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BERLIN  Dienstag 5. März 1929

10 Pf.

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B 54 46. Jahrgang.

Der Abend

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Mexiko   im Aufruhr.

Schwere Niederlage der Bundestruppen in der Stadt Leon.

Mexiko  , 5. März.( Eigenbericht.)

Die innenpolitische Lage hat sich im Verlauf des Montag nachmittag durch den Anschluß des Militärs von Coahuila   an die Aufstandsbewegung gegen die Re­gierung verschärft.

Die Regierung richtete an die ganze Nation den Appell an der Unterdrückung der Aufstandsbewegung mit­zuwirken und damit die von den Generalen geplante Militärdiktatur zu verhindern.

New York  , 5. März.

Aus Arizona   wird berichtet, daß sich im südlichen Teil des merikanischen Staates Sonora 600 Maco- Indianer den Aufstän­dischen angeschloffen haben. Von leitenden Aufständischen wird gemeldet, daß General Gruz fich mit 5000 Mann auf dem Marsch nach Guadalajara   befinde, mährend General Gorofeeta Truppen sammle, um auf Colima zu marssieren.

Bie ,, Affociated Preß" meldet, haben sich die Staaten Zacatecas  und Nayarit   der Revolution angeschlossen. Somit haben sich nach Angaben der Führer der Aufständischen insgesamt neun Staaten gegen die merikanische Regierung erhoben.

Schwere Niederlage der Bundestruppen.

New York  , 5. März. Aus Nogales  ( Arizona  ) wird berichtet: Nach einer Meldung des Oberbefehlshabers der aufständischen merikanischen Streitkräfte, General Escobar, haben die Aufständischen die Hauptstadt von Nueva, Leon, die ein Hauptstapelplak für das Kriegsgerät der Bundes­

WOLA

WAHL

URNE

Rizinus

So läßt sich Mussolini   wählen! Wähl mich oder ich fresse dich!"

Gandhi   festgenommen.

Englische Stoffe verbrannt.

Kalkutta  , 5. März. Hier wurde der Nationalistenführer Gandhi   und andere indische Nationalisten, darunter Dr. Roy, nach heftigen Szenen, die an die Unruhen der Jahre 1926 und 1927 erinnerten, verhaftet. Hunderte der Anhänger Gandhis   hatten sich versammelt, um eine Rede von ihm anzuhören, und versuchten danach, Freudenfeuer aus ausländischen Stoffen, die in der ganzen Stadt zusammengesucht worden waren, zu veranstalten. Die Polizei wollte das Anzünden der Feuer verhindern, aber Gandhi  , der in seiner Rede für den vollen Boykott aus­ländischer Stoffe eingetreten war, erklärte der Menge, daß er alle Verantwortung für das Anzünden der Freudenfeuer übernehme. Daraufhin setzte die Menge jofort die riesigen Stoffhaufen in Brand und als die Polizei versuchte, das Feuer auszulöschen, wurde sie mit Ziegeln und Steinen beworfen.

Bei einem Massenangriff auf die Polizei wurden mehrere europäische Polizeisergeanten und eine große Zahl indischer Polizisten verlekt. Berittene Polizei wurde in Eile herbeigeholt und die Ordnung schließlich wieder hergestellt. Gandhi   wurde später gegen Kaution auf freien Fuß gesett. Er fährt heute vormittag nach Burma   ab und wird nach seiner Rückkehr nach Kalkutta   vor Gericht gestellt werden.

Portez Gil

der Präsident, gegen den sich der Aufstand richtet. truppen war, eingenomemn. Der Kampf, der sich um den Besik dieser Stadt entspann, endete mit einer Nieder. lage der Bundestruppen. Die Aufständischen nahmen 81 Offiziere, unter ihnen drei Generale, und 560 Mann gefangen. Sie erbeuteten 12 Maschinen­gewehre und 1000 Gewehre.

Ein, allzuaufrichtiger" Diktator. Primo sagt erst die Wahrheit- jetzt streitet er fie ab.

Krach im Preußischen Landtag.

Schamlose deutschnationale Provokation. Entrüfteter Sozialdemokratischer Proteft. Der Präsident hebt die Sigung auf.

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Im Preußischen Landtag kam es heute vormittag beim| roten Schlamm der Korruption und des Landesverrates heraus sind, ersten Punkt der Tagesordnung, der dritten Lesung des wird fich die Flaggenfrage selbst regeln.( 3uruf lints: Unver Urantrages der Regierungsparteien über das Flaggen schämter Propofateur!) durch Körperschaften des öffentlichen Rech­tes zu lärmenden Szenen.

Als erster Redner bekämpfte Abg. Steuer( Dnat.) die Vorlage, die als Gesetz unwirksam bleiben müsse. Sie sei der paragraphen mäßige Ausdrud einer schwarzweißrotfeindlichen Gefinmung. Als der Redner in diesem Zusammenhang von dem gewerbs. mäßigen Revolutionsgesindel Don 1918" spricht, tommt es zu stürmischen Unterbrechungen, Don seiten der Sozial­demokraten und Kommunisten.

Das Rednerpult ist im Nu dicht umringt und Rufe ertönen: Schluß, Schluß! Der Redner muß aus dem Saal gewiesen werden!"

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Abg. Leinert( Soz.)[ zur Geschäftsordnung]: Wir haben den Borredner zu Ende reden lassen nicht aus Achtung für ihn, sondern aus Achtung vor dem Präsidenten und der Geschäftsordnung. Seine Ausführungen standen auf einem Niveau, wie es bisher in diesem Hause unerhört ist.

Deshalb halten wir es unter unserer Würde, uns an dieser Debatte zn beteiligen.

Da sich niemand weiter aus dem Hause zum Wort meldet, wird nach einer geschäftsordnungsmäßigen Bemerkung des Abge­ordneten Steuer( Dnat.) die Abstimmung über den Entwurf der Regierungsparteien auf nachmittags 2 Uhr vertagt, da die Deutschnationalen noch eine Reihe von Abänderungsanträgen ein­gereicht haben.

Es ist dem Präsidenten Bartels schwer möglich, sich Gehör zu ver­schaffen, denn bei den verschiedentlichen Bersuchen des Redners, meiterzusprechen, wird er jedesmal durch anhaltende stür- fort. mische Schlußrufe der Sozialdemokraten und Kommunist en daran gehindert. Da schließlich dem Präsidenten nicht mehr möglich ist, die Ordnung wieder herzustellen, verläßt er feinen Platz und hebt damit die Sigung auf.

Hierauf setzt das Haus die zweite Lesung des Justizhaushaltes

Kohlenpreiswucher.

Halle, 5. März.( Eigenbericht.)

Madrid  , 5. März. Die Agentur Fabra meldet: Die Auslandspreffe fommentiert die vielleicht zu aufrichtige Erklärung Brimo de Nach Wiedereröffnung der Sigung durch den Präsidenten Das mitteldeutsche Braunkohlensyndikat erhöht die Preise. Riveras, daß er 90 Proz. der spanischen   Bresse gegen sich habe, mobei er sich jedoch allein auf die Madrider   Preffe bezog. In Bartels und seine Ermahnung nach allen Seiten, Ruhe zu halten, ist es dem Abgeordneten Steuer nur schwer möglich, sich Gehör zu ver der Tat ist dies Verhältnis bekanntlich in der Provinz ganz anders; denn zahlreich sind die Provinzblätter, die, obwohl sie nicht schaffen. Als endlich Ruhe eintritt, betont er, daß es ihm niemand von der Union Patriotica gegründet worden sind und auch von verwehren könne, Ausdrücke zu gebrauchen, die rechtlich zu der Regierung keine Unterstützung erhalten, gerecht und unparteiischläffig sind.( Erneuter Lärm links.) Erst wenn wir aus dem sind und der Dittatur einen schäzenswerten Beistand leisten. Selbst

,, Epoca", Correspondencia Militär" und andere nicht öffentlich

in Madrid   scheuen sich große Blätter wie ABC"," Debate" Untersuchung der Russenfälschung die glückliche Initiative und den Erfolg der Regierung anzuerkennen, Immer wieder Steuerstreikhcize

mögen sie auch in einigen Fragen mit der Regierung nicht einer Meiming fein,"

Berichte 2. Seite

Wie wir soeben feststellen konnten, hat das mittel deutsche Braunkohlen- Syndikat von sich aus die Britettpreise ab Werk um 2 bis 3 Mark pro Tonne erhöht. Diese Preiserhöhung kommt allein

bem Werke zugute.

Wir fragen, wo bleiben Regierung und Reichskohlen­rat um diese unglaubliche, durch nichts zu rechtfertigende Preiserhöhung schnellstens zu unterbinden?