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Es ist anzuerkennen, daß der Polizeipräsident, zu dessen Ob­liegenheiten es gehört, für Offenhaltung des Verkehrs zu forgen, diesmal dem Publikum wenigstens Fingerzeige giebt, um

Über die empfindlichen Folgen des Festes mit möglichst geringer Schädigung hinwegzukommen. Recht bemerkenswerth ist auch, daß der Polizeipräsident ausdrücklich betont, das General kommando des Gardekorps habe ihn ersucht, die bekanntgegebenen Sperrungen vorzunehmen. Ob den lieben Ber­linern noch öfter das Vergnügen einer militärischen Parade inmitten des Weltstadtgetriebes bescheert wird?

worden.

spätestens die seitliche Ablenkung des Fahrverkehrs wird statt- 1Jnhalt der Frau. über den Leib. Das heiße Wasser verbrannte geurtheilte Untersuchungs- Gefangene nach Plößensee überführt. finden müssen. Die Unglückliche am Geficht und am ganzen rechten Arm so schwer, Darunter befand sich der frühere Gefangenen- Aufseher Mehl. daß sie sofort ein Krankenhaus aufsuchen mußte. has aus Charlottenburg , welcher früher an der Wassersucht gelitten und im Dienst von einem Gefangenen einen schweren Das alte Drama. Im Hause Wilsnackerstr. 34 hat sich Stoß vor den Unterleib erhalten hat, was zu seiner Pensionirung am Dienstag ein Dienstmädchen durch Gift zu tödten versucht. Gin Liebesverhältniß, das die Arme mit einem Militär unterführte. Außerdem litt der Mann am grauen Staar und ist halten hatte, war nicht ohne Folgen geblieben, und da keine Aus- später, der Operation wegen, aus dem Gefängnisse beurlaubt sicht auf Heirath war, so griff sie zum letzten Verzweiflungsschuldig gemacht und war dafür mit einem Jahre Gefängniß be­mittel. Das bedauernswerthe Mädchen wurde noch lebend nach straft worden. Bei der Einlieferung in Plößensee mußten die einem Krankenhause geschafft. Gefangenen wie üblich Sträflingsfleider anlegen und ihre Schwer verunglückt ist am Mittwoch Abend das 26jährige eigenen Sachen nach der Kammer" auf dem Boden bringen. Als Dienstmädchen Alwine Rabat aus der Gleditschstr. 24. Das die Kolonne unter Begleitung des Hausvaters die Treppen wieder Mädchen fiel gegen 10 Uhr die Treppe hinunter und mußte wegen herunterstieg, konnte der gebrechliche und schwachsichtige Mehlhas einer erheblichen Verlegung des Rückgrates mit einem Kranken- nicht so schnell mit wie die anderen, weshalb ihm der Hausvater einen Stoß ins Genic gegeben haben soll, so daß der wagen in eine Anstalt gebracht werden. Durch Oeffnen der Adern hat in der Nacht vom Dienstag Geschlagene zu Boden stürzte. Derselbe Vorgang soll sich noch zum Mittwoch die 60jährige Wittwe Petsch aus der Rigaerstraße einmal wiederholt haben. Der Angeklagte bestritt dies und sich selbst getödtet. Die alte Frau hatte seit Jahren große Be- gab vor, den Mehlhas nur am Arm gefaßt zu haben, um ihm schwerden durch Unterleibsträmpfe, von denen sie nicht mehr frei Hilfe zu leisten, dieser habe sich aber selbst hingeworfen. tommen konnte. Darauf ist angenscheinlich ihr Selbstmord zurück Die Zeugen dagegen unterstützten den Mehlhas in seinen Be­fundungen. Staatsanwalt Schäffer meinte, daß die Ges zuführen. In der Schule ist am Dienstag der 16jährige Oberprimaner fangenenauffeher mit den Sträflingen streng verfahren müssen, doch dürften sie sich nicht zu Ausschreitungen hinreißen Johannes R., der Sohn eines hiesigen Gemeinde- Schulrektors, lassen. Die Aufrechterhaltung der staatlichen Autorität verlange, irrsinnig geworden. Der junge Mann, der das Leibniz- daß Handlungen, welche diese Autorität in Mißkredit bringen Gymnasium besuchte, war schon längere Zeit tiefsinnig.

Wer dem Arbeiter seinen Lohn nicht zahlt, ist ein Bluthund, fagt Jesus Sirach in der Bibel. Die bürgerliche Presse hebt rühmend hervor, daß der Magistrat den städtischen An­gestellten und Arbeitern, soweit es ohne Schädigung des Dienites möglich ist", den nächsten Sonnabend unter Belassung ihrer Be züge freigeben wird.

Zur Auszahlung des Tagelohnes ist der Magistrat einfach nach dem Buchstaben des Gesetzes verpflichtet. Wenn eine große Anzahl Berliner Unternehmer ihren Arbeitern aus Patrio­fismus den Sedantag freigegeben" und die Ausgebeuteten in gleicher patriotischer Aufwallung dann ungestraft um den ge­setzlich schuldigen Lohn betrogen haben, so folgt daraus noch nicht, daß der Magistrat eine Gnade übt, wenn er seinen gesetz­lichen Pflichten nachkommt.

Prinz Friedrich Leopold soll mit seiner Gattin Kamerun und die anderen deutschen Kolonien besuchen. Also berichtet die " Vossische Zeitung".

Der taubstumme Schuhmacher Golz, der am Mittwoch Nachmittag einen großen Arbeitstisch durch die Frankfurter Allee trug, wurde von einem aus Lichtenberg kommenden Schlächter fuhrivert so unglücklich überfahren, daß er schwer rerlegt ins Krankenhaus am Friedrichshain gebracht werden mußte. Den Leiter des Fuhrwerks soll teine Schuld treffen.

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fönnen, streng bestraft werden und wenn er dem Angeklagten auch vieles zu gute rechne und der Fall nicht gerade schwer liege, so müsse er doch einen Monat Gefängniß in Antrag bringen. Rechtsanwalt Dr. Schwindt als Vertheidiger plaidirte für Frei­sprechung, weil den Belastungszeugen fein Glauben beizumessen sei. Der Gerichtshof gelangte jedoch zu der Ueberzeugung von der Schuld des Angeklagten, erkannte aber nur auf 50 Mart Geldstrafe.

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Mit der Reinlichkeit soll der 18. Januar auf gespanntem Fuße stehen. Also hat es der Magistrat der Reichshauptstadt beschlossen. Es werden nämlich an diesem Tage die beiden Iufall oder Selbstmord? Am 11, d. M. wurde auf dem städtischen Bade Anstalten an der Schillingsbrücke und in Bahnhof Halensee der 52 jährige Rentner Julius Rapp von Moabit aus Anlaß des Nationalfestes" bereits um 1Uhr einem Gisenbahnzuge überfahren und so schwer verletzt, daß er fünf Miethern seines Hauses Rochitr. 17 wurde durch polizei­Dienstboten Käfige. Dem Hauseigenthümer Lenz und mittags geschlossen werden. Wenn man erwägt, daß am bald darauf im städtischen Krankenhause zu Charlottenburg liche Verfügung vom 14. November 1894 untersagt, die Hänge­Sonnabend Abend die öffentlichen Bade- Anstalten weitaus am ftarb. Nach einer Darstellung hat sich app felbft vor die Ma- böden in den Wohnungen der betreffenden Miether ferner als stärksten in der ganzen Woche benutzt werden, dann wird man schine geworfen, um sich überfahren zu lassen, nach einer andern begreifen, daß die arbeitende Bevölkerung nunmehr noch inniger ist er auf dem glatten Bahnsteige ausgerutscht und durch Zufall Schlafräume für Dienstboten zu verwenden. Gegen die erfolg­lofe Beschwerde beim Oberpräsidenten von Berlin er's als bisher der Behörde zugethan ist, die sie selbst der Gelegen auf das Geleise gerathen, als gerade ein Zug einfuhr. hoben die heit beraubt, den Schweiß und Schmutz der Woche vom Körper betheiligten Miether und Herr Lenz beim Von Einbrechern heimgesucht wurde in der Nacht vom Ober- Verwaltungsgericht die Klage auf Aufhebung zu spülen- alles eines Festes wegen, an dem das Proletariat Mittwoch zum Donnerstag die bekannte Verlags Buch der Verfügung des Polizeipräsidenten. Nach dem auf Beschluß eifig falten Herzens vorübergeht! handlung von Stilte in der Dorotheenstraße 31. Den deffelben geschaffenen Situationsplan befinden sich die Schlaf­Dieben sind nur zirka 80 Mart Geld in die Hände gefallen, da sie zimmer" der Dienstmädchen in den gedachten Wohnungen am den Geldschrank nicht zu öffnen vermochten. Weiter stahlen sie Ende des Korridors und sind, wie die unter ihnen liegenden für 5-6 M. Postwerthzeichen und einen geladenen sechsläufigen Baderäume, vom Tageslicht vollständig abgeschlossen. Zu ihrer Nevolver. Lichtlosigkeit kommt dann, daß sie Luftzufuhr nur durch die Thür vom Korridor aus, und wenn die Thür geschlossen ist, was ja meist und hauptsächlich nachts der Fall sein dürfte, durch die Fugen der Thür erhalten. Die lichte Höhe der zwei im ersten Stock belegenen Hängeböden be­trägt 1,73 Meter, der awei Des zweiten Stoces 1,47 und 1,49 Meter, während die der letzten im dritten Stock­werk gar nur 1,28 Meter ist. Der 4. Senat des Ober- Ver­waltungsgerichts wies die Klagen ab und erklärte das Verbot Da Käfige, wie die ge­des Polizeipräsidenten für begründet. fchilderten, in Berlin noch in Masse den Dienstmädchen zum Schlafgemach angewiesen werden, wäre es eine dankbare Aufgabe für die Polizei, hier recht gründlich einzugreifen.

Fünfzehn Damen, die am Montag bei Frau Lina Morgen. stern zum Kaffee waren, haben mit der Gastgeberin den Beschluß gefaßt, für das Zustandekommen eines internationalen Frauen fongresses einzutreten, der im September stattfinden soll. Vorher soll Frau Lina Morgenstern sich jedoch bei dem Polizei­präsidenten vergewissern, ob dem Kongreß der bürgerlichen Damen auch keine Schwierigkeiten in den Weg gelegt werden. Frau Lina Morgenstern wird sich, was die polizeiliche Ein mischung betrifft, wohl beruhigen fönnen. Proletarierinnen, die mit tlassenbewußten Männern darüber berathen wollen, wie sie sich vor dem Verhungern und der Prostitution zu schüßen haben, werden an dem Kongreß doch wohl nicht theilnehmen.

Gegen den Rechtsanwalt Dr. Friz Friedmann hat die Staatsanwaltschaft gestern, am 16. Januar, den erwarteten Steckbrief erlassen. Friedmann wird der Unterschlagung be­zichtigt.

Im Grunewald hat sich der 32 jährige Tischler Marten aus der Ackerstr. 72 erhängt, der am Sonntag mit Bekannten eine Partie nach Spandau machte und auf dem Rückwege im betrunkenen Zustande allein zurückgelassen wurde. Witterungsübersicht vom 16. Jannar 1896.

Stationen.

Das Wild leidet gegenwärtig große Noth, da im Freien Swinemünde alles mit einer Eisschicht überzogen ist, welche es den Thieren Hamburg unmöglich macht, sich bis zu den Saaten durchzuscharren. Berlin

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München Wien .

Omnibusfe mit Akkumulatorenbetrieb ist das neueste Wiesbaden der vielen Projekte, die jetzt auf eine gründliche Verbesserung der großstädtischen Verkehrsmittel abzielen. Im Anschluß an die Versuche, Pferdebahnwagen mit elektrischem Akkumulatorenbetrieb Haparanda. einzuführen, hat jegt nämlich die Omnibus- Kompagnie Berlin Petersburg ( welche Kompagnie sagt der Berichterstatter nicht) in Westfalen Verfuche gemacht, welche dahin zielen, einen nicht auf Schienen laufenden, sondern sich auf dem freien Straßenpflaster fort: bewegenden Omnibus mit Attumulatorenbetrieb herzustellen. Es wäre sonderbar, wenn hier der elektrische Betrieb eher bei Omnibussen als bei den Pferdebahnen eingeführt würde.

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Eine Art Despotenwahnfinn muß sich eines Hauswirthes bemächtigt haben, über den uns folgende Meldung zugeht: Auf strenge Bucht und Sitte" hält ein Hauswirth in der Frant furter Allee, gegen welchen seine Miether eine Klage beim hiesigen Amtsgericht angestrengt haben. Der betreffende Herr hat die Angewohnheit, sein Haus selbst und zwar bereits um 8 Uhr abends zu schließen; natürlich hatte jeder Miether einen Hausschlüssel, doch duldete der Hauswirth nicht, daß die Mieths partner, die fast alle an Chambregarnisten und Schlafburschen abvermiethet hatten, sich zweite Hausschlüssel anfertigen ließen Eine zeitlang tobte der Kampf um die Sperre; sobald der Haus wirth die Hausthür geschlossen, schlichen die Miether herbei, welche das Thor wieder öffneten, worauf der Hauspafcha, oit bis 12 Uhr nachts, in fortwährendem Zuschließen der Thüre blieb. Jetzt aber hatte der Hauswirth einen Portier engagirt, der streng darauf hält, daß die Hausthür um 8 Uhr gesperrt wird, und infolge dessen haben die Miether sich zusammengethan, um durch Klage beim königlichen Amtsgericht I eine andere Hausordnung zu erzwingen.

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Durch den Eisenbahn Zusammenstoß am Montag war der Lokomotivführer Jansen vom Spandauer Eisenbahn Train feiner Sprache beraubt worden. Erst nach vielen Stunden gelang es der ärztlichen Kunst, J., der wohl vor Schreck stumm geworden, die Sprache wiederzugeben. Jetzt befindet sich der Maschinen­führer verhältnißmäßig wohl; er wurde gestern bezüglich des Unfalles behördlich vernommen.

Cort Aberdeen.

Paris ..

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Barometers

stand in mm,

reduzirt auf d. Meeressp.

Windrichtung

744

747

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Windstärke

523358ANGAG( Stala 1-12)

Wetter

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bedeckt wolkenlos

Temperatur

nach Celsius

Hot Dog 212BLI≈

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Wetter Prognose für Freitag, 17. Januar 1896. Ein wenig wärmeres, zeitweise heiteres, vielfach wolkiges Wetter mit geringen Niederschlägen und frischen westlichen Berliner Wetterbureau. Winden.

Kunst und Wissenschaft.

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Eingelaufene Druckschriften.

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Von der Nenen Beit"( Stuttgart , J. H. W. Dieg' Berlag) tft foeben bas 16. Heft des 14. Jahrganges erschienen. Aus dem Inhalt heben wir hervor: Die Gründung des Deutschen Reichs. Die Kämpfe ums Burenland. Gerhart Stepniat. Bon Bera Saffulitsch. Bon Ed. Bernstein. Von F. Mehring. Hauptmann's Florian Geyer . Die Schwefelsäure­und Soda- Arbeiter. Von Heinrich Vogel.( Schluß.) Literarische Rund­schau. Notizen: Bur Entwicklung der Geldwirthschaft und der Groß­Feuilleton: Die Armen in Hamburg industrie in Britisch- Indien.

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Breslau .

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während des 16., 17. und 18. Jahrhunderts. Bon Gustav Schönfeldt. ( Schluß des zweiten Theils.) Soziale Praxis, Zentralblatt für Sozialpolitik, enthält in ihrer neuesten Nr. 16 folgenden leitenden Auffaz: Konkurrenz- lausel und un­Tauterer Wettbewerb. Von Dr. jur. M. Quard. Aus dem Notizenthetl heben wir u. a. hervor: Die Unterstügung der Arbeitslosen im Winter 1893-94 in Massachusetts . Von Prof. H. Herkner. Sozialpolitisches in ben Anträgen der Reichstags- Parteten. Die belgischen Gemeindewahlen. Bakteriologische Kommunalanstalt in Danzig . Von Prof. E. Bandekvelde. Städtisches Voltsbureau in Hamm . Bauarbeiter- Schuß der Stadt Städtische Bauarbeiter Schußverordnung in Leipzig . Marimal- Arbeitstag und Minimal- Arbeitslohn für städtische Arbeiter in Winterthur Forderungen der städtischen Arbeiter in Bern . Frauen­Ver= Frauen Stimmrecht für England. ftudium in Defterreich. Rech mittelungs- Thätigkeit der Gewerbe- Inspektoren in Desterreich. nungsergebnisse der deutschen Unfallversicherung 1894. Eintreibung ber Bersicherungsbeiträge bei Konkursen in Braunschweig . Staatsmittel für Fach- und Fortbildungsschulen in Preußen. Landwirthschaftliche Winter­Gesundheitszustände schulen in der Rheinprovinz und in Ostpreußen . der Volksschullehrer in Leipzig . Internationale Ausstellung für törper­liche Erziehung, Gesundheitspflege und Sport in Innsbruck . Das Naturgefeh. Bon A. Hohns. Leipzig , M. Spohr. Genie und Arbeit. Dramatisches Gedicht von M. Höflein. Leipzig , gaute und leise gieder. Bon Th. Beffing. Leipzig , W. Friedrich. Verminderung der Arbeitslosigkeit bei den Steinsehern und e-

W. Friedrich.

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rufsgenossen. Von A. Knoll. Berlin, Selbstverlag, Waldenserstr. 18. 24 Seiten, 10 Pf. Anerbenricht für Rentengüter. Bon J. 8uns. Frankfurt a. M., H. Bechhold. Gebtete. 1. Gemeindea Soziale Streitfragen auf fommunalem Finanzwefen von A. Damaschte. Berlin, W. Möller.

Das neue Buckergesek. Von 2. v. G. Inowrastaw, Dziennit Kujawstt. der hefffche Landbote von G. Büchner, sowie des Verfassers Leben ac. Weltordnung. Bon D. Bütow. 2. Band. Braunschweig, Verlag von Vermächtniß. Roman von E. Boltsmann. Leipzig, Berlag von

Bon Dr E. David. München, Berlag von M. Grnft, Senefelderstr. 4.

A. Limbach.

6. Güttich.

Vermischtes.

Das Schillertheater befaßt sich gegenwärtig mit dem schon oft unternommenen Versuch, Friz Reuter's prächtiges Lebens­bild" Ut mine Stromtid" dem Theaterpublikum zu veranschau­lichen. Ein Bremer Künstler, Adolf Steinicke, der jetzt unter der Direktion Löwenfeld spielt, hat in einer neuen Bearbeitung, die nach altem Muster Onkel Bräfig" genannt ist, eine Reihe der bekanntesten Bilder aus des Dichters Werk in dramatischer Form auseinandergereiht. Ob diese Bearbeitung die früheren Versuche anderer untergeordneter Autoren über­trifft, läßt sich schwer sagen; auf keinen Fall ist es perrn Steineck gelungen, ein Bühnenwerk zu schaffen, das sich mit dem Werke Reuter's selber messen könnte. In der Erzählung lauter Menschen von Fleisch und Blut in so lebendiger Gestaltung, daß der Leser wie bei den Werken weniger anderer Dichter weint und lacht mit dem Lebensschicksal der Handelnden, und auf der Bühne Figuren, die bestenfalls an Auerbach'sche Vorbilder erinnern. Anstatt des von innen kommenden Humors einige Schnurren und Kalauer, wenn's hoch kommt, und an stelle des packenden Lebens hohle Theaterſentimentalität. Bei allen Versuchen, die Stromtid" auf der Bühne vorzuführen, lag die Schuld am Mißglücken allerdings sowohl bei den Autoren, wie bei den Darstellern. Wie ist auch von jedem Künstler zu verlangen, daß er in die Eigenthümlich feiten des Dialekts und in die Besonderheiten des Volksstammes Die Verdachtsgründe gegen die muthmaßlichen Mörder eindringe, die doch dem ganzen Bilde erst die Farbe geben. Bei des Bildhauers Bruno Steiger in Potsdam, den Töpfermeister der gestrigen Aufführung kommen noch einige recht unglück Hoffmann und Bauunternehmer Grabkowsky, haben sich inzwischen liche Lizenzen des Bearbeiters hinzu, von denen nur die fo vermehrt, daß ihre Thäterschaft, trozdem sie dieselbe leugnen, eine hervorgehoben sei, baß er den alten Havermann sowohl in noch kaum bezweifelt wird. Es hat sich nämlich freiwillig ein der Unterhaltung mit Bräfig, wie auch mit seiner Tochter hoch­Gärtner gemeldet, welcher bekundete, daß kurz vor der Zeit, in deutsch reden ließ und ihm nur im Affekt, als er der Gräfin welcher die Blutthat verübt wurde, in der Alten Louisenstraße Rambow seine Lebensgeschichte erzählte, den Gebrauch des Platt­zwei Männer aus dem Dunkel an ihn herantraten. Einer von deutschen erlaubte. Lawise, diefTochter Havermann's, erschien in ihnen zündete ein Streichholz an und leuchtete dem Gärtner ins der Gestalt, die Fräulein Jlling ihr gab, ganz als eine höhere Das ist er nicht!" Der Gärtner hat Tochter, die sich schämte, auch nur aus Plattdeutsche erinnert zu Gesicht, worauf er fagte: nun bestimmt Hoffmann und Grabkowsky als diese beiden werden. Aber auch die Hauptperson, der Jnspektor Bräfig, den Männer rekognoszirt. Das gleiche geschah durch 3 Zeugen, Herr Steinecke selber gab, trat wenig mecklenburgisch zum Vor­welche die muthmaßlichen Mörder nach der That haben davon schein. Er war überall der tölpelhafte Spaßmacher, aber nicht Uulauterer Wettbewerb. Wir haben Ihre Brieffarte den Taufen sehen. Von einer Entlassung Grabkowsky's aus dem Geber gravitätisch- kernfeste Mann, der er doch bei Reuter auch in fängniß ist daher keine Rede. Bis jetzt ist das dolchartige den luftigsten Augenblicken bleibt. Meistens pendelte der Kommissionsmitgliedern zugestellt. A. B. 84. Besten Dank! Vor Benutzung sollen noch Meffer, mit dem Hoffmann anscheinend die That vollführt, tros Inspektor gestern merkwürdigerweise gleich einem Angetrunkenen weitere Erkundigungen eingezogen werden. einer erneuten Haussuchung nicht gefunden worden. Es soll des auf der Bühne. Brav war in jeder Beziehung Frau Wilfe als M. E. Wie eine Legitimation zu erwirken ift, finden Sie halb der Schafgraben und die Umgebung des Thatorts nach dem Mutter Nüßlern, auch Fräulein Agnes Werner gab die Mamfell ausführlich unter M. R. im Briefkasten vom 4. d. M. Wenden felben abgesucht werden. Müller niedlich, wenn sie auch ostpreußischen Dialekt sprach. Sie sich an den Justizminister. G. 100. Soweit ersichtlich, Inszenirt waren die Bilder, wie fast immer im Schillertheater, haben Sie sich nicht strafbar gemacht. Sprechen Sie gelegentlich mit hübscher Sorgfalt.

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Die Glätte des Bürgersteiges hat am Donnerstag Morgen wieder ein Opfer gefordert. Gegen 8 Uhr ging der Schneider Johann Grottjohann aus der Greifswalderstraße Nr. 3 durch die Seydelstraße. Vor dem Hause Nr. 31a tam der 60jährige Mann infolge der Glätte zu Falle und verlegte sich am Oberschenkel so schwer, daß er in ein Krankenhaus gebracht werden mußte.

Unfreiwillige Reklame. In Klagenfurt ist die Aufführung von Max Halbe 's" Jugend" von der Landesregierung Kärntens

verboten worden.

Gerichts- Beitung.

Ein roher Patron ist der Kellner Schicklinski, der mit seiner Frau in der Linienstr. 27 wohnt. Schicklinski war zur Aushilfe im Café Gärtner am Bahnhof Bellevue beschäftigt und Wegen Mißhandlung eines Gefangenen hatte sich heute tam abends stets zu verschiedenen Zeiten nach Hause. Als er der zipeite Hausvater des Gefängnisses am Plößensee, gestern, Mittwoch, gegen 10 Uhr heimkehrte, fing er, wie es schon Aufseher Karl Stabenow, vor der ersten Straftammer am öfter geschehen war, mit seiner Frau Streit an. Von Worten Landgericht II. zu verantworten. Angeklagter ist seit 23 Jahren ging er bald zu Thaten über. Er schlug die 42 Jahre alte Frau in Plögensee und hat sich während dieser Zeit nur eine kleine nicht nur blutig, sondern ergriff auch einen Topf mit heißem Disziplinarstrafe zugezogen, indeffen wird er von den Gefangenen Wasser, in dem seine Frau hatte kochen wollen, und goß den als sehr grob gefürchtet. Am 10. Mai v. J. wurden 12 ab=

Germanische Jugend. In Bamberg wurden kürzlich zehn Gymnasiasten entlassen, weil sie an Kneipereien mit Damen" theilgenommen hatten. Jetzt meldet man aus Bamberg, daß vorläufig auch vier Schülerinnen der höheren Töchterschule, deren Theilnahme an den Kneipereien der Schülerverbindung erwiesen ift, ebenfalls aus der Schule entlassen worden sind.

Briefkasten der Redaktion.

A. 1. Zu Geschäftsvermittelungen können wir uns nicht hergeben. nicht überweisen zu können. T., Basel. Wir bedauern sehr, Ihnen ein Frei- Exemplar

Zwei Wettende. Es brennt bei Ihnen. Kopenhagen.& S. ist dort.

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mit den Papieren in der Sprechstunde vor. K. M. 20. Di es lediglich eine Beweisurkunde ist, etwa 2 M. F. D. 100. Nach§ 104 des preußischen Gerichtstoften- Geseges vom 25. Juni 1895 wird in dem Verfahren betreffend den Austritt aus der Kirche oder einer Synagogengemeinde seit dem 1. Oktober 1895 eine Gebühr von 3 M. erhoben. Außerdem werden in jedem Falle nach§ 108 desselben Gesetzes Schreibgebühren, Porto und dergleichen baare Auslagen in Ansatz gebracht. Neben der Schreibgebühr werden ferner 50 Pi. Stempelgebühren erhoben, falls man sich eine Bescheinigung über den Austritt geben läßt.

Verantwortlicher Redakteur: August Jacobey, Berlin. Für den Inseratentheil verantwortlich: Th. Glocke in Berlin.

Briefkasten der Expedition.

A. K. Sch. Das Jnserat fostet 5,20, Druck und Verlag von Mag Bading in Berlin.