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Unterhaltung unö ÄAissen

diarel tschapek: Wissen Sie, Herr Staatsanwalt, das ist k«in gewöhnlicher Graphologe. Man gibt ihm irgendeine Handschrift im offenen Kuvert. Er schaut die Schrift gar nicht an. steckt nur die Finger in den Umschlag und fährt mit ihnen über die Schrift. Und nach einer Weile schildert er den Charakter des Schreibers . Er trifft den Menschen haargenau. Ich habe einen Brief des alten Weinberg in das Kuoert gegeben: alles hat er damals erkannt, auch daß er zuckerkrank ist und Pleite machen wird. Was sagen Sie dazu?" Daß er den alten Weinberg gekannt haben dürfte," sagte kühl der Staatsanwalt. Aber er hat die Schrift ja nicht gesehen," regt« sich Herr Ianowitz auf.Er sagt, jede Schrift hat ihr Fluidium, und dieses könne man genau erfassen. Er sagt, dos fei eine rein physische Er- scheinung so wie das Radio. Da» ist kein Schwindel: dieser Prinz Karadagh nimmt kein Geld für sein« Kunst. Er soll aus einer sehr alten reichen Familie aus Baku stammen." Humbug," sagte der Staatsanwalt.Wenn etwas daran wäre, so wüßte man schon längst darum, glauben Sie nicht auch?" Wenn ich's aber mit eigenen Augen gesehen habe. Er ist heute abend bei uns, kommen Sie doch auch und sehen sich den Mann an. yst er ein Schwindler, werden Sie es ja gleich merken. Sie kann doch niemand täuschen." Nein, das kann keiner," sagt« der Staatsanwalt bescherden. Also ich werde kommen. Wetten wir, daß ich den Humbug ent- schleiere?" Nun muß man aber wissen, daß der Herr Staatsanwalt genauer gesagt: der Erste Staatsanwalt Dr. Klapka bei der nächsten Schwurgerichtsoerhandlung die Klage im Prozeß i)»go Müller, angeklagt des Meuchelmords, vertreten wird. Herr Hugo Müller. Fabrikant und Millionär, war angeklagt, seinen jüngeren Bruder Otto auf einen großen Betrag versichert und ihn dann bei einer Kahnfahrt ertränkt zu haben. Außerdem wurde er verdächtigt. vor Iahren seine Geliebte aus dem Weg geräumt zu haben: aber das ließ sich freilich nicht erweisen. Kurz, es war einer jener Pro- zesse, bei dem«in Staatsanwalt zeigen konnte, was er«rmvchte. Hochstapler," entschied bei sich der Herr Staatsanwalt, als er am Abend dem Hellseher gegenüberstand.Prinz Karadagh," stellte Ianowitz den jungen schlanken Mann mit der Brille vor, dessen Gesicht an einen tibetanischen Mönch gemahnte.Wir tonnen an- fangen. Prinz, Herr Dr. Klapka hat«ine Handschrift mitgebracht, hier ist sie. bitte." Danke," sagte der Hellseher müde, nahm das Kuoert und drehte es mit geschlossenen Augen in den Fingern hin und her. Plötzlich erbebte er und schüttelte den Kopf.Seltsam." murmelte er und schluckte ein wenig Wasser. Dann schob er sein« dünnen Finger in den Briefumschlag und erstarrte. Das gelbliche Gesicht schien noch um eine Schattierung bleicher zu werden. Im Zimmer war es still, daß man nur das Fauchen des Herrn-Ianowitz ver- nahm. Herr Ianowitz hatte nämlich einen Kropf. Die schmalen Lippen des Prinzen zitterten und verzerrten sich. Schweißperlen standen auf seiner Stirn.Das kann ich nicht aushalten." stöhnte er und zog die Finger aus dem Kuvert. Er wischte sich mit dem Taschentuch die Stirn« ab, trank hostig einig« Schluck Wasser und nahm dos Kuoert wieder vorsichtig zwischen die Finger.Der Mensch, der das geschrieben hat," begann er mit dumpfer Stimme. der Mensch hat eine groß« Kraft, aber"«r suchte sichtlich nach einem Worteine Kraft, die lauert. Sein Lauern ist furchtbar." Er schrie auf und ließ das Kuvert auf den Tisch fallen.Diesen Menschen möchte ich nicht zum Feind haben." Warum?" fragte der Staatsanwalt..Hat er etwas begangen?" Nicht fragen." bat der Hellseher.Jede Frage ist mir ein Wink. Er könnte alles Mögliche begehen, große und schreckliche Taten. Hier ist ein ungeheurer Wille... nach Erfolg... nach Geld... Dieser Mensch würde vor dem Leben seines Nächsten nicht halt machen. Nein, das ist kein gewöhnlicher Verbrecher. Der Tiger ist auch kein Verbrecher: der Tiger ist ein großer Herr." Jenseits von gut und böse," murmelte der Staatsanwalt. Das sind nur Worte," sagte der Prinz.Niemand steht senseits von gut und böse. Dieser Mensch hat seine präzisen sitt» lichen Begriffe. Er ist keinem etwas schuldig, stiehlt nicht, lügt nicht. Tötet er, so tut er's, als jage erSchach matt" an. Es ist ein Spiel, aber er spielt es richtig." Der Hellseher dachte angestrengt nach«Ich weiß nicht, was es bedeutet, ich sehe einen Teich vor mir und darauf ein Boot." Weiter," stieß der Staatsanwalt hervor. Er atmete schwer. ".Weiter kann ich nichts sehen: alles ist nebelhaft. Seltsam nebelhaft, im Vergleich zu dem ungeheuren, rücksichtslosen Willen, der Beute habhast zu werden. Aber«s ist keine Leidenschaft darin, nur Verstand. Absolut verstandesmähig« Ueberlegung j«der Kleinigkeit... Wie einer eine Ausgabe oder«in technisches Problem löst. Ein solcher Mensch macht sich niemals einen Borwurf. Er ist so selbstsicher, so in sich gesestigt. daß er sich vor seinem Gewissen nicht sürchten muß. Ein Mensch, der alles von oben herab be- trachtet. Ausgeblasen und selbstgefällig:«s freut ihn, daß man ihn fürchtet." Der Hellsther nippt am Wasser.Aber er ist auch ein Komödiant. Ein Streber, der posiert. Er möchte die Welt gerne verblüfsen. Gewig ich bin müde. Ich habe ihn nicht gern." Ihr Hellseher. Herr Ianowitz. ist wirklich ungeheuerlich." Ganz erregt war der Herr Staatsanwalt. Ein Porträt,«in vollkommenes Porträt hat er gegeben: stark und rücksichtslos, ein Mensch, der die anderen als Beule betrachtet. Ein vollendeter Spieler feines Spiels. ein Gehirn, das rein verstandesmäßig feine Tat vorbereitet und sich nienwls einen Borwurf macht. Ein Gentleman, dabei ein Komödiant. Nun sehen. Sie." sagte Herr Ianowitz geschmeichelt..Hab ich es Ihnen nicht gesagt? Das war ein»rief des Textilfchlicfen. nicht wahr?" nein, das war der Brief des Hugo Müller, de« Bruder- mörders. Haben Sie gehört, wie der Prinz von dem Boot auf dem Teich sprach? Aus diesem Boot Hot der Müller seinen Bruder ins Wasser geworfen." ..Ader, ober," staunte Herr Ianowitz�Ich hätte geschworen. daß es«in Brief dieses Gauners, des Schliefen ist. Könnten Sie mir nicht den Brief«in bißchen zeigen? Ich hob« noch nie die Schrift eine» Mörder» gesehen." Gern," sagte der Staatsanwalt und zog das Kuvert aus der Tasche.Es ist übrigens ein interessanter Brief," fügt« er hinzu «d zog das Papier hervor, �va» heißt,,,", das Gesicht de»

3)er Mellseher Staatsanwalts hatte sich verfärbt,dieser Brief gehört zu den Akten... ich darf ihn nicht zeigen... ich..." Das weitere ging in einem Gemurmel unter. Der Herr Staatsanwalt ging nach Hause und merkte nicht, daß es regnet«.Ich Esel, ich Idiot," beschimpfte er sich, da Hab ich in der Eile statt des Briefes von Müller in den Akten meine eigene Handschrift envischt, meine Anmerkungen zur Klage, und habe sie ins Kuoert gesteckt. Ich Trottel. Das also war mein Eharakter, den er aus der Schrift gedeutet hat. Na wort, du Schwindler, dir werde ich's zeigen..."Uebvigens," beruhigte sich der Staats- anwalt nach einer Weile,war es ja gar nicht ja schlimm, was er von mir jagte. Große Kraft. Ungeheurer Wille. Keiner Schmutzerei sähig. Präzise sittliche Begriffe. Das ist alles ganz schmeichelhaft. Und daß ich mir nie einen Vorwurf mache? Das Hab ich Gott sei Dank nicht nötig. Ich erfülle meine Pflicht. Und das mit der rein verstandesmäßigen Ueberlegung stimmt auch. Aber daß ich ein Komödiant bin, ist nicht wahr, ist Humbug, und er ist doch«in Schwindler. Plötzlich blieb er stehen. Natürliche alles, was der Kerl jagt, kann sich auf jeden Zweiten bezsthen. Gemein­nütze. Jeder Mensch ist«in bißchen Komödiant und Streber. Der ganze Trick ist, so zu sprechen, daß sich ein jeder darin erkennen kann und jeder meint, der andere ist es. Ja. so ist es," entschied der Staatsanwalt, spannte den Schirm auf und schritt mit seinen regelmäßigen energischen Schritten der Wohnung zu. Jesus, " jammerte der Vorsitzende, indem er den Tatar ablegte.

Das hat sich wieder in die Länge gezogen. Kein Wunder, wenn der Staatsanwall zwei Stunden spricht. Aber er hat's gewonnen. Au» so schrnnchen Indizien hat er dem Müller den Strick gedreht, das nenn' ich Erfolg. Aber er hat wirklich gut gesprochen. Be- sonders dst Charakteristik des Müller ist ihm gelungen: er ist kein gewöhnlicher Verbrecher, er ist keiner Schmugerei fähig, er lügt nicht, er stiehlt nicht, aber wenn er tötet, so ist es, als jage er Schach matt" an. Er mordet nicht aus fici&enjchnst, sondern aus kühler, verjtondesmäßiger Ueberlegung, als löste er eine Aufgabe oder ein technisches Problem. Sehr gut gesprochen: ist er auf seiner Jagd, so sieht er in seinein Nächsten mir seine Beute. Das nilt dein Tiger war vielleicht etwas theatralisch, aber den Geschworenen hat es gefallen." Oder,"»iieinte einer der Beisitzer,wie er sagte: Dieser Mörder macht sich gewiß keinen Vorwurf, er ist so selbstsicher, so in sich gesestigt er muß sein Gewissen nicht fürchten." Oder die psychologische Beobachtung," fuhr der Vorsitzende fort, während er sich die Hände wusch,daß«r ein Komödiant, ein Poseur sei, der die Well mit seinen Taten verblüffen will" Hugo Müller mit zwölf Stimmen schuldig gesprochen," wun­derte sich einer.Wer hätte das gedacht Ich möchte den Klapka nicht zum Feind haben." Ihm macht es Freude, wenn sich die Menschen vor ihm fürchten," meinte der Beisitzer. Etwas selbstgefällig ist er," sprach nachdenklich der würdige Vorsitzende..Hat aber«inen ungeheuren Willen, besonders den zum Erfolg. Eine große Kraft, aber* Dem Herrn Vorsitzenden fiel dos rechte Wort nicht ein.Na, gehen wir essen." iDmtfch»»n Ann« Unrednlck.)

Gespräch mH Es war in der Kastanie nollee, die an der Peripherie der Stadt «in stilles, nutzloses Dosein oerträumt, ohne mehr einen vor- geschriebenen Zweck zu erfüllen. Zu ihrer Linken schlängelt sich ein schleimiger Kanal, in welchem die Leute gerne junge Katzen ertränken, und zur Rechten erstreckt sich über ein brach liegende« FeK» ein Soldatenfrieidhof, dem in einer Ecke die Gröber der Selbstmörder der Stadt angegliedert sind. Die Menschen lieben diese einsame, zwecklos« Allee trotz ihrer düsteren Umgebung. Beschaulichen ist sie mit ihren flüsternden Blättern«in Hain zufriedener Träumerei, Müden und Derzweiselten ein Asyl, und ein Seufzertempel den Liebenden. Ein freies Gott«»- haus allen, durch dessen grüne Kuppel gedämpftes Licht fällt und in welchem zur Jahreszeit weiße, duftende Kerzen aus Kastanien.- bluten brennen. Der Schüler, von dem lch erzählen will, saß auf einer Bank und starrte in die grünen Laumzweige. Eine ganze Weile hatte er schon seine Blick« in den trägen Kanal getaucht, möglich, daß auch sein« Augen zu dem kahlen Soldatenfriedhof gewandert waren. Als er mich herannahen sah, nahm et die Bank«in. Ich ließ mich neben ihn nieder und beobachtete ihn von der Seite, ohne daß er mir Beachtung schenkte. Er hatte ein gutes, harmloses Gesicht,«in richtiges Iungsgesicht, dos, unter eine rote Primanermütze gesteckt, in der Schar seiner Kameraden nie wieder aufzufinden gewesen wäre. Er schien sich aber in Gedanken auch mit mir, seinem Nachbarn, zu befassen, denn als ich die unoer- mittelte Frage stellte:Sie sind also durchgefallen, Herr Kandidat?" antwortete er mir mit einem vernehmlichen ,Ha", als hätte er die Frage längst kommen sehen. Uebrigens kam ihm dies« Bejahung tief aus dem Leib und schien ihn wie von einer augenblicklichen Uebelkeit zu befreien. Tja," sagt« ich und versuchte den heiteren Ton eines Conferen- ciers anzuschlagen,unangenehme Sache, he?" Stoßweise rang es sich aus seiner Brust: es ist-- entsetz­lich!" Er schlug die Hände vor den Kopf und stützt« auf den Knien die Ellbogen. Möglicherweise harrte er dennoch auf«ine ab- schwächende Phrase meinerseits, die er durch die etwas übertrieben« Dramatik feiner Gebärde herausforderte. Ich ging dem Bengel aber nicht mehr auf den Leim, sondern begann mit der bedingten Robustheit eines Arztes, der einem Kinde eine Beul« ausschneiden soll, in dem Burschen zu forschen. Mit Respekt zu sagen, Herr Kandidat, Sie sind eben mit Pauken und Trompeten durchgeflogen! Das hat man Ihnen heut« schwarz auf weiß bescheinigt, zeigen Sie her den Wisch! Na ja, da steht«s ja»Der Schüler ist nicht reif.. durchgefallen in Mathematik wie zu erwarten, nicht wahr? Physik, Geographie und, nanu, in deutscher Sprache auch«inUngenügend"? Wie? Das ist nicht oerdient? Ach sooo, das hat man Ihnen, da es nun schon passiert war, nur so angehängt, hm. hm.. Es sind auch einigeSehr gut" dabei.--" «Wahrhaftig Religion. Turnen und Freihandzeichnen, boavo Herr Schüler, alle Anerkennung. Mit solchen Empfehlungen sollt« man eigentlich ach, lassen wir dos. Unterschrieben ist dieses mißliebig« Papier vom Direktor und vom Klassenlehrer, die in gewählten Buchstaben ihre zivilen Nomen offenbaren. Sagen Sie mal, Herr Schüler, ist es gerade«in Zufall, daßBonzo" und Lullauge" Ihnen das Genick brachen?" Ich glaube nein. Wer so ein Zeugnis ist wie«in Urteil ohne Bewährungsfrist und Berufungsmöglichkeit." Aber nicht ohne Geschworene, Herr Schüler. Die Klasse hat gerichtet, die Fleißigen, di« Strebenden, die Talente!" Ah-?!" .Herr Schüler, Haird aufs Herz, ist es wirklich eine so infer- nalische Ungerechtigkeit, kam es Ihnen wahrhaftig so unerwartet (abgesehen vomDeutsch "), daß Sie hier weitab von zu Hause umherstreifen und sich ei» wenig«igengefällig in Schmerz ergehen, ja, daß Sie, Herr Schüler, leichtfertig und mehr aus sensationellem Eitelkeitsbedürsnis mit Gedanken spielen, die Ihnen gruslige Schauer über den Rücken jagen? Statt«in Leben, ein herrlich junges Leben, da» noch so rein und unangetastet vor Ihnen liegt, mit Kraft, Willen und Achtung zu formen? Herr Schüler. --" Genug, genug. Ich war gewappnet, o doch, aber ich sehe, es waren faule Ausreden, mehr für andere berechnet, denn für mich. Und sitr mich, das erkenn« ich nun genau, gilt nur die Wahrheit und nichts als die Wahrhett: Ich hätte mich besser auf die Prüfungen vorbereiten müssen..." Sieh, steh. Herr Schüler, eine gute Erkenntnis. Aber vielleicht find St« gar nicht genügend begabt,»der=3*

tfnem Schüler Im Gegenteil, ich bin nach Ansicht meiner Lehrer sogar sehr begabt und bin imstande, in wenigen Wochen einen Lehrstoff zn büffeln, den viele meiner Kameraden sie sind heute alle durch- gerutscht In Monaten kaum bewältigen. Ich bin eigentlich." Nun. was sind Sie?" Ich bin nur. Er erhob sich mit einem Ruck ans seiner zusammengcsuickenen Stellung. Wie zu einem feierlichen Akt. Ich bin nur faul," gestand«r langsam ein.Ich habe mich durch mein« Fähigkeit, schneller und spielender zu lernen als meine Klassenkameraden, zu einem Endspurt oerleiien lassen, der mir übel bekommen ist. Aber," fügte er noch zögernd hinzu,es ist nicht die Freude an der Faulheit, ich bin nicht träge aus innerem Bedürf ni,.__"'"TSW, 'Gut, Herr Schüler, Ich merke, daß Sie sich langsam gefußr ln Ihr Shicksal ergeben." j ,�»1 Noch nicht vollkommen. Aber ich finde mich leichter hinein, je länger ich mich mit Ihnen unterhalten kann, es war doch eine glückliche Eingebung, einen Umweg nach Hause zu machen." Ich sah mit dem Schüler durch die Baumstämme nach dem Kanal, der in Schilf gebettet zum Himmel glänste. Ich werde mich weder ersäufen noch erhängen," sagte plötzlich der Schüler ganz laut.Ich werde jetzt aber heimgehen. Ich habe Hunger und es gibt heute gebackenen Fisch. Ich werde meinem Vater mit breitem Rücken die Zensur einhändigen und was mir das Bitterste ich werde die Tränen meiner Mutter trocknen müssen. Ich werde meinen Kameraden ihren Erfolg gönnen, selbst wenn ich nun auch irgend ein Dienstjubiläum ein Jahr später feiern muß..." Ich erwidert« nichts mehr, sprach doch der Schüler, was ich selbst dachte. In das Laubwerk der alten Kvstamen blies«in Lüftchen, die Zweig« hoben und senkten sich und nrit ihnen viel hundert weiße Blütenkerzen. Eine Andacht, würdig eines Schul- gottesdicnftes, nahm uns gefangen. Ich war dabei, wie der Papa den Schüler verprügelte und war dabei, wie der Schüler die Mutter umarmte. Denn dieser durch-- gefallene Schüler war ich selbst,»nd es ist mir so wahr mir Gott helfe gar nicht so übel bekommen... MaxBernardi.

3>er künstliche tHehlkopf Beim Kehlkopfkrebs, der leider nicht allzu selten oorkonmtt, kann der Kranke in vorgeschrittenem Stadium nur durch eine radikale Operation gerettet werden, die die geschädigten Organe restlos ent- fernt, und da die Stimmbänder der Zerstörung durch den Krebs be- sonders oft ausgesetzt sind, so bedeutet ihr Verlust zugleich auch den Verlust der Sprache. Nun ist es aber jetzt nach vierzehnjähriger Arbeit amerikanischen Merzten geglückt. Kehlkopslosen die Sprache wiederzugeben, indem man sie mit einem künstlichen Kehlkopf aus- stattet. An der Klinik zu Manhattan hat Dr. I. Mackenty eine Vor- richtung ersonnen, durch die schon ein« ganze Anzahl von Patienten instand gesetzt wurden, nach Entfernung des Kehlkopfes zu spreche::. Diese Tatsache wurde erst kürzlich allgemein bekannt, als auch der Senator für Delaware , Eoleman du Pont, einen solchen künstlichen Kehltopf erhielt und als Redner austrat, obwohl ihm wegen Krebses der Kehlkopf mit den Stimmbändern sowie ein Teil der Luströhre und der Zunge herausgeschnitten waren. Ueber die Vorrichtung, durch die diesen Unglücklichen die Gabe der Sprache wieder geschenkt wird, finden sich nähere Angaben in der Frankfurter WochenschriftDie Umschau". Nach solcher Operation wird die Luftröhre an der vorderen Halswand frei noch außen g?- führt. 9In sie schließt sich ein Gummischlonch, wobei eine Platte aus Schwammgummi für festen Schluß am Halse sorgt. Der Schlauch geht zur Pfeifenkannner, in der eine dünne Kautschukmembran, die Über einen Schlitz gespannt ist, die Stelle der Stiminbänder vertritt. Die Membran wird in der Pfeifenkammer gerade so i» Schwin­gungen versetzt wie sonst die Stimmbänder im Kehlkopf. Auf diese Weise kann zunächst mir ein Ton zustande�koimnen, aber noch nicht der Klang der menschlichen Stimme: vor allem können die Kon- sonanten nicht ausgesprochen werden. Zu ihrer Erzeugung, wie zur Stimmbildung überhaupt, dienen auch beim künstlichen Kehl - köpf Mund-, Nasen- und Rachenhöhle. Diesen werden durch ein Hartgumminnindstück di« Tonschwingungen zugeleitet, die in den: künstlichen Kehlkops erzeugt wurden. Der mit diesem Apparat Aus­gestattete muß allerdings erst sprechen lernen, und das dauert eine ziemlich« Weile. Der Patient braucht durchschnittlich etwa ein Jahr, bevor«r mit seinem künstlichen Kehltops sprechen kann.