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Dienstag

12. März 1929

Unterhaltung und Wissen

Wilhelm Lichtenberg: Der Einsame

Beilage des Vorwärts

seinen Geruch, an den jedem Menschen eigenen Odem gewöhnt werden, er hatte sie gepflegt, fie gestreichelt, er trat von vorne auf sie zu, sah in ihre Augen, fuhr durch ihre Mähnen.

,, Das A und O der Domptierkunst, nicht den Rücken den Schütz­

eilen, immer mutig, immer furchtlos, fie paden an Mähnen, sie

Ich war gezwungen, mich noch eine Nacht in dem kleinen| Kinder...." Er seufzte tief und wiederholte nochmals: Kinder... lingen   zeigen, nie zurückweichen, nur auf sie zugehen, auf sie zu­Städtchen aufzuhalten. Am Abend saß ich in dem fleinen Café, Bas weißt denn du, mein alter Freund, wie einsam man sein hatte bald alle Zeitungen gelesen und blätterte nun im Telephon- tann, wenn man feine....

buch.

Bant

äußerster Platz links

-

Als ich beim Buchstaben M angelangt war, stieß ich auf einen Namen: Karl Mittner. Karl Mittner.... Mittner....? Wo hatte ich wußte immer soviel in Latein nd Mathematik. Das war er! Wahrhaftig, das war er! Der Mittner Karl. Und Städtischer Oberkommissar" stand hinter feinem Namen zu lesen." Na, eigentlich war er schon in der Schule fo etwas wie ein Städtischer Oberkommiffar" gewesen....

Ans Telephon. Eine verdrossene Stimme meldete sich: Städti scher Oberkommiffar Mittner."

" Grüß dich, Mittner! Ich bin's, der Lichtenberg Wilhelm. Erinnerst du dich noch...?"

-

und seine

Eine kleine Weile blieb es still. Dann rief er Stimme hatte plößlich Klang und Farbe befommen: Du? Ja, wie kommst denn du hierher?"

-

., Eine Kleine Erledigung. Morgen geht's schon wieder weiter. Kann ich dich sehen, sprechen, mein lieber Mittner Karl?" Er überlegte ein wenig. Dann sagte er:" Ja, du kannst schon, wenn du willst. Aber mache dir nur keine übertriebenen Hoffnungen. Du kommst zu einem Unglücklichen, Einsamen. Aber wenn du willst....? Ich erwarte dich."

Ich wollte, und machte mich gleich auf den Weg.

Weit draußen wohnte er, der gute Mittner Karl. Und sein Häuschen sah mit den verschlossenen Fensterläden eher wie ein ver­wunschenes Schloß aus.

Ich drückte auf die Klingel. Zuerst öffnete sich ein kleines Fenster im ersten Stock und ein Kopf wurde sichtbar. Das also war mein alter Schulkollege Mittner.... Sehr verändert! Sehr verändert. Er öffnete selbst. Streckte mir etwas zaghaft die Hand entgegen und betrachtete mich lange: Siehst gut aus! Sehr gut. Na, schau mich an! Man könnte mich für deinen Bater halten." Ich zwang mich zu einem Lachen. Aber der liebe Mittner Karl fah wirklich um vieles älter aus als er war. Dazu diese Haltung und dieser unsichere Blick.... Beinahe glaubte ich nun, daß er am Telephon nicht übertrieben hatte. Er schien wirklich ein Un glücklicher zu sein.

Na, komm nur!" führte er mich die Treppe hinauf. Ich trat in ein düsteres, verwahrloftes, ungelüftetes, faltes Zimmer. Be­troffen blieb ich stehen. Mittner nickte bekümmert: Jaja! Nicht sehr einladend, wie? Aber siehst du, so haust ein Junggeselle. Das ist unser Schicksal. Da hast du's natürlich besser getroffen. Du bis verheiratet?"

Ja....

Ich bin.... Allerdings.... Du bist also under­heiratet geblieben, mein lieber mittner?"

Ja." Er blickte lange vor sich hin und sagte fein Wort. Dann riß er sich aus seinen Gedanken los, erhob sich, und sagte: Na, warte! Eine Tasse Tee will ich bir ja doch vorsetzen. Ich teche ihn selbst, weißt du."

Er machte sich an der Teemaschine zu schaffen. Dabei jammerte er in fläglichem Ton: Sichst du! Das muß man alles selbst machen. Du natürlich sagst einfach: Liebe Frau, mach' mir einen und schon steht er da. Jaja, das ist nun mein Schicksal." Das hättest du ja alles auch haben fönnen. Du hättest nur heiraten müssen...."

Tee

-

Er schüttelte heftig den Kopf: Was? Heiraten? Ich? Danke. Es würde mich verrückt machen, eine Frau hier an der Teemaschine hantieren zu sehen. Verrückt, sage ich dir. Wozu denn auch? Sieh nur her! Ich treffe es doch ebenjogut wie eine Frau. Und ich brauche dann nicht danke zu sagen, und feine Komplimente zu machen, und Hände zu küssen, und zärtlich zu sein, weil es ihr ge­glückt ist, ein bißchen Wasser heiß zu kriegen. Heiraten? Nein, bante schön! Rein Bedarf vorhanden."

Der Tee war fertig, er füllte die Tassen voll und trug sie an das kleine Tischchen: Decken kann ich dir nicht. Aber du ent­schuldigst wohl? Wenn man zu solcher Einsamkeit verurteilt ist, macht einem nichts Freude. Man lebt nicht besser als ein Tier. Du natürlich, du- haft eine Frau um dich und Kinder.... Ja,

,, Na, nimm dir irgendein Kind ins Haus, Mittner. Das ist doch...

Er stellte die Tasse weg und blickte mich entsetzt an: Was?

Ein Kind ins....? Du bist wohl.... Das Geschrei, das Geplärr,

das Gegreine anhören? Bei Tag und Nacht? Wenn ich müde aus dem Amt komme, soll ich mir auch noch.... Nein, danke, danke! Das fehlte mir gerade noch! Wo ich ohnehin ein so unglücklicher Mensch bin...."

Er schwieg und verfiel wieder in sein Brüten. Jetzt fab ich auch, daß er bereits anfing grau zu werden. Lange vor der Zeit. Plötzlich hob er den Kopf, holte einmal tief Atem und fragte: Na, und du? Dir geht's gut, was? Hast Freunde, Bekannte? Gesellschaft....?"

Freilich. Das muß man doch haben, um leben zu können."

,, Ja! Das müßte man haben.... Ich habe keinen Menschen. Keinen Menschen.... Ein elendes, ein jammervolles Dasein, sage ich dir! Nicht wert, gelebt zu werden. Immer so allein. Hier in diesen vier Wänden."

,, Gehst du niemals aus?"

"

Niemals."

In ein Gasthaus? In ein Kaffeehaus?"

-

Was fällt dir ein? Soll ich mir die stumpfsinnigen Gesichter ansehen? Da bleibe ich lieber allein. Das ist nichts für mich."

,, Laß dich doch in Familien einladen. Du bist doch ein Mann von gesellschaftlicher Position. Und hier in diesem fleinen

Städtchen...."

Er starrte mich entgeistert an: Ich soll... mich... in Familien einladen laffen? Ich foll... zusehen, wie die Menschen glücklich sind, und nett zueinander, und sich jeden Wunch von den Augen ablesen? Soll ich mir mein Unglück, meine Einsamkeit, noch deut­licher vor Augen führen? Nein, lieber Freund! Das kannst du nicht von mir verlangen. Ich will teine Kontraste sehen. Und deshalb bleibe ich lieber einsam und allein in meinem Hause."

Und warum ladest du niemand zu dir? Ein paar Bekannte, Kollegen.... Sie würden doch alle kommen, wenn du sie nur rufen wolltest!"

Jetzt wurde er ungemütlich und donnerte mich böse an: Was? Hier zu mir...?! Daß sie mir die Teppiche eintreten, meine Fauteuils durchsitzen? Daß sie mir die Stube mit ihren Bigarren verpesten? Du lieber Himmel! Alles, nur das nicht! Das nicht! In mein Haus tommt niemand. Niemand. Ich weiß, was ich tue!"

Ich erhob mich: Ja, dann ist dir leider nicht zu helfen." Mittner war fizzengeblieben und starrte vor sich hin. Seine Stimme flang jetzt wieder tonlos und müde: Ach, das ist es ja gar nicht. Du verstehst das nicht. Mir fehlen nicht Frau und Kinder, nicht Freunde und Bekannte. Weißt du, was auf mir laſtet?

"

Was lastet auf dir?"

,, Dieses Nest laftet auf mir. Das ist es. Diese engen Ver­hältnisse machen mich trant. Daß sich die Leute gegenseitig ins Fenster sehen, und alles voneinander wissen.... Diese Kleinstadt ist nicht zu ertragen!".

" Dann laß dich doch in die Hauptstadt versetzen. Das kann doch gar nicht so schwer sein."

,, Nein, schwer ist es nicht. Aber...." Aber....?"

Ich vertrage die Großstadt nicht. Diesen Lärm! Dieses Getue! Man verliert sich in der großen Stadt, man gilt nichts.... Nein, nur nicht in die Großstadt!"

nein

-

Ich sah, daß diesem Mittner Karl wirklich nicht zu helfen sei. Schade. In Latein   und Mathematik war er immer so gut gewesen. Dann empfahl ich mich:" Leb' wohl. Und wenn ich wieder einmal in das Städtchen fomme, suche ich dich auf. Um deine Ein­jamfeit ein wenig zu mildern."

Er geleitete mich zur Tür und sagte, indem er aufschloß: Sehr liebenswürdig von dir. Aber du mußt dich nicht bemühen. Ich bin sehr gern allein."

Was der Dompteur erzählt

In Kürze erscheint im Paul Arez- Verlag, Dresden  , ein Buch: Artisten" von Fred A. Colman und Walter Trier  . Wir sind in der Lage, schon jeßt einen Artikel aus diesem Werk als Borabdruck zu bringen.

In der Rue Blomet ist ein Negeríofal. Es scheint der Trumpf der Pariser   Sensationsjagden zu sein, aber dennoch weite, gähnende Leere. Am Donnerstag und Sonnabend ist Tanz," erläutert uns der Garçon ,,, dann müssen Sie früh kommen, da ist kein Siz mehr 3u breit, fein Stuhl mehr zu schmal, um je zwei Personen zu faffen."

Am Donnerstag und Sonnabend: Rausch, Gedränge, Bolizisten, die Champs Elysées  , der Boulevard Montparnasse, der Sebastopol, alle haben sie ihre Vertreter entsandt, um dem Schauspiel, dem großen, ungeheuren zu lauschen, um zu gaffen, zu sehen, wenn Neger aller Raffen, aller Nationen, aller Stände, aller Berufe, die schönen, die häßlichen, jungen Mädchen im Tanze drehen, im Tanze, der jenen Rest des inneren, bacchantischen Rausches entfesselt, jenen Rest, um das bißchen Handgeld des Tagewerts ins Nichts zerfließen zu lassen.

Sie tanzen, wild, ungelent, eine Negerfapelle spielt nicht einen Charleston, nicht einen Jimmy, nicht einen Blad- Bottom, aber einen Negertanz, einen einzigen, der das Blut in den Abern erstarren läßt, der den Rausch des Vergessens entfacht, einen einzigen Negertanz, der Stunden um Stunden währt, den die schwarzen Studenten, die jungen Referendare, die Schifftrimmer, die Groß topfeten, die Coloureds mit einer fanatischen Besessenheit tanzen, hingegeben an die Mädchen, die farbig, die schwarz, die aus Indien  , aus Afrika  , aus Marseille  , aus New York  .

Negermusik, Negertanz, nächtlicher Sput, Sensation! Wer tut nicht mit, hallo und Teufel? Sigt da einer stumm, mit glafigem Blid, schaut in die Weite, die Ferne, abwesend... Ist das

nicht...? Die Frage erstirbt auf den Lippen, schon eilen Schritte zu ihm, spricht ein Mund, wirbt ein Händedruck, wird ein Bekannt­jein erneuert.

Marcello ist mit seinen Löwen   hier, in einer Wanderschau, weit vor den Toren tritt er auf. Wer wird ihn kennen? Nicht viele, nicht die, die im Parkettsessel der Großvarietés fizzen. Aber wir, ja wir trafen uns einst auf einer Landstraße im steinigen Gebirgs­dorf. Eine Zeltvorstellung, eine Wanderarena. Viele Nummern, unbekannte Nummern, aber gute, forrette, solche, die mit Aufmachung ,, great succes" haben würden. Weit unten in Italien   war es und heute hier in Paris  , im Negerlokal, beim fröhlichen Tanze, fizt einer traurig, mutlos, einer, der über Bestien, über Löwen  , über Tiger herrscht?

Er schaut uns an, so schwer, so erregt, so störrisch, daß wir ihn aus Traum und Flucht erweckt. Er steht auf, will gehen, fragt, ob wir mitkommen. Er schwankt bedächtig, entschuldigt sich, daß ein Artist einmal unsolide, daß er trinkt, aber er muß, muß die Kehle, den Schlund mit Naß füllen, mit Branntwein, mit Champagner, denn...

Er bricht ab, Tränen glänzen aus seinen Augen, aus den Augen, die furchtlos in das Antlig des Todes hineinstieren.

Wir ſizen im Coupole, am Montparnasse  , im Freien, wo fühler Abendwind die Stirnen umweht, wo steife Hemdbrüste, wo Smokings und zerlöcherte Jaden im trauten Freundschaftsbedürfnis sich grüßen, wo Lackschuhe noch im Schlagertatt gleich zerlöcherten Sohlen über den Asphalt, das Pariser   Pflaster gleiten. Marcello Sohlen über den Asphalt, das Pariser   Pflaster gleiten. Marcello erzählt.

Er hatte seine eigene Gruppe, Zuchtlöwen, Löwen  , die nicht in der Wildnis, die im Käfig geboren. Einst war er Tierpfleger gewesender Weg aller Dompteure, aller Dresseure- hatte seine Hände in das Fleisch, das Futter perkrallt, damit die Bestien an

zerren, sie rütteln, mit Worten, mit Gesten. Sie sind Kahen, fie spielen, sie sind gut."

Wie oft nahte da einer mit seiner Prante, wie oft wollte das Tier ihn wieder liebfosen, wie oft mit den Tagen streicheln. Ein

unbedachter Augenblick und sie fäße im Fleiſche, sie wirke ver­

giftend, durch die Krallen, hinter denen Verwesung herrscht von Futterresten, von giftigem Fleische, von Knochen. Er zog durch die Welt, sein Herr starb, hinterließ ihm die Gruppe. Er trai im engen Käfig auf, halbnackt, hetzte die Bestien durcheinander, ohne nüppel, ohne Eisenstod. Eine gute Dreffur im engen Käfig, wo feine Weiten, feine Möglichkeiten, anders als durch die eine schmale Gittertür zu entweichen. Er heiratete eine zarte, dunkeläugige An­

balusterin. Schulreiterin mit eigenem Hengst. Glückhaftes Wandern,

glückhafter Zufall, ein Haus fönnen sie erwerben am Lago di Como  , ein Heim, in dem sie ihre Tage beschließen, ihre Ferien verbringen wollen. Sie spielt mit den Tieren, sie wirft ihnen das Futter zu, sie geht, jeder weiblichen Angst bar, in den Käfig hinein. Die Nummer wird umgearbeitet, ein besserer Trick, eine bessere Wirkung. Sie, die Frau im Löwenkäfig, fie arbeitet, während der Mann funkelnden Blickes von außen die Tiere im Schach hält, sie dirigiert, jederzeit zuspringen, helfen kann, falls...

Aber daran denkt der gute Artist nicht, der Tod steht jede Stunde über ihm. Nur nicht daran denken, ihn bezwingen.

Ein Zufall war es, ein lichter Tag, als Madame Marcello den Tieren das Futter brachte und eines fich regte, eines der gelb­otteligen Ungeheuer, gerade da sich auf sie stürzte, wie sie ein Junges des letzten Wurfes streichelte. Vielleicht wollte der Löme mit ihr spielen, fie wandte ihm den Rücken zu, vielleicht wollte sie mit dem Löwenbaby den Käfig verlassen, kurzum.

,, Es gellte ein Schrei an meine Ohren, ich hatte in der Nähe zu tun, mein Gehilfe und ich stürzten zum Käfig und sahen, sahen, wie zwei der Bestien mein Weib zerfleischten, wie sie nicht von ihr ließen, wir hinein, feinen Stock, feine Pistole, kein Wasser, um die Razen zu verscheuchen. Alle Borsichtsmaßregeln waren außer acht gelaffen. Wir hinein, packten die auf uns stürmenden Tiere an ihren Mähnen, warfen sie zurück, nur die beiden, die am Fleisch, an den Füßen nagten, zogen, sogen, die mußten wir erschießen.

Der Körper, der zarte, weiße meiner Frau, er wurde ins Spital gebracht, sie starb, ohne das Bewußtsein erlangt zu haben. Ich habe die Löwen   verkauft, habe mein Haus verkauft, jetzt ziehe ich ruhelos wieder auf Landstraßen mit fremden Tieren einher, richte sie ab, bringe ihnen Bewegungen, Gesten bei, lege meinen Kopf zwischen aufgesperrte Rachen, nur..."

Er schweigt. Der Lärm der Straße gellt an unsere Ohren, die Nacht von Paris   ist entfacht, und hier sitzt einer, einer, der mutig, einer der start, einer der Liere der Wüste bezwingt... und meint.

Er sitzt

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Ivan Heilbut: Hände haben Visagen,

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Meiner Bekannten Hände kenne ich nicht schlechter als ihre Ge fichter. Träfe ich ihrer einen nach vielen Jahren mieder und zweifelte und traute mich nicht, ihn anzusprechen, so suchte ich seine Hände mit den Blicken zu erhaschen. An ihnen wollt' ich bestimmt ent­scheiden: Er ist's er ist's nicht." Der Gefühlsausdruck des Menschen erstreckt sich nicht nur auf Augen, Stirn und Mund mir firs die Hände immer als das besondere Gesicht seines Wesens erschienen, wie denn jede äußere förperliche Bildung von der inneren erzählt. Aber ich verwahre mich gegen die Behauptung, daß ich nun Es jedem neuen Bekannten auf seine Finger zu blicken trachte ist vielmehr sp, daß nach einiger Zeit, ich weiß selber nicht wie, die Hand sich unvergeßlich in mein Gedächtnis eingeprägt hat.

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Als Kind hatte ich für jeden meiner Finger eine eigene Bes zeichnung. Der Daumen erschien mir wie mein Vater( etwas unter­feht), der Zeigefinger glich dem schneidigen Teeverkäufer, der Mittel­finger- wahrhaftig, ich habe es vergessen aber der Ring­finger war der Schreiblehrer und der kleine Finger eine chinesische Prinzessin, deren Bild ich in einer illustrierten Zeitschrift gesehen hatte. So stand es an der linken Hand. Die rechte unterschied sich jedoch in dieser Beziehung sehr von ihrer Partnerin, Alle fünfe der rechten waren für mich nur charakterlose Burschen, dumme Teufel, die ich höchstens mit Schornsteinfegern zu vergleichen wußte.

Drei Arten von Händen unterscheide ich in diesem Bezug: Schöne Hände, zweckmäßige Sände, häßliche Hände. Die zwed­mäßigen Hände sind jene, welche zu der Vorstellung verleiten: Nur die Häute darüber gespannt und der Entenschwimmfuß liegt da. Die unregelmäßigen, durchaus häßlichen Hände sind angenehmer zu betrachten als jene glatten, wohlkonstruierten Glieder, die, wenn man sie in ihrer Nacktheit sieht, den Mechanismus sachlich enthüllen. Der Körper und insbesondere die Hand ist ein Rätsel; wer es löft, hat die innewohnende Seele erschloffen. Lift und Hinter­

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list finden irgendwo im Aeußeren ihren Ausdruck, und das Wort, daß Schönheit und Tücke nicht selten in einem Hause wohnen, wurde Tüde färbt changierend auf Schönheit ab. von einem zweifelhaften Preisrichter der Schönheit geprägt, denn

Es wird dem Menschen ein Schwereres sein, das Gesicht seiner Hand zu verstellen als das andere Gesicht, auf deffen Ausdruck er peinlich achtet. Es ist aber nicht unmöglich, daß mancher, der die Augen verstellt, gleichzeitig( bewußt oder unbewußt) den Ausdruck der Hände verzieht, indem er ihnen die möglichst würdige Form zu verleihen sucht.

Ein häßlicher Daumen fann einen Verliebten ernüchtern. Im Anfang will er sich's nicht eingestehen, langsam, langfam( nämlich mit fortschreitender Kenntnis der Innerlichkeit seiner Angebeteten) gibt er es dann zu. Sie hat mir von Anfang an nicht gefallen." Mit einem fauren Lächeln steht er am Anatomietisch der Liebe, um seine Anschauung zu forrigieren.

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Erforschung der Milchstraße  . Die amerikanische Harvard  - Stern­warte hat unter Zeitung des bekannten Astronomen Shapley ein eigenes Laboratorium eingerichtet, das ausschließlich der Beob achtung und weiteren Erforschung der Milchstraße   dienen soll. Nach hem jezt veröffentlichten ersten Forschungsbericht sind in der Milch­ straße   1360 neue Sternblider photographisch aufgenommen worden, von denen etwa zwei Drittel schwächer als 14. Größe sind.