Oonnerstag 26. Februar 1929
Unterhaltung und ÄVissen
Beilage des Vorwärts
BS
Sma Siüsing: 3)er MU8ß«NA SChreH
Für sein« Herd« war er ein Göll, der Mustang. Seine Gestalt war gedrungen« Kraft, seine Augen überblickten di« ganz« Weite der Prärie, seine Ohren nahmen jede» Geräusch wahr, sein« Nüstern witterten jedwede Gefahr und groß und wiegend war sein Schritt. Nie kannte er den Trab, diese lächerliche, anerzogene Gangart der zivilisierten Pferd«, dieser elenden Menschenknecht«. Er kannte nur den raumgreifenden Galoppsprung oder den großen Schritt. Donrefslich brachte er sie durch, seine Herde. Er wußte, Pferd« sind keine Allcsfresier, Pferde sind die geborenen Leckermäuler, sie tun sich dann mal an diesem, dann mal an jenem Gras etwas zu- gute, und er führte sie auf gräserbunt«, auswahlsreich« Wiesen. Drohte seiner Herde Gefahr, dann donnerte sie über di« Weiden. Die Hufe waren unbeschlagen, aber sie waren hart, härter als das plasterabgenußt« Eisen beschlagener Stadtpferde, lind wenn auch die ganze Herde auf der Flucht war. so kannte auch nicht ein Tier in !;r Angst. Denn felsenfest war ihr Vertrauen zum Führer, dem Mustang. Nach geglückter Flucht vor Menschen oder Raubtieren lief di« Herde noch ein beträchtliches Stückchen weiter, aus purer Freud« an dem Wettrennen. Und di« erhitzte Herd« soff sich voll an Dasier» tümpeln. Kein Tier war lungenfaul. Ob Hitze, ob Käst«, was kümmert« es den Mustang und sein« Herd«. Wie ein« Wog« rollte sie über die Werden, sicher wie eine Drahtseitbahn erkletterte sie Ge- birge, festen Schrittes, gleich einem Maultier glitt sie Felsen hinab und raubtiergleich wand sie sich durch domige Büsche. Ost hing. namentlich zur Zeit der Haarung, buntes, staubiges Pferdehaar an den Sttäuchem und der präriekundige Mensch wußte, hier brach der Mustang mit seiner Herde durch. Kaum«in Hengst wagte sich je in dos Reich des Mustangs. Sie merkten es in sicherem Instinkt, die Stuten hatten kein Jnteresi« für fremde Hengst«. Wildpferdstuten sind primitiv natürlich, sie lieben die Kraft und weiter nichts als die Kraft, denn sie lieben nicht nur den Hengst, sie lieben zugleich im Hengst ihr« eigene gesund« Nach. kommenschast. Kam aber dennoch gelegentlich einmal ein fürwitziger Hengst in sein Revier, dann klappt« der Mustang die Ohren an dm Kopf, wieherte gleich einem Trompetensignal, das Angriff kündet, und biß feinem Gegner entweder ein Stück aus dem Halse oder schlug ihm ein Stück Bealzteelc i ia Tartar aus der Brust Auf sedm Fall trollte der fremd« Hengst bald davon. Unheimlich schnell konnte der Mustang sich drehen und furchtbar austeilen. Er war so wendig, daß er oft aus reinem Uebermut Ecken derartig schnell und kurz nahm, daß er«in Salto mortale schlug. Bill kannte den Mustang, denn Bill war«n Comboy. Genau solch Kind der Prärie wie der Mustang selbst. Bill hatte freilich ein- mal Sehnsucht nach der Stadt gehabt, aber als er in ihr weilt«, hatte er sich wie«n scheues Kätzchen an dm Häuserfronten entlang ge- schlichen. Er war ball» ausgefallen und die Leute hallen ihn ausgelocht. Da hatte er sein« Lederweste ausgezogen, seine Stulpen besonders eng geschnürt und wollte ein« Prügelei anfangen, doch es war sofort«in fürsorglicher Schutzmann gekommen und hatte gesagt. solche Manieren seien hier nicht Mode. Darüber war Bill höchst «npört und er haßt« di« Stadt, in der ein ehrlicher Cowboy sich auslachen lassen wußte ohne sich Gsnugtuung oerschaffen zu können. Nach diesem unerhörten Borfall war ihm die Prärie noch lieber ge- worden, al» sie es vorher schon gewesen war. Dill liebt» aber nicht nur die Prärie, Dill liebt« auch die Tier«, die sie bevölkerten. Er liebt« sein« Ninderherdm und er klagte stdesmal. wenn sie in die Schlachthäuser geführt wurden. Er lehnt« solche Stodttransport« ab, obwohl man sie ihm so gern« anvertraut hätte, denn man wüßt«, der Bill bringt die Herde durch und wenn sie auch tagelang unterwegs fein muß. Er kannte die Kräfte der Tier« genau, so daß ihm unterwegs wenig an Erschöpfung ein- gingen, er wußte, wo die Grislybären haustm, so daß er ihnm aus dem Weg« ging. und Viehdieb«, nun, die trauten sich an DU nicht heran. Di« wußten, schießen machte ihm Freude, schon, wenn es nid# nötig war. Mithin, man hätte Bill so gern« als Trans- portführer gehabt. Aber er sagte:„Wenn die Städter durchaus Rinderbraten fresim wollen, können sie ihn sich gefälligst selbst holen.' Und was Bill nicht wollte, da» tat er nicht. Dill» Entschlüsse waren unabänderlich. Ob man auf Knien vor ihm lag oder ab man ihm «in« Pistole auf die Brust fetzte. Man zog Bill selten zum Stalldienst heran. Nicht, weil er die Ställe nicht' gründlich säuberte, sondern weil er soff. Und der Alkohol ist«in absonderlicher Freund. Er machte Bill entweder luftig oder wehmütig, auf jeden Fall aber schießwütig. Hatte er 25 Kognaks ge- trunken, schoß er noch irgendeinem guten Freund««inen Apfel vom Kopf, beim 26. Kognak mußt« der Apfel vorsichtshalber aus den brei
ten Cowboyhut gelegt werden, beim SO. Kognak hingegm wurde der Apfel nur noch zwischen den Fingern weggeschossen. Bill kannte seine Unterschied«, aber geschosien wurde auf jeden Fall, daran konnte ihn selbst völlig« Betrunkenheit nicht hindern. Jedoch Bill schoß nicht nur, Bill wettete auch, wenn er Stall- dienst hatte. So hatte er einmal gewettet, er würde den Mustang fangen. Am nüchternen Zustand reute ihn die Wette sehr. Aber Wetten müsien ausgetragen lverden. dos ist Ehrensache. Bill kam sich vor, als Hab« er seinen Freund oerraten. Denn oft hatte Bill die Weiden bezogen, aus denen vorher der Mustang und seine Herde die ihnen besonders gittschmeckenden Gräser gerupft hatten. Dill nannte das
Oedichie ton 3 akoh diaring er Dlacf)ts 3n meine lammet blickt ein Stern, Unb hat mich sonst ans Erden niemand gern, Dies kleine Sterotein nickt mir blinzelnd zn : Du armer, müder Bettler gib fetzt Rntz! Bielleicht schickt mir ein totes Tieb den Stern. Bielleicht ein Frennd, der auch so arm nnd sern. Herz! wenn du morgeu wieder tot«ud wüd— Beut an den Stern, der an» dem Dunkeln blüht. Tot Ist alle« ein», B5as liegt daran, �Wa» llegt daran— t3st alles eins— Der hat sein Glück, Der saud sein Glück, Der seinen Wahn. Xlnb ich saud teius.
Arbeitsteilung. Di« Gräser waren eben da, um gefresien zu werden. und Sattes freie Natur gehört« keinem Menschen, selbst dann nicht, wenn man, wo menschliche Behausungen zusammenstießen, einen Zaun um sie gelegt hatte. Niemals wäre es ihm eingefallen, die Wildpierd« von der Werde seines Herrn zu vertreiben. Er ließ sie grasen und wenn sie wetterzogen, repariert« Bill, wenn sie aus ab- gegrenzte Gebiet« geraten waren, die zertretenen Zäune. Nun mußte er den Mustang fangen. Bill setzte sich in Galopp. Pferd und Mensch im Galopp, bedeuten Feind, da» wußte der Muirang. Er stob mit seiner Herde davon. Doch All ließ ihm kein« Ruh«, er ver folgt« ihm Er kannte sein« Gewohnheiten genau, er nutzt« sie au». Er sondert« ihn ab von der Herb«, und der Mustang, der in- stinkti» merkte, mir gilt die Jagd, er ließ sich absondern, aus Le- sorgthett um die Herd«. Bill hatte«in gutausgeruhtes, kräftiges Pferd, da» mtt Hafer gefüttert war. ver Mustang hatte Zeft keines Leben» noch nie Kraftfutter zu sich genommen. Bill war im Borteil, wenn das Pferd auch ihn und den' 30 Pfund schweren Bocksattel trug. Dem Mustang macht« di« Jagd keine Freud« mehr, er lief jetzt um sein Leben. Noch hatte er Selbstbewußtsein, aber langsam kroch di« Angst in ihm hoch, sie war gesährlich für ihn, sie wurden für ihn zur Last. denn der Mustang hatte sie bisher nicht gekannt. Der Mustang konnte wohl Entfernungen schätzen, aber den Lasio, den kannte der Mustang nicht. Und im gegebenen Augenblick, als er nahe genug war. warf Dill ihm da» Leder um den Körper. Bill» Stute legt« sich gegen den Lasio. aber der Mustang preßte die letzten Kräfte aus sich heraus, er kroch förmlich am Boden entlang und Bill hatte in der Aufregung der Jagd das Gelände nicht überschaut, der Mustang schleifte sich und sein« Verfolger zum Abhang. Er stürzte mit Bill und Pferd in den Abgrund. Keiner von den dreien stand wieder auf. Bill» letzte Wort« waren:„Mir Schuft geschieht recht, aber es ist schade um euch'. Dann dacht« er an sein Pferd und an den Mustang. Der Mustang fühlt«, er konnte kein« Herde mehr führen. Er lag neben einem toten Pferd, er lag neben dem sterbenden Bill und dachte an sein« Herd« und sah eine grün« Wiese vor sich und unterbrückte sein Stöhnen, das ihm aus den Nüstern quoll und schrie und schrie und schrie seine Herd« zusammen zu einem guten Futterplatz.
3man Meilbiü: dl-ffialltlftlllVl
Theoretisch geht in«inen V-Bahmpagen ein« abgemessen« An- zahl von Menschen hinein; praktisch hingegen wird solch«in Wagen niemals voll— notfalls ließ« sich die ganze Menschheit Hineinstopsen. Noch niemals Hab« ich«inen l)-Bahnb«amt«n.cheietzt!" rufen hören. wie der Autobusschaffner da» mit Vorlieb« tut. Während dieser den aufsteigenden überzähligen Fahrgästen, di« seinen Autobus entern wollen, mtt vollendeter Zähigkeit entgegentritt, um sie im Fall de» Widerstandes sogar aus» Pflaster zu schubsen— drängt und drückt der l.'- Dahnbeamte(vermittels der Wogentür, die er unbekümmert um noch in di« Hall« hinausragende Köpf« und Gliedmaßen zu- schiebt). Alles was mit will in den Wagen hinein. Sein« Erfahrung sagt ihm, daß die Furcht vor der eventuellen Quetschung in den � zwischen Wagen und Bahnsteig hängenden— Fahrgästen wahr« Wunder an plötzlich auflodernder Energie hervorbringt. Und er irrt sich nicht? Durchaus geistig« Menschen bedienen sich in dieser hall- losen Situation brutal ihrer Körperlichkett. sie brauchen sich keinen Vorwurf zu machen, denn hinter ihnen will di« Tür ins Schloß und da» ist korce majeure. Dann setzt sich der Wagen in Bewegung und kurz darauf fällt der erste Witz von den Lippen eine« Kontor- boten oder eines Lehrlings; in jüngeren Jahren macht einem«in eingedrückter Brustkorb nichts aus, im'Gegenteil, er regt zu Der- gleichen an. etwa mtt Heringen oder mtt Oelsardinen. Di« reiferen Männer indes nehmen dt« Sache verteusell ernst. Cd das Gegen. über, desien Atem warm 0b«rm Schnurrbart hervorstößt, nicht im Interesse der Lllgemeinhett den Bauch einziehen— oder den Koffer,
der auf dem Boden steht, aus die Schulter nehmen könnte? Es wird sachlich berechnet, wieviel Raum bei solcher Oekonomi« zu sparen wäre; dabei denkt jeder immer nur an di« Raumverschwendung de» anderen und nie an sich selbst. Nur in einer Hinsicht stimmen samt» lich« Fahrgäste mit gepreßten Leibern Lberein: daß an der nächsten Hallestell« keine Mau» geschweige denn«in Mensch in den Wagen eingelasien werden dürfe. Dennoch kommt» anders. Der Wagen entläßt einen geringen Schuß seines Inhalts, und nun drängt ein« dick«, tauni gegliederte Mass« mtt Fäusten und Knien stoßend herein. Wieder schiebt die korce majeure in Gestall des Il»Bahnbeamten mtt Aufwand einiger Dutzend die Wagentür zu und zwingt die aus dem Wagen herausquelleichen menschlichen Extremitäten in» Jimer« hinein, wo sich die zugehörigen Rümpf« schon befinden. Draußen klinkt in der Signalscheibe am Stock, dm di« Hand de» Station,- Vorsteher» hebt, da» grün« Laternchen aus— und mtt doppell so starker Besatzung als oocher setzt sich der Zug in Bewegung. Mtt der Bestimmthett eine» Naturereignisies erfolgt nun der Mtz: Di« Füll« fei doch eigentlich angenehm, weil nun niemand mehr umfallen könne. Der tierisch« Ernst, mit dem sich Mensch und Mensch gegenüberstand, weicht dem Humor. Di« jungen Mädchen entdecken di« Komik der Situation und einige jung« Herren lassen sich di« Nutzbarmachung dieser Entdeckung angelegen sein. Auf dem Kasten für die Feuerfpritze an der Schmalfette des Wagens sitzt ein Fräulein, sie häll dm Bibliotheksrdmon im Schutzumschlag von schwarzem Lack müßig in Händen. Unmerkbar lächelnd sicht sie der Heitertest ia der Eng« zu.
Line Stunde ein Jude Sin üteiseerlebnis tPeler StebeU Unter doii eigenartigen Titel„Eine Stunde ein Jude' wird in den seinerzett von Berthold Auerbach , dem bekanntm Derfasier der„Schworzwälder Dorfgeschichten", herausgegebenen illuistrierten Volksbüchern über ein Reifeerlebnis Peter Hebels berichtet. Hebel selbst ist ja volkstümlich geworden durch sein«' viel- fach in alemannischer Mundart verfaßten Dichtungen, vor allem durch sein„Schatzkästlein" und«in Büchelchen mit sehr hübschen Rätseln. Cr lebt« von 1760 bis 1826 und war Theologe. Um so besremdender mutet das Erlebnis an, das er hatte, als er nach beendetem Studium von der Universität Erlangen mit dem Ranzel auf dem Rücken heim- wandert«. Damals gab es noch die' schöne Bestimmung, daß Juden beim Betreten einer Stadt dem. Zollwächter am Tor« den sogenannten„Leidzoll' zu zahlen hatten, etwa wie für Bieh. das in die Stadt gebracht wurde, ein« Gebühr entrichtet werden mußte Als nur Hebel an das Stadttor von Seegringen kam, dem da- maligen Grenzorte- der Martgtafenschaft Ansbach, hiell ihn' der Zollbeamte für einen Juden und ries ihn ganz grob an:„i)c. ver. dämmt«? Jude, Zoll bezahtenl' .Ich bin kein Jude,' entgegnet« Hebel. Der Beamte glaubte ihm nicht und wollte seinen Hund aus Hebel loslasien. Darauf verlangt« Hebel, vor den Richter gifführt zu werden. Auch der Richter fuhr ihn zunächst aufs schärfst« an. Als Hebel dann sein« Studentenpapier« vorlegt«, aus denen hervor- ging, daß er christlicher Theologe war, wollte der Richter zuerst ihn bestrafen, weil er sich für einen ausgegeben hätte, der er gar nicht wäre. Dm Zöllner jedoch tadelt« der Richter nicht, sondern entlieh Hebel schließlich mit groben Redensarten.? Hebel hat sich später an diesem Orte gerächt, indem er in witziger Weise all« albernen Narrenstreiche, von denen er erzählte, nach Seegringm verlegt«, wie man sie anderswärts von Schilda oder Schöppenstedt erzählt. Das Erlebnis hotte ober noch ein« ttefer« menschliche Bedeutung für Hebei gewonnen. Er war damals auch von dem Zöllner in schmählicher Weise durch die Stadt transportiert worden, bis er vor dem Richter kam, und. unterwegs hatte ihn di« Bevölkerung beschimpft, und die Schulkinder warm ihm nachgelaufen unb hatten �>epp, Heppl' geschrien. Dies« schmähliche Art, Menschen zu behandeln, hatte den-stnigen Mann so«npört, daß er sich von da an mit besonderer Zuneigung und Freundschaft gerade dm un« gerecht behandetten und mißachteten Juden anschloß. Er schrieb Aussätze über dm Philosophen Moses Mendelssohn , den Freund Lessings, und über die Sanhedvin, die große jüdische Synode, und machte«s sich zur Aufgab«, das Vorurteil gegen di« Juden zu be- kämpfen. Berthold Auerbach , der uns diese(übrigens auch von Hebel selbst in seinen Werken ausführlich geschilderte) Geschichte erzählt, ist selbst Jude gewesen. Er hat äußerlich schwer unter den Stöcker- schm antisemttischen Agitation gelitten, wie er oft mtt Bitterkeit hervorgehobm hat. In der Wiedergabe von Hebels Abenteuer tu feinen illustrierten Volksbüchern hat Auerbach am Schlüsse die Worte angefügt:„Wenn jeder nur einmal«inen Tag,«in« Stund «. für einen Juden gehalten worden wäre, er würde sein Borurteil oblegen und es in Gerechtigkett und Lieb« verwandeln."
dm Jßuxustierlel dierkulanum* JfäwtfT vor 2000 Sahren Denn die neuen Ausgrabungen von Hsrkulanum der Oeffent- lichtett zugänglich- gemacht sein werden, dann wird man zum ersten Mal« romische Villen der Kaiserzeit in einem Erhalvtngszuftand sehen, wie er auch in Pompeji nicht vorhanden ist. Unter der glühenden Asche des Vulkanausbruches find hier selbst dl« hölzernen Teile der inneren Einrichtung, zwar verkohlt unb zorbrechlich.!ab«r doch unberührt erholten. Es wird einer der Tnumph» der modernen Ausgrabungstechnik fein, daß diese Gegenständ« durch ein bisher noch geheim gehaltenes Konservierunzsverfahren in ihrem ursprunglichen Zustand bewahrt werden. Wie ttolienlsch« Blätter ver- raten, werden die Wiederherstellungsarbetten von dem Leiter der Grabungen, Prof. Bentimiglia, mtt der größten Sorgfalt durch- geführt..• unter diesen fast 2000 Jahre alten Häusern ist das Wichtigste »in« dreistöckig« Villa, deren untere Räume erstaunlich gut den langen Schlummer überstanden haben. Zwischen zwei Zimmern ist die Holzwand, die durch Säulen m drei Oeffnungen geteilt war, noch zu sehen, jetzt schwarz wie Cbenholz und so spröde, daß man mit dem Fingernagel Stück« herumerkrotzen kann, aber- ganz vollständig. In einem kleinen Schlafzimmer, ebenfalls im untersten Stockwerk. steht noch das eng« Bett au » jetzt verkohttem Holz, das in seiner Form einer Bettstelle von heute durchaus ähnelt. Der Holzrahmen des Bettes liegt noch in der vulkanischen Umhüllung: dies« soll aber nach einem noch nicht bekanntgegebeneif Verfahren entfernt werden. ohne daß da» Holz leidet. Wir sind hier im Lurusviertel von Herkulanum. Die Billa war augenscheinlich von reichen Leuten be- wohnt, denn die Räume waren mit kostbarem Mosaikschmuck aus- gestattet unb die Baderäum«, deren bleierne Leitungsrohr« zu sehen sind, waren mit Marmor belegt. Dies« Billa hat keinen Namen: ganz in der Näh« aber befindet sich ein anderer Luxusbau. den man..das Hau» de» Skeletts' ae- nannt hat, weil man die Ueberreste eines vom Tode überraschten Bewohners gesunden hat. Die Futzböden dieser Villa sind mtt farbigem afrikanischen Marmor besetzt, einem kostbaren Stoft. der sich in Pompeji nicht findet, und in einem Raum tst ein sehr schöner Familienaltar in die Wand eingelassen, der von bunten Mosaiken umgeben ist. Die Zimmer strahlen im reichen Freskenschmuck; die Fenster nach der Hinterseit« haben noch ihre eisernen Gitter, die setzt von gehärteter Asche bedeckt sind: in«ine Mauer war ein Geldschrank eingebaut, der silberne und bronzene Münzen enthielt. Ein Raum nach der Hinterstraße zu war augenscheinlich der Wein- keller, in dem sich ein riesiges Tongefäß von der Größe einer Tonne eingegraben findet, das Sprünge aufweist, die durch Drähte zu- sammenaehatten wurden. 2» all diesen Dillen ohne Dächer ist jetzt «in« Schar von sachverständigen Arbeitern am Wert«, um diese wieder auferstandene Pracht nach Möglichkeit im allen Glänze aus- zubessern. Da» frostfeste vanllle-Arowa. Nach den jüngsten Unter- suchungen des amerikanischen Chemikers P. S. Lukas übersteht da? Aroma der Vanille das Einfrieren ohne seien Schaden, wie denn auch«in längere» Lagern der Vanille ihren Duftgeschmack nicht entzieht. Die Versuche, bei denen der Forscher acht verfchitden« Vanillesorten- prüfte, wurden in der Weise ausgeführt, daß 214 Tage lang und zwar immer mtt den acht Vanil'ssorten täglich die gleichen Speisen heraesteltt wurden.--Die jeden Tag vorgenommene Prüfung ergab, haß das Aroma am letzten Tage so kräftig war wie am ersten und weder durch den Frost,, noch durch das Aufbewahren der Vanille gelttten hatte. Sogar, im fest'eingefrorenen Zustand« behielt die' Vanille ihr setnes Aroma bei.