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Wilhelm Bode gestorben. Zfcch mehrwSchiger Sraukheil ist WNHsh» Sode gesteru mittag in feiner Eharlotteaburzer Villa gestorben. Mit Wilhelm Lad« ist die bedeutendste Persönlichkeit aus dem Kreise der Kunsthistoriker und Museumsleiter dahingegangen, die wir nicht nur in Deutschland kennen. Sein Ruf als Kenner und Schriftsteller war international und hatte liberall. wo alte Kunst ge» sammelt wird, den besten Klang: und wenn ihn auch von eigentlicher Popularität das exklustve Wesen seines Berufes trennte, so bedeu« tete doch in ganz Deuts chlartd, weit über die Fach, und Kunstkreise hinaus, dieser Name seil Jahrzehnten«in« fest« Gröhe, einen Typus, mit dem man stch auseinandersetzen mußle, und einen ganzen und charaktervollen Mann. Wilhelm Bode wurde am 1l>. Dezember l84h in Caloörd« fBraun'chweig) geboren, studierte erst Iura, dann in Berlin und Wien Archäologie und Kunstgeschichte. Nachdem er durch. Reisen in Italien sein Studium vervollständigt hatte, wurde er l872 als Assistent an den königlichen Museen in Berlin und als Leiter der Abteilung für christliche Plastik angestellt. l8M wurde er Direktor dieser Wteilung, 1890 alleiniger Direktor der Gemäldegalerie. 1896 gründete er den Kaiser-Friedrich-Museumverein. Am 18. Okto- ber 1994 konnte dann dank seiner rastlosen Arbeit dos Kaiser-Fried» rich-Muscum eingeweiht werden, zu dessen finanzieller Unterstützung Bode die Finanzwelt gcscHtfi heranzuziehen wußte. Am 1. Dezem. bcr 1995 wurde er zum Generaldirektor der königlichen Museen be- rufen. 1929 schied er aus diesem Amt au», behielt aber die Leitung de- Kaiser-Hnedrich-Museums bei. Bodes schriftstellerische Arbeit umfaßt das Gebiet der Renaissance, sowohl der deutschen wie der italienischen und niederländischen. Als Bode seine Mnstumslaufbahn begann, standen die Berliner Kunstsammlungen im Grunde noch an ihrem Anfangspunkt. Erst Bode hat sie zu ihrer Weltbedeutung erhoben und mit ungemeiner Energie und Organisationskrast und mit Hilfe seines enormen Wissens in die erst« Reihe der Weltsammlungen gestellt. Als er die Gcneraldirektion aller Museen übernahm, war sein« Lebensausgabe im wesentlichen vollendet, gipfelnd in der Gründung des Kaiser- Friedrich. Museum», dessen beispielloser Reichtum zum größten Teil sein Werk ist. Daß die architektonische Durchführung dieser mächtigen und viel» festigen Sammlung keineswegs den musealen und künstlerischen An- sorderungen entsprach, die Bode selber und mit ihm wir alle stellen mußten, liegt picht an ihm, sondern an den unseligen Zuständen de« wilhelminischen Regimes. Ganz ähnlich hat auch bei Fortsetzung dieses Werkes, bei dem noch umfassenderen Plan des Deutschen Museums, ein ünglütflicher Stern, will heißen: Bureaukratenwillkür, die Ablichten Bodes und des über seinem Werk gestorbenen Archi- tekten Mesiel so gekreuzt, daß Bode selber öffentlich Protest erheben und sich von ihm, wie von der Weiterführung des Kaifer-Friedrich- Museums, lossagen mußt«, weil seine Absichten ins Gegenteil ver- kehrt wurden. Ms das lvesentlichst« Hilfsmittel bei Schaffung der Sammlun- gen hat. Bode von Ansang an die Privatsammler herangezogen, die cr mit allen Kräften und mit all s«nen Kenntnissen fördern, beriet , V) immer wieder zu Stiftungen und Erbverschreibungen sür die Siaatsmuseen anregte. Daß die Berliner Privatsammlungen sich eurch sein« Energie selbst über die vernichtenden Zellen von Krieg und Inflation hinübergerettet haben(freilich nicht ohne schwere Einbußen), bewies noch vor drei Iahren dl« letzte Ausstellung aller Kunst aus Berliner Besitz.- Das alles war natürlich nur möglich auf Grtiitd einer sehr aus- ffiWstrks» Kenntnis, alter Kunst. Bode gav mit Recht In der ganzen Welt als Kenner von höchstem Rang, sein Urteil war maßgebeeK und seine Autorität beinah« unbegrenzt. Sem« Spezialgebiet« waren italienische Renalsianc«. Rembrandt und die holländisch« Malerei des 17. Iahchunderts. Man hat bis zu seinem 79. Geburtstage über 599 Schriften und Bücher gezählt, d!« der Unermüdlich« während seiner Tätigkeit als- Museumsleiter und Generaldirettor g«. schassen hat. Daß mit so unbegrenzter schöpferischer Vitalität auch«in sehr aggressives Temperament verbunden war. hat Bode besonder» in den letzten Jahrzehnten seines Leben» bewiesen. Irrtumer. die auch dem größten Menschen nicht erspart bleiben, vor allem seine wachsende Abneigung gegen die Kunst der Lebenden, zogen ihn in allerhand Polemikern, b!« er mit ungestümer Nachdrücklichkeit zu führen und nicht immer zu gewinnen pflegte. Seine herzhaftesten Feinde fand er nicht bei den Gralshütern von Remdrandts oder Leonardos Kunst, sondern bei den Musoumsdirektoren. die dem Schaffen der längeren Künstler Lebensrecht zubilligten. Dazu kamen dann in den letzten Iahren unerfreuliche Anlässe der preußischen Museumswirtschast, die seinen Widerspruch mit Recht herausforderte. Wer �jemal» unter ihm oder mll und auch wohl gegen ihn ge- arbeitet hat. wird das Bewußtsein von einem großen Menschen mit sich tragen, der naturgemäß irren und nicht überall das Maß hallen konnte, da er Temperament für ein Dutzend Mitledend« besaß, der ober immer das Wesentliche und da, Bedeutendste gewollt und fast immer auch durchgesetzt hat. Bor dem aufrechten Manne und vor dem großen Kenner und Organisator neigen wir uns alle. Wir werden nimmer seinesgleichen sehen. Dr. Paul F. Schmidt.

Volksparteiliche Gieuerpolitik.

pilfudski soll Namen nennen! Ein Vorstoß der Linken gegen seine letzte Seaatsrede. Warschau , t. März, selgraberichl.) Dle am Vonncrelaz gehauen« Rede Ptlsudskl» in der Sennl-roil-m'.ssiou hat in politisch?« krelseu großes Aussehen erregt. Vcsoad-re die Erklärung. dußdiebisherigenSrleg«- minister Staat, gelder vergeudet und für ihre persS». licheu Zwecke verweudel haben, hat sämtliche Part«l«u tu Aufruhr versetzt. 3n der Frettsgsthvng de» Sejm erklärte der sozialistische Ab- geordnete Z u l a w s k i im Namen der tiak-u. daß der S-Zm ketue andere Kontrolle besitze al» die»echuuug»abschlüss«. Da weder die gegevwärtlge Regtcruvg noch dl« oberste Soulrollkammer irgend etwa« von Vtihbrävchen bei de» bisherige« Budgets de» Sriegsmintsterwm, ermähnien. ja müsse er uuomehr deu Sesw- Marschall um Aufklärung bitten. Do» Parlament dlirs« nicht erlauben, daß die Defraudanten voo Slaalsgelderu straflos au». gingen. Es würde sich sonst selbst strafbar machen. Der Sejm - Marschall Daszynski solidarisierte sich mit dieser Erklä- rung und gab der hofsnung Ausdruck, daß pilfudski die Namen der Dieb« uenuea und sie zur Veronlwortuug ziehen würde. Das fei um fo notwendiger, aS« sich bei den bisherigen Krieg«. mwisterv nicht um Zwilp-rsonev. sondern um höhere Offi­zier« handele. Die drei eink,par«eta» brachte« eine in diesem Sinne gehatteue Interpellation ein. Die Recht». xarteieu stellte» ein« ähnliche» Antra»

Reue Steuern zur Deckung des Defizits kann die Wirtschost nicht tragen- die Ausgaben müssen eingeschränkt werden. Briand -Rede zum Kellogg-Pakt. Frankreichs angebliche Vorkämpferrolle für Abrüstung.

pari», Z. März.(Eigenbericht.) Di« K o m m« r setzte am Freitagnachmittag die D i« t u s s l o n über den Kellogg-Pakt fort. Der sozialistische Abgeordnete Paul Four«, der, wie olle Redner der Linken, dafür«intrat, daß die durch den Kellogg-Pakt begonnene Friedensorganifation durch Annahme des Genfer Protokolls und durch di« Aus« dehnung einer allgemeinen Schiedsgerichtsbarkeit ausgebaut werde, torden« weller«ine international« Kon- trolle der Waffenfabritation. Faur« kam auf die R h e I n» landräumung zu sprechen und erklärt«, wenn bi» 1955 die Räumung nicht pollzogen sei, so werd« man dem deutschen Natlynalismus eine fürchterliche Waffe in die Hand geben. Der polnisch« Korridor, die unglücklich« Lage Oesterreichs , di« schlechten Grenzziehungen im Balkan , die Minorität enfrage und die Vermehrung der Diktaturen, alles das fei auf die Dauer unmöglich gut für Europa . Faure schloß:Im Kampfe um die Organisation des Friedems bleiben die Sozia« listen an der Spitze." Anschließend nahm Außcmmnister Briand das Wort. Cr erklärte zunächst, nicht über die juristifche Seite des Paktes sprechen zu wollen. Dieser sei Menschenwerk und enthalte Lücken, das sei gewiß. Briand ging dann aus di« Entstehungs- geschicht« des Paktes ein. Als er der amerikanischen Regie. rung den Abschluß eines Antikriegxpaktes vorgeschlagen Hab«, sei dieser Vorschlag mit Begeisterung aufgenommen worden. Man habe die Hintergedanken einzelner Regierungen gewiß kritisiert, das sei leicht, aber in Wahrheit seien die Männer an führender Stell« gezwungen, mit den r e a l p o l i t i s che n Tatsachen zu rechnen. In Genf habe Frankreich versucht, ein Protokoll auf der dreifachen Basis der Schiedsgerichtsbarkeit, der Eni- waffnung und der Sicherheit zur Annahm« zu bringen. Wenn dies auch nicht heim ersten Anhieb gelungen sei, so müsse man di« Anstrengungen zu seiner Durchsetzung welter fortsetzen. Auch Locarno sei nur ein Ausfluh des Gedankens, der dem Dölker- burtd zugrundeliegs. Briand wandte sich dann den am Völkerbund geübten Kritiken zu und schilderte, wie schwierig sich oft die Beratungen im Schosse de» Bundes vollzögen, da in ihm 52 Völker vertreten seien. deren jede» besondere Wünsche und besonder« Interesse habe. So seien groß« Schwierigkeiten zu überwinden gewesen, al» er und Paul Boncour. für die Aufnahm« Deutschlands in den Völkerbund eingetreten seien. Nienial« habe er, Briand , itt ®<!nf Heuchler getroffen. Die franzöflsche Delegation habe ihrerseits stet« im engsten Einvernehmen mit der Regierung gearbellet. Was dt« Entwaffnung betreffe, so sei Frankreich in Genf immer als ihr Vorkämpfer aufgetreten und habe geradezu gewagt« Vorjchläg« unterbrellet, wäh- rend man im Innern die Effektivbe stände redüzUrt Hab«. Es sei beklagenswert, daß man heute w dieser Hinsicht den guten Willen Frankreichs bezweifle. In keinem Fall« aber dürfe man am Völkerbund verzweifeln. Dank dem Völkerbund sei im litauisch- polnischen Konflikt«in Krieg vermieden worden. Auch die zwischen Ungarn und Rumänien strittig« Op« tonte»frage werde geregett weichen. Der Bölkerbund verdiene da« Vertrauen der Wlker. Als er. Briand . die Inlliative zum Ab- schluß de« Antikriegspaktes ergriff, habe er dies« Friedensganrntie den Böllern zur Bewahrung übermllteln wallen. Sicher seien kein« Sanktionen im Pakt vorgesehen, aber wenn man kein Vertrauen in moralisch« Kräfte mehr habe, so müsse man an allem verzweifeln. Dl» ideologischen Agenten, von denen Karl Marx gesprochen habe, hätten im Gewisien der Well gewirkt, und selbst die stärksten Regierungen müßten heut« mll ihnen rechnen. dem Kriege wohnen wir," rief Briand ,einem Drama von zwingender Tragik bei. Wir sehen«in Volk, das allen anderen zuruft, daß«s an der Katastrophe nicht schuld ist, die im Jahre 1014 über die Welt kam, und man hat den Eindruck, daß niemals mehr ein Volk elnes solchen Verbrechens angeklagt werden möchte." Mit dem Kellogg- Pakt fei«in« Lücke im Aölkerbundspatt ausgefüllt: der Artiksl 15 diese« Paktes lasse die Möglichkeit eine» Krieges noch offen. Er, Briand , habe den Krieg am Halse fassen und rufen wollen: Hier ist ein Verbrecher!" Briand wandt« stch dann gege» die«, der Wirksamkell de«

Paktes geäußerten Zweifei und erklärt«, er selbst habe am Tage nach der Unterzeichnung den Delegierten aller Rationen gesagt, daß man nunmehr den Frieden organisieren müsse. Bereits kurz nach der Unterzeichnung sei ein allgemeiner Schied»» gerichtsbarkeitspakt in Genf unter Teilnahmt der fran- zösifchen Regierung ausgearbeitet worden. Der Pakt solle den Völkern die Entwaffnung erleichtem. Frankreich wolle an der Spitze der Entwaffnungsbewegung stehen, wenn es auch Vorsichtsmaß- regeln ergreife und an seine Sicherheit denk«. Einige Stunden nach seiner-Antwortrede auf Hermann Müller in Genf im September v. I.. die bekanntlich lebhaftes und recht unliebsames Aufsehen erregte, sagte Briand vor den Vertretern der internationalen Presse mit jener köstlichen S e l b st i r o n i e, in der er sich oft gefällt:Ich bin wirklich ein Pechvogel: Sage ich einmal etwas in einer Rede, was aus dem üblichen ollaemeinen Rahmen herausfällt, dann steht gleich die ganze Welt Kopf: vermeide ich aber in einer Rede meine ganze Meinung zu entwickeln, dann grinsen alle Leute:Pah! Briand ? Der hat wieder einmal geredet» um nichtszusagen." Es scheint, daß die neueste rhetorische Leistung des französischen Außenministers eher*u dieser letzteren Kategorie seiner Reden gehört. Diese Propagandasätze für den Bölkerbundsgedanken hat man aus seinem Munde schon oft gehört. Andererseits muß offen erklärt werden, daß die selbstgefällige Lobpreisung der angeblichen Vorkämpferrolle Frankreichs auf dem Gebiete der Abrüstung mit den Tatsachen nicht sehr übereinstimmt. Dafür können wir übri- gens einen unverdächtigen Zeugen anrufen in der Person von Paul Boncour : Wir sind mit dessen An- sichten gewiß nicht immer einverstanden, aber wir erinnern daran, daß er im Dezember sein Amt als Delegierter Frank- reichs im Rat und in der Abrüstungstommisston mit der ausdrücklichen Begründung niedergelegt hat, daß ihm die französische Politik zu sehr im Widerspruch mit den in Genf von Frankreich vertretenen Grundsätzen stehe. Wir er- innern ferner daran, daß bei der letzten Militärdebatte in der französischen Kammer nicht nur die Sozialisten, sondern auch die meisten Radikalen unier Führung von M o n t i g n y und D a l a d i e r die neuen Militärvorlagen scharf kritisiert und di« Verglelchsziffern de» Kriegsministeriums mit 1314 als irreführend bezeichnet haben. Die französischen Minister berufen stch gern aus die Her- absetzung der aktiven mllitärischen Dienstzett seit Kriegsend« und führen sie als Beweis dafür an. daß Frankreich bereits ungeheuer viel für die Abrüstung getan hätte der stell- vertretende Delegierte Frankreichs in der Abrüstung?- kommisfton, Graf Elauzel, hatte sogar in vergangenem Sommer di« Stirn, zu behaupten, daß angesichts dieser Dienstzeitherabsetzung Frankreich an sich keine weitere Der- pflichtung zu Rüstungseinschränkungen mehr habe! Wenn also Briand die Leistungen seines Landes hin- sichtlich der Abrüstung als vorbildlich preist, so muß an diese wenigen Tatsachen erinnert werden, dle beliebig vermehrt werden können. Frankreich bat seit der Unterzeichnung des Kellogg -Paktes in der Abrüstung nicht dag geringste getan umgekehrt hat es unter anderem eiti« sehr beträchtliche Flosten-vorlage verabschiedet. Ein Land, dessen Militär- und Marineausgaben. wie kürzlich Genosse Hermann Müller im Reichstag ver- gleichsweife bemerkte, dreißig Prozent des Ge- sa m t e t a t s ausmachen, hätte allen Anlaß, etwas weniger von seiner Vorkämpferrolle für den Friedens- und für den Bölkerbundsgedanken zu reden und etwas mehr im Geiste des Friedens und des Völkerbundes zu handeln. Fast einstimmig angenommen. pari». 1. Mär; Die Kammer hat heute abend nach Abschluß der Debatte über den Kellogg-Pakt den Pakt mll 579 gegen 12 Stimmen an- genommen. Dagegen gestimmt haben die Kommunisten. Am Schluß der heutigen Kammersitzung bracht« Briand einen Gesetzentwurf ein. durch den die französische Regierung ermächtigt werden soll, dem allgemeinen Schiedsgerichtspart zu- zustimme».