Das Damoklesschwert.
„Das(wieder ausg-s» ebene) Volksbegehren des Stahlhelm wird als Damoklesschwert bereitgehalten.* Seldte in IliZnstrr.
„Wir wollen noch einen Knoten mehr hineinschlagen, denn wenn— Gott behüte � unser Oamoklesschwert hinunterfällt, merken die unten, daß es von Pappe ist/ „Volks begehren für die Industrie. Die Hintermänner des Stahlhelm.
Warum das Volksbegehren zur Abänderung der Reichsverfassung, das der Stahlhelm immer wieder ankündigt und gleichzeitig immer wieder vertagt? Weil auf diesem Wege nicht mir die„Macht des Reichs- Präsidenten" gestärkt, sondern vor allem die Macht der I n d u- striekapitäne gegen ihre Arbeiter wieder aus den Vorkriegsstand gebracht werden soll! Wer noch daran zweifelt, den wird der Antrag der Z w i ck c u c r Ortsgruppe des Verbandes sächsischer Industrieller sicher aufklären. Der Verband sächsischer Industrieller hält am Donnerstag in Dre-den eine Gesamteorstandssitziing ab. die sich mit dem erwähnten Zwickauer Antrag beschästigen soll: Dieser verlangt: Der Verband möge alle Forderungen, die auf eine A e n d e- pung des parlamentarischen Sy st em s i m Inter- cUe unserer Wirtschast hinzielen, nachdrücklichst unter- stützen, mich wenn eine solche Forderung von einer politi- schen Partei oder von einer vaterländischen Organisation aus- g-l>t. Der Verband möge sich ferner in Verfolg dieser prinzipiellen Stellungnahme dem Volksbegehren des Stahlhelms anschließen. Roch welcher Richtung sich der sächsische Industriellenoerband, dessen Geschäftsführer einmal Dr. Strcsemann war, enischci- den wird, mag dahingestellt bleiben. Welleicht hat er nicht einmal Lust, noch sein Ansehen und seine Geldmittel in die Stahlhelm - pleite zu stecken. Vielleicht auch umgekehrt.... Interessant aber bleibt der Zwickauer Antrag auf jeden Fall. Zeigt er doch die Triebkräfte, die hinter dem Geschrei gegen den Parlamentarismus stehen, zeigt er doch das Verlangen der In- dustrickapitäne oder der Industrieunterofsizicre, am dem Wege über einen Volksentscheid ihren alten„Herni-im-.<)ause"-Standpunkt wieder einzuführen und zu befestigen. Dazu ist vor allem der Kampf gegen die Sozial- polttik des Reiches notwendig. Der Gesamtvorstand des Per- dandes sächsischer Industrieller beschäftigt sich auch mit dieser Frage. Er laßt sich einen Vortrag halten über„Soziale- S y st c m
oder V« r s i ch e r u n g s s o z i a l i s m u s". Di« Tendenz ist aus dem Thema zu entnehmen. Um die Sache aber gleich auf die rechts Bahn zu bringen, läßt er auch das Ergebnis einer Rundsrage über die Einführung einer Alterspension für die In» dustriellen bekannt geben! Man sieht, die Herren sind für ihr Alter besorgt. Wenn aber die Arbeiter, die weder über Schätze verfügen noch sie zurücklogen können, die gleiche Besorgtkeit zeigen, werden die Industinellen ftahlhelmbegeistert. Und warten auf die Dummen, die sie beim Volksbegehren einsangen könnten! Zusammenlegung nach der Pleite. Verschmelzung von Vaterländischen und Stahlhelm m Bayern . München . 12. März.(Eigenbericht.)' Durch die Trennung des Bayerischen Kricgerbundes von den vaterländischen Verbänden standen diese vor der Gefahr der völligen Isolierung, durch die ihre organisatorische und politische Bedeutungslosigkeit in vollster Oefscntlichkeit sich zu enthüllen drohte. Die d c u t s ch n a t i o n a l e Leitung der Vater- ländischen ging deshalb freundlich auf das Angebot des Stahl» Helms nach einer Verschmelzung ein. Die Einigung wurde bereits beim letzten Besuch des Stahlhelmführers Seldte in München persckt. Der Zuzug des Stahlhelms, der in Bayern bisher nicht mehr als rund 1200 Mitglieder zahlt, ist allerdings nicht sehr bedeutend, denn den geschlossenen Uebertritt haben einstweilen nur die sogenannten vaterländischen Bezirksvereinc München , die die Reste der früheren Einwohnerwehr darstellen, vollzogen. lieber diese Bereine hinaus hat die Leitung seit langem keinen organi» satorischen Einfluß mehr auf die nur auf dem Papier stehenden vaterländischen Organisationen auf dem flachen Lande. An der D-rschmelzung soll auch der ehemalige Kronprinz Rupprecht mitgewirkt haben.
Nationaler Nellgionskrieg. Zum Kapitel Polen und seine Minder heitSvölker. Warschau , 12. März. Einer Interpellation der Ukrainer ist zu entnehmen: In dem fast nur von griechisch-orthodoxen Ukrainern bewohnten Dorf Zabez« bei Luzk spolnischc Ukraine) wurde die D o r s t i r ch e aus Beseht der Behörden mit Beschlag belegt, weil Anhänger der von der polnischen Regierung begünstigten Uniiertcn Katholischen Kirche den Besitz der Dorfkirch« für sich in Anspruch nahmen. Die Er- regung der Dorfbewohner war umso stärker, als die„Uniienen" im Dort cii«: verschwindende Minderheit bilden. Als obendrein noch ein Diebstahl in der Kirche verübt wurde, wobei die Siegel abgerissen wurden, begaben sich etwa 300 Bauern mit Frauen und Kindern, von ihrem Priester geführt, in die Kirche. Hier schlössen sie sich ein und harrten acht Tage lang in Hunger und Kälte unter Zlbsingen von Kirchenliedern und Gebeten aus. Die Zufuhr von Nohrungs- mittel» und Trinkwasser wurde von der polnischen Gendarmerie verhindert. Die Eingeschlossenen, die den Schwur geleistet hotten,„für Glauben und Kirche zu sterben", wurden zuletzt von der polnischen Polizei mit Gewalt aus der Kirche»er- trieben. Viele find infolge-der erlittenen Entbehrungen schwer erkrankt. Der Priester und sechs Bauern wurden in Ketten ins Gefängnis cingeliesert. Zierden der Armee. Warschau , 12. März. Vor dem Warschauer Krixgsgericht begann der Prozeß gegen den früheren Ehef des polnischen Generalstabes, General K u« linski. der unter der Anklage steht, ihm nicht zustehend« Gelder eingezogen und durch Nachlässigkeit im Dienst U n t e r s ch l a- gungen seines Adjutanten, Kapitän R e m e r, be- günftigt zu haben. Der Adjutant ist vom Kriegsgericht bereits zu zwei Iahren Zuchthaus unter Ausstoßung aus dem Heere verurteilt worden. Der Brigadegeneral H e in p e l wurde.zu sechs Wochen Festung verurteilt, weil er eine Ordonnanz durch Schläge gesundheitlich geschädigt hat. Die umgangene parlameniskonttolle. Warschau , 12. März.(Eigenbericht.) Die Diensiagsitzung des Haushaltsausschusses befaßte sich mit der Anklage gegen den Finanzminister. Der Vorsitzende der Obersten Kontrollkammer erklärte, daß das Budget im Vorjahre um 3 6 4 Millionen Zloty überschritten wurde: er habe die Re- gierung wiederholt vergeblich um Aufklärung ersucht. Einzelne Positionen seien um das Mehrfache der bewilligten Beträge über- schritten worden. Allein den Dispositionsfonds des Mi- nisterpräsidentcn habe die Regierung auf das Vicrzigfache crhöhtl Der zurückgetretene Finanzministcr Ezechowicz nennt in einem Brief an den Ausschuß als Grund für seinen Rücktritt die Meinung?- Verschiedenheiten zwischen ihm und dem Ministerpräsidenten Bartel über die Frage, ob die nachträglichen Ausgaben dem Sejm vorgelegt werden sollen oder nicht. Er sei für die Vorlegung, Barle! d o- gegen gewesen. Auf Antrag des Referenten Dr. Liebermann <Soz.) wurde beschlosien. für die nächste Sitzung den Ministcrpräsi- denten Lartcl zu laden.
Oer zweiie Kedysprozeß. Putschisten verurteilen Antiputschifieu. Kowno . 12. würz. Das Kriegsgericht verhandelte gegen die Sozialisten K c d y,, Paclauskas und Vovicka, die in der umstürzlerifcheu Bewegung des Plelschkaitls eine führende Rolle gespielt haben sollen. Die Angeklagken befkritten ihre Schuld. Das Urteil lautete gegen Kedys, der vor einigen Tagen wegen eines Putschversuches zu 71.? Zahlen Zuchthaus verurteilt worden ist. aus lebenslang. l i ch e n Kerker, gegen Paclauskas auf 15 Z a h r e schweren Kerkers: Rovicka wurde freigesprochen. Amanullahs Hilfsquellen. Rußland und die Türlei. Kairo , 12. März.(Eigenbericht.) Di« Streitkräfte Amanullahs stehen bereits 13 Kilo- meter vor Kabul . Man erwartet noch gcwigender Schnee- schmelze ein« Schlacht, die über den Besitz der Haupt- stadt entscheiden wird. In den Gefechten haben sich die Anhänger Amanullahs den Truppen Habibullahs überlegen gezeigt. Sie sind zahlenmäßig stärker und besser ausgerüstet. Ämonullah Hot in den letzten Wochen großen Zuzug von Freiwilligen aus den Nachbarländern erhalten und auch seine kriegstechnischen Mittel durch russische und tür- k i s ch« Unterstützung in der winterlichen Kampfpause auf die Höhe gebracht._ Calles' weiterer Vormarsch. Eigentum der Rcbellenführer beschlagnahmt. New Pork. l?. März. „Associated Preß " berichtet aus M e x i k o, daß die Vorhut der unter dem Oberbefehl des vormaligen Präsidenten Calles stehenden Truppen die Stadt Camacho erreicht habe. Zwischen Camacho und Torreon liegt eine wassert ose Wüste. Wie die Aufständischen melden, sind sämtliche Eisen bahn st recken zwischen Camacho und Torrcon z c r st ö r t worden. Aus Man- tsrrey wird berichtet, daß General Alinazar mit 10000 Mann auf S-iplin vorrücke, um die dort stehenden Streitkräfte der Ausstände schen noch Torreon zurückzutreiben. Im Staate Sinaloa marschiert der Rebellenführer I t u r b c mit 5000 Mann auf Mazatlan, da» von einer Garnison von 2000 Mann Bundestruppen gebalten wird. Die merikonisch« Regierung gibt bekannt, daß sie das in der Stadt Mexiko befindlich« Privateigentum mehrerer Re- bellensührer im Werte von einigen hunderttausend Dollar b«- s ch l a g n a h m t Hab« und öffentlich versteigern werde. Der Erlös soll zur Deckung eines Teils der Kosten dienen, die die Unter- drückung des Aufstand«» verursacht. m Wenn die m« x i k a n i s ch c Regierung ein« solch« Maßnahme ankündigt, so kann man sich daraus verlassen, daß sie sie auch durch- führen wird. Bei uns endete eine ähnliche Ankündigung gegen die Kapp- Putschisten, dank der kleinmütigen Haltung der bürgerlichen Parteien, mit der Gewährung einer Pcnfion für Lüttwitzl
Oernburg der Nachfolger von Cammers. Vorläufige Llebernahme des Vorsitzes im EnqueteauSschuß. Vor kurzem hat das dem Zentrum angehörende Reichstagsmit- glied L a in m e r s mit seinem Reichstagsmandat auch den Vorsitz in der deutschen Enquetekommission niedergelegt. Di« Reich-regierung hat beschlossen, den ehemaligen Reichs- minister Dr. Dernburg zum Vorsitzenden des Ausschusses zu be- stellen. Sehr viel Neigung, die Wirtschaftsenquete noch lange am Lebe» zu erhalten, schein» Herr Dr. Dernburg nicht zu haben. Be- vor er das Amt endgültig übernimmt, will er mit dem Aiisschuß darüber sprechen, wann die Arbeiten des'Ausschusses beendigt werden können. Dr. Dernburg übernimmt deshalb die Geschäfte des Vorsitzenden nur vorläufig. Gute Betriebsergebmffe der Nsichspost. Fortsetzung der Rationalisierung. Wie das Reichspost Ministerium in seinem vorläufigen Tätigkeitsbericht für 1328 feststellt, hat sich der Konjunkturrückgang im Gesamtverkehr der Post noch nicht bemerkbar gemacht. Zwar liegen die Zahlen des Paket, und Telegrammverkehrs unter den von 1327 und auch bei den gewöhnlichen Briefs cndungen war in den ersten acht Monaten des Nerichrsjahres ein Rückgang festzustellen, daß find in allen übrigen Betriebszweigen dl« Per- tehrszahlen hoher als im vorhergehenden Jahr. Dem- entsprechend haben sich auch die Betriebseinnahmen durchaus günstig entwickelt. In dem ersten Bierteljahr des lausenden Rechnungsjahres, das von April 1328 bis März 1323 läuft, betrugen die Einnahmen 513 Millionen Mark, im zweiten Vierteljahr stiegen sie auf 544 Millionen Mark und im drillen Vierteljahr sogar aus 57« Millionen Mark. Der Januar, der erste Monat des vierten Quartals, übertrisft mit 138 Millionen Mark Einnahmen den Durch- schnitt der vorhergehenden Monate, so daß auch die Betriebs- «rgebnisse des letzten Quartals durchaus optimistisch beurteile werden können. Da? Reichspostministerium glaubt daher auf Grund der bis-
herigen finanziellen Ergebnisse die vorgesehene Ablleserung von 110 Millionen Mark an das Reich durchführen und die Vorbelastung des kommenden Rechnungsjahres in erträglichen Grenzen holten zu können. Di« Rationalisierung in den Post- betrieben wurde auch im lausenden Rechnungslahr fortgesetzt. Be- sonders wurde die Mechanisierung, Normung und Typung weiter ausgebaut. Auch das Beschasfungswesen wurde durch Herausgabc allgemeiner Richtlinien auf eine neu« Grundlage gestellt.
Ein Hochverraisprozeß. i Jahr 9 Monate Zuchthaus für ein Waffenlager. Leipzig . 12. März.'(Eigenbericht.) Vor dem vierten Strafsenat des Reichsgerichts fand am Diens- tag ein Prozeß gegen den 32jährigen Schmidt Erwin Dvngler aus Görlitz statt. Dem Angeklagten wird norgewocsen, in den Jahren l 323,28 Vorbereitung zum Hochverrat getrieben zu haben., Dengler trat während des Krieges als Kri«g»frei« williger in das deutsche Heer ein. Später war«r bis 1920 Mitglied des Freikorps Lettow-Vorbeck . Im Jähr« 1323 trat er der ADD. bei und tpurde bereits im Mai 1324 Orga- nisationsleiter in Görlitz . 1325 wurde er Leiter der kommunistischen Buchbandelssiliale. Am 7. September 1328 erhielt die Kriminal- Polizei in Görlitz abermals«in— angeblich von einem Schulkind stammendes— anonymes Schreiben. Dariy wird mitgeteilt, daß Dengler im Keller seines Hauses Spreng st offck auf. bewahre. Im Keller der Denglerschen Wohnung fand die Krimi- nolpolizei in der Tat u. a. drei Kisten Puloer. Sprengkapseln. Sprengkörper, Infontertemunition und mehrere Ampullen mit selbst» entzündlichem Giftgas. Das Reichsgericht verurteilt« Dengler wegen Vorbereitung zum H o ch o e r r a t, Vergehen gegen das Republikschuggesetz und Verheimlichung eines Sprengstofflägers zu I Jahr 3 Monaten Zuchthaus" und 200 M. Geldstrafe. Fünf Monate der Upter, juchungshaft und di« Geldstrafe werden al» verbüßt angerechnet.