Ein Roman
( 25. Fortsetzung.)
Gebbert hieß der Konstabler, der das Kommando und die Schlüssel über die Vorratskammer hatte. Die hatte er recht einjeitig benutzt. Meistens, um sich den Alkohol anzusehen, und von dem gab es viel. Die ersten drei Tage hatten die drei Männer nur versucht, sich den Durst zu vertreiben, den Make um sich verbreitet hatte. Als aber der Wein einging, ging der Verstand aus. Noch eine Flasche, noch eine fam. 2uch die Eskimos bekamen zu trinken, die Männer zuerst, dann die Frauen, und alles endete in einem wirren Durcheinander.
An dem Tage, als Make heimkam, war der Gipfelpunkt erreicht, und er hatte einen Anblick, der ihn entsetzte. Waren das die Männer, auf die er sich verlassen hatte und mit denen er mindestens ein Jahr zusammenleben sollte?
In seinem eigenen Bett lag einer der Konstabler mit ciner Er schlief wie ein Bewußtloser, halbgeleerten Flasche im Arm. Er schlief wie ein Bewußtloser, hatte ein rotes, aufgedunsenes Gesicht, und als er ihn weckte, be= fand er sich in einem wilden Rausch. In den anderen Stuben lagen
die Eskimos und die zwei Konstabler durcheinander. Einige schliefen, andere waren nicht imstande, aufrecht zu stehen. Das Haus jah aus, als sei seit Mates Abreise nicht aufgeräumt worden. Aus
murf und Schmuß, umgeworfene Stühle, zerrissene Bilder lagen überall herum. Es jah hoffnungslos aus, aber Male machte fich sofort an die Arbeit.
Er fing damit an, daß er sie, einen nach dem anderen, zum Haus hinaustrug. Und obwohl sie protestierten und Widerstand leisteten, tamen sie alle hinaus; sie waren schwach wie Trunkene oder schliefen direkt, müde von den Ausschweifungen eines ganzen Monats. Bald war das Haus geräumt. Aber welches Haus! Welche Menschen! Jetzt erst verstand Make ganz, daß auch das Leben hier Arbeit bedeutete, wenn er auch drei Mann zu Hilfe hatte, namentlich, wenn sie wie seine Kameraden geartet waren.
Nach drei Tagen mar jedoch alles wieder in Ordnung. Eine donnernde Rede war gehalten, Befehle waren erteilt, und jetzt herrschte wieder Ruhe.
Die Boote famen, mit Balroßfleisch beladen, heim, und mehr war in den Depots auf den Inseln niedergelegt. Der Frost war stärker geworden, bald hielt der Winter seinen Einzug, der Winter, den sie vor Augen hatten mit seinen Bundern von Schlittenfahrten, mit all dem, was der Neuling vom arktischen Leben erwartet, und dann konnte man auch Mala jagen.
Sobald das Eis tragen fonnte, tamen Arola und die anderen von der Insel, wo die Walfänger sie verlassen hatten. Sie zeigten ihre Kleidung und klagten. Es sei Aufgabe der Polizei, ihnen zu helfen, meinte Mate . Schlitten wurden deshalb an Land geschickt, um Felle und Nähfaden zu holen. Joe widersetzte sich, warum sollte man den dummen Eskimos helfen. Aber Make half ihnen, [ cviel er konnte. Er war der Vater einer mächtigen Familie geworden.
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Mate dachte beständig an Mala, obwohl lange nicht von ihm die Rede gewesen war; er hatte vielleicht viel Unheil angerichtet, seit die letzten Estimos fortgereift waren, gut, daß er bald unschädlich gemacht wurde!
Aber Julubalik selbst bekam Tabak und viel Essen, und ihm wurde befohlen, zu bleiben. Er mußte, wo Mala im Winter wohnen wollte, und er sollte den Weg zeigen und Zeuge sein, wenn Mala fam. Dafür sollte er auf Kosten der Polizei ernährt werden. Es war immerhin etwas, im Triumph wiederzukommen und den Mann zu holen, der über alle gebieten zu können meinte. Illubalit mar froh, daß er Mala und den Norden verlassen hatte, mem dies aber nicht gefiel, war Joe. Er fürchtete, verdrängt zu werden. Er selbst aß mit am Tische der Polizei. Wenn die weißen Männer aufgestanden waren, fam er an die Reihe. Dann setzte er sich und säuberte den Tisch von allem, was übrig geblieben mar. Sein Appetit entsprach der hohen Stellung, die er einnahm.
Zuweilen wurden andere Estimos eingeladen, mitzuessen. Das liebte Joe nicht, es ging auf seine Kosten, aber er war zu flug, sich etwas merken zu lassen. Er trat stets als Wirt auf:„ Seid so gut haben wir vielerlei Speise; wenn wir müde sind, das eine zu und eßt hiervon. Das ist etwas, das du nicht kennst. Ach ja, hier effen, beginnen wir mit dem anderen. Ach ja, in diesem Hause focht
man merkwürdige Gerichte."
Jetzt aber fam Illubalik und sollte mit seiner Familie untergebracht werden. Joe sah zu seinem Schrecken, daß Jüubalits Frau und zwei Kinder mit am selben Tische sizen sollten, und er emp. fand das fast als eine Beleidigung. Er war gewohnt, in einsamer Majestät zu schmausen, und namentlich freute er sich, wenn Estimos ins Haus famen, sich an der Tür niederfetzten und mit Ehrerbietung ihren vornehmen Landsmann sein Essen verzehren sahen. Zuweilen fonnte ihm einfallen, einem der Besucher etwas Gutes zu reichen, nicht zu oft und nie mehr als einmal. So blieb es etwas Besonderes, wenn Estimos die Ehre genossen, etwas von seinem Effen zu erhalten. Was von seinem eigenen Mund übrig blieb, trug er in einem Eimer heim zu Frau und Kindern. Das wurde jetzt weniger, wenn Jubalik auch mitessen sollte, aber Joe mußte schon noch zu seinem Recht zu fommen.
Am ersten Tage, als Sinaganguat am Tische saß, fürchtete sie sich etwas vor dem fremden Essen, das sie noch nie geschmeckt hatte. Aber es schmeckte gut, und Joe, der oben am Tische saß, ärgerte sich über ihren Appetit. Da nahm er den Senftopf und reichte ihn ihr.„ Schütte davon auf deinen Teller und iß." tat es.
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Sivaganguat
Sinaganguals Mißgeschid. Menschen, die nie von Senf gehörl hatten und nie die Möglichkeit hatten, ihn je zu schmecken, lachten unfäglich und fanden, daß sie lächerlich war. Und Joe hatte seine Etellung wieder einmal behauptet.
Make grübelte über den Mord und Mala. Er hatte den ausführlichen Rapport des Inspektors gelesen, und ihm dämmerte eine Ahnung, daß der Buchstabe des Gesetzes wohl für die weißen Männer galt, aber keine Rücksicht auf einen Estimo nahm, der unter anderen Voraussetzungen einen Mord begangen hatte. Und Mala mar verloren. Er sollte in Gegenwart vieler Estimos gehenkt werden. Make stützte den Kopf in die Hand, sah vor sich hin und dachte, wie es wohl wäre, ein Mörder zu sein. Waren es stets die Schlimmsten, die dieses furchtbare Verbrechen verübten.
Er dachte an einen fleinen Hof in Südengland , vor dem hohe Bäume im Binde rauschten, und er sah vor sich ein junges Mädchen, nach dem er sich oft umgeschaut, mit dem er getanzt, das er immer von Festen heimbegleitet, und dem er doch nie gesagt hatte, was gesagt werden sollte. Die zwei waren vom Schicksal für einander bestimmt, sie gehörten zusammen bis der fremde Mann tam, der reich war und in schönen Kleidern ging, und der sie, die bisher treulich auf ihn gewartet hatte, völlig verwirrte. Jetzt soh sie ihn nicht mehr an, sondern hatte andere Interessen. Er hatte gelitten und hatte gemütet, und als er sie endlich eines Tages traf, hatte er gefreit, aber mit solchen Worten, daß sie die Verameiflung des zornigen Mannes spürte, die aus ihm sprach. Sie murde ängstlich und antwortete gar nicht. Sie sah still zu ihm auf und schüttelte den Kopf, plötzlich aber merkte sie, daß die Tränen losbrechen wollten, sie wandte sich ab und lief schnell fort. Da Leute hinzufamen, folgte er ihr nicht, sondern blieb stehen. Er dachte daran, wie es ihn Abend für Abend gepeinigt hatte, wenn er seine Liebste mit dem Fremden gehen sah. In den Wald gingen die beiden, zum Tanze gingen fie, immer waren sie zusammen, und
er lauerte hinter einem Baum und litt, er wurde franfen Sinnes. Eines Tages überwältigte ihn die Wildheit, er nahm einen Knüppel und ging damit am Abend zu den großen Bäumen am Fluffe, wo der Weg vorbeiführte. Er wollte mit ihnen reden, sein Recht fordern und mit dem Knüppel in der Hand dem fremden Manne den Weg zeigen. Mate erinnerte sich, wie er Stunde auf Stunde gemartet hatte. Sie famen nicht. Statt aber abzufühlen, stieg seine Wut nur. Er wollte nicht mehr mit ihnen reden, sondern, sobald fie auftauchten, vorspringen und seinem Gegner den Kopf mit einem Schlage zerschmettern. Sein Beschluß stand fest.
Aber sie famen nicht. Sie gingen an dem Abend nicht aus. Später erfuhr er, daß der Fremde abgereist und der ganze Zauber behoben sei. Aber da schämte er sich, ihm wurde klar, daß er nur durch einen Zufall nicht zum Mörder geworden war.
Da reiste er fort. Im Abenteuer mollte er sein Gemüt fühlen. Und jetzt mar er hier, ein Polizist im höchsten Norden, ein Mann, der einen Mörder, einen armen Estimo suchen und dem Henker übergeben sollte, ohne daß der Mann selbst wußte, warum, ohne daß er das Unglück verstand, das er über sich gebracht hatte.
Sergeant Make fand, daß etwas Schmuziges an seinem Beruf war. Das war so ganz anders, als er es fich gedacht hatte. Er
Der Senf brannte auf der Zunge, und sie fuhr hoch:„ D, wollte Geld verdienen und in sein Dorf zurückkehren, aber er hatte das ist heiß, das brennt mir im Munde."
geglaubt, mit reinen Händen wiederzukommen, und das hier mar
Blas nur darauf, dann fühlt es ob," sagte Joe. Und sie ihm miderwärtig. blies und nahm wieder einen Löffel voll.
Das Gerücht von dem Vorfall lief meit umher und wurde zu einer Sage. Bis zu den fernsten Wohnpläzen hörte man von
Aber er wies den Gedanten von sich. Es war feine Pflicht, seinem Vorgesetzten zu gehorchen. Er wollte zeigen, das er ausführen konnte, was ihm befohlen war. ( Forts. folgt.)
WAS DER TAG BRINGT.
Durchgehende Wildschonzeit für 1929?
Der Allgemeine Deutsche Jagdschutzverein hat eine Eingabe an die Reichsregierung gerichtet, worin er eine durchgehende Wildschutzzeit für Rot- und Rehwild, Hühner sowie Enten für das Jahr 1929 fordert. Das Gesuch weist auf die schweren Berheerungen hin, die dieser Winter in ganz Deutschland unter dem Bildbestand angerichtet hat.
Hunde auf der Jagd.
In den Waldgebieten Desterreichs ist die Beobachtung gemacht worden, daß sich die Dorfhunde während des langen Winters zu regelrechten Wilddieben ausgebildet haben, die auch vor dem Hochwild nicht halt machen. Eine Stipatrouille des Bundesheeres, die fich auf llebungsfahrt befand, hat in dieser Hinsicht ein interessantes Abenteuer erlebt. Die Soldaten famen überraschend in eine Sente und da standen vier Rehe, die sich an gestreutem Futter gütlich taten. Plöglich jahen die Männer zwei Schäferhunde aus dem benachbarten Dorf, die sich lautlos an die Gruppe anschlichen, auf sie lossprangen und eine Rehgeiß niederrissen. Sie bissen das Tier rasch tot und begannen es zu zerfleischen. Die Soldaten verjagten sie. Diese jagenden Hunde sind daran schuld, daß in dieser Gegend von jagenden Wölfen berichtet wurde. Grillenwettbewerb.
Was uns etwa der Gesang eines Kanarienvogels ist, das ist den Chinesen das Zirpen der Grille. Kürzlich wurde in Peking ein Wettbewerb unter den Heimchen" veranstaltet, an dem ungefähr 600 Tierchen teilnahmen. Der Sieger erhielt den stolzen Namen Die goldene Glocke".
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FUNK
UND
AM ABEND
Freitag, 15. März.
16.00 Dr. Engelhardt, Marburg : Dem Andenken Emil von Behrings. 16.30 Teemusik Hotel Adlon ( Kapelle Daios Béla).
18.10 0. Colson: D'une langue a l'autre.
18.35 Hauptmann Hans Rohde : Deutsche Forschungsarbeit im Innern Afrikas .
Elektrische Milchentkeimung.
In der Biologischen Heilkunst" berichtet Dr. Bittor Fischer, daß es dem Wiener Professor Karl Seidel gelungen sei, fließende Milch durch furze elektrische Wellen so zu behandeln, daß sie sich bei geeigneter Aufbewahrung mehrere Wochen feimfrei hält, ohne an Geschmad zu verlieren. Die Wellen töten die empfindlichen Mikroorganismen, ohne den Bitaminen und den Gejchmadstoffen zu schaden.
Dossena stellt aus.
In Neapel ist dieser Tage eine Kunstausstellung eröffnet morden, die einzig und allein den Werken des durch seine Fälschungen antifer Statuen befannt gewordenen italienisschert Bildhauers Dossena gewidmet ist. Unter den ausgestellten Standbildern befinden sich auch eine ganze Reihe von Statuen, die nach Bekanntwerden der Fälschungen aus Amerika nach Italien zurückgekommen find. Eine Reihe bekannter italienischer Kunstkenner waren bei der Eröffnung der Ausstellung anwesend. Sie vermochten selbst jetzt noch nicht die Unterschiede zwischen Dossenas Kopien und den echten Verroccios und Donatellas festzustellen. Die Ausstellung hat für Dossena schon jetzt große Einnahmen gebrach.. Er ist kaum in der Lage, den vielen Bestellungen von Kopien antiker Meister nachzufommen, trotzdem er seine Honorare von Tag zu Tag erhöht hat. Die ausgestellten Werte sind fast sämtlich zu märchenhaften Preisen verkauft worden.
Die amerikanische Heraldische Gesellschaft hat durch genealogische Forschungen festgestellt, daß der amerikanische Präsident Hoover in direkter Linie von einem Andreas Huber stammt, der in Baden- Baden geboren war und etwa um 1740 nach Amerika auswanderte, wo er sich in Maryland niederließ.
Täglich 3000 Völkerbundartikel!
Das Sekretariat des Völkerbundes hat ausgerechnet, daß wäh rend des Jahres 1928 in der gesamten Weltpresse täglich durchschnittlich 3000 Artikel, Nachrichten, Notizen erschienen sind. An einem Tag wurde sogar der Reford von 53 000 Preffezitaten aufgestellt. Der Papst bestellt ein Flugzeug.
Der Papst hat bei einer englischen Flugzeugfabrik ein Flugzeug in Auftrag gegeben. Die Maschine wird auf den Tragflächen das
Anschließend: Das Wochenende. Wochenend- Spaziergänge,-Ausflüge und Wappen des Vatikans tragen. Das Flugzeug wird schon in den
Da famen, wenige Tage, nachdem Schlittenfahrt wieder mög lich geworden, zwei Schlitten aus dem Norden. Der eine gehörte Jubalit, der nach seinem mißglückten Streit mit dem gefürchteten Mala nordwärts geflohen war. Er war nicht Malas Feind, aber er wor doch von ihm vertrieben, und als er nach ihm ausgefragt 19.30 Hans- Bredow- Schule. Prof. Dr. W. Waetzoldt: Wie macht man Museen Jerome macht einen Witz.
murde, merfte er, daß Mala bei dem vornehmen Mann schlecht angeschrieben war. Warum, verstand er nicht, denn es war doch kein Verwandter des weißen Mannes, der getötet worden war. Aber has ging Illubalit nichts an. Es schien, als hätte der Sergeant Luft, Böses über den großen Mörder zu hören, und so erzählte er, daß Mala fürchterlich sei, und daß man nicht mit ihm zusammenwohnen könne. Menschen seien gefährdet, wo er lebte. Juubalik erfuhr hierauf, daß Mala mit Schlitten hergeschafft, Gefangener der meißen Männer sein sollte und nicht gehen durfte, wohin er mollte.
-Fahrten.
19.00 Chefredakteur Karl Vetter: Die Schönheit der Mark.
lebendig?
20.00 Unterhaltungsmusik Hotel Kaiserhof( Kapelle Géza Komor). 20.50 Sinfoniekonzert. Dirigent: Bruno Seidler- Winkler . Königswusterhausen.
16.00 Dr. Isa Koch: Aus den Erfahrungen einer Ebeberatungsstelle. 16.30 Nachmittagskonzert von Leipzig .
17.30 Dr. F. Baade: Die Agrarkrise und Agrarverschuldung in Deutschland . 18.00 Dr. Theodor Haecker : Christentum und Kultur, 18.30 Englisch für Fortgeschrittene.
18.55 Ing. H. Bornemann: Werkmeisterlehrgang für Facharbeiter: Elektro
technik.
19.20 Wissenschaftlicher Vortrag für Aerzie. 22.45-23.15 Bildfunkversuche
Der englische Dichter Jerome K. Jerome wurde einmal von einem Agenten besucht, der ihm ein Lotterielos verkaufen wollte.
Bas fann man auf dieses Los gewinnen?" fragte Jerome. Oh, verficherte der Vertreter, 50 000 Pfund Sterling fönnen Sie darauf gewinnen!"
,, Und wann fann man das gewinnen? fragte Jerome weiter. In zehn Wochen ist die Ziehung," erwiderte der Berkäufer. Bedaure," fagte Jerome plötzlich naiv ,,, ich kann das Los nicht faufen, benn ich brauche das Geld spätestens bis Ende des Monats."