Nr �09» 46. Jahrgang Mittwsch 6.März1y2S
Bluttat eines Lehrlings. Oen Kollegen aus Tkeid und Eiielkeit hinterrücks niedergeschlagen.
3b der S kalt her Slrahe schlug der lSjährtge Glas- schleiferlehrling wlllyDrenaerden K Jahre allen Sohn hellmul seines Lehrherrn Hermann Simossek mit einem Beil nieder. Der Schwerverlehle, der mehrere hiebe am Kops davongetragen hat. wurde bewuhlloe in das Krankenhaus Bethanien gebracht. Er wird mit dem Leben kaum' davonkommen. Der junge Täter floh zuerst, stellte fich dann ober der Polizei. Ver jugendliche Täter wurde von de» Beamten der Mordkommission an de« Tatort gebracht und schilderte hier den Hergang. Ueber den Vorgang berichtet ein« PoNzÄ-Korrelpandenz folgend« Einzelholten: In dem Betrieb werden drei Lehrlinge beschäftigt, deren ältester Brenner ist Der Fabrikant kümmerte sich stets um die Lungen und war darauf bedacht, daß sie etwas Richtiges lernten. Cr erreichte es denn auch daß nach zweijähriger Lehrzeit die Lungen tönn in ihrer Arbeit, der Anfertigung von l�lasbuchstoben. so gut wie ausgebildet waren. Dom dritten Lehrling, der dies be» kuno«t, war es�gauz mrverstondlich, woher Brenner den wütenden haß auf den Sohn des Fabrikbosißerz hotte. Seiner wurde vor.- gezogen, keiner zurückgesetzt. Brenner stammt au, einer Landwirtsfamilie bei Torgau und erhielt von seinen Eltern allmonatlich einen Zu- schuß, so daß er nicht zu hungern brauchte. Wie er selbst aussagt, ärgerte ihn am meisten, daß er als d«r älteste Lehrling immer noch mit dem h a n d w a g e.n die fertiggestellten Waren an die Kundschaft abfahren mußte Seiner Meinung nach wäre dos eine Arbeit für den jüngeren gewesen. Es kränkte feine Eitel- teit, daß er mit dem Gefährt durch die Straßen fahren mußte, und er überlegte sich natürlich nicht, daß der Itjährige Helmut, der im ersten Lehrjahre stand, dem Trubel des Verkehrs nicht so gewachsen sein konnte wie der ältere. Schon ieit geraumer Zeti trug sich Brenner mit dem Gedanken, dein Mttlehrling„cinsauszu- wischen*. Vor etwa dvet Wochen kaufte er auf einem Rummel i«
der Prenzlauer Alle««inen Revolver für 5 351. und schaffte sich auch Patronen an. Vor 14 Tagen sahen nun die Gesellen des Betriebe« die Waffe in der.hosentafchc des Lehrlings. Sie nahmen sie ihm sofort weg, veral'solaten ihm ein paar Backpfeifen und übergaben den Revolver dem Fabrikanten, der ihn im Geldschrank sicher»er- wahrte. Dort wurde er auch gefunden. Am Dienstag früh stand der Entschluß Brenners fest. Als Helmut Simosiet an dem Kanonsnofen stand und mit dem Schürdaken darin rührte, um die Asche durch den Rost zu treiben, schlich sich Brenner «il de« Beil t« der Hand hialerrück» an ihn Hera « und traf den Lunge» gleich mit dem erste« hieb so schwer auf de» Hinterkopf, daß er zusammenbrach. Dann schlug der Wütende auf den am Boden Liegenden noch mehrmals«in, deckte ihn mit einer großen Arbeftsschürze zu, verließ den Raum, schloß die Tür ab und ging noch der. Fachschule in der Bremer Straß«. Er hatte geglaubt, daß Helmut tot sei. Der RiedcrgefMagenc muß dann wieder zu sich gekommen und bis zur Tür gekrochen sein, wie aus einer breften «lustpur deutlich zu sehen ist. A« der Tür brach der Lung« aber- mals zusammen Cr hätte den Raum ja auch nicht verlassen können. da Brenner abgeschlossen und den Schlüssel mitgenommen hatte. Ln der Schul«, wo Brenner den dritten Lehrling rraf, erzähli« er diesem in ollen Einzelheiten, was er begongen Haft«. Der Lehrling setzte sofort den Lebrer in Kenntnis, der ihn mit dem Totschläger nach der Revierwoche schickt«. Der sunge Snnossek Hot, wie im Krankenhaus festgestellt wurde, vier wuchtige hieb« erhallen, die den Schädel gespalten und an einigen Stellen das Gehirn sreigelegt haben. Er Hot die Operation überstanden, doch besteht noch große Lebensgefahr. Wllig «brachen ist der unglückliche Vater. Er konnte nur mit Mühe vo» oen Kriminalbeamten zurückgeholten werden, als er Brenner «genüberftond. In begreiflicher Erregung wollte er sich auf ihn stürzen. Lei dem Berhör hat der jugendliche Verbrecher noch keine Spur von R«ue gezeigt. Der lang'auf«schosfene Bursche mag sich wohl über die Schwer« seiner Tat allmählich klar geworden sein, doch ist ihm wenig anzumerken. Er wurde vor- läufig m den Gewahrsam des Polizeipräsidiums gebracht.
Oer(Schiffszusammenstoß bei Sakrow . Drei Monate Gefängnis für veo Schiffsföhrer. Wie«in Lauffeuer hafte sich am Abend des st. September v. I. die Nachricht verbreitet, daß an der Pfoueninsel bei Sokrow zwei Dampfer zusammengestoßen wären. Der Spandau «? Vergnügungsdampfer Jia Paloma* war von dem Sterndampfer »Potsdam * an der Steuerbordseite angefahren worden Zahl« reiche Personen wurden verletzt. Eine ZZjahrig« Frau Wegner erlitt schwer« Risse am Unterleib, und auch die anderen verletzten Passagiere verblieben wochenlang im Krankenhaus Zehlendorf . Die Schuld an d«m Zusammenstoß soll den am 28. Juni 188S geborenen Schisssführer der.La Paloma" Karl Ziegler treffen, der wegen fahrläfsiger Körperverletzung aus ß 230, Absatz 2, vor dem P o t s d a m« r£ chö j se n g« r i ch l angeklagt war. Zu dem Prozeß erschien ein großes Zeugenaufgebot. An dem betreffenden Tage kam der Angeklagt« mit der ,La Paloma*, die Lampionbeleuchiung trug, mit etwa 70 Personen an Bord, von Paretz . Auf 500 Meter Entfernung erblickte Ziegler die grünen Lampen der„Potsdam *. Er gab zwei linkssahrende Signale. Ohne aber die Antwort der„Potsdam " kurz, kurz, abzuwarten, fuhr der Angeklagte drauflos. Im selben Akoment bohrte ssch auch schon der Vordersteven in die Steuerbordseite der ,.La Paloma*. Di« Zeugen bekunden, daß der Angeklagt« schon bei Werder auf der Kommandobrücke eingenickt war. In der Potsdamer Enge rammte er eine Zille, ei« Motor- b o o t und ander« Fahrzeuge beim Lusbugsieren. Einer der
Passagier« rief:„Unser Kapitän hat ja anständig einen sitzen. Wenn wir bloß erst in Spandau wären.* Und der Schiffsjunge tu»„La Paloma* macht« dem Schiffssührer Vorwürfe, daß er ihm schon wieder sein Vi«? ausgetrunken hätte. Nach dem Zujammensivh, bei dem eine furchtbore Panik entstand und Hundert« va» Fahr- gasten um.Wie schrien, soft sich Zisgler nach Aussagen der Zeugen um nichts gekümmert haben Mit der Zigarve hn Mund fei er hin- und hergegangen, während sich die Mannschaften der Sterugeiellschaft um die Gäste der ,La Paloma* bemühte», da diesiy glaubten, daß das Schiff sinken würde. Die meisten Verletzt», trugen Rippenquetschungen, Blutergüsse und anderes meJ>r davon. Der Sachverständige häft«in Verschulden des Angeklagten für erwiesen. Die Schiffsführer haben rechts auszuweichen. Sie können nach links ausweichen, aber dann müssen sie auf ihr Signal die Arn- wort erwarten. Das hat der Angeklagte nicht getan. Auch hott« die„La. Paloma* elektrisch« Lompionbeleuchtung auf Deck, welche unvorschriflsmäßlg angebracht war und zwar derart.'daß sie die Signal- und Pomionslichter zu verdecken vermochten. Das Schöffen- aericht, unter Vorsitz von Landgerichtsrat Härtung, eukonnt« auf dre, Monat« Gefängnis. Sewührungssn�t wurde abgelehnt. Hosfentlich hat Herr Ziegler seine Roll« als Schlffsführer ausoelpielt. Auf Fahrzeuge aller Art gehören nur unbedssiflt nüchterne Leute. Dem Publikum muß i« dieser Hinsicht die denkbar größte Sicherheit gsgebe» werden._
Sprechchor für proletarisch« Fei erstunden. Uebungsshmde am Donnerstag, dem 7. März, 20 Uhr, trn Gefongssaol der Sophien- schule, Weimneisterstr. 16/17. Kinder kommen um 19 Uhr.
Giftgas im Brunnenschacht. Wozu gibt es gewerbepolizeiliche Bestimmungen? Ein tragischer Unglücksfall fand vor dem Erwelterke« Schöffengericht Reukölln fein Rachspiel. Er ist geradezu typisch dafür, wie unerhört leichtfertig mit dem Lebe » und der Gesundheit arbeitender Menschen umgegangen wird: Gewerbepolizeiliche Vorfchrifien werden unbeachtet gelassen. Erfolg: Ein Toter. Lm August 1928 ließ dl« Kindl- Brauerei einen Wasser- Brunnen bauen. Mit der Ausführung war eine Berliner Firma beauftragt Als verantwortlicher Bohrführer fungierte der SSjährlge Wilhelm Drefohl. Am 30. August war man bereits bis zu einer Tiefe von 17 Metern vorgedrungen, ohne daß das Grundwasser erreicht war. Mit Hilfe verschiedener technischer Verfahren sollte etwa 30 Meter tief gebohrt werden. Da sich in derartigen Tiefen nicht unbedeutende Erdgase befinden, ver- langt die Vorschrift, daß vor dem Einsteigen der Schacht ab- geleuchtet und außerdem dem Arbeiter, der hinuntergelassen wird, eine S i g n a l l ei n e mitgegeben werde, die mechanssch ei« Glocken signäl auslöst, wenn der Arbeiter umfällt. Beide Mahnahmen Haft« der verantwortlich« Bohrsührer unter- lassen. Dielmehr sollte der 2liährige Arbeiter Dietz durch dauernde Kwpflignale an der asphältierten B«tonröhre bekunden,- daß auf dem Schachtgrunde„alles in Ordnung* fei. Zwei Minuten lang wartete man vergeblich auf die Signale. Sofort wurde die Feuerwehr alarmiert. Inzwischen stieg ein Zweiter, mit Gasmaske versehen, hinab. Er wurde betäubt herausgezogen. Als die Feuer- wehr eintras, war auch Dietz schon als Leiche geborgen. Gegen den Bohrführer wurde nun das Strafverfahren wegen fahrlässiger Tötung eingeleitet. In der Verhandlung wur- den nur ein medizinischer und ein technischer Sachverständiger ver- nommen. Nach dem medizinischen Gutachten ist die Todesursache nicht mit voller Bestimmtheit festzustellen. Wahrscheinlich habe sich Kohlensäuregas auf dem Grunde des Schachtes gebildet, das sofort tödlich wirkt. Der technische Sachverständige rügt« die Handlungsweise des Angeklagten, weil er die vorgeschriebene« Maßnahmen zum Schutze der Arbeiter unberück- stchtiflt gelassen habe. Der Staatsanwalt beantragte gegen Dre- fahl 4 Monate Gerängnis. Das Gericht erkannt« auf 6 Monate Gefängnis. Ueber«ine Bewährungsfrist wurde vorläufig noch kein Beschluß gefaßt.,
Brandunglück in Berlin O. Zwei Personen durch Bauchgase getötet. In der Kleinen Markusstr. 7, im Osten Berlins ,«mche gestern ein schweres Vrandunglück entdeckt. Dort fand ma» den 71jährigen Schuhmacher Franz Demanowski und den gleichaltrigen Schneid» Wladislaus Lemke in ihren Letten tot auf. Noch dem Befund fit der Tod durch Ersticken eingetreten. Die beiden alten Männer bewohnten im Seitenflügel des Hauses gemeinsam eine aus Swbe und Küche bestehende Keller- wohnung. In den letzten Tagen war es Hausbewohnern auf- gefallen, daß sich von den allen Leuten niemand sehen ließ. Als auch gestern der Verwalter keinen Einlaß erhielt, wurde die Polizei und Feuerwehr alanrnert. Die Beamten ver- fchassten sich gewaltsam Einlaß und fanden die beiden Männer tot ausi Nach der ärztlichen Untersuchung muh der Tod be- reits vor etwa 14 Tagen eingetreten sein. Zweifellos sind die Greise das Opfer eines Unglücks- f a l l e s geworden. Der Fußboden in der Küche war über mehrere Quadratmeter angekohlt. Es wird angenommen, daß aus dem Herd glimmende.Kohleteilchen herausgefallen sind, die de« Bodenbelag in Brand setzten: die sich hierbei entwickelnd«, Rauch- gase führten dann den Tod der beiden Alten herbei. Ein weitere? schweres Brand Unglück ereignete sich in der Z e h d e n i ck e r©fr. 4. Beim Feueranmochen kam die .31jährige Frau Margarete Zappe den Flammen zu nah«. Die Kleider der Frau fingen Feuer und lichterloh brennend lief
der kranke, st lle Herzog lachte, lochte laut, von ganzem Herzen— so freute vr sich! Einige Bürger weinten, so rührend war es, daß er lachte. Lange durfte er das aber nicht, gleich mußte er wieder ernst werden, den» die Reden begannen Der Bürgermeister Leinweber, dem der fchüttelreimende Bollsmund nicht mit Unrecht eine Weinleber zuschrieb, versuchte es zuerst: was er sagte, war zwar hinten nicht zu verstehen, das war jedoch gleichgültig, Leinweber selbst verstand es auch nicht. Jeden- falls kredenzte er nach einigem Brmnmeln dem Herzog einen Ehrentrunk. Durchlaucht nippten daran und gaben ihn dann dem Spender zum Weitertrinken zurück, und bei diesem Teil der Festordnung konnten die Bernburger nun wieder stolz sein auf ihren Bürgermeister. Dann aber kam der zweite Redner, der Redner eigentlich: der Advokat Vehlke als Der- treter der Bürgerschaft. Donner und Hagel, sprach der schwungvoll! Genau so schwungvoll, wie er vor zwei Jahren für das einige Deutsch- land, vor einem Jahre für die Souoerränität Anhalt-Bern- burgs gesprochen hatte. Er ging aus von jener meisterhaften Strophe der Nationalhymne:„Mag ringsum Treu und Glaube wanken, siegt überall der Trug der Franken*... Ach, wie in ganz Deutschland , so habe auch in Bernburg für eine kurze Zeitspanne Treu und Glauben an das angestammte Herrscherhaus gewankt, so habe auch hier der Trug der Franken leider, leider gesiegt— denn was sei die Phrase vom einigen Deutschland anderes als ein Trug der Franken. vom Erbfeind als Raulchmittel erfunden, um Anhalt-Bern- bürg, dessen siegreiche Söhne anno 1815 Seite an Seite mit den Preußen den Korsen geschlagen hätten, rachedurstig ein- zuschläfern. Aber lange habe der Rausch hier in Bernburz nicht gedauert, die Vernburger seien gottlob gefeit gege« Rauschtränke(hier konnte sich mancher im Hinblick auf den Zustand des Bürgermeisters Leinweber eines Grinfens nicht enthalten), der erkrankte Körper sei dank des Eingreifens eines guten Arztes bald wieder genesen. Und wer sei dieser gute Arzt, dem eine eben so gut« Aerztin als Gemahlin zur Seite stehe? Oehlke machte hier eine Kunstpause und sprach dann das erlölende Wort: Seine Durchlaucht Alexander Earl, Herzog von Anhalt-Bcrnburg und seine Gemahlin, Ihre Durchlaucht, die Herzogin Friederike königlich« Hoheit--— und sie leben hoch, hoch, hoch!— Brausender Beifall, und der Geldvcrleiher Salomon nahm sich fest vor. bei seinem nächsten Prozeß doch lieber diesen tüchtigen Advokaten zu nehmen, als den immer besoffenen Rechtsanwalt Groß. (Fortsetzung folgt.)
___ FtoutMM einer ReveluUou. Dou Gerlteei fieenMuu Meslat Der Chordlrektor Jllmer bestieg sein Podium. Er stand aerade vor der Tür, an der damals dos Hirn seine? Bruders drei Wochen lang geklebt hatte. Aber der Ehordirektor wollte nichts von seinem Bruder wissen, er hotte alle Beziehungen zu dem Toten abgebrochen gewissermaßen, er war nie zu dem namenlosen Grab in der Selbstmörder- und Land- streicherecke des Friedhofs gegangen, nein, er wußte, was feine Pflicht und seine Ehre als treuer Untertan erheischte. Er harte für den heutigen Tag einen Maflenchor zusammen- gebracht,«inen Massenmännerchor von dreihundert Stim- men, was in einem Ländchen wie Anhalt-Bernburg gewiß nicht leicht war: freilich hatte er auch Männergesangvereine aus Eöthen und Dessau zu Hilfe nehmen müssen— aber das tat ja nichts, wenn die Eöchener und Dessauer die Anhalt- Dernburgischo Nationalhymne mitsangen, dann war das ja ihre Sache, und es war auch sehr nett von ihnen. Denn die Nationalhymne sollte natürlich zuerst gesungen werden, di« Hymne mit der schönen, so leicht faßlichen Melodie und dem noch schöneren Text. Jetzt— zetzt hob Jllmer den silbernen Taktstock, die Sänger schlugen die Notenblätter raschelnd auf _ wozu eigentlich? sie mußtens doch längst auswendig kön- nen? aber freilich, es sah bedeutend feierlicher aus— die Kapelle gab den Ton an— es konnte kein Blatt zur Erde außer einigen Notenblättern, die aus den vor Aufregung zitternden Händen glitten,— aber das macht« nichts, setzt gings los: Du scheenes Land, das mich jebohore», Vir Hab ufr Treie zujeschwohoren. Mit Stolz mach ich es laut bekannt: Anhalt-Bärnborch ist mein Vaterland'. Wir machen stolz es laut bekannt: Anhalt-Bärnborch unser Daterland!* Donnerwetter, wie laut das klang! Es war anzunehmen. daß das gesamte Vaterland wü allen denjenigen, di« aus den
Dörfern nicht hatten in die Stadt kommen können, das Lied hörte! Zwar: hochdeutsch hatte der fleißige Jllmer doch nicht in die Sänger Hineinkriegen können, trotz unsäglicher Mühen, ober die Dessauer und Cöthener sprachen ja Gott sei dank denselben Dialekt,«s klang sehr schön einheitlich-- Achtung. der schöne zweite Ders: „Wie oft schonn!s dein Ruhm erlluhungen. Die Welten hat er längst durchdruhungen, Drum heiß for dich tn Lieb entbrannt Js, war dick nennt sem Vaterland! Wir sin for dich in Lieb entbrannt, Denn du bist unser Vaterland!* Eine stolze Strovhe war dock das! Man wußte zwar nicht, wann Anhalt-Bernburgs Ruhm die Welten durch- drungen hatte, die Welten würden es ja wohl wissen, aber man war ja schließlich kein Geschichtsprofessor, jedenfalls war ma» doch von Lieb entbrannt, man begann die Wieder- holung der Schlußstrophe schüchtern mitzusingen, aber Jllmer blickte bös«, und man hörte wieder auf, auch kam der letzt« S«rs: „Mag Trete rings un Jlaube wahanken, Siegt überall der Trug der Frahanken, Wir halten fest der Liebe Band, Denn du bist unser Baterland!* Auch was Anhalt-Bernburg mit dem Trug der Franken zu tun hatte— aber Achtung, jetzt kam noch ein auerletzter Vers, der war extta hinzugedichtet worden. Durchlaucht zu Ehre«— Fters Herrscherhaus, siers anjestahammi«, Ich jederzeit in Glut«ntflahammte, Askanien blieht, wir hatten stand: Anhatt-Värnborch. unser Vaterland!* Run ließ sich, nach einem bewundernden„LH!*, di« Volksseele nicht länger zäbmen. nun stimmte alles in di« Wiederholung«in— mit Freude sah man. daß viele dar- unter waren, die damals, auf diesem selben Platz, auch in das„Dreiunddreißig Jahre* eingestimmt hatten, jetzt sangen sie begeistert mit: Askanien blieht, wir hallen stand, vnhatt'DSrnborch, unser Vaterland? Und Jllmer durfte das Mitsingen nicht mehr übelnehmen. denn siehe, oben auf der Tribüne, wo Askanien bisher recht blaß geblüht hatte, lachte jetzt der Herzog—