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Sonnabend

23. März 1929

Unterhaltung und Wissen Wiſſen

Heinrich Holek: Der Jubilar

Wochen und Monate hindurch hatte er sich insgeheim auf den| drei Finger von der rechten Hand auf einmal weg, so daß er nur Tag gefreut, an dem es volle fünfundzwanzig Jahre sein werden, noch den Daumen und den fleinen Finger an dieser Hand hat und da er in diesem Betrieb zu arbeiten begonnen hatte. Dann wird mit ihr wie mit einer Bange zugreift. Und ihm selber war es vor man ihm zu Ehren eine Feier veranstalten, wie sie schon so manchem drei Jahren passiert, daß die Hobelmaschine ein Eichenbrett mit feiner Kollegen veranstaltet worden war, der vor ihm seine fünf- folcher Bucht zurückschleuderte und er schwer getroffen nieder­undzwanzig Jahre im Betrieb erreicht hatte. Unzähligemal hatte gefunten mar und dann sechs Wochen im Krankenhaus liegen er in der letzten Zeit an diesen Tag gedacht und die Tage gezählt, mußte... die ihn noch von ihm trennten, am Abend vor dem Einschlafen und tagsüber bei der Arbeit, wenn er an seiner Hobelmaschine stand und die rauhen Bretter in das eiserne, breitgeschlite Maul der Maschine schob, deren Gebrumm den weitläufigen Maschinensaal erfüllte und das Kreischen der vielen anderen Maschinen überbrüllte.

Und nun war der langersehnte Abend da! Franz Hasenöhrl faß als Jubilar an dem blumengeschmückten Ehrentisch und neben ihm seine Frau. Und ihm gegenüber saß der Herr Direttor mit dem Betriebsleiter und dem Wertmeister, die ihn von Zeit zu Zeit ins Gespräch zogen. An den Nebentischen saßen seine Arbeitskollegen mit ihren Frauen und Angehörigen, und der Lärm ihrer fröhlichen Unterhaltung brandete durch den Saal, die Musik spielte, furz, es war alles so, wie er sich's die ganze Zeit her im Geiste vorgestellt hatte. Aber es war dennoch anders! Er saß da, saugte verlegen an seiner Zigarre und hatte das Gefühl, als gehe ihn das alles gar nichts an und als sei er nur zufällig von der Straße hier her eingefommen. Es war ihm gar nicht so freudig zumute, wie er fich's immer vorgestellt hatte.

Also darauf hast du dich immer so gefreut, dachte er ein ums anderemal bei sich. Die Mufit begann wieder zu spielen, aber er hörte nicht sie, sondern das dumpfe Summen der Hobelmaschine, und während er unverwandt auf den mächtigen Blumenstrauß blickte, der auf dem Tische vor ihm aus der Base ragte, sah er das breitgeschlitte Eisenmaul der Maschine vor sich...

Und wie ein Traum ging alles an ihm vorüber, was er während der funfundzwanzig Jahre erlebt hatte. Es war viel, aber doch eigentlich wenig gewesen. Einen Tag um den anderen, Woche für Woche, jahraus jahrein hatte er an der Maschine gestanden und ihr die rauhen Bretter zugereicht; im Frühjahr, menn draußen die Natur zu neuem Leben erwacht war und die Frühlingssonne für einige Stunden das gitterartige, vom Holzstaub fast undurch fichtig gewordene Fenster neben ihm beschien, an dem sich von Beit 3 Beit die Bögel für einen Augenblic niederließen, deren Ge­zwitscher er nur ahnen fonnte, weil es im Lärmen der Maschinen erstarb; im Sommer, wenn nach schwülen Tagen ein Gewitter die Natur in Aufruhr versetzte, sah er nur das Zuden der fahlen Blize. Das Rollen des Donners   ging im Brüllen der Maschinen unter, wie so vieles im Laufe dieser Jahre untergegangen war, was Franz Hasenöhrl mit Freud   und Leid erfüllte. Und er wunderte sich nun darüber, wie schnell doch eigentlich diese fünfundzwanzig Jahre verflogen sind, obwohl ihm die Tage, ja die Stunden im Maschinen­faql oft wie Ewigkeiten vorgekommen waren. Besonders an jenen Tagen, in denen sich ein Unglüd ereignet hatte, wie damals, vor fieben Jahren, als furz vor dem Feierabend das Sägeband der Bandsäge gerissen war und trotz der Schußvorrichtung dem Moser die rechte Hand und auch das Geficht jämmerlich zugerichtet hatte. Wenige Tage hernach mar der Gruber an der Kreissäge aus­

gerutscht und geriet mit der rechten Hand in die gefräßigen Zähne hinein. Es war gerade an einem Samstag gewesen und er, Hafen öhrl, hatte es übernommen, der Frau des verunglückten Kollegen den Wochenlohn ihres Mannes und die traurige Botschaft von dem Unglüd, das ihn betroffen, zu überbringen... Und die Kollegen, die an der Fräsmaschine ihre gefährliche Arbeit verrichten, haben feiner mehr fünf Finger an jeder Hand. Viele hatten die Maschinen schon gefressen... Dem Huber fraß sie erst vor drei Monaten gleich

Ein sanfter Rippenstoß, den er von seiner Frau betam, scheuchte ihn aus seinen Gedanken auf. Der Herr Direttor hatte sich er= hoben und hielt eine Ansprache, in welcher er die Pflichttreue und den Arbeitseifer des Jubilars lobte, ihn beglückwünschte und als Beichen der Anerkennung ihm im Auftrage der Firma eine goldene Uhr samt Kette überreichte.

Der Jubilar sitt da, fühlt, daß jetzt die Augen aller auf ihn gerichtet sind und saugt verlegen an seiner Zigarre. Dann nimmt er mit einer schweren Handbewegung, als würde er ein schweres Brett vom Holzstoß herunterholen, die Uhr aus den Händen des Direktors. Und dann hält ein Arbeitskollege eine furze Ansprache und überreicht dem Jubilar einen Ring, den ihm die Kollegen ge­widmet haben, die ihm nun auch alles Gute wünschen. Mit unbe­holfenen Worten dankt Hasenöhrl dem Direktor und der Firma sowie seinen Kollegen für die Ehre, die sie ihm erwiesen haben, und für die überreichten Geschenke. Als er sich wieder setzt, fühlt er, daß er seine Sache nicht besonders gut gemacht hat. Er hatte sich die Dankesworte, die er hatte sagen wollen, schon lange vorher gut eingeübt. Aber das, was er gesagt hatte, war etwas ganz anderes gewefen. Nun schaut er auf die Geschenke und wagt nicht, um sich zu bliden, weil er sich beim Reden so ungeschickt benommen hatte. Aber die anderen nehmen feinen Anstoß daran, weil sie denken, er sei eben sehr bewegt gewefen. Und während die Musit einsetzt, tommt der eine oder andere seiner Arbeitskollegen, um dem Jubilar die Hand zu reichen und zu gratulieren.

Mufit und fröhlicher Lärm erfüllen den Saal. In einer Ede tanzen einige junge Paare. Der Jubilar figt einfilbig da, trinkt von Zeit zu Zeit einen Schluck, raucht an der Zigarre und fühlt nur eins: Enttäuschung!

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Der Herr Direktor verabschiedet sich und mit ihm zugleich auch der Betriebsleiter. Und eine Stunde später ist das Feft zu Ende, Hafenöhris Ehrenabend ist vorbei! Die Kollegen verabschieden sich von ihm und versichern ihm, daß es sehr schön gewesen ist. Hasen­öhrl lächelt und dankt, reicht ihnen die Hand und sagt ihnen Gute Nacht!". Einige von den Kollegen, die ein Stück denselben Weg zu gehen haben, begleiten ihn. Dann biegen sie ab. Der Jubilar und seine Frau sehen allein ihren Weg fort. Schweigend gehen sie nebeneinander dahin. Schließlich unterbricht das Schweigen: Was ist denn mit dir heute los, daß du den ganzen Abend so wunderlich warst?"

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Der Mann antwortet nicht. Daheim angekommen, beginnt er sich zu entfleiden und, nachdem er den Rock abgelegt hat, zieht er den Ring vom Finger und die goldene Uhr aus der Tasche und legt beides auf den Tisch. Dann spricht er gepreßt: Da, schau her, Alte! Das ist alles, was ich mir mit meiner Arbeit die ganzen Jahre her erwirtschaftet habe. Und dabei kann ich noch von Glüc reden, daß ich nicht arbeitslos war in diesen fünfundzwanzig

Jahren. Sonst hätte ich nicht einmal das! Und dabei ist der Ring geschenkt, die Uhr aber habe ich sehr überzahlt, ja, sehr über­zahlt. So schaut das Arbeiterglück aus!"

Die Frau schwieg, denn sie wußte nicht, was sie darauf hätte entgegnen sollen. Sie fühlte nur, daß ihr Mann recht hatte.

Am anderen Morgen stand Franz Hasenöhrl wieder an der Hobelmaschine und schob ihr Brett um Brett in das breitgeschlitzte Eisenmaul.

Fritz Haber  : Landwirtschaft und Chemie

Bon ber Notgemeinschaft der deutschen iffen­schaft", die im Reichstag eine Gigung abhielt, wurde über for schungen auf dem Gebiete der Landwirtschaft berichtet. Prof. frig Haber, der Direktor des Dahlemer Instituts für phyfitalische Chemie und Elektrochemie sprach über Landwirtschaft und Chemie".

Die Aufforderung hier zu fprechen verdanke ich dem Umstande führte Professor Haber aus, daß ich vor zwanzig Jahren ein Stüd von der Arbeit getan habe, durch die sich in den letzten Jahr. zehnten die Chemie der Landwirtschaft besonders müglich gemacht hat. Mein Fach ist eine große Firma, eine Firma, die für den landwirtschaftlichen Konsumenten schöne Kleider macht, und auf mir follen sie rasch im Vorübergehen zur Ausstellung fommen. Ich fürchte mich vor dem naheliegenden Mißverständnis, daß ein bißchen Unterstützung der Wissenschaft von Ihrer Seite eine neue Stidſtoff industrie als Ausfluß wissenschaftlicher Leistung erwarten läßt, und womöglich auf diese Weise die Nöte beseitigt, unter denen unsere Landwirtschaft leidet. Soweit mein Verständnis und meine Infor­mationen reichen, tann diesen Nöten nur durch wirtschaftliche Maß­nahmen geholfen werden, die letzten Endes darauf hinauskommen, daß wir unseren deutschen Landwirten alles in allem genommen für die Substanz unserer Nahrung im Jahre drei Milliarden Mart mehr bezahlen, als wenn wir die gesamte Substanz zu den heutigen Weltmarktpreisen braußen im Auslande fauften. Es scheint mir, daß man bei der unbeschreiblichen Bedeutung einer gedeihenden Landwirtschaft in unserem Vaterlande dem Bersuch nicht wird ausweichen können, diese drei Milliarden aus dem Zwischenhandel herauszuziehen, um sie dem landwirtschaft: lichen Erzeuger zuzuführen. Aber, wenn man es versucht, so muß man fich tlar sein, daß diese Milliarden letzten Endes eine Bor. belastung sind, die auf unserer Wirtschaft und speziell unferer in dustriellen Wirtschaft liegt, und man muß das tun, was irgend möglich ist, um diese Belastung zu erleichtern. Dazu mag es man­cherlei organisatorische Möglichkeit geben, die nicht in den Rahmen meiner Kenntnis fällt, aber sicher scheint mir, daß eine eindring­lichere Pflege der Wissenschaft eine sehr nützliche Bei hiffe ist.

Zwei Generationen lang ist die Intelligenz der Nation bevor zugt in Arbeitskreise hineingegangen, die der Industrie angehören, und jetzt ist es Zeit, nachdrücklicher als bisher sie den landwirt. schaftlichen Aufgaben zuzuführen. Eine ganze Menge geschieht auf dem chemischen Gebiete von der Dünger- Industrie. Aber da fie Produzentin ist, so fann sie den Verdacht der Parteilichkeit nicht restlos von sich weisen, und das unparteiliche Urteil ist dringend der wissenschaftlichen Entwicklung bedürftig. Ich erinnere an die

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Beilage des Borwärts

haupt die Wissenschaft pflegen müssen und wieder pflegen, weil sie die Sorte Milch darstellt, die wirtschaftlich noch bedeutender ist für uns als die Kuhmilch, obgleich die Kuhmilch wirtschaftlich fast doppelt so wichtig ist in unserem Lande wie die Kohle und wich­tiger als Eisen oder was wir sonst an führenden Werten uns aus­suchen. Denn wir stehen in einem ungleichen Kampf. Wir haben die Sonne nicht, von der die südlicheren Länder bei gleichem Fleiß unerhört viel reichlicher und bei gleichem Anspruch unerhört viel leichter leben als wir, und wir haben die Schäße unter der Erde nicht, wie die Amerikaner, und nicht die Kolonien, die von unseren Landsleuten bewohnt und bearbeitet sind, wie die Engländer. Wir müssen alles aus der Schulung unseres Verstandes holen und aus der wissenschaftlichen Entwicklung, in der wir glücklicherweise einen Vorsprung erworben haben und, wie ich hoffe, auch behalten wollen.

Europas   größte Eisbrecher

Gewässern eingefroren waren und sich zum Teil in gefährlicher Die große Zahl Handelsschiffe, die in deutschen   und dänischen Lage befanden, hatte Deutschland   und Dänemart Anlaß gegeben, nehmen. Dies sind die russischen Kraffin" ,,, Lenin  " und, Jermad", die Hilfe der größten Eisbrecher, die es gibt, in Anspruch zu sowie die finnischen   Sampo" und Jääkarhu", von denen einige im Kieler Kanal und bei Rügen   wirken.

In Europa   machte Rußland   den ersten Bersuch mit Eisbrechern, um den Weg nach Kronstadt   und Petersburg offenzuhalten, denn der Finnische Meerbusen   meist schwierige Eisverhältnisse auf. Auch Finnland   mußte Eisbrecher beschaffen. Der erste finnische Eis­brecher stärkster Art war der Sampo", 1898 fertiggestellt. Mit ihm erprobte man ein neues System, indem das Schiff außer der Hauptschraube auch am Borderteil eine Schraube hat, die das Waffer unter dem Eis wegsaugt, so daß dessen Widerstandskraft geschwächt ist, wenn sich das Borderteil des Sampo" auf die Eis­bede schiebt. Dieses System ist schon seit langem auf den großen nordamerikanischen Binnenseen im Gebrauch, wo ebenso schwere Eisverhältnisse wie im Finnischen Meerbusen herrschen, weshalb die mächtigen Dampffähren, die über die Seen Eisenbahnzüge bea fördern, als Eisbrecher gebaut wurden. Sie haben längst die Auf­merksamkeit der technischen Kreise erregt. Sampo" vermag drei bis vier Meter dides Treibeis zu durchbrechen.

Besonderes Aufsehen erregte der russische Eisbrecher Jers mad", der, 1899 nach den Plänen des Admirals Matarom ge baut, im Winter Kronstadt   und Petersburg offenhalten und im Sommer den Schiffen auf dem Handelsweg durch das Eismeer zum Ob und Jenissei   den Weg bahnen sollte. Namentlich das Karische Meer tann ja mit seinen Eismaffen schlimme Hinder­niffe bilden. Jermad" machte auch eine Fahrt nach Spitzbergen  und brang tiefer ins Polareis ein, Eisfelder von vier Meter Dicke durchbrechend. Sehr erfolgreich war Jermad" im Finnischen Meerbusen, wo er gleich bei der ersten Fahrt 82 Schiffe aus dem Eise befreite.

Rußlands   größter und stärtster Eisbrecher ist der raffin der im Jahre 1928 feine Leistungsfähigkeit im Norden von Spit bergen gelegentlich der Nachforschungen nach den vermißten Abe teilungen der Nobileschen Expedition bewies. Im Jahre 1914 ge­baut und von 10 000 Tonnen Größe, besitzt er riesige Maschinen. Mit seinem am Borderrande befindlichen Propeller hämmert er die Eisdecke in Stücke und zerbricht die Dede, indem er sich mit ist der enin", zu gleicher Zeit wie Kraffin" gebaut und von seinem gewaltigen Gewicht aufs Eis preßt. Nicht ganz so start etwa 6000 Tonnen. Maschine und Ressel nehmen fast die ganze Länge des Schiffes ein, und der Dampf wird in zehn Kesseln ent­widelt. Bon ungefähr gleicher Größe ist Finnlands   neuester Eis­brecher Jää tarhu", vor zwei Jahren gebaut. Schon äußerlich leicht zwischen den Eismaffen festgellement werden kann. Bei seiner gibt er mit seinen abgerundeten Linien zu erkennen, daß er nicht jüngsten Hilfstätigteit war der Jääkarhu" u. a. bei Rügen   wirt­jam. Uebrigens hat der strenge Winter, der in die Schiffahrts­verbindungen im Norden, besonders in den dänischen Wasserstraßen fowie im Dampffähreverkehr zwischen Warnemünde  - Gjedjer und Saßniz- Trelleborg eine heillose Berwirrung brachte, verschiedenen nordischen Ländern Anlaß gegeben, die Anschaffung neuer, stärterer Eisbrecher in Erwägung zu ziehen. G.

Dem Deutschen   ist von jeher ein besonderer Hang zum Fremden vorgeworfen worden, und auch in unserer Zeit tauchen wieder die Klagen auf, daß wir die eigenen Werte um der ausländischen willen vernachläffigen. Auf dem Gebiete der Literatur hat man das lleber­handnehmen der Uebersetzungen bedauert, aber nach den statistischen Uebersichten über das Uebersetzungswesen, die Dr. August von Löwis of Menar im Buchhändler- Börsenblatt veröffentlicht, treffen diese Borwürfe nicht zu. Bei einem Bergleich der Uebersetzungen aus dem Deutschen   und ins Deutsche für das Jahr 1927 ergibt sich, daß unsere Ausfuhrbilang nur England, Frankreich  , Dänemark   und Norwegen   gegenüber paffiv ist, denn hier stehen allerdings 217 Uebersetzungen aus dem Deutschen 585 Uebertragungen ins Deutsche  gegenüber, doch sonst ist Deutschland   der gebende Teil Aus den anderen Ländern, die Bereinigten Staaten eingeschlossen, wurden nur 388 Werte übertragen, während 1404 deutsche   Bücher in die Sprachen dieser Länder überfekt wurden. Im ganzen wurden 648 Berte mehr aus dem Deutschen   als ins Deutsche übersetzt.

statistischen Ernteergebnisse aus der Borkriegszeit und aus der Nach­triegszeit und an die Irrtümer, die Römer darin nachgewiesen hat. Aber es ist doch übrig geblieben, daß unsere Ernten bestenfalls geUeberfremdung" der deutschen Literatur rade an die Vorfriegsernten herantommen, und die Freunde des Chile  - Salpeters haben den warnenden Finger des Propheten er­hoben, um in diesem Sachverhalte den Zorn Gottes aufzuzeigen darüber, daß wir unseren Stickstoff machen und nicht mehr ihre chilenische Exportware bemuißen. Ist das ein Stück Gotteswahrheit aus dem Munde der Importeure oder liegt es daran, daß es Folgen von fetten Jahren und Folgen von mageren Jahren gibt, wie schon in der Bibel zu lesen, und daß diese klimatische Periode nach dem Kriege eine magere Zeitperiode war, die mit der vorangehenden ge rechterweise nicht verglichen werden darf? Oder liegt es daran, rechterweise nicht verglichen werden darf? Oder liegt es daran, daß wir der Säuerung des Bodens ungenügend durch Kalt ent­gegengewirkt haben und daß wir zu wenig Phosphorsäuren an gegengewirkt haben und daß wir zu wenig Phosphorsäuren an vielen Stellen verwendet haben und in der Bodenbearbeitung durch Jahre hindurch vieles vernachläffigt haben? Wir haben heute un gefähr achtzehn Sorten von Stidstoffdünger. Daß wir richtig beurteilen, unter welchen Bedingungen und in welchem Aus­maße wir die eine oder andere Sorte nehmen, das ist eine Sache des missenschaftlichen Urteils, die wir ebenso wenig der Fabritwiffen­fchaft überlaffen fönnen wie die vorangehende Frage. Wenn wir das Eine oder das Andere falsch machen, so erhöhen wir die Vor­belastung, die wir als Nation um der Landwirtschaft willen auf uns nehmen müssen, durch Ertragsminderung und bezahlen hundert fach, was wir an der wissenschaftlichen Ausgabe sparen. Ich will nicht von der Schädlingsbekämpfung reden und vom Beizen des Saatgetreides. Was ich aber noch streifen will, das sind die großen Fragen einer halb chemischen Landwirtschaft, über die wir mehr lernen sollten. Wenn wir Kraftfutter brauchen, so hängen wir von der Somme ab und von den klimatischen Faktoren, aber menn mur Holzfubstanz wachsen soll, find wir freier. Nun fann man aus der Holzsubstanz Zucker machen, am besten und ergiebigsten nach einem Billstätterschen Berfahren, das man ins Große zu über­feßen bemüht ist. Wenn wir aber den Zuder gemacht haben, tönnen wir niedrige Organismen verwenden wie manche Hefemassen, um daraus Eiweiß zu machen.

Am zahlreichsten sind die Ueberfegungen ins Deutsche aus der schönen Literatur, und zwar besonders aus dem Englischen   und Französischen. Aber auch da zeigt sich, daß nur einige wenige fremde Schriftsteller bevorzugt werden; fo erscheint Jad London mit 22 Ausgaben, Shakespeare   mit ebensoviel, R. L. Stevensohn mit 20, Didens mit 16, Edgar Wallace   mit 15, Oscar Wilde   mit 11, Sham mit 9 Ausgaben. Bon franzöfifchen Dichtern steht der ältere Dumas mit 22 Ausgaben an der Spige, es folgen Bola mit 21, Balzac  mit 8, M. Leblanc mit 6, Romain Rolland  , Maupassant   und Colette  mit je 5 Ausgaben. Die ,, Ueberfrembung" im Jahre 1927 gipfelte also in den Werten taum eines halben Dußends moderner aus­ländischer Schriftsteller; im ganzen aber überwiegen bei den Ueber­fegungen die fremden Klafftter und Halbtlaffiter, deren Uebertragung frei ist. Von den 5066 Neuerscheinungen auf dem Gebiet der schönen Literatur waren mur 689 Ueberfegungen, also 13,6 Prozent. Unter den deutschen   Uebersetzungen in fremde Sprachen steht Rußland   an Ist das rationell oder schiden wir beffer Stidstoff ins Aus der Spitze, das hauptsächlich wissenschaftliche Werte übernimmt; land, wo die Sojabohne wächst und holen im Austausch die Soja- an zweiter Stelle stehen Großbritannien   und die Bereinigten Staa Buchen herein? Solcher Fragen gibt es mehr, und sie verlangen ten; Japan  , das den dritten Blaz einnimmt, übersetzt neben staats­Urteil, wissenschaftliches Urteil und Urteil industriell unbeteiligter und sozialwissenschaftlichen Schriften hauptsächlich Werte der schönen Wissenschaftler, um des Glaubens und der Autorität willen, die Literatur. Das niederländisch  - flämische Sprachgebiet bevorzugt Belle­umentbehrlich sind. Abschließend aber ist zu sagen, daß wir über-| triftit und Italien   philosophisch- pädagogische Literatur.