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Sonniag �V.März 1929
Unterhaltung unö �Vilsen  
Vellage des Vorwärts
A. t. Saeher lllmoch:
Mein Grobvater hatte einen Garten. In der Mitte des Gartens stand eine windschiefe, klein« Hütte, und durch die Fugen und Ritzen des Schindeldaches flössen an den Abenden Rauchfahnen und zogen mit dem Wind über die Rachbargärteu in die Richtung der Temes Der Rauch rührte vom Feuer her, auf welchem sich Moschu, der alte wallachische Bauer, die Mamaliga kochte. Moschu war alt wie Methusalem  , die Haut hing in roten Falten von seinem Halse wie bei einem Truthahn, sein Kopf ähnelte einem vertrockneten Bogel- köpfe. Nur seine Augen waren von großer Lebendigkeit und Frische. Ich sah an jenem Abend vor der Hütte und starrte in das Kuku- ruzseld, das im Abendwind raschelte. Moschu stand neben mir, hager wie ein Besenstiel, und beschattete seine Augen mit der Hand. Hinter den Apfelbäumen des Nachbargartens zog die Dämmerung herauf, und Moschu sah starr und gespannt geradeaus: 's war ein Abend wie heute, Domnule. nur liegt die ganze Geschichte schon an die fünfzig Jahr« zurück," begann er. Ich wuhte. es kam jetzt eine seiner Geschichten. In jenem Jahre trieb ich meine Schafe über die südlichen Hänge des Sarko, Domnule. Ho, es war eine schöne Zeit, ein« freie Ze�t Ein freies Leben. Den ganzen Sommer hindurch zogen wir der Hund, die Herde und ich über die Weideplätze gegen Osten. Immer gegen Osten. Und wenn es uns irgendwo gefiel, dort blieben wir. Ho, Domnule, da war niemand, der uns etwas zu befehlen hatte, beim Draku, niemand!" Und wie um feine Worte zu bekräftigen, spuckte Moschu in weitem Bogen hinüber zum Gemüsebeet. Am Rande des Gemüse- beetes wuchsen einige Stämme roter Mohnblumen und immer, wenn Moschu hinüberspuckte, traf er kunstgerecht eine Mohnblüte. Dies wiederholte er oft, weil er die Zigarrenstummel meines Grohvoters in der Backe hatte. .-Ich mag diese Blumen nicht!" brummte er grimmig. Es ist die Farbe, mußt du wissen" er wurde immer hef« tiger,die rote Farbe. Aber davon will ich gerade erzählen... Meine Schafe waren die fettsten weit und breit, und ihr Fell war dicht und weich wie die Haare der Weiber. Das kam davon, dah ich immer mit der Herd« zog, ohne die Tiere zu dieser oder jener Weide zu zwingen. So war ich meist in grober Einsamkeit, aber ich fühlte mich wohl dabei. Obgleich, ich damals schon ansing, ein Mann zu werden, dachte ich doch nicht daran,«in Weib zu nehmen. Ader es kam anders. Eines Tages geschah das Unglück. Es war im Frühling, und wir zogen die duftenden Hänge des Sarko aufwärts. Dieser denkwürdige Tag begann mit allerlei schlechten Vorzeichen: schon am Morgen trat ich auf eine Kröt«, später fiel mir, während ich trank, meine Lammfellmütze in den Krasznabach und wurde fortgetrieben. Auch erinnere ich mich, daß rch in der Nacht von üblen Träumen geplagt wurde. Ich sah nämlich im Traume Josef Kandula, den Betjaren, der auf einer roten Stute dahergeritten kam. Die Stute hatte keinen Kopf, und Kandula baumelt« noch der Henkerstrick vom Nacken. All das versetzt« mich in eine nachdenkliche Stimmung, ich setzte mich auf meine Bunds und genehmigte einige Schluck Zutka. Aber das war falsch. Man soll nie am Morgen mit dem Trinken beginnen. Domnule! Drunten, aber in groher Fern«, sah ich das Dorf Kirf  , wo«in paar Rauchsähnlein kerzengerade gegen den Himmel stiegen. Ich trat auf«inen Felsenvorsprung und starrte in das Tal hinunter. Als ich mich nach einer Weile umwandte, saß sie am Feuer mit untergeschlagenen Leinen, als wäre nichts besondere» dabei. Sie hatte mein« Straitza geöffnet und kaute bereits mit vollen Backen. Ich rief sie unwillig an. Ilitza." rief ich. denn ich erkannte sie als die Tochter des Ziegel. brenne« in Kirf  ,Ilitza. was sollen diese Scherze. Das ist mein Feuer und m» i n Schafkäset Pack dich, du Di«bin. fahr zum Draku!" Moschu," rief sie,Moschu, du lange Latte, du verdammter Geizhals, willst wohl mich armen Hungerleider verjagen, he? Schau her. wie mager ich bin vom vielen Fasten, schau her" und sie hob die Röcke, bis man ihre blanken Knie sehen konnte, und lachte un» bändig dazu. Aber sie war gar nicht mager, die kleine Hex«, sondern eher biegfam wie«ine Weidengerte und von schönen Formen. Und ver. dämmt schlau obendrein. Ich hätte sie oerjagen sollen, aber ich tat es nicht. Ich glaub«, ich war betrunken. Man soll nie am Morgen mit dem Trinken beginnen. Später saßen wir beim Feuer beisammen und sie redete darauf los, und ich junger Tölpel fand Gefallen an ihren Reden und an der Art, wie sie den Kopf zurückwarf, dah die Haar« flatterten wie schwarze Bogelschwingen. Du weißt, wie die Sitte ist in den Bergen, Domnule Da wird nicht viel gerechtet und gebettelt. Sie blieb bei mir, und des Nachts schliefen wir unter der gleiche» Decke. Ich hatte nur dies« eine Decke. Da» ging so«in paar Wochen lang, und es währte nicht lange, da war Ich so recht vernarrt in das Frauenzimmer. Du weißt, wie wir über Zigeunerinnen denken. Pflück« sie und wirf sie weg. denn sie sind ein flatterhaftes Gesindel. Nun, all« Weiber stecken voll Rätsel, und ihre Herzen sind voll unausgesprochener Wünsche. Aber sie alle sind verglichen mit einer Zigeunerin so durchsichtig wie Glas. Do lebte ich mit ihr und sprach mit ihr und wollte sie er- gründen. Und jeder Tag macht« sie mir fremder und unergründlicher. Ich wußte viel von den Bräuchen der Zigeuner. Und deshalb nahm ich sie mir einmal in der Vollmondnacht vor. Ich weckte sie, well ich wußte, daß auch der verlogenste Zigeuner bei Dollmond die Wahrhett reden muh. Liebst du mich?" fragte ich sie. Und ich schwör« dir. Domnule. daß aller Spott, mtt dem st« mich wochenlang gepeinigt hatte, aus ihren Augen entwichen war. als sie mich ansah. Mir wurde ganz schwindlig vor diesem sanften Blick ihrer Augen. Ich hielt sie im Arm. und wir standen mitten im Licht des Vollmondes.Ja," sag« sie.ich liebe dich, aber wenn Rothaar kommt, werde ich dich ver- lassen." Und sie erzählt««in« verworrene Geschichte von Rochaar. der ihr im Traume erschienen mar und für den sie als Gelieb« bestimmt fei. Ich war«inen Augenblick lang wie vor den Kopf geschlagen. Wer war Rothaar? Ein Wesen von Fleisch und Blut? Oder ein dunkler Teufelsspuk, wie chn nur so ein Zigeunerhirn ausbrüten kann? Auch du. Domnule. ich sehe e« dir an. bist begierig, etwas über Rothaar zu erfahren, und'ch. den ja die ganze Sache am meisten anging, war es in jener Bollmondnacht am Sarko mcht minder. Außerdem rvurde ich von einem ungewissen Gefühl der Eifersucht gepeinigt. Aber ich fragte nicht, denn ich war zu erschüttert, und irgendein unbekannte» Gefühl schnür« mir die Kehl  « zu._______
Aber noch mächtiger peinigt« meine Seele Rothaar, dieses un- gewisse, schattenhafte Wesen, und immer wieder mußte ich an den Tagen, oxnn ich zu zweit oder einsam beim Feuer saß oder hinter der Herde hertrottet«, daran denken. Und in den Nächten träumt« ich von ihm, und es saß mir auf der Brust, ein Dämon, der immer neue und neue Gestast annahm, den ich nie greisen und ergründen tonn«, und nur eines war in seiner Vielgestaltigkeit stets gleich: Mein« Träum«»raren von brennend ro«r Farbe wie diese Blüten hier, Domnule. und ich weiß nicht, ob du mich verstehen kannst, aber auch die Gedanken, die sich mit ihm beschäftigten, waren rot. Er ergriff immer mehr und mehr Besitz von meinem Korper und meiner Seele. Er beherrscht« mein Leben. Denn ich liebte Il'tza sehr, und es wäre für uns beide eine schöne Zukunft daraus er- wachsen. Aber Rothaar stand zwischen uns. Mein Mund blieb ver- schlössen. Und so wurde es eine seltsam« Liebe, denn sie hat« z.ir Folge, daß wir uns immer mehr voneinander entfernten, stall uns näherzukommen. Und oft denke ich mir heute in den einsamen Nächten, wenn ich mich auf meinem Lager hin und her wälze und nicht schlafen kann, daß Rothar nie diese Macht über mein Leben bekommen hättr, wäre es nicht mein Wille gewesen. Dieser verfluchte Stolz war e.', nicht nach etwas zu fragen, das, wie ich meinte, die Liebe von selbst hätte offenbaren müssen. Wir entfernten uns immer mehr von- einander, und eines Tages war es wieder so, daß ich allein den Spuren meiner Herde folg«, denn Ilitza hatte mich verlassen. Ich habe dann noch viel mit den Mädchen zu tun gehabt, aber glaube mir, Domnule, dah sie die einzige war, um die es sich gelohnt hat«, zu leiden." Als Moschu an diese Stelle gelanpt war, spuck« er noch einmal kräftig aus und traf kunstgerecht eine Mohnblü«. Und wer war dieses Rothaar?" fragte ich nach einer Pause Ich weiß es nicht." sagte Moschu und ging in dre Hütte, um nach der Mamaliga zu seben. --- lieber dem Nachbargarten lag die Dämmerung, und der Wind Harste   in den Apfelbäumen. Man sah ihr« Konturen nicht mehr, und nur weil sie rauschten, wußte ich. daß sie noch da waren.
3)ie WundemeÜ der 3£ormone Chemiker und Aerzte haben m den letzten Iahren mst besonderer Aufmerksamkeit die Hormone, die Ausscheidungen innerer Drüsen. studiert. Man war bemüht, dies« Sekret« rein darzustellen, sie von Ballaststoffen zu befreien, die Ausbeute bei der Gewinnung aus tierischen Drüsen zu erhöhen, ihre Wirksamkeit auch ohne den Tier- versuch ein für allemal zu erproben, und sie im Laboratorium billiger herzustellen. Das Adrenalin der Nebenniere wird längst künstlich hergestellt. Jetzt ist es gelungen, wie man in derMedi- zinischen Wochenschrist" liest, auch das Hormon der Schilddrüse zu analysieren. Kendall in Rochester gewann aus 3000 Kilogramm Schilddrüse 33 Gramm kristallisiertes Tyroxin; Harrington extra- hiert« dann 100 Gramm des Präparats, aus d« mehrere Jahre Arbeit und 30000 Dollar Kosten aufgewendet worden waren. Ein Milligramm tostet im Handel 7 Dollar. Er klärte die Zusammen- setzung auf und fand, daß es ein vier Jodatom« enthallender, sehr kompliziert zusammengesetzter, mit dem Eiweißbaustein Tyrosin ver- roandter Körper mst einem Gehalt von 34 Prozent Jod ist, der alle physiologischen Wirkungen des natürlichen Hormons zeigt. Darger konnte die Ausbeute aus Drüsen auf das Dreißigfache steigern und den Körper auch künstlich im Laboratorium herstellen. Di« Drüsen enthalten von diesem Sekret im Winter viel weniger als im Früh- ling und im Sommer, was mit dem Bstaminmangel des Grün- futters zusammenhängt. Noch in einer Verdünnung von«ins zu Zehnmillionen bis eins zu Hundertmillionen war es wirksam und zeigte die typische Schilddrüsemvirkung der Entwicklungsbeschleuni- gung von Kaulquappen. Es gibt noch viele andere Medikament«, die in»nnzigstcn Mengen bestimmte Wirkungen hervorrufen. So tonn« ein bei Zimmertemperatur stillstehendes Warmbliiterherz durch Radium- emanation in einer Berdünnung von eins zu Zwanzigmilliarden belebt und durch Hypophysen-Extrakt von 1 zu 150 000 000 ein vorher durch Eiweiß sensibilisierter Meerschweinchenuterus kontrahiert werden. Ein Teianustoxin tonn« dos hundertsechzig- millionenfache Gewicht Mäuse töten, also 1 Milligramm etwa 10 000 Mäuse; auch Insulin und Bitamine sind in geringsten Mengen wirksam, Kupfer und Silber verleihen in Berührung mit großen Wassermassen hohe keimtötende Eigenschaften. Auch genügt zur Vermeidung des Kropfes ein Mehrverbrauch von nur 2? Willi- gramm Jodkali jährlich beim Menschen.
Werden wir in Pyramiden wohnen?
Zu keiner früheren Zeit war der Städtebau jemals so eng mst den Lebensinteresien der Gesamtbevölkerung verbunden wie heute. Gaben«inst die Aufgaben der Stadtver«idigung, künsllerische Gesichtspunkte und in gewissem Umfang« auch schon Verkehrs- Problem« den Städtebauern oergangener Iahrhunder« dt« Richt­linien für ihre Entwürfe, so haben heut« die Raumnot und die überraschende Entwicklung der Derkehrsmsttel den Städtebau in «in« Krisis hineingetrieben, die st, der Geschich« ohnegleichen da- steht. Nicht nur dar Laufachmann, sondern jeder Stadtbewohner spürt heut« taglich am eigenen Leib« die Notwendigkest der Lösung der©tädtebaukrifis. Es ist kein Zufall, daß in Parlamenten und Vewvaltungen heute immer wieder städtebauliche Fragen stn Border- gründe de» Interesses stehen, daß eine Hochflut von Projetten, von Pollzeimaßrogeln und Lauausstellungsn von der Dringlichkest der Problem« Zeugnis ablegt. Unser« Städte sind stn Prinzip, oft auch in Einzelhesten, heute noch noch den sozialen und technischen Voraussetzungen oergangener Epochen angelegt und können den grundsätzlich veränderten Forde- rungw gegenwärtiger Bevölterungsschichtung, Technik und Arbests- bedingungen nicht mehr gerecht werden. Wie leicht kann die Der- tehrsregestino zu stellenweiser Dertehrshemmung werden, kann die Meng« der Zeichen und Verordnungen die Fahrzeugführer unsicher machen! Ein Schnellvertehrsmittel w« das Auto mst achtzig und mehr Stundenkilometern möglicher Geschwindigkeit ist als Stadt- fahrzeug überhaupt«in Unding. Zustände wie in Amerika  , wo man im Stadtinnern zu Fuß rascher vorankommt als mst dem Auto. beginnen sich auch bei uns bemerkbar zu machen. D" Insasse des Autos beansprucht durchschnittlich etwa f uns zehnmal soviel Raum als der Fahrgast eine« öffenstichen Verkehrsmittels, und selbst wenn der Autofahrer rasch fahren kann, behindert er als einzelner eine Dielhest von Fußgängern und oermehrt die Gefahr für die All- gemeinheit. Selbst dl« Anlage neuer Wohnviertel am Rande der Großstadt gerät mst den Forderungen der Gegenwart in Konflill: die wachsende Ausdehnung des Stadtgebietes verlängert dem arbeitenden Menschen den Weg van und zur Arbeitsstätte, raubt ihm einen Test der geringen Erholungszeit. Zwei ausländische Entwürfe, die von einem gänzlich neuen Grundsatz« aus die Krisis des Städtebaues zu lösen oersuchen, verdienten mich bei uns besondere Beachtung, zumal gerade In Deutschland   in der nächsten Zeit in verschiedenen Großstädten für die künstig« Gestaltung wichtige Entscheidungen fallen werden. Unabhängig voneinander haben in Amerika   Wiley Corbett. in Frankreich   Henri Saupage einen neuen Stadttyp entwickelt, der mst einem Schlag« all« Schwierigkesten lösen will und gerade vom sozialistischen   Standpunkte aus interessieren muß. Daß beide Architekten, der amerikanische   wie der europäische, zur gleichen Idee gekommen sind, ist natürlich kein Zufall, kein mystischesIn- der-Lust-liegen", sondern die gleichen Boraussetzungen haben zur gleichen Lösung auf Grund«ingehender Erwägungen geführt. Corbett und Sauvag« lösen sich völlig von den bisherigen Gedankengängen und vereinigen ein ganzes Stadtvier«! in einem gewaltigen Pyromidenbau. Auf einem riesigen Sockel, der sechst schon die Höhe eines Hochhauses hat und in erster Linie Arbeitsräume birgt, ergebt sich«in« Stufenpyramide von fünfzehn Stockwerken. Jedes der Stockwerke»»eicht gegen da« daruitter- liegend« etwas zurück und ist ringsum von einer Galerie umgeben. Dies« oberen fünfzehn Stockwerke enthalten Wohnräume, d« schon durch die Pyramidengestall de» Baue«, dann aber auch durch die Lage an der Ost», West- und Südseite des Blocke» reichlich Sonne und Luft genießen. Im Inneren des künstlerischen Berge», da« «in Tageslicht erhallen kann, werden Theater. Kino  », Restauration«. räume und andere geeignete Betrieb« untergebracht. Außerdem liegen hier natürlich die Verbindungsgäng«, Fahrstühle, Treppen und technische Anlagen. An der Nordseste lassen sich Bureaus. Atelier». Geschäftsräume, Lagerhallen und dergleichen unterbringen. Da» mächtig ausgedehnte flache Dach wird für Flugzeuglondeplätze oder auch für Dachgärten oder Sportanlagen benutzbar sein. Die Gefahre» unsere» heutigen Straßenverkehrs fall«» i» der
Pyramidenstadt vollständig weg: es gibt nur Futzgängert Man hat die Wahl, entweder in frischer Lust aus den Galerie» entlang. die untereinander wieder durch Treppen verbunden sind, zur Arbestsstätte, zu einer anderen Wohnung oder sonst zu einer anderen Stelle des Pyramidenbaues zu gelangen, oder unabhängig von der Witterung durch die Gänge im Inneren zu gehen, wo man auch Fahrstühle, Rolltreppen und laufend«, mst Sitzbänken besetzte Bänder als Verkehrsmittel vorsehen wstch. Selbst im strengster Winter kann man ohne Hut und Mantel durch bm ganzen Pyra­midenstadtteil, auch durch gedeckte Gänge in die anderen Rachtar- pyramstien laufen oder fahren. Ein« Großstadt wird aus mehreren Pyramiden bestehon. zu>isch«n denen sich breit« Grünstreifen anlegen lassen. Außerdem gestattet die neue Bauweise, die Grundfläche der ganzen Stadt auf einen Bruchteil de» heutigen Umfange« herabzusetzen. Unmittel­bar vor den Pyramiden, an Stelle der jetzt um den Stadtkern weithin sich streckenden Vorstädte mst ihren rauchenden Schloten. überfüllten Wohnvierteln und benzinoerschwellen Straßen, wird die frei« Natur Wälder. Wiesen imd Felder breiten. Selbstverständ­lich kennt die Pyramidenstadt kern« qualmenden Kantine, Heizung und Kraft werden von zentraler Stelle geliefert, und da auch die Autos für den Stadtverkehr ausscheiden, wird die Luft der Zukunftsstadt ein« große Reinheit aufweisen. Gerode für gemeinwirtschaftliche Einrichtungen erscheint dos neu« Städtebausystem besonders geeignet. Ein Bei- spiel: gemeinsame Wäschereizentrale für dan ganzen Block. Auch die Heizung und Warmwasserversorgung würde für all« Wohnungen von einer Stelle aus geregelt. Alle Wohnungen würden die gleichen Vorteile gesunder Lage und modernen Komforts haben. Freilich wird die Entwicklung zur Pyramidenstadt erst nach und nach möglich fein. Aber möglich ist die Verwirklichung dieses neuen Gedankens im Städtebau. Wir haben heute schon Vor- stufen dazu. Weniger die Wolkenkratzer, die ja Geschäftshäuser sind und zwischen sich schluchtartige, verkehrsdurchtob« Straßen zwängen. Aber die riesigen O z e a n s ch i f f« stellen heute schon geschlossene Wohnstädte mit inneren Verbindungswegen. Außen- galerien und technischen wie hygienischen Einrichtungen dar. die als Vorstufe zur Pyramidenstadt gelten können. Das Beispiel des Schiffes beo»eist auch, daß für die im Inneren des Pyramiden- blockes liegenden Straßengänge nicht, wie bei erster Ueberlegung möglich erscheint, ein unangenehmer Gegenzug zu befürchten ist. Welleicht wird mancher Leser bei der Schilderung jener Zukunfts- stadt der Gedanke gekommen sein, daß in der Natur schon fest Jahrmtllionen solch« Siedlungen vorhanden sind. In der Tot zeigen die Bauten der Ameisen und Termiten, der sogenannten sozialen Infekten", auffallend« Verwandtschaft mst dem neuen Städtebausystem von Corbett und Sauvage. Wird man überhaupt in solchemAmeisenhaufen" wohne» wollen? Wird nicht der Wunsch»ach eigenein Häuschen allein schon den ganzen Plan zunichte machen? Es scheint im Gegenteil, daß die Pyramidenstadt auch die Sympathie der Einfamilienhauefreunde verdient. Durch die neue Bauweise würde Platz für Kleinhäuser reichlich geschaffen werden, deren Bau sich heute durch Raummangel in Stadtnahe verbietet. Man brauchte niemanden zu zwingen, im Stadtblock zu wohnen. Die Dor«lle der Bequemlichkeit, der Zeit- und Krastersparnis würden genügend Arbeitstätige zur Wahl des Wohnsitzes in der Pyramide veranlassen in der es sich nicht unbehaglicher wohne» würde al» in modern ausgestatteter Behausung in einer am Berg- abHange sonnig gelegnen Stadt, wo ja die Häuser schließlich auch schräg übereinander stehen! Doch vor allem: für den Großteil der Bevölkerung Handell es sich nicht um d« Wahl: Einfamilenhaus oder Pyramidenstadt, sondern um die Frage: wie kommen wir aus dem Wohnungselend, aus der verpesteten Großstadtlifft, aus den Perkehrsnöten und Unfallgefahren zu menschenwürdigen, gesunden und sicheren Zuständen? Wenn«ine neu« Städtebauidee dazu eine wenn auch entfern« Aussicht bietet, hat sie unsere Auferksan»- kell verdient! W. Mejer.