Katastrophe vor der Bollendung.
Die„ Europa " war im Auguft vorigen Jahres vom Stapel gelaufen. Der Innenausbau des Schiffes, die Einlagerung der Maschinen und beweglichen und festen Teile war so weit voll= endet, daß man mit seiner ersten Ausfahrt bereits im Juli dieses Jahres rechnete. Der Etagenbau durch alle Decks fonnte als fertiggestellt gelten; es fehlte eigentlich nur das mehr schmückende Beiwert und das bewegliche Meublement. Die Maschinen waren bis auf einige Kleinigkeiten montiert und zum Probelauf fertig. Das Feuer ist jedenfalls durch Unachtsamleit bei den Täfelungsarbeiten ausgebrochen, da un= geheure Massen von Holz an vielen Stellen des Schiffes zu diesem 3med aufgestapelt waren. Eine genaue Feststellung ist im Augenblick natürlich noch ganz unmöglich, da das Innere eine einzige glühende Maffe darstellt, aus der gelbe Schwaden hervorffeigen.
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Ein zerstörtes Meisterwerf.
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Als am 15. August 1928 der Transozeandampfer ,, Europa " in Hamburg vom Stapel lief, hielt der amerikanische Botschafter Shurman die Taufrede. Er gab der Hoffnung Ausdruck, daß dieses Schiff auf lange Jahre hinaus dazu beitragen möge, die beiden Bölker diesseits und jenseits des großen Teiches enger zu vereinen. In den ersten Jahren nach dem Kriege hatte sich der deutsche Schiffs. bau aus Erwägungen der Rentabilität mit Schiffen bis zur mittleren Größe von 20 000 Tonnen begnügen müssen. Als im Sommer vorigen Jahres innerhalb 24 Stunden zwei 46 000- Tonnen- Schiffe in Hamburg und Bremen , das eine durch den Botschafter Washingtons, das andere, die Bremen ", durch den Präsidenten der deutschen Republik getauft, vom Stapel liefen, schien eine neue Aera im deutschen Schiffsbau eröffnet. Die ganze Welt jah mit Bewunderung und Aufmerksamkeit die Konstruktion dieser größten und schönsten Schiffe des Kontinents.„ Europa " und ,, Bremen " wären nicht die größten Dampfer der Welt gewesen, sie werden von den drei chemals deutschen Dampfern Leviathan( ,, Baterland")- 59 000 Tonnen- ,,, Majestic"( ,, Bismard")- 56 000 Tonnen und Berengaria"( Imperator")- 52 000 Tonnen über troffen. Aber sie sollten zu den schnellsten Schiffen gehören, die den Atlantik in sechs Tagenüberqueren. Mit diesen Bauten rückte Deutschland mit einer Tonnagezunahme von 12,3 Proz. an die vierte Stelle in der Weltschiffahrt. Italien und Frankreich ließ es hinter sich, es blieb nur noch hinter England, den Vereinigten Staaten von Nordamerika und Japan zurück. Im Schiffbauauftrag dagegen stand Deutschland mit diesen Neubauten an zweiter Stelle der Nationen. Der deutsche Auftragsbestand belief sich im zweiten Bierteljahr 1928 auf 87 Schiffe mit 407 500 Tonnen, während England eine Neubautonnage von 1,2 Millionen Tonnen aufweisen fonnte. Die Inneneinrichtung der„ Europa " sollte allen Anforderungen der Zeit entsprechen. An Stelle des 3mischen beds jollte eine moderne dritte Klasse ausgebaut werden mit Kabinen und Aufenthaltsräumen, so wie dies schon bei der„ Albert- Ballin " Klaffe der Hapag und den legten Dampfern des Norddeutschen Lloyd , zum Beispiel bei dem 32 354 Brutto- Registertonnen großen Doppel schraubenbampfer Columbus" der Fall mar. Die ,, Europa " hätte 4500 Bassagiere bequem unterbringen tönnen. Daß es an vollendeten Sicherheitseinrichtungen und an tünstlerischer Ausstattung, an allen Sport- und Hygieneanlagen nicht gefehlt hätte, brauchi faum hinzugefügt zu werden.
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Jetzt hat eine unvorhergesehene Katastrophe dieses Wert friedlichen Wiederaufbaues vernichtet.
Untergang eines Stettiner Dampfers. Die Besatzung gerettet.
Steffin, 26. März.* Ein der Reederei Kunffmann gehörender Dampfer Beneffa", der sich mit einer Ladung Eisen auf der Reise von London nach Hamburg befand, ist nach Zusammenstoß mit dem holländischen Dampfer„ Batavier I" 17 Seemeilen östlich von Jer. ichelling, gestern vormittag gefunten.
Der Stettiner Dampfer Benetta", der im dichten Rebel stillgelegen hatte, ist von dem Dampfer Batavier I" gerammt worden und innerhalb von drei Minuten untergegangen. Glüdlicherweise konnte die gesamte Besaßung der Benetta", die allerdings nur ihr nacktes Leben rettete, auf den Dampfer Batavier I" übernommen worden, der inzwischen wohlbehalten in Rotter dam angekommen ist. Auch ,, Batavier I". hat schwere Beschädigungen am Bordersteven davongetragen, konnte aber seine Reise bis Rotterdam fortsetzen.
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Die Sachverständigenberatungen.
Verschwundene Beweismittel.
Schwierigkeiten in Jannowitz.
Die Aufklärung des Mordes an dem Grafen Stolberg in| feit sein könnten. Vor allem sind mehrere Briefe in der Nacht des Sie wurden aber nicht beschlagnahmt Jannowitz macht immer neue Schwierigkeiten. Die Berliner Mord- Mordes verbrannt worden. tommiffion, die seit einigen Tagen dort amtiert, hat zu ihrer lleber- und sind dann augenscheinlich von Familienangehörigen ver= raschung festgestellt, daß jenes Buch, in dem der Ermordete zur brannt worden, so daß sie jetzt nicht mehr als Beweismittel her3eit der tödlichen Schüsse las, und das umzweifelhaft mit Blut- angezogen werden können. sprigern versehen war, verschwunden ist. Die Ermittelungen nach dem Verbleib des Buches ergaben, daß es ohne Kenntnis der Behörden dem Ermordeten mit in den Sarg gelegt worden ist. Da die Mordspezialisten aus den Blutsprißern gewisse Schluß folgerungen auf die Lage des Ermordeten ziehen zu können glauben, so ist die Wiederausgrabung der Leiche nicht unwahr scheinlich.
Außer dem Buche ist auch eine Reihe von Dokumenten verschwunden, die möglicherweise für die Beweisführung von Wichtig
Wie von der Polizeiverwaltung Freiberg ( Freistaat Sachsen ) mitgeteilt wird, hat sich dort ein 43 Jahre alter Bergmann Siegmund selbst gestellt, mit der Behauptung, der Mörder des Grafen Stolberg Jannomiß zu sein. An den beteiligten Stellen steht man der Selbstbezichtigung skeptisch gegenüber, da Siegmund einen geistig nicht normalen Eindruck macht.
Augenblicklich prüft die Berliner Mordkommission, ob es sich bei dem Todesschuß nicht auch um einen Fernschuß gehandelt haben fann.
Der Fall des Schmugglerschiffes.
Schatzsekretär Mellon rechtfertigt die Versenkung der 3'm alone".
Der amerikanische Schaßsekretär Mellon veröffentlicht eine Er tlärung, in der die Versenkung des britischen Alkoholschmugglerschiffes ,, I'm alone"( Ich bin allein") durch die Küstenschutzwache voll gerechtfertigt wird. Mellon gibt einen genauen Ueber blick über die Vorgänge und die Tätigkeit des britischen Schiffes, mobei er zu dem Ergebnis tommt, daß kein Zweifel darüber be= stehen könne, daß der versenkte britische Schoner ein Alkoholichmugglerschiff war.
In englischen amtlichen Kreisen legt man sich vorläufig in der Beurteilung starte 3 urückhaltung auf, da die vorliegenden Angaben noch unzureichend sind. Die Entscheidung,
Parlamentsschluß in Warschau . Annahme des Budgets. - Niederlage der Regierung. Warschau , 26. März.
In der heutigen Sejmsizung wurde der Antrag des Regierungsblods, die Kommissionsarbeiten über die neue Berjajjung auch nach Schluß der Session fortzusehen, mit starter Mehrheit abgelehnt.
Dann schritt der Landtag zur endgültigen Abstimmung über das Budget und über die vom Senat vorgeschlagenen
Dr. Menzel
der Polizeipräsident von Magdeburg , wurde unter Ernennung zum Ministerialdirektor mit der Leitung der Abteilung I( Boli tit, Berfassung, Verwaltung und Beamtentum) im Reichsministerium des Innern betraut. Der neue Mitarbeiter Severings hat sich in Schlesien als Landrat bewährt, bevor er vor wenigen Jahren an die Spitze des Magdeburger Polizeipräsidiums gestellt wurde,
Aenderungen. Politisch bedeutsam ist der Beschluß des Sejmi, den vom Senat wiederhergestellten Dispositionsfonds des Innenministers, Generals Sfladkowski, von neuem zu streichen. Im allgemeinen wurde das Budget wiederum in der ursprünglichen Sejm
tommende Finanzjahr sieht Ausgaben in Höhe von 2 766 000 000 3loty vor, denen Einnahmen in Höhe von 2,788 000 000 3loty gegenüberstehen.
Paris , 26. März.( Eigenbericht.) Nach der am Montag stattgefundenen Vollsitzung der Pariser Sachverständigen' glaubt die gesamte Preise einen übertriebenen Pessimus mus an den Tag legen zu müssen. Man erklärt all- fassung hergestellt. Der veranschlagte Haushalt für das gemein und zwar augenscheinlich aus taktischen Gründen, daß die Konferenz in eine schwere Krise eingetreten sei und wahrscheinlich einem Mißerfolg zusteuere. Vor allen Dingen zeigt man sich enttäuscht, daß der Reichsbankpräsident Dr. Schacht doch keine neuen Vorschläge aus Berlin mitgebracht habe. Dann aber behauptet man, daß es Differenzen zwischen den deutschen Angeboten und den alliierten Anforderungen hinsichtlich der Gesamthöhe der deutschen Schuld, die mindestens 15 bis 17 Mil liarden ausmachten, geben werde. Deutschland sei zwar bereit, die interalliierte Schuld abzudecken, aber es wolle darüber hinaus nicht mehr, oder doch höchstens nur noch 3 Milliarden Mart als Rüderstattung für die Wiederaufbautosten zahlen.
Was nun in Paris weiter größte Sorge bereitet, das ist die Aufrechterhaltung der alliierten Einheitsfront. Man glaubt jetzt nicht nur die Amerikaner, sondern auch die Engländer in dem Berdacht haben zu können, daß sie eine nicht genügende Bundestreue zeigen fönnten. England, so betont vor allem das ,, Journal", jei an den Wiederaufbautosten, ebenso mie Amerita, nur sehr wenig interessiert. Wenn es sich nicht bereit findet, Frank reich , Belgien und die übrigen kleinen Alliierten zu ihren Forderungen zu unterstügen, dann müsse die Konferenz unbedingt zum Mtherfolg führen.
Das ,, Deuvre" fieht schon eine Möglichkeit zu einem Kompro miß. Es glaubt voraussagen zu können, daß der Schiedsrichter Owen Young die Deutschen dazu bringt, ihr 3- Milliarden- Angebot auf 8 Milliarden zu erhöhen, während die Alliierten ihre 15- Milliarden- Forderung auf die gleiche Summe ermäßigen müßten.
Nach Verabschiedung des Budgets ergriff unerwartet der den unpäßlichen Ministerpräsidenten Bartel vertretende Innenminister, General Skladkowski, das Wort, um ein Schreiben des Staatspräsidenten zu verlesen, der die Schließung der Budgetsession des Sejm verfügt.
Keine Auflösung in Mecklenburg .
Schwerin . 26. März.( Eigenbericht.) Amtlich wird von der Pressestelle des Staatsministeriums mit geteilt: Die Zeitungsnachrichten, das Staatsministerium jei im Hin blick auf das Urteil des Staatsgerichtshofes in der Sache des Frei staates Sachsen zum Rücktritt und zur Auflösung des Landtags bereit, treffen nicht zu.
Man schreibt uns: Ich kaufte in diesen Tagen einen Bleistift ipiger. Als ich ihn mir gelegentlich näher bejah, wurde ich leb. haft an Herrn held, den bayerischen Ministerpräsi denten, erinnert. Der hat fürzlich dem Korrespondenten einer amerikanischen Zeitung ein Interview gégeben, das er jetzt vergeblich abzuleugnen sucht. In diesem Interview standen allerhand törichte Dinge über die Unterdrückung Bayerns im Reiche, u. a. der Saz, daß die Bayern nicht in der Masse der Deutschen
ob ein formeller Protest erfolgen wird, hängt von der Klärung von von zwei Punkten ab:
1. ob die Versenkung des Schoners außerhalb des Gewässers erfolgte, das von Großbritannien gegenüber den Bereinigten Staaten für die Zwecke der Bekämpfung des Alkoholschmuggels als Hoheitsgemässer zugestanden wurde, und
2. ob die Vereinigten Staaten an der Rechtmäßigkeit der Vere sentung festhalten, wenn sie außerhalb dieses Gebietes erfolgt sei.
In der gesamten englischen Deffentlichkeit findet der Vorfall größte Beachtung und hat die englisch - amerikanischen Beziehungen erneut einer gewissen Belastungsprobe ausgesetzt.
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aufgehen wollten. Nun, und eben daran erinnerte mich der Bleistiftspitzer. Er war hergestellt von einer sehr bekannten Blei: stiftfabrik in Nürnberg und trug auf der Grundfläche die Bezeichnung: DRGM.( Deutscher Reichsgesehmusterschutz) Made in Bavaria - hergestellt in Bayern . Berstehst du, sehr verehrter Leser, lieber in Bayern , nicht in Deutschland ! Denn Deutschland Gott , dafür fann man keine Verantwortung übernehmen, und außer dem für dieses Deutschland , das uns verschlucken will, um nicht zu jagen annettieren, auch noch Reflame machen mit unseren Produften! Nichts da, wir wollen nicht aufgehen in dem allgemeinen Brei, in der Masse der Deutschen , wir bleiben hübsch für uns. DRGM., ja, das muß man leider sagen, denn hier hat der Zentra lismus schon gefiegt. Aber im übrigen: Made in Bavaria . Die separatistischen Gelüfte als Fabritmarte es ist täglich, aber echt bayerisch.
Der Zerrspiegel.
a) Wie die ,, Rote Fahne" uns zitiert:
Und so übertrumpft der„ Borwärts" gestern abend die ganze bürgerliche Preffe und fordert das Berbot der Kommunistischen Partei. Indem das Organ der entarteten Sozialverräter der Kommunistischen Partei unterschiebt, bei jeder möglichen und unmög lichen Gelegenheit mit Revolvern, Gummifmüppeln, Dolchen und. Schlagringen auf politisch Andersdenkende loszugehen", begründet es die Notwendigkeit des Verbots.
b) Was im Vorwärts" stand:
Warum benehmen sich die Herrschaften jetzt so aufgeregt? Sie schreien aus voller Kehle: ,, Wir sollen verboten, wir follen aufgelöst werden!" Das ist nicht wahr. Sie sollen weder verboten noch aufgelöst werden, fie follen allein sich anständig betragen, wie es gefitteten Menschen zukommt. Sie sollen mur darauf ver zichten, bei jeder möglichen und unmöglichen Gelegenheit mit Revolvern, Gummiknüppeln, Dolchen und Schlagringen auf politisch Andersdenkende loszugehen. Sie sollen ihren Kampf mit geistigen Waffen, mit den Mitteln der Ueberredung und der lleberzeugung führen, dann wird ihnen fein Härchen gekrümmt werden.
Milch darf nicht billiger werden. Händler und Paragraphen gegen Konsumvereine. Nur den Konsumoereinen ist bisher eine Berbilligung des Milchpreises gelungen. Kein Wunder, daß sich die Händler gegen den Milchhandel der Konsumgenossenschaften wenden und ihn mit allen Mitteln zu bekämpfen suchen.
So nahm der Konsumverein Borwärts in Dres= ben auf Drängen weiter Kreise den Milchvertrieb im Jahre 1925 auf. Es gelang ihm, den Milchpreis von 35 bis 36 Pf. auf 28 Pf. herunterzudrücken, während im Privat= handel jezt noch 30 bis 31 Pf. verlangt werden. Nun kommen die Händler und behaupten, der Konsumverein verfaufe Milch in Räumen, in denen auch übelriechende oder stauberregende Waren abgegeben werden. Daß das nicht zutrifft, daß in den Berteilungsstellen des Konsumvereins Dresden die Möglichkeit vorhanden ist, Milch in einem den Geschmac nicht beeinträchtigenden Raum unterzubringen, boirrt die Feinde der konsumgenossen schaftlichen Milchverteilung sehr wenig. Hauptsache ist ja auch, daß ihnen der Konsumverein das Geschäft verdorben hat. Sie haben es dann auch soweit gebracht, daß sich demnächst das Oberverwaltungsgericht mit ihrer Beschwerde gegen den Konsumverein Borwärts zu beschäftigen haben wird.
Nun hat ein Geheimrat im Reichsernährungsministerium einen der Deffentlichkeit immer noch nicht bekannten Entwurf eines Reichsmilchgesetzes ausgearbeitet. Diefes Gesetz ficht audy Bestimmungen über die Beschaffenheit, Ausstattung und Lage von Räumlichkeiten, in denen Milch aufbewahrt und verkauft wird, vor. Die Interessenten haben seit Monaten gefordert, daß das Gejet den Berkauf von Milch in gesonderten Räumen bestimmen jou. Diefer Forderung scheint der Geheimrat im Reichsernährungs. minifterium voll und ganz nachgekommen zu sein. Wie eine solche Bestimmung aber zum Schaden der Verbraucher ausgelegt werden fann, zeigt der Fall des Konsumvereins Vorwärts. Wir wollen hoffen, daß der Reichsernährungsminister Dietrich hier schon von seinem Blauſtift Gebrauch macht, ehe das Gesez an den Reichsrat und den Reichstag kommt.