Einzelbild herunterladen
 

63 Kommunisten im Hungerstreif.

Wo? 3n Sowjetrußland!

-

Die Kommunisten tennen nur ein Vaterland: Rußland. In allen anderen Ländern fühlen sie sich berufen, den Um­sturz der Verfassung mit allen Mitteln zu betreiben. Trog­dem gibt es heute merkwürdigerweise tein Land in der Welt, in dem sich mehr Kommunisten im 3 uch thaus, im Ge fängnis oder in der Berbannung befinden als in Somjetrußland! Von dort veröffentlicht die lints. fommunistische Presse jezt folgenden vom 15. Februar da­tierten Notschrei:

Gleich nach der Uebergabe des Genossen 2. Trokki, des Führers der Oftoberrevolution. in die Hände der Weißgardisten, wurde gegen die besten Söhne des Proletariats, die Bolschewisten­Leninisten, die Verteidiger der Oftoberrevolution, eine ganze Reihe von Repreffionsmittel angemandt.

63 Bolschewisten- Oppositionäre, darunter die Genossen Dreizer, Gaemiti, Grintschento, Grinshtein, Naumoff, Mino, Bronstein, Marento, Balenti­noff. Subroff, 3wanoff u. a., sind nach dem Zuchthaus Tobolst, welches man jezt als folator" bezeichnet, verbannt

worden.

Den Verwandten und Freunden der Berhafteten ist erklärt morden, daß sie nach Sibirien   verbannt werden sollten. Auch den Verhafteten ist erflärt worden, daß sie faut Bestimmung ter GPU. nach Sibirien   verbannt werden sollten. Man hat sie aber nach dem 3uchthaus Zoboljf gebracht.

Die Forderungen nach warmen Kleidern oder warmen Schuhen find ohne Antwort geblieben. Dem alten Bolschewil- Genossen Drobnis sind beide Beine erfroren.

Das Regime des Zuchthauses ist unerhört. Jede Uebersendung von Sachen an die Verbannten ist verboten. Die Verhafteten dürfen fich nicht auf eigene Kosten verpflegen. Ein Zusammenkommen der Berhafteten ist untersagt. Auch auf die Schwertranfen ( annoff u. a.) wie auch auf die Genossin Turmann, welche im siebenten Monat schwanger ist, wird dieses Regime ohne Ausnahme angewandt.

Aus Protest gegen den unerhörten, ungefeßlichen Aufenthalt in dem Zuchthaus, aus Protest gegen das unerhörte Regime,

haben die 63 Genoffen am 4. Februar einen Hungerstreit erflärt. 12 Genossen, darunter der Genosse Dreizer, ein Held des Bürgerkrieges, melcher zwei Orden der roten Fahne hatte, sind in lebensgefährlichem Zustande ins Krankenhaus des Zuchthauses übergeführt worden.

Genoffen! In dem Sowjet 3uchthaus sterben 63 Bolschewi sten. Alle Arbeiter sollen diesen Fall genau wiffen. Berbreitet diese Flugblätter, erzählt es den Arbeitern bei der Arbeit, schreibt es euren Freunden im Ausland. Alle Proletarier müssen um dieses Verbrechen missen.

Protestiert sofort, es tann sonst zu spät werden. Protestiert gegen das 3, gegen die 3. Protestiert in den Parteikomitees, in den Zellen, in den Redaktionen, gruppenweise und einzeln. Sprecht in den Berlammlungen, wählt Delegierte zur Unterstüßung der Familien der Gefangenen.

Die Verantwortung für das Leben der 63 Bolschewisten, welche alles für die Arbeitertlasse geopfert haben, liegt auf uns allen, auf jedem Arbeiter, auf jebem Mitglied der Partet

Bolschemisten Leninisten.( Oppofition). Das Berbrechen der Dreiundsechzig besteht in der Haupt­sache darin, daß sie über die Auslegung und Anwendung der Behren Lenins anderer Meinung sind als die zurzeit herrschende Richtung. Nirgends in der Welt ist der Weg vom Kommunismus in das Zuchthaus fürzer als in Sowjetruß­

land!

Die Staatstheater in Berlin  .

Debatte im Landtagsausschuß.

Im Hauptausschuß des Landtags wandte fich Abg. Dr. Pau fcher( 3tr.) gegen die Steigerung des Aufwandes für die Staats­theater um 14 Millionen, ähnlich Abg. Dr. Bölis( DBp.). Frau Abg. Destreicher( Soz.) forderte, daß der Not der Schrift steller durch Zuweisung von Aufträgen gesteuert und die Sprechhöre gefördert werden. Abg. Roch( Dnat.) beanstandet, daß den Reinhardt Bühnen die Gemeinnüßigkeit zuerkannt werbe; das müßte im Hinblick auf Stüde   wie Hasenclevers ,, Chen werden im Himmel geschlossen" unterbleiben,

Abg. Dr. Bohner( Dem.) spricht gegen

die ewige Kunstschnüffelei der Rechten. Der Geschmad des Publikums habe sich erfreulich gebessert. 2bg. Rönig( S03.) anerkannte die vollstümliche Theaterpolitik der Strou Oper und des Schillertheaters, die im Gegensatz zu der Oper Unter den Linden und dem Staatlichen Schauspielhaus den Be­fucherorganisationen billige Bläge überlassen. Jeß ners Arbeit werde jetzt allgemein anerkannt.

Kultusminister Dr. Beder

teilte mit, daß sechs Schriftsteller nach Anhörung der Sektion für Dichtkunst einen staatlichen Ehrenfold erhalten hätten. Der Minister fönne nicht weiter die Berantwortung dafür übernehmen, daß erste Kräfte der Staatstheater einen großen Teil der Spielzeit außerhalb Deutschlands   verbringen, so daß an ihrer Stelle zweite Sträfte auf dem Spielplan erscheinen. Eine Aenderung dieser Zustände sei ohne Mehrkosten nur durch die Ber= bindung mit der Berliner   Städtischen Oper möglich. Die Gemeinnügigfeitserflärung des Deut. schen Theaters und der Kammerspiele fei ein Ruhmesblatt in der Geschichte der deutschen   Theaterkunst und habe den finanziellen Zusammenbruch dieser Bühnen verhindert. Dabei habe er allerdings vorausgefeßt, daß war Reinhardt feine Kraft dem Deutschen Theater wieder zur Ber­fügung stellen würde, da seine Ausnahmestellung gegenüber diesem Unternehmen nicht verständlich erscheine.

Sundpad Der stolze nazi.

( 90 c

Der nationalsozialistische fächsische Landtagsabgeordnete itt. mann weigerte fich, für feine Ehefrau von seinen erheblichen Einkünften irgendwelchen Unterhalt zu zahlen. Seine Ausliefe rung zur Ableiflurg des Offenbarungseides wurde nach heftigen Kämpfen vom fächfija, en Landtag mit 42:38 Stimmen beschloffen.

Labuns Offenbarungs

Gib

IMMUNITAT  

Was schert mich Weib, was schert mich Kind? 3ch habe weit beff'res zu tun!

Laß sie betteln gehn, wenn sie hungrig sind. Alimente? Ich bin immun!

Die geplante Zentralbank.

Reine Meinungsverschiedenheiten über die Höhe des Kapitals.

Paris  , 13, März.( Eigenbericht.)

Die Sachverständigentonferenz hielt am Mittwoch nachmittag eine etwa einstündige 2o11jigung ab, deren Bera tungen ausschließlich dem Projekt eines Clearing Houses zur Regelung der Reparationszahlungen galten. Von der Kommission für Sachlieferungen lag ein schriftlicher Bericht vor; die Beratun gen der anderen Kommissionen sind noch nicht beendet,

Lord Revelstote erstattete ein mündliches Referat über die Frage der Kapitalsaufbringung der fünftigen Zentral bant, ferner über deren Beziehungen zu den Notenbanken der Länder fowie ihre Kreditpolitif. Jofuah Stamp wurde gebeten, die bisherigen Ergebnisse der drei Unterkommissionen gründlich zu überprüfen, um sie auf die Linie des Gesamtplanes zu brin­gen. Er soll in der nächsten Vollfizung, die am Freitag stattfinden wird, Bericht erstatten und bis dahin einen Programmentwurf ausarbeiten. Der ursprüngliche Organisationsplan scheint durch die Beschlüsse der Kommissionen bereits sehr weitgehende Modifikationen erfahren zu haben.

Die von der englischen Presse verbreiteten Meldungen über angebliche Meinungsverschiedenheiten, die im Schoße der Konferenz über die Höhe des aufzubringenden Kapitals herr­schen sollen, werden von den Delegierten dementiert. Es herrscht über diesen Punkt völlige Einstimmigkeit. Das Kapital soll zum Teil durch die Notenbanken und Privatbanken, zum an­deren durch die Abzweigung eines Teils der deutschen   Annuitäten aufgebracht werden.

Reichsbankpräsident Schacht, der am Mittwoch aus Berlin  zurückgekehrt ist, hat an den Verhandlungen teilge­

nommen.

Nun wird über die Gumme geredet!

Paris  , 13. März.( Eigenbericht.)

Die Pariser   Preffe glaubt heute versichern zu können, daß nach der Unterredung des Reichsbanfpräsidenten Dr. Schacht in Berlin  und nach seiner Rückkehr nach Paris   die entscheidende Wen­dung in den Bariser Sachverständigenverhandlungen nicht mehr lange ausbleiben werde. Man dürfte erwarten, daß noch in dieser Woche eine prinzipielle Einigung über die Gesamthöhe der deutschen   Schuld und die der deutschen   Annuitäten erreicht

Nach dem dänischen Wahlfieg. Politische Rückwirkungen.- Die bürgerliche Regierung wankt.

-

Kopenhagen  , 13. März.( Eigenbericht.) Die dänische Stadtverordneten- und Gemeinde ratswahlen gestalteten sich zu einem großen Erfolg der Sozialdemokratie. In der Provinz wurden 45 neue mandate erobert. Die bisherige Mehrheit in open­hagen wurde um vier neugewonnene mandate auf 35 fozialdemokratische gegen 20 bürgerliche Sige vermehrt. Auch in der fonservativen Nachbargemeinde Frederiksberg eroberte die Sozialdemokrafie ohne allerdings die fonjervative Mehrheit da­durch ins Wanten zu bringen ein Mandat.

Die Etatsfäge wurden nach den Vorschlägen der Regierung angenommen. Die Unterſtügungssumme für die Landes. bühne zur Förderung der Boltsbühnen wurde nach einer warmen Empfehlung durch Abg. König( Soz.) von 1,2 auf hervorgegangene Kabinett Madsen- mygdal, deffen parlamen­

1,8 millionen erhöht.

-

"

werde. Dabei glaubt der Petit Barisien" in etwas übertriebenem Optimismus voraussagen zu können, daß die beutschen Delegier ten sich jetzt leicht und schnell mit den Zahlen zufrieden geben wer­den, die die Ameritaner als Schiebsrichter zwischen Schuldner und Gläubiger vorschlagen würden. Allerdings ver­sichern dabei immer noch die meisten Pariser   Blätter, daß die fünf­tigen deutschen   Annuitäten taum niedriger als 2.5 mil liarben sein tönnten, die, wie Bertinag im Echo de Baris erklärte, dann gerade die affilerten Schulden und die Hälfte der Wiederaufbautosten deden würden. Im übrigen sei diese Annuität für Deutschland   durchaus tragbar, behauptet der Erzelsior", denn sie mache nur 25 Proz. der deutschen   Butgeteinnahmen aus, während die übrigen friegführenden Staaten für ihre Kriegsschuld mindestens 40 bis 50 Pro3. ihrer Einnahmen zahlen müßten.

Painlevé   beugt vor.

Soldateneffen soll gebessert werden.

Paris  , 13. März.( Eigenbericht.)

In Erwartung der heftigen Kritiken, die in der für Freitag angesezten Kammerdebatte über das Massensterben unter

den Besagungstruppen im Rheinland   an die Adresse des

Kriegsministeriums gerichtet werden, hat sich Kriegsminister Pain­ levé   entschlossen, inzwischen einem anderen Mißstand abzuhelfen, der ebenfalls schon häufig Anlaß zu berechtigter Kritik gab: Die Nahrung der Soldaten soll perbessert werden. Lat­fächlich ist ein vom Kriegsminister, Luftfahrtminister und Finanz­minister unterzeichneter Gefeßentwurf in der Kammer eingebracht worden, laut welchem die Kredite für die den Truppen zu ge= währenden Berpflegungsgelder erhöht werden sollen, Es brennt im Parlamentsrestaurant.

Paris  , 13. März.( Eigenbericht.)

In der französischen   Rammer bradh am Mittwoch nachmittag in der Nähe des Restaurants ein Brand aus, der jedoch teinen großen Umfang annahm und durch die rasch herbeigeeilte Feuer­mehr bald gelöscht werden konnte. Als Ursache des Brandes wird Kurzschluß angegeben.

eine Regierungsfrise möglich erscheinen. Jetzt beweist das Ergebnis der Kommunalwahlen, wie gerechtfertigt die Befürchtungen der Re­Sollte es dem Kabinett Madjen- Mygdal gierungspartei waren. dennoch gelingen, den drohenden Sturz durch Entgegenkommen in der Wehrfrage im lehten Augenblick zu vermeiden, so würde die Regierung froßdem das Ende der Wahlperiode taum überleben. Eine fozialdemokratische Regierung ist für die Zukunft zu

erwarten.

Attentat in Tientsin  .

Der letzte Pefinger Kriegsminister erfchoffen.

Peting. 13. März.

Ju Tienffin feuerte vor der japanischen Konzession ein gut­gekleideter Chinese aus nächster Nähe auf den ehemaligen Kriegs­minister der Pekinger   Regierung, General Tichungilin vier Schüsse ab, die in den Kopf trafen und ihn sofort töteten. Der Täter fonnte noch nicht festgenommen werden, obgleich die japanische Polizei fofort die Verfolgung aufgenommen hat.

Die Wahlen bleiben vielleicht nicht ohne politische Rüd­wirkungen. Das aus der gemäßigten fonfervativen Agrarlinken tarische Mehrheit auf der Zusammenarbeit mit den Konfervativen beruht, fiht nicht besonders fest im Sattel. Die Frage des Ausbaues Der Strafrechtsausschuß des Reichstags hat die Eidespara der bestehenden Wehrordnung hat in lehter Zelt wiederholt zu General Tichun war der lehte Pefinger Kriegsminister und in graphen angenommen: Mindeststrafe für vorfäßlich falsche Bernftimmigkeiten zwischen der Agrarlinken und den Konservativen ge- Tientsin als geheimer Emiffär Tschangbjuellangs täfig. Die ficherung drei Monate Gefängnis, Höchststrafe in besonders führt. Der jehige Wehretat, der etwa 40 millionen Kronen japanische politische Polizei vermutet, daß das Attentat von An­schweren Fällen Zuchthaus bis zu fünf Jahren, ist die Angabe jährlich verschlingt, genügt den konservativen nicht Sie japanische politische Polizei vermutet, daß das Attentat von An­mur in einem bedeutungslosen Bunft unrichtig oder unvoll ständig, so kann(!) das Gericht die Strafe nach freiem Ermessen fordern als Minimum 50 Millionen, zu denen noch größere Sonder- hängern der Kouminfang organisiert worden sei. mildern oder von Strafe abjehen. Strafe für misfentlichen bewilligungen treten foüen. Die Regierung möchte dagegen mit Meineid Zuchthaus bis zu fünf Jahren, in besonders schweren Rüdficht auf ihre Wähler die Summe von 43 millionen nicht über­Fällen Zuchthaus bis zu zehn Jahren schreiten. Das Scheitern dieser Berhandlungen ließ fürzlich bereits

General Mobile hat seinen Abschied eingereicht, der sofort angenommen wurde.