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Köpenick   in Barschau. Frühjahrsausstellung der Sezeffion

Der Herr Abteilungsvorsteher im Agrarministerium.

Warschau  , Mitte März.( Eigenbericht.)

Im Landwirtschaftsministerium, das für den polnischen Agrar­staat überaus wichtig ist, hat sich ein ganz gewöhnlicher Betrüger als Abteilungsvorsteher einschleichen und auf diesem Poften ungeheuerliche Mißbräuche verüben tönnen. Die Photgraphie dieses Mannes, die die polnische Bresse veröffentlicht, zeigt ein unintelligentes gewöhnliches Gesich. Dieser arbeitslose Forst Forstgehilfe Oslo wsti hat zuerst seinen Ausweis in den eines Oberförsters umgefälscht und auf Grund dieses Dokuments ist er in Beziehungen zum Landwirtschaftsministerium getreten. Der ent­lassene Forstgehilfe erhielt wenige Wochen nach seiner Ankunft in Warschau   ein Bureauzimmer mit Getretärin, Schreib­maschine und Telephonanschluß zugewiesen und konnte nunmehr feine ,, Amtstätigkeit" beginnen. Diese bestand darin, daß er unzähligen Arbeitslosen, die ihm besondere Agenten aus der Stadt zuführten, staatliche Poften als Aufseher, Förster und Gehilfen verschaffte gegen entsprechende Provision". Die neuen Staatsbeamten reisten denn auch unverzüglich, mit amt­lichen Ausweisen versehen, auf ihre Dienstposten und waren nicht menig erstaunt, als sich erwies, daß sie einem Betrüger zum Opfer gefallen waren. Indessen hatte Oslomski dies fommen sehen und allen Konsequenzen vorgebeugt, indem er unmittelbar nach

Der fünfzigjährige Einstein.

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Die deutschen Profefforen:" 3hm fehlt die geistige Größe Ja wenn er, flatt die Relativitätstheorie zu begründen, wie 3a wir Broschüren gegen die Kriegsschuldlüge verfaßt hätte..!"

der Ausstellung der Bescheinigungen an die Ortspolizei ein amts liches Telegramm fandte, in dem die Bescheinigung des Be­treffenden als gefälscht bezeichnet wurde.

Die Rolle, die Dslowski wochenlang im Landwirtschafts ministerium gespielt hat, wo er sich des größten Vertrauens seiner Borgesezten erfreute und sogar zu hoch wichtigen Konfe= renzen hinzugezogen wurde, hat ein jähes Ende gefunden, als seine Machenschaften schließlich heraustamen. Er wurde zu ein einhalb Jahren Gefängnis verurteilt.

Hunger in Waldenburg".

Das erschütternde Elend, das im Waldenburger Bergland   ent­hüllt wurde, ist zum Inhalt eines Filmes gemacht worden. Leo Lania   hat ihn an Ort und Stelle aufgenommen. Es ist ein Dokument. Ein Tatsachenbericht. Die Landschaft( das winterliche Eulengebirge), die Stadt mit dem Bürger- und Arbeiterviertel, das herrschaftliche Schloß, die Hausleinenweberei entrollt sich vor unseren Augen. Statistiken zeigen die unerhört niedrigen Löhne und die verdammt hohe Krankheitenziffer der Kinder. Das Elend der Bohnungen mit den feuchten Wänden schreit uns an: 7 Menschen in einem Raum, Kinder schlafen auf dem Fußboden. Alte Miets fästen zerfallen, stehen am Berg in viel zu engen Gaffen: fein Licht, keine Sonne. Der Hunger geht um.

An die allgemeine Elendsschilderung ist ein Einzelschicksal ge­knüpft. Erfreulicherweise sind keine Schauspieler, sondern Bolks­typen verwandt: ernste, in sich gekehrte Gesichter von natürlicher Ausdruckskraft. Besonders gut ein paar Köpfe von Alten. Ein junger Bursche verläßt das Haus seiner Eltern, um dem Fatum der Hausweberei zu entrinnen. Er sucht Arbeit im Kohlenrevier. Bergebens. Hunger und Verlassenheit. Schließlich findet er Unter­funft bei einer finderreichen Witwe. Die Not wächst, und die Wohnungsräumung droht. Im Hader und Streit mit dem Haus­herrn fommt der Bursche um....

Der erste deutsche Berichtsfilm aus dem Arbeiterleben hat noch Mängel. Der objektive Bericht und die Einzelhandlung hätten beffer zusammengearbeitet werden sollen. Die Bilder sind nicht immer deutlich. Die Ursachen der Not der wirtschaftliche Um- und Ab­wird nicht gezeigt. Kein Licht fällt in das graue Einerlei. Gibt es teine gewerkschaftliche und politische Bewegung? Stiert alles nur ins Nichts? Von den Russen hätte man die wirksame Sprache des Details noch besser fernen können.

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Der Zauenzien Balast, der den film herausbrachte, vertnüpfte damit einen Kulturfilm( treislauf des Waffers") und eine die Bedeutung eines modernen Welthafens schildernden Film von Rotterdam  .

T.

Regiffeur Fritz Richard Werthäuser vom Königsberger Reuen Schauspiel. haus wurde zum fünftlerischen Leiter des Landestbeaters für Dft. unb Bestpreußen des Berbandes der deutschen Boltsbühnenvereine

ernannt.

Kunflvorträge. Sonntag, 10 Uhr sprechen im Reuen Museum Dr. Schott über Neanptische Götterbilder", im Kaiser- Friedrich- Museum Dr. Kunze über Tintoretto   und Veronese", im Museum für Bölfertunde I Prof. Leffing üeer, Der ginesische seftfalenber

Bon Dr. Paul F. Schmidt.

Zum Frühjahrsbeginn veranstaltet die Berliner   Sezeffion her-| Schlichters. Es ist eines der wenigen Bilder, die ganz befriedigen. tömmlicherweise eine Heerschau über ihre Truppen samt dem Nach wuchs, wobei jeder nur mit ein bis drei Werfen vertreten sein darf. Ein löbliches, demokratisches Prinzip, das Großen und Kleinen, dem Unbekannten wie dem Arrivierten gleiche Chancen bietet: das aber von jedem Künstler nun auch eine äußerste Anstrengung und weise Auswahl seiner Arbeiten verlangt. Es fann aber vorkommen, daß ein Jahr ungewöhnlichen Mißwachs gebracht hat, oder daß die Selbstfritif bei der Auslese versagt, oder am Ende auch die Jury selbst. Dann hat man mit allem Aufwand nichts erreicht als den Eindruck durchgehender Mittelmäßigkeit was gerade bei dieser Borschau mit ihren Brätenfionen, die Spitzenleistungen deutscher Kunst vorzuführen, besonders nachteilig wirken muß.

Es soll nicht gerade behauptet werden, daß diesmal eine solche Häufung aller Versagermöglichkeiten eingetreten fet. Aber die Aus­stellung in der Tiergartenstraße macht nicht den Eindruck einer be­sonders glücklichen Auswahl oder eines gesegneten Jahrgangs. Bei den Brominenten fängt es an. Aber nicht das, was fehlt, oder was verfehlt ist, fann notiert werden; wenn man das Inter­effante mit Dämpfung hervorhebt, ist schon genug gefagt. Was Jamienski( dessen Frost" wegen der Grundfarbe eines herrlich glühenden Rot als Typus falscher Benennung eines wohlgelungenen Bildes zu nennen ist), Bechstein, Otto Mueller  , Robert Huth, Charlotte Behrend geschickt haben, ist durchaus zuläng­lich, aber doch nur im Zusammenhang ihrer ganzen Kunst zu ver= stehen; noch stärker wirkt dies Bedingende etwa bei Mar Ernst ( den man in einer überzeugenden Gesamtschau bei Flechtheim   kennen lernen tann) und George Grosa, der menigstens mit der blauen Vision Berlin   bei Nacht" an sein Bestes erinnert. Paul Klein schmidt überträgt seine barode Handschrift von Tortenstilleben auf die Landschaften der Schwäbischen Alp, die dergestalt eine ultige Bädereiphysiognomic annehmen. Ernsthaft betont bleibt das fünstlerische Erlebnis bei Lesser Ury  , Rudolf Jacobi   und Rudolf Schlichter  , dessen merkwürdiger Frauenaft mit einer pathetisch deflamierenden Kaze weniger gemeint ist als das prachtvolle Doppel­bildnis eines schwäbischen Bürgerpaares auf dem angestammten Sofa: wie hier Respekt vor der unerschütterlichen Tatsächlichkeit mit sozialer und menschlicher Kritif sich zu einer beispielhaften Milieu­jchilderung verbinden, gibt einen guten Begriff von dem Können

Großschieber untereinander.

Geld, Geld, Geld!" im Universum

3ola in modernem Kostüm. Der Stoff ist den beiden Romanen Das Geld  " und" Die Jagdbeute" entnommen und mit Konzeffionen an die Gegenwart garniert.

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Der Film findet den Mut, hinter die ehrbare Maske ehrbarer Großfinanziers zu leuchten. Die Franzosen find gottlos, fie be­gnügen fich nicht mit der Satire auf das fleine Schiebertum, jie machen sich über die höchsten Güter Lustig, zeigen Großschieber untereinander, wie sie sich mit strategischem Genie begaunern, bis einer unter den Schlitten gerät.

Dieser Berunglückte ist der Saccard Pierre Alcovers, der vousaftige, lebenshungrige Emporkömmling mit dem gedunsenen Genießergeficht, der Banfier ohne Tradition, der Luftgeschäfte ab­schließt, aus reiner Freude an der Spekulation, der Schauspieler mit den Geschäftämäßchen, den Börsenwigen, im Grunde gutmütig, immer laut, immer nach außen sieghaft und innerlich in Angst vor dem ästhetenhaften, wohlanständigen Gundermann Alfred Abels, dem Fürsten der Börse und der Banten  , dem Mephisto im Gehrod, dem großen Heuchler anständigster Geschäftstradition, der wie ein Gott über Saccards Geschäften schwebt und im ent­scheidenden Augenblick die Schlinge zuzieht und das ganz große Geschäft für sich schiebt.

Eine Satire auf die Wohlanständigkeit des großkapitalistischen Bürgertums, auf die Heuchelei, auf die Geldgier, aber eine lächelnde Satire ohne Spur von anflägerischem Pathos. Sind schon die ungefrönten Könige lächerlich und erbärmlich, in welchem Maße sind es dann erst die Kleinen. Und der Regiffeur Marcel L. Her= bier zeigt davon einen gut fortierten Musterfoffer, zeigt in einem Tonbildstreifen, wie sich auf der Börse soignierte Großfauf leute in tanzende Derwische verwandeln, zeigt, wie diese Herren die Beherrscher des Marktes umschweifwedeln und umbampeln auf ihrer Jagd nach Geld, auf der sich auch der alte Gefängniswärter befindet. Denn am Schluß huscht er in Saccards Zelle, um sich Tips geben zu lassen.

Die Regie ist glanzvoll. Marcel 2. Herbier sieht alle lächer lichen Schwächen seiner Menschen, ohne sie zu betonen. Er fängt den Rhythmus dieses wilden Geschäftswirrwarrs virtuos ein. In feinen Aufnahmen der Börsen, der Banken und Geschäftscafés ist nichts Gestelltes, aber das Ganze ist zu lang, gefällt sich in Wieder­holungen, und die Liebesszenen bedeuten im Grunde störende Bei­gaben, besonders da Brigitte Helm   nur ihre unleibliche Routine spielen läßt. Striche find notwendig. Troßdem einer der fultivier­testen und wahrsten Filme in diesem Filmwinter unseres Miß­vergnügens.

Die Mitternachtstare". Kammerlichtfpiele.

F. S.

Kein Mensch auf dem weiten Erdenrund wird behaupten, daß die Harry Biel Film- Manuskripte einwandfrei sind. Selbst die Harry Piel   Film- Manuskripte einwandfrei sind. Selbst dann nicht, wenn Harry Biel sich auf seine Art für eine volfs­tümliche Ansicht einsetzt. Diesmal tritt er gegen die Berurteilung auf Indizien in die Schranken und erbringt den Beweis, wie schwer es ist, die reine Wahrheit zu beweisen. Er prügelt sich forsch durch alle Szenen.

Harrys bester Helfer ist diesmal die Mitternachtstage, ein flapperiges, man möchte fast sagen, vorsintflutliches Automobil. Es ist so altersschwach, daß es am Tage nicht fahren tann und der Werkstudent sich daher nachts mit ihm seinen Lebensunterhalt der­dient. Aber diese Tage markiert nie die Tücke des Objetts, diese Tage hat ihr Eigenleben. Und das ist nicht mir neu, das ist auch amusant, abmechjelungsvoll und ereignisreich geschildert. Es macht tatsächlich Harry Piels reicher Filmerfahrung und seiner einge fleischten Liebe zum Ungewöhnlichen alle Ehre. Alle Mitspieler, Betty Bird  , Dr. Philipp Manning  , Bruno 3iener, Albert Baulig ufm., sowie die Photographen, find famos auf Harry Biel eingestellt, der als Regisseur die Räuberpistolen eben so herausbringt, daß fie ewiges Leben haben werden.

e. b.

Eine Ausstellung zeitgenössischer französischer Graphi! wird am 18. März im ehemaligen Sunstgewerbemuseum eröffnet. Sie ist bis einschließlich 14. April täglich außer Montags bei freiem Eintritt zugänglich.

Der Nachdruck liegt gleichwohl bei den Bildern des Nach­wuchses, weil hier die Frische malerischer Lösungen besticht, auf die allem Anschein nach die heutige Entmidlung hinstrebt. Die Landschaft dominiert bei ihnen durchaus; wahrscheinlich deshalb, meil sie die größere Freiheit farbiger und zugleich räumlicher Ueber­tragung gewährleistet und die geringere Widerstandskraft dabei besitzt. Eine Ausnahme bildet die originelle und auch gegenständlich packende Symbolik des Jazz macabre" von Hans Steiner; man möchte von dieser Art weltanschaulicher Travestie mehr sehen, hier ist augenscheinlich ein Weg von der Beckmannschen Dämonie zu dem überlegenen Wig Mar Ernsts mit der Biffigkeit Enfors, der uns interessante Sensationen verspricht. Die Landschaften der Jüngsten setzen die letzte Tradition in verheißungsvoller Weise fort; es ist viel Schmiß und malerischer Furor dabei: Karl Dobel, Paul Mahringer( mit einer prachtvollen Bision des Alexanderplates), Ernst Nan geben den Ton an; Ostar Gamells Stilleben mit Razen und Gebirgslandschaften entzücken durch ihre Dämonie, Kohlers Drangenernte" durch die Anmut des Erzählerischen, Geigenberger( von dem Hartberg   eine Gesamtausstellung brachte) durch strengen Stil einer bemegten Raumdarstellung, Walter Becker durch eine an französischer Kunst geschulten Kultur der Farbe. Auch der eben gestorbene Gramatté gehört mit einer fchönen und innigen Hiddensee  - Landschaft hierher; von ihm hätte man wohl eine umfassendere Ausstellung erwarten dürfen.

Unter der Bildhauern, die mit 40 Arbeiten immerhin einen angemessenen Raum einnehmen, ragen Gerhard Mards durch zmei lebensgroße Doppelstatuen und Hans Wissel   mit seinen tupfergetriebenen Frauenaften voll primitiver Ammut hervor, da­neben schöne Kleinstulpturen von Richard Scheibe   und Milly Steger  , die nicht oft einen so unproblematischen Eindrud machi. Daß man von dem jüngst verstorbenen Bend nicht mehr als zmei Arbeiten herbeibrachte, die sein Bestes nur unvollkommen ahnen lassen, gehört zu den Unterlassungen, die ebenso wie der Fall Gramatté eine Ausnahme von der Regel der zwei Ausstellungsstücke gerechtfertigt hätten. Vielleicht ist zu hoffen, daß die Sezession diese beiden Toten durch umfassendere Gedächtnisausstellungen noch ehren und sich ihr schönes Borrecht nicht von anderer Seite vorwegnehmen laffen wird.

Erstaufführung in der Komödie.

Maugham  : ,, Bann tommst du wieder"?

In der Zeitdauer der Ehe besteht ihr Hauptproblem. Das fort gesetzte Zusammenleben der Chepartner führt bekanntlich zu Miß­helligkeiten, die eine Fundgrube für die Lustspieldichter abgeben. . G. Maugham empfiehlt in seiner Komödie ,, Wann tommst du wieder?" ein Verfahren, solche durch Abnutzung zerfallenen Ehen dauerhaft zu leimen. Das Rezept ist zwar nicht überraschend neu, aber sehr gut, so daß es dem Autor schon für ein anderes in Berlin  befanntes Lustspiel hat als Grundlage dienen fönnen. Die junge Aratfrou Penelope mill sich von ihrem Mann scheiden lassen, weil er fie hintergeht. Ihr lebensfluger Bater aber rät dringend von der Scheidung ab und erklärt ihr, wie ein Mann zu seinen Seiten­sprüngen kommt. Die heißeste Liebe kann es nicht vertragen, menn die Frau den Mann bei Tag und Nacht liebkost und dauernd beim Weggehen fragt: Bami kommst du wieder?" Benelope soll gleich­

gültiger werden, dann werden ihm eines Tages dieselben Liebes­beteuerungen, aber von seiten der anderen, zum Halse heraus­wachsen. Sie benutzt das Rezept mit durchschlagendem Erfolg. Bon neu erstartter Liebe zur legitimen Frau geplagt, gibt der Mann seinem Liebchen den Laufpaß.

In dem unterhaltenden Lustspiel steden manche hübsche Beob­achtungen. Es ist nur etwas lang geraten. Schon im zweiten Aft hat sich Maughams Cheauffrischungsmethode so bewährt, daß man besorgt wird, wie der Autor auch noch einen dritten Att ausfüllen will. Aber dank der luftigen Laune der Darsteller hält sich die Stimmung bis zum Schluß. Es wird in flottestem Tempo gespielt, und die Szene wird oft durch das Gelächter der Zuschauer unter­brochen, wenn etwa Adele Sandrod wütende Seitenblicke schießt oder Otto Wallburg   fich in seinen Säßen verhaspelt oder Jlfa Grüning eine hypochondrische Patientin mimt. Bei allen Seiten­sprüngen bleibt Johannes Riemann   ein sympathischer Arzt und Ehemann. Der Erfolg des Abends steht und fällt aber mit der Benelope der Grete Mosheim  . Das Geheimnis ihrer charmanten Kunst liegt in ihrer vollendeten Natürlichkeit und jugendfrischen Unbefangenheit. Dgr.

Siegfried" in der Linden- Oper.

Mit Siegfried" setzt Direktor Sörth   in der Staatsoper Unter den Linden die Neuinszenierung des Nibelungenringes fort. Als Dirigent ist nun wieder Kleiber an der Reihe. Nach Blechs Walküre" fonnte es fein Aufstieg werden; nach Kleibers" Rhein­gold" ist es eher noch ein Abstieg geworden. So ohne innere Größe läßt ein Wert wie dieses sich nicht wiedergeben. Und der Bersuch, hie und da das große Wagner- Orchester sozusagen fammer­musikalisch zu behandeln, beruht auf völligem Berkennen des ge­gebenen Stils. Also von innen her ein peinliches Versagen des Stilwillens, das war der Grundmangel dieser Nibelungenerneue­rung von Anfang an, man ist nun darauf festgelegt. Auch im Szenischen. Zwei Atte lang berricht im Bühnenbild, mit schönen Einzelheiten der Ausführung, der Jufionismus etwa der Hülsen­Tradition. Wie unnatürlich aber im dritten die Formation dieses Felfens! Unnatur mit Bedeutung: wie dann hier riesengroß der Faltenwurf des Gewandes fich abzeichnet, durch das als wäre fie ein weiblicher Erdgeist die Göttin Erba   angedeutet wird, ganz oben mit starren Zügen etwas wie ein Gesicht aus dem Ge­stein hervorleuchtend das ist wohl nicht ohne Bildwirkung, doch war es als szenische Idee verfehlt schon vor ein paar Jahren, als es Strohbach in der Volksoper ähnlich versuchte. Endlich, in der Berwandlung zum legten Bild, erstaunlich, wie wenig in Beleuch tung und Bewegung die Regie von der Mufif her inspiriert er­scheint.

Siegfried ist Frizz Soot. Als künstlerische Kraft dem Hause unentbehrlich, den ungeheuren Anforderungen der Rolle gemachsen wie taum ein zweiter, als Darsteller überzeugend und von glüd­lichster Erscheinung. Sentes Mime, in seiner genauen, bezenten Art schlechthin vorbildlich immer wieder. Unter den Frauen­gestalten, Frauenstimmen ein unzureichender Waldvogel, eine zu­reichende Erda und in Frida Leider   eine gefanglich hervor ragenbe Brunhilde.