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Nr �36» 46. Jahrgang Donnerstag 2�. März 1929

Die Tragödie Mord oder Z ciegnth. 20. MSrz. Die Untersuchung de» Morde» an dem Grasen zu Stolberg . Mernigerode hat nach Mitteilungen der Landeskriminal. Polizei Liegnih im Lause de» Heuligen Tage» mit ziemlicher Sicherheit ergeben, dah der verdacht, als seien Angehörige der gras- lichen Jamilie mittelbar oder unmittelbar an der Tat de» Grasen Christian beteiligt, als beseitigt gelten kann. Es muh sogar mit der Möglichkeit gerechnet werden, dah entgegen der ersten Annahme vielleicht eine Fahrlässigkeit de» Grasen Christian den Tod seines Vater» herbeigeführt Hai. Allerdings wären nach Ansicht der Landeekriminalpolizei dann noch die Widersprüche in der ersten Aussage des Festgenommenen aufzuklären. Solange er dies nicht vermag, muh mit dem Vorliegen vorsätzlicher Tötung gerechnet werden. Das Geheimnis. Die Untersuchung über den gelzeimnisvollen Tod des Grafen Eberhard Stolberg-Wernigerode wird mit größtem Eifer fortgesetzt. Bio zur Stunde ist es noch nicht gelungen, den Sch'eier zu lüften. Die Kriminalpolizei prüft mehrere Möglichkeiten für das dunkle Geschehnis. Hat der Majoratserbe, Graf Christian Friedrich, die Tat aus sich allein heraus begangen, um als nächst- berechtigter Erbe in den Besitz der väterlichen Güter zu gelange» und sie dann aus Grund der veränderten Gesetzesbestimmungen über Fideikommiss«, Majorate und Minorate zu verwerten? Es ist fest- gestellt, daß zwischen der Frau des Toten, seiner ältesten Tochter, dem Grafen Christian Friedrich aus der einen und dem Grasen Eberhard ans der anderen Seite ernst« Meinungsverschieden» Helten über die Bewirtschaftung der drei Güter Jannowitz, Kupfer- berg und Rohrlach vorhanden waren. Man warf dem Grafen Eber« hard allzu große Leichtgläubigkeit und Gutmütig- keit vor und behauptete, daß seine Geschäftsführung sehr zu wün- schen übrig lasse. Ueber die hohe Verschuldung der Güter haben wir bereits berichtet. Die Frau des Ermordeten, eine geborene Gräfin Erika Solms-Sonnenwalde, hat inzwischen einen Nerven- zusammenbruch erlitten und ist in ein Sanatorium gebracht worden. Untersuchungen, um klarzustellen, ob es möglich war, wie »i« Gräfin angibt, den tödlichen Schuß zu überhören, sind im Gange. Eine weitere Bersion wird augenblicklich ganz besonders nach- geprüft: Ist der alte Gras etwa einem Unfall erlegen? Ein Bruder des verhafteten Erbgrafen hat ausgesagt, daß sein Bruder sehr oft abends die Jagdgewehre gereinigt habe. Dies wird durch den Verwaltungsdirektor der Stolbergschen Güter be- stätigt. Es könnte sich also bei der Gewehrreinigung ein Schutz entladen haben. Der Verwaltungsdirektor gibt sogar an, daß Gras Christian Friedrich ihm nach dem Geschehnis auf dem Hofe zu- gerufen habe:Es ist etwas geschehen. Ich habe etwas angestellt/ Der Crbgraf wird als«in Mensch von besonders unsicherer und schwankender Wesensart dargestellt. Er gehört zu jener degenerierten Klasse von Menschen, die in ölten Adelesamilien besonders häufig vorkommen: Heiraten unter Verwandten sind, das beweist ein kurzer Blick in die Genealogie der Familie Stolberg , gerade hier äußerst häufig gewesen. Ee wäre bei einem so wenig festen und starken Manne nach Anficht dor maßgebenden Kreise nicht ausgeschlossen, daß er nach dem furchtbaren Ereignis sein Erinne- rungsvermögen verlor. Die Untersuchungsbehörden hoffen auch jetzt noch, den Fall in aller Kürze aufzuklären. Das Vermögen der Siolberg. Der Tod des Grafen Eberhard Siolberg-Werni- gerade auf Jannowitz in Niederschlesieu'macht schon deshalb«in so großes Aufsehen, weil die gräflich Stolbergsche Familie «in« der meistverbreiteten in dem ebenbürtigen oder hohen Adel Deutschlands ist und weil zahlreiche Mitglieder dieser Familie sehr

auf Jannowitz.

hervorragende Stellungen eingenommen haben. Mit einem großen Teil der früheren Monarchenfamilien Deutschlands sind sie oerwandt. Zu den bekanntesten Staatsmännern dieses Namens gehört« Graf Otto Stolverg, der als Blzepräsident des preußischen Staatsministe­riums im Auftrage Bismarcks bei Kaiser Wilhelm l. das deutsch - österreichische Bündnis durchsetzte. Bon diesem seiner Kollegen sprach Fürst Bismarck immer mit besonderer Hochachtung und er- zählte gelegentlich, daß Stolberg dem Kaiser in den kritischen Unter» Haltungen zu Baden-Baden durchaus nicht servil entgegengetreten sei. Als Haupt der ehemals relchsunmittclbaren Dynastenfamilie Stol- berg-Wernigerode und als Besitzer eines sehr bedeutenden Vermögens war es ihm leichter, auch dem Kaiser gegenüber energisch aufzutreten. Die Oeffentlichteit überschätzt das B e r m ö g e n des vor einigen Tagen erschossenen Eberhard auf Jannowitz. Diese Herrschaft hat nur 6000 Morgen, und zwar mittleren Boden, wie schon aus den, niedrigen Grundsteuerertrog hervorgeht, so daß der Morgen nur mit 300 Mark bewertet werden kann. Der Wert dieser Fideikommiß- Herrschaft betrögt also nur l,8 Millionen Mark, während das Ver- mögen des Oberhauptes des Hauses Wernigerode , nämlich des Fürsten Stolberg-Wernigerode, auf mehr als 30 Millionen Mark geschätzt werden muß. Der erschossene Gras Eberhard verheiratete sich am 30. Juli 1900 mit Erika, Gräsin zu Solms-Sonnenwalde, und hat, wie bereits erwähnt, aus dieser Ehe nicht weniger als neun Kinder, nämlich fünf Söhne und vier Töchter. Die große Herrschaft Sonnenwald« erbt« aber der einzige Bruder der Gräfin Erika, Graf Wilhelm von Solms-Sonnenwalde, während feine vier Schwestern natürlich nur mit bescheidenen Geldkapitalien abgefunden wurden. Di« am 12. Dezember 1878 gestorben« Mutter des ermor- beten Grasen Eberhard, Gräfin Antonie, war selbst eine geborene Gräfin zu Stolberg-Wernigerode und die richtig« Nichte de» Ober- Präsidenten von Schlesien Graf Eberhard zu Stolberg-Wernigerode, der von Jugend an zu den intimsten Freunden des Fürsten Bismarck gehörte. Wie bei allen Familien des hohen Adels, so ist auch bei den Stolbergs die Inzucht sehr bedeutend, und seit Jahrhunderten ereignete sich die Heirat zwischen Better und Kusine sehr häufig in der weiten Familie. Der erschossene Graf Eber- hard konnte aber seinen neun Kindern nicht mehr für die Zukunft eine Lebenshaltung gewähren, die Ansprüche zuläßt. Durch den Begriff des hohen Adels und da» Bestreben, die Be- dingungen der Ebenbürtigkeit mit den monarchischen Familien Cu'o- pas aufrecht zu erhalten, werden, wie man hier deutlich sieht, Zu- stände ungesundester Art geschaffen. Die Wiederherstellung der 22 früheren Dynastien und die Aufrechterhaltung der Ebenbürtigkeit und des hohen Adels ist das Ideal der Deutschnationalen Volks- Partei, des Stahlhelms und der gesamten Rechten. Rudolf Martin.

Neuköllner Deu'rkSversammlung aufgeflogen' Nachdem schon seit Dezember vorigen Jahres planmäßig ver- sucht wird, die Neuköllner Bezirksversammlung nicht arbeiten zu lassen, kam es gestern anläßlich einiger neuer Rundreiseonträge der Kommunisten zur Erwerbslosenfrage zu wüsten Szenen. Unser Vorsteher, Gen. Groß mann, ermahnte die Tribüne immer wieder vergeblich zur Ruhe. Als all« Versuchs Nicht» nützten, lieh er die Tribünen räumen. Das war das Signal für die Radau- macher. Vor d«n Tribünen kam es dann zu Schlägereien, in deren Verlauf ein Besucher sein Messer zog� Nur dem euer- zischen Zugreisen einiger beherzter Tribllnenbesucher, die ihm die gesährliche Waffe entwanden, ist es zuzuschreiben, daß nicht schon wieder ein Arbeiter durch Mordbuben zum Krüppel gestochen wurde. Der Messerheld erlitt dann auf einmal einenKrainpsanfall". Der demokratische Bezirksverordnete, Sanitätsrat Dr. Borchardt, bemühte sich um ihn, konnte aber bei der Untersuchung keine Krämpfe feststellen. Einige Baldriantropfen genügten bereits, um ihm auf

jafa/bitäiirfn' Rom&t* einet Revolulion. Üoh Gecluiti MevtntAnn I�loalät Iuckenack stieß Holzvoigt an.Du war das nich war das nich unse Harzogin?: Ich jloowe oochl" sagte Holzvoigt dumpf.Un so een- fach wie eine von unse Frauenl" Un schleckt sah se aus so schlecht! Ianz krank/ Awwer so jrade jing se Trotzdem!" Du. ich jloowe, die is uff de Flucht!" Quatsch! Warum soll se denn jrade nach Dessau fliehn?" Da waren sie schon vorm Schloß, gingen über teppich- belegte, für ihren Zustand wohltuend breite Treppen, an ebenfalls wohltuend ernst bleibenden Livrierten vorbei in ein einfaches Zimmer. An einem Schreibtisch saß Friedrich Leo- pold. Neben ihm stand Trosegk Na also!' rief der Herzog,da sind ja die lieben Bern - burger! Ich begrüße Sie herzlichst!" Er ging von einem zum andern und gab jedem die Hand, was ziemlich lange dauerte, da sich jeder die seine vorher am Tischtuch abwischte. Der reichlich alkoholschwere Zustand der Bernburger Deputation blieb Friedrich Leopold dennoch nicht oerborgen. Sie wollten mir Ihre Wünsche vortragen, nicht wahr?" fragte er jovial.Na, dann schießen Sie mal los!" Der Bürgermeister hatte sich bereits in eine Ecke aelebnt und kämpfte schwankend mit dem Schlaf. Holzvoigt stieß Juckenack vor. Ja, sähn Se, Durchlaucht." sagte der ziemlich fließend, nämen Se's uns man nicht for iwwel, awwer mir sin nu so an unsen Harzog jewehnt gewän. Dadrumme mechten mir nu oo unse Harzogin beHalen und dän Hof un das Theater un so un es soll soll soll iwwerhaupt allen» beim alten bleiwenl"

Selbstverständlich l" sagte Friedrich Leopold sehr freund- sich.Selbstverständlich wird alles beim alten bleibenl Ihre Durchlaucht die Herzogin Friederike wird bei Ihnen bleiben, und" Na also!" konnte sich Holzvoigt seiner Zustimmung nicht enthalten. und Sie müssen mir nur gestatten, Sie mit meiner Frau und meinem Hofstaat jeden Sommer mal zu besuchen! Bernburg ist ja landschaftlich viel schöner als Dessau , und dann haben ich und die Damen und Herren meines Hofes immer gern von den soliden Bernburger Kaufleuten be- zogen!" Awer selbstverständlich l" beeilte sich nun Iuckenack und sah ganz« Polstermöbeleinrichtungen abgehen. Und im Winter müssen Sie meinen Sohn, den Krön- prinzen Friedrich, den Ausenthalt in Ihrer schönen Stadt b«- willigen. Er möchte in Ihrem Theater Wagner-Festspiele inszenieren er liebt nun mal das entzückende Bernburger Hostheater so!" Awwer natierlichl" dienerte Iuckenack wieder, fügte aber dann vorsichtig hinzu:De Frau Harzogin wird ja woll nischt derjäsen Hanl" Im Gegenteil!" sagte jetzt Trosegk,das kann ich ver- sprechen!" Außerdem möchten wir, natürlich vollkommen unbe- schadet der Selbständigkeit der Bernburgischen Verwaltung, die dortigen Steuerlasten denen im übrigen Anhalt an- gleichen. Sie wissen ja wohl, daß man in Dessau zurzeit 26 Prozent weniger Steuern zahlt als in Bernburg " Ach ja, Durchlaucht." meinte hier Holzvoigt mit tiefer Empfindung,wenn Se das fier uns tun kennten!" Aber sonst bleibt, wie gesagt, alles beim alten. Ich kann Ihnen auch gleich Ihren neuen Kreisdirektor vorstellen: Ihren alten Minister von Trosegtl" Iuckenack hätte sich beinahe hinter dem Ohr gekratzt. So war dasbeim alten bleiben" nun nicht gemeint gewesen. Gerade Trosegk! Aber er sah ein, daß man für die Erfüllung aller Forderungen ein Opfer bringen müßte. Vom Sachlichen begriff er nur so viel, daß der Minister jetzt auch noch den Titel Kreisdirektor führte. Und das war ihm gleichgültig. Als der Zug, der die Bernburger bald darauf zurück-

die Beine zu bringen. Schließlich mußte vi« Polizei das Rat- haus räumen. Die unterbrochene Sitzung tonnte nicht weiten tagen, weil die Kommunisten die Oeffnung der Tribünen beai-'ragten, und als der Antrag abgelehnt wurde, fortgesetzt randalierten. Jetzt lag ihnen nichts mehr an der Weiterberatung der Anträge. Der Zweck war erreicht. Die sozialdemokratische Fraktion wird, wie der Fraktionsvorsitzende, Gen. Juritto, bekannt gab, Mittel und Wege finden, um diesem grausamen Spiel ein Ende zu bereiten

Opfer der Welistadt. Halbverhungerte und obdachlose Jugendliche. Ein krasse« Beispiel, welchen Gefahren junge INädchen, die mit große« Hoffnungen au» der Provinz nach Berlin kommen, ousgefeh» find, lieferte gestern abend eine Sireise der weiblichen Kriminalpolizei von der Inspektion G. Di« Streif« erstreckt« sich nur vom Potsdamer Platz und Bahichof bis zur Potsdamer Brücke und nahm kaum mehr als 1 H Stunden in Anspruch. Trotz der geringen Zeit» und Raum- spann« wurden nicht weniger als drei gefährdete Mäd- ch e n auf offener Straß« angehalten und zu ihrer eigenen Sicher- heit vorläufig In Schutzhaft genommen. Es sind alles ganz jung« Dinger, die«ine zählt 17 Jahr», kam vor 8 Wochen aus Pom- in e r n nach Berlin und trieb sich völlig mittellos, ohne Beschäftigung und Unterkunft umher. Eine Aerztin, der das Mäd- chen zugeführt wurde, stellte fest, daß sie erkrankt war. Die zweite Angehalten«, ebenfalls 17 Jahr« alt, entlief vor 14 Tagen aus Swinemllnde und teilt in jeder Beziehung das Geschick der ersten. Die dritte, eine IKjährig« Mllnchenerin, die seit drei Wochen buchstäblich auf der Straße liegt und halb verhungert war, wurde mit den anderen dem Pflegeamt überwiesen. Dort wird vor allen Dingen für eine ausreichende Mahlzeit und ein Bad gesorgt. Wenn die Mädchen nicht in ihre Heimat zurückwollen oder die Angehörigen die Wiederaufnahm« ablehnen, so tritt das Jugend- amt ein und bemüht sich, den Gefährdeten Wohnung und Befchäfti- gung zu verschaffen. * Einen eigentümlichen Vorfall sucht die Inspektion A der Krimi­nalpolizei aufzuklären. Anfang Februar d. I. erschien bei einer Frau in der Berliner Straße zu Neukölln, diemöblierteZim» m e r vermietet,«in junges Mädchen und wurde sich mit der Wirtin bald über den Preis einig. Ein« Anzahlung leistete sie nicht, lieh aber als Unterpfand einen modefarbenen Damenmantel, einen Unterrock und ein Paar graue, ganz neue Halbschuhe zurück. Sie wollte, wie sie angab, noch bei einem Arzt vorsprechen, in dessen Familie ein Kinderfräulein gesucht wurde. Sie traf dort den Haus- Herrn persönlich nicht an und wurde gebeten, am nächsten Tage wiederzukommen. Sie ist aber weder dort noch bei der Vermieterin jemals aufgetaucht, hat auch die Kleidungsstücke nicht abgeholt. Es ist völlig rätselhaft, was aus ihr geworden ist. Durch Nachforschungen wurden in Berlin mehrere Mädchen des NamensHertha S ch ö n f u ß" so hatte sich die Mieterin genannt ermistelt. doch kommen sie für den Borfall nicht in Betracht. Di« Bcrfchanm-' den« war etwa 20 bis 22 Jahre alt. 1,67 Meter groß, hatte ein frisches rundes Gesicht und sprach Harzer Mundart. Wer Angaben über den Berbleib de» Mädchen« machen cktfnn, wird ersucht, slcht an Kriminalkommissar Johannes Müller bei der Inspektion A des Polizeipräsidiums zu wenden.

Ofterausflüge mit Sonntagsrückfahrkarten. Die Deutsche Reichsbahngesellschaft teilt mit, daß die Sanntags» rückfahrkarten zu Ostern eine erweiterte Gültigkeit»- d a u e r haben. Sie gelten vom Gründonnerstag, den 28. März. mittags 12 Uhr, bis zum Dienstag nach Ostern, den 2. April, morgens 9 Uhr. Zur.Hinfahrt können die Karten benutzt werden am Donnerstag von mittags 12 Uhr ob und vom Karfrettag bis Montag unbeschränkt. Die Rückfahrt ist am Gründonnerstag ausgeschlossen, am Sonnabend vor und am Dienstag nach Ostern muß sie bis 9 Uhr früh angetreten sein, während sie an den übrigen Tagen unbeschränkt erfolgen kann.

bracht«, dicht vor der Stadt an einer hochgedammten Stelle vorüberfuhr, welche die Große Aue sichtbar werden ließ, fuhr der Reisewagen der Herzogin gerade am Blas vorbei. Der kleine Weiher war dunkel uno glanzlos. Der Reisewagen fuhr langsam und mit verhängten Fenstern. 19. Das Faß. Das Faß hält nich mehr lange!" scherzte der Altgesella in Gustav Kniephackes Böttchcrwerkstatt. Es war ein roher Scherz: denn gemeint war nicht eines der vielen Wein- und Bier- und Gurkenfässer, die allwöchentlich im gutgehenden Betrieb hergestellt wurden: gemeint war vielniehr Frau Luis« Kniephacke, die eben den Raum verlassen hatte, und die ob ihrer immer noch zunehmenden Dicke vom Lokalhumor mit dem BeinamenKniephackes größtes Faß" oder kurzweg das Faß" geschmückt worden war. Mir wärn's reparieren missen!" setzt« der zweit« G»- selle den Hohn fort. Nischt mehr zu reparieren! Das Holz is faul!" gab d« Altgeselle zurück und wollte zum Hof gehen. Als er die Tür öffnete, fuhr er zurück: vor ihm stand das Faß: es mußte alles gehört haben... Jetzt jibts an Donnerwetterl" dachten die drin und hämmerten eifrig: merkwürdigerweise aber rollte das Faß nicht zeternd und unflätig fluchend in die Werkstatt, wie es sonst seine Art war. sondern watschelte wortlos, asthmatisch stöhnend, in die Küche und fiel schwer in den Stuhl am Fenster. Die fetten, kurzfingrigen Hände, die plump auf den massigen Oberschenkeln lagen, zitterten leise: und als es nach einer Weile dämmrig wurde, sah Luise Kniephacke, wie fahl, wie glanzlos die ungestraffte Haut ihrer Hände war.. Sie hob diese Hände, um ihnen zu schaffen zu machsn» stand mühsam auf, patschte zur Anrichte darüber hing der Spiegel: sie sah hinein.Nischt mehr zu reparieren," scitzte sie mit merkwürdig leisem Lachen, und ging wieder zurück zum Stuhl. Sie sah tatsächlich übel aus. Ihr Fett war nicht mehr prall: kein Knochen schien mehr da zu sein, um ihm Form fiu geben: es war, als ob es hinter der Haut flöjfe: und tumpf, farblos grau, großporig war dies« Haut das Holz war faul. (Fortsetzung folgt.)