Der Stahlhelm fauft Kneipen.
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Dann geht er bei den Agrariern betteln.
Der Stahlhelm mit seiner Haßpropaganda gegen die Republik schlägt immer sehr laute Töne an, als ob die ganze Welt schon unter den Schritten seiner Bataillone zitterte. In Birklichkeit muß er das mit großem Bomp angekündigte Bolts begehren gegen die Verfassung immer wieder vertagen, weil es ihm an den nötigen Mitteln fehlt. Auch die Agrarier und die Industriellen sind nicht mehr so gebelustig, daß sie in nußlose Dinge ihre boch nach Steuererklärung so beschränkten Mittel steden würden. Einen vertraulichen" Bettelbrief aus dem Kreise Reustettin wehte der bekannte günstige Wind uns auf den Schreibtisch. Wir geben das schöne Dokument in seinem Wortlaut wieder: Neustettin, im Dezember 1928. Bertraulich! Nicht liegen laffen! Persönlich!
Buch Nr. 461/28.
Herrn..
in
.....
Obwohl die fatastrophale Lage von Landwirtschaft und Gewerbe ganz unabsehbar ist, und ich die Schwierigkeiten des Geldmarktes als troft os bezeichne, muß ich mich trotzdem nach sehr reiflichem Ueber legen an die Herren Besizer und Freunde in Stadt und Land menden, um die einzigste und verbliebene wehrpolitische Sicherheit zu erhalten und zu fördern: den Stahlhelm. Es ist flar, daß unter den obwaltenden Umständen alles auf das notmendigste beschränkt werden muß, ohne daß aber die Macht als solche leidet, denn wir müssen uns darüber flar sein, daß diese wirtschaftliche Notlage aller Betriebe unbedingt politische Auswirkungen haben muß, weil unsere Gegner im In- und Ausland unsere finanzielle Schwäche für sich benutzen, zur Stärkung ihrer Front Vor diesen politischen Auswirkungen müssen wir uns mit allen Mitteln schüßen, auch wenn es im Augenblid noch so schmer fällt. Jede Unterlassung in dieser Hinsicht werden wir an unserer eigenen Berson und an unserem eigenen Besiz in den kommenden Jahren spüren. Wenn ich auch glaube, im letzten Jahre im Kreise in der Arbeit so weit gediehen zu sein, daß der Stahlhelm qualitativ und quantitativ uns die Gewähr leistet, den Schutz des Eigentums und die Ruhe im Kreise sicherzustellen, so muß ich ihn aber unbedingt noch weiter ausbauen und noch intensiver durchorganisieren, um mit allem mir zur Berfügung stehenden Material und Mitteln arbeiten zu können.
Aus diesem Grunde wende ich mich ohne Ausnahme an alle uns befreundeten Herren in besonderem Schreiben und bitte, mir einen einmaligen Betrag zur Verfügung zu stellen. Mit den mir zur Verfügung gestellten Beträgen fann dann im ganzen die wertvollste Arbeit für uns selbst geleistet werden.
Sie werden verstehen, daß die geringen Geldbeträge der Stahl helmkameraden, zirka 1200 Mann im Kreise, davon zirka 50 Pro3. Arbeiterkameraden, nicht dazu angetan sind, den Führungsapparat im Kreise zu unterhalten, gefchweige denn Geld für besondere Zwecke zu beschaffen, weil die Beiträge der Stahlhelmmitglieder zur Hauptsache in den örtlichen Kassen der Gruppen verbleiben.
Der Stahlheim hat sich im Jahre 1928 mit aller Macht in den politischen Kampf geworfen, aber das Schwerste( fiche Boltsbegehren) muß noch geschafft werden.
Außerdem dürfte bekannt sein, daß die Ortsgruppe Tempelburg das Restaurant Seeblid in Tempelburg fäuflich erworben hat Diefes foll zum Stahlhelm- Erholungsheim, wozu es sehr geeignet ift, ausgebaut und gleichzeitig der Sammel- und Anziehungspunkt für die gesamten Stahlhelmkameraden des Kreises merden.
Hierzu sind aber noch erhebliche Summen erforderlich. Wenn auch sämtliche Stahlhelmkameraden durch Umlagen herangezogen
Theater, Lichtspiele usw.
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Conhoff Bretti:
mären, den Gastgeberstaat, die deutsche Republif, in diefer eise zu brüsfieren. Wir wären der Hauptgenossenschaft ausländischer Studierender in Berlin " für eine Aufklärung dieser etwas dunklen Plakatangelegenheit dankbar.
„ Die gepumpte Urgroßmutter."
werden, so reichen diese Beträge bei weitem nicht aus. Im Abend" vom 14. Februar erzählten wir unter diefer Mit Rücksicht darauf, daß das Erholungsheim nach Fertigstelleberschrift von dem Preisausschreiben für nordische Ahnentafeln, lung ein wertvoller Stützpunkt für den nationalen Ge das der Ministerialrat im Rarhestand Konopath inszenierte, und danken überhaupt, insbesondere auch durch die dadurch erfolgre von der seltsamen Herkunft des Bildes einer Urgroßmutter, die bei Raltstellung politischer Gegner( bisher einziges Lagungslokal in der Hochburg der Kommunisten, Begzug von Rusch, erhalten wir eine interessante Berichtigung, der wir gern der von Herrn Konopath gelieferten Mustertafel figurierte. Hierzu Bund schaffender Landwirte) bedeutet, muß ich alle Freunde und Raum geben. Es heißt: Gönner unserer Bewegung um ihre Unterstützung für diese fehr wichtige Ungelegenheit ganz besonders bitten.
Ich bitte also um Ihre Hilfe. Es bleibt den Herren überlassen, welchen Betrag sie zahlen, nur bitte ich sehr herzlich, recht bald zu zahlen, damit mir die Möglichkeit eines Ueberblides über die Endsumme gegeben ist, die dem Stahlhelm des Kreises Neustettin zur Verfügung stehen wird.
Jeder Gelbeingang wird von mir bestätigt, und ich erbitte die Zahlungen durch beigelegte Zahlfarte auf das Konto Nr. 397 der Kreissparkasse Neustettin .
Zum Schluß bitte ich, in Zukunft, um Mißverständnisse zu ver meiden, Geldspenden und Zeichnungen nur dann zu tätigen, wenn ein von der Kreisführung ausgefertigter und gestempel= ter Ausweis vorgezeigt wird.
Diese Schreiben bitte ich als vertraulich in der Form zu behandeln, wie im Kopf dieses Briefes erbeten.
Mit deutschem Stathelmgruß Frontheil! ( Stempel).
Ihr ergebener
Bayer,
Kreisführer des Stahlhelm,
Bund der Frontsoldaten, Kreis Neustettin.
Hier wird mit denkbarst zynischer Offenheit zugestanden, daß die Stahlhelmführung ihre ganze Organisation nur als zum Schuge der Besizerinteressen geschaffen ansieht, von der zahlenmäßigen Aufwährend die Arbeiterkameraden" von der zahlenmäßigen Auf-, in dem guten Glauben an schneiderei sehen wir einmal ab Kameradschaft", an Arbeitsvermittlung und dergleichen schöne Dinge
erhalten werden!
Der Stahlhelm fauft daneben Kneipen auf, um politischen Lokal. terror nach Borkriegsmuster treiben zu tönnen. Aber das Geld dazu muß er sich wieder von den Agrariern zusammenschnorren, deren Steuererklärungen sich die Finanzamter nicht einmal fritisch ansehen dürfen, ohne Steuerrevolten befürchten zu müssen. Wie lange soll der Sput noch dauern?
Kein einladendes Einladungsp'afat!
Die Hauptgenossenschaft ausländischer Stu dierender in Berlin " veranstaltet einen Ball der Kontinente. Sie läßt aus diesem Grunde auf den Unter grundbahnhöfen und anderswo Blafate antleben, auf denen die Flaggen europäischer und überseeischer Länder zu sehen sind. Der Gastgeberstaat dürfte annehmen, daß man auch seine vers fdh mararotgoldenen. Farben fassungsmäßigen
auf diesem Plakat erblickte. Er wird enttäuscht werden. Dafür steht er dreimal die schwarweißroten Bereinsfarben des Stahlhelms und ähnlicher Verbände in trautem Berein mit den Symbolen der übrigen Staaten. Es ist faum anzunehmen, daß die ausländischen Studenten, denen Deutschland gewiß gern Gast freundschaft gewährt, die deutschen Nationalfarben nicht fennen, und. beinahe möchte man vermuten, daß irgendein antirepublikanisches Mitglied der nationalistischen Studentenvereini gungen bei diesem Plakatentwurf Pate gestanden hätte. Denn wir wollen nicht unterstellen, daß unsere ausländischen Gäste an der Berliner Universität von sich aus taftlos und geschmaclos genug
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Es ist unrichtig, daß die Ahnentafel, die dem Preisousfchreiben für bebilderte Ahnentafeln beigegeben war, als die meine bezeichnet worden war. Mein Name tam überhaupt nicht darin Es ist ferner unrichtig, daß ich ein Bild auf einige Toge ausgeliehen und eigenmächtig habe repruduzieren lassen. Richtig ist vielmehr, daß der Eigentümer des Bildes dies selbst für die lediglich als Muster dienende Ahnentafel ausgefucht und selbst zur Berfügung gestellt hat, ebenso wie er in dem Preisausschreiben als genealogischer Berater selbst aufgetreten ist und 15 Monate gebraucht hat, ehe er Anstoß an der Einsehung des Bildes ant dieser Stelle nahm.
Unrichtig ist ferner, daß ich ein Führer des völlischen Flügels der Deutsamationalen bin. Richtig ist, daß ich der Deutschnationalen Bolkspartei gar nicht angehöre
Hochachtungsvoll
Konopath, Ministerialrat i e. R Zu dieser Berichtigung des Herrn Ministerialrat i. e. R. Konopath ist einiges zu bemerken Herr Konopath war so freundlich, uns das Muster der ominiösen Ahnentafel mit einzusenden, die in genealogisch richtiger Reihenfolge die Bilder von acht bzw sieben Urgroßeltern, vier Großeltern, zwei Eltern und dem letzten Sprossen aufweist. In der Tat fehlt in dieser Ahnentafel vom Ürahnen väterlicherseits an die namentliche Bezeichnung. Der letzte Sprosse wird nur mit dem Vornamen Hanno genannt und als Ministerialrat i. e. R., geb. am 24. Februar 1882 bezeichnet. Bon durchaus einwandfreier Seite wird uns nun aber versichert, daß diefer nur bescheiden mit dem Vornamen hanno bezeichnete Herr in der Tat Herr ministerialrati. e. R. Konopath felber ist. Die von uns weiterhin mitgeteilte Tatsache, daß die in dieser Ahnentafel aufgeführte angebliche Urgroßmutter Henriette Brutschte gar nicht zu der Familie des Herrn Ministerialrat und damit auch nicht in die Ahnentafel gehört, weil sie eine Freiin Grothe ist, wird von Herrn Ministerialrat Konopath nicht bestritten. Wenn nun aber, mas von Herrn Konopath wohl nicht mehr bezmeifelt werden wird, jener Herr hanno mit ihm selber identisch ist, so ergibt sich die amüsante Tatsache, daß drei Urgroßeltern väterlider feits die feineswegs deutsch flingenden Namen onopagi, v. Dombrowiti und v. Swidersti hatten, während ein sehr fieb aussehendes Ilrgroßmütterchen namens Janzen den auch nicht gerade deutschtlingenden Vornamen Jeanette trägt.
Aus der Partei.
Der Parteitag der niederländischen Sozialdemofrafie hat ein Wahlprogramm beschlossen, das u. a. fordert: Rationale und internationale 2 brüstung. Unterstützung und Demofra tifierung des Bölkerbundes. Borausgehende parlamentarische Beschlußfassung über jede Mobilmachung. Berbot aller bewaffneten Formationen, die nicht gefeßlich vorgeschrieben sind. Entwidlung der überfeeischen Gebiete zur Selbstverwaltung unter eingeborener Leitung zur Vorbereitung der Unabhängig teit Abfchaffung der Todesstrafe und der Körpergo strafen, der 3 mangsarbeit, der Herrendienste und Wiederherstellung des Streifrechtes. der Ausnahme recte. Koalitions- und Preffefreiheit in den Kolonien.
Berantwortl. für die Redaktion: Wolfgang Schwarz, Berlin ; Anzeigen: Th. Glode, Berlin . Berlag: Borwärts Berlag, G. m. b. S., Berlin . Drud: Borwärts Bud drederei und Berlagsanstalt Baul Singer& Co., Berlin S28 68, Lindenstraße a. S'erzu 1 Beilage.
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