm und Kniephacke brachten die Frauen nach Waldau. Die beiden Männer sahen sonderbar aus, wie sie so nebenein- ander gingen. Der hagere, überlange, ungeschlachte Kniep- hacke, der kurze, krüpplige Calm zwei Grotesken, und dennoch, oder eben deshalb, zwei ungleiche Geschwister. Kniephacke schüttete auf dem Heimweg Calm denn auch sein Herz aus. In dem langen Gesellen ging etwas Eni scheidendes vor.Wissen Se. Harr Calm. ich mechte Sie um an Rat bittn.' Er steckte umständlich seine Pfeife an. Wäjen die Kleene, wissn Se. die Luise. Ich kenn se aus'n Krombholz, Sie kenn'n sich so denken. Aber ich haww« se immer janz jerne jehatt, nich bloß nich bloß so. Un Helte, wie'n se bei mich war ich hawwe doch jewiß keene scheene» Meebel. Allens man eenfach un unmodern, von meine Elter» jeerbt. Un se hat Ihnen doch so druffjekuckt, mit so große. hungrige Oogen, so so wie in eenen Palast, wissen S«?' Calm nickte stumm. Un da harre se mich so leed jetan. Un denn zu denke», daß es sie oo ma so sehn soll wie ihre Schwester, bei die Zustände draußen.' Kniephacke sprach fast nur noch mit sich. sein Denken rang schwer.«De Illmern un de Mengen un de anncrn Weiber täten se so nich ankucken, weil se doch oo» das landfremde Volk kimmet. Un se wird je oo schon» manchen jekißt han ins Krumbholz un mehr wie setißt un das is ja nich leichte for miche.' Er schwieg eine Weile, sog hastig an der längst erloschenen Pfeife.Awwer liewer Iott, se is äwen hiblch und daderbei arm, da is das nu fa. Wahr?' tFortfetzung folgt.;