Rudi Eims: Eine fromme Magd
Nur wenige Reisende warten auf dem schlecht beleuchteten Bahnsteig der fleinen Station B.... Aus der Ferne kommt immer stärker das Rollen des Nachtzuges. Jetzt, wie die flammenden Augen eines Tigers springen die Lichter der Lokomotive aus dem Dunkel. Noch einige Minuten dann zerfeßen schrille Pfiffe die Stille, die wie eine Decke über der nächtlichen Natur liegt, und das funkenstiebende und fauchende schwarze Ungeheuer braust heran.
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Der Zug hält. Türen werden aufgerissen, aber in dem gottvergessenen kleinen Nest will niemand aussteigen. Der Stationsversteher macht sich schon an seiner Laterne zu schaffen, um das Zeichen zur Abfahrt zu geben. In diesem Augenblick haftet noch ein junges Beib, mit einem kleinen Reiseforb, durch die Sperre. Birr hängt ihr blondes Haar um das sonnverbrannte, vom raschen Lauf erhigte Gesicht. Ein Bahnbeamter reißt ihr das nächste Abteil auf, brummt etwas von nicht im letzten Moment tommen", und wirft die Tür hinter ihr zu. Langsam setzt sich der Zug in Bewegung.
3wei harte, verarbeitete Frauenhände pressen sich gegen die tühle Scheibe des Wagenfensters. Telegraphenstangen, Bahndämme, Bäume und Sträucher rücken in den Lichttegel des fahrenden Zuges und die Augen des jungen Weibes scheinen sich an dieser gespenstischen, nächtlichen Szenerie festsaugen zu wollen. Als die erleuchteten Fenster einiger Gehöfte auftauchen, setzt sie sich stöhnend nieder. Jetzt erst bemerkt sie, daß sie allein ist und-Gott sei Dant" huscht es über ihre vollen Lippen. Die breiten Hände. mit den starken Fingern streichen den dicken, faltigen Tuchrod glatt. Dann lehnt sie sich zurück und starrt in den Schoß.
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Trüb flackert das Wagenlicht und hängt dämmerige Schatten in die Ecken des Abteils. Eintönig rollen die Wagen auf den Gleisen Grausame, quälende Monotonie, die eine Ruhe schenkt, die zum Nachdenken zwingt. Vor zwei Jahren war sie bei dem Großbauer Adam in Dienst getreten. Eine fleißige, fromme Magd hatte er gesucht. Sie war beides. Fleißig, davon sprachen ihre schwieligen Hände.... Bom frühen Morgen bis zum späten Abend stand fie im Stall und auf den Feldern. Es fiel ihr nicht schwer. Im Waisenhaus hatte man arbeiten gelernt und ihr fräftiger, gesunder Körper trotzte allen Strapazen. Auch an ihrer Frömmigkeit war nicht zu zweifeln. Sie glaubte an den Herrgott, ging Sonntags in die Kirche und fein Bursche im Dorf tonnte ihr etwas Schlechtes nachjagen. Ja, fie war eine fleißige, fromme Magd gewesen. Troßdem wurde sie manchmal von dem Bauer gescholten. Aber welcher Bauer schilt nicht? Sie hatte sich nie darüber Gedanken gemacht. Es war wohl so von Gott gewollt, daß man sich für wenig Lohn Schinden und noch harte Worte einsteden mußte.
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Im Gleißmaß der bäuerlichen Arbeit verlief ihr Leben. Es wurde anders, als des Großbauers Sohn Paul von der landwirtfchaftlichen Schule heimfam. Sie glaubte ihm, als er ihr von Liebe sprach. Kirchweih.... Gie tanzten zusammen.... Rüßten fich in dem dunklen Obstgarten., Maria," bettelte er immer wieder Das Blut, das sonst schlief, ermachte... Und dann? Nicht daran Sie schlug die Hände vors Gesicht. Und doch sah sie im Geifte, die einfache, faltgetünchte Kammer und dachte an jene Nacht. Warum war sie nicht fest geblieben? Alle frommen Bibel ( prüche, alle Ermahnungen des Pfarrers waren wie Spreu im Binde zerflattert. Stärker als alle auswendig gelernten Glaubens: jage blieb das heiße, singende Blut.
denken.
Bald fühlte sie sich Mutter und mußte es Baul gestehen.
„ Bist du verrückt?" braufte er auf.„ Welche Borniertheit Ihr Bauernmädels seid doch dumm, wie das Stroh... Sie wollte ihn besänftigen, doch talt und abweisend erklärte er: Laß mich in Ruh... Ich werde gelegentlich mit meinem Bater sprechen."
Heute abend hatten sie sich ausgesprochen". Der Großbauer tobte und wütete. Paul schwieg zu allem. Nicht ein Wort fand er zu ihrer Verteidigung. Auch dann nicht, als sein Vater blutrot vor Zorn schrie:
Lumpendirne... Du träumst wohl davon Bäuerin zu werden. .. Willst meinem Sohn den Bantert aufhängen... Schande über uns bringen... Keine Nacht dulde ich dich mehr unter meinem Dach..."
Sie wollte etwas entgegnen, aber die Worte erstarben auf den Lippen. Ruhig nahm sie die Papiere und den Lohn. Doch ehe sie die Stube verließ, trat sie an Paul heran und spie vor ihm Eine Stunde später warf sie die Hoftüre hinter sich zu und machte sich auf den Weg nach dem stundenweit entfernten Bahnhof.
aus
Und mun? Sie erhob sich und mischte mit dem Taschentuch über das beschlagene Wagenfenster. Dort lag die Großstadt und malte rotleuchtende Farben an den Nachthimmel. Dort fonnte man, von niemand gekannt, die Schande leichter ertragen. Ihre Hände glitten über den Leib, in dem ein junges Leben wuchs. Und die Angst vor der Zukunft troch in ihr hinauf.- Es fiel ihr
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Maria fand Arbeit in einer Metallwarenfabrik. tricht leicht sich einzuleben. Wie ein fremdes Tier erschien ihr die gewaltige Stadt. Oft sehnte sie sich nach dem Erdgeruch der Felder; nach der warmen Luft des Kuhstalls; nach den gadernden Hühnern und schnatternden Enten... Der Zwang des Geldverdienens tötete mit der Zeit auch diese Gefühle.
Tag für Tag schritt sie in das graue Gemäuer der Fabrik. Acht Stunden schuftete sie an ihrer Stanze. Akkord. Sie durfte nicht aufblicken von der Arbeit, wenn sie mit den Kolleginnen mitkommen wollte, deren Hände flinker arbeiteten. Ihre waren hart, schwielig und ungelent.
Seit Wochen schon ging sie nicht mehr zur Kirche. Sie mußte fich am Sonntag ausruhen, denn die Frucht in ihrem Leibe wuchs. Aber die Bersammlungen der Arbeiterschaft besuchte sie, und die Borte des Betriebsratsobmanns Karl Bender , der von der Not der Interdrückten sprach, gingen ihr mehr zu Herzen, als der fromme Sermon des Pfarrers in der Dorffirche. Gehässig redete dieser immer von den Arbeitern der großen Städte, die ein wahnsinniges Geld verdienen und in Gottlosigkeit dahindämmern". Lügnerische Phrasen. - Heute spürte sie am eigenen Leibe, wie es war, von dem geringen Berdienst etwas zu erübrigen. Und lebten die Arbeiter gottlos? Sie hatten mur einen anderen Glauben.„ Sozialismus Gem schaftsgeist Menschenliebe" sagte Bender, und ihr war es davei, als ob sie in der Kirche jäße.
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Monate nergingen. Hochschwanger hocte. Maria noch immer hinter ihrer Stanze. Der Obmann war bei ihr gewesen und hatte gejagt. daß es nun Zeit sei, zu Hause zu bleiben. Es ist die letzte Boche Ich will die paar Mart Lohn noch mitnehmen gas sie ihm zur Antwort.
"
Schon wieder drei Uhr. Die Zeit raste dahin und das Benfum war noch nicht erledigt. Rascher gingen die Hände... Und
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bum
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immer dachte sie an das Kind. Die Transmiffionen furden.. Bum bum stampfte die Stanze. In dem Rasten zu ihren Füßen häuften sich die Messingfassungen. Rascher... rascher Kalter Schweiß trat auf ihre Stirne... Barum verlischt das Licht an der Maschine? Blizschnell schoß ihr dieser Gedanke durchs Hirn... Dann fant fie laultos vom Schemel und schlug mit dem Kopf auf die Steinfließen. Blut rann von der rechten Hand. Das scharfe Stanzmesser hatte ihr zwei Finger abgeschnitten. Ohnmachtig trug man sie hinaus. Das Krankenauto wurde herbeigerufen. Noch in derselben Nacht kam sie in den Kreissaal, und in den Morgenstunden gebar sie einen Knaben.
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In der Werkstatt gab man eine Gammelliste herum. Jeder zeichnete einige Groschen. Am folgenden Sonntag ging Kari Bender ins Krankenhaus und brachte mit den Grüßen, die ihm die Kollegen und Kolleginnen aufgetragen hatten, Blumen, Früchte und einige Leckerbissen für die Wöchnerin.
Tränen standen in Marias Augen. Ihre Blide irrten über die Bettdecke, auf der ihre verbundene Hand lag. Dann schaute sie dem Genossen ins Gesicht. ,, Wie freundlich ihr zu mir seid... Trotz meiner Schande... " Schande...?" meinte Bender. Dein Los teilen tausende Proletariermädels... Sei stolz, daß du Mutter bist... Proletariermütter gebären die Menschen der kommenden Zeit... Dein Junge wird einmal ein Kämpfer für unsere heilige Sache werden..."
Lange saß er bei ihr und sprach ihr Mut für die Zukunft zu. Als er wieder fort war, blickte sie noch eine ganze Weile nach der Tür, die sich hinter ihm geschlossen hatte, und dachte über seine Worte nach. Sie drehte sich nach der Seite, wo ihr Junge schlief. „ Kämpfer für unsere Sache" ging es ihr durch den Kopf.
Nein
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Ein starkes Gefühl war in ihr. In den letzten Monaten hatte sie eine innere Wandlung durchgemacht. Sie fühlte sich selbst wie neugeboren. Sie war nicht mehr die dienende Magd. Broletariermutter und hatte ein Ziel im Leben. Ihr Herz schlug in einem anderen Rhythmus. Ein neuer Glaube war in ihr erstarft. Sie betete mit Millionen Schaffenden zu dem roten Gott.. Halblaut sprach sie die Worte vor sich hin, die sie einmal in einer Versammlung gehört hatte:
,, Du glühst in mir, du glühst durch alle Brüder, Dein Feuerodem aus den Völkern saust. Es neigen sich die Welten vor dir nieder, Bor deiner Liebe und vor deiner Fauft."
Du roter Gott! Und Maria lächelte glücklich, wie eine Madonnal
Jazzmusikstudien in Afrika . Die amerikanische Musikschrift ellerin Frau Rudyard Boulton ist nach Zentralafrita abgereift, um an Ort und Stelle die Negermusik der Eingeborenen von Nyassa zu studieren.
Die Erntezeiten der Erde. Warum wird unser Lebensmittelmartt, selbst im strengen Winter, wo bei uns alle Fluren unter Schnee und Eis erstarrt ruhen, immer reichlich mit allen möglichen Früchten beschickt? Weil auf unserer Erde fast in allen Monaten des Jahres Ernten stattfinden. Es wird geerntet im Januar in Neuseeland und Argentinien , im Februar und März in Aegypten und Ostindien, im April in Kleinasien , Persien und auf Luba, im Mai in China und Japan , im Juni und Juli in Südeuropa und Südamerika , im August in Mitteleuropa , im September und Oktober in Schweden und Normegen, im November in Beru und Südafrika , im Dezember allein nichts.
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