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Alrdie Firma

Verkrachte

von

Nathan Asch

mar, das Leben, das er nie zu erhoffen gewagt, das ihm dann als föftliche Ueberraschung in den Schoß gefallen war, ein vermirfficyber Traum; jetzt war es damit vorbei. Es ist aus mit der Bequemlich­teit, mit den Freuden eines behaglichen Heims; er sah sich von neuem, wie er gemejen mar, als Zudor ihn fennen gelernt hatte.

Wieder ist er ein Angestellter, ein kleiner Angestellter und nicht mehr der Schwiegersohn eines der Kompagnons. Ist nicht mehr ein Mensch, der seine Arbeit vernachlässigen fann, ohne fürchten zu müssen, daß er seine Stelle verliert und der Ungewißheit preis: gegeben wird. Nein, von jetzt an wird er arbeiten müssen, doppelt fleißig arbeiten müssen. Er hat eine Frau zu erhalten, und die Frau erwartet ein Kind.

Uebertragung aus dem Amerikanischen von Hermynia Zur Mühlen  . Copyright by Rutten& Loening, Frankfurt   a. M. nicht denken braucht, weil andere für ihn denken, nicht arbeiten

( 18. Fortsetzung.)

Die Menschen kamen von der Arbeit, strebten heim; die meiſten beeilten sich, als glaubten sie, daß sie zu Hause von einer angenehmen lleberraschung erwartet werden, von etwas, auf das sie sich den ganzen Tag gefreut haben, zu dem sie schleunigst heim­fehren wollen. Nur einige schritten zögernd dahin, lungerten auf der Straße umher, betrachteten die Schaufenster. Die hatten be­stimmt fein wahres Heim, mollten noch die Güte der Straße, der offenen Welt genießen, bevor sie sich von ihr in ihren Bellen ab. schlossen. Das waren einfame Menschen, die von niemandem ermartet wurden. Für die hatte das Leben feine Ueberraschungen, teine neuen Komplikationen. Die wußten, was sie erwartete, mußten, wie ihre Rammer aussah und was ihnen der Abend bringen würde. Und fürchteten sich vor der Gewißheit.

Auch deshalb braucht er Gertrude Donovan. Er will nicht ganz allein sein. Will jemanden haben, der alles mit ihm teilt, Freuden und Leiden; der ihn ermutigt, ihm Teilnahme bezeugt, mit ihm lebt, ein Teil seiner selbst ist.

Er weiß, mas er tun wird. Morgen wird er Gertrude Donovans Adresse ausfindig machen, fie aufsuchen, mit sich nehmen. Er war überzeugt, daß sie ihm folgen würde. Er braucht nur die Hand auszuftreden, ihr sagen:

,, Komm", und sie wird kommen. Das weiß er. Und dann perden sie zusammen ins Leben treten, ins wirkliche lebensmerte Leben.

Bei diesen Gedanken wurde ihm seltsam zumute; er hatte sich noch nie so gefühlt. Nun ist das Leben nicht mehr eine Reihen folge von Diners und Gabelfrühstücken, von Flirts und langweiligen Bogkämpfen. Nein, es ist etwas Barmes, Glühendes, voller Leiden und Freuden, wirklicher ehrlicher verdienter Freuden, ehrlich verdienter Leiden, ein Beben, bestehend aus Arbeit und Liebe, wirklicher Arbeit und wirklicher Liebe.

Er fühlte sich glücklich. Der bekümmerte Ausdruck verschwand von seinem Gesicht, Friede breitete sich über seine Züge.

Er ist ein Mann, weiß, was er tun wird, weiß, was das Leben bedeutet. Er wird es zu meistern wissen.

Unbewußt hatte er sein Heim erreicht und öffnete die Tür mit dem Schlüssel.

Und jetzt, inmitten der vertrauten Umgebung, in der alten Halle mit den wohlbekannten Farben, begrüßt vom Kammerdiener, den er seit seiner Kindheit kannte, jetzt, da er den Diener fragte, ob der Vater zu Hause sei, da er nach dem Arbeitszimmer des Baters schritt, um ihm den Bankrott der Firma mitzuteilen, jetzt wußte

er auf einmal nicht mehr so gewiß, was er morgen tun würde. 10. Die Herren 3udor und Goodman. Herr, Budor und Goodmann tamen zusammen nach Hause. Budor begab sich sofort in sein Zimmer, Goodmann hingegen betrat das Wohnzimmer, wo seine Frau und deren Mutter saßen. Er sagte:

Belle, die Firma ist heute pleite gegangen. Dein Vater hat feinen Cent mehr!"

Bums!

Belle Goodman und ihre Mutter schrien entsetzt: ,, Oh!"

,, Eine schöne Sache," fuhr Goodman fort, Bankrott machen. Eine schöne Sache. Ausgerechnet jetzt."

Ein schöner Mann, zudte es durch Frau Zudors Kopf. Ein schöner Mann. Da nimmt man ihn auf, macht etmas aus ihm, gibt ihm die eigene Tochter, und dann, menn alles schief geht... Ein schöner Mann.

,, Wo ist Zuckor?" fragte sie.

,, Er ist in sein Zimmer gegangen," antwortete. Goodman. ,, Belle, es ist entfeßlich. Mein Gott, ich ahnte ja nichts, als ich in die Firma fam. Ein Konturs. Guter Gott. Was werden wir tun?"

Frau Zudor verließ eilends das Zimmer. Belle Goodman blickte ihren Mann an und sagte: ,, Er muß dich herausreißen, muß es, muß es." Belle Goodman lag auf der Chaiselongue. Sie atmete schwer; das ungeborene Kind, das ihr Kleid spannte, beschwerte sie.

3hr ungeborenes Kind. Sie liebte es innig. Der erste Sohn. Jegt aber fühlte fie plöglich, daß es sie beschwerte. Ja, es hinderte fie sogar am Denten. Sie wußte genau, daß sie, wäre nicht das ungeborene Kind, anders handeln würde; sie würde nicht für ihren Mann Bartei ergreifen. Wäre nicht das ungeborene Kind, sie hielte zum Bater, der für sie und die Mutter alles getan hat.

Goodman stand vor ihr und blickte auf sie nieder. Er fühlte sich äußerst unbehaglich. Wußte nicht recht, was er denken solle. Stand nur ganz still und sah die Frau an.

Die Frau aber, die ihn so stehen sah, verachtete ihn. Sie ver­achtete ihn, weil er hilflos war, nicht wußte, was mit sich anzu­fangen, nicht wußte, wohin sich zu wenden. Berachtete ihn, weil sie immer geahnt hatte, daß ihr Mann sie in einem solchen Fall im Stich lassen würde. Vor allem aber verachtete sie ihn, weil er sie, die häßlich und daher schwer an den Mann zu bringen war, ge= heiratet hatte. Sie wußte nur zu gut, weshalb ihr Vater gerade Goodman aus dem ganzen Bureau gewählt hatte: er hatte einen Mann gebraucht, an den er die Tochter verheiraten konnte.

Belle wußte, daß sie nicht hübsch und daher schwer zu ver heiraten gewesen war. Troßdem fühlte sie sich ihrem Manne über­legen, diesem Menschen, der nichts besaß, der nie und nimmer aus­gewählt und auf die Füße gestellt worden wäre, hätte 3uctor nicht eine häßliche, im Heiratsalter stehende Tochter gehabt, für die er cinen Mann brauchte.

Belle Goodman starrte ihren Mann an und spann diese Ge­danten weiter. Goodman erriet ihre Gefühle und empfand den Wunsch, auf sie Eindruck zu machen. Er ballte die Hände zur Faust und schrie fie an: Bas werden wir hin? Ich frage dich: mas werden wir tun?"

Frau Zuckor fand ihren Mann in seinem Zimmer. Er jaß auf einen Seffel und betrachtete die Photographie feines Baters. Die Photographie hing gerahant, unter doppeltem Glas, an der Wand;

das Gesicht von Zuckors Vater war nicht genau zu unterscheiden. Budor starrte das Bild an. Er wandte sich nicht um als seine Frau eintrat.

,, Aleck," fragte sie ,,, ist es mahr? Ist die Firma bankrott?" Ja," erwiderte er, ohne sie anzusehen.

Frau Zuckor erschraf. Als Goodman die Nachricht vom Bankrott vertündet hatte, war ihr erster Gedanke Goodman und dessen Un­dankbarkeit gewesen. Dann hatte sie nur an den Gatten gedacht Erst jetzt begriff sie, was geschehen war, erfaßte es in seiner vollen Bedeutung. Die Firma ist bankrott, und sie haben keinen Cent. Sie sind zwei alte Leute, die keinen Cent haben.

,, Aled," fragte sie ,,, mas werden wir tun?"

Herr Zudor gab teine Antwort. Er starrte noch immer auf die Photographie. Das heißt, er betrachtete nicht das Bild, sondern blickte nur in dessen Richtung. Sein Hals war gestrafft, seine Stirn starr; er versuchte aus allen Kräften, nicht zu denken. Blickte nach der Photographie.

Frau Zucor empfand tödliche Angst. Was ist geschehen? Sie versteht es nicht. Was ist das? Ein Bankrott? Was ist ein Bankrott? Wie war es möglich, daß sie Bankrott gemacht haben? Wie. ,, Aleck," rief sie ,,, was bedeutet das? Was ist geschehen? Aleck?" Herr Zuckor gab teine Antwort.

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Goodman stand im Speisezimmer, den Rücken gegen die Wand gelehnt, und beobachtete das Mädchen, das den Tisch deckte. Er beobachtete es genau: zuerst legte es eine Filzdecke auf den Tisch, dann das Tischtuch. Nachher kam das Bested, die Gabeln links, die Meffer rechts. Er folgte jeder Bewegung des Mädchens.

,, Na gut," sprach er zu sich selbst. Na gut, sie haben Bankrott gemacht. Was geht das mich an? Wie? Hab ich den Bankrott verschuldet, oder hat Read es getan? Habe ich daran profitiert?"

Er fühlte sich unbehaglich, befangen, als gehörte er nicht in dieses Haus, in das er eingeheiratet hatte. Er fam sich wie ein Fremder vor. Solange alles gut ging, hat er hergehört, jetzt aber, da die Dinge schief gehen, ist er ein Außenseiter, einer, der nicht hergehört.

Er bedauerte sich selbst. Bedauerte, weil sein Traum zu Ende

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Ihm schien, als habe Zuckor ihm geschadet, statt zu helfen. Sudor hat für ihn ein Narrenparadies geschaffen, einen Ort, wo er braucht, weil andere für ihn arbeiten. Einen Ort, von wo aus er die Mühen und Kämpfe des Lebens betrachten kann, selbst in Sicherheit, blind gegen alles ungemach.

Er empfand ein immer stärkeres Mitleid mit sich selbst. Weshalb? Weshalb ist all das geschehen? Weshalb? Ohne die geringste Warnung ist ihm der Ziegelstein auf den Kopf gefallen. Bodurd) hat er diese Strafe verdient? Warum muß er es ertragen?

Auch Zudor und dessen Frau wird er erhalten müssen. Man fann sie doch nicht auf der Straße liegen lassen. Er wird sie ernähren, für ihre Kleidung, für ein Dach über ihrem Haupt forgen müssen. hat vier Menschen auf dem Naden. Bier Menschen! Mit einemmal.

Und während er so das tischdeckende Mädchen betrachtete und seinen Gedanken nachging, mußte er, daß er die vier Menschen. erhalten würde. Er würde es tun, weil er es tun mußte. Es gab feinen anderen Ausweg. Er sprach nicht bewußt zu sich selbst: ,, Ich werde es tun, weil ich es tun muß."

Bei diesem Gedanken erfüllte ihn plößlich der Stolz. Ja, er wird arbeiten, wird fämpfen müssen, aber er wird das Haupt der Familie sein. Er wird die Befehle erteilen, nicht Budor. Er wird nicht mehr unter dem Gefühl leiden, daß er nur aus Höflichkeit geduldet wird, aus 3medmäßigkeitsgründen. Nein, er wird not­mendig sein, unentbehrlich, die Hauptsache. Die anderen werden tun müssen, was er will, leben müssen, wie es ihm paẞt.

So grübelte er, während er, an die Wand gelehnt, im Speise­zimmer stand, das Mädchen beim Tischdecken beobachtete und auf die anderen wartete.

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Sie tamen einzeln ins Zimmer. Zuerst Frau Zuckor, die, mit dem Abendessen beschäftigt, einigemal aus und ein ging.

Dann erschien Belle. Sie sprach kein Wort mit ihrem Manne, setzte sich schwerfällig auf einen Stuhl, der vom Tisch abgerückt war. Sie machte einen trübfeligen und zugleich fast lächerlichen Eindruck, wie sie so da saß, den ungeheueren Bauch vorgestreckt, das Gesicht aufgedurfen und fettig glänzend, die Augen gesenkt.

Erst nachdem sich auch Goodman und die Schwiegermutter gesetzt hatten und das Mädchen mit dem ersten Gang tam, trat 3udor ins 3immer. Er sah alt und müde aus. Die Furchen in seinem Gesicht maren tiefer als am vorhergegangenen Abend. Ja, er sah sehr alt und sehr müde aus. Hielt den Rücken gebeugt, da er zum Tisch trat und seinen Sessel vorzog. ( Fortsetzung folgt.)

Rätsel- Ecke des ,, Abend".

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Kreuzworträtsel.

Senfrecht: 1. Etwas poll brachtes; 2 Gefäß; 3. Basser; 4. Raubvogel; 5. Maroffa nische Küstenlandschaft; 6. Le gitimation; 7. Ort in der Schweiz  ; 8. Erdart; 9. Kopf­bedeckung; 10. englische An­rede; 11. Gutschein.

Wagerecht: 2. Tierleiche; 4. Blume; 5. Wasserlauf; 6. Ge­frorenes; 7. Gefäß; 8. Haus tier; 10. französische Münze; 11.Edelstein; 12 Hauseingang. ( ch und ein Buchstabe) ß

Defizitaufgabe.

1. Spree; 2

5.

10.

Geographisches.

-

Ölfe; 3. Saale  ; 4 Angerapp; Ober; 6. Elbe  ; 7. Tauber; Regnitz  ; 8. Nedar; 9. Neiße. An Stelle des Striches vor jedem Fluß ist der Name einer Stadt zu sehen, die an dem betreffenden Flusse liegt. Die Anfangsbuchstaben der Städtenamen, von oben nach unten gelesen, nemmen den Geburtsort eines großen Philosophen.

Wandlung.

Mit H Stadt im Westfalenland, Mit K zur Körperpfleg' verwandt, Das gibt einen feinen Braten, Run, mer fann dieses Rätsel raten?

Röffelsprung.

dre

das

in

welt

he.

Aus den Silben de de di don e eis juch fin for Lat le le li li li ma ment mir ne phar fau sei fi fie fta stil ſtu tat tem ten ti tif tur tur um zei find 18 dreifilbige Wörter mit gleicher zu ergänzender Anfangsfilbe zu bilden. Wie heißen die Wörter und wie heißt die Gilbe?

Zahlenrätsel.

hl.

1 2 3 4 3 5 4 6 7 8 9 10 2 11 12 Problem der inneren deutschen   Politik

2 3 7 10 9

3 4 6 10 3

4 3 8 10 9 32554

5 4 3 8 10

4 7 11 12 10 614

7 2 11 12 10 9

8 4 99 2 10, 3 9237 10

10 3 5 243 233638 11 10 9 9 10 12 10 2 3 10

Kleines von Waffer umgebenes Land

Stadt in Brandenburg

Fischereigerät

Bekannter französischer Kurort

Handwerkszeug

Berbrennungsprodukt

Kinogesellschaft

Gartengerät

Alte Bezeichnung für Frankreich  

Hülsenfrucht

Gebirgspflanze

Handwerksgenossenschaft

Stadt in Hannover  Deutscher   Dichter

Die erste senkrechte Zeile lautet wie die erste wagerechte-ab

Medaillonrätsel.

Die Punkte in nebenstehender Fiaur find burch Buchstaben zu ersetzen und zwar so, daß jedes Wort aus den Buchstaben des vorher­gehenden unter Hinzufügen oder Streichen je eines Buchstabens und Umitellen der anderen gebildet wird. Die Wörter bedeuten: 1. No­mabenvolt; 2. deutscher   Schriftsteller; 3. Bogel  ; 4. Trinfraum; 5. Flächenmaß; 6. Bolal; 7. französischer Artifef; 8. biblischer Name; 9. Stand; 10. Flußmündung; 11. Südfrucht; 12. Mißbilligung; 13. Behälter; 14. Abschieds­mort; 15. Hinweis; 16. Ronsonant.

hl

4P

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el- das freund- ein hält ste

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40

wen­

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( Auflösung der Rätsel nächsten Sonnabend.)

-ab.

-ah.­

Auflösungen der Rätfel aus voriger Nummer.

Röffelsprung:

Ein liebeleeres Menschenleben

3ft wie ein Quell, verjiegt im Sand,

Weil er den Weg zum Meer nicht fand, Wohin die Quellen alle streben.

Bersrätsel: Berstand.

& reuzworträtsel. Bageredyt: 1. Suh; 2. Mab; 8. Made;

9. Ui; 10. Hortenfie; 11 Severus; 15. Wafa; 16. Emir  ; 17, Tau; 18. Dose; 20. Sag; 22. Straße; 26. Reitpferd; 29. Hals; 30, Ried; 31. bis; 32. non. Senfrecht: 1. Kahl; 2 llon; 3. Hermes;

4. Irene; 5. Museum; 6. Ali; 7. Blei; 11. Samos  ; 12. Bater: 13. Reuß; 14. Sitte; 19. Steiß; 21. Aspern  ; 23. Ampel; 24. Grab; 25. Eden; 27. Eli; 28. Rio.