Beilage
Sonnabend, 23. März 1929
Der Abend
Shalausgabe des Vorwärt
Der Dämon
Randglossen über den Krieg
Das Imperium ist ein gewichtiges Spiel um Krone und Winter palais; ein noch gewichtigeres Spiel aber ist der Krieg, denn da fann man die Krone und den Kopf zujammen verlieren, die Tuilerien, den Kreml und die lebenslängliche Invalidenrente auf cinmal einbüßen. Und dennoch finden sich immer wieder Liebhaber, wie es Tacitus , Titus Livius , Mommsen und jeder einzelne bezeugen fann, der nur mit einer Federspitze den stinkenden Leichnam der Geschichte angerührt hat, derselben Geschichte, die eine Meisterin des Lebens fein follte und zur Lehrerin des Todes, zur Oberin des internationalen Irrenhauses geworden ist.
Dern die Geschichte besteht nur aus einer endlosen Litonei non Kriegen, Kämpfen, Eroberungen, Gewalttaten, Teilungen, Berfol gungen, das heißt eben deffen, was das Leben und Ziel eines Königreiches, einer Republik und jeder anderen Regierungsform ousmacht, die zweckmäßig und ruhmvoll ihre Aufgabe zu erfüllen trachtet. In der Zwischenzeit von einem Krieg zum anderen muß man sich üben und, um nicht aus der llebung zu fommen, einen Bürgerfrieg, einen Parteifrieg, einen sozialen oder religiösen Krieg bes treiben, sich erbittert, vernichtend, grausam verfolgen.
Die Monate werden nach dem Regierungswechsel gezählt, die Jahre nach Kriegs- oder Eroberungsdaten gemessen. Der Tag, an dem man nicht töpft, nicht mit Bech begießt, nicht mit Pfeilen durchbohrt und feien es nur Pfeile aus Gänsefielen ist ein per lorener Tag; ein König, der nicht mit Waffenlärm und Dekorations: rummel in den Krieg zieht, ist ein Trottel; und eine Regierung, die ihren König und ihr Bolf nicht auf die Nachbarn hetzt, war von jeher die schlechteste. Ueber die Errungenschaften der Kultur, über den Fortschritt der Zivilisation wird nur in Petit, am Rand der Kriegskapitel berichtet.
Es ist nun einmal fo: 2lle leben mit dem Kriege, von dem Kriege, für den Krieg. Pazifisten und Träumer aber werden als erfte ins Feuer gehen und darin umfommen wie alles, was sich dem Kriege feindlich entgegenstellt.
Kultur, Kapital, Krieg.
Die Stampflinie zu halten, bedeutet mehr als die alexandrinische Bibliothet; die Bernichtung eines gotischen Doms ous strategischen Gründen ist ebensoviel wert wie alle Stilarten zusammen, und einen Krieg gewinnen, gilt höher als Gerechtigkeit und Fortschritt.
des Gebäudes der Tyrannei ziert ein Spruch aus der Heiligen Schrift. Das Wahrzeichen der Sanitätsabteilungen ist ein rotes Kreuz, das der Hilfstomitees ein weißes. Die Flugzeuge haben ein schwarzes, die Giftgase, Phosgen und Lost, gelbe und blaue, und jedes neu erfundene Gas bekommt ein Kreuz in anderer Farbe. Da liegen nun die Bölfer vor dem Kreuz, flehen demütig um den Sieg ihrer Waffen, flehen das Schlimmste auf den Feind herab oder bestenfalls um Einficht. Es muß doch dem Allmächtigen sehr viel baran gelegen sein, daß möglichst piele Feinde fallen, nicht aber daran, daß die Kriege überhaupt aufhören oder man schnellstens Frieden daß die Kriege überhaupt aufhören oder man schnellstens Frieden schließt! Im Kriege verliert Gott der Herr fein gewöhnliches Gleich gewicht und seine Geduld; denn auch er hat Feinde gegen sich: unsere Feinde. Bon allen Seiten wird er mit Andachten, Ansprüchen, Borwürfen und Beschuldigungen überschüttet und weiß beim besten Willen nicht mehr, wo Bohrheit und mo Gerechtigkeit sind. Mein Bolt, was hast du angerichtet mit deinem Gott!
( Aus Feliz Micfatis- Carsti Der Dämon des Kriegs", Carolusbruderei, Frankfurt a. M.)
Skelette
Ein Totentanz an der Ostfront
Im Laufe unendlicher Kriegsmonate war ich in meiner Rüdentwicklung vom Menschen zum Zier ziemlich meit gekommen.
Ich fonnte im Sumpfe leben, Maultieraas freffen, Menschen töten, mich auf allen Bieren fortbewegen oder wie eine Schlange auf dem Bauche kriechen.
In einer Märznacht betätigte ich mich wieder als Reptil. Meiner neuen Lebensweise entsprechend maren Kopf und Brust gepanzert.
3wei Kameraden schlängelten sich hinter mir her und vervollständigten das Bild des Kriechtieres mit 3 Köpfen und 12 Beinen.
Immer wieder sagte ich mir die Wegrichtung vor, die ich drei Tage lang studiert hatte: breihundert Schritte halb links bis zum Felsstüd beim Granattrichter. dreihundert Schritte
Endlich war ich so weit. Der Schmeiß rann mir unter dem Helm über Stirn und Wangen, während die erstarrten Finger beim
Hudepad.
Im Ottober lagen sie noch übereinander. Zuerst maren fie did geworden. Feist und did. Die Sonne hatte sie aufgepumpt. Eines Morgens waren sie so bid, daß ich dachte, sie wären in der Nacht näher getrochen.
Dann war der obere abgerutscht, und dann waren sie immer fleiner und fleiner geworden.
Schließlich erbarmte sich ihrer der Winter und bededte fie mit feinem Zeichentuch.
Mein Auge war befreit. Aber auch meine Nase. Der be täubende miderlich füße Geruch, den mir der Morgenwind Wochen hindurch aus dem Tal gebracht hatte, hörte auf.
*
Hinter mir brummten die Kameraden: Los! Berdammte Saus
tälte!"
Während ich an den Sfeletten vorbeirutschte, fiel mein Blid auf den einen Balg. Angst mürgte mich plötzlich hoch.
Der Kerl ritt mieder auf seinem Kameraben und grinste, das Räppi schief auf dem Kopf, mit fleischlosem Mund mie betrunken. Gein Rüden hab sich mit einem Rud, zitterte, mibberte und richtete sich auf.
串
Heute weiß ich es. Ein Windfioß hatte den Mantel des Steleits aufgeblafen. Aber damals damals begann ich zu laufen, fiolperie, fiel, erhob mich und lief weiter. Ohne Richtung, ohne Ziel.
Aufzischender Rafetenstrahl, blendende Helle, Gewehrgeballer und MG.- Getläff. Ich warf mich zu Boden.
Nebelballen schnob mein heißer Atem aus Mund und, Nase. Das Blut hämmerte. Der Helm lag wie ein glühender Reif auf meinem Hirn.
Wie lange ich so lag, ich weiß es nicht. Doch dann ich lag Brust an Brust auf einem Menschen! Lag
Nein das war fein Mensch. Das war das Stelett! Auf und davon! Aber mie das Stelett umfrallt mich, läuft mit, fladt und flappert, der Totenschädel schlägt mir ins Gesicht, follert zu Boden...
Heute meiß ich, der Mantel des Sfeletts mar an meinen Brustpanzer festgefroren. Aber damals... damals begann ich wieder zur laufen die tolle Mufit der flappernden Knochen im Ohr
ein
Aufgreifen in einen Teppich eisiger Radeln zu patschen schienen. rasender Reigen schleudernder Solenterbeine, fedfender Rippen und Ich memerierte: Mitten durch den Trichter bis zu den zwei muppender Armtnochen. Steletten...
nicht
Bis zu den zwei Steletten: ein Freund und ein Feind. Jetzt waren es mur mehr zmei Stelette. Nicht Freund Feind zwei Sfelette, hie einander nicht mehr umbringen Manchmal nur blähten sich ihre Kleider im Winde.
Leuchtrateten, 3ischen, Knattern, das Pfeifen der Projektile, ein Einschlag und Nacht...
Zwei Wochen dauerte es, bis ich das Nervenficber überwunden hatte. Dann meinte der Arzt, nun werde auch die Wunde heilen. 2. Brettschneider.
Klärung und Verklärung
Das Geld wird sich immer finden, wenns um Blut geht! Es fehlt mir dort, wo es sich um Veredelung der Kaffe, Erneuerung der Lebensfäfte, Berbefferung der Existenzbedingungen, Erhöhung des fonnten. Bitamingeholtes um die Wiedergeburt des Menschen handelt. Umsonst streden Tausende von drängenden Nöten und bittersten Notwendigkeiten abgemagerte Arme empor, flehen mit leibvoller Bitte um Rettung von ihrem Elendslager, das Geld ist hart gegen fie, ift empfindsam nur gegenüber. zmedlosen Ausgaben, bereit zu jeder Berschwendung mur in Sachen des Krieges: für seine Gemänder, Autos, Flugzeuge, Schiffe. Umsonst warten die Geiseln der Menschheit Tuberkulose , Syphilis, Krebs auf ihre Bändiger, auf die Finanzierung größerer Möglichkeiten; für das Geld find diese Dinge nicht schrecklich. Sie sind schrecklich nur für den Menschen, der der noch schredlicheren Macht des Geldes unterjocht ist. Ihn fnutet die Peitsche des Unglüds und der Krankheiten; ihn geifelt die fürchterliche Macht des Mammons. Alles läßt er über sich ergehen, alles erträgt er, nimmt selbst ein heroisches Sterben auf sich, damit das Geld lebe. Und im Tode noch seht er auf Kosten seiner Nächsten ein Stipendium aus für den Erfinder des besten Giftgases.
Im Kriege mordet ein Mann den anderen, der Dollar aber gebiert neue Dollars; im Kriege gibt es immer weniger echte Men schen und immer mehr falsche Dollars. In den Konferenzen schließ lich spielt sich der Dollar gar als ein Mensch auf; der Mensch aber müht fich vergeblich, die Gunft dieses Dollars zu erringen. Der Dollar schaut nur auf das, was er schwarz auf weiß vor sich ficht; der Mensch aber ist nur rot, der Mensch fut nur fo, als ob er das Schwarze vom Weißen unterscheidet; als ob er seine Feinde liebte; als ob er sogar bereit wäre, feine Schulden zu bezahlen; als ob er geneigt wäre, abzurüften und vor Rührung zu weinen man ihm dafür die Taschen füllt und ihm verspricht, sich nicht in seine Rüstungsangelegenheiten einzumischen, ihm nicht hinter die Ruliffen seiner Kriegsbereitschaft zu guden. Krieg, Moral, Religion.
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menn
Niemand wird belohnt, weil er feinen Mord begangen oder weil er die zehn Gebote getreulich erfüllt hat. Ja, jeder, der sie genau erfüllt, wird in der Welt durch Lächerlichkeit und einen Broden Berachtung gestraft. Belohnt wird nur die Befolgung der Weltrechte. Die meisten Belohnungen entstammen der Hand ungerechter usurpatorischer Regierungen; und den größten Strom an Auszeich mungen, Beförderungen, Orden, eisernen wie hölzernen Kreuzen bringt ein Krieg mit sich.
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Die Verurteilung aller zwischen 16 und 45 wurde bis in die höchsten Instanzen hinein gut geheißen. Der Landsturm rückte ins Geld; es blieben. nur Frauen, Kinder und Greise, um mit dem Ariege zu leben, um an den Krieg zu denken; schlaflose Nächte ihre Erqu dung, Bitterfeit und Enttäuschung ihr Brot; fie arbeiten über ihre Kraft, damit die Arbeitsfähigen indessen zuschanden werden. Aber die Gauffer des Todes und der Verwilderung wußten zu beweisen, daß auch Morden Arbeit ist ja, noch mehr: daß Morden Aufopferung, Heldentum, religiöse Tat und höchste Tugend bedeutet. Und selbst Gott der Herr beobachtet mit Spannung die Drangfal des Strieges, haßt unsere Feinde und schenkt uns seine Gunst. Er schreitet an der Spitze einer jeden Kompagnie, wird wie beim Kirchgang auf Helmen und Fahnen vorangetragen. Ist unser Bundesgenosse, der upfere Sache zu feiner eigenen macht. Unsere Sache ist heilig, und Heiligkeit ist Gottes Eigentum.
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Nur schade, daß er fo läppisch hilft! Sonst wäre doch dem Feinde nicht Hund noch Raze geblieben.
Mit dem heiligen Kreuzeszeichen find alle Attribute des Krieges perfehen. Tapfere und Kühne erhalten bas Streuz, auf daß man sie vom Rest der Christen unterscheide, von denen, die nicht den Mut und die Fähigkeit zum Töten haben. Die Rittermäntel maren mit dem Kreuz geschmidt, und die Schwerttnäufe hatten die Form des Streuzes; auf, der Kriegsstandarie flattert das Kreuz, und die Front
Bemerkungen zu zwei Kriegsromanen
lichen Schmerzen, eine schwarze Krömung des einfachen Soldaten, der immer und immer wieder tragisch geopfert wird. Auch diese Schlacht schlägt den Berichterstatter Renn nieder, noch einmal wird er, vermundet. Biele seiner Freunde und Kameraden sind gefallen, nerwundet, nerschüttet, erfrankt. Und wir sehen nun eigentlich feine Soldaten mehr, wir sehen nur noch das dornengekrönte Gesicht des Menschen, der an allen Fronten und auf allen Seiten geblutet hat.
Lange vor Remarque : Im Besten nichts Neues" erschien| Kapitel sind die Krönung des Buches. Eine Krönung der mensch im Verlag der Frankfurter Sozietätsbruderei ein groß angelegtes Buch von über 400 Seiten. Das Buch heißt: ,, Krieg" und der Verfasser, Ludwig Renn , behandelt darin den Bormarsch 1914, den folgenden Stellungskrieg und Zusammenbruch aus dem Gesichtswintel des eigenen Erlebnisses. Sein Buch ist ein Buch der Klärung und bedeutet in der Bewertung jener blutigen Jahre viel mehr als Remarque . Bei Ludwig Renn findet der aufmerksame Lefer das Rohmaterial, aus dem viele Romane in der Ari wie: ,, Im Westen nichts Neues " gebaut werden können.
Und in einfacher Sprache, die wie eine Blume aus der Erde blüht, ist der ganze Roman geschrieben. Bielleicht ist die Bezeichnung: Roman nicht richtig, denn der Berfasser erzählt ganz einfad, was er in den vier Jahren erlebt hat. Er macht teine großen Gesten, er sucht feine Gründe und auch keine Begründung für alle die furchtbaren Dinge: er ist einfach ein Ramenloser von den vielen Millionen, die Bolf heißen und mehr biologisch als politisch denken. Seine Kameraden im Feld find unkomplizierte Menschen, die plötz lich dem Leben und dem Tode nadt gegenüberstehen und sich be= lich dem Leben und dem Tode nadt gegenüberstehen und sich behaupten müssen. Sie behaupten sich auch. Die ersten Gefechte flirren an der Maas und dann in Frankreich auf und bold mummert und finallt die große Schlacht an der Marne , die eigentlich schon die Niederlage besiegelte. Der Rückzug mit vielen Opfern und Opfe rungen beginnt, und wir erleben das alles mit Ludwig Renn und fchen feine Kameraden ohne jede Berzierung und Verbrämmung auf der schmalen Kante zwischen Leben und Sterben.
Die Schlacht an der Marne ist verloren, die Armeen fluten zurüd und graben sich in die Erde ein. Auch die Kompagnie Renns gräbt sich in die Erde ein, und wir erleben die Monotonie des Grabenfrieges. Die Vormärsche und Rückmärsche sind gefeffelt mie die Front der lauernden Millionen. Die Technik bemächtigt sich der Linien, die Geschützkonstrukteure und Gasfachleute sind wichtiger und entscheidender als sturmbereite Divisionen: der Krieg wird ein Maschinenfrieg, und wenn Renn jene ersten Tage schildert, ist es, als sei er in die Musik der heranfrachenn Granaten vernarrt
Das ist nur das fleine Feuerwerf, um einer Patrouille einen französischen Graben sturmreif zu machen. Das große Feuer trachte später im Herbst 1916 in der Sommeschlacht empor. Auch der Solbat Ludwig Renn muß an die Somme, und grandios ist die Schilderung, wie die Kompagnie durch das Trichterfeld in der Regen nacht in die Linie vorgeht. Der Frontsoldat erlebt feine eigenen nächtlichen Bormärsche wieder, und der friedfertige Leser, der nichts nom Strieg meiß, wird von Graufen geschüttelt. Und dann kommt ein wirres Gefecht, in dem fich alle Grenzen zwischen hüben und brüben verschoben haben, die Kompagnie ist wie losgelöst und fämpft für sich allein vor einem zerschoffenen Bald.
Renn wird verwundet, fommt ins Feldlazarett und dann in die Heimat, wird mit Not und Mühe wieder geheilt, und als er bas fchwerste überstanden hat, ist er nicht mehr der Gefrette Renn, er ist Unteroffizier und geht ins Garnisonlazarett. Seinen Arm fann er nur zwei Handbreit von der Hüfte seitwärts führen. Aber der Krieg geht weiter, die Front braucht nicht nur Meschinen, sie braucht auch Menschen, die diese Maschinen bedienen, und in der Aisne Champagne- Schlacht liegt Renn wieder niitten in einer Front. Diese
Im Zusammenbruch", dem letzten Kapitel, geistern die Oftoberund Novembertage 1918 vorbei, der Berfall hinter den Linien, die Auflösung der Etappe mird geschildert und hinein brüllen die übermächtigen Kriegsmaschinen der Entente. In Deutschland ist Revo lution. Ihre Wellenschläge heben auch bei den Frontsoldaten Gol datenräte an die Spize. Und dann ist Deutschland erreicht und die Sieger rücken nach. Renn ist in Aachen , und so endet er sein Buch:
,, Am Lage darauf rückten wir auf den Bahnhof und warteten bei strömendem Regen auf den Zug. Es war längst Nacht geworden, als er eintraf. Es waren alles Viehwagen mit Schiebetüren. Wohin wir fuhren, wußten wir nicht, nur daß es noch nicht nach Hause ging."
In einer ganz anderen Landschaft, und das nicht nur gen graphisch, liegt Jungnidels Buch: Brennende Sense. Es ere schien im Ernst Schnelle Verlag, Bad Pyrmont , und schildert ein Jahr Rußland im Jahre 1915. In diesem Buch ist wohl noch viel Berklärung und Romantik, aber das Abenteuer jener Zeit und jener Jugend ist glänzend in dem Roman aufbewahrt, und man findet viele Bilder, die für immer haften bleiben. Ein Kriegsberichterstatter, der die Russen als seige Hunde beschimpfte, wird, als er an die Front fommt, von den deutschen Soldaten verprügelt. Ein Soldat kriecht ins Niemandsland, um von einem Toten die zerlesenen Seiten eines Buches zu holen, ein Mann hält die Hand aus dem Graben, um einen Heimatschuß zu verpassen. Etappe und
Front, Haß und Liebe, viele Menschen und viele Schicksale wirbeln vorüber, und neben zartester 2nrit steht das brutale Deutsch der Lanzer, neben der Hymne auf ein russisches Amulett: Für Jod und König und Vaterland.
Bormarsch und Sturm, Plünderung einer Stadt, meiter, inumer. weiter und immer neuer Krieg, neuer Graben und neuer Sturm hegt es durch den Roman. Auch im Osten wird geopfert. Bon beiden Seiten. Der Mann, der einmal von einem Toten die Blätter eines zerlejenen Buches holte, ist nun selbst gefallen.
Im Frühling waren es taufenb. Mann. Im Herbst sind noch 42 Mann übrig, und als der Berfaffer dieses Buches feinen Schuß verpaßt, sind vom ganzen Bataillon noch 23 Mann da. Die anderen find gefallen, verwundet, gefangen, vermißt, ertranft. Mag Jungnidel hat das Buch des verträumten deutschen Kleinbürgers ge schrieben, des Mannes mit der schwärmerischen Seele, dessen Welt unter der eisernen Lawine begraben wird. Der Roman ist voller Abenteuer und dramatischer Handlung. Er ergänzt die groß. artige Tatsachenschilderung von Ludwig Renns Krieg, und es ist wert, daß mir uns auch damit beschäftigen. Seine Brennende MA Senfe" ist wichtig für den Kampf gegen den Krieg.