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Steuerberatung im Landtag.

Gewerbeffeuer für freie Berufe beschlossen.

In der Freitagsfigung des Preußischen Landtages   murde zu nächst nahezu einstimmig ein sozialdemokratischer Antrag ange­nommen, ber die Regierung auffordert,

die abgebrochenen Lohnverhandlungen mit den ftaatlichen Arbeitern wieder aufzunehmen.

Die Berhandlungen sollen parallel mit den gleichen Berhandlungen im Reiche geführt werden. Die Sozialdemokratie hat damit zum Ausbrud gebracht, daß sie zmar den Lohnstreit nicht im Parlament entscheiden mill, aber den rein abweisenden Standpunft des preußi­jchen Finanzministers nicht zu billigen vermag. Es folgt die

dritte entscheidende Lesung der Gewerbesteuer. Hauptgegenstand des Streites hierbei war, ob man abweichend von der bisherigen Regelung auch die freien Berufe, Aerzte, Zahn­ärzte, Architekten, Zivilingenieure, Rechtsanwälte, Schriftsteller ufm., in die Gewerbesteuer einbeziehen sollte oder nicht. Alle bürgerlichen Parteien waren in dieser Frage gespalten, und auch die sozial­demokratische Fraktion hat lange geschmantt, ehe sie fich endgültig entschloß, die freien Berufe der Steuer mit zu unter­werfen, die jeẞt Gewerbe und Berufssteuer heißen wird.

Gegen die Neuerung sprach die Tatsache, daß die Frage binnen turzem endgültig im Reich durch das Steuer= Dereinheitlichungsgefeß geregelt werden wird. Auch sind Arzt und Rechtsanwalt vielfach an staatliche Gebühren gebunden, dürfen formell teine Reflame treiben und ihre Pragis weder ver­taufen noch vererben.

Aber auf der anderen Seite wird es namentlich in den kleineren Städten bitter empfunden, daß wenig bemittelte Gewerbetreibende die Gewerbesteuer tragen, während vielfach wirtschaftlich beffer gestellte Aerzte und Anwälte tommunalsteuerfrei sind. Da­zu kommt, daß die Städte in so großen Finanznöten sind, daß man ihnen jede mögliche Mehreinnahme zuwenden muß, auch wenn die neue Steuer nicht gerade sehr schön in das Steuersystem paẞt. So gab die Sozialdemokratie den Ausschlag dafür, die freien Berufe der Gewerbesteuer zu unterwerfen. Die Kommu­nisten machten sich zu begeisterten Fürsprechern des Leipziger   Aerzte­verbandes und der Anwaltskammern. Aber ihr Schimpfen läßt uns talt: alle Steuern ablehnen und auf allen Gebieten Mehrausgaben fordern ist eine allzu leichte Demagogie. Es folgten

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zwei Kirchensteuergesetze,

de nach unwesentlicher Debatte angenommen wurden. Es handelt fich dabei darum, der Kirche das Recht zu geben, außer Buschlägen zur Einkommensteuer auch Zuschläge zur Grundsteuer zu erheben. Das erscheint deshalb notwendig, weil in weitestem Umfange die Landwirte jetzt überhaupt feine Einkommensteuer mehr zahlen und auf diese Weise auch die Kirchensteuer restlos auf die Arbeiter ab mälzen.

Die Rechtsparteien und das Zentrum Referten danach einen neuen Beweis für Patriotismus und Liebe zum deutschen   Band­arbeiter, indem sie eine Resolution auf beschleunigte und permehrte Zulassung ausländischer Saison arbeiter für die Landwirtschaft durchsezten.

Endlich trat das Haus noch in die Beratung des

Haushalts des Finanzminifteriums

in Abg. Simon Reusalz( Sog.) ftellte inch einmal den flaffenmäßigeren Charakter des Besoldungsgefeges von 1927 gegen über dem Gesez von 1920 heraus und trat im besonderen auch für bte Forderungen der Gemeinde und Staats arbeiter ein. Der deutschuationale 2bg.. Ebersbad) leistete fich die Oberflächlichkeit zu sagen, daß Preußen feiner Finanz­Tage nach von Juli ab teine Kaffenbestände mehr haben würde. Der Finanzminister tennzeichnete sofort das Berhalten des deutschnatio. nalen Rebners als unverantwortlich und irreführend. Die Finanzlage Breußens ist gesund Weiterberatung Sonnabend 10 Uhr.

Offerpause der Sachverständigen.

Roch gar nichts endgültig vereinbart.

Paris  , 22. März.( Eigenberidyt.)

Die Sachverständigenfonferenz hält zurzeit Bollfizungen nicht ab, da die Rückkehr des Reichsbantpräsidenten Dr. Schacht von Berlin   erwartet mirb.

Bilanz des Buchtages.

Gewühlt habense alle, gekauft haben wenige und der, von dem wir dachten,

er wär besonders scharf auf Bücher, hat die Ladentaffe ausgeraubt!

Wer hilft dem deutschen   Buch?

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Der Tag des Buches.

Typen auf, die durchaus verschiedene Interessen haben.

Ludwig Hofmann aus Leipzig   spricht von diesen Typen. Und er ,. Leiter einer öffentlichen Bücherei, tennt nicht den Typ des Lesers, sondern nur sehr piele Lypen. Diese entstehen durch die sozialen, wirtschaftlichen und geistigen Borausjegungen, die jeder Mensch mitbringt. Denn das geistige Leben schwebt nicht haltlos im Raume. Jeder Leser sucht das Buch, das ihm entspricht, das ihm zur geistigen Seimat werden kann. Da die Bücherwelt augene blicklich in jeder Beziehung unüberschaubar geworden ist, nuuß sie wieder überschaubar gemacht werden. Hofmann tritt für eiw System ein; das eine Orientierung ermöglicht. Die Stürze der Zeit erlaubt ihm nicht, auf dieses System näher einzugehen. Ein Saz fei von Hofmann noch hervorgehoben: Der Mann, der 3 mei Millionen Wohnungen baut, tut für die Buchfutur und für die Gesamtkultur des deutschen   Balfes am meisten."

Am Donnerstagabend eine öffentliche Kundgebung im Plenar.| Aber auf dieser Basis bauen sich gewiffe scharf gesonderte jaal des Reichstages und Freitagmittag eine interne Sigung in der Singakademie. Sehr viele schöne und tuge Worte sind von Referenten und Korreferenten gesprochen worden. Sehr viel Geist murde über die Hörer ausgeschüttet, aber man sucht ver­gebens wenn man das Ganze überblickt nach einem befrie­digenden Resultat. Die Veranstaltung Tag des Buches" sollte neue Wege weisen, die den modernen Menschen zum Buche zurückführen. Leider sind fast alle Vortragenden bei einer fritischen Analyse der augenblicklichen Situation steden geblieben, man hat Probleme hin und her gewälzt, sie betlopft und von allen Seiten beleuchtet, fie jedoch damit nicht aus der Welt geschafft. Niemand wird behaupten wollen, daß diese gesprochenen Esjans nicht sehr geschliffen, bis ins fleinste Detail ausgefeilt morden sind, nur tommt von der vollendeten Form, nom geistreichen Wenden der Gedanken teine Hilfe. Allerdings befchränkt sich ja nicht die Veranstaltung auf das, Breisen mit piel schönen Reden", sondern auch auf etwas Positives: auf Ausstellung guter Bücher in Buchhandlungen. In der gut aufgezogenen internen Sigung in der Singakademie, die mur unter dem einen Fehler franthe, zuviel des Guten zu bringen, wurde nicht nur rififches bem Hörer ferviert; doch eine Behauptung mie etwa diefe: Hier mus Bandel gefchaffen werben schafft noch feinen Bandel, menn ber Bortragenbe nicht einmal feine Wünsche far umrissen, sondern myftisch verschwommen formuliert Die Sigung im Benarsaal des Reichstages entworf in großen Bügen ein Bild, das die interne Sigung am Freitag bis in fleine Details forgfältig ausführte. Das Berdienst beider Beranstaltungen liegt mohl hauptsächlich darin, daß über das spezialisierte Gebiet des Buches hinaus eine Analyse des modernen Menschen und der Gegenwart überhaupt gegeben wurde. Dieses zeigte sich auch selbst in Referaten wie Der moderne Berlag" und erhielt feine ausgeprägte Form in den Vorträgen von Werner Mahrholz und Walter Hofmann, Leipzig  , über den modernen Leser. Auch über dieses Thema hatte bereits Anna Siemsen  Richtlinien gegeben.

Mahrholz führte aus: Die Tage einer literarischen Kultur find vorüber, weil neben der literarischen Welt brei andere non größter Wichtigteit getreten sind, die des Auges, des Dhres und des Körpers. Film und Radio befriedigen Auge und Ohr und das neugewonnene Körpergefühl absorbiert beim modernen Menschen neben der Berufsarbeit die meiste Zeit und Spanntraft. Die Tage einer literarischen Kultur find vorüber, denn der seinen Deshalb hat sich der Leferinp der Gegenwart grundlegend geändert. Deshalb hat sich der Leferinp der Gegenwart grundlegend geändert. Körper trainierende Mensch bringt ganz andere Wertmaßstäbe mit als der verträumt schmöternde Romanfiler in stiller Stube. Der moderne Mensch geht in die Natur und vor dieser zerfällt alles Literarische. Der Sport drängt zum Wesentlichen. Deshalb muß ouch die Literatur fomprimierter werden.

Der amerikanische Delegierte Young mutzt die Zwischenzeit, um die einzelnen Delegationen zu Abstrichen zu bemegen, die eine vernünftige Diskussionsbasis ermöglichen. Ein Teil der Bariser Bresse benutzt die Gelegenheit zur Beröffentlichung fenfationeller Betrachtungen über die Reise Schachts, die von den Konferenzteilnehmern als frei erfunden bezeichnet werden. So foll Schacht eine Jahreszahlung von 1,4 milliarden vorge­schlagen haben, während die Alliierten auf 1,7 milliarden als äußerste Grenze heruntergegangen seien. Die Reise Schachts sei nun von entscheidender Bedeutung, und man werde bald sehen, Ein anderes Moment fommt hinzu. Dies ist die Bewegung ob er wegen 300 millionen(!) die Konferenz sprengen" vom Individualismus zum Kollektivismus. Dem Gegenwarts wolle. Die Situation ist jedoch teine's megs fo dramatisch: menschen entschwindet immer mehr das Bewußtsein seiner absoluten das wird durch den Umstand bewiesen, daß die Delegierten über Einzigartigkeit. Er steht dem Geist steptischer gegenüber als frühere die Osterfeiertage bis zum 3. April eine Ferienpause einlegen. Generationen. Brivatschmerzen der Dichter und ihrer Helden gehen Das Projekt des Clearing Houses bedarf noch gründ- ihn nichts an; er will das Wesentliche seiner Epoche im Buche finden. licher Durcharbeitung. Es steht feft, daß die Bank Treuhänder Damit liefert Mahrholz einen allgemeinen Grundriß, ein schema­3mischen. Gläubigern und Schuldnern fein foll; fie tritt an die iffiertes Bild des modernen Menschen, er zeichnet eine Grundein Stelle der durch den Dames- Blan geschaffenen Kontrollorgane. Indessen ist bisher weber über die Höhe des Stapitals noch überstellung, die entscheidend die Literatur der Gegenwart beeinflußt. feine Aufbringung, noch über die Rolle der Bant als Regulator des Weltkredits und der Weltwirtschaft irgend etwas Endgültiges beschlossen worden.

T

Der Reichsban? präsident, der am Freitag von Baris in Berlin   eintraf, erstattete nachmittags dem Reichstanzler, dém Reichsfinanzminister und dem Reichswirtschaftsminister gemeinsam Bericht über den Gang der Pariser Verhandlungen.

Parlamentsauflösung in Dänemart.

Neuwahl wird ausgeschrieben.

Kopenhagen  , 22. März. Bei der Eröffnung der heutigen Foltethingfihung gab. Staats­minister Madsen- mygdal die Erklärung ab, daß die Regie­rung wegen der Ablehnung der Finanzgefehvorlage die Notwendig felt als gegeben ansehe, daß die Wähler Gelegenheit erhalten, Stellung zu nehmen. Der Staatsminister hat dem König anheim­gegeben, Neuwahlen zum Follething auszuschreiben. Der König het diesem Wunsch zugestimmt. Nach der Erklärung des Staats­ministers wurde die Follethingsihung gefchloffen. Am Sonnabend wird dem Reichstag   ein Notetat vorgelegt werden. Die Neuwahl ist voraussichtlich am 23. April Die Regierung Madsen- Mygdal with bis dahin im Amt bleiben.

Wirtschaftsprogramm des JGB. Amsterdam und Zürich   gemeinsam gegen Kriegstreiber.

Die Aufstellung eines internationalen gewert schaftlichen Wirtschaftsprogramms ist vom Borstand des JGB. in feiner Sigung am Freitag in Amfterdam als bejon­derer Punkt auf die Tagesordnung der demnächst in Prag   statt­findenden Ausschußfißung gefeht worden. Das Referat über das Programm wurde Ceipart übertragen. Zur Borbereitung, des Programms war den Landeszentralen ein Entwurf des Sette­fariats übermittelt worden, worauf in Amsterdam   fünf verschiedene Entwürfe eingingen. Der Borstand besprach die Programmfrage auch mit Sachverständigen verschiedener Länder und übertrug ihnen die Aufstellung einer gemeinsamen Formel. Der Programmentwurf ift nunmehr fertiggestellt; er wird die Grundlage der Prager   Be ratungen bilden.

Für die Bekämpfung von Krieg und Kriegs­gefahr wird der Vorstand dem Sekretariat der Sozialistischen Arbeiterinternationale folgenden Vorschlag unterbreiten: Die beiden internationalen Sefretariate werden beauftragt, miteinander in Fühlung zu bleiben, um im Bedarfsfalle eine perjön­liche Aussprache herbeizuführen, zu der auch weitere Mitglieder

Auch Dr. Alfred Döblin  , der eigentlich nur eine Stritit des modernen Berlages. Jiefern, fou, ftreift auch allgemeine Zeit­fragen, Gr jagt, das moderne Buch mendet fich, da es zu teuer furan die plutotratischen Schichten der Bevölkerung. Diese allein find die Empfänger der Bildung, mit der sie nichts Gescheites anzufangen wiffen. Diele Schicht allein febt non der Sensationslust und pon dem Nooitätenhunger. Sie ist untultiviert bis zum legten, und es ist ein Verbrechen des tulturellen Berlages, daß er nut mit ihr rechnet. Folgt er nur diesen tulturellen Snobs, fo wird bals feine Stunde fchlagen. Es ist dies eine Entgegnung auf die Ause führungen des Verlegers Dr. Gustan Silpper aus Stuttgarts  der ein Lied von der Notlage des deutschen   Berlegertums fingt. Auch er bringt überzeugende Argumente, aber die Döblins scheinen schlagfräftiger.

Im Rahmen dieses Themas spricht auch Julius Bab  , der sich mit den Buchgemeinden auseinanderseßt. Bei einer difa tatorischen Ausschaltung der persönlichen Wahl und Geschmacks richtung gebe es hier überhaupt tein geschäftliches Risiko. Aber allmählich ist dieses Zwangsprinzip in den Buchgemeinden fallen gelassen worden. Man publiziert jetzt eine bestimmte Anzahl pon Werfen, unter denen das Mitglied wählen fann. Die Mitglieder setzen fich aus den Meinen Leuten zusammen, denen die Bücher nicht nur pruntender Gegenstand sind, denen sie ein kultureller, Besitz bedeuten. Hier liegt für Bab der Hauptmert dieser Institutionen. Scharfe Worte findet auch der Korreferent Döblin gegen die Autor mehr fennen, sondern nur seine Verwertbarkeit, feine Schlage industrialisierten Riesenverlage, die fein persönliches Verhältnis zum fraft auf dem Büchermarkt.

Otto Krauz gibt in seinem Vortrag Das deutsche Bucha gewerbe" einen flaren, plastisch geformten lleberblid über die Ge. heimnisse der Buchdruckerei und Monty Jacobs   spricht dann

noch über das Verhältnis von Presse und Buch".

Wie gesagt, die augenblickliche fulturelle Situation wird flar belichtet, von allen möglichen Standpunkten aus diskutiert. Wo ist aber der Retter? Wo sind die pofitiven Borschläge für eine Besse rung? Man fann fagen, zwei Tage lang hat man sich in einem sehr geistreichen Debattiertlub befunden, aber man fennt gewöhnlich die Resultate solcher Diskussionen. Fast wie ein Symbol wirkt es. daß Herr Dr. Küla, Reichsminister a. D. und Erfinder des prachta vollen Schmutz und Schundgesezes, den Borsig geführt hat. Die F.S. Weltgeschichte leiftet fich noch immer entzüdende Bige.

der beiderseitigen Borstände hinzugezogen werden. Gefaßte Be­schlüsse bedürfen der Genehmigung der Borstände der betreffenden Jnfernationale. Die augenblidlich im Gange befindliche Ab. rüftungsaffion der Sozialistischen Internationale soll in dee Weise unterstüht werden, daß der Vorstand des 3GB. sich in einem besonderen Schreiben an das Sekretariat des Bölkerbundes wendet und die angeschloffenen Landeszentralen ersucht, dasselbe Zum 1. Mai wird der Vorstand des JGB. einen befon­deren Aufruf erlaffen.

zu fun.

Die Erfranfung Erich Kleibers. Schwere Blinddarmoperation.

Der Generalmusikdirektor der Staatsoper ertranfte in der Nacht auf Freitag plöglich, so daß man einen Arzt holen mußte. Dieser stellte Blinddarmentzündung fest und ließ den Patienten fofort ins Westsanatorium bringen, Er wurde bort. operiert. Die Operation ist gut verlaufen, und es besteht teine atute Gefahr für den Batienten; doch muß sein Zustand wegen der Schwere der Ent­zündung und der Reizung des Bauchfells noch als ernst bezeichnet werden,