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BERLIN Freitag 15. März 1929

Der Abend

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Spätausgabe des Vorwärts

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Nr. 126

B 63 46. Jahrgang.

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Märzaufstand in Spanien .

Alle Madrider Studenten relegiert!- Drohendes Standrecht.

Paris , 15. März.( Eigenbericht.)

Die Pariser Presse weiß trotz der strengen spanischen Zenjur Einzelheiten über die Studentenunruhen zu be richten: Nicht nur in Madrid , sondern auch in sämtlichen größeren Städten ist es zu schweren Zusammenstößen ge­tommen. In Santiago wurde der Arbeits. minister, der bei einer offiziellen Feier eine Rede halten wollte, niedergeschrien. Er mußte sich durch die Flucht retten.

Wie ,, Deubre" berichtet, soll es in Madrid zu neuen schweren Zusammenstößen gekommen sein, bei denen mehrere Studenten schwer verletzt wurden. Gleichzeitig veröffentlicht das ,, Deubre" den Zegt einer königlichen Berordnung vom 12. März, worin sozusagen sämt liche Studenten der Universität von Madrid mit Aus­weifung aus der Hochschule bestraft werden.

Berschärfte Dittatur.

Madrid , 15. März. Salbamtlich wird bekanntgegeben: Da in der ver. gangenen Nacht die Ausschreitungen in den Straßen des Zentrums von Madrid fich wiederholt haben, und da die Agitatoren bei ihrer vaterlandsfeind. lichen Haltung beharren und jede Rücksicht auf das nationale Interesse vergessen, wird die Regierung, ob wohl fie die Lage nicht als ernst, sondern nur als lästig und unerträglich ansieht, im Laufe eines heute abzu haltenden Kabinettsrats neue Maßnahmen ver fügen, wie sie von ihr zur Aufrechterhaltung der Ord­mung in ganz Spanien für notwendig erachtet werden.

Konfliktverschärfung in Polen . Finanzminifter Czchowicz vor dem Staatsgerichtshof. Regierung verweigert Aftenvorlegung.

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Warschau , 15. März.( Eigenbericht.) Der Rücktritt des Finanzministers Czechowicz hat gewissermaßen zur Auflösung des Kabinetts geführt. Am Donnerstag hat den ganzen Tag über das Kabinett

ohne den erkrankten Pilsudski sich nicht nur mit der Ersetzung des zurückgetretenen Finanzministers, sondern auch mit der Ersehung des Ministerpräsidenten Bartel

befaßt.

Die als außerordentlicher Untersuchungsausschuß zusammen­getretene Budgetkommission des Sejm hat mit 18 Stimmen der Oppofition gegen 9 Stimmen des Regierungsblods beschlossen, im Sejm zu beantragen, den früheren Finanzminister Czechowicz wegen Ueberschreitung des Budgets um 562 Millionen vor den Staatsgerichtshof zu stellen. Der Sejm wird sich in den nächsten Tagen entscheiden.

Die Regierung hat heute an den Budgetausschuß ein Schreiben gerichtet, in dem sie sich weigert, die von der Kommission ge­forderten Beschlüsse des Ministerrats, worin den Budgetüberschrei tungen zugestimmt wurde, vorzulegen. Die Kommission hat befchloffen, diefes Schreiben nicht zur Renntnis zu nehmen.

Ganze Stadt unter Hochwasser.

350 Rinder in der Schule vom Waffer eingeschlossen. Die am Ufer des Flusses Pea im südlichen Alabama ( usu.) gelegene, 4000 Einwohner zählende Stadt Elba ist durch plötzlich auftretendes Hochwasser in solche Gefahr geraten, daß der Gouverneur von Alabama durch Rundfunk einen dringenden Hilferuf an alle hat ergehen lassen, sich an Rettungsmaßnahmen zu beteiligen. Sonst dürfte in etwa sechs bis acht Stunden keiner der Einwohner mehr am Leben sein. Das Wasser soll in Elba stellenweise bereits 5 Meter hoch stehen. Im weiten Stock des Schulhauses sind 350 Kinder, bea Belice cingcioleiic

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DEUTSCHE VOLKSPARTEI

Zur Etatsberatung

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Schrei nach der Bürgerfront.

Lieber Bankrott als Sozialdemokraten in der Regierung.

Der Reichstag setzt heute die erste Lesung des Etats fort. In der heutigen Sigung wird der Redner der Volkspartei Ge­legenheit haben, das Sparprogramm seiner Fraktion darzulegen und den Schleter des Geheimnisses zu lüfen, das bisher darüber gelegen hat.

Die Haltung der Volkspartei hat in deutschnationalen Kreisen wieder Hoffnungen auf eine bürgerliche Einheitsfront ermedt. Wir lefen in der Deutschen Tageszeitung":

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,, Es sind diese aus margistischen Vorstellungen geborenen Tendenzen der Steuergesetzgebung, die erkannt und mit allem Nachdruck bekämpft werden müssen und die nur zur bedingten Ablehnung neuer Steuerbelastung führen können. Und diese grundsägliche Erkenntnis ist wi tiger fast als der Kampf um Einzelheiten der Steuerpläne und ihre Auswirkung. Hier handelt es sich um Dinge, in denen von Bernunft und von Rechts wegen eine breite bürgerliche, antimartistische Front sich herausbuden sollte. Denn es hat, nimmt man alles in allem, taum jemals im nachrévolutio= nären Deutschland eine Situation gegeben, in der die Möglichkeit, die Sozialdemokratie auflaufen zu lassen, so groß war wie jetzt."

Hier enthüllt die deutschnationale Opposition ihr wahres Gesicht. Die Finanznot Deutschlands soll ausgenutzt werden, um die Sozial­demokratie von der Regierung zu verdrängen. Kampf der Sozial­demokratie und wenn das Reich darüber pleite geht.

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Der Reichstag fegte heute 12.15 Uhr bie Etatsberatung fort. Der Kommunist Sedert hielt vor leeren Bänten eine Rede mit

Die Deutsche Bolfspartei setzt sich ein geschichtliches Denfmal geschwollenen Phrasen gegen die Sozialdemokratie.

Die Schlacht von Torreon.

Armee Calles im Vormarsch.

Merito City, 15. März.( Eigenbericht.) Am Donnerstag kam es zu einem schweren Gefecht zwischen den Regierungstruppen und den Anhängern des Rebellengenerals im Staate Torreon. Die Rebellen truppen hatten 30 Tote und 80 Gefangene zu beklagen; die Verluste der Regierungstruppen sind unbekannt. Calles seht seinen Vormarsch gegen Torreon fort.

Merito, 15. März.( Associated Preß .) Die drei Marschkolonnen der Bundesarmee bewegen sich von dem östlichen Teil des Staates Coahuila in der Richtung auf Torreon. Calles hat sein Hauptquartier nach Frio im Staate Cacatecas verlegt. Frio liegt in der Nähe der Grenze des Staates Durango und etwa 230 Kilometer von Torreon entfernt. Falls die Aufständischen beabsichtigen sollten, Torreon nicht ohne Kampf preis­zugeben, so dürfte sich die Einnahme der Stadt schwieriger er­weisen, als die Regierung anzunehmen scheint. Torreon liegt in­mitten eines hügeligen Geländes, das sich in hervorragender Weise

zur Berteidigung eignet.

Die Grenzbesetzung der USA .

Washington , 15. März.

Eine weitere Abteilung Truppen ist zur Berstärkung der Grenz­

Das Standrecht.

Merifo- City, 15. März.( Eigenbericht.) Auf Urteil des Kriegsgerichts wurde der frühere Prä fident Giuterrez am Donnerstagabend st andrechtlich erschossen. Giuterrez gehörte zu den Rebellen. Er war am Mittwochabend gefangen worden.

Neuer Grenzfonflikt in Südamerika .

Zwischen Brasilien und Paraguay

Nach brasilianischen Zeitungsmeldungen haben am 10. März paraguaysche Truppen Isla Margerita gegenüber von Porto Martinho besetzt und eine brasilianische Abordnung, die gegen die Besehung Einspruch erhob, bedroht. Am nächsten Tage wurde die Insel zurüdgenommen, und die paraguayschen Truppen 30gen fich zurüd. Am 12. März wurde der brasilianischen Regierung eine formale Entschuldigung übermittelt. Ein Bericht der La Prensa"( Buenos Aires ) aus Asuncion hält an der Darstellung fest, daß die Brasilianer die Angreifer waren und die paraguansche Regierung die Zurückziehung der Truppen aus ihrem Gebiet verlangte.

wache nach Naco im Staate Arizona entfandt worden. Kriegs. Förderforbabsturz Förderkorbabsturz bei Aachen .

fekretär Good erklärte, Berichte über ernstliche Zwischenfälle seien nicht eingelaufen; indessen habe man weitere Vorsichtsmaßnahmen für angebracht gehalten, um die Bewohner von Naco und Umgebung zu beruhigen.

Besatzungsgeneräle bestraft Feuer bei Bolle

Berichte 2. Seite

68 Bergleute durch die Fangvorrichtung gerrettet. Auf der Zeche Carolus Magnus" stürzte beim Einfahren ein mit 68 Bergleuten besetter. Förderkorb ab. Da die Fangvorrichtungen funttionierten, tam der Korb glücklicherweise auf einer tieferen Sohle zum Stillstand. Immer­hin wurden durch die Wucht des Gegenstoßes beim Anhalten des Korbes fünf Bergleute schwer und eine ganze Reihe leicht verlegt. Die Bergungsarbeiten dauerten bis heute morgen 4 Uhr an. Die Urjade des Unfalls it and ungeklärt