SreHa* ». Kebrvor 1929
Unterhaltung unö ÄNissen
Beilage des Vorwärts
Gabriele ffieufer 70 Jahre
®fl6rie{e Reutcr steht als eine der eigenartigsten und beachtststen Erscheinungen in der Frauendichtung unserer Zeit da. Ähre Werke arregten mit Recht aar zwanzig und dreißig Jahren größtes Aus- sehen. Thomas Mann nannte sie damals„die souveränste Frau Deutschlands , souverän nicht, weil sie die«manzipierteste wäre, son- dern weil sie auch über die Emanzipation schon hinaus«st � von jeher darüber hinaus war, und zwar vermöge ihrer künstlerischen Weiblichkeit"'. Das erste Buch, das ihren Namen in aller Welt bekannt macht«, das als ein« geradezu aufrührerische Tot angesehen wurde, war der I8SS erschienene Roman„Aus guter Familie". Er l>ehandelte da, Himer glänzender Außenseite verborgene Elend des Schicksale- unendlich vieler leiblich und geistig darbender, innerlich still ver- blutender Töchter„aus guter Familie". Der seslenkundlich außer- ordentliche Ronian legte eine verborgene, aber schwärend« Wunde des deutschen Familien- und Gesellschastslebens bloß und reiht« die Dichterin unversehens und ungewollt, ja sehr wider ihren Willen, unter die Namen der Ftthrerinnen der deutschen Frauenbewegung«in. Ihr bedeutendstes Werk ist„Dos T r ä n e n h a u s", ein Buch, das in seiner rücksichtslosen Offenheit erschütterte. Nie ist der Ruf nach dem Recht der Mutterschaft so eindringlich in die Weite ge- klungen, nie Hot er zugleich die hohe Äunstiorm einer so wuchtigen balladenhasten ländlichen Elegie angenommen wie in diesem Buche. Nie auch ist tn das Helldunkel eines Tränenhauses, d. h. eines Hauses, in dem ledig« Mütter der unzart zudringlichen Schwaß- haftigkest und Unmenschlichkeit geldgieriger und schamloser Hebammen verfallen sind, mit so freimütiger Umimwundenheit hineingeleuchtet worden. Die Lektüre hat stellenweise Peinliches, weil man einerseits in so zarte, heikle und Innerliche Dinge eingeweiht, andererseits abgründigen Gemeiicheiten ausgesetzt wird, daß man dos Gefühl Hot. als nsisch« man sich unbesugt in geheimste Umstände. Und doch waltet silUichcr Ed-lstnn von ungewöhnlicher Verdienstllchkeit In dem Luche. Der leichten Berletzlichkeit zimperlicher Wohlerzogenheit zum Trotz xibt die Dichterin offenbarungseifrig Aufklärungen über Aufklärun- gen, enthüllt sie die Frauenseele in einem Zustande sonst verschwie- genstcr Heimlichkeit. Von Mutterangst und Mutterweh schreit es in diesem Buch«, doch weder klagend noch anklagend, sondern auf- rüttelnd, so Mann wie Weib, in loiiterer Seelenreinheit. In eineni wurtternbergischen Dörflein haust d>« Uffenbacherin mit einer Reihe von erzeben duldenden Mädchen, di« der schwerst«'« Stunde ihres verlassenen und geschändeten Doseins eMgegenhorrsn D!«.Heldin lernt dort erkennen, daß ,chas Wesen der Che im letzten Grund» inim«, die Herrschaft und Tqrannsi der Frau über den Mann bedeutet". Sie begmm mild« zu denken über den. der sie verließ. Und sie kommt zu der Einsicht, daß di« grausam« Natur da» Weibesschich sal durch keine Gesetze, keine Rechte abwenden laßt! daß alles natur. lich Werdend« still und langsam wachst— auch da» Recht dar Frau. Macht und Gewalt könnt« der Gedanke der Liebe gewinnen, wenn « d>« Frauen zusammenschlösse zu eins, Einheit, darin olle für ein- ifnb eins für olle stehen, in der Zeit, wo die Frau am schutzbedürftig« sten'st.— Nicht nur jede Frau, sondern di« gesamte sunge Manner - weit sollt«.in dieses ernste Buch um feine«, ethischen Inhaltes willen sich oersenke'n, Auch einig» ihrer. anhareu Roman«, so„rfrau Bürzeltn» Ä�hne", is«r schwere Irrungen der Esternstebe beleuchtet, und der .�mgsroman„Die Herrin" aus dem Jahre ISIS, in dem die Edc nur schlimm, Enttäuschungen bringt, der aber versöhnend ousklingt. sowie manch« ihrer kleineren Erzählungen, Novellen und Skizzen. von denen mehrere Bände vorliegen seiner auch bei Reclam ). haben beträchtlich« Wert«, indem sie tief in? alltägliche Leben dringen. Di«
melancholisch« Novelle„Treue" ist die Geschichte einer von ihrem Gatten verlassenen jungen Frau, die dem immer noch geliebten Manne den Wunsch nicht zu verweigern vermag, ihr Söhnchen mit in seine neue Ehe zu nehmen, so daß ihr das Einzigst« geraubt wird. Recht hübsch, aber auch recht boshaft trotz gefälliger, ungekünstelter und munter treuherziger Form ist das Histörchen(in der Novellen- sammlung„Frauenseelen") vom verschwiegenen„Opernglas", durch das drei Frauen nacheinander sehnsuchtsvoll nach dem Einen schauen, von dem sie nicht ahnen, daß er ihnen allen ganz das gleiche gilt— und ganz das gleiche schwur. Die Kindergeschichtc vom„Neuen Paletot" klingt aus mit der bezichungsreichen Weisheit, daß Mutterlieb« recht hat. wenn sie zuweilen einen törichten und unver- nünftigen Kinderwunsch erfüllt, von dem das Herz ahnt, daß er wohl dem Kinde, wenn auch noch so kurzes und bescheidenes, doch unver- geßlichss Glücksgefühl zu bescheren vermöchte. In den Schöpfungen Gabriele Reuters sind die Frauen ollemal die Klugen, die Weilen , di« weit Empfindungsstärkeren, die seelisch Verseinerten. Das ist gewiß nicht ganz gerecht. Das Leben ist ob- jektiver, verteilt Licht und Schatten gleichmäßiger unter die Ge- fchlechter. Gabriele Reuter stellt bewußt einseitig beharrlich die Frauenseele über die Seele des Mannes. Bei ihr sind die Männer mit wenigen Ausnahmen(wie dem hochsinnigen Menschhcitserneuerer Grasen Altenhagen in i s e l o t t von R e ck l i n g") herzlos, um treu, kalt vernünftig, ohne Zartsinn. Es unterliegt keinem Zweisel: so gut sie Frauenschicksale zu gestalten versteht, so wenig ist es ihr eigen, durch miterlebende Phantasie eine klar gegliederte, restlos nach- empfundene Mannesgestalt in lebensvoller Geiftigkeit zu charakteri- sieren. Aerehrenswert bleibt sie aber auch der Männerwelt als ernst», tapfere Vorkämpierin für die Verselbständigung des Weibes. Sie ist eine Dichterin, die des Lebens Licht und Finsternis mit gleicher Ge> fnhlskraft zu erfassen und darzustellen vermag. Wer einmal ihr persönlich begegnete, behält ein Bleibendes. Sie ist eine schöne Frau, eine hohe, schlanke, vornehme Erscheinung mit weichen, zarten, feinen Zügen, dunklen, mild und gütig und ver- stehend blickenden Augen, eine Frau von reichem Geiste. Ihr weißes Haar, das ihr wundervoll zu Gesicht steht, die Augen und die Mund- Partie erzählen von überreicher Duldung und Entsagung. Gabriele Reuter wurde zu Alexandrien in Aegypten geboren und bot dort ihre Kindheit verbracht. Wie sie in der Geschichte ihrer Jugend„Vom Kind« zum Menschen' berichtet, hat ihr« sie abgöttisch liebend« schwarz« Amme sie heiinlich entführt, ist aber nicht weit.mit ihr gekommen. Noch ap demselben Togo wurde das Kind den Eltern wieder zugestellt. Ihre Schuljahr« verbracht« Gabriele Acuter tn Dessau, der Heimat ihrer Mütter, geb. Behmer, und tn«ine? Mädchenerztehungsonstalt bei Wolsenbüttel, reist« in den großen Ferien aber stets zu ihren Ellern nach Aegypten . Nach dem Ted» ihres Dater,, des ersten preußischen Kaufmann-Konsuls und eines der ersten deutschen Kulturpiamere in Aegypten , der von der mecklen« burgisch-pvmmerschen Grenz» stammt», zog ihr« Fonnli« nach N«U- Haldensleben� dann nach W«Imar. Später lebt« st« mit ihr«r Mutter in München-Schwabing, und seit dreißig Jahren Hot sie ihren Wohn» sitz in Berlin . Mit siebzehn Iahren schrieb sie ihr« erst» Novell » und..,Ermn«, rung»blätt«r au» Aegypten ", die in Magdeburgischen und Elberselder Zeitungen erschienen. Im schweren deutschen Jahre 10(9 schrieb Gabriel« Reuter die guten Worte:„Der deutsche Wiederaufbau muß vom inneren Geist de? deutschen Menschen aus beginnen, in Stille, Ernst und Würbe." Paul D i t t k o.
BiaUe Winter in Aussieht
Obwohl wir bisher weder von„sibirischer Kälte'' noch gor von «fateir ,M«kordwint»r" sprechen können, müssen wir doch zugeben, daß die Schärf« des Frostes, dem wir in den letzten Tagen und Wochen ausgesetzt waren, unseren in dieser Hinsicht bescheidenen mitteleuropäischen Ansprüchen vollkommen genügt. Denn«in« fahr. zehntelang« Periode vorwiegend milder und sehr milder Winter hat uns verwöhnt und namentlich bei der süngeren Generation di« Borstellung aufkommen loss«n. als ob die wirkliche, sehr strenge Winterkälte sozusagen«in« innerrusstjche Angelegenheit sei. die sür die Gebiete westlich der Weichsel kein« Roll« spiele. Dir sehen jetzt mit einiger Verwunderung, daß jene Bericht« von früheren strengen Wintern, in denen man vom zugefrorenen Bodensee oder gar von der zugejrorencn Ostsee liest, weder der Phantasie aller Chronisten entsprungen sind, noch vergangenen, als überwunden geltenden Zellen eines weit rauheren Klima» ange- hören. Denn wenn auch im Augenblick die Ostsee noch nicht zu- gefroren ist, so gehört dach nicht mehr allzuviel dazu, daß«» so weit kommt, obwohl von einem Rekordwinter in diesem Jahre ganz de- stimmt nicht gesprochen werden kann. Man kann diese Behauptung ausstellen, obwohl wir uns noch mitten im Winter befinden und nicht wissen können, was uns an Frost nach bevorsteht. Denn die wirklich sehr strengen Winter sehen noch ganz anders au»! s" be> ginnen schon sehr frühzeitig im Herbst, während der vergangene Herbst, namentlich der November, ungewöhnlich mild gewesen ist und auch noch der erste eigentlich« Widtermonat, der Dezember, kemesweg» besonders lall war. Seine mittler« Temperatur lag nirgendwo in Mitteleuropa um wesentlich mehr als 1 Grad unter dem normalen Monatsmlltel: meist betrug di« Abweichung davon nur Bruchteile eines Grades, und im deutschen Südwesten sowie im östlichen Ostpreußen hat« der Dezember sogar einen Wörmeüberschutz, tn der Psalz um 1 Grad. Auch die beobachteten niedrigsten Tcmpe- raturen lagen nirgendwo sür die Iahreszcll ungewöhnlich tief und hatten keineswegs die Ausmaße des Dezembers 1927 erreicht. Auch der Januar 1929. so streng er uns auch vorkam, hat sich nicht durch außergewöhnliche Kalle ausgezeichnet: tn dem eben erwähnten De- zember 19Z7 waren weit niedriger« Temperaturminima vorgekom- men. und sein« S'4 bis i Grad betragend« negative Abweichung von der normalen Iamiartemperatur rührt« lediglich daher, daß der Monat vom ersten bis zum letzten Tag Frostwetter auswies, da» nur zweimal für je«inen Tag ein« Unterbrechung durch Regen fand, wobei da» Thermometer aber auch nicht nennenswert den Gefrier- pnnkt überschrstt. Wenn trotzdem betsptelsweis« in Berlin feit dem
Jahr« 1893 kein Januar mehr so kost gewesen ist. so zeigt dos nur di« außerordentlich lange Reih« vorwiegend milder Winter, die hinter uns liegt, ohne einen B«w«>» für«ine abnormale Strenge des ver» flosienen Monat» zu bilden. Erst der Februarbeginn hat uns in Mitteleuropa ungewöhnlich kalt« Tage gebrockt, deren Temperaturen zum Teil noch unter die fehr niedrigen Wert« vom Dezember 1927 heruntergegangen sind. Und wenn man auch selbst die in diesen Tagen erreichten Kältegrade von 25 bis 30, stellenweis« sogar bis 32 Grad unter Null noch nicht ol»„sibirische Temperaturen" an- sprechen kann— denn in Sibirien sinkt in jedem Winter das Queck- silber wochen. und monatelang auf 40 bis 55 Minus-Grad«—, so ergibt sich doch daraus wie aus der allgemeinen Entwicklung der Großwetterlage in der jüngsten Zeit«in klimatische, Bild, dos sich von dem oller Winter seit dem Jahr« 191(5/17 ausfällig unterscheidet. Deutet« ei doch daraus hin, daß die lange Reihe der milden Winter. die in dem abnorm milden Winter von 1924/25 ihre charakteristischste Ausprägung zeigte, abgeschlossen ist, und daß wir augenscheinlich am Deginn einer Reihe kalter Winter stehen, die ebenso wie die milden Winter die Neigung zeigen, gruppenweise auszutreten. Hellmann hat dies« charakteristische Crscheiiiung ebenso für Berlin wie Hann sür Wien aus Grund langjähriger Beobachtungsrelhcn nochgewiesen, und die daraus zu ziehenden Schlüsse gelten natürlich nicht nur für die beiden genannten Städte, sondern sowohl für das nördliche wie für da» südliche Mitteleuropa . So folgten von 1S07 bis 1816 neun käste Winter aufeinander, von 1798 bis 1805 deren sieben, von 1783—87 und von 1885—89 deren je vier. In sieben Fällen folgten sich je drei, ebenso siebenmal je zwei talle Winter. Bemerkenswert ist nun, daß auch schon der vorig« Winter einen recht tollen Monat— den Dezember s927— hatte: der beträchtlich« Wormeüberschuß der beiden Monate Januar und Februar 1928 hotte im Mittel das Temperaturmanko des ersten der drei Winter- monate allerdings wieder ausgeglichen Diesmal ist damit aber nicht zu rechnen, selbst wenn der Februar in seinem weiteren Verlauf seinen Charakter noch grundlegend ändern sollte, was nicht eben wahrscheinlich ist. Man weiß nun seit den schon vierzig Jahre zurückliegenden Untersuchui�gen Brückner, über di« Klimaschwankungen, für die er eine Periode von 35 Iahren«rmittelle, daß unser Klima sich innerhalb übersehbarer Zelträum« zwar gleichbleibt, daß aber perio- dische Borstoß« bestimmter Klimatypen vorkommen, die sich über längere. Jahrzehnt« umfasiend« Zeiträume erstrecken. Am auf. fäwgsten prägen sich darin die Gruppen von Iahren mit kokten
urtd warmen Willlern aus. Nun zeigen sich ober innerhalb der 85jährigen Älimaschwm. klingen Unregelmäßigkeitsn, ungleiche Zwischenräume, die daraus hindeuten, daß diesen im Mittel ZZjähri» gen Klimaschwankungcn solche von längerer Dauer gewissermaßen „überlagert" sind. In der Tat haben auch andere Forscher wie Koppen und C a st o n solche längeren Perioden ermittelt, die teils 691?, teils 89 Jahre umsassen, Perioden die man bisher als s okulare Schwantungen bezeichnet hat. Dies« Perioden bilden ziemlich genau ein Vielfaches der IlV.jährrgen Saimenfleckenperiode, und Ell R o s e n b a u m- Wien hat durch einen genauen Vergleich der Sonnenfleckenperioden mit den einsprechenden Klimaperioden nicht nur deren Ueberlagerungen entwirrt, sondern auch nachge- wiesen, daß die Sonnensleckenmaxima von» besonderer Intensität fast stets mit einer Periode kalter und trockener Winter zusammen» sollen, wogegen Ficckcnmaxima von geringerer Intensität mit milden und feuchten Wintern eiirhergehcn. Rosenbaum zieht daraus den Schluß, daß dem gegenwärtigen intenstren Fleckenmaxrm.um eine Epoche folgt, in der das mitteleuropäische Klima kontinentalen Choratter, also warme Sommer und kalte Winter haben wird. Seine im letzten Heft der„Meteorologischen Zeitjchrisl" v«r- öfsentlichten theoretischen Untersuchungen finden durch dir oller- jüngst« klimatisch« Entwicklung jedenfalls ungemein raich ihre Bestätigung. Wir können natürlich nicht wissen, wie lange die Reihe der uns vermutlich bevorstehenden kalten Winter dauern wird: ebeirsoweiiiz läßt sich sagen, ob unter ihnen einer oder mehrere sehr strenge Winter— deren es im Jahrhundert durchichinttbch überhaupt nur siins bis secho gibt— lein werden. Möglicherweise wird die Reil)« auch einmal durch einen recht milden Winter unter- krochen werden. Aber die große Wahrscheinlichkell spricht jeden- fnllo dafür, daß die lang« Reihe meist milder und sehr milder Winter nunmehr abgeschlossen ist, und daß wir am Beginn einer Epoche stehen, in der die Winter vorwiegend kalt sein werden. Moritz L o e b.
'Heus vom Stichling lieber das Eheleben des Stichlings, dieses kleinsten unserer Süß- wasserfische, hat Dr. Wunder-Breelau interessante Beobachtungen gemacht, die unsere bisherigen Kenntnisse von der eigenartigen Fori- Pflanzung dieses kleinen wehrhaften Fisches wertvoll ergänzen. Be- kanntlich ist es das Stichlings m ä n n ch c n, das die bei den meisten onderen Tieren dem Weibchen obliegende Kindererziehung besorgt. Es baut aus Halmen, Wurzelsosern und dergleichen ein Nest, indem er diese Stoffe mit einem Soft, den seine Nieren absondern, verklebt. In das fertige Nest, dos er mit Sand bedeckt, führt er— und ist es nicht willig, so braucht er Gemal:— ein Weibchen,»ronchmal sogar mehrere, zur Eiablage und läßt seinen Laich auf die Eier fließen. Dann bleibt er nor dem Nest und fächelt den Eiern mit den Flossen frisches Wasser zu: gegen Störenfriede fremder oder eigener Art verteidigt er Pas Nest mit großem Mut. Auch nachdem die Brut ausgeschlüpft ist. behütet er sie nvch sorgfältig, sammelt su. wenn Ii« das Rest vorzeitig verlassen will, in seinem Maul lind spuckt sie in» Nest zurück. Dr. Wunder hat nun Aeohochtungen mit dem eizenartigeck Ergebnis angestellt, daß der. Erfolg des Stichlrngsmannchens von seiner., seelischen Disposition", wenn man so sagen darf, abhängig ist. Ein Männchen: da? in dem als Hochrertsstub« dienenden Aquarium heimisch und eingewöhnt ist, bleibt gegenüber einen; neu hinzukommenden, auch wenn es größer und stärker ist, stets Sieger Van zwei Männchen, von denen das eine ein Rest m!t Eiern, km andere ein noch nicht belegtes Nest besitzt, bleibt aber unter ols-m Umständen da? erste?« Sieger: das Gefühl, seine Kinder verteidizon zu müssen, verleibt ihm also befondoren Mut und Kraft. Zunächst erhält das Nest nur«inen Eingang: das Weibchen wird vor diei/n Eingang geführt und, wenn es nicht hinein will, mll Gewalt hineingestoßen oder, wenn es entfliehi'n will, verfolgt und ort getötet. Eine rntereisante Beobachtung, die ein Schlaglicht auf die Frage: Vernunft oder Instinkt wirft, ist die folgend«: setzt man ein laich reifes Pärchen in«in Aquarium ohne Nest zusammen, so versucht das Männchen, der Ehefrau ein Nest vorzutäuschen, indem es sie vor irgendeinen Algenhaufen führt und mit dem Kopf ein Loch hineinstößt: meistens lehnt das Weibchen diesen„Ersatz" aber an; anscheinend hat es also, obwohl«s selbst vom Nestbau nichts ver- steht, eine Darstellung davon, wie ein Nest beschaffen fem muß. Die vom Männchen befruchteten Eier verkleben sich zu einem Keinen Kuchen von zwei oder drei Schichten. Das Männchen fächelt nun dauernd frisches Wasser in das Nest und bohrt mit dem Fortschreiten der Eierentwicklung ein Loch noch dem anderen in das Nest, um dieses kurz vor dem Ausschlüpfen der Brut oben weit zu öffnen. Abgestorbene Eier werden von dem Bot« sorg- sättig entfernt. Gelegentlich kommt es vor, daß das Männchen mehrere Weibchen in das Nest führt, die Eier also verschieden alt sind. Bewundernswert ist es. wie das Männchen dan» den unter- sten Eierkuchen, also den ältesten und in der Entwicklung sortge- schrittensten, nach oben dreht und mit der Abtragung des Restes wartet, bis auch die jüngsten Eier weit genug entwickelt sind. In- teresiant ist auch folgender Versuch, den Dr. Wunder angestellt Hot: Er nahm den Vater von dem Neste fort und setzte ein anderes Männchen an fein« Stelle; dieses setzte sofort di« Arbeit des rich- tigen Daters fort, und zwar nahm es die Verrichtungen auf, die dem Entwicklungszustand der Brut entsprachen. Dr. Wunder setzt diese Beobachtungen und Versuche fort, die ein wertvolle» Material sür die alle Streitfrage: Instinkt oder Ver- nunft? geben und die beweisen, daß auch Tiere, die wir als niedrig- stehend anzusehen gewöhnt sind, Lebensäuherungen zeigen, die auf Ueberlegung schließen lassen könnten. Dr. S.
Die Verkeilung der Goldproduktton nach dem Kriege. Das Lichterwort, daß„alles am Golde hängt und nach Golde drängt", gilt doch für die Staaten nur in bedingtem Maße. Das geht aus einem Ueberblick über die Verschiebungen des Goldbesitzes in den einzelnen Ländern hervor, den Dergrot»Meißner iu den Sitzungs- t» Srt»» r st* s* m ra-f.. � � � r � �;. m»*».
Europa nach ihrem Lande lenkten, sahen sich von einer gefohrlicheii Goldinflation bedrängt. So haben sie denn etwa sell dem Jahre 1924 immer mehr Gold aus ihrer Wirtschaft herausgezogen ynd losten wieder große Mengen dieses goldenen Strome» noch Europa zurück- fließen. Unter den golderzeug sndeu Ländern steht gegenwärtig das britische Wellreich an erster Stelle. Während um die Jahrhundert- wende seine Produktion nur etwa über 25 Proz. der Gesamt- gewinnung betrug, macht sie jetzt gegen 70 Proz. aus.