wird sich da? Gefühl sehr vieler Italiener gegen diese Nene- ruttgen aufbäumen. In rein katholischen Ländern hat das Verhältnis zwischen Staat und katholischer Kirche stets eine ganz andere Rolle riespiest als in konfessionell gemischten. Wo die Mehrheit der Bevölkerung protestantisch ist, sind der Machterweiterung Roms unübersteigbare Grenzen gesetzt. In Ländern, die neben dem Katholizismus so gut wie keine andere Religion kennen, hört der Kampf zwischen weltlicher und geistlicher Macht nicht auf. Auch der Frieden von Rom kann nur eine Kampfpause bedeuten und eine Veränderung der Kampfes- bedingungen, nicht aber die Beendigung des Kampfes selbst. Faschismus und Klerikalismus, miteinander verbündet, stellen gewiß eine ungeheure Macht dar— eine zu große vielleicht, als daß ihre Last vom italienischen Volke auf die Dauer er- tragen werden könnte. Was Deutschland betrifft, so wird der Faschismus hier keine größeren moralischen Eroberungen machen als bisher. Mag er auch katholischen Kreisen nun weniger hassenswert erscheinen, so wird auf andere die Entwicklung, die er in seinem Mutterlande genommen hat, einigermaßen abkühlend wirken. Die katholische Kirche aber hat an einem neuen Beispiel gezeigt, daß sie sick mit den politischen Zu- ständen abzufinden weiß, wie sie in den einzelnen Ländern eben bestehen. Es bleibt uns die Aufgabe, durch die Anwendung sozialdemokratischer Grundsätze aus der Deutschen Republik eine Festung zu machen, die für alle Mächte politi- scher und sozialer Unfreiheit uneinnehmbar ist.
Der Papst zeigt sich dem Volk. Gegen vom Außenbalkon der Peterskirche.
Breitscheid und die Kommunistengranate Talentvolle Berichterstattung einer offiziösen polnischen Agentur. Es ist noch erinnerlich, wie bei der Beratung des Kellogg -Paktes der sozialbmofrolifche Rebner Dr. Breitscheld lobend darauf bmmies, daß die Sowsetregierung den Kriegsverzichtrvertrag sehr hoch einschätze, während die Kommunisten sein« Rede dadurch zu stören versuchten, daß sie eine angeblich illegale Granate cnif den Tisch des Hauses niederzulegen versuchten. Dieser einfache und klare Tatbestand wird in dem polnischen Regierungsblatt„Epoka" wie folgt dargestellt: „Während der Debatte bestieg de? Sozialdemokrat Breiischeid die Tribüne, legte auf den Tisch des Präsidiums ein« Granate und las gleufajeitig von einem Zettel folgende Worte ob:„Illegale Haubitzgranat«, Modell!S2V, aus den Stahlwerken in Bochum .' Wir hatten zuerst angenommen, baß diese alberne Umkehrung des wirklichen Tatbestandes auf einen telegraphischen Uebermstt- lirngssehler zurückzuführen sei. den allerdings die Warschauer Redat- üon der„Epoka" nicht hätte durchgehen lasten dürfen. Aber der Unsinn hat dach zuviel Methode. Der Bericht ging nämlich, nach der Schilderung des Enrgreisens Liibes, mit den Worten weiter:• „Dieser Zwischenfall hatte Einfluß auf den Ton der Rede Breit-! i-Heids, der im weiteren scharf die Sowjets angriff.' Also erst wird von Bceitschetd behauptet, er hätte eine Koirnrni- rüstengranat« auf den Tisch des Hauses niedergelegt, und dann wird gesagt, er habe die Sowjetregierung angegriffen. Dabei war es um- gekehrt, die Granate stellte«in« Demonstration gsgm Breitscheid dar, und Breitschcid war so weit entfernt davon, die Sowjetregie- rimg anzugreifen, daß er sie sogar gegen die deutschen Kannnuuisten in Schutz nahm. In was für einer Märchenwelt lebt dieser Bericht- erstatter! Aber wir können das Geheimnis der märchenhaften Bericht- erstattung lüften. Es handelt sich nämlich um militärische Be» richte? st attung. Die„Epoka', wie auch andere polnisch« Blätter, bedienen sich einer Agentur„Ate" ai» Quelle ihrer Nach- richten aus Berlin . Diese Quell« wirb vom polnischen Kriegs- Ministerium gespeist. Der internationale Geist der Kciegsberichterstattung lebt wohl noch in den Meldungen dieser Agentur weiter. Es besteht wohl Grund zu der Annahm«, daß der polnische Kriegsministcr dies« Art Berichterstattung auf den Frieden umstellt, den wir min schon immerhin bald zehn Jahr« mit Polen hoben. Versicherung aus Gegenseiiigkeii. Ballspie! zwischen KpO . und Schwerindustrie. Di«„Deutsche Bergwerkszeitung' läßt in ihrer Sonntogepredigt einen weithin unbekannten Konteradmiral a. D. B e t s ch mit Bc. merkungen darüber zu Worte kommen, daß Deutschland bei den Abrüstungsverhandlungen„mit der russischen Faust ans den Tisch geschlagen' und sich dabei die eigenen Finger verstaucht habe. Das schwerindustriclle Organ redet einem festen Bündnis zwischen Deutschland , Frankreich und England dos Wort, um die Politik von Äo c a r n o zu End« zu führen und auf diese Art zur A b r ü st u n g zu kommen. Das Blatt stellt dabei zugleich als Ziel auf, daß Deritsckfand aufrüsten muß, um ein wertvoller Bundes- genasse zu werden und um jeden Deutschen „wehrkräftig und wehr- pslichtlg' zu machen.„Lesen denn,' so ruft es pathetisch und be- kümmert aus,„tri« Leute, die mit Moskau liebäugeln, keine tomrnu- nistischen Zeltungen? Nicht die„Rote Fahne?'„Unsere warme Freundschaft mit Moskau ist das ernst« Hindernis für unser« Ber- ständigunz mit Frankreich und England.' Die„Rote Fahne', die sich derart ernst genommen steht, kann natürlich nicht umhin, nm, ihrorseit» die ,. Bergwerkszeitung' tragisch zu nehmen. Sie leitartikell dreispaltig über die Schwerindustrie, dt« Krieg mit der Sowjetunion will! Und entdeckt in der Repa- rationskonferenz in Paris ein« Kriegskonferenz gegen die Sowjetunion ..„die große Koalition soll die Arbeiternrassen im Dienste der Unternehmerinteressen auf die Schlachtbank treiben"— was M sie noch sonst?! Wir können die aufgeregt« Einheitsfront von„Rote Fahne' und �Bergwerkszeitung' beruhigen. Das schwerindustrielle Blatt hat mit seinen Gedankengängen bisher nur auf die„Rote Fahne' Eindruck gemacht— und die„Rote Fahne' wird ebenso nur noch von der ..Bergserkszeituns' ernst genommen. Es handelt sich nur um dos Spick zweier Partner, die sich die Bälle gegenseitig zuwerfen.
proseffor Eamerlynck gestorben. Der ossizielle stanzösische Dolmetscher bei der Botschasterkonserenz, Professor Camerlynck, der auch bet den Friedensverhandlungen in Bersailles, de» Reparationsverhandlungen, im Böllerbund und bei vielen anderen Internationalen Konferenzen vorbildlich gearbeitet hat.«st im Alter von 50 Jahren gestorben. JDfc Chinesisch« Gesandtschaft in Berlin dementiert auf Grund bov Informationen aus der Heimat die Meldungen, daß Kommunisten bald in Nanking zur Macht gelangen würden, daß Marschall Feng Bu-schiang plötzlich aus politischen Gründen Nanking»er. lassen hätte und daß di» Nationolregierung wegen finanzieller Schwierigkeiten nicht mehr fest sei.
Rom , 1Z. Februar. Anläßlich des Jahrestages der Papflkrönung zelebrierte kardinal Locakelli eine große Messe. Um 1t Uhr erschien der Papst, enthusiastisch begrüßt, in der Kirche und nahm, umgeben von sämtlichen in Rom weilenden Kardinälen und den hohen Würdenträgern des päpstlichen Hofes aus dem Throne Platz. Auf einer besonderen Tribüne wohnten der König von Schweden, die beim heiligen Stuhl beglaubigten Gesandten, die Mitglieder de» Maltheser-Ordens und de» römischen Adels sowie bekannte Persöu- llchkellen de» politischen Lebens, darunter Minister Giuriati und der Unlerfkaatssekretär beim italienischen Minlsierpräsidenlea der Feier bei. Eine ungeheure Menschenmenge füllte die weilen Hallen der Basilika. Trotz des»oaushörltchen Regen» Harrleu auch auf dem Pelersplatz geioaltige Menschenmassen hinter dem Spalier der Truppen und Carabinieri au». Sämtliche Faschisten- gruppeu von Rom waren mit ihren Fahne«« erschiene««. Nachdem die Feier im Innern der Kirche beendet war. erschien, begrüßt von enthusiastischen Zurufen der Menge, rvahrend die Truppen die Ehrenbezeugung erwiesen, der Papst, ulngeben von den Kardinälen und den würdmilrägcrn des Hofes, auf dem äußeren Mittel- b a l k o n der Kirche, von wo er unter andächtiger Stille den Segen erteilte. Nach der Segenserkeilung wiederHollen sich die begeisterten Kundgebungen der Menge. Kardinal Vannnielli rühmt Mussolini . Rom . 12. Februar. Der Doyen des Kardinalkollegrums, Kardinal V a n n u t« l l i, erklärt« einem Mitarbeiter des„Popolo die Ro»i«a', man habe seit dem Beginn der Foschistenherrschaft immer darauf vertraut, daß«ine Versöhnung zwischen Staat und Kirche ein- treten werde. Er sei überzeugt, daß der Bertrag im Ausland sehr günstig ausgenommen werden würde. Das Problem werde durch dieses Abkommen derart geregelt, daß dem Papst die volle Aus- übung der für eine freie und unabhängige Regierung der Kirch« unumgänglich notwendigen territorialen Souveränität zugebilligt werde. Der Kardinal erklärte zum Schluß, die Namen
Pius XI. , Gasparri und Mussolini , der der wahre Führer einer weisen religiösen und bürgerlichen Po- l i t I k sei, würden in der Geschichte dieses Ereignisses rühmlich fortlebe««. Oer Inhalt des Vertrages. Rom . 12. Februar.(Cigenberichtz Der zwischen der italienischen Regierung und dein Papst ge- schlössen« Vertrag enthält die Bestimmung, daß die katholische Reli- gion entsprechend der Verfassung italienisch« Staatsreli- g i o n ist. Di« italienische Regierung übernimmt die Einrichtmg einer Eisenbahnstation, von Telegraph, Radio, Telephon und Post in der vatikanischen Stadt. Sie anerkcrmt das Recht der Kurie, Gesandtschaften zu entsenden und zu erhalten. Italien er- richtet beim Papst eine Botschaft, der Papst beim italienische«« Hof ein« Nuntiatur. Die««atikanische Stadt ist als ein ewig neu- trales und unverletzbares Gebiet zu betrachten. Die römisch« Frage erklärt der Papst für erledigt. Das Konkordat betont die Eigenschaft Roms als„heilige S t a d f. Die italienische Regierung verpflichtet sub. dleien Eba- rakter der Stadt in jeder Hinsicht zu wahre». Di« religiöscn Orden werden als juristische Personen anerkai«nt. Im E h« r e ch t«rkermt der Staat die Gleichwertigkeit der r e i n k« r ch. lichen mit der zivilen Eh« an. Der Religionsunter» richt soll auf die höheren Schulen ausgedehnt werden. Die Finanzkonvention legt die ilebern�isung«on 7 50 Millionen Lire und von einer Milliarde Staatsrenten an den Vatikan fest. Zu diesem Znxck soll ein« n««:« italienische Staatsanleihe als„V e r s ö h u u n g s a n l c i he" zur Zeichnung aufgelegt werden. Angesichts des Sieges auf der ganzen Linie, den das Papst- tum errungen hat, ist der Pomp begreiflich, mit dem am Dien-tag in Rorn der siebente Jahrestag der Krönung des Papstes Pius Xl. begangen roiirde. Die Straßen Roms waren vielfach mit den päpstüchen Farben geschmückt, b es ende sc im vatikanischen Stadtteil. Ueber hunderttausend Personen waren auf dem Pctcrsplatz and in der Kirche versammelt.
Die Sachverständigen arbeiten. Hetzmanötxr aussichtslos. Pari». 12. Februar.(Eigenbericht.) Die Sachlierftändigenkonferenz hat 10 Minuten zur Erledigung der unvermeidlichen Eröffnungszerenionlen gebraucht. Seitdem arbeitet sie. und feit 24 Stunden ist es bereits so, als ob die täglichen Beratungen von 11 bis 1 Uhr und von 3 bis 5 Uhr die selbstverständlichste Sache der Wclt wären. Man ist bereits in den Meinung-- austausch über die materielle Seite der Diskussionsfragen eingetreten. Beschlossen wurde u. a., daß die Hilfsdelegierten den Sitzungen zwar beiivohnen können, jedoch ohne Stimme. Während die Konserenz zuerst e,«tsch>eden hatte, daß die Beratungen völlig geheim- bleiben sollten, haben die inzwischen veröffentlichten Sensationsmeldungen die' Delegierten davon überzeugt, daß dieies Verfahren seine Schattenseiten hat. Es soll daher täglich ein Kommunique herausgegeben«verdcn. Die Pariser bürgerliche Presse fordert die Alliierten zur Her- stellung einer Einheitsfront gegen Deutschland auf. Die Gläubiger, heißt es, müßten sich sotidarisch erklären, sie dürften nicht ii« Uneinigkeit verfallen, dann würden sie den Sieg davon- tragen. Die Sachverständigen inachen glücklicherweise nicht den Eindruck, als sollte die Sachlichkeit und Einfachheit, mit der sie beraten, der französischen Oeffentlichkeit den Beweis liefern, daß nun wirklich die Zeil der gegenseitigen Bedrohung vorüber ist und di« Herstellung des Friedens das Gegentcll einer Einheits- front gegen Deutschland erfordert. Eine solche hätte auch angesichts der Verschiedenheit der Auffassungen, deren Ausgleich die Ausgab« der Konferenz bildet, wenig Aussicht uild Sinn. Wenn die Franzosen die Notwendigkeit der Erfüllung der Forderung auf Deckung ihrer Schulden und eines Teile ihrer Wicderaufbaukssten be- tonen, wenn Dr. Schacht bereits darauf, hingewiesen hat, daß Deutschland auch im allgemeinen Interesse nicht über Gebühr b e l o st e t werden dürfe, so drückt der Amenkaner, dem im Bewußt- sein ihrer eigenen Parteilichkeit gerade von Deutschen und Franzosen gern ein wenig die Führung überlassen wird, dem ganzen die Atnio- sphäre einer zwanglosen geschäftlichen Regelung auf. Pierpont Morgan äußerte sich bereits gestern so und eine Batterie Selterwosserflaschen, die gestern im Konferenz- saal in der Gegend der Amerikaner ausgefahren wurde, konnte über- dies wie ew Symbol wirken: es wird vermutlich etwas Wasser in den Wein aller Teilnehmer gegossen werden. Debatte über deussche Steuern und Löhne. Paris . 12. Februar.(WTB.) In der heutigen Sitzung des Reparotionsausschusses machte Reichsbankpräsldent Dr. S ch a ch t längere aygenieine Ausführungen, an die sich ein« Diskussion schloß, in der einige Einzelsropen näher erörtert wurden, so auch die Frage der St «V«rbelastung in Deutschland und die Frage der Arbeiterlöhne. Diese Fragen und einige andere, die Dr. Schacht angeschnitten hatte, werden morgen weiter behandelt werden. Ein amtliches Eommurriqu« ist haut« nicht ausgegeben worden. Zusammenhänge. Oer Goldmacher Tausend und seine Freunde. Der Schwindler Tausend, de? unter der Vorspiegelung, Gold herstellen zu können, viele zahlungsfähige Leute hineingelegt Hot. hat auch in Bremen eins„Goldfabrik" besessen. Die Liste der daran beteiligten Leute ist sehr lehrreich. Das Geld gab der millionenreiche Konsul A H e l d, ein Hauptgeldgeber Ludendorfjs. Gefchäfissührsr der Goldfabrik war ein Herr Wilhelm Krose, damals Oberleutnant und Adfutairt des Frei- karpsführers Taspari. Herr Kros« setzt sich mit besonderer Wärme für den�F ememörder Fuhrmann ein. Zmeiter Geschäftsführer war Herr Fritz Küchenmeister au» Freiöerg in Sachsen , derselbe Mann, dem bis STutfr gehörte, aus dem heraus Wallher Raibenou meuchlings erschossen wurde. Am Betrieb ange> stellt war der Stielsohn Ludendorffs. Der groß« Luhendprsf selbst besichtigte unter der Maske eines Gcheimrats«viederholt den Betrieb.
Cm kommunistischer Geistesriese. Dom natürlichen und annatürlichen Kapitalismus. Die kommunistische Zentrale ist im Alleinbesitz der allein echten Lehren des durch Lenin verbesserten Marxismus . Jeder ihre An- ; Hänger ist ein Gckstesriese der sozialistischen Theorie gegenüber den > sozialdemokratischen Theoretikern, die Marx niemal, verstanden und - vom Sozialismus keine Ahnung haben. Glücklicherweise sorgt die kommunistische Zentrale für die Aus» ! breitung der allein echten Wahrheit. Wie— das erzähst die Brairdleristische„Arbeiterpolittk': „Fritz F renken ist Sekretär des Unterbezirk? Düsseldorf uyd Mitglied de? Preußllchen Landtags. Als getreuer Knappe der Thätmann-Zenirole hält er Jetzt Kurie über das Pro» grornm der Ao in muni st ischen Internationale a» Dabei entschlüpfte ihm jüngst folgender Fundomentalsatz: „Der Kapitalismus ist unnatürlich und weil n unnatürlich ist, muß er oerschwinden. Wäre der KapftaUsmus na t ü r l« ch. dann brauchte ernichtzuvexschwinden.' Das Auditorium staunte. Es staunte aber bei nachfolgender Szene noch viel mehr. Frenke » wurde von einem Genossen ae- fragt, wo s denn eigentlich eine These sei. Frenke «« nimmt zwar alle Thesen bestimuiigslos an, aber was denn «igenilich so eine These für ein Ding ist, das wußte e r n i ch t. Er gab deshalb die Frage an die Versaimnelten weiter. Darauf erklärte ein Genosse: „Eine These ist eine Behauptimg.' Jetzt ist Frenke » glücklich, zu wissen, daß«ine These ein«„Be- hauptung' ist. Einige Minuten darauf fragte ein airderer Genosse, was eine Synthese sei. Bei Frenke » brach der Angst- schweiß aus. Er hakt« keine Ahnung. Da die anwesenden Ge- noisen beharrlich schwiegen, gab Franken selbst die„Erklärung'. Sie lautet wörtlich: „Ja, Genossen, über das Wart Synthese ist sich die Wissenschaft selbst noch nicht im klaren.' Wir sind restlos erschlagen und geben ohne«veiteres zu. daß wir den Unterschied zwischen natürlichem und unnatürlichem Kapira- lismus bisher noch nicht verstanden hatt«««. Ob der„natiiiliche Kapitalismus', der nicht zu verschwind«» braucht, die Rep ist— wer weiß es? Wir werden es niemals lernen, und deshalb werden wir immer vom Genüsse der höchsten Weisheit der Kommunisten ausgeschlossen bleiben. Sozialdemokraiische Koalitionspolitik. Ein Vortrag von Carl Severins. In der Vereinigung Sozloidemokraftscher StudiereiÄer sprach gestern im Sitzungssaal des ehemaligen Herrenhauses Reichsinnen- minister Earl Severing über Koalitlonspolitik. Noch den Wahlen zur Notioimloerianrnlung— so führte Severing aus— war dir damalige Mchrheftsswialdemokrati«. auch zu» sammen«nft den Unabhängigen, in der Minderheit. Sie mußte, um so«n«hr, als die Unabhängigen«in« Beteiligung on der Regierung ablehnten, eine Bundes- und Arbeitsgemielrsschrst mit Demokraten und Zentrum bilden. Wem die Sozialdemokratie damals«ine Minderheftsregierunq gebildet Höfte, wäre auf ihr allein die Derant- wortung für den Frieden von Versailles gefallen, das RerfoffungS' werk märe gefährdet morde:« und wer. weiß, ab die Sozia'.demokralie allein den Kopp. Putsch Höfte bezwingen können. Ackrniich liege« die Ding« in Preußen. Auch hier«st die Sozialdemokratie in dcr Minderheit. Aber dadurch, daß Sozialdemokraten 1323 d>e wichtigsten Posten inn« haften, wurde dos Chaos gebannt. Eine starke Partei wie die Sozialdemokratie darf nicht abseits stehei«. Si» muß dabei sein,«venn im neuen Deutschland regiert wird. Da» Ideal ist. daß wir allein die Mehrhell der Stimmen in den Parlamenten hinter uns haben. Tann bin ich der Letzte der di« AllelNverci ntwortung für die Partei ablehnt und Koalitionspolll'Jk treiben mochte. Solange wir aber gezwungen sind ArbeilZgemein- schaften zu bilden, n«üssen wir versuchen, in den Koalitionen möglichst stark zu sein, um Stück für Stück, Tag für Tag unsere Forderungen durchzusetzen. Da» groß« Ideal de? Staates der sozialen Gcreck.tlz- k«t und Freiheit bleibt uns. Jeder noch so klein« Schritt auf dem Wege zu ihm ist wertvoll. Ein Hausen jugendlicher Kommunisten versuchte den Bomozen- den durch törichte Zwischenrufe und lärmende Bemerkungen zu stören. Der Lorsitzeirde sah stch schließlich gezwungen, die Haupt- jchreler aus dem Saale zu verweisen.