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Der Tod um eine Krawattenflammer.

Es wäre nicht geschehen, wenn man nicht getrunken hätte.

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Wenn je nichtige Ursachen unter Einwirkung des Alko­hols zu tragischen Folgen geführt haben, so in diesem Falle. Wegen einer Krawattenflammer begann der Streit und in feinem Berfolg starb ein Mensch von einem Faustschlag. Das Ganze spielte fidh am 29. September 1928 neben und auf dem Untergrundbahnhof Seestraße ab. Der Täter war der 26jährige Arbeiter und ehemalige Pofthelfer H. Er hatte sich jetzt vor dem Landgericht III wegen Körperverletzung mit Todeserfolg zu verantworten, 5. mar am verhängnisvollen Tage frank geschrieben; also hatte er Zeit zum Trinken. Er spazierte durch die Müllerstraße und traf einen alten Bekannten. Das freudige Wiedersehen nach langer Zeit wurde, wie es leider nicht anders üblich, in einer Kneipe be­gossen, Aus einem Glase Bier wurden es ihrer sechs, der Nachmittag zum Abend, und als man das Lotal verließ, war man, wie nicht anders zu erwarten, beschwipst. Vor dem Eingang der Untergrundbahn Seestraße traf man noch einen Bekannten, und man betrat noch einmal eine Kneipe. Einige Minuten später aber verließ H. das Lofal wieder, stand einen Augenblick nor der Tür und spielte mit seiner Kravattentlammer. Das war teine ein fache Krawattenklammer, sondern ein Geschenk der Freundin, somit ein besonders wertvolles Stüd. Auf den in offenbar freundlichen Gedanken versunkenen und beschwipsten H. tamen plöglich vier Männer zu. Auch die hatten in einem Lokal dem Altohol reichlich zugesprochen. Einer von ihnen riß dem H. die Krawatten flammer aus der Hand und alle vier liefen trotz der Rufe Halt" unter Schimpfwot.cn die Treppe zur Untergrundbahn hin­unter. H. holte seinen Freund aus der Kneipe und beide stürzten die Treppe zum Untergrundbahnhof hinunter, liefen trotz der Bor haltungen des Beamten durch die Sperre und erblickten auf dem Bahnsteig noch zwei von den vier Männern. H. sprang auf den Krawattenflammerräuber zu und versette ihm einen Fauftschlag, daß er blutüberströmt zu Boden fiel. Der Schläger, offenbar be stürzt über den Erfolg feines Schlages, half nun den Geschlagenen Dom Blut reinigen, besprengte ihm noch das Geficht mit Wasser und begab sich nach Hause. Der Geschlagene, der Bahnschaffner G., suchte zuerst das Polizeirevier auf und fam dann gleichfalls wohl.

V

Orchester und Dirigenten.

Kurzer Konzertbericht/ Bon Klaus Pringsheim.  

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ant

Ein Sonntagskonzert im Bachsaal unter Dr. Kun­walds Leitung zeigt im Vortrag der ersten Sinfonie von Beet hoven und der großen Leonore Ouvertüre das Berliner Sinfonie orchester auf durchaus erfreulicher Höhe. Der Klang hat Fülle, Differenziertheit, Kultur, es wird gut mufiziert, man spürt ernste, gewissenhafte Arbeit. Das Bild wäre noch befriedigender, wenn das Birken des Erziehers, die Strenge feines Waltens sich weniger fühlbar machte. Und das erreichte Niveau würde nicht, so oft fremde Dirigenten manchmal von zweifelhaftem Rang Bulte stehen, so peinlich sinken, wäre es meniger durch Drill, mehr durch Hebung des freien Musikerwillens gewonnen. An sich schon wird es durch den fortwährenden Dirigentenwechsel in seiner Be­ständigkeit unnüz bedroht. Aber es müßten ja meniger Gäfte ge­rufen werden, wenn der ständige" erste Kapellmeister nicht selbst nur als seltener Ehrengast seines Orchesters erschiene. Das ist kein guter Zustand; der verantwortliche Führer sollte sich nicht zu schade fein für den Alltag seiner Truppe. Um aber die Leistungsfähigkeit dieses Instrumentalförpers, der der Musikstadt Berlin   unentbehrlich ist, sich entfalten zu lassen, wie wir's ihr und ihm wünschten, dazu freilich müßte man vor allem nun die Frage feiner wirtschaftlichen Basis energisch in die Hand nehmen; in die öffentliche Hand selbst verständlich.

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Daß heute ein Konzertorchester nur auf sich gestellt, nicht zu eriftieren vermag, zeigt ja das Beispiel der in allem glücklicheren Philharmonifer. Mehr ausverkauft als gelegentlich ihres Pensionskonzertes der große Saal der Philharmonie war, mittags und abends, fann er nicht noch fönnte er es mit stärkerem Grund sein. Das außerordentliche Ereignis ist wiederholt worden, das vor einem Jahr die erste Aufführung der Matthäuspassion und Furtwängler   bedeutete; aber die Wiederholung ist Erneuerung und noch Steigerung. Wieder mit der prachtvollen Leistung des

Bruno Kittelschen Chores; und mit der Bolttommenheit des Evangelisten Karl Erb  . Neu für Berlin   der Chriftus Heinrich Rehkämpers; jünger an Jahren, als man gewohnt ist, nicht jünger als in Wahrheit der Held der Passionsgeschichte, edel ver­flärt im Ausdruck, von tiefer Schönheit und Reinheit des Singens.

Acht Tage zuvor im fiebenten Philharmonischen: Gustav Mahlers erste Sinfonie. Furtwängler gibt sie nicht wie Walter; nicht, wie Mahler sie gab. Dessen Physionomie erscheint ein wenig idealisiert, die Schärfe der Kontraste ist gemildert. Mit explosiver Kraft geladen, voll dämonischer Leidenschaft der letzte Satz; doch wieder wie eigenwillige, allzu temperamentstrogende Gestaltung des Schlusses ist nicht mahlerisch. Aber Mahler ist nun soweit, daß es nicht mehr auf authentische" Interpretation ankommt. Sein Werk geht als Gemeingut in den Besißstand der Zeit ein; und der große Musiker, der es auf seine Art überzeugend verwirklicht, löft Begeisterung seltenen Grades aus. Im übrigen: Gaftdirigenten in bunter Reihe auch beim Philharmonischen Orchester. Unter ihnen aber Leo Blech  . Von seinen Berehrern, die den Saal füllen, herz­lich begrüßt. Bo dieser Meister wirft, was er schafft, wir wissen, daß vorbildliche Arbeit getan ist; Borodins H- Moll- Sinfonie, ein wenig verblaßt als Mufit, erklingt in allem fubtilen Reiz ihrer feinen Orchesterkunst. Und Hermann Abendroth  , der Kölner  Musikgewaltige, hier noch nicht vergessen von feiner Tätigkeit her als Leiter der Opernhauskonzerte, bestätigt seine Macht über Bu­blikum und Orchester in der Siebenten von Bruckner  . Zu einer Bruckner- Sinfonie, der romantischen", hat auch Kleiber, nun also doch, sich entschlossen. Mittelmäßig und ungefähr läßt er fie heruntermusizieren, persönlich uninteressiert, wie es scheint, uner­füllt, ja kaum, daß ihm die Materie ganz geläufig geworden. Eigent lich follte das im Rahmen der Berliner   Staatsoperntonzerte nicht möglich sein.

behalten zu Hause an. Die Sache schien gut verlaufen zu sein. Karl und Anna" von Leonhard Frank.  | Shakespeare  : lf im Deutschen   Theater.

Zwei Tage später, am 1. Oftober, fühlte sich G. plötzlich unpäßlich; er wurde in das Diatonissenhaus Bethanien gebracht, wo er nach einigen Stunden verstarb. Bald darauf wurde gegen H. Anklage wegen Körperverlegung mit Todeserfolg erhoben.

Der Angeklagte meinte, die ganze Sache sei ihm ein Rätsel. Die Sachverständigen Professor Straßmann und Dr. Stör mer erklärten, daß der Tod durch eine Schädelverlegung und Hirnblutung verursacht worden sei, eine Folge des Aufschlagens auf den Bahn steig. Der Angeklagte habe selbstverständlich nicht voraussehen können, daß sein Faustschlag der= artige Folgen haben würde. Rechtsanwalt Dr. Reiwald setzte sich dafür ein, daß der Todeserfolg überhaupt nicht dem Angeklagten angerechnet werden soll. Das Urteil ist am Nachmittag zu er= warten.

Der Komödiant auf der Straße.

Und dann in Daft.

Frankfurt   a. M., 16. Februar.( Eigenbericht.) Das erweiterte Schöffengericht in Frankfurt   verurteilte den Schauspieler Walter Hofmeister vom Metropol- Theater in Berlin  , wegen Bergehen gegen das Republitschutzgesetz und Beleidi­gung des Innenministers Grzesinsfi zu zwei Monaten Ge= fängnis. Hofmeister hatte im vergangenen Jahr auf offener Straße den preußischen Innenminister schamlos beschimpft. Einige

Arbeiter, die die Schimpfworte hörten, stellten Hofmeister und ver anlaßten seine Berhaftung. Bor Gericht bestritt der Angeklagte, anlaßten seine Verhaftung. Vor Gericht bestritt der Angeklagte, eine derartige Beleidigung ausgesprochen zu haben. Es wurde ihm jedoch die Täterschaft unzweifelhaft nachgewiesen. In der Urteilsbegründung erklärte der Vorsitzende: Wer solche Vor­würfe gegen die Ehre seines Nächsten erhebe, müffe es an der eigenen Ehre büßen." Deshalb wurde auch die Erfeßung der Ge­fängnisstrafe durch eine Geldbuße von dem Gericht ausdrücklich

abgelehnt.

Theater der Woche.

Bom 17. bis 25. Februar. Bolfsbühne.

Theater am Bülowplag: Bis 21. Das Mädl aus der Vorstadt. Ab 22, Kreuzabnahme. Theater am Schiffbauerdamm: Die Dreigroschenoper  . Thalia- Theater: Delrausch.

Staatstheater.

Staatsoper Unter ben ginden: 17. Aegyptische Helena. 18. Fortunios Lied. Die fünf Wünsche. 19. Fra   Dianolo, 20. Cavalleria rusticana, Bajazzi. 21. Fosca. 22. Meistersinger. 23. Mona Lisa  . 24. Aida. 25. Sosenkavalier. Staatsoper am Plaz der Republik  . 17., 22. Fledermaus. 18., 25. Carmen. 19., 23. Soffmanns Erzählungen. 20., 24. Fliegende Holländer. 21. Symphonie­tongert.

Städtische Oper Charlottenburg  : 17. Eugen Onegin  . 18. Madame Butterfly  . 19., 21, Othello  . 20., 24. Boheme. 22. Manon. 23. Tannhäuser  , 25. Cosi fan tutte. Schauspielhaus am Gerbarmenmarkt: 17. bis 25. Rarl und Anna. Rachmittagsvorstellungen der Staatstheater, Schauspielhaus am Gendarmen markt: 17. Ein besserer Herr. 24. Faust I. Schiller- Theater Charlottenburg  : 17. bis 25. Othello.

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Theater mit feftem Spielplan:

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Rammerspiele:

Staatliches Schauspielhaus.

Leonhard Frant hat seinen Schweizer   Kriegsurlaub nicht nur benutzt, um gegen die Ludendorffsche Kohlrübendiät zu fündigen. Er hat dort auch rechtzeitig und tapfer dichterischen Anstoß an dem vichischen Blutvergießen der Völker genommen. Der Mensch ist gut", das war der Schlagerrefrain, der damals die noch franken Hurraschreier teilweise turierte. Heute sind wir Deutschen   wieder auf den Schlager vom rheinischen Mädchen eingestimmt und haben die Franksche Warnung beinahe vergessen. Solche einfache und doch großartige Sendung fonnte aber nur ein Dichter von startem Mut und gesundem Talent erfinden. Später ging Leonhard Frank  ins ältere Literatenfach über und erzählte leichtere Lebensepisoden. Eine dieser Geschichten ist seine Nachkriegsanekdote von Karl und Anna.

Das Mädel blieb zu Hause als Richards Kriegerfrau. Draußen in der russischen Gefangenschaft füllt Richard die Herzensöde aus, indem er bei Karl, dem Kameraden, alles ablädt, seine Erinnerung an die Freuden mit der Liebsten im jezt hungernden Berlin  , und die ganze Sehnsucht, das Mädel bald wieder zu streicheln. Karl aber ist der Glücklichere, da er aus dem Baradenlager entfommt und sich nun mit dieser besonderen Kenntnis von der Liebesfähigkeit und Hausfrauentugend bei Anna einfindet. Es entsteht eine rührende Verwirrung der Gemüter. Karl und Anna wachsen zu­sammen, Richard, der später wiederkehrt, tommt zu spät. Richard will die Hand zum Totschlag aufheben, doch er zieht sie zurüd. Die beiden, die ihn betrogen, erhielten wohl vom Schicksal, das pfiffiger ist als der muskulöse Richard, den Auftrag, das Leben so teuflisch und doch wieder so menschlich einzurichten. Die Dinge werden nicht in Honig getaucht. Die Wahrheit des Lebens foll an den Tag tommen. Leonhard Frank   schließt seine Geschichte mit diesem tragischen Scherz.

Das Theaterſtüd, das Frank nach dieser Geschichte in vier Akten aufbaute, fam aber nur mühselig zustande. Als Dramatiter besigt Frank noch keine Technit, die ihn von allerhand naturaliſti schen Epigonen unterscheidet.

Doch die Schauspieler vertuschen das oft vorzüglich. Vor allem Räthe Dorich, die aus dem Friederiken- Kitsch erlöft ist. Die beiden Männer um Frau Dorsch, George und Homolta, find bemunderungswürdig durch Schlichtheit und Disziplin. Gerade das gar nicht Berschmißte Homollas, der ein Gewinner des großen Schicksalsloses fein foll, wirft außerordentlich. Theatralische Weich heit wurde in foftbarer Entfaltung spürbar. Erich Engel  , der Regisseur, leitet das alles durch einen verfeinerten Naturalismus, dem auch Lucie Mannheim   beslissen und erfolgreich dient.

Das Spiel von der proletarischen Nachkriegsintrige wurde von der Geduld eines Schriftstellers geformt, der noch immer seinen eigentlichen Charakter abschwören muß, wenn er Charattere und Bühnenereigniffe dramaturgisch berechnet. Troßdem freut man sich, daß wieder einmal nach den moralischen und militärischen Ver­gasern des Völkerglücks ein Mann von unserem Schlag und unserer Meinung reden durfte. m. h.

,, Abenteurer G. m. b. H."

Artrium. Beba- Palast:

Deutsches Theater  : Die Tuftigen Welber von Windsor. Goeben erschienen. Die Romöbie: Olympia  . Theater am Rollendorfplag: Jettchen Gebert. Theater in ber Röniggräger Straße. 24. vorm. 11 Uhr, Gedenkfeier fülr Hermann Sudermann  . Revolte im Erziehungshaus. Komödienhans: Das Geld auf der Straße. Großes Schauspielhaus: Was ist die Straßenschlacht am Schlesischen Bahnhof  , was ist Casanova. Metropol- Theater: Die lustige Bitwe, Theater bes Westens: der Verbrecherkrieg in Chicago   gegen einen regelrechten Abenteurer Friederike. Romische Oper: Paradies der füßen Frauen! Deutsches Künstlertheater: Der Rinker. Sustspielhaus: Weekend im Paradies. film? Nichts, rein gar nichts. Hier fönnen alle interessierten Kreise Leffingtheater: Ab 19. Bourgeois bleibt Bourgeois. Trianon- Theater: Das noch lernen. Dieses Filmgenre hat eine treue Gemeinde, die ent­Haus der Laster. Resibenz- Theater: Der reizende Adrian, Zentral- Theater: Die Tribüne: Herr und Frau Go und Go. zückt und befriedigt ist, wenn die Abenteurerfilme voller Leben Ich tüsse Ihre Hand, Madame. Berliner   Theater: 3X Hochzeit. Renaissance Theater: Das große ABC. steden, den Eindrud der Tollkühnheit erweden und in rein filmischer Casino- Theater: Rilometerliebchen. Schloßpart- Theater Steglig: Der Hinsicht untadelig gemacht sind. Und da das Leben felbst so wirtungs­Sigeunerbaron. Wintergarten und Stala: Internationales Barieté. Reinshallen Theater: Stettiner Gänger. Theater am Rottbusser Zor: volle Stoffe birgt, sollte man geeignete Borlagen finden tönnen. Elite- Sänger. Theater mit wechselndem Spielplan. Doch diesmal ist die Jagd nach dem Geheimdokument zu plump Ab 25. Der Obersteiger. gemacht. Fred Sauer  , der mit Jane Beß   zusammen das Manu­Rose- Theater: Bis 24. Die Fledermaus. Theater in der Lügowftraße: 17. Trilly. 18. geschlossen. Ab 19. Bimmerfreu und stript schrieb und allein die Regie führte, machte einen Mißgriff Immermann  . nach dem anderen Er prunkt jeden Augenblid mit den Muskeln feines Helden Carlo Aldini  . Aber er hat nur Muskelfraft her­ausgestellt. Die Verwidelungen sind derartig, daß die Beteiligten offenbar selbst nicht mehr ein noch aus missen. Im Berlaufe der Afte werden nur drei Tote serviert. Das ist in Anbetracht eines Schiffsunterganges und der folennen Keilereien unbedingt zu wenig. Das fenfationshungrige Bublifum darf bestimmt mehr für sein Geld fordern.

Nachmittagsvorstellungen.

Boltsbühne. Theater am Bülowplak: 17. Die Bergbahn. Theater am balta. Schiffbauerbamm: 17. Der Selb   des Westerlandes. 24 Helden. Theater: 17., 24. Delrausch. Theater in ber Röniggräger Straße: 17., 24. Revolte im Erziehungshaus. Romabienhaus: 17., 24. Der Raub der Eabinerinnen. Metropol Theater: 17., 24 Die lustige Bitme. Bentral Die Tribüne: 17., 24. Theater: 17., 24. Sch tüffe Shre Hand, Madame. £. 9. 8. Reraiffance Theater: 17., 24. Rrankheit der Jugend, Rofe Theater: 23. 16 Uhr, 24 14 Uhr. Die fieben aben. 24. 17 Uhr. Die Fledermaus. Schloßpart Theater Steglih: 17. Die Fledermaus. Theater in ber 2ühowftrake: 17. Aschenbrödel. Wintergarten und Stala: 17., 23., 24. Internationales Bariets, Reichshallen Theater: 17., 24. Stettinger Gänger. Theater am Rottbuffer Tor: 17., 24. Elite- Sänger.

Erstaufführungen der Woche.

Dienstag effing- heater: Bourgeois bleibt Bourgeois" Theater in ber tugomstraße:" immertreu und Immermann  ". Freitag. BoIsbahne: Rrenzabnahme.

Carlo Aldini   ist nur Kraftmeier, fein Schauspieler. Eve Gray   bringt ab und zu durch ihr nettes Spiel ein paar tröst­liche Momente in den Film.

e. b.

Marcell Salzer   wird Sonnabend und Sonntag noch zwei Lustige Abende im Schillersaal geben.

Die lustigen Weiber von Windsor  ."

In diesem Theaterwinter hat es eine Hochkonjunktur für Shake­ speare   gegeben. Bielleicht ist es pietätlos, aber es muß schließlich ausgesprochen werden: unsere Aufnahmefähigkeit für die Werke auch dieses Bühnengenies hat ihre Grenzen. Oft genug stehen wir seinen Figuren fremd und falt gegenüber, und zaghaft erhebt sich ab und zu die Frage: Was geht das uns eigentlich noch an? Ein solches Museumsstüd sind auch Die lustigen Weiber von Windsor". Frau Fluth und Frau Page machen sich ihren Spaß mit dem alten Falstaff, steden ihn in einen Baschkorb und werfen ihn in eine Bfüße, und der Trottel fällt auf jeden neuen, noch so plumpen Scherz hinein. Gewiß, wir lachen; aber größer ist unsere Ehrfurcht vor der Tatsache, daß solche Bühnenlebendigkeit schon vor 300 Jahren geschaffen ist, und wir bestaunen den Aufwand.

Der Regiffeur Heinz Hilpert   reserviert das Lustspiel in der Bearbeitung des Deutschen Theaters  ", die erhebliche Mühe gemacht hat. Zunächst hat man das klassische, aber seien wir ehrlich­vorsintflutliche Deutsch der Schlegel Tiedschen Uebersetzung der Schlegel- Tiedschen Gegenwart angepaßt, sehr zum Nutzen des Lustspiels. Einige Szenen sind ausgemerzt, einige Dialogfezen in Ertempore- Art ein­gefügt, so geschicht eingefügt, daß man nicht weiß, ob es sich um Augenblickseinfälle der Darsteller handelt. Auch die Handlung ist in Kleinigkeiten verändert. Man freut sich, wenn Falstaff beim Hin­einfriechen in den Wäscheforb nicht umpurzelt, wie es die Bühnen­anweisung verlangt. Aber man hat sich zu früh gefreut: nachher fippt der eifersüchtige Ehegatte um, was nicht in der Regie­bemerkung steht. Weiterhin ist in der Bearbeitung des Deutschen Theaters   die Kleiderfrage generell geregelt. Falstaff spielt im modermen Abendanzug, die übrigen in einem Biedermeiermischmasc).

Werner Krauß   ist ein prächtiger Falstaff, ein vor Grandezza plazender Didwanst. Gespreizt setzt er seine Worte, ebenso wie feine Füße. Jede Miene ist ein Big, und bei alledem bleibt er tod ernst. Herrlich. Und doch erwartet man mehr als eine solche Chargenleistung. Dieser Widerspruch ist begründet in der leeren Rolle, die einfach nicht mehr hergibt. Dasselbe trifft für die Frau Page der Lucie Höflich   und die Frau Fluth der Leopoldine Ronstantin zu. Eine springlebendige Frau Hurtig ist da

üft. Sie bringt mit ihrem unbezwinglichen Geschnatter die Lacher auf ihre Seite. Auch Leonhard Stetel schafft als eifer­füchtiger Herr Fluth in seiner wütenden Geschäftigkeit gute Laune. Eine Ueberraschung bietet Heinz Rühmann   als Schmächtig. Seine Auffassung ist originell; als murstiger Berliner   steht er mittent in der Gegenwart. Erwin Fabers Doftor ist dagegen unmög­licher Hokuspokus. Der Beifall am Premierenabend war herzlich. dgr. aber ehrfürchtig fühl.

Unter falschem Namen." Ufa- Theater Kurfürstendamm.

Etwas stockend und umständlich fängt der Film an. Ein fleimer Angestellter der New- Yorker Untergrundbahn, der seit einem Jahr aus irgendeinem kleinen Nest in die Riesenstadt übergesiedelt ist, aber sie noch gar nicht fennt, bekommt endlich am Silvesterabend Urlaub. Er will einen ordentlichen Nachtbummel unternehmen ( und man bekommt einigermaßen Angst, was dabei herauskommen wird). Aber schon nach einigen Minuten ist er überfahren. Was sich dann begibt, ist eine seltsame Mischung von Realistik und Bhan­testif. Der nachdentliche Zuschauer tommt schließlich dahinter, daß alles nur eine Fieberphantasie des Verletzten sein tann. Und so ist es! Ron del Ruth nutzt diese Situation gründlich aus. Die Erlebnisse des Traumes, die die ganze Spielweite dieses Zustandes umfassen und doch die besondere Logit des Traumes bewahren, find natürlich ganz im Geifte diefes fleinen Angestellten fonzipiert. Bie er sich das große, reiche, vornehme New York   denkt und wie seine von schlechten Filmen und Räubergestalten genährte Phantafie fich Abenteuer erfinnt, das wird mit oft groteskem Wig und toller Phan taftik dargestellt.

Ganz ultig wirft die Liebesgeschichte: dieses Mädchen aus der obersten Schicht, das mit unserem Helden ein Abenteuer fucht, ist zum Kugeln. Für spannende Sensationen ist auch gesorgt: ein ge­fährlicher Berrückter, der mit dem Helden dauernd verwechselt wird, ist losgelaffen. Silvestersput. Schlaftrunt. Entführung durch Er­preffer. Mordverdacht. Endlich Trauung auf einem Schiff. Und dann die rasende Fahrt in der Untergrund, mit dem Verrückten als Führer! Das Erwachen bringt endlich die Befreiung nom Alpdruck. Monte Blue   fann seine nette, sympathische Art entfalten; wir lachen und fürchten uns mit ihm. Ruth Miller ist das Mädchen aus der Oberschicht, das aber glücklicherweise all die Naturhaftigkeit der Unterschicht aufs glücklichste besitzt.

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I.