Revolution des Berufsmilitärs
Der Kampf der Meriforebellen gegen die Zivilregierung. Merifo- City, Mitte März.( Eigenbericht.)
Die Geister Mussolinis, Primo de Riveras und der jugoslamischen Dittatur von Königs Gnaden gehen in Merito um. Urplötzlich haben einige Generale entdeckt, daß der wünschenswerteste Zustand im Lande eigentlich die militärische Diktatur wäre und keinem der verdienten ,, revolutionären" Militärchefs Merikos zugemutet werden könne, sich( zum ersten Male in der Geschichte Meritos der letzten 70 Jahre!) den Anordnungen einer 3ivil regierung zu unterwerfen. Nur aus dieser primitiven Dentweise kann man sich einen Aufstand erklären, der außer schäbigen Vorwänden, die von niemanden geglaubt werden, nichts Positives und Wegeweisendes auf sein Banner zu schreiben weiß und ausschließlich vom Ehrgeiz des Berufsmilitärs und persönlichem Eigennutz diftiert
ist. Wohl selten hat eine Militärrevolte in Mexiko jo geringe Gegenliebe und so geringes Interesse gefunden und selbst in der Haupt stadt, die trotz 18jähriger Revolution im Lande ein überaus interessantes Gemisch reaktionärer Triebkräfte darstellt, ist, abgesehen von fanatischen katholischen Elementen, die jeden Schlag gegen Meritos Regierung mit Freuden begrüßen, die Verurteilung der aufständi schen Generale allgemein. So mag denn gejagt jein, daß der Auf stand der Generale Manzo, Aguirre und Gonzalo Esco bar in den Bundesstaaten Sonora, Veracruz und Coahuila vom rein politischen Standpunkt gesehen Anfang an zum Zusammenbruch verurteilt war und an diesem tatastrophalen Resultat nicht einmal momentane militärische Erfolge der Rebellen, nicht einmal die Außerkraftsetzung der Regierungsmaschinerie und ihrer verfassungsmäßigen Funktionen ein Jota ge
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von
ändert hätten. Unzweifelhaft stellte der Aufstand, soweit man ihn bisher übersehen kann, eine viel ernstere Gefahr für die Regierung und die Nation dar als etwa die im Jahre 1927 im Blut erstickte Gomez- Serrano- Rebellion, der einzig zulässige Vergleich ist wohl nur mit der de la Huerta- Revolution des Jahres 1924, die der damaligen Obregon- Regierung monatelang militärisch zu schaffen machte und deren Folgen noch heute deutlich am nationalen Körper zu spüren sind.
Die schäbige Ausrede der Aufständischen, es ginge gegen die Regierung, weil diese einen ihr genehmen Präsidentschaftskandidaten, Ortiz Rubio, auf der Konvention der Revolutionären National partei durch ihr gefügige Delegierte durchgesezt hätte, kann mit einer Handbewegung übergangen werden. Aber selbst wenn die Anklage der Aufstellung eines offiziellen Kandidaten, dessen Sieg in den kommenden Präsidentschaftswahlen absolut gesichert erscheint, berechtigt wäre, so sind diese Generale sicherlich am allermenigsten dazu berufen, die Sache der Demokratie und des merikanischen Boltes mit den Waffen in der Hand zu vertreten. Jedermann in Merifo weiß, daß diese militärische Berteidigung demokratischer Grundsäge nur ein Vorwand ist und daß letzten Endes, mit den Worten des Kriegsministers Calles, die vorgetäuschte Einjezung eines der jezigen Regierung genehmen Präsidentennachfolgers mit der wirklichen, gewaltsamen Einsetzung eines den Militärs genehmen Mannes geantwortet werden sollte.
Aber wohl keine Tatsache dieser Rebellion ist so bedeutend für das politische Innenleben Meritos als
mordas Wiedererscheinen des Expräsidenten Calles
auf der öffentlichen Bühne. Wieder einmal hat die überragende Per sönlichkeit des stärksten Mannes der Republik abschreckend auf eine Anzahl Mitläufer des Aufstandes gewirkt und manchen veranlaßt, feine zweifelhafte Haltung einer gründlichen Revision zugunsten der Regierung zu unterziehen. Calles, heute auf den Bosten des Kriegsministers gestellt, hat ohne Zweifel das Rad des Schicksals zugunsten des Zivilisten Portes Gil gewendet und steht wieder einmal als Retter des Landes und der in den ersten schüchternen Anfängen steckengebliebenen merikanischen Demokratie da. Was eine solche überragende Position in Meriko bedeuten kann und ob wir nicht eines Tages einen Rückfall in die Diaz Diktaturperiode der merikanischen Geschichte erleben werden, ist bei dem faleidoskopartigen Bilde der gegenwärtigen Entwicklung Meritos noch zu früh zu entscheiden.
Es tann mit relativer Sicherheit gesagt werden, daß
der Aufstand auch militärisch verloren
ist. Es war nicht mur die moralische und praktische Unterstügung und die entschiedene Verurteilung des Militärputsches durch den hiesigen amerikanischen Botschafter Morrow, nicht nur die überragende militärischen Kräfte und die Ueberlegenheit der Regierungsleute, sondern letzten Endes die öffentliche Meinung, die, bis auf kleine Splitter, vereint hinter der Regierung stand und ohne die nicht einmal in Merito, dem klassischen Lande der Revolutionen, regiert werden kann. Auch diesmal endet der politische Ausflug der aufständischen Generale vor einem Erichießungskommando, sofern es ihnen nicht glückt, das Land noch vor dem offenen Eingeständnis des Zusammenbruchs zu verlassen. Die Feststellung, daß das Niveau der aufständischen Elemente in Mexiko ständig sinft und die Aufstandsführer die elementarsten Borsichtsmaßnahmen bei diesem immerhin gefährlichen Spiele immer mehr außer acht laſſen, wird auch diesmal allzu deutlich durch die Erfahrung bestätigt. Keine Ideen, geringe Truppenfräfte( die Generale glaubten nach berühmten meri kanischen Muster mit einer Anzahl einflußreicher Gesinnungsgenossen rechnen zu können) und dazu noch zur Regierung übergehende militärische Unterführer, da ja keiner nach ebenso berühmten meritanischen Muster auf der verlierenden Seite sein will!
So sieht die militärische und moralische Bilanz dieses letzten Aufstandes aus und fast könnte man bei aller Stepsis hoffen, daß sich auf diese Weise die militärischen Revolten in Merito eines Tages endgültig totlaufen werden.
Der Kampf um Mazatlan.
Merifo- City, 25. März.( Eigenbericht.) Seit drei Tagen richten die Rebellen wiederholte Sturmangriffe gegen den Pazifikhafen Mazatlan; sie sind aber von den Verteidigern unter General Carilla blutig abgeschlagen worden.
Todesanzeige.
Bill man sich selbst das Grab graben? Der Gesamtvorstand des Preußischen Richter pereins hat fast einstimmig" das Verhalten der Vereinsleitung gegenüber den Prenzlauer Richtern gebilligt ein Beschluß, den man nur als völlig unbegreiflich und ge= radezu verhängnisvoll bezeichnen kann. Berhängnisvoll für das gesamte öffentliche Leben, für den Richterstand und im besonderen nicht zuletzt für den Richterverein selbst
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Mated Giffgas 1919. mb
jamote an
Eine Lampeliade.
„ Guten Morgen, die Herren!"... Mitten in der Nacht ist's. gemaßten Pläzen wohl man muß schon sagen: sauwohl
Breitspurig steht er im grellen Licht der elektrischen Lampe, die der| Bärter bei seinem Eintritt eingeschaltet hat. Er trägt Kürassier stiefel unglaublicher Dimensionen an den Beinen, die hochgebauten Schaftblätter bilden ihm den herrlichsten Unterleibspanzer; aus ihnen ragt eine grüne Joppe, und auf ihr sigt wieder ein bliznagel neuer Stahlhelm. Eine filberne Offiziersbinde um den Leib, auf dem goldenen Schloß das W mit der Krone. In der Hand den schußfertigen Revolver.„ Guten Morgen, die Herren!"
Dieser merkwürdig ausstaffierte Mann ist einer von den Leuten des Novembersturms, der neue Kommandant des Zehlendorfer Lazaretts, der sich seinen Pflegebefohlenen, jungen verwundeten oder erkrankten Offizieren, mitten in der Nacht vorstellt. Dieser vollendete Prolet, Schutzgestalt einer wildgewordenen Revolutions phantasie, benimmt sich sehr unzivilisiert:„ Er streicht sein Zündhölzchen am breitledernen Gesäß in Brand", und er nimmt das Maul gewaltig voll:„ Die alte verfaulte Regierung is aus, endgültig. Jetzt sind wir am Ruder. Und wir werden denen schon zei, gen, was' ne Harfe is. Nu weht die rote Fahne auf'n Branden burger Tor, und Liebknecht hat heute Nacht in't Bette von Willem gepennt. Es lebe die soziale Republik !"
Bissen Sie, welchem Hirn diese Karikatur entstammt? Spüren Sie nicht die Klaue des Löwen? Nun denn: ich stehe dieser Tage an einem Bücherkarren. Mein Blick fällt plötzlich auf einen Titel: Wie Leutnant Jürgens Stellung sucht", Roman von Martin Lam
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fein
lassen, haben kein Verständnis für den jungen Offizier. So geht Jürgens zum Film. Eine dreckige Welt, diese Filmgesellschaft! Kein Mensch! Wie bei den Revolutionären nur Karikaturen des Menschen! Aber Jürgens hält aus, bis sich ihm die Aussicht eröffnet, nach Schlesien zu gehen, um gegen Bolschewifen und Polen zu kämpfen: Bewegt, ernst und glücklich zugleich sah Leutnant Jürgens vor sich hin. Dann nahm er den sorglich gehüteten Degen aus dem Koffer. Von dem silbernen Portepee der blanken Klinge lachte ihm das helle Licht zurück." Schluß!
Jürgens, der Offizier seines Königs", der Flieger seiner Majestät", der die Mobilmachung als ungeheuren, unvergeßlichen Rausch" erlebt hat, hängt an seinem König und seiner Uniform. Auf vielen Seiten perteidigt er hymnisch den alten Offiziersstand, und empört trennt er sich von seinem, ihm tontrastierten Freunde, dem Offizier, der um des Lebens willen die Würde des Kleides und des Berufes preisgibt. Und Jürgens ist ein guter Hasser, der die Umstürzler nur im verzerrenden Licht sehen kann. Das Neue ist Unrat, grotest und ungeheuer. Blutige Tränen meint er, als man ihn zwingt, seine Kokarden von der Müße zu nehmen, und er jubelt, als ihm sein Redakteur erzählt, wie er die Banden, die, von
Ruſſen geführt, seine Redaktion besegen, durch seine Schneidigkeit Mordbrennerei, Räuberbanden und Bolschewisten", und im Treiben zum Kuschen bringt. In einem Atemzug spricht Jürgens von der Umstürzler vernimmt er die„ irren Schreie wahnminigen Ueber
pel; 1920. Auf der ersten Seite prangt das Signet des Verlags Langenscheidt, Berlin : ein geharnischter Ritter mit einer Fahne: Wahrhaft Wehrhaft." Natürlich nehme ich den Schmöter mit, denn ich verspreche mir eine Entdeckung. Und es ist eine Eni deckung. Mit Ergözzen lese ich gleich auf der ersten Seite die Schilder Zehlendorfer Lazarettkommandant kommen aus demselben feeliderung des Zehlendorfer Lazarettkommandanten.
In dem Roman wird geschildert, wie der Leutnant Jürgens, empört über den Umsturz, seine Waffen ablegt und Unterkommen im bürgerlichen Leben sucht. Erst meldete er sich noch beim Heimat schutz und legt dort den Entwurf zur Bildung eines Lüzomschen Freikorps vor. Aber diese Krapüle, diese Brüder des Lazarett tommandanten, die die Sache schmeißen und sich auf ihren an=
Beranstaltung der Sonderabteilung der Volfsbühne.
Unter dem Titel ,, Rechenschaft" hatten die Sonderabteilungen der Volksbühne im Plenarjaal des ehemaligen Herrenhauses einen Ermin- Piscator- Abend veranstaltet. Der Saal war überfüllt, und die meistens sehr jungen Leute jubelten ihrem angebeteten Regiffeur zu. Worüber sollte sich nun Biscator rechtfertigen? Jede Bühne fann einmal in Schwierigkeiten geraten, besonders in wirtschaftlich unsicheren Zeiten. Aber der Fall liegt hier anders. Aus den Reihen seiner intimsten Anhänger sind Piscator Borwürfe darüber gemacht worden, daß er proletarische mit tapitalistischen Interessen verfnüpfte. Jetzt, vor dem Beginn einer neuen Piscator- Aera, mußte sich also der Regiffeur und Theaterdirektor zu reinigen versuchen. Gelang dies?
Piscator gab zuerst einen furzen Abriß seines Lebens, d. h. allerdings nicht seines Lebens, sondern eher seiner Regisseurlaufbahn. Ein Uneingeweihter wird aus diesen Ausführungen nicht ersehen haben, woher Piscator der Fahrt tam, noch ,, wie sein Nam' und Art". Klar umrissen gab Piscator ein Bild von seinen Auseinanderfegungen mit der Volksbühne, von den Prinzipien seiner Regie und von der Situation des bürgerlichen Theaters. Verschwommen wurde er jedoch, als es sich um die Darlegung der Finanzierung seines Theaters am Nollendorfplatz handelte. Er erklärte, daß die Gelder von Privatkapitalisten stammten, die sie ihm bedingungslos zur Verfügung stellten. Ferner betonte er die Schwierigkeiten, die sich ihm boten, als das Theater finanziell schlecht stand.
Die Rechtfertigung allerdings, warum er sein Theater zum letzten Schrei des kommunistischen Kurfürstendamm - Snobismus machte, blieb Piscator eigentlich schuldig. Er rechnete vor, daß er der Volksbühne Pläge für 1,20 m. abgeben mußte, die in der Auf stellung der Bilanz 3 M. foften sollten. Schließlich würde sich kein Theaterdirektor dagegen wehren, trotz schönster Ueberzeugung, wenn eine gut zahlende Oberschicht sein Theater frequentiert. Hier aber liegen gerade die Gründe seines Zusammenbruchs. Durch gute Einnahmen verführt, engagierte er Schauspieler, deren Gagen den Etat überschritten. Piscator gibt selbst zu, daß er die finanzielle und persönliche Kraft überschätzt und daß er selbst am Schluß den lleberblick verloren hätte. Das später an die Piscator- Bühne angegliederte Lessing- Theater erschwerte besonders die finanzielle Situation. Der Kurfürstendamm - Enthusiasmus ließ bald nach, und das Unglück war fertig.
Der reumütige Piscator verspricht nun für seine neue Bühne eine Umstellung. Der Snob hätte in seinem Theater keinen Blaz mehr. Die neue Bühne soll ebenfalls ein aktuelles fämpferisches Theater sein, ein Fundament für die großen Massen, die in ihr eine Vertretung ihrer Interessen sehen sollen. Parteipolitische Spaltungen dürfen nicht auftreten.
Auch für den neuen Spielplan bedeutete die größte Schwierig keit die Wahl der Dramen. Bisher ist kein ideales Stück vorhanden, aber vierzig der eingereichten Dramen könnten zur Aufführung gelangen. Biscator will universelle Stoffe zur Darstellung bringen. Er nannte Trieb, Ehe, Justiz. Solange teine Dramen vorhanden find, sehe er sich gezwungen, durch die Regie seine Gedanken zum Ausdrud zu bringen, auch wenn der Stoff sich manchmal als spröde ermeist. Aftuelle dramatisierte Reportage ist die Notwendigkeit.
Am Schluß erklärte Biscator, daß ein enges Zusammenarbeiten mit der Bolfsbühne notwendig jei, jetzt vor allem, da der fort schrittlich denkende Karlheinz Martin zum fünstlerischen Leiter ernannt sei. Reine Lösung von der Volksbühne, dagegen Ausbau der Sonderabteilungen. In ihnen wirfe die politifierende Jugend.
Eine Rechtfertigung also, die vorsichtig herumtastet und Kompromisse sucht. Die nächste Spielzeit wird zeigen, wohin das Aepfelchen rollt. F. S.
Der tschechische Dichter Brezina geftorben. Am Montag ist der bedeutende Dichter Ottofar Brezina in einem Alter von 61 Jahren gestorben. Er hat sich durch seine pantheistischen Dichtungen ganz moderner Art und seine Essays einen Namen gemacht. Seine Arbeiten sind zum Teil von Werfel ins Deutsche übersetzt worden. Zum Staatsjubiläum erhielt Brezina einen literarischen Staatspreis im Betrage von 100 000 kronen.
Das Berliner Beethoven- Stipendium, das die Stadt Berlin zum Andenken an den 100. Todestag Ludwig van Beethovens im Bettage von jährlich 10 000 M. für bedürftige und begabte Musitstudierende geftiftet hat. winde jezt zum ersten Mal vergeben( zugleich für das Vorjahr). 20 Schüler der Staatlichen Hochschule für Musik in Charlottenburg und der Drchester. Aus der Deutschen Zeitung" vom 26. März 1929, scule enthielten ein Jahresstipendium von je 1000 m. sugemenbet.
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schwanges, die geilen Rachegelüfte der Bestie im Menschen". Das ist also der Lampel von 1919! Aber nein, es ist auch der Lampel des„ Giftgases". Belustigt erkennt man in beiden Werken dasselbe Gesicht, dieselbe geistige unreife und dieselbe karikaturistische Berzerrung der Wirklichkeit. Der General mit dem Giftgas" und schen Raum; find die Produkte des gleichen kleinen, hysterisch subjek tiven Hasses. Wer das einsieht, wird Peter Martin Lampel nicht länger überschätzen, sondern wird lächeln über ihn. Und wenn er sich heute noch so tommunistisch gebärdet: seine Werke sind kein Giftgas, sie sind allerhöchstens Stinkbomben, die eine Weile die Luft verpesten. Schließen wir die Akten! Es lohnt nicht der weiteren Worte!
W. L.
Der Lokomotivführer von Scheibs.
In Scheibs im Desterreichischen hat man jetzt ein Denkmal eingeweiht, das ein wenig aus dem Rahmen des üblichen fällt. Denkmalsweihen an sich sind in unserer Zeit ja nichts Neues. Die Bürger haben sich daran gewöhnt, ihr schlechtes Gewissen den Opfern des Krieges gegenüber durch das Aufstellen martiger Gedenksteine zu entlasten. Kaum ein Tag vergeht, an dem nicht irgendeine Gemeinde den Helden der großen Zeit eine steinerne Geschmacklosigkeit Hier ein erhobener Schwurfinger, der zur Vergeltung mahnt, dort eine Schlachtfeldizene in lyrischer Berklärung mitt lächelnden Kriegern, die in den Tod gehen, als marschierten sie zur Kirchweih und ähnlichen Motiven unserer Heimatmaler. Das nennt man dann Heldenverehrung.
widmet.
In Scheibs im Desterreichischen aber war es ausnahmsweise mal anders. Da hat man feinen Helden des Krieges geehrt, sondern einen Helden des Friedens, einen schlichten Lokomotivführer, der keinen Reford im Töten, sondern einen Rekord im Retten von Mitmenschen aufgestellt hatte.
Der Lokomotivführer hatte bei einem Maschinenbruch den von ihm geführten D- 3ug im letzten Augenblick noch zum Halten gebracht. Sein Heldenmut und seine Geistesgegenwart bewahrten den Zug vor einer schweren Katastrophe. Auf einer schmalen Brücke, die über einen Abgrund führte, tam der Zug zum Stehen.
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Nur der Retter büßte" die große menschliche Tat mit dem Leben er stürzte in die Tiefe und konnte erst als Leiche wieder geborgen werden. Diesem Helden hat man bei Scheibs nun ein Denkmal gesetzt. Es war alles wie sonst, nach außen wenigstens. Ansprachen, eine Kapelle. Aber Korporationen mit Fahnen, die 500 Lokomotivführer, die aus ganz Desterreich als Deputationen der österreichischen Eisenbahner gekommen waren, um ihren Helden zu ehren, waren nicht Fleisch vom Fleisch der üblichen Denkmalsſtatiſten. Sind sie doch alle Helden des Werktags, namenlose Soldaten der Arbeit, die tagtäglich in den Schüßengräben des Lebens stehen. An jedem Drt, in jeder Fabrik, auf jeder Lokomotive, in jedem Schacht, auf der Straßenbahn und hoch oben auf schwindelndem Baugerüst sitzen sie die namenlosen Helden des Proletariats. Und denken des einen unter ihnen, der den Kampf mit dem Leben bezahlen mußte und dem sie ein Denkmal gesetzt haben, bei Scheibs im Desterreichischen. Ernst Dittmar.
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„ Die Stunde der Entscheidung."
( Universum.)
Die Filmproduktion, besonders die amerikanische, wird von den gleichen Gesetzen beherrscht wie die Wirtschaft überhaupt. Die Ronkurrenz bemüht sich, neue Artikel, die eingeschlagen haben, fofort nachzuahmen. Lubitschs ,, Hotel Stadt Lemberg" war ein großer Erfolg, also macht man dieselbe Sache noch mal: der Krieg und die Straßenschlacht als Hintergrund und die Frau, die zwischen den beiden kriegführenden Parteien hin- und hergeworfen wird, im 3entrum. Nur übersteigert man noch alle Motive. Das Mädchen wird hier zuerst zur Prostituierten degradiert, damit sich dann ihr Aufstieg um so prächtiger gestaltet; ein russischer und ein österreichischer Offizier werden ihre brüderlichen Freunde. Der Krieg schlägt alles auseinander, aus den Freunden find Feinde geworden, das Mädchen wird von dem Russen, als er Tarnopol erobert hat, zur Hingabe gezwungen. Und sie tut es, um Landsleute vor dem Tode zu retten und ihrem Vaterland durch die Befreiung eines Spions einen großen Dienst zu erweisen. Die Desterreicher kommen zurüd, das Mädchen avanciert zu einer Art Nationalheiligen und findet Berzeihung und erneute Liebe bei ihrem Desterreicher.
Der Stoff ist ja beim Film nicht allein entscheidend, sonst müßte man diesen Kolportagereißer unbesehen ablehnen wegen seiner Berlogenheit, Sentimentalität und der Spekulation auf die Tränenbrüje. Aber die Regisseure Henry Ring und Sam Taylor bringen bant einer hervorragenden Photographie viele gute Bildeffette her. vor, und vor allem versteht es Norma Talmadge in diesem Musterexemplar einer Filmrolle, die ungefähr alles umfaßt, mas eine Frau überhaupt darstellen kann, die mannigfaltigften Seiten ihres Talentes abzuschlagen. Sie ist bald süß wie ein Mädchen von Greuze, bald bringt sie leidenschaftliche und tragische Atzente ins Spiel, und immer sieht sie interessant aus. Die beiden Rivalen um ihre Liebe sind nach der üblichen Schwarz- Weiß- Technit charatterisiert. Arnold Kent hat mit dem bösen" Ruffen die lohnendere Aufgabe.
T.
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